Star Wars. Young Jedi Knights 3. Die Verlorenen - Kevin J. Anderson - E-Book

Star Wars. Young Jedi Knights 3. Die Verlorenen E-Book

Kevin J. Anderson

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Beschreibung

Sie wurden geboren, als das Imperium unterging; in ihren Adern fließt das Blut der Skywalkers; sie repräsentieren eine neue Generation von Jedi-Rittern und die größte Hoffnung für den Fortbestand der Neuen Republik: Jacen und Jaina, die Kinder von Prinzessin Leia Organa und Han solo - Erben und Hüter der Macht.

Auf ihrem Heimatplaneten Coruscant treffen Jacen und Jaina ihren Freund Zekk wieder, einen Waisenjungen, der in seinem Leben nie eine wirkliche Chance hatte. Doch in Zekk stecken ungeahnte Fähigkeiten, die einem mächtigen und gefährlichen Wesen nicht verborgen geblieben sind - einem Wesen, das weiß, wie verlockend die dunkle Seite der Macht für jemanden ist, der nichts zu verlieren hat

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Seitenzahl: 206

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22
Copyright

Young Jedi Knights 3

Die Verlorenen

Kevin J. Anderson & Rebecca Moesta

Deutsch von Thomas Hag

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Star Wars™: Young Jedi Knights - The Lost ones« bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.
Deutsche Erstveröffentlichung bei Blanvalet, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München. Neumarkter Str. 28, 81673 München
Copyright © 1995 by Lucasfilm Ltd. ®,™ & © All rights reserved. Used under authorization.
Translation Copyright © 2004 by Verlagsgruppe Random House GmbH, München Umschlaggestaltung: Design Team München Cover Art Copyright © 1995 by Lucasfilm Ltd. Cover illustration © 1995, 1999 by Lucas film Ltd. ® & ™ V.B. • Herstellung: Sabine Schröder Satz: deutsch-türksicher fotosatz, Berlin
ISBN 978-3-641-07781-5 V002
www.blanvalet-verlag.de

Für unsere Lektorin, Ginjer Buchanan, für ihre Unterstützung und ihren Enthusiasmus. Sie hat das ganze Projekt überhaupt erst möglich gemacht. Sie hat die Serie ausgeweitet, so dass wir die ganze Geschichte erzählen konnten.

... außerdem ist sie einfach wirklich großartig.

Danksagung

Unser Dank geht an Lillie E. Mitchell, unsere unermüdliche und blitzschnelle Schreibkraft; an Jonathan McGregor Gowan, unseren Testleser und jugendlichen Ansporn. An Karen Haber und Robert Silverberg, deren Namen wir bis zur Unkenntlichkeit entstellen durften (so in etwa jedenfalls); an Sue Rostoni und Lucy Wilson bei Lucasfilm Licensing für ihr scharfes Auge und ihre wertvollen Vorschläge ... und an Norys Davila von Walt Disney World Celebrity Programs. Wir konnten der Versuchung, ihren tollen Namen zu benutzen, nicht widerstehen.

1

Als der smaragdgrüne Mond von Yavin 4 in den hinteren Sichtfenstern des Millennium Falken verschwand, seufzte Jaina Solo erleichtert auf. »Freust du dich auch schon auf zu Hause, Jacen?«, fragte sie und sah ihren Zwillingsbruder an.

Jacen strich sich mit seinen langen Fingern durch die zerzausten braunen Locken. »Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde«, räumte er ein, »aber der Gedanke an einen Monat auf Coruscant mit Mom und Dad und unserem kleinen Bruder gefällt mir gar nicht schlecht.«

»Muss wohl mit dem Erwachsenwerden zusammenhängen«, meinte Jaina spöttisch.

