Der Metallschwarm - Kevin J. Anderson - E-Book

Der Metallschwarm E-Book

Kevin J. Anderson

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Beschreibung

Die Klikiss kehren zurück

Die Zivilisation der insektoiden Klikiss galt als ausgestorben, nun kehren sie zu Tausenden durch Transportale zurück auf die von ihnen einst besiedelten Welten, um die menschlichen Kolonisten zu vertreiben und den Kampf gegen ihre eigenen Roboter aufzunehmen, die sie einst nahezu ausgerottet haben. Sirix, der Anführer der Roboter, ist der zahlenmäßigen Überlegenheit der Insektenwesen diesmal nicht gewachsen. König Peter konnte sich unterdessen vor den Intrigen des Vorsitzenden der Terranischen Hanse, Wenzeslas, retten, und versucht nun, die neuen Kolonien für seine Konföderation zu gewinnen. Doch Wenzeslas Rache an den Abtrünnigen ist grausam. Und auch im Ildiranischen Reich ist man nach dem Sieg gegen die Hydroger weit von Frieden und Stabilität entfernt: der Sohn des Weisen Imperators hat sich mit den Faeros vereinigt und lässt die Feuerwesen nun einen Planeten nach dem nächsten vernichten. Nichts scheint sie aufhalten zu können …

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Seitenzahl: 857

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KEVIN J. ANDERSON

DER METALLSCHWARM

Die Saga der Sieben Sonnen

Sechster Roman

Für TIM JONES,

der mich auf viele echte Abenteuer

mitnahm, was meine Phantasie

WAS BISHER GESCHAH

Acht Jahre Krieg gegen die Hydroger haben Planeten und Sonnen zerstört und ganze Völker ausgelöscht, sowohl auf den von Menschen besiedelten Welten als auch in den Splitter-Kolonien des Ildiranischen Reichs.

Anstatt die verschiedenen Gruppen der Menschheit gegen einen gemeinsamen Feind zu einen, führten die Anstrengungen des Krieges zu inneren Auseinandersetzungen. Die Terranische Hanse war den Hydrogern hoffnungslos unterlegen und wandte sich gegen einen Feind, den sie besiegen konnte: die verstreut im All lebenden Roamer-Clans. Die Hanse erklärte sie zu Geächteten und Gesetzlosen, weil sie sich weigerten, Ekti zu liefern, den Treibstoff für den Sternenantrieb. Die Roamer hatten guten Grund, die Handelsbeziehungen mit der Erde zu unterbrechen, denn ein Frachter unter dem Kommando von Raven Kamarow war von der Terranischen Verteidigungsflotte (TVF) vernichtet worden. Dennoch zerstörte die TVF mehrere Roamer-Siedlungen und sogar ihr Regierungszentrum namens Rendezvous. Gefangene Roamer wurden auf Llaro interniert, einem Planeten, der einst den seit langem verschwundenen Klikiss gehörte.

Während die geflohenen Clans versuchten, eine neue Regierung zu bilden, fanden Roamer auf Jonah 12 – wo sich Cesca Peroni versteckte, ihre Sprecherin – eine Gruppe in Kälte erstarrter schwarzer Klikiss-Roboter. Die Maschinen liefen Amok, wie auch auf anderen Welten im Spiralarm, und zerstörten die Station auf Jonah 12. Der junge Pilot Nikko Chan Tyler rettete Cesca, aber die Roboter schossen sein Schiff ab, und Cesca wurde schwer verletzt.

Die von Sirix angeführten Klikiss-Roboter waren seit Jahren geheimnisumwittert und behaupteten, sich nicht an ihren Ursprung zu erinnern. Die ganze Zeit planten sie die Auslöschung der Menschheit, so wie sie angeblich auch die Klikiss ausgelöscht hatten. In den Ruinen von Rheindic Co wandten sie sich gegen die Xeno-Archäologen Margaret und Louis Colicos und töteten Louis. Margaret konnte entkommen und floh durch ein reaktiviertes Transportal der Klikiss. Sirix entführte den Freundlich-Kompi DD und versuchte, ihn auf die Seite der Roboter zu ziehen. Mit dem Hinweis, die Menschen hätten ihre Kompis versklavt, »befreite« er DD von seinen Programmschranken. Doch DD war nicht etwa dankbar, sondern nutzte seine neue Freiheit zur Flucht. Er verschwand durch ein anderes Klikiss-Transportal und machte sich auf die Suche nach Margaret. Unterdessen setzten Sirix und seine Roboter ihre Angriffe auf menschliche Kolonien fort, unter ihnen auch eine alte Klikiss-Welt namens Corribus.

Die einzigen Überlebenden auf Corribus waren das Mädchen Orli Covitz und der Eremit Hud Steinman; sie wurden von dem Händler Branson »BeBob« Roberts gerettet und fanden schließlich eine neue Heimat auf Llaro. Als BeBob sie zunächst zur Erde brachte, ließ General Lanyan ihn wegen Desertion verhaften. Trotz der Bemühungen seiner Exfrau Rlinda Kett verurteilte man BeBob zum Tod. Rlinda und der frühere Hanse-Spion Davlin Lotze retteten ihn. Während der Flucht wurde BeBobs Schiff beschädigt, und Davlin inszenierte seinen eigenen Tod, um sich in den Ruhestand zurückzuziehen. Rlinda und BeBob flohen mit ihrem Schiff, gerieten jedoch in die Gefangenschaft der Tamblyn-Brüder, die Wasserminen auf dem Eismond Plumas betrieben.

Jess Tamblyn hatte Plumas verlassen, um bei der Verbreitung der Wentals zu helfen, elementaren Wasserwesen, die ihm das Leben gerettet und seinen Körper verändert hatten. Dadurch wurde Jess zwar mit neuen, unglaublichen Fähigkeiten ausgestattet, aber er konnte keine anderen Menschen berühren. Vor langer Zeit war seine Mutter Karla Tamblyn auf Plumas in eine Eisspalte gefallen; ihre Leiche hatte nie geborgen werden können. Jess fand sie tief im Eis und brachte sie zu den Wasserminen, wobei etwas von seiner Wental-Energie in den toten Körper überging. Bevor Jess seine Mutter auftauen konnte, empfing er die Nachricht, dass seine Geliebte Cesca Peroni nach einem Roboterangriff auf Jonah 12 abgestürzt war und in Lebensgefahr schwebte. Er machte sich sofort auf den Weg.

Als Jess Jonah 12 erreichte, lebten Nikko und Cesca noch, befanden sich aber in einem kritischen Zustand. Jess brachte sie in seinem Wental-Schiff fort und bat die Wasserwesen, Cesca zu retten. Die Wentals erklärten sich widerstrebend dazu bereit, und in ihrem primordialen Ozean auf Charybdis veränderten und heilten sie Cesca, verwandelten sie auf die gleiche Weise wie Jess. Als sie beide zu den Wasserminen von Plumas zurückkehrten, stellten sie fest, dass ein verdorbener Wental von Karla Tamblyn Besitz ergriffen und sie zu einer Amokläuferin in der Eisstation gemacht hatte. Rlinda Kett und BeBob entkamen im letzten Augenblick mit ihrem Schiff Unersättliche Neugier, doch die Tamblyn-Brüder saßen in der Falle und konnten sich nicht gegen die dämonische Frau wehren. Jess und Cesca brauchten ihre ganze neue Kraft, um den verdorbenen Wental zu überwältigen.

Jess' Schwester Tasia, die ihre Roamer-Familie verlassen, sich der TVF angeschlossen und im Krieg gekämpft hatte, wurde von den Hydrogern gefangen genommen und in eine bizarre Zelle tief im Innern eines Gasriesen gesteckt. Dort begegnete sie anderen menschlichen Gefangenen, unter ihnen ihr seit fünf Jahren verschwundener Freund Robb Brindle. Die Hydroger und ihre Verbündeten, die schwarzen Klikiss-Roboter, folterten und quälten Tasia und die anderen Gefangenen.

Die Klikiss-Roboter gaben vor, mit der Hanse zusammenzuarbeiten, und dabei nahmen sie heimlich Erweiterungen in der Programmierung der Soldaten-Kompis vor, die beim Krieg gegen die Hydroger eingesetzt wurden. Als Sirix den richtigen Zeitpunkt für gekommen hielt, startete er die speziellen Programme, woraufhin sich die Soldaten-Kompis überall im Spiralarm erhoben. An Bord der TVF-Schiffe wandten sie sich gegen die menschlichen Besatzungsmitglieder, töteten sie und übernahmen die Schlachtschiffe der Erde. In den Kompi-Fabriken auf der Erde heckten die Soldaten-Kompis den Plan aus, die Stadt zu übernehmen. Dem verzweifelten Vorsitzenden der Hanse, Basil Wenzeslas, blieb nichts anderes übrig, als einen Luftangriff zu befehlen, der die Fabriken zerstörte und alle in der Nähe kämpfenden menschlichen Soldaten tötete. Da er die Entrüstung der Öffentlichkeit fürchtete, überließ er König Peter die Verantwortung für die schwere Entscheidung.

Peter leistete dem Vorsitzenden schon seit Jahren Widerstand, und bei vielen Anordnungen von Wenzeslas kam es zu Konfrontationen zwischen ihnen. Schon lange brachte der König Bedenken in Hinsicht auf die von den Klikiss programmierten Soldaten-Kompis zum Ausdruck, doch Basil tadelte ihn für seine an die Öffentlichkeit getragene Kritik. Die Revolte gab Peter recht, und Basil Wenzeslas hasste es, im Irrtum zu sein. Als die Entscheidungen des Vorsitzenden immer irrationaler wurden, fanden Peter und Königin Estarra unerwartete Verbündete: Eldred Cain, den stellvertretenden Vorsitzenden und Basils Erben; Estarras Schwester Sarein, die Basils Geliebte gewesen war, sich jetzt aber vor ihm fürchtete; den treuen Lehrer-Kompi OX, der Peter unterwiesen hatte, und Captain McCammon, Oberhaupt der königlichen Wache.

