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Seit Harry Rowohlt 1997 seine für lange Zeit letzte Kolumne in der "Zeit" veröffentlichte, nahm das jammervolle Gezeter kein Ende: Warum SCHREIBT er nicht mehr? ER. Tat er aber doch, unaufhörlich, bereits seit Jahrzehnten und zwar Briefe, Briefe, Briefe. Der Gang ins Archiv des einstmals als "Wenigschreiber" apostrophierten Rowohlt hat es ans Licht gebracht: 80 Ordner mit durchschnittlich 400 Seiten, macht 32 000 Seiten. Womit haben wir es zu tun? Mit Dokumenten von historischer Bedeutung? Mit intimen Bekenntnissen? Mit politischen Manifesten? Mal sehen. Harry Rowohlt schreibt an sein "Brüderchen" und an seine Freunde, an die Autoren, die er übersetzt hat und an seine Verleger; er schreibt an Buchhändler und Journalisten, er antwortet Leserbriefschreibern und Bittstellern. Er schreibt zärtlich und entzückt – oder erbost und (selten) unversöhnlich. Einerlei, wer die Adressaten sind: ob Ledig-Rowohlt oder Siegfried Unseld, ob Roger Boylan oder Frank McCourt, ob der anonyme Lindenstraße-Fan oder der berühmte Kollege U. – der freie Geist und herausragende Stilist Rowohlt unterscheidet nicht zwischen Big Name und No-name, er schert sich nicht um Konvention und Contenance; brillantgeschliffen erhält jeder die ihm gebührende Antwort.
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Seitenzahl: 344
INHALT
» Über den Autor und die Herausgeberin
» Über das Buch
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» Inhaltsverzeichnis
» Personenregister, Fußnoten, Impressum
» Weitere eBooks von Harry Rowohlt
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ÜBER DEN AUTOR
Harry Rowohlt wurde am 27. März 1945 in Hamburg 13 geboren. Er lebt heute als Autor (u.a. Pooh’s Corner), Übersetzer (u.a. Flann O’Brien, Frank McCourt) und begnadeter Vortragskünstler in Hamburg Eppendorf. Bei Kein & Aber liegt zahlreiches von ihm Geschriebene, Übersetzte und Vorgetragene vor.
ÜBER DIE HERAUSGEBERIN
Anna Mikula wurde 1951 in Klagenfurt geboren und war viele Jahre lang als leitende Redakteurin (Die Zeit, Merian, Die Woche) tätig. Heute lebt sie als freie Kulturjournalistin und Lektorin in Hamburg Eppendorf. Zuletzt erschien das von ihr herausgegebene Buch Flann O’Brien für Boshafte.
ÜBER DAS BUCH
Womit haben wir es zu tun? Mit Dokumenten von historischer Bedeutung? Mit intimen Bekenntnissen? Mit politischen Manifesten? Mal sehen.
Harry Rowohlt schreibt an sein »Brüderchen« und an seine Freunde, an die Autoren, die er übersetzt hat und an seine Verleger; er schreibt an Buchhändler und Journalisten, er antwortet Leserbriefschreibern und Bittstellern. Er schreibt zärtlich und entzückt – oder erbost und (selten) unversöhnlich.
Einerlei, wer die Adressaten sind: ob Ledig-Rowohlt oder Siegfried Unseld, ob Roger Boylan oder Frank McCourt, ob der anonyme Lindenstraße-Fan oder der berühmte Kollege U. – der freie Geist und herausragende Stilist Rowohlt unterscheidet nicht zwischen Big Name und No-name, er schert sich nicht um Konvention und Contenance; brillantgeschliffen erhält jeder die ihm gebührende Antwort.
Dieses Buch versammelt Briefe der vergangenen vierzig Jahre, doch: Der Kampf geht weiter!
»Es gibt in der deutschen Gegenwartsliteratur wohl keine Briefe, die vergnüglicher und authentischer wären als diese Kabinettstücke.«
NZZ am Sonntag
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
Womit wir es zu tun haben
Vorübungen
Die Briefe
Biographisches
Personenregister
VORWORT
Alfred Polgar beschwerte sich einst, die Kritik habe sein Buch An den Rand geschrieben als marginal bezeichnet. Das hat man oft, daß hämische Kritiker, wenn ihnen nichts einfällt, den Titel rezensieren. Deshalb trägt dieses Buch – als Steilvorlage an die Rezensentenschaft – den Untertitel Nicht weggeschmissene Briefe. Da aber im Vorwort ausdrücklich auf diese Steilvorlage (und auf nichts anderes) hingewiesen wird, ist leider nichts mit der Steilvorlage.
Hamburg, im Dezember 2004
Harry Rowohlt
WOMIT WIR ES ZU TUN HABEN
Ins Archiv steigen: das hört sich nach Gewölbe an, nach Staub und Stille. Bei Harry Rowohlt ist das aktuelle Archiv auf der untersten Ebene eines Bücherregals angesiedelt, auf dem Fußboden seines Arbeitszimmers nämlich; antikere Dokumente befinden sich wiederum in der obersten Etage einer Holzkonstruktion in der Wäschekammer (ergo weder Staub, siehe Wäschekammer, noch Stille, siehe Arbeitszimmer – wegen Telefon).
