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Der Malerweg Acht Wander-Etappen auf den schönsten Pfaden durch die Sächsische Schweiz im Süden Dresdens; und das auf den Spuren berühmter Maler. Perfekt geeignet um Stress abzubauen und den Kopf wieder frei zu bekommen. Motto, Von der Getriebenheit des Alltags hin zu Ausgeglichenheit und innerlichem Frieden. Viele kennen das: "Burnout" *Mein Kopf ist voll! *Ich kann mich schlecht konzentrieren! *Kann nachts nicht gut schlafen, bin morgens nicht erholt! *Hab' das Gefühl, als würde mir ständig die Energie abgesaugt werden! Deshalb das Buch - es motiviert Nachahmer*innen, es ebenfalls zu versuchen - den Kopf wieder frei zu bekommen. Wandern oder Pilgern durch besonders schöne Landschaften. Lasse Sie sich überraschen und mitrießen.
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Seitenzahl: 187
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„Suche Stunden der Sammlung, damit die Seele zu dir sprechen kann.“(Albert Schweitzer)
Ein Virus geht um in Deutschland. Gemeint ist weder das Influenza-, noch das Corona-Virus. Gemeint ist das Virus mit dem Namen ‚Stress‘. Wir reagieren auf rote Ampeln allergisch, hetzen zum Bahnhof, fühlen uns nicht ausgeglichen, sind von der Arbeit genervt, telefonieren beim Essen – im Hintergrund der Fernseher - die Kinder können uns nichts recht machen. Wir klagen über Verspannungen, sind oft erschöpft, haben erhöhten Blutdruck, schlafen schlecht. Freude, Zufriedenheit und Leichtigkeit sind langsam zu Fremdworten im Leben geworden.
„Der Kopf ist zu voll!“ Als ich 2017 das erste Mal allein in der Sächsischen Schweiz Urlaub machte, ging es mir fast so ähnlich wie vielen meiner Patientinnen und Patienten. Zuvor war ich bereits zweimal mit meiner Frau in dieser Gegend gewesen. Wir waren fasziniert von der Schönheit der Landschaft, von der Unkompliziertheit der Menschen sowie dem Abwechslungsreichtum, der sich uns hier bot. Wandern stand im Vordergrund. Aber auch per Rad morgens starten, eine Schiffstour auf der Elbe unternehmen, in den Felsen herum klettern, eines der kleinen Museen besuchen oder in die Therme gehen hatten ihren Reiz. Und dies zumeist mit relativ gutem und konstantem Wetter.
Bei einigen unserer damaligen Tagesausflüge waren wir auf Hinweisschilder gestoßen, die auf den ‚Maierweg‘ hinweisen. An anderen Stellen las man etwas über den ‚Malerweg‘. Ich hatte damals keine Ahnung, um was es sich handeln würde. Und auch keinen blassen Schimmer davon, dass es sich bei beiden Begriffen um dasselbe handelte. Erst später entdeckte ich, dass manche Witzbolde an einigen Stellen beim ‚Maierweg‘ etwas bei dem ‚L‘ weggekratzt hatten. Schon war ein neuer Weg mit einem neuen Namen kreiert.
Irgendwann hatte ich herausgefunden, dass es sich bei dem ‚Malerweg‘ um einen achttägigen Rundweg mit knapp 115 Kilometern durch die schönsten Gebiete der Region handeln würde. Was also lag näher, als Lust auf diese Herausforderung zu bekommen, wenn man eine gute Woche Zeit haben würde?
Nun möchte ich hier nicht zu viel vorweg nehmen, aber ich kann nur sagen: Die konkreten Erfahrungen waren fantastisch. Sie haben sogar mehr gehalten, als versprochen worden war. Dies war dann auch der Anlass, dieses Buch zu schreiben. Eine Anregung für Menschen, die auf der Suche sind; eine Aufforderung, statt Tabletten, Therapie oder Kur selbst etwas für das eigene Wohlempfinden zu tun. Schließlich bietet unser Körper mehr Ressourcen, als wir denken.
