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Um zu vergessen, hat Marcus Schwartz, der als Jugendlicher Auschwitz überlebte, seine jüdischen Wurzeln lange Jahre verleugnet: Er hat seinen Namen Menachem Teitelbaum abgelegt, jeglichen Kontakt zu Juden vermieden und nie eine Synagoge besucht. Doch eines Tages holt ihn die Vergangenheit unerwartet ein. Auf einem jüdischen Friedhof überkommt Marcus der Wunsch, dort begraben zu werden – dafür muss er allerdings beweisen, dass er Jude ist. Ein fast unmögliches Unterfangen, denn alle Verwandten und Freunde sind tot. Und so begibt sich der Achtzigjährige kurzerhand mit der jungen Deutschtürkin Gül, mit der er sich angefreundet hat, auf einen abenteuerlichen und wahrlich Grenzen überschreitenden Roadtrip in seine alte Heimat ... Eine tragikomische Geschichte über eine ungewöhnliche, generationenübergreifende Freundschaft und die Suche nach Identität und Heimat.
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Seitenzahl: 233
Um zu vergessen, hat der 84-jährige Marcus Schwartz, der als Jugendlicher Auschwitz überlebte, seine jüdischen Wurzeln lange Jahre verleugnet, seinen Namen Menachem Teitelbaum abgelegt, jeglichen Kontakt zu Juden vermieden und nie eine Synagoge besucht. Doch eines Tages holt ihn die Vergangenheit überraschend ein. Auf einem jüdischen Friedhof überkommt Marcus der Wunsch, dort begraben zu werden – dafür muss er allerdings beweisen, dass er Jude ist. Ein fast unmögliches Unterfangen, denn alle Verwandten und Freunde sind tot. Und so macht sich Marcus zusammen mit der jungen Deutschtürkin Gül auf den Weg in seine alte Heimat. Das ungleiche Paar beginnt einen ebenso heitereren wie berührenden Roadtrip, der sie über Ungarn und Rumänien bis in die Ukraine führt.
Alexander Schuller, geboren 1961, absolvierte seine Journalistenausbildung an der Henri-Nannen-Schule und arbeitete bei den Fernsehsendern RTL und SAT1. Er ist Autor zahlreicher Sachbücher und Biografien und schreibt seit 2010 für das Hamburger Abendblatt. Alexander Schuller lebt in Hamburg.
Pierre-Henry Salfati, geboren 1953, ist Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler. Sein Spielfilm Tolérance (1989) wurde für den französischen Filmpreis César nominiert. Seit den späten 1990er Jahren dreht Salfati vorwiegend Dokumentarfilme über jüdische Themen und Persönlichkeiten, u.a. Talmud und die Serge Gainsbourg-Dokumentation Je Suis Venu Vous Dire.
Pierre-Henry Salfati/Alexander Schuller
Der letzte Mentsch
Roman
Nach dem gleichnamigen Drehbuch zum Film »DER LETZTE MENTSCH« von Pierre-Henry Salfati und Almut Getto
Insel Verlag
Umschlagabbildung: Szenenfotos aus dem Film Der letzte Mentsch (2014)
© elsani film, Köln
Unter Verwendung von Fotografien von Emil Zander und Uli Grohs
eBook Insel Verlag
Erste Auflage 2014
insel taschenbuch 4292
Originalausgabe
© Insel Verlag Berlin 2014
© elsani film, Köln 2014
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.
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ISBN 978-3-458-73619-6
www.insel-verlag.de
Wir alle sind auf der Suche und vor irgendetwas auf der Flucht.
Kapitel 1
Achtzehn. Neunzehn. Zwanzig. Noch dreißig. Seine Kniegelenke knackten, wenn er in die Hocke ging und sich gleich darauf wieder hochstemmte. Sechsundzwanzig. Siebenundzwanzig. Achtundzwanzig. Drüben auf der anderen Mainseite spiegelte sich die Morgensonne in den verglasten Hochhausfassaden des Bankenviertels. Die Reflexionen glitzerten auf dem schmutzig braunen Wasser des Flusses. Der alte Mann hatte dieses Farbenspiel aus tanzenden kleinen Lichtpunkten jedoch schon häufig gesehen. Überhaupt war er gerade viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich mit Nebensächlichkeiten zu befassen. Einunddreißig. Zweiunddreißig. Er hielt beide Arme nach vorn gestreckt, schön gerade und parallel, genau so, wie es dem Turnvater gefallen hätte. Noch sechzehn Kniebeugen. Fünfzehn. Vierzehn. Dreizehn. Das Luftholen fiel ihm jetzt schon schwer. Seine Oberschenkel fingen an zu brennen, Schweiß rann über sein Gesicht und zwickte ihn in den Augen. Nur noch zehn. Neun, acht, sieben. Das Ende naht, dachte er, und beinahe hätte er gekichert. Das Ende, sein Ende!
Drei. Zwei. Eins.
Erleichtert ließ er sich ins feuchte Gras der Uferwiese plumpsen und blickte keuchend zur Friedensbrücke hinüber, wo der dichte morgendliche Berufsverkehr wie üblich mit Hupkonzerten eröffnet wurde. Sollen die Menschen mehr Rad fahren, dachte er, gerade an einem so schönen Septembertag. Er legte sich auf den Rücken, streckte alle viere von sich und horchte aufmerksam in sich hinein. Sein Herz schlug schneller als gewöhnlich, aber es schlug regelmäßig, und auch der Puls ging langsam herunter. Das war schon mal beruhigend. Sehr beruhigend.
Der alte Mann hieß Marcus Schwartz. Dieser Name stand auf seinem Personalausweis, in seinem Reisepass und auf allen anderen Dokumenten und Plastikkarten, die der Mensch benötigt. Einen Führerschein besaß er nicht. Doch Marcus Schwartz war nicht sein richtiger Name. Seine Eltern, Zissel und Samson Teitelbaum, hatten ihrem Erstgeborenen den Namen Menachem gegeben, als er am 21. April 1929 im ungarischen Satu Mare geboren wurde; eine Stadt, die heute längst wieder zu Rumänien gehört.
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