Jedenfalls besteht jenes Archiv aus ca 80 Leitz-Ordnern, so prall gefüllt, daß das Herausnehmen bzw. Wiedereinfügen einzelner Blätter ein scheinbar unlösbares Unterfangen darstellte, von der titanischen Aufgabe der inhaltlichen Auswahl ganz zu schweigen.
Und jedenfalls müssen Harry und ich, die wir seit Dezennien befreundet sind (andernfalls hätte er der Plünderung seiner Korrespondenz vielleicht nicht zugestimmt; anderseits war ihm nach kurzem Zögern und langem Brummen offenbar alles egal, als sein Verleger Peter Haag und ich mit dem Plan des nun vorliegenden Briefbandes herausrückten, sofern »ich mit diesem ganzen Scheiß nichts zu tun habe«); wir müssen also und jedenfalls einen sonderbaren, um nicht zu sagen befremdlichen Eindruck hinterlassen haben bei den Passanten der Eppendorfer Landstraße, Hamburg, an jenem Frühlingstag des Jahres 2004. Als da schoben Harry »Der Penner aus der Lindenstraße« Rowohlt und ich in schönster Berbermanier ausgeliehene Einkaufswagen der Firma »Schlemmermarkt« zu meinem in der Nähe von Harrys Wohnung sich befindlichen Büro, beladen allerdings nicht mit Kolonialwaren, sondern mit oben genannten Leitz-Ordnern. Denn auf meine zaghafte Anfrage, ein Lasttaxi zu engagieren, sagte Harry: »Du spinnst ja wohl, das kostet doch!«
Ein Jahr später: Aus einer ca 30000 Seiten umfassenden Lose-Blatt-Sammlung ist nun vorliegendes Buch entstanden. Der Plan dafür war längst in den Köpfen, denn seit Harry Rowohlt 1997 seine (vorläufig) letzte Kolumne in der ZEIT veröffentlichte, war des jammervollen Gezeters kein Ende: Warum SCHREIBT er nicht mehr? ER.
Tat er aber doch, wußten die Insider, er tat es bereits Jahrzehnte vor dem ersten Auftritt in der oben erwähnten Wochenzeitung, und zwar in Form von BRIEFEN, BRIEFEN, BRIEFEN. Womit haben wir es nun zu tun? Mit Dokumenten von historischer Bedeutung? Mit intimen Bekenntnissen? Mit politischen Manifesten? Mal sehen.
Harry Rowohlt schreibt an sein »Brüderchen« und an seine Freunde, an die Autoren, die er übersetzt hat, und an seine Verleger; er schreibt an Buchhändler und Journalisten, er antwortet Leserbriefschreibern und Bittstellern. Er schreibt zärtlich und entzückt – oder erbost und (selten) unversöhnlich.
Da liegt der Hase im Pfeffer!
Einerlei, ob Ledig-Rowohlt oder Siegfried Unseld, ob Roger Boylan oder Frank McCourt, ob der anonyme »Lindenstraße«-Fan oder der berühmte Kollege U. die Adressaten sind: Der freie Geist und herausragende Stilist HR unterscheidet nicht zwischen Promi und No-name, er schert sich nicht um Konvention und Contenance; jeder erhält die ihm zugedachte Antwort. Ärgert man den Bären (»… und möchte ich Sie bitten, als Verleger einen Blick auf mein Manuskript zu werfen …«), wird er zum gnadenlosen Nick’l. Bringt indes, nur z.B., das veilchenfarbige Brieflein einer Demoiselle aus dem Elsaß mehr Licht in den Übersetzeralltag des HR (»Ich bin nur ein kleine Französin.«), wirft er sich in die Brust wie ein Hoch- und Deutschmeister …
Überflüssig zu erwähnen, daß das gesamte Kompendium überquillt von Anekdoten und Schnurren und Geistesblitzen. Und wer nicht nur lachen möchte, liest, gleichsam palimpsestartig, viel Nachdenklichkeit und Verletzlichkeit mit.
Bemerkenswert überdies, daß das Freigeistige, Kämpferische, Analytische, Unbestechliche, kurz: das »Harryrowohltsche« bereits in der Adoleszenz seinen Niederschlag findet. Läse man die Briefe undatiert, sozusagen als Blindverkostung, man könnte sie stilistisch und politisch nur schwerlich einer bestimmten Zeit zuordnen – ein Zugeständnis an den sogenannten Zeitgeist findet nicht statt; Harry Rowohlt scheint »links« geboren, wie schon die Bild-Briefe des Elfjährigen eindrücklich veranschaulichen.