Seit der ersten Auflage dieses Buches sind die gesellschaftlichen Probleme eher größer als kleiner geworden. Wir haben eine Flüchtlingskrise, den Brexit, eine Pandemie sowie einen Krieg in Europa erlebt. Während all‘ dieser Krisen half es mir, Jahr für Jahr ein- bis zweimal in die Sächsische Schweiz zurückzukehren - immer wieder mit Lust, auf dem Malerweg unterwegs zu sein. Manchmal stur nach Tour-Beschreibung, manchmal quer durcheinander, gerade, wonach mir war. Jedes Mal waren die Eindrücke fantastisch, ergreifend. Jedes Mal ging es meiner Seele hinterher besser als vorher.
Deshalb war es mir ein besonderes Anliegen, durch eine Überarbeitung des Textes in Verbindung mit der Aufnahme von deutlich mehr Fotos noch mehr Lust auf Bewegung, noch mehr Bewusstsein zu schaffen für die Möglichkeiten, die das Wandern in dieser Region bietet.
Das Buch lesen und inspiriert sein, das Ganze nachmachen, in die Tat umzusetzen, das wäre mein Credo. Sich auch auf die Reise begeben - eine Pilgerschaft zu sich selbst starten, ähnlich wie der Autor dies vor Jahren selbst erleben durfte. Den Kopf wieder frei bekommen. Lust, die Herausforderungen anzunehmen. Zu seiner ursprünglichen Energie und Lebensfreude zurückfinden - am Ende erholt nach Hause heimkehren …
Lassen Sie sich also mitnehmen auf eine Reise. Lassen Sie sich durch den Text zeigen, wie es gehen kann, wenn Körper und Geist nach und nach in ihr Gleichgewicht zurück finden.
Und wenn es der Zufall will - vielleicht laufen wir uns eines Tages dort sogar einmal über den Weg.
Eckart Warnecke (im Mai 2022)
O liebliche? Idyll, du deutsche Schweiz, am schönen Elbestrande, wie schlägt doch stets dein Liebesreiz, mich neu in Zauberbande!
So hab’ hinab von der Bastei, als Jüngling ich geblicket, mich an der Fernsicht, hehr und frei, begeistert und entzücket!
So blick’ bewundernd ich noch heut, das Aug’ will satt nicht werden, es hat mich wenig so erfreut, als dieses Bild auf Erden.
Der Königs- und der Lilienstein schau’n sagenreich hernieder“ der König wollt’ die Lilie frei’n, so melden alte Lieder,
Da strömet durch das Polenztal, der Bach mit holdem Rauschen, das Laub ist dicht, der Pfad ist schmal, wie selig, so zu lauschen!
Im Bielagrunde rauscht’s und blinkt es wie aus tausend Bronnen, daraus entzückt der Wand’rer trinkt, drin sich die Buchen sonnen.
Und dir, vom „Brand“ entzückend’ Bild, voll ungeahnter Schöne, das Tümmels Dichterherz erfüllt, des Dankes Lob ertöne!
Und unten in dem Edmundsgrund, welch’ märchenhaft’ Erzählen! Es lauscht der Wald in weitem Rund, will ja kein Wort verfehlen.
Hoch oben hat das Prebischtor, gigant’sche Hand gebauet, der weite Himmel draus hervor, in ew’ger Ruhe blauet.
Und unten an der Elbe Strom, mein Schandau, reizumflossen, wie ein idyllisches Phantom, von Anmut übergossen,
Der Schlüssel all’ der Herrlichkeit, der liebsten mir auf Erden, denn nimmermehr wird weit und breit, ein Ort mir lieber werden.
Hugo Lissauer (aus der Sammlung Reiselieder)
Gedanken zur aktualisierten 2. Auflage
Sächsische Schweiz (Gedicht)
Auf den Spuren alter Künstler
Wandern – Stressabbau und Lebenssinn
Freude an Bewegung wiederentdecken
Den ‚Geist‘ beruhigen durch Wandern
Wie plant man so was und wann?