Als Basil von Königin Estarras Schwangerschaft erfuhr, befahl er ihr die Abtreibung, denn zu einem so kritischen Zeitpunkt wollte er keine Komplikationen durch ein königliches Baby. Als Estarra und Peter ablehnten, traf Basil Vorbereitungen, sie aus dem Weg zu räumen. Er brachte sogar den Ersatz für König Peter ins Spiel, den eigenwilligen Prinzen Daniel, der kein Geheimnis daraus machte, dass Peter und Estarra bald »in den Ruhestand« treten würden. König und Königin begriffen, dass sie fliehen mussten, bevor Basil sie tötete.

Als die Angriffe der Hydroger immer schlimmer wurden und durch die Revolte der Soldaten-Kompis in nur wenigen Tagen ein großer Teil der Terranischen Verteidigungsflotte verloren gegangen war, musste sich Basil Wenzeslas der Erkenntnis stellen, dass der Erde große Gefahr drohte. Wegen des Mangels an Treibstoff für den Sternenantrieb hatte er bereits den Kontakt zu vielen Kolonien abgebrochen, und jetzt gab er die letzten von ihnen auf, um sich ganz auf die Verteidigung der Erde zu konzentrieren. Er schenkte den Protesten der im Stich gelassenen Kolonialwelten keine Beachtung, rief alle zur Verfügung stehenden Schiffe zurück und beauftragte sie damit, die Hanse zu schützen.

Patrick Fitzpatrick III., Enkel der früheren Vorsitzenden Maureen Fitzpatrick, wurde in den aktiven Dienst zurückgerufen. Er begann als verwöhnter Rekrut und stieg zu General Lanyans Protegé auf, dessen Befehl ihn dazu veranlasste, den Frachter des Roamers Raven Kamarow zu zerstören. Nach der katastrophalen Niederlage im Kampf gegen die Hydroger bei Osquivel retteten ihn die Roamer. Er und die anderen TVF-Überlebenden durften Del Kellums Werften in den Ringen von Osquivel nicht verlassen, denn sie wussten zu viel über die dortigen Anlagen der Roamer. Während jener Zeit lernte Patrick, die Roamer zu respektieren, und er verliebte sich in Kellums Tochter Zhett. Doch die Pflicht verlangte von ihm, seinen Kameraden bei der Flucht zu helfen. Zwar fungierte er als Vermittler der TVF gegenüber und ermöglichte es den Roamern zu entkommen, aber Zhett warf ihm vor, sie und ihren Clan verraten zu haben. Später, als er sich auf der Erde erholte, drängte Patrick seine Großmutter und andere, mit den Roamern Frieden zu schließen. Als die TVF von ihm verlangte, bei der Verteidigung der Erde zu helfen, stahl er die Raumjacht seiner Großmutter und flog mit der Absicht los, Zhett zu suchen.

Die Bewohner von Theroc und ihre grünen Priester standen den Maßnahmen von Basil Wenzeslas ebenfalls sehr skeptisch gegenüber, doch das große Bewusstsein des Weltwalds, das durch den hölzernen Golem Beneto sprach, wies sie darauf hin, dass der Konflikt weit über die Politik der Menschen hinausging. In ferner Vergangenheit hatten die Verdani nur knapp einen Krieg gegen die Hydroger überlebt, und jetzt mussten die Weltbäume erneut kämpfen und erneuerten dabei ihr altes Bündnis mit den Wentals.

Der von Wental-Energie durchdrungene Jess Tamblyn kam nach Theroc und sorgte dafür, dass sich Elementarwasser mit den Weltbäumen vereinte, woraufhin gewaltige Verdani-Kampfschiffe entstanden. Nach der Aufnahme des Beneto-Golems und anderer grüner Priester zogen die Bäume ihre Wurzeln aus dem Boden und flogen ins All, um an dem Kampf teilzunehmen. Die Wentals waren ebenfalls zu direkten Schlägen gegen die Hydroger bereit, doch dazu mussten sie zu Gasriesen gebracht werden. Die Roamer machten sich mit vielen Schiffen auf den Weg nach Charybdis und anderen Wental-Welten, nahmen verändertes Wasser auf und setzten den Flug damit zu Gasplaneten fort, in denen sich Hydroger niedergelassen hatten.

Der Weise Imperator Jora'h sah sich mit dem gleichen Krieg konfrontiert und bereitete sich darauf vor, das Ildiranische Reich zu verteidigen. Generationen zuvor hatten die Ildiraner auf Dobro mit einem Zuchtprogramm begonnen, um ein telepathisches Talent heranzuzüchten, das als Mittler zwischen Ildiranern und Hydrogern auftreten konnte. Die Rolle, die Jora'h selbst dabei spielte, begriff er erst, als es schon zu spät war. Seine von ihm schwangere Geliebte, die grünere Priesterin Nira, wurde vom Designierten Udru'h als Zuchtsklavin nach Dobro entführt. Dort brachte sie im Lauf der Jahre fünf Mischlingskinder zur Welt, alle mit dem möglichen Potenzial, Ildira zu retten. Der Weise Imperator beauftragte seine Tochter Osira'h, mit den Hydrogern zu kommunizieren. Zwar brachte sie die Fremden aus den Tiefen von Gasriesen nach Ildira, aber die Hydroger zeigten kein Interesse an Frieden. Stattdessen stellten sie ein schreckliches Ultimatum: Jora'h sollte die Menschen verraten und bei der Vernichtung der Erde helfen; andernfalls würden die Hydroger das Ildiranische Reich auslöschen.

Nachdem es auf Dobro zu einer Revolte der menschlichen Zuchtobjekte gekommen war, durfte Nira schließlich nach Ildira zurückkehren. Jora'hs Sohn Daro'h wurde mit der Kontrolle über die Splitter-Kolonie beauftragt. Im Prismapalast auf Ildira begegnete Nira dem Historiker und Gelehrten Anton Colicos, Sohn von Margaret Colicos, und einer von Sullivan Gold angeführten Gruppe von menschlichen Himmelsminenbetreibern. Sullivans Leute, unter ihnen die Technikerin Tabitha Huck und der einsame grüne Priester Kolker, hatten nach einem Angriff der Hydroger vielen Ildiranern das Leben gerettet, doch der Weise Imperator hielt sie gefangen, um zu vermeiden, dass sie von seinem geheimen Abkommen mit den Hydrogern berichteten.

Jora'h sträubte sich gegen die Rolle des Verräters. Insgeheim rief er seine besten Fachleute zu sich, um wirkungsvolle Waffen zu entwickeln. Dabei nahm er auch die widerstrebende Hilfe der menschlichen Gefangenen in Anspruch. Sullivan und Tabitha verabscheuten ihre Situation, halfen aber dabei, die Solare Marine zu verbessern.

Nira gelang es, mit anderen grünen Priestern zu kommunizieren und zu erklären, was im Zuchtlager mit ihr geschehen war. Der ebenfalls vom Weltwald isolierte Kolker hatte Freundschaft mit Tery'l geschlossen, einem alten Angehören des Linsen-Geschlechts, der ihm von der Verbindung aller Ildiraner im Thism berichtete. Als Kolker später Gelegenheit fand, sich wieder mit anderen grünen Priestern zu verbinden, gewann er den Eindruck, dass etwas Wichtiges fehlte. Auf dem Totenbett gab ihm der alte Tery'l ein schimmerndes Medaillon und riet ihm, die Suche nach Erleuchtung fortzusetzen.

Um ihrem Ultimatum Nachdruck zu verleihen, schickten die Hydroger Kugelschiffe aus und stationierten sie über verschiedenen ildiranischen Planeten, bereit zum Angriff, sollte Jora'h sie verraten. Ein Schwarm aus Kugelschiffen erschien auch über der Splitter-Kolonie Hyrillka, wo es zu einem verheerenden Bürgerkrieg gekommen war. Unter der Anleitung des einäugigen Veteranen Tal O'nh machte sich der neue, unerfahrene Designierte Ridek'h an den Wiederaufbau. Die bedrohlichen Hydroger über seiner Welt wurden plötzlich von einer Streitmacht feuriger Elementarwesen vernichtet, den Faeros.

In dem sich immer weiter ausbreitenden Krieg kam es zu einem Konflikt zwischen den Hydrogern und Faeros, und die Faeros wurden systematisch im Innern ihrer Sonnen angegriffen. Nach der Zerstörung der Kugelschiffe bei Hyrillka tobte bei Hyrillkas Sonne eine wilde Schlacht. Als sich der Stern zu verdunkeln begann, wussten der Designierte Ridek'h und Tal O'nh, dass das Schicksal des Planeten besiegelt war. Sie leiteten eine umfassende Evakuierung ein. Als die meisten Bewohner des Planeten in Sicherheit gebracht worden waren, änderten die Faeros plötzlich ihre Taktik, griffen aus dem Innern ihrer Sonne an und überwältigten die Hydroger. In vielen Sonnensystemen erschienen Faeros und kämpften gegen die Hydroger.

Die von Cesca Peroni angeführten Roamer leiteten eine Offensive gegen die Hydroger ein, indem sie Wental-Wasser in die Atmosphären von Gasriesen regnen ließen. In den Tiefen dieser Welten kam es zu heftigen Kämpfen, und die Wentals vernichteten ein Kugelschiff nach dem anderen. Durch Robbs Vater Conrad Brindle hatte Jess Tamblyn erfahren, dass seine Schwester Tasia von den Hydrogern gefangen gehalten wurde. Jess nahm sofort den Kampf gegen die Hydroger auf und befreite Tasia, Robb und die anderen Gefangenen, setzte sich dann ab, verfolgt von Kugelschiffen und Klikiss-Robotern. Als er den Rand der Atmosphäre erreichte, trafen mehrere riesige Baumschiffe der Verdani und Conrad Brindle ein, was ihm die Flucht ermöglichte.

Der entscheidende Kampf um die Erde stand bevor. Zwar hatte General Lanyan durch den Aufstand der Soldaten-Kompis den größten Teil seiner Flotte verloren, aber er bereitete den Rest der TVF-Streitmacht auf das letzte Gefecht vor. Adar Zan'nh von der ildiranischen Solaren Marine schickte Hunderte von Kriegsschiffen, um der Hanse zu helfen, hatte aber den geheimen (von den Hydrogern diktierten) Befehl, sich mit diesen Schiffen im entscheidenden Moment gegen die Menschen zu wenden. Als die riesige Flotte aus Kugelschiffen das Sonnensystem der Erde erreichte, kamen auch Sirix und seine Roboter mit den übernommenen TVF-Schlachtschiffen. Roamer warfen sich in die Schlacht und setzten neue Waffen gegen die Hydroger ein. Schließlich erschienen einige Schlachtschiffe der Verdani, unter ihnen das mit Beneto. Plötzlich wandte sich Adar Zan'nh mit seiner Flotte gegen die Hydroger, und aus der Schlacht, die der Erde das Ende bringen sollte, wurde eine Niederlage für die Fremden aus den Gasriesen.