Kriterium bei der Auswahl war in erster Linie, eine größtmögliche Bandbreite von Harry Rowohlts persönlicher (Brief-)Sicht auf die Zeitläufte darzustellen, weshalb die vergleichsweise wenigen abgedruckten An- und Antwortschreiben seiner Briefpartner hauptsächlich aufgenommen wurden, um komplexere oder auch kuriose Zusammenhänge darzulegen. Ebenfalls stand eine etwaige Prominenz der Adressaten bei der Auswahl nicht im Vordergrund.
Eine Ausnahme bildet die Korrespondenz mit »seinen« Autoren, die Einblick gewähren soll in Harry Rowohlts Hauptberuf als Übersetzer und die nicht zuletzt beweist, daß nicht nur Witz und Sprachgewalt, sondern auch akribisches Handwerk HR zu einem der besten seiner Zunft werden ließen. Die in der Originalsprache verfaßten Briefe sind nachträglich speziell für diesen Band ebenfalls von ihm übersetzt worden.
Alle Briefe sind chronologisch, ungekürzt und wortgetreu abgedruckt, berichtigt wurden lediglich offensichtliche Tippfehler. Briefe an Menschen oder von Personen, die in keiner relevanten Verbindung mit HR stehen, wurden anonymisiert. Die Anmerkungen sollen nicht abgedruckte Anschreiben, Anspielungen oder Animositäten erläutern.
Anna Mikula
VORÜBUNGEN 1956
Bertha Barbara Lehner, genannt Baffe, war eine alte Freundin der Familie.
1966
VON HEINRICH MARIA LEDIG-ROWOHLT, VERLEGER
Liebes Brüderchen,
25-1-1966
(diktiert)
ich fand Deinen an den Verlag gerichteten Brief vom 14.1. nach Rückkehr von einem erholsamen Skiurlaub vor und damit Dein Plädoyer für eine theologisch-wissenschaftlich zuverlässige Taschenbuchpublikation des Alten Testamentes.
Natürlich, lieber Harry, nehmen wir solche und andere Anregungen immer gern von Dir entgegen. Leider aber ist auf alle Fälle der attraktive Gedanke, die Buber-Rosenzweigsche Fassung bei uns zu publizieren, bei der durch Buber festgelegten Satzanordnung und dem damit wiederum gegebenen Umfang von über 2000 Seiten wirtschaftlich einfach nicht zu realisieren. Es wird Dir vielleicht auch kein Geheimnis sein, daß unsere Taschenbuch-Klassiker ohnedies schon mehr oder weniger ein Zusatzunternehmen sind.
Ich füge Dir hier den Hegner-Prospekt bei, der die Umfänge der 4 Bände noch im einzelnen verzeichnet. Auf die Taschenbuch-Klassiker umgerechnet würden sie hier 4 vierfach-Bände und 2 fünffach-Bände ergeben; davor kapituliert selbst der stärkste Optimismus.
Das Alte Testament in einer zuverlässigen Fassung als Taschenbuch zu publizieren, erscheint auch deshalb nicht sehr verlockend, da unsere Erfahrungen zeigen, daß die Leser des Alten Testamentes ihre »Schrift« augenscheinlich ungern im Taschenbuchgewand zur Hand nehmen. Jedenfalls war das in der Fischer-Taschenbuchreihe als Band 100 veröffentlichte Neue Testament eine aufgelegte Pleite, und wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, erschien das Alte Testament früher einmal, ebenfalls ohne Erfolg, in den Goldmann-Taschenbüchern. Ich glaube also, Harry, wir müssen uns hier versagen.
Am Rande sei noch vermerkt, daß eine billige Ausgabe des Alten Testaments bei dem katholischen Verlag Schöningh, Paderborn, zum Preis von DM 6,80 lieferbar ist. Sicherlich keine Ausgabe, auf die Du Deine Studien gründen möchtest, aber ganz gewiss auch eine ernste Preiskonkurrenz für jeden Taschenbuch-Verleger.
Separat schickte ich Dir – in der Annahme, daß es Dir Spaß macht – aus der neuen bei Hoffmann und Campe erscheinenden Serie JAHR UND JAHRGANG Band 1926, auf dessen Vorsatzpapier Dir unser liebes Väterchen in festlicher Runde begegnen wird; nobel ging die Welt zugrunde. Im übrigen finde ich diesen Reihengedanken das letzte an verlegerischer Verlegenheit und billiger Spekulation auf Ratlosigkeit bei der Suche nach Geschenken.
In St. Moritz habe ich mir den Kopf zerbrochen, womit ich Dich post festum weihnachtlich beglücke. Der beste Einfall schien mir eine Lammfell-Lederjacke, wie ich sie selbst besitze und im winterlichen Sachsenwald als Wärmespender geniesse. Um dieses Geschenk jedoch an den Mann zu bringen, fehlten mir die Maße des Mannes. Ich weiß nicht, ob Du in solcher Umhüllung überhaupt daherspazieren möchtest; sie paßte ja an sich ganz gut zur Chruschtschow-Mütze, die ich Dir letztes Jahr verehrte, und die auch von mir in dieser Kombination getragen wird. Es bleibt also bei Dir, mir die nötigen Maße – Ärmellänge/Brustumfang/Schulterbreite sowie Deine Körperlänge – mitzuteilen.