Die Tagesetappen im Einzelnen
Der 1.Tag: Vom Liebethaler Grund bis nach Wehlen
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Bevor es losgeht: Gedanken und Abläufe
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Unterwegs: Persönliche Gedanken und Eindrücke
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Nach Ende der Etappe: Hinterher …
Der 2.Tag: Von Wehlen bis ins Polenztal bei Hohnstein
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Bevor es losgeht: Gedanken und Abläufe
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Unterwegs sein: Empfindungen und Eindrücke
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Am Ende der Etappe scheint alles irgendwie einfach
Der 3.Tag: Vom Polenztal bei Hohnstein bis Ostrauer Mühle
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Gedanken und Abläufe bevor es heute losgeht
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Unterwegs sein: Empfindungen und Eindrücke
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Nach einer Etappe ist man ein bisschen schlauer
Der 4.Tag: Von der Ostrauer Mühle zur Buschmühle
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Bevor es losgeht: Gedanken und Abläufe
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Unterwegs sein: Empfindungen und Eindrücke
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Nach der Etappe: Man ist wieder etwas schlauer
Der 5.Tag: Ab Buschmühle bis nach Schmilka (Grenze)
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Bevor es heute losgeht: Gedanken und Abläufe
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Unterwegs sein: Empfindungen und Eindrücke
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Nach der Etappe ist man immer schlauer als vorher
Der 6.Tag: Von Schmilka bis zum Kurort Gohrisch
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Bevor es losgeht: Man kennt sich mehr aus
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Unterwegs sein: Empfindungen und Eindrücke
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Auch nach dieser Tagestour ist man wieder schlauer
Der 7.Tag: Vom Luftkurort Gohrisch bis nach Weißig
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Schon heute Morgen: Woher kommt Zufriedenheit?
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Unterwegs sein: Empfindungen und Eindrücke
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Nach Heute beginnt noch mehr das Loslassen
Der 8.Tag: Von Weißig bis zum Canaletto-Haus in Pirna
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Am Morgen: Philosophisches vor dem Aufbruch
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Unterwegs sein: Empfindungen und Eindrücke
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Nach der Etappe: Am Ende findet man das Ende nicht
Noch einmal Liebethaler Grund
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Das Ende der Wanderungen vor Augen
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„Jedem Anfang wohnt das Ende inne“
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Über den Autor
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Danksagung
Übersicht über andere Bücher des Autors
‚Am liebsten würde ich die Tour gleich noch mal machen wollen‘. Dieser Gedanke kam mir immer mehr in den Sinn, als sich der achte Tag meiner Wanderungen auf dem Malerweg in der Sächsischen Schweiz dem Ende zuneigte. Denn die wunderbaren Erfahrungen und täglich neuen Eindrücke mit den herrlichen Wäldern, den grauen Felsformationen, den plätschernden Bächen und der Freude an der Bewegung während dieser Zeit waren so eindrucksvoll und sinnstiftend, dass ich immer mehr Wehmut entwickelte, je mehr ich mich den letzten Kilometern entlang der Elbe in Richtung Pirna näherte; am liebsten noch eine Woche dranhängen, was leider zeitlich nicht machbar war.
Ich hatte mich so wunderbar erholt. Trotz der Anstrengungen, die manche der Etappen erforderten, ging es mir so gut wie lange nicht mehr - fast euphorisch, glücklich? Der Kopf war wieder frei, ich konnte mich neu auf das Hier und Jetzt konzentrieren, mich auf mich selbst und was zu Hause und beruflich auf mich zukommen würde, wieder einlassen.
Aber weshalb spreche ich hier überhaupt von Künstlern? Und warum hat man den Namen ‚Malerweg‘ für diese gut 110 Kilometer lange Wanderung rund um die Ortschaft Bad Schandau herum, dem lieblichen Zentrum der Sächsischen Schweiz, gewählt? Hierzu muss man wissen, dass die Zahl der Maler, die von dieser faszinierenden Landschaft angezogen wurden, sehr lang ist. So war es Johann Thiele, der bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts dazu beigetragen hatte, die Schönheit und Romantik des Elbsandsteingebirges bekannt zu machen. Später war es insbesondere Bernardo Bellotto, der unter seinem Künstlernamen ‚Canaletto‘ in seinen Zeichnungen neben Landschaftsaspekten besonders die Festungen Königstein und Sonnenstein, sowie ‚Den Marktplatz von Pirna“ (1753) festhielt.
Dem Schweizer Maler Adrian Zingg, der unter anderem Ende des 18. Jahrhunderts die ‚Ostrauer Mühle bei Bad Schandau‘ schuf, folgten Franz Stadler (‚Luck-Mühle im Liebethaler Grund‘, um 1800), Capt. Batty E. Goodall (‚Wehltürme überm Wehlgrund‘, 1825), Adrian Ludwig Richter (‚Schmilkaer Mühle‘) und andere Romantiker, wie Ernst Ferdinand Boehme (‚Blick auf die Sächsische Schweiz‘, 1840).