»Wer soll erwachsen werden, etwa ich?«, sagte Jacen und tat entrüstet. »Nie.« Er grinste ihr spitzbübisch zu, als nehme er seine Worte selbst nicht ganz ernst. In diesem Augenblick sah er aus wie eine jüngere Ausgabe ihres Vaters, Han Solo. »Soll ich dir einen Witz erzählen?«

Jaina verdrehte die Augen und zog sich eine Strähne ihres braunen Haars hinters Ohr. »Ein Nein akzeptierst du ja sowieso nicht.« Dann schnippte sie plötzlich mit den Fingern, als sei ihr gerade eine wirklich gute Idee gekommen. »Aber warum gehst du nicht rauf ins Cockpit und erzählst ihn Tenel Ka?«

Sie wusste nur allzu gut, dass die junge Kriegerin, eine ihrer engsten Freunde auf der Jedi-Akademie, noch nie über einen von Jacens Witzen auch nur gelächelt, geschweige denn gelacht hatte. Trotzdem verging kaum ein Tag, an dem er nicht versuchte, ihr zumindest ein Kichern zu entlocken.

»Ich möchte ihn zuerst an dir testen«, sagte er. »Danach probiere ich ihn bei Lowie aus — wo immer er auch gerade sein mag. Für einen Wookiee hat er einen ziemlich ausgeprägten Sinn für Humor.«

»Es sollte wohl nicht allzu schwer fallen, ihn zu finden«, meinte Jaina. »So groß ist der Falke nun auch wieder nicht. Außerdem hält er sich garantiert in der Nähe eines Computers auf.«

»He, du versuchst nur, mich davon abzulenken, dir den Witz zu erzählen«, sagte Jacen. »Bist du bereit?«

Jaina seufzte tief und ergab sich als gute Schwester ihrem Schicksal. »Na schön, wie geht er nun, dein Witz?«

»Also, wozu greift Onkel Luke, wenn es dunkel wird?«

Sie sah ihn fragend an. »Ich passe.«

»Zum Licht-Schwert natürlich.« Er lachte laut über seinen eigenen Witz.

Jaina stöhnte theatralisch auf. »Ich glaube, darüber lacht nicht mal Lowie.«

Jacen sah sie enttäuscht an. »Also ich fand, das war einer meiner besten Witze. Ich habe ihn mir selbst ausgedacht.« Doch dann hellte sich seine Miene auf. »He, auf Coruscant treffen wir bestimmt Zekk. Er hat immer über meine Witze gelacht.«

Als der Name ihres umtriebigen Freundes fiel, musste Jaina lächeln. Zekk war ein Straßenkind, das der alte Peckhum, der die Jedi-Akademie regelmäßig mit Vorräten belieferte, bei sich aufgenommen hatte. Er war zwei Jahre älter als die beiden Zwillinge, und trotz schwierigster Umstände hatte es stets verstanden, auch auf sich allein gestellt durchzukommen. Jaina konnte Zekk stundenlang zuhören, wenn er es ihr Geschichten von seiner Kindheit auf Ennth erzählte. Als die dortige Kolonie durch eine Naturkatastrophe zerstört wurde, war er mit einem Versorgungsschiff entkommen.

Jaina bewunderte Zekks Freiheitsdrang. Der wilde, dunkelhaarige Junge hatte nie etwas getan, das er nicht wollte. Als der Captain des Frachtschiffes anklingen ließ, dass Zekk in einem Waisenhaus oder einem Heim sicher besser aufgehoben sei, hatte sich der Junge beim nächsten Halt auf einen anderen Frachter geschlichen und sich dort als blinder Passagier versteckt. Seitdem war er von Planet zu Planet gereist. Manchmal hatte er sich als Kabinenjunge verdingt, manchmal war er auch umsonst mitgeflogen. Schließlich traf er eines Tages den alten Peckhum, der gerade auf dem Weg nach Coruscant war. Auch wenn sie beide Einzelgänger waren, so hatte sich doch eine Art Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, und sie waren seither zusammengeblieben.

»Na ja, Zekk lacht vielleicht wirklich über deinen Witz«, meinte Jaina schließlich. »Er hat einen seltsamen Sinn für Humor.«

Die Jedi-Akademie auf Yavin 4 lag bereits weit hinter ihnen. Schweigend blickten Jacen und Jaina durch die Rückfenster, während sich die Sterne in Sternlinien verwandelten und der Millennium Falke mit Hypergeschwindigkeit auf Coruscant zusteuerte — ihre Heimat.