König Peter und Königin Estarra nutzten das Chaos der Schlacht zur Flucht und verließen die Erde in einem erbeuteten Kugelschiff. Ihr treuer Lehrer-Kompi OX flog das Schiff, doch dazu musste er einen großen Teil seiner Erinnerungen und historischen Dateien löschen, die er im Lauf seiner langen Existenz angesammelt hatte. Ihnen blieb keine Wahl. OX behielt alle seine Funktionen, doch seine Persönlichkeit existierte nicht mehr.

Als die Solare Marine im Kampf um Terra das Feuer auf die Hydroger eröffnete, machten die Kugelschiffe über Ildira ihre Drohung wahr und griffen den Palast des Weisen Imperators an. Osira'h hatte bereits eine geistige Brücke zu den Hydrogern geschaffen und setzte sie gegen die Angreifer ein. Sie verband sich mit ihrer Mutter und leitete die ganze Kraft des Weltwalds in die Hydroger, zerstörte sie von innen …

Nach dem Sieg über die Hydroger wollte der Vorsitzende Wenzeslas seine eiserne Herrschaft erneuern und die Hanse wieder stark machen. Erstaunt musste er zur Kenntnis nehmen, dass König und Königin nach Theroc geflohen waren, wo sie die Bildung einer neuen Regierung proklamierten. Die im Stich gelassenen Kolonien, die Roamer-Clans und Theroc selbst schlossen sich ihnen an. Basil war außer sich vor Zorn, doch ohne grüne Priester konnte er nicht einmal eine Nachricht senden.

Die launenhaften Faeros hatten ihren Beitrag zum Sieg über die Hydroger geleistet, stellten den Kampf aber nicht ein und zogen weiter von Welt zu Welt. Ein neuer Anführer einte sie: der Hyrillka-Designierte Rusa'h, der den Verstand verloren und einen katastrophalen Bürgerkrieg ausgelöst hatte. Er war vor Jora'h geflohen und hatte sein Schiff in die Sonne gesteuert, wo die Faeros eine Verbindung mit ihm eingegangen waren. Rusa'h gab dem Dobro-Designierten Udru'h die Schuld an seinem Versagen und kehrte nach Dobro zurück, wo Udru'h nach der menschlichen Revolte gefangen gehalten wurde. Feuerbälle gleißten am Himmel, und ein feuriger Rusa'h-Avatar erschien, trat Udru'h gegenüber und verbrannte ihn. Doch das war nur der erste Schritt – die Faeros erklärten dem Ildiranischen Reich den Krieg.

Auf dem Kolonialplaneten Llaro glaubte Orli Covitz, endlich eine neue Heimat gefunden zu haben. Davlin Lotze wollte ebenfalls dort in Ruhe und Frieden leben, als normaler Kolonist. Eine Gruppe von TVF-Soldaten war beim Transportal stationiert, um sicherzustellen, dass die internierten Roamer nicht entkamen. Während Orli die Soldaten besuchte, wurde das Transportal plötzlich aktiv, und ganze Horden monströser Insektensoldaten kamen daraus hervor, begleitet von der seit Jahren vermissten Margaret Colicos und dem Freundlich-Kompi DD. Die alten Klikiss, die man für ausgestorben gehalten hatte, erschienen auch auf Llaro und zahlreichen anderen Hanse-Kolonien überall im Spiralarm.

Die Klikiss drohten den Menschen, sie zu töten, wenn sie ihre Welten nicht unverzüglich verließen.

1 * ORLI COVITZ

Ein nicht enden wollender Strom aus großen, käferartigen Klikiss kam seit Tagen durch das Transportal auf Llaro; er hatte seinen Ursprung auf irgendeinem unbekannten fernen Planeten. Während der anfänglichen Panik hatten Bürgermeister Ruis und Roamer-Sprecher Roberto Clarin alle aufgefordert, Ruhe zu bewahren. Mehr konnten sie nicht tun. Die Klikiss kontrollierten das Transportal, und somit gab es für die Kolonisten keine Möglichkeit, Llaro zu verlassen. Sie saßen in der Falle.

Schockiertes Entsetzen wich allmählich Hoffnungslosigkeit und Verwirrung. Wenigstens hatten die Geschöpfe niemanden getötet. Noch nicht.

Orli Covitz stand allein auf einem kahlen Hügel und beobachtete die an Termitenhügel erinnernden Ruinen der alten Stadt und die Koloniesiedlung. Tausende von intelligenten Insekten bewegten sich in der Landschaft und erforschten alles mit unermüdlicher Neugier. Niemand wusste, was die Klikiss wollten – mit Ausnahme vielleicht der seltsamen Margaret Colicos, jener Xeno-Archäologin, die vor Jahren verschwunden war und viel Zeit bei den Fremden verbracht hatte.

Das fünfzehnjährige Mädchen sah, wie Margaret über den Hügelhang stapfte und sich ihr näherte, begleitet von DD, dem Freundlich-Kompi, der sofort nach dem Transfer durchs Transportal Zuneigung zu Orli entwickelt hatte. Die ältere Frau trug den strapazierfähigen Overall einer Archäologin, dazu bestimmt, jahrelang bei der Arbeit im Freien getragen zu werden. Inzwischen wies er zahlreiche Flecken und kleine Risse auf.

DD trat munter an Orli heran und musterte sie. »Du scheinst traurig zu sein, Orli Covitz.«

»Auf dieser Welt findet eine Invasion statt, DD. Sieh sie dir nur an. Tausende und Abertausende. Wir können hier nicht mit ihnen leben, aber wir haben auch keine Möglichkeit, den Planeten zu verlassen.«

»Margaret Colicos hat viel Zeit bei den Klikiss verbracht. Sie lebt und ist wohlauf.«

Margaret atmete schwer in der trockenen Luft und blieb neben den beiden stehen. »Körperlich mag ich wohlauf sein. Aber in geistiger Hinsicht sieht die Sache ganz anders aus.«

Der unstete, in die Ferne reichende Blick der Archäologin verunsicherte Orli. Sie wagte sich nicht vorzustellen, was Margaret bei den großen Insekten erlebt hatte.

»Ich muss mich erst noch daran gewöhnen, wieder mit anderen Menschen zu reden, und deshalb lassen meine Umgangsformen wahrscheinlich zu wünschen übrig. Ich habe zu viel Zeit mit dem Versuch verbracht, wie die Klikiss zu denken. Das hat mich sehr erschöpft.« Margaret legte dem Kompi die Hand auf die Schulter. »Ich habe befürchtet, den Verstand zu verlieren … bis DD kam.«

Der Kompi schien sich keiner Gefahr um sie herum bewusst zu sein. »Jetzt sind wir zurück, Margaret Colicos. Und in Sicherheit, unter Freunden.«

»In Sicherheit?« Orli wusste nicht, ob sie sich jemals wieder sicher fühlen würde. Kurz nachdem ihr Vater und sie den düsteren Planeten Dremen verlassen und sich auf Corribus niedergelassen hatten, war die dortige Siedlung von schwarzen Robotern vernichtet worden – nur Orli und Mr. Steinman hatten überlebt. Auf Llaro hatte sie noch einmal von vorn beginnen wollen, doch jetzt waren die Roboter auch hierhergekommen.

DDs Optimismus erwies sich als unerschütterlich. »Margaret versteht die Klikiss. Sie wird den Kolonisten alles erklären und ihnen zeigen, wie man zusammenleben kann. Nicht wahr, Margaret?«

Skepsis zeigte sich im Gesicht der älteren Frau. »Ich verstehe kaum, wie ich überlebt habe, DD. Obwohl meine Jahre als Xeno-Archäologen für irgendetwas gut sein sollten.«

Orli ergriff Margarets schwielige Hand. »Sie sollten Bürgermeister Ruis und Roberto Clarin sagen, was Sie wissen.«

DD nahm pflichtbewusst die andere Hand der Archäologin. »Wissen ist hilfreich, nicht wahr, Margaret Colicos?«

»Ja, DD. Wissen ist ein Werkzeug. Ich werde erklären, was ich erfahren habe, in der Hoffnung, dass es etwas nützt.«

Als sie den Hügelhang hinuntergingen, in Richtung des Ortes, kamen sie an einigen stachligen Klikiss-Kriegern und einer Gruppe gelbschwarzer Arbeiter vorbei, die damit begonnen hatten, lange Gräben auszuheben, ohne Rücksicht auf die von den Kolonisten abgesteckten Grenzen zu nehmen. Orlis Hand schloss sich fester um die der Frau. Doch Margaret blieb gelassen; sie schenkte den einzelnen Klikiss ebenso wenig Beachtung wie diese ihr.

»Warum gibt es so viele verschiedene Arten von Klikiss? Sie haben alle unterschiedliche Farben und Markierungen.« Orli hatte einige mit fast menschlich wirkenden Köpfen und Gesichtern wie harte Masken gesehen, obwohl die meisten wie übergroße Käfer aussahen.