Sonst hatte ich noch an einen Fotoapparat oder einen Feldstecher gedacht, mit welch letzterem Du die Objekte Deiner Aventuren vis-à-vis genauer ins Auge fassen könntest. Für Nacktfotos wäre dann freilich wieder die Kamera besser, also bitte entscheide Dich. Ich habe mich dahingehend entschlossen, meine Börse zu melken, und lasse mich auch davon nicht mehr abbringen.
Bei meiner Rückkehr telefonierte ich ein- bis zweimal mit Maria. Sie reist zu Kiaulehn nach München, der ja, wie Du weißt, gegen viel Geld und noch mehr gute Worte eine etwas animiertere Biographie von Väterchen für uns schreibt, während wir die von Paulchen Mayer in unsere Monographien-Reihe verweisen wollen. Beides soll dann, so Gott und Kiaulehn wollen, rechtzeitig zum Jubiläumsjahr 1967 erscheinen, also zum 80. Geburtstag von Väterchen.
Inzwischen lasse es Dir wohlergehen und vermeide vierrädrige Ärgernisse. Ich spreche aus Erfahrung, denn Steen ist auf nächtlicher Fahrt zu Nabokovs nach Montreux karamboliert, und zwei Welsch-Schweizer durfte ich dann dreimal im Hospital besuchen. Keine angenehme Erfahrung, aber immerhin besser als umgekehrt, würde ich sagen.
Im übrigen heißt der neue Slogan: Koche froh, mit rororo (aber nicht im eigenen Saft).
Dein
Heinrich
PS:
Die beiden ersten Bestseller-Plätze im SPIEGEL haben wir für unser Frühjahrsprogramm schon im Sturm genommen, wie sich noch zeigen wird. Natürlich hoffen wir auf erheblich mehr.
/
Unser Prospekt anbei.
AN HEINRICH MARIA LEDIG-ROWOHLT
Liebster Bruder:
15-2-66
Vielen Dank für die erstaunlich vielen Sendungen der letzten Zeit! Eine feine, vornehme Art hast Du ja, wie Du so gütig & milde mir den BUBER ausredest. Man kommt sich richtig schlecht vor. Und dann noch im selben Brief das Angebot, mich post festum fürstlich einzukleiden. Glücklicherweise aber ist hier längst der Frühling ausgebrochen, so daß ich mich nicht erneut beschämen zu lassen brauche. Einen Fotoapparat hab ich leider auch schon (leider, weil der viel mehr vom Fotografieren versteht als ich & sich nicht ins Handwerk pfuschen läßt: 1 teures Stück also), & ein Fernrohr hast Du mir sogar schonmal geschenkt. Du siehst: Man sollte nicht soviel schenken, um mehr schenken zu können.
Mein einziger Wunsch:
1 Paar Spezial-Hosenträger
so wie Du welche hast.
Dank auch für den unsäglichen ›Jahr & Jahrgang‹-Band mit dem grobgerasterten Väterchen-Vorsatz. Den Vater hätten sie ruhig kenntlicher bringen können, aber vielleicht war da sowas wie Schamgefühl im Spiel.
& sehr gut hat mir ›Am Freitag schlief der Rabbi lang‹ gefallen. Hab selten einen so gemütlichen Krimi gelesen mit so vielen netten Leuten. Gut gefällt mir auch, obzwar das ja in klassischen Krimis verboten ist, daß ein Polizist der Mörder ist.
Was macht der reinbeker Karneval? Hier läßts sich an. Ich gehe als KA-ILI-Opfer. Hoffentlich sagt Dir das was. Wenn nicht, dann mußt Du schleunigst den BEATLES-Film Nr2, Help!, sehen. Bevor Du mit Jane hingehst, sieh ihn Dir erstmal alleine an, um zu entscheiden, ob sie nicht zuviel Heimweh kriegt beim Anblick jener 4 MBEs. Durch den Film bin ich fast soweit, Albion zu verzeihen.
Etwas über das Gewerbe:
Ich bin jetzt leider nicht mehr in der Herstellung, sondern in der Werbung. Aber da habe ich auch ganz Ähnliches zu tun, allerdings in einem ziemlichen Weiberstall. Es gibt ja wohl kaum Schlimmeres, als mit ganz normalen, netten Menschen zusammenarbeiten zu müssen, noch dazu mit Weibern. Aber der junge Enzensberger nimmt die Sach sehr ernst mit Lehrherr & so und wenn Sie mal Fragen haben, kommen Sie jederzeit zu mir, & das freut ein’ denn ja auch.
Ein kurzes Einsprengsel über das Entstehen dieses Briefes: Ich habe mittags TELEFONDIENST, & dabei kann man Briefe schreiben & so. Darunter leidet natürlich der Stil etwas, denn manchmal ist es nicht zu vermeiden, den Hörer abzunehmen oder Ähnliches.