Jacen saß am Holotisch in der Entspannungszone und betrachtete nachdenklich das Spiel. Er zermarterte sich das Hirn, um eine Strategie gegen den Zug zu finden, den Lowie schon vor einer Weile gesetzt hatte.

»Du bist dran«, erinnerte ihn Tenel Ka mit ihrer tiefen, ruhigen Stimme.

Jacen hatte gehofft, ein oder zwei Spiele zu gewinnen und seine Freunde zu beeindrucken, aber es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, solange Tenel Ka neben ihm stand. Sie hatte die Arme über ihrer Tunika aus Schlangenleder verschränkt und beobachtete Jacen ganz genau. Ihr rotgolden glänzendes Haar, das zu einer Vielzahl von Zöpfen geflochten war, bewegte sich jedes Mal, wenn sie sprach oder sich bewegte.

Auf der anderen Seite des Tisches stand Jaina hinter Lowie und sprach flüsternd auf den Wookiee mit dem rotbraunen Fell ein. Sie deutete von einem der holographischen Spielsteine auf einen anderen. Die kleinen, flimmernden Figuren auf dem Tisch schienen schon ungeduldig darauf zu warten, dass Jacen seinen nächsten Zug machte. Ein dünner Schweißfilm bedeckte Jacens Stirn und seine Oberlippe. Er wusste, dass er gegen den Computerfreak keine Chance hatte — besonders nicht, wenn Jaina Lowie auch noch half.

»In etwa fünf Standardminuten verlassen wir den Hyperraum«, gab Han Solo aus dem Cockpit durch. »Alles klar, Kinder?«

»He, Dad, dürfen wir ein paar Zielübungen machen?« Jacen sprang auf. Die Unterbrechung kam ihm gerade recht. Endlich etwas, worin er gut war.

Jacen liebte dieses Spiel, das sich ihr Vater für sie ausgedacht hatte. Immer wenn er sie im Millennium Falken nach Coruscant brachte, durften die Zwillinge in den Geschütztürmen sitzen. Wenn das Schiff sich dem Orbit näherte, zielten Jacen und Jaina auf herumtreibende Metallstücke und anderen Schrott, der von den Raumschlachten übrig geblieben war, die vor Jahren über Coruscant getobt hatten, während der Niederwerfung des Imperiums.

»Wir finden ja doch nie genug Müll, damit wir beide darauf schießen können«, murrte Jaina.

»Ach ja?«, meinte Jacen und lächelte ihr herausfordernd zu. »Das sagst du doch nur, weil ich letztes Mal etwas getroffen habe und du nicht. Ich bin sicher, dass wir heute ein Wrackteil finden, auf das wir schießen können, glaub mir nur.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber wenn du meinst, du kannst es nicht...«

Jainas Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ein Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. »Worauf warten wir noch?«, sagte sie, und mit diesen Worten rannte sie los und hatte bereits ihren Platz in einem der Geschütztürme eingenommen, als Jacen hinter ihr in den zweiten stolperte. Tenel Ka folgte ihm. Lowie lief Jaina hinterher, um ihr zu helfen.

Hinter ihnen ließen sich die flackernden kleinen Figuren auf dem Holospieltisch nieder und warteten auf neue Spieler.

Jacen setzte sich in den übergroßen Sitz des unteren Geschützturms. Er schnallte sich an und beugte sich nach vorn, um die Kontrollen über die Laserkanonen zu übernehmen, als sich Tenel Ka in den Sitz neben ihn fallen ließ. Ihre granitgrauen Augen betrachteten aufmerksam die Waffen. »Achte auf diesen Schirm dort«, sagte Jacen. »Du kannst mir helfen, ein Ziel zu finden. Es ist noch ziemlich viel Schrott da draußen, aber die Stücke sind alle sehr klein.«

»Aber selbst die kleinsten Stücke können für hereinkommende Schiffe tödlich sein«, sagte Tenel Ka.

»Das ist eine Tatsache«, meinte Jacen grinsend, den häufig benutzten Ausspruch Tenel Kas imitierend. »Deshalb versuchen wir ja auch, bei jeder Gelegenheit etwas wegzuräumen.« Aus dem anderen Geschützturm hörten sie laute Explosionen. Jaina hatte bereits begonnen, ihre Quadrolaser abzufeuern. Jacen hörte den Anfeuerungsruf des Wookiee.