»Bei den Klikiss gibt es keine Geschlechter, dafür aber Subgattungen. Die großen stacheligen Exemplare sind Krieger, die an vielen Schwarmkriegen teilgenommen haben. Andere sind Sammler, Arbeiter, Späher und Wissenschaftler.«

»Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Bei diesen Insekten gibt es Wissenschaftler?«

»Und Mathematiker und Techniker.« Margaret wölbte fast bewundernd die Brauen. »Immerhin haben sie die Transportal-Technik entwickelt. Sie erfanden die Klikiss-Fackel und hinterließen detaillierte Aufzeichnungen und komplexe Formeln an den Wänden ihrer Ruinen. Diese Geschöpfe lösen ihre Probleme mit brutaler Gewalt – und für gewöhnlich mit Erfolg.«

Orli beobachtete die vielen Klikiss, deren turmartige Gebäude Erinnerungen an riesige Ameisenhügel weckten. »Haben sie eine Königin?«

Margaret blickte ins Leere, wie verloren in alten Albträumen. »Keine Königin, sondern eine Brüterin, weder männlich noch weiblich. Sie – wenn man so sagen darf – ist Geist und Seele des Schwarms.«

Orli holte die Aufmerksamkeit der Frau ins Hier und Heute zurück. »Aber was wollen die Klikiss?«

Margaret schwieg so lange, dass Orli schon glaubte, sie hätte ihre Worte gar nicht gehört. Dann sagte die Archäologin: »Alles.«

Die meisten Klikiss waren in ihre alte Stadt zurückgekehrt, als hätte sich in all den Jahrtausenden überhaupt nichts geändert. Ein großer Klikiss, ausgestattet mit einem silbrigen Ektoskelett, das schwarze Tigerstreifen aufwies, verfügte über ein zusätzliches Beinpaar, zahlreiche Stacheln, glänzende Knubbel und mehrere Facettenaugen. Der eiförmige Kopf bestand aus vielen kleinen Platten, die sich ständig bewegten und verschoben, dadurch den Eindruck eines wechselnden Mienenspiels erweckten. Dieser Klikiss schien irgendwie … wichtiger und bedeutender zu sein als die anderen. Orli beobachtete ihn mit großen Augen.

»Das ist einer von acht Domaten, die sich um die Brüterin kümmern«, sagte Margaret. »Sie liefern zusätzliches genetisches Material für die Ausbreitung des Schwarms.«

»Bekomme ich auch Gelegenheit, die Brüterin zu sehen?«

Margaret verzog das Gesicht. »Ich hoffe nicht. Es ist sehr riskant.«

»Haben Sie sie jemals gesehen?«

»Viele Male. Auf diese Weise habe ich überlebt.« Die Archäologin fügte ihren Worten keine Erklärung hinzu.

»Dann kann es so riskant nicht sein.«

»Von wegen.«

Sie gingen an den TVF-Kasernen zwischen den Klikiss-Türmen vorbei. Die Soldaten waren blass und sorgenvoll, ihre Uniformen zerknittert und schmutzig. Diese Tivvis – auf Llaro stationiert, »um die Kolonisten zu schützen« und das Transportal zu bewachen, damit die Roamer keine Gelegenheit zur Flucht erhielten – hatten bei der Invasion nur zusehen können. Sie waren ebenso hilflos wie die Kolonisten, die sie angeblich schützen sollten.

Es überraschte Orli festzustellen, dass die Klikiss die Soldaten nicht entwaffnet hatten. »Warum haben die Männer und Frauen noch ihre Waffen?«

»Es ist den Klikiss gleichgültig.«

Plötzlich begannen die Klikiss-Arbeiter damit, die Kasernen niederzureißen. Sie machten sich ans Werk, ohne um Erlaubnis zu fragen oder ihre Absichten anzukündigen, bohrten ihre gepanzerten Gliedmaßen in Wände und ließen sie einstürzen.

»He, was soll das?«, riefen die nervösen TVF-Soldaten. Einige von ihnen traten vor. »Gebt uns wenigstens Zeit genug, unsere Sachen zu holen.«

Die emsigen Insekten achteten überhaupt nicht auf die bestürzten Menschen und machten einfach weiter.

Angefeuert von den anderen liefen einige Soldaten los. »He, wartet mal!«

Arbeiter der Klikiss verwandelten Metallwände in Schrott, warfen anschließend Betten, Schränke, Kleidung und andere Dinge wie Müll auf einen Haufen. Einer der TVF-Soldaten trat einem insektoiden Abbrucharbeiter in den Weg und hob sein Jazer-Gewehr. »Zurück mit dir, Käfer! Ich warne dich …«

Der Klikiss schwang eine Gliedmaße, enthauptete den Soldaten und setzte seine Arbeit fort, noch bevor die Leiche zu Boden gefallen war. Neun Soldaten schrien voller Zorn, zielten mit ihren Gewehren und brüllten.

Margaret stöhnte und schloss die Augen. »Das nimmt kein gutes Ende.«

»Können Sie nicht irgendetwas tun?«, stieß Orli hervor.

»Nein.«

Projektile trafen die insektenhaften Wesen, doch die schienen gar nicht zu begreifen, was geschah. Während Waffen ratterten, blieben die Arbeiter damit beschäftigt, die Kasernen mit der gesamten Ausrüstung zu zerstören.

Als die TVF-Soldaten insgesamt elf Klikiss-Arbeiter erschossen hatten, wandten sich ihnen die anderen zu. Dutzende von stacheligen Kriegern marschierten heran, während die Soldaten weiter schossen, bis ihre Waffen leer waren.

Die Klikiss töteten sie.

Orli starrte sprachlos auf das Gemetzel. Selbst DD schien beunruhigt zu sein. Neue Arbeiter trafen ein, um die erschossenen zu ersetzen; andere brachten die Leichen der Menschen und Klikiss fort.

Ein Domat mit Tigerstreifen näherte sich Margaret und richtete einige klickende und klackende Worte an Margaret, die in der gleichen Sprache antwortete. DD übersetzte für Orli. »Der Domat bezeichnet jene Exemplare der neuen Brut als defekt. Sie sind aus dem Genpool entfernt worden.« Der Domat wandte sich ab, als eine neue Arbeitergruppe den Abbruch der Kasernen fortsetzte – offenbar wollten die Klikiss Platz für eigene Konstruktionen schaffen.

»Sie werden uns alle töten, nicht wahr?«, fragte Orli mit grimmiger Resignation.

»Die Klikiss sind nicht wegen dir hier.« Margaret kniff die Augen zusammen und blickte zum uralten Gebäude mit dem Transportal. »Bei der Entzifferung ihrer Sprache habe ich etwas sehr Wichtiges herausgefunden. Der Hauptfeind der Klikiss sind die schwarzen Roboter. Die Klikiss wollen sie vernichten, sie alle. Und dabei sollten wir ihnen besser nicht im Weg sein.«

2 * SIRIX

Trotz großer Rückschläge waren Sirix und seine schwarzen Roboter unbesiegt. Er passte die Pläne den neuen Gegebenheiten an und entschied, dass die Roboter eine Welt nach der anderen zurückerobern oder zerstören sollten. Das menschliche Militär war sehr geschwächt und ihre Regierungen nahezu handlungsunfähig; von dieser Seite rechnete er kaum mit Widerstand.

Alle seit langer Zeit in der Hibernation wartenden Roboter waren geweckt und bereit, ihre Mission zu Ende zu führen. Ihre Basis auf Maratha stand kurz vor der Vollendung, und die übernommenen TVF-Schlachtschiffe würden Sirix' Streitmacht erheblich erweitern. Das Ergebnis bestand aus einem Metallschwarm, der Menschen und Ildiraner gleichermaßen zermalmen würde. Extreme, beispiellose Gewalt war die einzige angemessene Vorgehensweise.

Bis vor kurzer Zeit hatte sich Sirix unschlagbar gefühlt, aber in der wilden Schlacht zwischen terranischem Militär, Hydroger-Kugelschiffen, gewaltigen Baumschiffen der Verdani und ildiranischen Kriegsschiffen war die Flotte der Roboter dezimiert worden. Schlimmer noch: Sirix hatte viele seiner alten, unersetzlichen Kameraden verloren. Nach Jahrtausenden der Planung hatte er erwartet, die Erde zu erobern und den Rest der Menschheit zu vernichten, wie Myriaden Roboter vor Jahrtausenden das Volk der Schöpfer ausgelöscht hatten, die Klikiss. Bei seinen Überlegungen war er nie davon ausgegangen, dass die Hydroger verlieren konnten.

Als sich das Blatt wendete, hatte Sirix den angerichteten Schaden eingeschätzt, seine beschränkten Möglichkeiten analysiert, Ziele neu definiert, anstatt die Niederlage einzugestehen, und den Rückzug angetreten. Hier im leeren Raum waren die Schiffe zunächst in Sicherheit, und Sirix wollte so bald wie möglich zurückschlagen. Eine Welt nach der anderen. Von der Brücke dieses Molochs aus führte er seine Flotte zu einem Ziel, einem Planeten namens Wollamor.

Er sah auf die Anzeigen, die ihm Auskunft gaben über noch zur Verfügung stehende Waffen und Ressourcen. Von zuvor Tausenden von Schiffen waren ihm nur drei Molochs (einer schwer beschädigt), hundertdreiundsiebzig Manta-Kreuzer, siebzehn langsame, aber sehr leistungsfähige Waffenplattformen der Thunderhead-Klasse, mehr als zweitausend kleine Remora-Angriffsjäger und genug Treibstoff für den Sternenantrieb geblieben, um ausreichende Mobilität von Sonnensystem zu Sonnensystem zu gewährleisten, vorausgesetzt die Triebwerke funktionierten mit maximaler Effizienz. Hochleistungssprengstoff und sogar achtundsechzig Nuklearsprengköpfe vervollständigten die Ausstattung mit Standard-Waffensystemen. Das genügte. Bald, wenn die Aufgabe auf Maratha erledigt war, hatten sie eine schlagkräftige, unbesiegbare Streitmacht.

Soldaten-Kompis bedienten die Kontrollen der wichtigsten Moloch-Konsolen. Viele Stationen waren unbesetzt und auch gar nicht nötig: Lebenserhaltungssysteme, wissenschaftliche Konsolen, Kommunikationszentren. Hier und dort klebte getrocknetes Blut auf dem Boden und an Instrumenten. Admiralin Wu-Lin war hier gestorben, als sie mit bloßen Händen gegen die Soldaten-Kompis gekämpft hatte. Die Leichen von neunzehn Menschen waren von der Brücke entfernt worden; mehr als sechshundert Menschen hatten auf den anderen Decks ihr Ende gefunden. Sirix war nicht daran interessiert, Gefangene zu machen; sie spielten in seinen Plänen keine Rolle.