Wenn ich wieder mehr Muße habe, kriegst Du einen rundherum schönen Brief.
Wann kommst Du wieder mal nach Frankfurt? Neulich hörte ich irgendein Gerücht, Du seiest kurz da gewesen. RAJA wird sich ja auch ziemlich nach Dir verzehren. Hat sie wieder geschrieben?
Ich hoffe, von Dir zu hören, daß es Euch wohl & glücklich gehe.
Ex eremo, Dein Bruder
HR war von 1965 bis 1968 Lehrling im Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M., wo er in allen Abteilungen wirkte.
VON HEINRICH MARIA LEDIG-ROWOHLT
Liebes Brüderchen,
24. 3. 66
(handschriftlich)
der Tag ist gekommen an dem Du gewissermassen weltläufig wirst und so hätte ich denn allen Anlass denkwürdige pädagogische Worte an Dich zu richten. Aber ich bin nicht der Earl of Chesterfield dessen Todes-Tag mit dem Datum dieses Briefes zusammenfällt. Und wie ich Dich kenne decken sich Deine Lebensideale sicher nicht ganz mit denen eines englischen Gentleman des vorigen Jahrhunderts. Also schreibe ich ganz einfach ein paar brüderliche Zeilen an Dich. Ich sehe schon seit einiger Zeit voller Hoffnung auf den heranwachsenden Bruder, dem ich eines nicht zu fernen Tages die Verantwortung für das was Väterchen uns an Lebensarbeit hinterlassen hat übertragen kann. Sicher liegen davor noch Jahre der Zusammenarbeit zwischen uns und da ich das Gefühl habe, dass wir beide uns gut verstehen, und alle Möglichkeiten uns noch vertrauter miteinander werden zu lassen als das bisher unsere noch getrennten Lebenssphären zuliessen. Darauf also vor allem freue ich mich wenn ich an den Tag Deiner Grossjährigkeit denke. Vor Dir liegen die schönsten Aufgaben im denkbar lohnendsten Beruf, Freuden auch, die ich schon langsam dabei bin zu verlernen aber bei Dir sicher wieder zu entzünden vermag wenn Du mir erst einmal zur Seite stehst.
Ich habe auch mit dem Gedanken gespielt am Sonntag nach Frankfurt zu kommen aber das erschien mir dann doch etwas zu förmlich einerseits und unangebracht sentimental andererseits. Du bist ja auf alle Fälle mit unserem Mariechen zusammen und das ist auch ein Tag der im Grunde ihr gehört. Jedenfalls bin ich in Gedanken bei Dir, bei Euch und hoffe ihr begeht ihn festlich und vergnügt.
Manchmal mache ich mir auch Vorwürfe, dass ich mich in diesen Jahren seit Väterchens Tod wenig Deiner angenommen habe. Aber ich bin nun mal eben alles andere als ein Familientyp und wohl in diesem Sinne auch meinen beiden Töchtern nie ganz gerecht geworden. Schliesslich hat auch der Verlag und diese Besessenheit mit der ich ihn betreibe mir wenig Zeit für das Intimere gelassen.
Aber ich glaube andererseits, dass Du in mir einen Bruder hast auf den Du Dich verlassen kannst und rückt uns das Leben erst einmal einander näher werde ich vielleicht auch Dein guter Ratgeber sein können.
Nun aber schleunigst ein kräftiges Vivat und Prost! Alles, alles Gute für die Zukunft die ich bald mit Dir zu teilen hoffe soweit es den Verlag angeht. – Da Du nichts aus Dir herauslocken lässt und ich Dir ja eine Uhr schon geschenkt habe, bin ich in grosser Verlegenheit was Dich erfreuen könnte und welches Angebinde Dich zugleich länger an den denkwürdigen Tag und Deinen Bruder zu erinnern vermöchte. Nimm also ohne das Gefühl des Fatalen den Schein und verläppere ihn nicht sondern kauf Dir was, was auch mir Freude macht in Deinem Besitze zu wissen!
Sei herzlich umarmt
von Deinem alten
Bruder
Heinz
BEANTWORTUNG EINER AN DEN SUHRKAMP VERLAG GERICHTETEN ANFRAGE
Sehr geehrter Herr K.:
4-4-66
Wir danken Ihnen für Ihre Karte.
Zu Ihren Fragen: Der bereits dreimal angekündigte Band »Verbotene Frucht« von Hermann Schweppenhäuser liegt inzwischen vor.
Ob allerdings eine deutsche Übersetzung von Herbert Marcuses »One-Dimensional Man« bei Suhrkamp erscheinen wird und wenn ja, wann, das wüßten wir selbst gern. Im Augenblick kämpfen wir noch mit dem Luchterhand Verlag um die Rechte.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Auskünften gedient zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
(Harry Rowohlt)
AUS DEM SUHRKAMP VERLAG
Sehr geehrter Herr O.:
5-4-66
Wir danken Ihnen für Ihre Karte.