»He, wieso hat sie so schnell ein Ziel gefunden?«, fragte er.

»Sie hat es eingekreist«, sagte Tenel Ka und deutete auf die leuchtenden Linien auf dem Suchschirm.

»Oh! Vielleicht sollte ich mich etwas konzentrieren — wollen doch mal sehen, wer hier der bessere Schütze ist!« Er schwang die vierläufige Waffe in Position und beobachtete, wie sich das Zielkreuz immer enger zusammenzog. Vielleicht eine alte Deckplatte von einem in die Luft gesprengten Sternenzerstörer oder eine leere Frachtkiste, die ein fliehender Schmuggler abgeworfen hatte. Er zoomte näher heran.

»Auf dem Ziel bleiben«, dirigierte Tenel Ka. »Auf dem Ziel bleiben ... Feuer! «

Jacen reagierte sofort, drückte die Feuerknöpfe, und alle vier Laserkanonen schossen gebündelte Strahlen ab, die das Stück Schrott pulverisierten. »Yippieh!«, rief er. Ein ähnlicher Freudenschrei ertönte aus der anderen Kanzel.

»Werdet bloß nicht übermütig, Leute!«, rief Han Solo schmunzelnd aus dem Cockpit. Sein Kopilot Chewbacca brummte zustimmend.

»Wir machen nur die Galaxie etwas sicherer für die friedliche Raumfahrt, Dad«, sagte Jacen.

»Es steht unentschieden«, schaltete sich Jaina ein. »Jeder einen Schuss noch, bitte, Daddy.«

»Zwischen euch steht es immer unentschieden«, entgegnete Han. »Wenn ich darauf warten wollte, bis der eine trifft und der andere nicht, würden wir das Solarsystem noch jahrelang umkreisen. Kommt hinein, wir sind fast zu Hause.«

Während der Millennium Falke auf einem freien Dach landete, schnallte Lowbacca seine Sicherheitsgurte ab und stöhnte leise auf. Die Landung auf Coruscant war sanft gewesen, und es hatte ihm Spaß gemacht, während des Fluges die Computer des Falken zu optimieren.

Trotzdem sehnte er sich danach, endlich wieder frische Luft zu atmen, und sei es nur Stadtluft; solange er nur hoch genug über dem Boden war ...

Als Lowie die Ausstiegsrampe des Schiffs erreicht hatte, war es auch Jacen und Jaina gelungen, ihre komplizierten Sicherheitsgurte zu lösen. Die Zwillinge rannten an ihm vorbei die Rampe hinab, in die Arme ihrer Mutter, die sie erwartete. Leia Organa Solo, die Staatsministerin der Neuen Republik, stand an der Landeplattform, zusammen mit ihrem jüngeren Sohn, Anakin Solo, und dem goldenen Protokolldroiden 3PO.

Lowie rückte den miniaturisierten Übersetzerdroiden MTD an seinem Gürtel zurecht und ging die Rampe hinunter. Mit einem leichten Anflug von Neid beobachtete er, wie die Familie sich in die Arme fiel. Der dunkelhaarige Anakin drückte sich an seine beiden älteren Geschwister und nahm mit seinen eisblauen Augen alles begierig auf. Leia, deren dunkelbraunes Haar zu kunstvollen Locken frisiert war, betrachtete ihre Kinder mit offensichtlichem Stolz und voller Liebe. Als Han Solo aus dem Falken kam, vereinigte sich die Familie erneut, und es wurde viel geküsst, gestreichelt und einander durch die Haare gefahren.

Lowie sehnte sich nach seiner Familie auf Kashyyyk.

»Danke, dass du uns erlaubt hast, unsere Freunde mitzubringen, Mom«, sagte Jaina.

