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Es ist das Jahr 1877, ein Jahr nach der Schlacht am Little Bighorn. Der große Freiheitskampf der Dakota ist zu Ende. Einst tapfere Krieger und freie Jäger, fristen die Dakota jetzt ein jämmerliches Dasein in der Reservation. Der Bärenbande wurde ein unfruchtbarer Landstrich zugewiesen. Doch Tokei-ihto, wie durch ein Wunder dem Gefängnis lebend entkommen, will nicht zulassen, dass Hunger und Alkohol, Betrug und Verrat seinen Stamm weiter dezimieren. In einer waghalsigen Aktion führt er die Bärenbande nordwärts, in Richtung der kanadischen Grenze. Doch Red Fox und seine Männer sind den Indianern auf den Fersen und entschlossen, Tokei-ihto zu töten. Das Buch enthält im Anhang das "Schlusswort" und die ausführlichen "Geschichtlichen Bemerkungen" der Autorin aus der Erstausgabe von 1951 sowie ein Nachwort des Biographen der Autorin, Erik Lorenz.
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Seitenzahl: 543
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Liselotte Welskopf-Henrich
Über den Missouri
Die Söhne der Großen Bärin VI
Roman
Palisander
eBook-Ausgabe
© 2015 by Palisander Verlag, Chemnitz
Erstmals erschienen 1951/1966 im Altberliner Verlag, Berlin
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Covergestaltung: Anja Elstner unter Verwendung einer Zeichnung von Karl Fischer
Mit einer Illustration von Herbert Prüget
Lektorat: Palisander Verlag
Redaktion & Layout: Palisander Verlag
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
ISBN 978-3-957840-10-3 (e-pub)
www.palisander-verlag.de
Die Söhne der Großen Bärin
1. Band: Harka
2. Band: Der Weg in die Verbannung
3. Band: Die Höhle in den schwarzen Bergen
4. Band: Heimkehr zu den Dakota
5. Band: Der junge Häuptling
6. Band: Über den Missouri
Liselotte Welskopf-Henrich (1901 - 1979) war eine deutsche Schriftstellerin und Wissenschaftlerin. In den Jahren der Naziherrschaft war sie am antifaschistischen Widerstandskampf beteiligt. Ihre Erfahrungen aus der Weimarer Republik und dem »tausendjährigen Reich« verarbeitete sie in ihren Romanen »Zwei Freunde« und »Jan und Jutta«. 1951 erschien die Urfassung ihres Indianerromans »Die Söhne der Großen Bärin«, den sie später zu einem sechsteiligen Werk erweiterte. 1966 erschien »Nacht über der Prärie«, der weltweit erste Gesellschaftsroman über die Reservationsindianer im 20. Jahrhundert. In den folgenden Jahren, bis zu ihrem Tod, entwickelte sie diese Thematik in vier weiteren Bänden weiter. Darüber hinaus war sie seit 1960 Professorin für Alte Geschichte an der Berliner Humboldt-Universität und seit 1962 Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Sowohl als Wissenschaftlerin als auch als Schriftstellerin fand sie internationale Anerkennung. Die Stammesgruppe der Oglala verlieh ihr für ihre tatkräftige Unterstützung des Freiheitskampfes der nordamerikanischen Indianer den Ehren-Stammesnamen Lakota-Tashina, »Schutzdecke der Lakota«.
Gewidmet
jenen tapferen Männern, Frauen und Kindern
der Dakota-Oglala,
die nach vielen Leiden
unter den schwierigsten Voraussetzungen
ihr neues Leben aufbauen.
Es wird mir immer eine Ehre sein,
von ihrer Stammesgesellschaft
den Namen
Lakota-Tashina
empfangen zu haben,
und ich möchte mich dessen würdig erweisen.
Liselotte Welskopf-Henrich
Cover
Titel
Impressum
Über die Autorin
Karten
Widmung
Der Gefangene
Heimkehr
Die Bärenknaben
Indianische Kriegskunst
Bruderkampf
»Ihr dürft nicht sterben!«
Kampf mit dem Zauberbüffel
Die großen Feinde
Schlusswort der Autorin aus der Erstausgabe von 1951
Geschichtliche Bemerkungen der Autorin aus der Erstausgabe von 1951
Nachwort von Erik Lorenz
Weitere Bücher
Fußnoten
Weihnachten und die Sonnenwende waren längst vorüber. Die Tage wurden schon länger als die Nächte, aber die Kälte, die erst spät mit voller Strenge eingesetzt hatte, wollte nicht weichen, und die Bewohner der rauhen Prärien erwarteten noch schwere Schneefälle. Das kleine Fort am Niobrara lag einsam und verlassen. Auf dem Turm hielt Pitt in Pelzkleidung Wache. Ohne viel Aufmerksamkeit schaute er über die hügelige, steppenartige Landschaft, über Sand und kurzes Gras, über den seichten Fluss und die von Frühjahrs- und Herbstwassern abgefressenen Ufer, hinein in den Wirbel von Schneekristallen und Sandwehen. Dabei fiel ihm der Tag ein, an dem er zum ersten Mal zu dieser Vorpostenstation in der Prärie geritten war. Auch damals war es dem Kalender nach schon Frühling, auch damals hatte es aber noch gestürmt. Pitt sagte zu sich selbst, dass er in dem abgelaufenen Jahr sowohl auf Fort Randall am Missouri als auch auf diesem kleinen Fort am Niobrara wahrhaftig mehr Schlechtes als Gutes erlebt habe. Er wollte den Dienst so bald als möglich aufgeben und hinüberreiten zu der Agentur der neuen Dakotareservation. Vielleicht gab es dort ein besseres Auskommen für einen kleinen Mann. Red Fox, erfahrener Präriejäger und Gauner, hatte dem Stummelnasigen in dieser Richtung Hoffnungen gemacht.