Zum bekanntesten Maler allerdings wurde Caspar David Friedrich. Er hatte nicht nur 1823 seine ‚Felsenlandschaft im Elbsandsteingebirge‘ geschaffen, sondern schon fünf Jahre zuvor eines seiner bekanntesten und ausdrucksvollsten Gemälde entworfen: seinen ‚Wanderer über dem Nebelmeer‘. Die Felsenvorlage ist heute noch sehr gut in der Nähe der Ortschaft Schöna zu besichtigen. Und dass sich Richard Wagner durch die Schönheit der Gegend zu Lohengrin inspirieren ließ, sagt wohl ein Übriges.
Nun wieder zurück zu mir. Ich hatte mir also auf den letzten Kilometern angesichts des aufkommenden Abschiedsschmerzes dann doch einen kleinen Kompromiss abringen können. Auf meiner Heimfahrt würde ich am Liebethaler Grund einen nicht geplanten Zwischenstopp einlegen, meine Wanderschuhe für ein letztes Mal rausholen und noch mal ein Stück auf derjenigen Strecke entlangwandern, auf der ich vor acht Tagen gestartet war – sie hatte mich sofort in ihren Bann gezogen. Es müsste ja nicht die ganze erste Etappe sein, aber zumindest die ersten Kilometer noch mal sehen, entlangschlendern in der Beschaulichkeit der verzaubernden grünen Schlucht mit dem kleinen Flüsschen
Wesenitz - ja das wäre doch schön. Somit würde meine Wanderung dort enden, wo sie angefangen hatte.
Ein meditativ-sentimentaler Abschied auf Raten also, zufrieden und entspannt - und so geschah es dann auch. Demzufolge konnte ich am Ende meines Urlaubs bezogen auf die Rückkehr zur ersten Etappe, die schließlich auch gleichzeitig meine letzte für diesen Urlaub sein sollte, verbunden mit einem berührenden Wiedersehen, sagen: Ich verabschiede mich dort, wo es angefangen hatte. Oder philosophisch ausgedrückt: „Jedem Anfang wohnt ein Ende inne.“
„Die beiden schönsten Dinge sind die Heimat, aus der wir stammen und die Heimat, nach der wir wandern.“(Johann Heinrich Jung-Stilling)
Man muss nicht unbedingt nach Spanien fahren, um auf dem Jakobsweg unterwegs zu sein, wenn man im Leben etwas verändern möchte, um zu sich selbst zu finden. Auch in Deutschland gibt es viele Alternativen. Wie ich es erlebt habe, ist das Wandern auf dem Malerweg eine besonders empfehlenswerte.
Wenn ich jedoch darüber erzähle, kommt oft die Frage: „Malerweg, nie gehört.“ Das kann ich verstehen, denn auch mir war die Gegend im Hinterland von Dresden lange Zeit kein Begriff. Ich musste erst 60 werden, um in den südöstlichen Teil Deutschlands vorzustoßen – in die Sächsische Schweiz, durchflossen vom Oberlauf der Elbe.
„O liebliches Idyll, du deutsche Schweiz, am schönen Elbestrande, wie schlägt doch stets dein Liebesreiz, mich neu in Zauberbande!“
Aber warum ist es mir so wichtig und warum mache ich mir die Mühe, Zeit und Energie in dieses Buch zu investieren? Einerseits ist es ganz einfach die Freude über selbst Erlebtes zu schreiben, andererseits soll das Buch Hilfe und Anregung für andere sein; besonders für diejenigen, die, wie ich oben bereits erwähnte, den Wunsch haben, sich aus dem hektischen Alltag zeitweilig herauszulösen. Ich kenne viele, die nach Entschleunigung suchen, die sich einen Tapetenwechsel erwünschen und die Arbeitsstress und Anforderungen für eine Weile hinter sich lassen wollen. Aber auf die Idee, sich einen Ruck zu geben, um durch Wandern in der Natur ihrer Sehnsucht nach Ruhe und Ausgeglichenheit nachzugehen, kommen eher wenige.
Vor einigen Jahren gab es eine große Befragung für die Bundesregierung bei der heraus kam, uns Deutschen würde es so gut gehen, wie noch nie in den letzten sechzig Jahren. Ob dies wirklich dem Ist-Zustand entspricht, möchte ich bezweifeln. Denn schon vor Corona und Krieg gab es schwierige Zeiten, so dass heutzutage viele Menschen auf dem Zahnfleisch gehen. Zu mir in meine psychotherapeutische Praxis kommen mehr als 80 Prozent meiner Patienten mit stressbedingten Symptomen. Auch die Krankenkassen stellen nach und nach fest, dass Depressionen zu einer wahren Epidemie geworden seien.