»Eure Freunde sind hier stets willkommen«, entgegnete ihre Mutter. Sie trat vor und begrüßte Lowie mit einem warmen Lächeln. Dann verbeugte sie sich kurz vor Tenel Ka, die hinter ihm die Rampe hinuntergekommen war. »Es ist eine Ehre für uns, euch bei uns begrüßen zu können. Fühlt euch im Palast wie zu Hause.«

Obwohl Lowie noch keinen Ton gesagt hatte, meldete sich MTD an seinem Gürtel und flötete mit aufgeregter Stimme: »Ah, 3PO! Mein Gegenstück, mein Vorgänger, mein ... Mentor! Ich muss dir viel erzählen. Du wirst schockiert sein, wenn du hörst, welche Abenteuer ich zu bestehen hatte, seit Chewbacca mich das erste Mal zur Jedi-Akademie brachte — «

»Da bin ich sicher! Ich freue mich, dich zu sehen, MTD«, sagte 3PO. »Ich bezweifele jedoch, dass deine Prüfungen auch nur annähernd so schwer waren wie die diplomatischen Pflichten, die ich hier auf Coruscant auf mich nehmen muss. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schnell einige von diesen ausländischen Diplomaten beleidigt sind.«

Während die beiden Droiden mit ihren fast identischen Stimmen daherplauderten, verdrehte Lowie seine großen Wookieeaugen. Chewbacca, der erst noch die Energiesysteme des Falken heruntergefahren hatte, kam nun ebenfalls aus dem Schiff, um alle zu begrüßen. Lowie reichte MTD zu 3PO hinüber, damit die beiden eine Weile >Familienerinnerungen< austauschen konnten.

Lowie dachte an seine Heimatwelt Kashyyyk und seufzte leise. Er dachte an seine Eltern und an seine jüngere Schwester. Sein Onkel legte eine Hand auf Lowies haarige Schulter. Er musste das Heimweh des jungen Wookiees spüren, denn sogleich begann er ihm in ihrer eigenen Sprache das Zimmer zu beschreiben, das er für seinen Neffen ausgesucht hatte — eines der höchst gelegenen im imperialen Palast. Auch wenn Lowie von seinem Fenster aus keine Baumwipfel sehen würde, so versicherte ihm Chewbacca doch, dass die Höhe geradezu atemberaubend sei und er sich dort sicher und behaglich fühlen würde. Chewie hatte auch dafür gesorgt, dass der Raum mit Bäumen und Sträuchern und üppigen grünen Dschungelpflanzen ausgestattet war.

Es sei sicherlich nicht wie zu Hause, meinte Chewbacca, aber ein prima Ort für die Ferien.

Tenel Ka betrachtete das luxuriöse Zimmer, das Leia Organa Solo für sie ausgesucht hatte. Die Möbel waren aus edelstem Holz, Vorhänge und Bettauflagen von Stoffen bester Qualität. Die Matratze sah weich und bequem aus.

Alles wirkte wie zu Hause im Brunnenpalast auf Hapes. Tenel Ka schüttelte sich. Sie war eine Prinzessin von Hapes, da ihr Vater, der Sohn einer ehemaligen Königin, einer mächtigen Matriarchin, den Hapes-Cluster regierte, zusammen mit seiner dathomiranischen Frau. Aber Tenel Ka hielt diesen Umstand vor ihren Freunden auf der Jedi-Akademie verborgen. Sie fühlte sich eher dem Erbe ihrer Mutter vom wilden Dathomir verbunden. Dieser Palast ähnelte ein bisschen zu sehr dem auf der Zentralwelt von Hapes — und von solchen Annehmlichkeiten wollte Tenel Ka im Augenblick nichts wissen.

»Ah«, sagte sie. »Aha.«

Sie ging auf das Bett zu, riss die Decken herunter und zog die Matratze auf den glänzenden Steinboden. Sie hockte sich darauf und nickte zufrieden. Jetzt sah das Zimmer schon nicht mehr so pompös und gemütlich aus — jetzt passte es schon eher zu einer hartgesottenen Kriegerin. Das war eine Tatsache.

2

Während sie versuchte einzuschlafen, dachte Jaina daran, wie sehr sich Coruscant von den dichten Dschungeln auf Yavin 4 unterschied. Die planetenüberspannende Hauptstadt vibrierte vor Energie und einer Intensität, die sich auf jeden Aspekt des täglichen Lebens erstreckte. Im Gegensatz zu dem kleinen Mond, der in den stillen Stunden vor der Dämmerung immer wieder neuen Atem schöpfte, blieb die Hauptwelt der Neuen Republik ununterbrochen wach.

