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Ein Leben, das Gott gefunden hat, ist erfülltes Leben
Modernes Leben ohne Gott ist reduziertes Leben. Jürgen Moltmann zeigt, welche Verheißung darin wohnt, sich dem lebendigen Gott anzuvertrauen. Sein Ausgangspunkt ist die biblische Erfahrung der unbedingten Nähe, der zuvorkommenden Liebe und der unerschöpflichen Lebendigkeit Gottes. Gott ist nicht unbeweglich, leidensunfähig und den Menschen fern.
Was es heißt, in dieser Nähe, Liebe und Lebendigkeit Gottes zu leben, darum geht es im Zweiten Teil. In der Freiheit und Freundschaft Gottes erwachsen die Liebe zum Leben, Wachheit der Sinne und Mut zum Denken und Handeln. Darin wird menschliches Leben wahrhaftig und wirklich gelebt.
Jürgen Moltmann hat ein kluges, zu-gleich weises und sehr persönliches Buch geschrieben. Es versammelt Erfahrungen aus einem langen Leben und Einsichten in die Begrenzungen und Möglichkeiten unseres Daseins.
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Seitenzahl: 347
Die frühe Christenheit gewann die antike Welt mit der Botschaft von Christus: Er ist »die Auferstehung und das Leben«. Das ist der Christus, der in diese Welt gekommen ist, und es ist dieses Leben vor dem Tod, das ewig ist, weil es in der Freude gotterfüllt wird. Denn mit Christus ist der lebendige Gott auf diese Erde gekommen, »damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen« (Joh 10,10).
Mit diesem Buch möchte ich an die lebendige Kraft erinnern, die die Botschaft von Christus als »die Auferstehung und das Leben« bei den frühen Christen frei setzte. Eine Kraft, die Aufbrüche und Veränderung ermöglichte, die Menschen Neues, bisher Unerhörtes schaffen ließ. Ich glaube, dass diese Kraft sich auch in der modernen Welt entfalten kann und die Lebensfülle bereithält, nach der viele Menschen sich heute sehnen. Die moderne Welt orientiert Menschen an humanistischen und materialistischen Konzepten des Lebens. Und die Menschen erfahren in ihr ein reduziertes Leben. Ein Leben, das Gott verloren hat, ist ein Leben ohne Transzendenz, ein Leben ohne Oberlicht. Es gibt so viel ungelebtes, ungeliebtes, krankes, misslungenes und sinnlos verbrachtes Leben. Die Glaubenden, die Liebenden und die Hoffenden orientieren sich an dem lebendigen Gott und erfahren in seiner Nähe eine Fülle des Lebens.
Mein italienischer Verleger und Freund P. Rosino Gibellini hat mich kürzlich als einen Theologen vorgestellt, »der das Leben liebt«. Ich denke zwar, alle Christen und besonders die Theologen unter ihnen lieben das Leben, »dieses einige, ewige, glühende Leben«, wie Friedrich Hölderlin in seinem »Hyperion« unvergesslich dichtete. Aber ich weiß auch, was Gibellini meinte.
Meine Spiritualität – auf Deutsch und evangelisch: meine Frömmigkeit – wurde von früh an durch Dietrich Bonhoeffer und seine Erkenntnis der »tiefen Diesseitigkeit des Christentums« geprägt, »in der die Erkenntnis des Todes und der Auferstehung immer gegenwärtig ist.«1 Bonhoeffers Briefe aus dem Gefängnis erschienen 1951 und waren für mich jahrelang wie ein Andachtsbuch.
Mein persönliches Leben wurde auch durch Christoph Blumhardt, durch seine Reich-Gottes-Hoffnung und seine Liebe zur Erde geprägt. Blumhardts »Ansprachen, Predigten, Reden und Briefe« sind für mich wie ein Brevier der Seele und eine Fundgrube für den neugierigen, theologischen Geist.2
In den letzten 20 Jahren wurde eine »Theologie des Lebens« von vielen Menschen und sehr unterschiedlichen Seiten gesucht. Die lateinamerikanische Befreiungstheologie erweiterte sich zu einer Reich-Gottes-Theologie (Gustavo Gutierrez); der Weltkirchenrat in Genf legte ein Programm zur Theologie des Lebens auf; in Korea gründeten presbyterianische Christen ein Institut für die Theologie des Lebens; in Rom rief Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika »Dominum et vivificantem« vom 18. Mai 1986 zu einer Leib und Seele umfassenden Spiritualität auf. In der leidenschaftlichen Heiligung des irdischen Lebens treffen sich heute die ältesten und die jüngsten Kirchen: die orthodoxen Kirchen und die neuen Pfingstkirchen. So vielfältig wie das Leben sind die theologischen Zugänge, aber im Grunde laufen sie alle auf den einen Punkt, den »springenden Punkt«, hinaus: Die Auferweckung Christi von den Toten und die Erscheinung des göttlichen Lebens in ihm. Ohne diese Christuserfahrung der Frauen und der Jünger wüssten wir nichts von Jesus, und es gäbe keinen christlichen Glauben. Mit der Auferstehung Christi aber wird der sonst heute terroristisch, atomar oder umweltkatastrophal verdunkelte Horizont der Zukunft licht. Damit wird auf den Totenfeldern der Vergangenheit Hoffnung entzündet. Damit tritt ein Leben in die Gegenwart ein, das nicht genug geliebt und genossen werden kann. »Das Leben ist erschienen, und wir haben es gesehen und bezeugen und verkünden euch das Leben, das ewig ist« (1 Joh 1,3). Ich will eine Transzendenz darstellen, die nicht unterdrückt und entfremdet, sondern befreit und lebendig macht, von der man sich nicht abwenden muss, sondern die einen mit Lebensfreude füllt.