Warnzeichen werden in den meisten Fällen anfangs verdrängt. Manchmal merken zwar Außenstehende, dass mit jemandem etwas nicht stimmt, nur leider will das der Betroffene nicht hören. Das heißt, wir verdrängen negative Anzeichen so lange es geht, weil wir Angst davor haben, uns die Wahrheit einzugestehen.
Angst vor der Erkenntnis, dass wir womöglich nicht mehr so cool und energiegeladen sind, wie wir das gern sein würden; dass uns stattdessen die Lebenslust abhanden gekommen ist, dass wir uns leer fühlen, dass wir nicht so leben, wie wir uns dies erhoffen. Eine Burnout-Erkrankung kommt nicht über Nacht. Sie ist Resultat einer jahrelangen körperlichen wie auch seelischen Überforderung, die sich jedoch schleichend und unbemerkt vollzieht.
Der erste Fehler, den man nicht machen sollte, wenn man merkt, dass irgendetwas mit einem nicht in Ordnung ist, besteht darin, anzunehmen, dass man der Einzige ist, dem es so geht. Dies kann dann zu Scham und schlechtem Gewissen führen. Es gibt übrigens eine Unmenge an Studien, die belegen, dass sportliche Betätigung im Freien zu deutlich mehr Besserung von depressiven Symptomen, von Schlafstörungen und von Bluthochdruck führt – eindeutiger, als dies durch Medikamente und Antidepressiva erreicht wird.
Was ich trotz dieser offensichtlichen Entwicklung schlimm finde: Ganz häufig werden diejenigen Menschen, die erkennen und sich trauen, zu sagen, dass sie sich überfordert fühlen, dass also diese Leute, denen bewusst wird, dass in ihrem Leben irgendwas aus dem Ruder gelaufen ist, oft auch noch verlacht werden, gemäß dem Motto: „Na Burnout, das hat ja wohl jetzt schon bald jeder Zweite!“
Manchmal passiert sogar etwas Paradoxes: Diejenigen, die vor einigen Jahren noch über die Leute mit ihrem Burnout gelacht hatten, beginnen plötzlich selbst unter psychosomatischen Symptomen zu leiden. Nun spüren sie, wie das ist, am eigenen Körper. Nun spüren sie, wie wichtig es ist, Auswege aus dem Hamsterrad zu finden, welches zu Schlafproblemen, Überreiztheit, Konzentrationsproblemen, Schwindelgefühlen, Antriebslosigkeit, fehlender Kreativität, Magenbeschwerden, Ängsten, innerlicher Unruhe, Bluthochdruck, Schlaganfällen und vielem mehr geführt hatte.
Augenscheinlich muss jedoch nicht jeder gleich zum Psychotherapeuten gehen. Wenn der Kopf voll ist, man plötzlich Dinge macht, weswegen man sich zum Teil nicht mehr wieder erkennt, sich vielleicht über sich selbst ärgert und trotzdem nicht weiß, wie man aus diesem Kreislauf wieder herauskommt - warum versucht man es dann nicht mal mit Wandern? Wandern ist eine wunderbare Methode, sich selbst besser kennen zu lernen, Stress abzubauen und achtsamer zu werden. Fast wie in einer Meditation.
Und wenn man eine Wanderung beendet hat - wo ginge es besser, als hierauf stolz zu sein. Stolz in unserer Welt, die immer häufiger aus bewegungsarmen Arbeitstätigkeiten besteht. Hier beim Wandern und dem Rückblick auf die zurückgelegten Strecken kann man festhalten, was man geschafft hat, und zwar ganz allein, keiner hat einem während einer Wanderstrecke sozusagen auf die Sprünge geholfen. Demzufolge kann ich wärmstens empfehlen: Wandern als Krankheitsprophylaxe und Selbst-Therapie.
