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Harka, der junge Dakota, wächst als Begleiter seines verbannten Vaters heran. Beide leben als Gäste bei den Schwarfuß-Indianern. Dort erlebt Harka die Gefangennahme eines Häuptlings seines eigenen Stammes. Zum ersten Mal fragt er sich, weshalb Indianer gegen Indianer kämpfen. Aus der Zuflucht bei den Schwarzfüßen werden Harka und Mattotaupa durch die Machenschaften des Abenteurers und Goldsuchers Red Fox gerissen. Sie gelangen wieder zu der sagenumwobenen Höhle in den Schwarzen Bergen, in der sich ein Goldschatz befinden soll und die zugleich als Heimstatt der Ahnherrin der Söhne der Großen Bärin gilt.
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Seitenzahl: 593
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Liselotte Welskopf-Henrich
Die Höhle in den schwarzen Bergen
Die Söhne der Großen Bärin III
Roman
Palisander
eBook-Ausgabe
© 2015 by Palisander Verlag, Chemnitz
Erstmals erschienen 1963 im Altberliner Verlag, Berlin
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Covergestaltung: Anja Elstner unter Verwendung einer Zeichnung von Karl Fischer
Mit einer Illustration von Herbert Prüget
Lektorat: Palisander Verlag
Redaktion & Layout: Palisander Verlag
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
ISBN 978-3-957840-04-2 (e-pub)
www.palisander-verlag.de
Die Söhne der Großen Bärin
1. Band: Harka
2. Band: Der Weg in die Verbannung
3. Band: Die Höhle in den schwarzen Bergen
4. Band: Heimkehr zu den Dakota
5. Band: Der junge Häuptling
6. Band: Über den Missouri
Liselotte Welskopf-Henrich (1901 - 1979) war eine deutsche Schriftstellerin und Wissenschaftlerin. In den Jahren der Naziherrschaft war sie am antifaschistischen Widerstandskampf beteiligt. Ihre Erfahrungen aus der Weimarer Republik und dem »tausendjährigen Reich« verarbeitete sie in ihren Romanen »Zwei Freunde« und »Jan und Jutta«. 1951 erschien die Urfassung ihres Indianerromans »Die Söhne der Großen Bärin«, den sie später zu einem sechsteiligen Werk erweiterte. 1966 erschien »Nacht über der Prärie«, der weltweit erste Gesellschaftsroman über die Reservationsindianer im 20. Jahrhundert. In den folgenden Jahren, bis zu ihrem Tod, entwickelte sie diese Thematik in vier weiteren Bänden weiter. Darüber hinaus war sie seit 1960 Professorin für Alte Geschichte an der Berliner Humboldt-Universität und seit 1962 Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Sowohl als Wissenschaftlerin als auch als Schriftstellerin fand sie internationale Anerkennung. Die Stammesgruppe der Oglala verlieh ihr für ihre tatkräftige Unterstützung des Freiheitskampfes der nordamerikanischen Indianer den Ehren-Stammesnamen Lakota-Tashina, »Schutzdecke der Lakota«.
Cover
Titel
Impressum
Über die Autorin
Die Zuflucht des Verbannten
Tashunka-witko
Luchse in der Nacht
Begegnung beim Biberbau
Mattotaupas Meisterstück
Sitopanaki
Der schwarze Bart
Der Morgen der toten Fische
Die Mutter des Häuptlings
Nicht mehr einer allein
Drei in der Höhle
Top und Harry
Die Strafexpedition
Das Lager
Weitere Bücher
Auszug aus »Die Lieder der alten Lakota«
Es war Nacht und kalt, und die Stelle, an der der Indianer im Gras lag, war kein guter Lagerplatz. Weder Wasser noch Windschutz waren hier zu finden. Die Grassteppe nördlich des großen Missouribogens dehnte sich eben. Zwischen den Grasbüscheln saßen Graupeln als kleine, im Mondlicht glitzernde Haufen, so wie sie der Tag und Nacht immer wieder auflebende Sturm hinwehte. Die Wolkenfetzen am Himmel tummelten sich schnell südwestwärts. Wenn der Schnee auch schon längst geschmolzen war, ließ der Nachtfrost doch alle Feuchtigkeit noch zu dünnen Eishäuten gefrieren.
Der Indianer lag auf der Seite; den Oberkörper hatte er auf den linken Ellenbogen gestützt. Der Kopf war ihm müdigkeitsbeschwert auf die Schulter gesunken. Seine Augen standen offen, aber er stierte nur auf den Boden. Hin und wieder griff er mit der freien Hand nach dem rechten Bein, dessen Unterschenkel einen Knick zeigte, wie er bei Knochenbrüchen entsteht.