Obwohl wir eigentlich gehalten sind, die Adressen unserer Autoren nicht bekanntzugeben, glauben wir, in Ihrem Falle eine Ausnahme machen zu können. Außerdem ist die Adresse von Herrn Professor Mitscherlich, wie Sie sehen, ohnehin nicht sehr überraschend:
Prof. Dr Alexander Mitscherlich
69
Heidelberg
Universitätsklinik Heidelberg
Psychosomatische Abteilung
Ich hoffe, Ihnen mit dieser Auskunft gedient zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
(Harry Rowohlt)
AUS DEM SUHRKAMP VERLAG
Sehr geehrter Herr S.:
5-4-66
Wir danken Ihnen für Ihren Brief. Das war die erste Reaktion auf unseren Beckett-Sonderprospekt; hoffentlich kommen noch andere, ähnlich begeisterte.
Und die Sage vom wachen, begeisterungsfähigen Sortimenter, sie ist doch kein leerer Wahn.
Aber wir werden uns auch nicht lumpen lassen: fünf Prospekte haben Sie verlangt, und wir schicken Ihnen 20 Prozent mehr.
Und zu Ihrem Referat wünschen wir Ihnen viel Glück.
Mit freundlichen Grüßen
(Harry Rowohlt)
AUS DEM SUHRKAMP VERLAG
Sehr geehrter Herr Taguchi:
5-4-66
Vielleicht sind Sie gar kein Herr, sondern eine Dame: der Name gibt mir da gar keine Anhaltspunkte: Minoru, was ist das?
Es handelt sich um folgendes: Sie haben ein ›Dichten und Trachten‹ angefordert, und Sie haben es erhalten. Damit wäre eigentlich alles erledigt. Dann geschah aber etwas völlig Ungewohntes: Sie haben sich bedankt. Und zwar mit einer wunderschönen Karte mit herrlichen Briefmarken.
Bei uns kommt es so selten vor, daß sich jemand für etwas bedankt, was ihm sowieso zusteht, daß wir uns wiederum für Ihren Dank bedanken wollen.
Ich gestatte mir, Ihnen auch weiterhin viel Freude am Umgang mit Menschen zu wünschen.
Mit freundlichen Grüßen
(Harry Rowohlt)
AUS DEM SUHRKAMP VERLAG
Lieber Herr B.:
21-4-66
Wir danken Ihnen für Ihre Anfragen, beantwortete und unbeantwortete.
Wenn Sie wüßten, wie es im Augenblick bei uns in der »Werbung«, denn so heißt irreführenderweise diese Abteilung, aussieht, Sie würden sich erschrocken schwören, nie wieder die Dienste des Suhrkamp Verlages in Anspruch zu nehmen: Eine Kollegin ist schon lange krank, eine andere erst seit kurzem, um sich den Appendix entfernen zu lassen.
Wir haben Ihnen also nicht NICHT EINMAL, sondern NOCH NICHT geantwortet. Sonst bemühen wir uns sehr, immer schnell und gewissenhaft zu sein.
»Wie entsteht der Ruf eines Verlages? Indem man über ihn redet, doch. Sollte Ihnen nicht jeder Redende etwas Wert sein?«
Das saß. Natürlich ist uns jeder Redende viel wert; sonst wären ja auch nicht jene beiden Kolleginnen an Überarbeitung eingegangen.
Also: Ja, man kann ältere Ausgaben von »Dichten & Trachten« noch bekommen, sofern wir jeweils noch genügend davon im Keller haben. Nennen Sie uns bitte die gewünschten Nummern, und wenn wir sie haben, bekommen Sie sie – vielleicht sogar »umgehend«.
Bitte, seien Sie wieder lieb.
Mit freundlichen Grüßen
(Harry Rowohlt)
AUS DEM SUHRKAMP VERLAG
Sehr geehrter Herr D.:
22-4-66
Wir danken Ihnen für Ihren Brief.
Ich habe Ihnen die Biografien von Inoue, Humo, Sender xerokopiert. Von Fitzgerald hatten wir unerklärlicherweise keine. Aber »Kröners Lexikon der Weltliteratur« ist ja auch ganz schön. Die betreffende Xerokopie ist zwar nicht sehr deutlich geworden, aber lesen kann man sie.
Ihr Vorschlag, die Bände der Bibliothek Suhrkamp (denn um Autoren dieser Reihe handelt es sich bei Ihnen) mit Biografien zu versehen, hat uns alle tief berührt. Denn warum machen wir das eigentlich nicht? – Da gibt es zwei Ausreden: einmal sind die Schutzumschlagklappen nicht lang und breit genug, zum andern waren, als diese Reihe begonnen wurde, ihre Autoren so bekannt, daß »der gebildete Leser« sie und ihr Leben ohnehin kannte oder hätte kennen müssen; inzwischen ist der BS aber soviel Neuland erschlossen worden, daß man Derartiges billig nicht mehr verlangen kann. Sodaß man fast meinen könnte, daß, wenn man die Biografie eines Autors veröffentlicht, diese Handlung als Zugeständnis zu werten sein könnte, der Autor sei unbekannt. Und welcher Autor ist das schon?
