Die Asche der Welten - Kevin J. Anderson - E-Book

Die Asche der Welten E-Book

Kevin J. Anderson

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Beschreibung

Der Feind meines Feindes ist mein Freund

Als Basil Wenzeslas die Macht Stück für Stück entgleitet, greift er zu immer kriminelleren Maßnahmen und nimmt den Weisen Imperator der Ildiraner als Geisel. Und als Maureen Fitzpatrick, die Vorsitzende der Hanse, zur Konföderation überlaufen will, lässt er sie kaltblütig ermorden. Währenddessen spielt sich in den insektenartigen Klikiss-Schwärmen ein Kampf um die Vorherrschaft ab. Die Xeno-Archäologin Margaret Colicos, die vom dominierenden Schwarm gefangen gehalten wird, findet heraus, dass das Genmaterial des ehemaligen Geheimdienstagenten Davlin Lotze vom Schwarm assimiliert wurde und dass es ihm gelungen ist, die Kontrolle über das Schwarmbewusstsein zu übernehmen. Ohne die Verbindung zum Weisen Imperator bleiben die Ildiraner verängstigt und führungslos zurück. Die Faero-Inkarnation Rusa’h will ihre Herrschaft über das gesamte Ildiranische Reich ausdehnen, doch die Faeros durchkreuzen seine Absichten. In einer verzweifelten Aktion befreit die Solare Marine den Weisen Imperator. Dessen telepathisch begabte Tochter Osira’h entwickelt einen waghalsigen Plan, um die Faeros zu besiegen: Sie will ein Bündnis mit den verbannten Hydrogern …

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Seitenzahl: 854

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KEVIN J. ANDERSON

DIE ASCHE DER WELTEN

Die Saga der Sieben Sonnen

Siebter Roman

Für REBECCA MOESTA.

Nicht nur für diesen Roman,

sondern für alle Bücher der Sieben Sonnen

und alle Romane, die ich je

geschrieben habe. Sie hat mir geholfen,

meinen Leitstern zu finden,

nicht nur beim Schreiben,

WAS BISHER GESCHAH

Der Hydroger-Krieg ging mit einer verheerenden Schlacht bei der Erde zu Ende. Adar Zan'nh opferte den größten Teil der ildiranischen Solaren Marine, um den schrecklichen Feind zu besiegen. Jess Tamblyn und Cesca Peroni ermöglichten es den Wentals und Verdani, im Innern der Gasriesen gegen die Hydroger zu kämpfen. Der Roamer-Techniker Kotto Okiah entwickelte eine neue Waffe, mit der es gelang, die Kugelschiffe des Feindes aufzubrechen. Schließlich saßen die besiegten Hydroger inmitten ihrer Gasplaneten fest, wo sie keinen weiteren Schaden anrichten konnten.

Die von General Lanyan kommandierte Terranische Verteidigungsflotte war durch eine von den Klikiss-Robotern vorbereitete Revolte der Soldaten-Kompis geschwächt, und der Entscheidungsschlacht bei der Erde fielen zahlreiche weitere TVF-Schiff zum Opfer. Sirix und seine schwarzen Roboter hofften, mit der übernommenen Flotte den Hydrogern zum Sieg verhelfen zu können, aber das Kriegsglück wendete sich gegen sie; Sirix und seine Gefährten mussten die Flucht ergreifen.

Das Durcheinander der Schlacht gab König Peter und Königin Estarra Gelegenheit, dem immer irrationaler werdenden Vorsitzenden Wenzeslas zu entkommen. Mit der Hilfe von Estarras Schwester Sarein, dem stellvertretenden Vorsitzenden Cain und Captain McCammon von der königlichen Wache verließen sie den Flüsterpalast. Der Lehrer-Kompi OX löschte seine kostbaren Erinnerungen, um die für den Flug eines kleinen Hydroger-Schiffes notwendige mentale Kapazität zu erreichen, und brachte sie sicher nach Theroc. Dort erklärten Peter und Estarra eine neue geeinte Regierung für die gesamte Menschheit, die Konföderation. Alle grünen Priester verweigerten die Arbeit für die Hanse und forderten den Rücktritt von Basil Wenzeslas, doch der Vorsitzende lehnte ab. Er glaubte immer weniger Personen vertrauen zu können, was ihn veranlasste, zu reaktionären Methoden zu greifen. Die Isolation der Erde wuchs, als sich Theronen, Roamer-Clans und im Stich gelassene Hanse-Kolonien der Konföderation anschlossen.