Er hatte kein Pferd bei sich, keine Decke, keine Waffen und keinen Proviant. Neben ihm lagen die zwei starken Äste, die er als Krücken gebraucht hatte, um sich drei Tage hindurch und bis in die Nacht hinein weiterzuschleppen. Er war zum Skelett abgemagert, und er fror. Feuerzeug – hartes und weiches Reibholz – hatte er bei der Flucht mitgenommen, doch fehlte es ihm an der Kraft, sich in den baumlosen Prärien brennbare Äste zu suchen. Er wollte jetzt nicht einschlafen, denn er fürchtete zu erfrieren und nicht mehr aufzuwachen. Sein Wille zu leben und sein Ziel zu erreichen, war noch immer nicht gebrochen.
Drei Stunden hatte er so gelegen und nichts anderes gehört als das Heulen hungriger Wölfe. Die Raubtiere verstummten jetzt und zogen ihren Kreis enger um die erhoffte Beute. Der Indianer nahm einen seiner Stöcke zur Hand und schlug damit kräftig auf den Boden. Wenn er die Raubtiere nicht verjagen konnte, so sollten sie durch die Bewegung des Stockes und den Laut des Schlages wenigstens für kurze Zeit abgeschreckt werden.
Bald darauf hörte er ein Geräusch, das nicht von ihm selbst verursacht wurde. Es klang ihm aber sehr vertraut, und er legte sich ganz zur Erde, um mit dem Ohr am Boden zu lauschen. Es blieb kein Zweifel. Über die nächtliche Prärie galoppierten Reiter, vielleicht ein, zwei oder drei. Im Kopf des Lauschenden entstand ein wirres Durcheinander von Furcht und Hoffnung. Er befand sich auf der Flucht vor erbarmungslosen Feinden, denen er vor drei Tagen mit Mühe entkommen war, und er wusste nicht, ob die Reiter zu diesen feindlichen Scharen gehörten oder zu seinem eigenen Stamm. In der Richtung, aus der sie kamen, nämlich aus Ostsüdost, vermutete er weder die einen noch die anderen.
Das Galoppgeräusch näherte sich. Bald konnte der Indianer zwei Pferde sehen, windschnelle Mustangs. Für das Auge waren sie mit ihren Reitern schwarze Schatten, die über die Grassteppe flogen. Die Reiter gelangten bis an den Ring der Wölfe, und die ganze Aufmerksamkeit des Beobachters wurde von dem Schattenspiel gefangengenommen, das er jetzt im Mond- und Sternenschimmer ansehen konnte. Die Reiter spannten die Bogen, ohne die Pferde anzuhalten, und schnellten mitten im Galopp die Pfeile ab. Ein Wolf, der getroffen sein musste, sprang fast senkrecht hoch und stürzte dann rücklings nieder. Drei Wölfe verfolgten das zweite Pferd, aber als der eine es ansprang, schlug der Reiter zu, mit einer Keule oder einem Beil, das konnte der Beobachter nicht genau erkennen. Doch sah er, wie das Raubtier abglitt und liegen blieb. Es wunderte ihn, dass die beiden Reiter stumm blieben. Sie ritten ohne Sattel, waren barhäuptig, hatten das Haar in Zöpfen geflochten; es waren Indianer. Der Beobachter hätte sie gern gerufen, aber er wusste noch immer nicht, ob er Feinde oder Freunde vor sich hatte, ob er sich vor ihnen verbergen musste oder Hilfe von ihnen erwarten konnte.
Die beiden Reiter wandten ihre Pferde und griffen ihrerseits die Wölfe an, mit Pfeil und Bogen und, wie der Verletzte jetzt genau erkennen konnte, mit elastischen Keulen. Sie kämpften kühn und gewandt, und es dauerte nicht lange, bis der Rest der hungrigen Meute das Weite suchte.
Aber die elastischen Keulen als Waffe hatten dem Beobachter Aufschluss gegeben, dass die beiden Reiter Dakota sein mussten. Sie waren seine Todfeinde, und er konnte nur hoffen, dass sie ihn nicht finden würden. Mit argwöhnischer Aufmerksamkeit verfolgte er ihren weiteren Weg.
Zunächst hielten sie beide an und schienen sich zu besprechen. Dabei erkannte der unbeobachtete Beobachter, dass der eine der beiden Reiter an Gestalt viel größer war als der zweite, der nicht nur kleiner, sondern auch knabenhaft schlank erschien. Die Beratung hatte ein unerwartetes Ergebnis. Die Reiter stiegen ab und schienen sich niederzulassen, obgleich der Platz, an dem sie sich befanden, kaum mehr Annehmlichkeiten für ein Lager bieten konnte als die Stelle, an der der Verletzte aus Erschöpfung haltgemacht hatte. Es blieb diesem nichts anderes übrig als abzuwarten, was weiter geschehen würde. Die Wölfe waren vertrieben, dafür hatte er jetzt Dakota in seiner Nähe. Das eine erschien ihm so gefährlich wie das andere. Er beschloss, sich nicht zu rühren, aber wach zu bleiben. Vielleicht brachte erst das Morgengrauen die Entscheidung über sein weiteres Schicksal. Er empfand wieder den bohrenden und stechenden Schmerz an der Bruchstelle des Schienbeins, den er in der Erregung über die letzten Vorgänge vergessen gehabt hatte.
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