Mit diesem Beitrag zu einer Theologie des Lebens führe ich fort, was ich 1991 mit »Der Geist des Lebens. Eine ganzheitliche Pneumatologie« begonnen und 1997 mit »Die Quelle des Lebens. Der Heilige Geist und die Theologie des Lebens« ergänzt habe.
Es geht im Teil 1 darum, die biblische Rede von dem »lebendigen Gott« zu verstehen und den Gott Israels und Jesu Christi aus dem Gefängnis der metaphysischen Definitionen zu befreien, die der griechischen Philosophie und Religionsaufklärung geschuldet sind. Kann Gott sich nicht bewegen und auch nicht bewegt werden und ist darum immutabilis? Kann Gott nicht leiden und ist darum apathisch und impassibilis? Ist Gott »die alles bestimmende Wirklichkeit« und darum »der Allmächtige«, oder ist Gott seiner selbst mächtig und kann darum auch seine Macht zurücknehmen, um seinen Geschöpfen Freiheit einzuräumen? Ist Gott »ein« Gott oder ist die Anwendung von Zahlen wie eins oder drei schon eine Entheiligung seines Namens?
Ich habe Gedanken aufgenommen, die ich schon früher geäußert habe, und führe diese weiter. Ich fasse meine bisherigen Erfahrungen und Einsichten in die Fülle des Lebens zusammen und stelle sie in den neuen Zusammenhang dieses Buches.
Im Teil 2 geht es um die Entfaltung des menschlichen Lebens im göttlichen Leben. Wie blüht menschliches Leben auf in den weiten Räumen und den zukünftigen Zeiten Gottes? Ich will das an Entfaltung menschlichen Lebens in der Freude Gottes, in der Liebe Gottes, in dem weiten Raum der Freiheit Gottes, in der Spiritualität der Sinne und im grenzenüberschreitenden Denken der produktiven Einbildungskraft aufzeigen. Der Ausblick am Schluss folgt einem Wort des großen Athanasius, das ich zuerst aus der Gemeinschaft von Taizé gehört habe:
»Der auferstandene Christus macht das Leben zum Fest ohne Ende.« Das ist auch der Ort, um mit dem jungen Ernst Bloch die »Wahrheit als Gebet« zu ergründen und mit der Anbetung und dem Lobpreis des Heiligen zu enden.
Zum Stil bemerke ich: Dies ist kein Fachbuch, auch kein Artikel in einer Realenzyklopädie, allerdings auch kein Ratgeberbuch. Ich habe mich bemüht, für Theologen und Nichttheologen verständlich zu schreiben und hatte sowohl Menschen im Blick, die es lieben theologisch zu denken, wie auch Menschen, die es noch nicht versucht haben.
Ich danke dem ersten Leser dieses Buches, Herrn Diedrich Steen, im Gütersloher Verlagshaus für seine hilfreiche Begleitung des Manuskriptes.
Tübingen, im November 2013
Jürgen Moltmann
Die moderne Welt orientiert sich an humanistischen und naturalistischen Lebensbegriffen und erfährt ein reduziertes Leben. Der christliche Glaube orientiert sich an dem »lebendigen« Gott und erfährt die Fülle des Lebens. Aber:
Was ist Leben?
Was ist erfülltes Leben?
Was ist ewiges Leben?
Die moderne Welt ist nicht aus Religion, sondern aus Religionskritik hervorgegangen. In jeder Religionskritik wird nicht nur etwas gewonnen, sondern es geht auch etwas verloren. Gewonnen wurde in der abendländischen Religionskritik die Aufwertung des diesseitigen Lebens, verloren gingen die transzendenten Räume dieses Lebens. In jeder Religionskritik bleibt jedoch die kritisierte Religion als Negativbild erhalten. Wir wollen das an den verschiedenen modernen Welten darstellen. Wir schildern dann den religiös »genügsamen« Humanisten, den Gotthold Ephraim Lessing als den aufgeklärten Zeitgenossen der modernen Welt vorstellte, und den atheistisch »reduzierten« Menschen Ludwig Feuerbachs sowie den daran anschließenden naturalistischen und ökonomischen Reduktionalismus, um demgegenüber den Reichtum eines jetzt und hier gelebten Lebens in Gott herauszustellen.
Die moderne Welt ist keine einheitliche Größe, weil ihre Ursprünge in Frankreich und den katholischen Ländern Europas, in den angelsächsischen Ländern und in Deutschland sowie den skandinavischen Ländern sehr verschieden sind. Es ist oberflächlich und nivellierend, wenn man von »the secular world« oder von einer allgemeinen »Säkularisierung« des Religiösen in der modernen Welt spricht. Das Wort ›Säkularisierung‹ bezeichnet ursprünglich die Verstaatlichung von Kirchengütern. Die aber hat es in England, in den USA und in den skandinavischen Ländern nie gegeben. Von der Religion her gesehen, unterscheide ich darum zwischen der »laizistischen Moderne«, der »freikirchlichen Moderne« und der »säkularisierten Moderne«.
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