Mit der Zeit würden die Blutflecken von allein verschwinden, und solange die Systeme einwandfrei funktionierten, scherte sich Sirix nicht um Hygiene oder das Erscheinungsbild. Solche Dinge waren auch für seine insektoiden Schöpfer, die ihn mit ihren Verhaltensmustern programmiert hatten, nie wichtig gewesen.

Die Lifttür öffnete sich, und Ilkot trippelte auf fingerartigen Beinen herein. Er kommunizierte mithilfe eines Lichtstrahls, der codierter Signale übertrug. »Ein Eintrag in der Datenbank weist darauf hin, dass die Menschen bei ihrer Kolonisierungsinitiative auch von Wollamor Besitz ergriffen haben.«

»Es ist eine frühere Klikiss-Welt, und alle Klikiss-Welten gehören uns.« Sirix sah auf den Schirm, der einen hellen Stern und den braun, grün und blau gefleckten Planeten in seiner Umlaufbahn zeigte. Die Flotte mochte geschrumpft sein, war aber durchaus in der Lage, die unerwünschte menschliche Präsenz auf dem Planeten zu neutralisieren und Wollamor zu übernehmen.

Dies war ein fast vergessener Außenposten aus alter Zeit, früher die Heimat eines Subschwarms, deren Brüterin bei den endlosen Klikiss-Kriegen ums Leben gekommen war. Sirix erinnerte sich daran, vor Tausenden von Jahren auf Wollamor verfolgt worden zu sein.

Die Soldaten-Kompis an den Hauptstationen der Brücke wiesen ihn auf eintreffende Signale hin. Die Sensoren des Satellitennetzes über dem Planeten hatten die Flotte geortet. »TVF, wo sind Sie gewesen? Seit sechs Monaten warten wir auf Nachschublieferungen!«

Eine zweite Stimme kam aus den Kom-Lautsprechern. »Wir sind hier abgeschnitten: keine Nachrichten, keine grünen Priester. Was ist dort draußen im Spiralarm geschehen? Wir dachten schon, Sie hätten uns abgeschrieben.«

Sirix dachte an verschiedene Geschichten, die er präsentieren konnte. Ausschnitte aufgezeichneter Gespräche und Kom-Kontakte ließen sich so zusammenfügen, dass die Kolonisten ein völlig falsches Bild von der aktuellen Situation gewannen. Aber warum sich solche Mühe machen? Die Vorteile eines derartigen Täuschungsmanövers, so fand Sirix, waren den damit verbundenen Aufwand nicht wert. »Kommunikationsstille beibehalten.«

Sirix schickte eine Gruppe Manta-Kreuzer mit dem Befehl los, die Kolonie anzugreifen. Die externen Imager zeigten ihm, wie die Kreuzer, breiten Speerspitzen gleich, flaumige Wolken durchstießen und sich der zerklüfteten Oberfläche näherten. Die primäre Siedlung der Menschen war kaum zu übersehen: Sie hatten sie bei den alten Klikiss-Ruinen und dem Transportal errichtet.

Nachdem das menschliche Ungeziefer herausgefunden hatte, wie die alte Technik funktionierte, war es so dreist gewesen, sich auf Klikiss-Welten niederzulassen. Auf Planeten, die Sirix und den schwarzen Robotern zustanden.

Die ersten Mantas flogen in geringer Höhe über die Gebäude hinweg, machten dabei die Jazer-Bänke und die Batterien mit den explosiven Projektilen einsatzbereit. An Feuerkraft mangelte es ihnen gewiss nicht. Kolonisten kamen aus den bunten Fertigbauten, winkten den Schiffen zu und jubelten, als sie die Zeichen der Terranischen Verteidigungsflotte sahen.

»Das Feuer eröffnen.«

TVF-Waffen spuckten Energiestrahlen und Projektile, zerstörten die Kolonie. Die Hälfte der Menschen starb, bevor die anderen begriffen, was geschah. Die Überlebenden stoben in alle Richtungen davon und versuchten, irgendwo in Deckung zu gehen.

Mantas setzten Getreidefelder in Brand, vernichteten Zisternen und Kornspeicher. Bunte Polymer-Häuser schmolzen oder verwandelten sich in Asche. Menschen fingen Feuer. Gewissenhafte Soldaten-Kompis sprengten einen Krater mit einem Durchmesser von zwanzig Metern, nur um einen einzelnen Flüchtling zu erwischen. Sie nahmen es sehr genau.

»Lasst die ursprünglichen Klikiss-Gebäude unbeschädigt. Sie gehören uns.«

Der neben Sirix stehende Ilkot sagte: »Dann ist ein vorsichtigerer Angriff nötig, um unser Ziel zu erreichen.«

»Ein persönlicherer Angriff«, pflichtete ihm Sirix bei, bewegte die Greifklauen und dachte daran, wie es sich angefühlt hatte, Louis Colicos zu töten. »Ich kümmere mich selbst darum.«

Sein Moloch näherte sich den qualmenden Trümmern der Kolonie. Die ganze Zeit über empfingen die Schiffssysteme die entsetzten, zornigen und fassungslosen Schreie der Kolonisten. Sirix beschloss, sich die Aufzeichnungen später anzusehen und anzuhören, so wie es eine Brüterin getan hätte.

Hier auf Wollamor würde er seine Streitmacht neu organisieren und den nächsten Sieg planen. Sein Schiff landete inmitten von Staub, Rauch und Flammen, und Sirix hoffte, dass er noch einige lebende Menschen fand – er wollte sie sich selbst vornehmen.

3 * SAREIN

Der Raum tief im Innern der Hanse-Zentrale hatte dicke Wände und keine Fenster. Kaltes Licht empfing Sarein, als sie eintrat, und in einem Moment der Klaustrophobie stockte ihr der Atem. Hier im Innern der riesigen Pyramide glaubte sie, das kolossale Gewicht der politischen Probleme zu fühlen, das auf ihnen allen lastete.

Ich bin hier gefangen, weit von Theroc entfernt. Sarein wusste nicht mehr, welcher Seite sie bessere Dienste leisten konnte. So viel hatte sich verändert. Ich weiß nicht einmal mehr, ob mich Basil für einen Freund oder für einen Feind hält.

Die Erde hatte die letzte Schlacht gegen die Hydroger überstanden, doch die Terranische Hanse war den folgenden Ereignissen zum Opfer gefallen. Die wirtschaftlich orientierte Regierung, der als Galionsfigur aufgebaute König und die Kolonien – alles ging durch Fehleinschätzungen, diplomatischen Affront und schlichte Vernachlässigung verloren. Die Schuld lag vor allem bei Basil, obwohl er das nie zugegeben hätte. Der Vorsitzende würde andere für seine Fehler zur Rechenschaft ziehen. Sarein fragte sich, ob er seine wenigen treuen Berater deshalb hierherbestellt hatte, unter so großer Geheimhaltung. Entweder sollten Köpfe rollen, oder es ging um neue Pläne, die Vorsicht verlangten. Seit Tagen wusste Sarein nicht mehr, womit sie rechnen sollte, und deshalb hatte sie gelernt, still zu sein.

Der Vorsitzende saß bereits am Tisch und schien vom ganzen Universum enttäuscht zu sein. Er war makellos gekleidet, und die Bediensteten hatten sich auch bei seinem Gesicht Mühe gegeben. Trotzdem wurde Sarein das Herz schwer, als sie ihn sah. Über viele Jahre hinweg hatte sie diesen Mann geliebt, doch jetzt wirkte Basil alt und ausgezehrt. Schon vor dem Krieg gegen die Hydroger war er kein junger Mann gewesen, obwohl ihn Rhejaks Verjüngungsbehandlungen fit, gesund und dynamisch erhalten hatten. Doch es gab keine medizinischen Mittel, die den Druck lindern konnten, dem er ausgesetzt war.

Basils Gesichtsausdruck blieb kühl und distanziert, als er Sarein hereinkommen sah. Er lächelte nicht, begrüßte sie nicht einmal mit einem freundlichen Blick, und das schmerzte. Einst waren sie sich sehr nahe gestanden. Sarein war Basils Protegé gewesen, und er hatte sie durch das Labyrinth der Hanse-Politik geführt. Jetzt wusste sie nicht mehr, ob er noch etwas für sie empfand. Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann sie zum letzten Mal im Bett gewesen waren.

Sarein hob das Kinn, nahm Platz und war bereit, zur Sache zu kommen. Am Tisch saßen bereits General Kurt Lanyan, Kommandeur der Terranischen Verteidigungsflotte (beziehungsweise ihrer Reste) und der blasse Eldred Cain, designierter Nachfolger des Vorsitzenden. Wenn Basil ein anderer Mensch gewesen wäre, hätte er sich schon vor einer ganzen Weile in den Ruhestand zurückgezogen. Wenn Basil ein anderer Mensch gewesen wäre …

Captain McCammon – er trug die Uniform der königlichen Wache und ein kastanienbraunes Barett auf dem platinblonden Haar – ging mit zwei Wächtern durch den Raum und suchte nach Abhörvorrichtungen. »Wir haben alles dreimal kontrolliert, Herr Vorsitzender. Der Raum ist sauber. Keine Abhöranlagen. Ich garantiere Ihnen, dass niemand hört, was gesagt wird.«

»Garantien gibt es nicht.« Basil ließ die Schultern hängen. »Aber Ihre Worte genügen mir vorerst.«

Der neben dem stellvertretenden Vorsitzenden sitzende Lanyan beugte sich vor, griff nach der Karaffe und schenkte sich starken Kaffee ein. Als die Wächter ihren Weg durch das Zimmer fortsetzten, fragte Cain in einem ruhigen, vernünftigen Ton: »Was befürchten wir eigentlich, Herr Vorsitzender? Wir sind hier tief im Herzen der Hanse-Zentrale.«

»Spione.«

»Ja, aber wessen Spione?«

Ein Schatten fiel auf Basils Gesicht. »Jemand hat König Peter und Königin Estarra zur Flucht verholfen. Jemand hat die Nachricht von Estarras Schwangerschaft an die Medien durchsickern lassen. Jemand entführte Prinz Daniel, was bedeutet, dass die Hanse keinen König hat.« Er sah zu McCammon auf. »Gehen Sie mit Ihren Wächtern. Und achten Sie darauf, dass sich die Tür hinter Ihnen schließt.«

Der Mann zögerte kurz und dachte vielleicht, dass er bei den Beratungen zugegen sein sollte. Dann nickte er knapp und zog sich zurück. Als die schwere Tür geschlossen war, fühlte sich Sarein noch eingeengter. Sie sah zu Cain, und der blasse Mann erwiderte ihren Blick. Er schien ebenfalls zu glauben, dass der Vorsitzende es übertrieb, aber wie Sarein schwieg er.