„Ich habe eigentlich genug Zeit, aber ich schaffe es nicht, mich aufzurappeln, ein Buch zu lesen oder mich rechtzeitig auf Prüfungen vorzubereiten. Gleichzeitig habe ich die ganze Zeit über im Kopf ein Schuldgefühl, ich müsste was tun“.(Student aus Hamburg)
Es ist ein Grundbedürfnis von uns Menschen, Freude und Zufriedenheit zu empfinden, lachen zu können und gesund zu sein. Das Streben nach Glück ist nicht nur im östlichen Kulturraum ein wesentliches Ziel, sondern auch in einer Vielzahl westlicher Staaten sogar in deren Verfassungen niedergeschrieben. Nun nähern wir uns allerdings scheinbar einem gesellschaftlichen Zustand, in dem das Gegenteil davon zu erkennen ist. Die Menschen fühlen sich immer gehetzter, verlernen das Lachen und haben immer mehr Schwierigkeiten, den täglichen Anforderungen des modernen Lebens nachzukommen. Und vor allem: es gibt eine immer größere Zahl an Beschäftigten, deren berufliche Tätigkeit nur noch im Sitzen stattfindet.
Gleichzeitig ließe sich in diesem Zusammenhang anmerken, dass die Sorge unter Ärzten wie auch Psychologen immer mehr anwächst. Diese müssen oft nur noch als Reparaturdienst für Schäden bei Erkrankten bereitstehen, die durch das Verheizen der Mitarbeiter, durch Ausbeutung, durch verantwortungslose Kapitalmarktprozesse und häufig entwürdigende Strategien vieler Unternehmen im Arbeitsbereich entstanden sind. Ich denke, wir bräuchten dringend eine neue Gesamtethik – ein Erkennen, was wirklich wichtig im Leben ist. Und wo könnte man so etwas besser erlernen, als beim Wandern in wunderbarer, intakter Natur. In einer Natur wie zum Beispiel der Sächsischen Schweiz, deren Entstehungsgeschichte schon etwa 90 Millionen Jahre zurückliegt.
Das Elbsandsteingebirge war damals von einem Meer überflutet gewesen, an dessen Boden sich Jahrtausend für Jahrtausend immer mehr Sand absetzte, den die umliegenden Flüsse herangetragen hatten. Dieser verfestigte sich immer mehr und als sich das Wasser zurückzog, hinterließ es eine bis zu 600 Meter mächtige Sandsteinschicht.
Durch Witterungseinflüsse entstand bis heute diese erstaunliche Landschaft mit ihren Tafelbergen, bizarren Felsentürmen, Schluchten, Tälern und Höhlen, mit Buchenwäldern, plätschernden Bächen und herrlichen Aussichtspunkten, durchzogen von einer Vielzahl von gut ausgeschilderten Wanderwegen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Die kleine Info-Broschüre des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz, deren Angaben ich immer mal wieder einfließen lasse, spricht deshalb auch von einem „Märchen aus Stein“.
Dazu noch einmal ein Vers aus dem Gedicht von Hugo Lissauer::
„Und unten an der Elbe Strom, mein Schandau, reizumflossen, wie ein idyllisches Phantom, von Anmut übergossen.“
Abendstimmung am Elbe-Ufer mit Personenfähre - im Hintergrund der ‚Lilien-Stein‘ als markante Erhebung
„Achtsamkeit bedeutet, dass wir unseren Geist an einem Ort ruhen lassen, an dem es keine Angst und keine Sorge gibt. Tatsächlich finden wir dort das genaue Gegenteil. Wir entdecken Einfallsreichtum, Mut und ein stilles Glück“.(Chozen Bays, Zen-Meisterin)
Innerliche Stressreaktionen müssen nicht unbedingt schlecht sein. Wichtig ist allerdings, dass nach der Phase der Anspannung auch wieder eine Phase der Entspannung folgt. Die Natur hatte den Mechanismus der körperlichen Stressreaktionen als eine Art Schutz in Bezug auf hin und wieder einmal auftretende Extremsituationen eingerichtet. Arbeitet und lebt der Mensch jedoch in einer ständigen Überreizung wie zurzeit, so entstehen Beschwerden, die zu körperlichen wie psychischen Erkrankungen führen.
Inzwischen gibt es zum Glück etliche gute Studien, die beweisen, dass regelmäßiges Wandern den Selbstwert, die Schlafqualität sowie das Essverhalten verbessern, während es gleichzeitig Stressreaktionen, Depressionen, Hoffnungslosigkeit und zum Teil sogar Suizidgedanken verringert. Überhaupt zeigte sich, dass man der körperlichen Leistungsfähigkeit bisher viel zu wenig Beachtung im Kontext von Gesundheitsvorsorge zugeordnet hatte.