Auf Llaro hatte die TVF viele Flüchtlinge interniert, unter ihnen Orli Covitz, Hud Steinman, Davlin Lotze und viele Roamer-Kriegsgefangene. Während die TVF-Wächter darauf warteten, nach dem Ende des Krieges abgelöst zu werden und nach Hause zurückkehren zu können, wurde Llaros Transportal aktiv, und ganze Horden monströser Insektenwesen kamen hindurch: Klikiss, von denen man geglaubt hatte, dass sie seit Jahrtausenden ausgestorben waren. Nun erhoben sie Anspruch auf ihre alten Kolonialwelten.

Die seit vielen Jahren vermisste Xeno-Archäologin Margaret Colicos und ihr Kompi DD begleiteten die Klikiss. Mit ihrem Einfallsreichtum und der Melodie einer Spieldose war es Margaret gelungen, all die Jahre bei den Klikiss zu überleben. Sie wurde für die Llaro-Kolonisten zur Dolmetscherin, als die Klikiss die Menschen in ihrer Siedlung zu Gefangenen machten.

Sirix und seine Gefährten wussten nichts von der Rückkehr ihrer verhassten Schöpfer und griffen die früheren Klikiss-Welten an, auf denen Menschen Kolonien gegründet hatten. Als Ersatz für DD, den er umzuprogrammieren versucht hatte, löschte Sirix die Erinnerungen von zwei anderen Kompis, PD und QT, und brachte ihnen bei, Menschen ohne irgendwelche Skrupel umzubringen. Die schwarzen Roboter glaubten, dass die früheren Klikiss-Welten ihnen gehörten, und sie schlugen erbarmungslos zu, zerstörten eine Siedlung nach der anderen. Im Lauf der Jahre reaktivierte Sirix Tausende von schwarzen Robotern, und sie alle waren bereit, eine vereinte Roboterstreitmacht zu bilden, um die Menschheit zu vernichten.

Dann öffneten sich die Transportale auf den von Sirix eroberten Welten, und zahlreiche Klikiss marschierten hindurch, griffen die Roboter sofort an. In Begleitung von PD und QT entkam Sirix dieser unerwarteten Schlacht mit knapper Not. Die Umstände zwangen ihn, sich nach Maratha zurückzuziehen, einer ildiranischen Welt, auf der die Roboter einen großen Stützpunkt einrichteten.

Auf Ildira wies der Weise Imperator Adar Zan'nh an, mit einem Programm zum Neuaufbau der Solaren Marine zu beginnen – Werften sollten im Orbit eingerichtet und wichtige Ressourcen des Reiches für dieses Projekt abgezweigt werden. Zan'nh griff auf die Kreativität der Menschen zurück, die gezwungen gewesen waren, auf Ildira zu bleiben, unter ihnen Sullivan Gold und Tabitha Huck. Golds Verwaltungsgeschick und Hucks innovative technische Ideen sorgten dafür, dass das Projekt schnelle Fortschritte machte.