Basil sah auf seine Unterlagen. »Peter ist auf Theroc im Exil und hat eine illegale Regierung gebildet. Zwar sehe ich keinen logischen Grund dafür, aber er scheint Anhänger zu finden, bei Roamern, abtrünnigen Hanse-Kolonien und den Theronen. Sarein … Du bist die Botschafterin von Theroc. Gibt es keine Möglichkeit für uns, die Theronen wieder unter Kontrolle zu bringen?«

Sarein war überrascht, obwohl sie eine solche Frage hätte erwarten sollen. »Seit sich der König von der Hanse losgesagt hat, habe ich keinen Kontakt mehr mit Theroc.«

Der Vorsitzende stand halb auf. »Es ist deine verräterische Familie! Vater Idriss und Mutter Alexa sind nie starke Oberhäupter gewesen. Sie hätten getan, was du ihnen sagst. Du solltest darauf bestehen.«

»Meine Eltern führen Theroc nicht mehr«, erwiderte Sarein mit brüchiger Stimme. »Und es scheint klar zu sein, dass König Peter und Königin Estarra ihre eigenen Entscheidungen treffen.«

»Und wie kann ich deiner sicher sein, Sarein?« Basils Blick glitt zu Cain und Lanyan. »Wie kann ich mich auf irgendjemanden von euch verlassen?«

»Vielleicht sollten wir uns konkreteren Themen zuwenden«, sagte Cain. »Das Fehlen von grünen Priestern ist ein echtes Handicap für uns. Wie sollen wir dieses Problem lösen, wenn beide Seiten nicht miteinander reden? Als theronische Botschafterin könnte Sarein Nahton vielleicht dazu bringen, einige wichtige diplomatische Kommuniqués zu übermitteln.«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe bereits mit ihm gesprochen; er wird seinen Standpunkt nicht ändern. Bis der Vorsitzende zurücktritt und die Hanse die neue Konföderation anerkennt, wird uns kein grüner Priester seine Dienste zur Verfügung stellen.«

Zorn blitzte in Basils Augen auf. »Wir können eine eigene Proklamation herausgeben und die Konföderation für illegal erklären! Peter ist emotional labil – sein Handeln ist Beweis genug! Alle Hanse-Kolonien, Roamer-Clans und theronischen Bürger, die ihm folgen, werden als Rebellen eingestuft. Niemand von ihnen kann der TVF widerstehen.«

Lanyan räusperte sich laut. »Wenn Sie einen Kampf in Erwägung ziehen, Herr Vorsitzender, so sollten Sie daran denken, dass unsere militärischen Möglichkeiten starken Beschränkungen unterliegen. Wir sind noch immer damit beschäftigt, die Trümmer einzusammeln und den Schaden zu bewerten. Mindestens ein Jahr lang müssen umfassende Reparaturen durchgeführt werden, bevor die Flotte wieder einigermaßen einsatzfähig ist.«

»So viel Zeit haben wir nicht, General.«

Lanyan trank einen Schluck Kaffee, verzog das Gesicht und nahm einen noch größeren Schluck. »Wir haben auch nicht genug Arbeitskräfte, um eher fertig zu werden.«

Sarein sah, dass Basils Hände zitterten. »Wie sollte das mit der industriellen Kapazität der Hanse nicht möglich sein? Jene Kolonien haben die Charta der Hanse unterzeichnet. Sie sind verpflichtet, meine Anweisungen zu befolgen.«

»Streng juristisch gesehen ist das nicht ganz richtig«, sagte Cain. »Die Kolonien schworen dem Großen König Treue, nicht Ihnen. Die Charta wurde so formuliert, damit der Vorsitzende im Hintergrund bleibt.«

»Uns bleibt nicht genug Zeit, einen neuen König zu präsentieren.« Basils Worte klangen gepresst. »Der König, den ich derzeit ausbilde, ist noch nicht so weit, und ich will nicht die Art von Fiasko riskieren, die wir mit den vorherigen erlebt haben. Ich werde bis auf Weiteres das öffentliche Gesicht der Hanse sein.«

»Vielleicht sollte ich nach Theroc fliegen und mit meiner Schwester reden«, sagte Sarein ruhig. »Ich könnte versuchen, eine Brücke zu bauen und eine friedliche Lösung zu finden. Wäre es so schlimm für dich, würdevoll in den Ruhestand zu treten, wenn auch der König abdankt?«

Basil sah sie an, als hätte sie ihn verraten. »Ich wäre vielleicht bereit, eine Amnestie anzubieten, wenn die Theronen Peter verhaften und ihn ausliefern, damit wir ihn bestrafen können.«

4 * KÖNIG PETER

Das letzte Schlachtschiff der Verdani stieg in den klaren theronischen Himmel auf, gesteuert von einem grünen Priester, dessen Körper mit dem Kernholz verschmolzen war. Peter und seine Frau beobachteten den Start von einem breiten, offenen Balkon der Pilzriff-Stadt, die zur neuen Hauptstadt des Königs geworden war. Zahlreiche Theronen standen in Alkoven und an Fenstern in den weißen, organisch gewachsenen Gebäuden, bildeten große Gruppen auf dem Waldboden und bejubelten die atemberaubende Masse aus Ästen und Dornen.

Estarra hielt Peters Arm, und Tränen strömten ihr über die Wangen, obwohl sie auch lächelte. »Jetzt sind wir auf uns allein gestellt.«

»Wir sind nicht unbedingt ›allein‹. Die ganze Konföderation steht hinter uns, all die Roamer-Clans und im Stich gelassenen Kolonien.« Peter drückte seine Frau an sich und spürte dabei die Wölbung ihres Bauchs. »Nur nicht die Hanse. Noch nicht. Aber sie wird sich eines Besseren besinnen, früher oder später.«

»Glaubst du, der Vorsitzende tritt jemals zurück?«

»Nein. Aber das wird uns nicht daran hindern, den Sieg zu erringen.«

Auf dem Weg in die Umlaufbahn stieg das dornige Baumschiff höher und höher. Die Schlachtschiffe der Verdani hatten der Menschheit dabei geholfen, die Hydroger zu besiegen, und jetzt würden die lebenden Schiffe durchs interstellare All fliegen und sich in der Galaxis ausbreiten. Mit ihrer gewaltigen Macht konnten sie es gegen titanische Feinde aufnehmen, doch auf dem Schlachtfeld der menschlichen Politik ließ sich mit dieser Art von Stärke nicht viel ausrichten. Der nächsten Herausforderung mussten sich Peter und Estarra ohne die Verdani stellen.

Das Baumschiff wurde in der Ferne immer kleiner.

Warmer Sonnenschein fiel auf die hohen Plattformen und Balkone des Pilzriffs, und der Wind trug die tausend verschiedenen Düfte des Waldes, die Aromen feuchter Blattwedel, bunter Epiphyten und hübscher, nektarreicher Blumen. Dazu flüsterten die Weltbäume ein sanftes Wiegenlied. Für Peter war Theroc noch schöner, als Estarra es beschrieben hatte.

Immer mehr Besucher trafen auf dem Planeten ein, mit der Absicht, Mitglieder der Konföderation zu werden. Alle nahmen für sich in Anspruch, hervorragende Ideen für die neue Regierung zu haben, für eine Verfassung, ein neues Steuer- und Rechtssystem. Grüne Priester gaben Nachrichten und Mitteilungen an die abtrünnigen Kolonien weiter und warben für die neue Regierung. Viele isolierte Gruppen der Menschheit hatten lange auf eine Gelegenheit gewartet, sich vom Joch der Hanse zu befreien. Peter bot ihnen eine realistische Alternative, und viele setzten ihre Hoffnungen auf ihn. Jetzt musste er zeigen, dass er tatsächlich das Oberhaupt war, das sie sich wünschten und das sie brauchten.

Der Vorsitzende Wenzeslas hatte sich sehr bemüht, den einstigen Straßenjungen in einen König zu verwandeln, der allerdings nicht mehr sein sollte als ein Aushängeschild. Doch es war ein richtiger König aus Peter geworden, und damit musste sich die Hanse nun abfinden. Mehr als jemals zuvor musste Peter ein König sein und wie einer handeln. Wenn er all die Leute sah, die nach Theroc kamen, um ihre besonderen Fähigkeiten und Ressourcen der Konföderation anzubieten, wusste Peter, dass Estarra und er die richtige Entscheidung getroffen hatten. Die Konföderation war erst im Entstehen, und viele Details ihrer verwaltungstechnischen Infrastruktur warteten noch darauf, ausgearbeitet zu werden. Die Loslösung von der Hanse war der leichte Teil gewesen.

OX trat auf den sonnigen Balkon, trug Tabletts mit Erfrischungen und begleitete einige Personen. Der Lehrer-Kompi war eigentlich viel zu komplex und leistungsfähig, um auf die Rolle eines Butlers beschränkt zu sein, aber seit der Löschung seiner Erinnerungen war von der individuellen Persönlichkeit, die Peter gekannt und geschätzt hatte, kaum mehr etwas übrig. Trotzdem fühlte er sich dem Kompi verbunden und wusste, dass OX ihm eines Tages wieder unschätzbare Dienste leisten würde. Immerhin war es größtenteils das Verdienst dieses Kompis, dass aus Peter König Peter geworden war.