Jacen blinzelte mit verschlafenen Augen, als er am nächsten Morgen zusammen mit seiner Schwester den Speisesaal betrat. Tenel Ka und Lowbacca, die früh aufgestanden waren und bereits über ihrem Frühstück saßen, begrüßten die Zwillinge. Der goldene Protokolldroide 3PO wuselte um sie herum und sorgte dafür, dass die Gäste alles bekamen, was ihre unterschiedlichen Gaumen erfreute.

Lowie aß warmes, aber noch rohes Fleisch, das auf einem Teller mit Goldrand und eingraviertem Schleifenmuster lag. 3PO hatte das beste Geschirr und die feinsten Tischgarnituren hervorgeholt, die der auf Diplomatenbesuche eingestellte Haushalt zu bieten hatte. Der Wookiee-Junge schien jedoch Schwierigkeiten zu haben, die dekorativen Zweige und die zarten Blumen nicht mitzuverspeisen, die sein blutiges Mahl schmückten. Tenel Ka spießte mit ihrem Dolch ein Stück Obst von ihrem Teller auf.

»Ah! Guten Morgen, Mistress Jaina, Master Jacen«, sagte 3PO. »Was für ein Vergnügen, Sie wieder bei uns zu haben.«

Jaina warf einen Blick auf das holographische Fenster, das sich über die Seitenwand des Raumes erstreckte. Es handelte sich um ein Bild, das von einem der Türme irgendwo in der Stadt gesendet wurde. Die privaten Räume der Staatsministerin und ihrer Familie lagen tief im schützenden Innern des Palastes. Echte Fenster nach draußen gab es hier nicht. Jaina wusste, dass viele andere Diplomaten in der Stadt jetzt aus ihren eigenen Illusionsfenstern auf das gleiche projizierte Bild schauten.

»Danke, 3PO«, sagte Jacen. »Wir haben uns schon lange auf diese Ferien gefreut. Onkel Luke hat uns einige tolle Jedi-Fertigkeiten beigebracht, aber das kann auch sehr anstrengend sein.«

Der Droide schlug seine goldummantelten Hände zusammen. »Wie schön, das zu hören, Master Jacen. Obgleich ich natürlich sehr damit beschäftigt bin, den jungen Master Anakin zu unterrichten, habe ich mir die Freiheit genommen, einen schönen Lehrplan für die Zeit zusammenzustellen, die Sie hier auf Coruscant verbringen werden. Ihre Gäste sind mehr als willkommen, ebenfalls am Unterricht teilzunehmen. Oh, es wird genau wie früher werden!«

»Unterricht?«, rief Jacen, ließ sich auf einen Stuhl fallen und begann das Frühstück in seinen Mund zu schaufeln. »Du machst Witze, was?«

»Oh nein, Master Jacen«, sagte 3PO ernst. »Sie dürfen Ihre Studien nicht vernachlässigen.«

»Tut uns Leid, 3PO«, sagte Jaina, »aber für heute haben wir schon andere Pläne.«

Bevor der Droide weitere Einwände geltend machen konnte, betrat die Mutter der Zwillinge den Raum. »Guten Morgen, Kinder«, sagte Leia.

Jaina lächelte ihrer Mutter zu. Prinzessin Leia sah noch immer so schön aus wie auf dem alten Bild aus den Tagen der Rebellion, das Jaina einmal gesehen hatte. Doch seitdem hatte Leia äußerst schwierige politische Pflichten auf sich genommen, denen sie die meisten Stunden des Tages — und auch einige, in denen sie eigentlich schlafen sollte — widmete, um diplomatische Knoten zu entwirren.

»Was machst du heute, Mom?«, fragte Jaina.