Da blieben nur die Biografien im Rahmen der sogenannten »Titelei«, wie das bei Taschenbüchern gebräuchlich ist (auch: edition suhrkamp). Aber die BS soll sich ja nicht nur durch äußeres und inneres, sagen wir: Niveau von einer Taschenbuchreihe unterscheiden, sondern auch durch ä u ß e r l i c h e s.
Ich bin mir darüber im klaren, daß all dies nur Ausreden sind. Aber ein bißchen Vernunft sollte man ruhig dem Image opfern dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
(Harry Rowohlt)
AN DIE KFM. BERUFSSCHULE 3 FRANKFURT/M.
Betr.: Antrag auf Beurlaubung
27-4-66
Da sich für mich eine günstige Gelegenheit ergeben hat, zwei Wochen in Griechenland zu verbringen, möchte ich bitten, mich vom Vormittags- und dem Nachmittagsunterricht an den Tagen
17. Mai 1966
und
24. Mai 1966
zu beurlauben.
Da ich das ganze letzte Jahr über keine Möglichkeit hatte, in Urlaub zu fahren, was sich bereits mit überdurchschnittlich vielen Erkrankungen rächte, möchte ich bitten, diesen Antrag zu bewilligen.
Ich werde mich bemühen, das Versäumte nachzuholen.
(Harry Rowohlt)
im Hause Suhrkamp Verlag
AN MARCEL FAUST, PRODUZENT
Verehrter Herr Faust:
23-6-66
Ich hoffe, daß Sie dieser Brief richtig erreicht.
Bevor ich zu meiner Fragebitte komme, erkläre ich kurz, warum ich mich gerade an Sie wende: Herr Fritz Schröder-Jahn sagte mir, als ich von den Eindrücken, um die es gleich gehen wird, noch ganz frisch overdonderd (das ist wirklich Niederländisch) war, was für eine gute & wichtige Rolle Sie in Österreich spielen. Da ich Sie überdies von Ihrer Platte Sylvester 32 »kenne«, sagte ich mir, – wenn der Mann sich einen so guten Namen macht, dann hat er selbst schuld, wenn man ihn kennt & anbettelt.
Also: Ich war gerade zwei Wochen lang in der DDR, & in Berlin hatte ich Gelegenheit, zweimal Wolf Biermann singen & schimpfen zu hören. Es geht ihm schlechter als je. Von Selbstkritik & so, & daß er zunächst erstmal »in die Produktion gehen« wolle, ist natürlich, was immer man auch hört, keine Rede. Warum auch. Biermann ist objektiv im Recht, & nicht er verstößt gegen die Parteidisziplin, sondern die Parteidisziplin gegen ihn. Man hat ihm zwar Höhererseits großzügig & scheinheilig vorgeschlagen, nach Westdeutschland überzusiedeln, aber das ist ja wohl nicht nur unzumutbar für den Kommunisten Biermann, sondern auch symptomatisch für die Einstellung der Alten Genossen.
Die Lage ist, wir alle wissens, so: Die DDR muß den Druck, der von außen auf sie ausgeübt wird, mit Druck beantworten – nach außen. Der gleiche Druck herrscht – anders & viel schwächer – auch innen & muß adäquat beantwortet werden. Aber ausgerechnet einen der besten Botschafter im Außendienst (ich habe Biermann im hamburger Auditorium Maximum erlebt; diese Veranstaltung wurde, von allen außer Biermann selbst unbeabsichtigt, eine Demonstration für die DDR) innen kaltzumachen, das beweist, daß die falschen Leute zum Kaltmachen angestellt sind – nicht nur, daß sie die Falschen kaltmachen.
Ich weiß, & Biermann weiß, wie schwer es den Alten Genossen gemacht wurde, sich die Qualitäten zu erwerben, die man heute von ihnen als Regierenden verlangen kann. Dazu waren die Zeiten zu groß. Von Weimar, Madrid bis Buchenwald wurden sie immer gequält, & jetzt sehen sie natürlich kaum ein, daß Jugend kommunistisch, rotzfrech & ungeschoren zugleich sein kann.
Das hier ist nur ein kurzer Bericht über Atmosphärisches; genauer brauche ich wohl auch nicht zu werden: Was los ist, wissen Sie ja selber. Sicher ist: Biermann wird ständig von zwei SSD-Lackeln beschattet, eine Inhaftierung ist jederzeit möglich, &, was eben das Schlimmste ist, er darf weder veröffentlichen noch schreiben, obwohl das mal jemand Bekanntes aus der DDR in Westdeutschland frech behauptet hat oder behaupten mußte.
Da, haben wir uns gesagt, kann nur ein ganz fest umrissener Kreis von Persönlichkeiten helfen.