Peter nahm seine neue Rolle als echter König sehr ernst und war entschlossen, zumindest bei einer Sache, die ihnen allen am Herzen lag, unverzüglich Fortschritte zu erzielen. Er wandte sich an Yarrod, der als Sprecher für die grünen Priester fungierte. »Einer unserer klaren Vorteile der Hanse gegenüber besteht darin, dass uns die grünen Priester verzögerungsfreie Telkontakt-Kommunikation ermöglichen. Ich möchte mindestens einen grünen Priester auf jeder Welt stationieren, die sich der Konföderation anschließt. Auf diese Weise bleiben wir Basil einen Schritt voraus.«

In Yarrods glattem Gesicht zeigten sich Tätowierungen, die über seine Studiengebiete Auskunft gaben. »Der Weltwald wird Freiwillige finden. Allerdings brauchen wir Transportmittel, um jene Planeten zu erreichen.«

Denn Peroni, ein weithin bekannter Händler der Roamer, blickte über den Rand des Balkons. Bis zum Waldboden ging es ziemlich weit in die Tiefe, aber das schien ihn nicht zu stören. »Kein Problem. Wir können Ihnen Clan-Schiffe zur Verfügung stellen, wo und wann Sie sie brauchen.« Denn trug seine beste Kombination, bestickt mit Clanzeichen der Roamer und voller Taschen, Reißverschlüsse und Klipps. Das lange Haar war hinten mit einem bunten Band zusammengebunden.

Die unabhängige Händlerin Rlinda Kett schritt über den Balkon und näherte sich den Erfrischungstischen, wo OX die Tabletts mit den Speisen zurechtrückte. »Gegen grüne Priester gibt es nichts einzuwenden, König Peter, aber Sie brauchen mehr als nur Kommunikation, um den Laden zu schmeißen. Sie brauchen Handel.« Sie nahm einige in Blätter gewickelte gebackene Insektenlarven und schmatzte mit den Lippen. »Wenn Sie die im Stich gelassenen Kolonien davon überzeugen wollen, dass Sie besser sind als die Hanse, so schicken Sie ihnen große Schiffsladungen mit all den Gütern, die ihnen die Hanse vorenthalten hat. Geben Sie jenen Kolonisten reichlich Lebensmittel und Treibstoff für den Sternenantrieb; sie vergessen bestimmt nicht, wer ihnen auf diese Weise geholfen hat.«

Rlinda griff nach einer kleinen Kondorfliegen-Puppe, öffnete sie und atmete den pikanten Duft tief ein. »Ich habe ganz vergessen, wie viel Theroc zu bieten hat. Sarein hat mir dies gezeigt.« Sie holte das saftige weiße Fleisch aus der Puppe und bot es ihrem hageren Partner an. »Versuch dies, BeBob. So etwas hast du noch nie gekostet.«

»Nein, danke.« Branson Roberts gab sich mit den in Scheiben geschnittenen exotischen Früchten zufrieden.

Rlinda hielt ihm das Stück unter die Nase. »Komm schon. Erweitere deinen Horizont. Probier neue Dinge aus.«

»Ich bin gern bereit, neue Dinge auszuprobieren … solange es keine Insekten sind.«

»Sagt der Mann, der nichts dagegen hat, abgepackte Nahrungsrationen zu essen.« Rlinda schob sich das Stück selbst in den Mund, arbeitete sich weiter am Tisch entlang und kostete von den ungewöhnlichen Speisen.

Peter dachte an all die Personen, die ihm Rat anboten und Fachleute auf ihrem Gebiet waren. Diese Männer und Frauen konnten ihm einen Teil der Last abnehmen und die Ungewissheiten bei der Bildung einer neuen Regierung reduzieren. Eins der wichtigsten Dinge, die er von Basil gelernt hatte, bestand darin, dass man Aufgaben an kompetente Leute delegieren sollte. Ein Regierungsoberhaupt sollte sich mit intelligenten, fähigen Stellvertretern umgeben – und auf sie hören.

Peter traf eine Entscheidung. Er wusste, dass er vielleicht den Eindruck von Impulsivität erweckte, aber hinter seinem Entschluss steckten sorgfältige Überlegungen. »Captain Kett, herzlichen Glückwunsch.« Sie sah ihn an und wischte sich rasch den Mund ab. »Hiermit ernenne ich Sie zum ersten Handelsminister der Konföderation. Oder zum einstweiligen Handelsminister, wenn Ihnen das lieber ist.«

Die Verwirrung in Rlindas Gesicht wich Stolz. Doch gleich darauf dachte sie an die praktischen Erwägungen. »Und was bedeutet das? Ich gehe eigenen Geschäften nach, die recht gut laufen.«

»So gut nun auch nicht«, brummte Roberts. »Mit nur einem Schiff …«

»Sei still, BeBob.«

Peter faltete die Hände. Als ihm klar wurde, dass es sich dabei um eine Angewohnheit handelte, die er Basil abgeschaut hatte, ließ er die Hände sinken. »Wir brauchen jemanden, der sich um die Lieferungen an die allein gelassenen Kolonien kümmert und zu diesem Zweck eine Flotte von Frachtern zusammenstellt. Kennen Sie jemanden, der dafür besser geeignet wäre als Sie selbst?«

»Nein, eigentlich nicht.« Rlinda probierte eine geröstete Nuss.

»Was die praktischen Aspekte betrifft … Ich schätze, Sie können so weitermachen wie bisher und das Leben eines unabhängigen Händlers führen, aber von jetzt an haben Sie immer das Ohr des Königs.« Peter sah Rlinda und ihren Partner an. »Captain Roberts kann Ihr Stellvertreter sein, und es steht Ihnen frei, einen Titel für ihn zu wählen.«

»Wie es sich gehört.« Rlinda zerzauste BeBob das krause graubraune Haar.

»Und Sie, Denn Peroni …«, fuhr Peter fort. »Sie sind die Kontaktperson zwischen der Konföderation und den Roamer-Clans.«

»Als Sprecher, meinen Sie? Meine Tochter ist noch Sprecherin …« Er wirkte verlegen. Cesca Peroni hatte ihre offiziellen Pflichten schon seit einer ganzen Weile nicht wahrnehmen können.

»Ich habe an etwas anderes gedacht. Es ist alles andere als leicht herauszufinden, was die Roamer den isolierten Kolonien anbieten könnten. Glauben Sie, Sie werden damit fertig?«

»Beim Leitstern, und ob ich damit fertig werde.«

»Und es ist nur der Anfang. Wenn wir eine dauerhafte Regierung bilden wollen, brauchen wir Bündnisse. Nehmen Sie Kontakt mit allen im Stich gelassenen Kolonien auf. Setzen Sie das ganze Händlernetz dafür ein, Informationen zu gewinnen und weiterzugeben. Stellen Sie fest, wer noch die Hanse unterstützt. Versuchen Sie, die betreffenden Kolonien für uns zu gewinnen. Oder behalten Sie sie im Auge, wenn das nicht gelingt.« Peter zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. »Anschließend nehmen wir uns die vor kurzem auf den alten Klikiss-Welten eingerichteten Kolonien vor. Dort weiß man vielleicht gar nicht, was im Spiralarm geschehen ist.«

»Keine jener Kolonien hat einen grünen Priester«, warf Yarrod ein. »Wir sind nicht in der Lage, mit ihnen zu kommunizieren.«

»Das gilt nicht nur für uns – sie sind auch von der Hanse abgeschnitten«, sagte Rlinda. »Und wer sie als Erster erreicht, hat als Erster die Möglichkeit, sie von seiner Sache zu überzeugen.«

»Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Erde nur noch eine historische Fußnote ist«, verkündete Peter.

5 * ADAR ZAN'NH

Als sich die Schiffe der einst so stolzen Solaren Marine über Ildira versammelten, bereitete es Adar Zan'nh großen Kummer zu sehen, wie wenige Kriegsschiffe übrig geblieben waren. Er hatte fast drei volle Kohorten – nahezu die Hälfte seiner Flotte! – geopfert, um die Hydroger bei der Erde zu schlagen. Mit dem Inspektionsshuttle umkreiste er die beschädigten Schiffe. So wenige … Als Adar ertrug er es kaum, das Reich so verwundbar zu sehen.

Auf seine Anweisung hin war mit der Erneuerung der ildiranischen Flotte begonnen worden, und die Arbeiten kamen erstaunlich schnell voran. Zan'nh hielt es für eine Ironie, wie sehr er sich inzwischen darauf verließ, dass die menschlichen Techniker Produktion und Reparatur verbesserten. Unter ihrer Leitung hatten die Ildiraner mit einem Konstruktionsprojekt begonnen, das ebenso epische Ausmaße hatte wie die in der Saga der Sieben Sonnen beschriebenen.

Nach der langsamen Inspektionsrunde dockte der Shuttle am Flaggschiff an, das der Adar selbst in der Schlacht gesteuert hatte. Zan'nh hatte mit diesem arg in Mitleidenschaft gezogenen Schiff so viel erlebt, dass er es so schnell wie möglich repariert haben wollte.

Voller Ungeduld wartete er darauf, dass sein Bruder Daro'h von Dobro zurückkehrte und seine Pflichten als Erstdesignierter übernahm. Zan'nh sah sich vor allem als ein Mann des Militärs, als Offizier und Kämpfer. Er war nicht geboren, um die administrativen und reproduktiven Aufgaben eines Nachfolgers des Weisen Imperators wahrzunehmen.

Wieder im Prismapalast wollten Yazra'h und er ihrem Vater einen kühnen Vorschlag unterbreiten. Sie hatten eine gute Idee für den Wiederaufbau des Ildiranischen Reichs, und Zan'nh war sicher, dass ihnen der Weise Imperator seine Zustimmung geben würde. Er sah sich selbst vor allem in der Rolle des Militärkommandeurs und nicht in der eines Verwalters oder Managers. Er eignete sich besser dafür, in den Kampf zu ziehen.

Zan'nh betrat den Kommando-Nukleus des Flaggschiffs und beobachtete die dort herrschenden Aktivitäten. Die Technikerin Tabitha Huck ging von Station zu Station, überprüfte die Imager, aktivierte Kom-Systeme und wandte sich mit ungeduldigen Anweisungen an die Ildiraner – die ihr auf Zan'nhs ausdrücklichen Befehl hin gehorchten, als kämen ihre Worte einem heiligen Gesetz gleich.

Tabitha gehörte zur Crew von Sullivan Golds Wolkenmine in der Atmosphäre von Qronha 3. Diese Menschen waren unter Arrest gestellt worden, um sie daran zu hindern, die Pläne des Weisen Imperators hinsichtlich der Hydroger zu verraten, was sie sehr empört hatte. Doch als der Adar dringend Innovation brauchte – eine Fähigkeit, die den Ildiranern weitgehend fehlte – und sich an Sullivan und die anderen wandte, hatten sie sich bereit erklärt, die benötigte Hilfe zu leisten.