Einen besonderen Bereich stellen mehrtätige Wanderungen dar. Denn hierbei wird neben Körper und Seele darüber hinaus auch noch das Bewusstsein positiv beeinflusst. Unter Bewusstsein ist nicht nur allein die Art des Denkens zu verstehen, sondern die Gesamtzahl aller mentalen Prozesse, die sich auf Geist und Grundeinstellung eines Menschen auswirken. Denn bei mehrtätigen Wanderungen gerät man nach und nach in einen Bewusstseinszustand hinein, der dem von Meditationen sehr ähnlich ist.
Dabei ist Meditation trotz des immer noch etwas fremdartig klingenden Begriffs eine Methode, die recht leicht zu praktizieren ist. In der klassischen Anwendung reicht es aus, sich für eine Weile mit aufrechtem Rücken hinzusetzen, einige Male tief durchzuatmen und sich dann auf eine Art Meditationsobjekt zu konzentrieren. Und dieses Objekt kann allein schon der Atem sein, es können aber auch innere Bilder, lächelnde Gesichter, freundliche Worte, Töne oder Gesänge wie auch bestimmte Körperteile sein.
Schnell wird deutlich, dass Wandern genau diejenigen Kriterien erfüllt, wie sie für Meditationen gelten. Denn gerade beim Gehen auf schwierigem Untergrund müssen wir achtsam und bewusst sein. Wir schalten die Außenwelt aus und lenken die Konzentration auf den Weg, die Schritte, den Körper oder die Umgebung, die die Wandernden umgibt. Somit sind wir beim Wandern ständig im Hier und Jetzt. Und indem wir die Konzentration auf das Hier-sein richten, verringern wir das Abschweifen von Gedanken, lassen mögliche Sorgen außen vor und schöpfen somit Kraft aus der Gegenwart.
Wenn dann doch einmal störende Gedanken auftauchen, so müssen wir diesen Umstand lediglich kurz realisieren und unsere Konzentration dann wieder auf das Hier und Jetzt ausrichten – auf die Farben der Pflanzen und Bäume, auf die Töne der Natur, den Wind, auf die Gerüche, auf Wärme und Kälte und natürlich auf jeden Schritt.
Viel zu oft erwischen wir uns im Alltag bei der Fixierung auf das Zukünftige. Wir vergessen dabei, dass es ein wunderschönes Gefühl ist, frei zu sein. Frei sein heißt, wenn einem niemand sagt, was zu machen ist. Und sich nicht einmal mehr das Gewissen meldet – dieses oftmals so ‚schlechte‘. Wenn man seine Leichtigkeit wiederfindet, und es kein Vorher und kein Nachher gibt, sondern nur noch den Augenblick, das Da-sein. Freiheit möchte ich definieren als ‚die Sehnsucht des Eingesperrten‘. Und stecken wir nicht alle im weiteren Sinne in Abhängigkeiten, Notwendigkeiten, Zwangsläufigkeiten und Verpflichtungen fest? Sind wir nicht, so betrachtet, allesamt ‚Getriebene‘?
Was brauchen wir wirklich? Brauchen wir die vielen Dinge, nach denen wir streben, wirklich? Oder werden in uns nur die Sehnsüchte von außen geweckt? Geweckt, um uns abhängig zu machen, um uns zu lenken, zu beeinflussen? Um uns zu ‚Stimmvieh‘ zu machen?
So gesehen wird regelmäßiges Wandern nicht nur zu einer verbesserten Gesundheit beitragen, sondern es wird auch das Bewusstsein verändern. Und ich hoffe, dass sich dieses neue Bewusstsein auch auf die gesellschaftliche Ebene überträgt, mit dem Ziel, ein vertiefteres Verständnis für den Wert der Schöpfung zu entwickeln, uns kritisch mit der Macht der multinationalen Konzerne auseinander zu setzen und dem Wert jedes Lebewesens wieder eine größere Wichtigkeit beizumessen. Natürlich gehört dazu endlich auch ernsthafte Umweltschutzpolitik, verbunden mit Friedfertigkeit; denn ansonsten werden die natürlichen Grundlagen nicht mehr zu retten zu sein. Die Welt braucht uns Menschen nicht, aber wir brauchen die Umwelt.
„Berge sind stille Meister – sie machen schweigsame Schüler.“
(Johann Wolfgang Goethe)
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