Leia seufzte und verdrehte ihre dunkelbraunen Augen, eine Geste, die Jaina oft unbewusst nachahmte. »Ich habe ein Treffen mit den Baumheulern von Bendone ... sie sprechen eine sehr seltsame Sprache und benötigen ein ganzes Team von Übersetzern. Ich werde den ganzen Vormittag brauchen, nur um etwas mit ihnen zu plaudern.« Sie schloss die Augen. »Außerdem bekomme ich von ihren Ultraschallstimmen Kopfschmerzen.« Leia holte tief Atem und rang sich ein Lächeln ab. »Aber das gehört zu meinem Job. Wir müssen die Neue Republik stärken. Es gibt immer wieder äußere Bedrohungen.«

»Das ist eine Tatsache«, meinte Tenel Ka mit grimmigem Blick. »Wir haben die Bedrohung durch die Schatten-Akademie und das Zweite Imperium aus erster Hand miterlebt.« Lowbacca brummte zustimmend. Er erinnerte sich noch genau an die dunklen und schwierigen Zeiten, die er und die Zwillinge an Bord der verhüllten imperialen Ausbildungsstation durchgemacht hatten.

»He, ich habe etwas, das wird dich aufheitern, Mom«, sagte Jacen und griff in seine Tasche. »Ein Geschenk, das ich für dich aufbewahrt habe.«

Er hielt ihr den glitzernden Corusca-Edelstein hin, den er erbeutet hatte, als er tief in der stürmischen Atmosphäre des Gasriesen Yavin Lando Calrissians Edelstein-Schürfmaschine steuern durfte.

Leia betrachtete den Stein verblüfft. »Jacen, das ist ein Corusca-Edelstein! Ist es der, den du bei der Gemmentaucher-Station gefunden hast?«

Jacen zuckte lässig mit den Schultern. »Genau — und mit ihm habe ich mich auch aus meiner Zelle in der Schatten-Akademie herausgeschnitten. Möchtest du ihn haben?«

Man sah Leia an, wie gerührt sie war, doch dann drückte sie die Finger ihres Sohnes über dem wertvollen Edelstein zusammen. »Dass du ihn mir geben möchtest, ist schon das schönste Geschenk. Aber ich brauche wirklich keine Juwelen und Schätze mehr. Ich möchte, dass du ihn behältst und für eine ganz besondere Gelegenheit aufbewahrst. Ich bin sicher, dass dir etwas einfällt.«

Jacen errötete vor Scham, und seine Gesichtsfarbe wurde noch dunkler, als seine Mutter ihn zärtlich umarmte.

Han Solo kam in den gemütlichen Speiseraum. Er hatte gerade geduscht und war hellwach. »Also Kinder, was steht heute auf dem Programm?«

Jaina lief auf ihren Vater zu und umarmte ihn. »Hi, Dad! Wir wollen unseren alten Freund Zekk suchen und mit ihm zusammen was unternehmen.«

»Dieser struppige kleine Lumpensammler?«, sagte Han mit einem verhaltenen Lächeln.

»Er ist nicht struppig!«, sagte Jaina entrüstet.

»He, ich hab’ nur Spaß gemacht«, beruhigte Han sie.

»Passt nur auf, dass ihr nicht in Schwierigkeiten geratet«, meinte Leia.

»Schwierigkeiten?« Jacen blinzelte mit gespielter Unschuld. »Wir?«

Leia nickte. »Vergesst nicht, dass wir morgen Abend ein wichtiges diplomatisches Bankett geben. Ich möchte nicht, dass ihr euch in die Obhut eines Medidroiden begeben müsst, mit einem verstauchten Knöchel — oder etwas Schlimmerem. «

3PO mischte sich ein, während er versuchte, den dunkelhaarigen Anakin langsam in ein ruhiges Nebenzimmer zu bugsieren. »Ich wünschte in der Tat, Sie würden mir erlauben, sie hier zu behalten, damit sie ihren Unterricht fortsetzen können, Mistress Leia. Hier wäre es auch viel sicherer.« Anakin schmollte, weil ihm ein Abenteuer mit seinem Bruder und seiner Schwester offensichtlich verwehrt werden sollte.

MTD meldete sich von Lowbaccas Gürtel. »Nun, um ihre Sicherheit brauchst du dir keine Sorgen zu machen, mein ängstlicher Amtsbruden. Ich werde persönlich darauf Acht geben, dass sie bei ihren Unternehmungen äußerste Vorsicht walten lassen. Du kannst dich auf mich verlassen.«

Lowbacca brummte abschätzig, und Jaina hatte nicht den Eindruck, dass der Wookiee mit dem kleinen Übersetzerdroiden einer Meinung war.