Während Pitt den ereignislos und ungefährlich gewordenen Wachdienst versah, saß Capt’n Anthony Roach im Kommandantenzimmer und hing ebenfalls seinen Gedanken nach, die sich mit denen des kurznasigen Pitt in einigem trafen. Auch Roach wollte dem Niobrara so bald als möglich den Rücken kehren; er hoffte auf die Versetzung in eine angenehme Garnison im Hinterland, nachdem er seine Pflichten im Indianerkrieg vorzüglich erfüllt zu haben glaubte.
Anthony Roach trug, wie er das immer zu tun pflegte, eine tadellos sitzende, fleckenlose Uniform. Sein Gesicht war glatt, die Nägel waren gepflegt. Der Capt’n lehnte sich zurück und konnte dabei wieder feststellen, dass der Armstuhl, den er sich hatte anfertigen lassen, genau zu seiner Figur passte. In der Rechten hielt er ein aufgeschlagenes Notizbuch, mit der Linken nahm er die Zigarette vom Mund. Er beugte sich vor, um sie im Aschenbecher auszudrücken, und wandte seine Aufmerksamkeit ganz den Notizen zu. Ein Bleistift, nach dem er griff, erschien ihm zu stumpf, er legte ihn weg und suchte sich einen anderen, Marke Faber, aus.
Als er eben neue Anmerkungen zu machen gedachte, rüttelte der Sturm an Palisaden und Holzbauten. Das Schiebefenster vibrierte. Roach warf dem Fenster einen Blick strafender Überlegenheit zu und begann seine Gedanken mit Hilfe von Blei und Notizbuch systematisch zu ordnen.
Jahr des Herrn 1877. April– der 21.
Wir sind erfolgreich gewesen. Die feindlichen Dakota sind vollständig geschlagen, auf die Reservation getrieben.
Roach strich, von seinen eigenen Gedanken geleitet, eine Position in seinem Notizbuch aus, mit geradem, genau abgemessenem Strich, und setzte den Bleistift neu an.
Zweitens streichen wir Samuel Smith, den Major mit Ehre und Gewissen, der die roten Schweine noch gegen mich in Schutz nahm. Er ist gestorben, hat mir endgültig Platz gemacht. Das Verfahren gegen ihn erübrigt sich.
Anthony zog den zweiten Strich, langsam, grausam, mit Genuss. Er war sich der Narbe an seiner rechten Hand bewusst, die von einem Pistolenschuss des verstorbenen Majors herrührte. Nun konnte eben diese Hand den Namen Samuel Smith ausstreichen. Wieder wurde die Bleistiftspitze angesetzt.
Drittens streichen wir Cate Smith, die Tochter des Majors, ehemals meine Verlobte, ehemals Erbnichte der Mühlenbesitzerin und Witwe Betty Johnson, heute enterbt, entlobt, überhaupt völlig überflüssig. Wird mit dem nächsten Transport an den Missouri zurückgeschickt… Roach zog einen achtlosen, nicht ganz geraden Strich.
Viertens…
Anthony Roach wurde unterbrochen. Die Tür des Kommandantenzimmers, die in den Hof führte, war aufgerissen worden. Der Sturm heulte herein, wirbelte die Zigarettenasche aus dem Becher und fuhr in die mit Pomade gelegte Frisur des Captains. Ein großer Mensch, ganz in Leder gekleidet, betrat den Raum und zog die Tür, der Gewalt des Sturmes entgegen, wieder zu. Mit hörbaren Schritten kam er zu dem Schreibtisch heran. Ohne überhaupt zu grüßen, warf er die Kuriertasche auf die Tischplatte vor Roach hin. Dann ließ er sich auf die Wandbank fallen. Er streckte die Beine aus und holte seine Pfeife hervor.
Der Capt’n in Roach kochte. Anthony Roach wollte sich das jedoch nicht anmerken lassen, sondern Abstand, Ansehen und Ordnung auf leicht gedämpfte Weise wahren. Die verstreute Asche blies er vom Tisch, richtete die Augen wieder auf das Notizbuch und setzte sein bis dahin nur in Gedanken geführtes Selbstgespräch laut fort, in einer Haltung, als ob der andere überhaupt nicht vorhanden sei.
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