Für die Reparatur der Schiffe und die Erneuerung der ildiranischen Flotte waren im Orbit neue Industrieanlagen entstanden. Die ildiranischen Geschlechter arbeiteten perfekt zusammen: Arbeiter, Ektisammler, Techniker und andere. Doch die traditionelle Vorgehensweise der Ildiraner genügte nicht für eine rasche Erholung von dem Desaster. Erneut zeigten die Menschen einen neuen Weg auf.

Tabitha wirkte recht gestresst, als sie Arbeitsberichte entgegennahm, Listen der Ressourcenverteilung durchging und Planungsschemata prüfte. Sullivan beschrieb sie als »Typ-A-Person«: eine Frau, die am besten arbeitete, wenn sie sich mehreren Projekten gleichzeitig widmete und bei jedem die gleichen hohen Qualitätsmaßstäbe anlegte. Damit war sie derzeit genau die Person, die die Solare Marine brauchte.

Sie warf einen Blick auf die traditionellen Datenschirme und sagte zu niemandem im Besonderen: »Diese ildiranische Technik ist so primitiv. Genauso gut könnte man mit Steinmessern und Bärenfellen arbeiten.« Sie wischte sich Schweiß von der Stirn und seufzte tief, bevor sie sich an Zan'nh wandte. »Wir brauchen mehr Arbeiter, Adar. Wir brauchen mehr verarbeitetes Metall. Wir brauchen mehr vorgefertigte Teile. Wir brauchen …«

»Sie bekommen, was Sie benötigen.« Das schien sie ein wenig zu besänftigen.

»Gut. Ich wüsste auch nicht, wie ich diesen Job sonst erledigen könnte.«

Ein verhärmter Sullivan Gold traf im Kommando-Nukleus ein, bedachte Zan'nh mit einem kurzen Nicken und eilte zu Tabitha. »Haben Sie das Problem mit der Nachschubkette gelöst?«

»Mit welcher Nachschubkette? Mir sind insgesamt fünfundsiebzig bekannt.«

»Sagen Sie, was Sie benötigen«, warf Zan'nh ein. »Dann sorge ich dafür, dass Sie es bekommen.«

»Nun, für den Anfang, Adar: Ihre Leute könnten mehr Initiative zeigen.« Tabitha schnaubte leise. »Klar, sie befolgen Anweisungen und arbeiten hart, keine Frage, aber ich muss ihnen alles sagen. Es wäre schön, wenn sie selbst mit etwas Phantasie zur Lösung von Problemen beitrügen.«

»Deshalb haben wir Sie hierhergeholt.«

»Und deshalb sollten Sie mir besser eine Menge Geld für diese Sache bezahlen. Da wir gerade dabei sind: Wir haben noch gar nicht über meine Vergütung gesprochen.«

Der Adar kannte das Konzept der Bezahlung, verstand es aber nicht ganz. Das Streben nach Gewinn und Besitz lag nicht in der ildiranischen Natur. Wenn etwas getan werden musste, so gab es irgendjemanden, der sich darum kümmerte, nicht wahr? »Nennen Sie Ihren Preis. Ich bin sicher, dass der Weise Imperator eine entsprechende Bezahlung genehmigt.«

Tabitha blinzelte. »Mir fallen da ziemlich große Zahlen ein.«

»Nennen Sie sie.«

Sullivan lachte leise. »Wollen Sie wirklich hierbleiben, Tabitha? Der Hydroger-Krieg ist vorbei, und der Weise Imperator hat gesagt, dass wir heimkehren können.«

»Könnte ich einen besseren Job finden als diesen? Sehen Sie sich meine Situation ein. Ich bin die Königin der Solaren Marine, und jetzt steht auch noch gute Bezahlung in Aussicht. Es gibt nichts Dringendes, das mich zur Erde ruft.«

Sullivan rieb sich nachdenklich die Bartstoppeln. »Wie Sie wollen. Was mich betrifft: Ich möchte meine Frau und meine Familie wiedersehen.«

»Ich bin sicher, die hiesigen Aktivitäten liegen in guten Händen«, sagte Zan'nh.

Tabitha wandte sich wieder der Arbeit zu und erwiderte: »Denken Sie daran, dem Weisen Imperator zu sagen, was für einen guten Job wir hier machen. Eines Tages möchte ich vielleicht ein Empfehlungsschreiben von ihm.«

6 * ERSTDESIGNIERTER DARO'H

Der Geruch von verbranntem Fleisch hing in der Luft, und Hitze strich dem Designierten Daro'h wie etwas Lebendiges über die Haut, versengte sie fast. Doch er konnte sich nicht von den feurigen Faeros abwenden, die direkt vor ihm schwebten. Sechs weitere flammende Elementarwesen kreisten über der teilweise wiederaufgebauten Dobro-Siedlung, und gleißendes, pulsierendes Licht ging von ihnen aus.

Die Feuerbälle waren völlig unerwartet erschienen und schwebten über dem Gebäude, in dem Udru'h unter Arrest gestanden hatte. Der frühere Designierte war hilflos gewesen, als die Faeros ihrem Zorn Luft machten und ihn verbrannten.

Daro'h starrte auf die nur zwei Meter entfernten glasigen Fußabdrücke und rußigen Fußspuren – mehr war von Udru'h, dem früheren Oberhaupt der ildiranischen Kolonie, nicht übrig. Aber Daro'h hatte den schrecklichen Tod nicht im Thism gefühlt, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Als die Faeros Udru'h mit ihrem Feuer vereinnahmten, trennten sie ihn irgendwie von dem Netzwerk, das alle Ildiraner miteinander verband. Der frühere Designierte war allein und isoliert gestorben – ein Schicksal, so entsetzlich wie die Flammen selbst.

Wie in plötzlichem Groll wuchs ein Arm aus Feuer aus dem nächsten Faero und tastete nach dem Gebäude, in dem Udru'h untergebracht gewesen war. Es verbrannte sofort und platzte dabei auseinander – Funken stoben in alle Richtungen, und Rauch stieg auf. Daro'h befürchtete, dass die feurigen Elementarwesen auch den Rest der Kolonie zerstörten. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und rief: »Warum seid ihr hier? Wir haben keinen Streit mit den Faeros.«

Eine Stimme erklang in seinem Kopf. »Aber die Faeros haben einen Streit mit euch, und ich ebenfalls.« Ein in orangefarbene Flammenzungen gekleidete glühende Gestalt erschien am Rand des feurigen Ellipsoids. Die Haut des Mannes strahlte so hell, dass man den Blick nicht direkt darauf richten konnte. Wie heiße Asche sank er zu Boden, und als er ging, hinterließen seine Füße qualmende Abdrücke. »Ich werde die Möglichkeiten entzünden, vor denen Jora'h zurückschreckte.«

Daro'h schirmte sich die Augen ab. »Ich erkenne dich. Du bist Rusa'h.« Der verrückte Designierte war nach seiner fehlgeschlagenen Rebellion geflohen und hatte sein Schiff in Hyrillkas primäre Sonne gesteuert. Das war das Letzte, was Daro'h von seinem Onkel gehört hatte.

»Und du, Daro'h, bist ein Sohn des Weisen Imperators. Dein Thism ist stark. Die Verbindung mit deinem Vater gewährt dir … einen Aufschub.«

Der brennende Mann drehte sich um und sah zu den Resten der ildiranischen Siedlung. Beim Aufstand der menschlichen Zuchtobjekte gegen die Ildiraner war es zu Bränden im Ort und in den Hügeln nahe der Siedlung gekommen. Die Hälfte der kleinen Stadt war niedergebrannt; tagelang hatte Rauch über ihr gehangen. Rusa'h schien mit dem, was er sah, zufrieden zu sein. »Das Feuer hat deine Welt bereits gekostet.«

»Es ist nicht nötig, noch mehr Zerstörung nach Dobro zu bringen! Diese Leute haben dir nichts getan.«

»Ich bin wegen Udru'h hierhergekommen – um sein verräterisches Fleisch zu verbrennen.« Rusa'h lächelte. »Ich mache mich jetzt auf den Weg, um andere Lunten zu entzünden.« Die Schiffe der Faeros flackerten, schwollen an und stiegen auf; ein Feuerball wartete auf die Rückkehr des brennenden Rusa'h-Avatars. »Die Seelenfäden des Thism sind wie das Seelenfeuer der Faeros. Alles ist miteinander verbunden, und ich werde dort neue Verbindungen schaffen, wo ich sie brauche.« Er wich in Richtung des Ellipsoids zurück. »Der falsche Weise Imperator wird brennen, wenn er mich aufzuhalten versucht.« Feuer umhüllte Rusa'h und verschleierte seinen Gesichtsausdruck. »Nein, er wird in jedem Fall brennen.«

Der Faero-Mann ließ sich vom Gleißen aufnehmen, und dann raste der Feuerball gen Himmel, hinterließ einen Schweif aus Rauch und wabernder Luft.

Die Bewohner der Siedlung verließen den Schutz der Gebäude, als sie den Eindruck gewannen, dass keine Gefahr mehr drohte. Furcht und Hoffnungslosigkeit schwächten Daro'hs Knie, die unter ihm nachzugeben drohten. Doch er blieb stehen und straffte die Schultern. Er war der Erstdesignierte. Er musste ein guter Anführer sein, bezweifelte allerdings, dass selbst die Solare Marine in der Lage gewesen wäre, gegen einen solchen Feind zu bestehen.

Daro'h begriff, dass er nach Ildira aufbrechen und seinen Vater vor dieser neuen Gefahr warnen musste.

7 * MARGARET COLICOS

Auf Llaro fuhren die Klikiss-Invasoren damit fort, zu bauen und zu konstruieren, erst in der alten Stadt und dann über ihre Grenzen hinaus. Neue Gebäude aus Harz und anderen Materialien entstanden, ragten höher auf als die verwitterten Monolithen, die Jahrtausende überstanden hatten. Aus dem Schrott der TVF-Kasernen, Kolonistenhäuser, Silos und Werkzeugschuppen schufen die Klikiss einfache Maschinen, offene Fahrzeuge und Flugapparate.