Draußen wartete Jaina neben Lowbacca, Tenel Ka und Jacen. Sie standen in einem der überfüllten Informationszentren für Coruscants Touristen, einem Deck, das aus dem grandiosen, pyramidenförmigen Palast herausragte. Würdenträger und Touristen aus der gesamten Galaxie kamen in die Hauptstadt, um hier ihr Geld auszugeben und die Parks, Museen, seltsamen Skulpturen und die Bauwerke zu besichtigen, die von alten außerirdischen Künstlern errichtet worden waren.

Ein rechteckiger Fremdenführer-Droide schwebte auf seinen Repulsorlifts vorbei und plapperte in einem fort mit einer enthusiastischen, metallisch klingenden Stimme. Fröhlich listete er die schönsten Sehenswürdigkeiten auf, empfahl Restaurants für die verschiedensten biochemischen Voraussetzungen und gab Tipps für Ausflüge, die den unterschiedlichen Spezies die entsprechenden Atmosphärebedingungen und Verständigungsmöglichkeiten boten.

Jaina betrachtete staunend die Menge — Botschafter in weißen Gewändern, geschäftige Droiden und exotische Kreaturen, die von anderen seltsamen Wesen an der Leine geführt wurden. Schwer zu sagen, wer hier Herr und wer Hund war.

»Also, wo ist er?«, fragte Jacen und stemmte die Hände in die Hüften. Sein Haar war zerzaust, und mit leicht gerötetem Gesicht suchte er in der Menge nach einem vertrauten Gesicht.

Die vier jungen Jedi-Ritter standen unter der Skulptur eines Wasserspeiers. Ein Lautsprecher in seinem steinernen Mund verkündete die Flugzeiten der Raumfähren. Jaina blickte in den wolkenbedeckten Himmel und sah die silbernen Formen der Shuttles, die aus dem Orbit herunterkamen. Sie versuchte die verschiedenen Typen zu bestimmen, als sie vorbeiflogen, fragte sich jedoch die ganze Zeit, warum ihr Freund Zekk sich verspätete. Doch als sie auf ihre Uhr blickte, sah sie, dass er erst etwa zwei Standardminuten überfällig war. Sie konnte es nur nicht erwarten, ihn wiederzusehen.

Plötzlich sprang eine Gestalt von dem Wasserspeier über ihr und landete direkt vor ihren Füßen — ein drahtiger Junge mit schulterlangem Haar, das fast pechschwarz war. Ein breites Grinsen lag auf seinem schmalen Gesicht und seine leuchtenden grünen Augen zeigten einen dunkleren Kranz um die smaragdfarbene Iris. Er strahlte sie an. »Hallo, Leute!«

Jaina starrte ihn verblüfft an, aber Tenel Ka hatte bereits reagiert. Kaum war der Junge gelandet, da hatte das Kriegermädchen auch schon ihr dünnes Faserseil hervorgeholt und ihn wie mit einem Lasso eingefangen.

»He!«, rief der Junge. »Begrüßen Jedi-Ritter auf diese Weise alle Leute?«

Jacen lachte und klopfte Tenel Ka auf die Schulter. »Nicht schlecht«, sagte er lachend. »Tenel Ka, darf ich dir unseren Freund Zekk vorstellen.«

Tenel Ka blinzelte einmal. »Ist mir ein Vergnügen.«

Der drahtige Junge wand sich in der Umklammerung des Seils. »Gleichfalls«, sagte er. »Könntest du mich jetzt wieder losbinden, wenn es dir nichts ausmacht?«

Mit einer raschen Handbewegung löste Tenel Ka das Faserseil.

Während Zekk sich leicht beleidigt über die Kleider strich, stellte ihm Jaina ihren Freund, den Wookiee Lowbacca vor. Jaina grinste, während sie Zekk betrachtete. Obwohl von schmaler Statur, war er zäh und robust wie eine blastersichere Rüstung. Unter den Flecken von Dreck und Schmutz auf seinen Wangen sah er wahrscheinlich ziemlich nett aus — aber