Die westdeutschen Fortschrittlichen (VVN am ehesten noch, DFU, die Bekennende Kirche, SDS, der Deutsch-Israelische Studentenbund, & was es da so gibt) laufen höchstens Gefahr, ihr bißchen Reputation in der DDR auch noch zu verlieren, außerdem wird man denen mit Recht sagen: Macht ihr das erstmal nach, in diesem abgeteilten Naziland so unblutig einen derart florierenden Sozialismus aufzubauen, oder, besser: Wir machen unsern Kram, macht ihr euern Kram. Es fehlt also »die befreundete Bruderpartei«, denn von Westdeutschen kann man billig nicht verlangen, nachdem sie jahrelang als Fortschrittliche, Pazifisten, Patrioten, Sozialisten, Christen, Antifaschisten aufgetreten waren, plötzlich in ihrer Eigenschaft als Kommunisten (denn nur das würde nützen) von der SED was auch immer zu fordern.
Die DKP kommt natürlich, da sie eine völlig abhängige Afterpartei der SED ist, nicht in Frage. Ein hiesiger Funktionär, der das wagte, sähe sich wahrscheinlich plötzlich vor der Lage, einen Beruf erlernen zu müssen.
Von anderen KPs kann mans auch nicht verlangen, da diese kaum je Biermann lesen werden. Übersetzt ist er noch nicht, & er ist ja auch 1 Deutscher Dichter.
Als einzige deutsche KP (pardon: ich will Sie nicht heim-führen) bleibt also die KPÖ. Die, wie ich höre, durchaus ihren Togliatti kennt.
Ließe sich da – möglichst geschlossen & möglichst diskret – etwas machen?
Bitte.
Die deutschen Kommunisten sind schon rar genug. Die deutschen Dichter auch.
Entschuldigen Sie den Vorstoß, lassen Sie von sich hören oder verweisen Sie mich wenigstens weiter.
Harry Rowohlt
1968–1969
AN GIANGIACOMO FELTRINELLI, VERLEGER
Lieber Genosse Feltrinelli:
5-7-68
Ich weiß, Du bist kein Resolutionär, aber hier kommt wieder einmal ein schwaches Mittel für einen guten Zweck, dem man sich, glaube ich, nicht entziehen kann. Anbei der Offene Brief von Hochhuth an Podgornij, Solshenyzins wegen. Ich weiß: Es ist ein völlig unpolitischer Text, idyllisch, wolkig, an Menschliche Anständigkeit appellierend mit bürgerlichem Argumenthaushalt, wo Propellieren vielleicht notgetan hätte. Kein kluger Text, und deswegen wohl einigermaßen wirkungsvoll.
Bitte, sei Dir nicht zu fein dazu; es geht ja nicht um Hochhuth, sondern um Solshenyzin, und Hochhuth ist Ergänzungsvorschlägen jederzeit offen. Für die Unterschreiber haben wir uns folgende Weltstarbesetzung ausgedacht: Sartre, Arthur Miller, Lukács, Aragon, Böll, Peter Weiss, Leninpreisträger Niemöller, Max Frisch, Melina Mercouri und Paul Robeson. Das ist, finde ich, eine feine Gesellschaft, und wenn Du unterzeichnet haben wirst, wird es eine Resulotion ohne Bertrand Russell sein; es ist also etwas vergleichsweise Einmaliges, was Du machst.
Genug geblödelt, und entschuldige das trauliche ›du‹; Du hast damit angefangen, und nachdem Heinz mir erlaubt hat, zu Inge Inge zu sagen, brauch ich mir kein Gewissen mehr aus solchem zu machen.
Freundliche Kampfesgrüße.
Harry
AN DIE WEVD RADIO STATION, GERMAN LANGUAGE DEPT., NEW YORK
Sehr geehrte Herren:
2. November 1969
Mit Interesse und gemischten Gefhlen hre ich mir, soweit es meine Zeit erlaubt, Ihre Sendungen an. Dazu fiel mir Folgendes ein:
Verglichen mit anderen ethnischen Sendereihen nmlich, die auch der second und third generation, der Jugend also, etwas bieten, schneidet das deutsche Programm doch recht klglich ab. Mit den heute gngigen Volksliedern, die in ihrer Mehrzahl whrend der Romantik verflscht, nachempfunden, verst, entschrft oder schlicht geflscht wurden, kann man mit Recht niemanden guten Gewissens hinter dem Ofen hervor und vor das Radio locken. Vergleichen wir den Eichendorffschen Schwulst mit, zum Beispiel, irischen, griechischen, israelischen, amerikanischen oder puertorikanischen Volksliedern, die allgemein und in steigendem Mae konzipiert, rezipiert und reprojiziert werden, so zeigt sich deutlich, da das deutsche Liedgut ungeliebter schulischer Unterrichtsstoff ist, der bestenfalls ltere Herrschaften an bessere Zeiten zu erinnern vermag; und wie schlecht diese besseren Zeiten waren, wissen wir alle.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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