Sullivans grüner Priester Kolker fühlte sich isoliert und verwirrt. Schon seit langer Zeit war er vom Telkontakt mit anderen grünen Priestern abgeschnitten, und ihm fehlte selbst dann etwas, als er schließlich Zugang zu einem Schössling bekam. Als er sah, wie die Ildiraner – alle Ildiraner – durch das Thism miteinander verbunden waren, wollte er verstehen, wie es funktionierte. Angehörige des ildiranischen Linsen-Geschlechts wiesen ihn mit dem Hinweis zurück, er könnte die Bedeutung des Thism nie begreifen, doch Niras fünf Halbblut-Kinder zeigten ihm den Schlüssel. Schließlich begriff Kolker das Thism auf eine Weise, die er sich nie erträumt hatte. Ganz neue mentale Welten erschlossen sich ihm, und besser noch: Er wusste, wie er seine neue Fähigkeit auf andere Personen übertragen konnte. Er bekehrte Tabitha Huck und viele Arbeiter in den Werften, aber Sullivan lehnte ab. Mit der neuen einzigartigen Synchronizität, die Tabitha und ihren Mitarbeitern nun zur Verfügung stand, konnten sie ihre Produktivität enorm steigern.

Als die Solare Marine wieder erstarkte, entwickelten Jora'hs Tochter Yazra'h und Adar Zan'nh den Plan, verlorene ildiranische Welten zurückzugewinnen, angefangen mit Maratha, dem von den schwarzen Robotern übernommenen Planeten. Yazra'h überredete den terranischen Historiker Anton Colicos und Erinnerer Vao'sh, die Kampfgruppe zu begleiten. Die Entscheidung fiel ihnen alles andere als leicht, denn Anton und Vao'sh wären auf Maratha fast ums Leben gekommen, als dort die Roboter die Macht ergriffen, und bei der Rückkehr nach Ildira hatte die Isolation Vao'sh an den Rand des Wahnsinns getrieben. Trotzdem erklärten sie sich bereit, die Ereignisse zu beobachten, um sie in der Saga der Sieben Sonnen aufzuzeichnen.

Als die Solare Marine Maratha erreichte, bombardierte sie die Basis der Roboter, und anschließend griffen Bodentruppen an, um auch den letzten schwarzen Maschinen den Garaus zu machen. Während der Kämpfe traf ein großes Schwarmschiff der Klikiss ein und setzte Tausende von Kriegern ab, ebenfalls mit der Absicht, die Roboter auszumerzen. Dem Sieg folgte ein problematischer Moment, als die Klikiss darauf bestanden, alle ihre früheren Welten neu zu besiedeln. Doch Zan'nh ließ sich nicht einschüchtern und machte geltend, dass Maratha nie ein Planet der Klikiss gewesen war. Daraufhin brach das Schwarmschiff wieder auf. Kurze Zeit später erreichten Sirix und die mit ihm geflohenen schwarzen Roboter Maratha, in der Hoffnung, dort einen starken Stützpunkt vorzufinden. Stattdessen fanden sie völlige Zerstörung. Sirix sah sich mit dem Scheitern aller seiner Pläne konfrontiert und musste erneut die Flucht ergreifen.

Die schwarzen Roboter und die Klikiss stellten nicht die einzigen Gefahren für das Ildiranische Reich dar. Nachdem der verrückte Designierte Rusa'h während eines Angriffs der Hydroger auf Hyrillka eine schwere Kopfverletzung erlitten hatte, inszenierte er einen verheerenden, aber letztendlich erfolglosen Aufstand gegen den Weisen Imperator und gründete sein eigenes Thism-Netz. Rusa'h wollte sich nicht mit der Niederlage abfinden und steuerte sein Schiff in eine von Hyrillkas Sonnen. Doch dort verbrannte er nicht, sondern wurde von den Faeros empfangen, feurigen Entitäten, die im Innern von Sonnen lebten.

Während man ihn im Ildiranischen Reich für tot hielt, setzte der zu einer Faero-Inkarnation gewordene Rusa'h sein Werk fort. Bei ihrem Krieg gegen die Hydroger hatten die Faeros schwere Verluste erlitten. Millionen ihrer Feuerkugeln waren vernichtet und ganze Sonnen ausgelöscht worden. Rusa'h zeigte ihnen neue Möglichkeiten des Kampfes, und es dauerte nicht lange, bis die Faeros bei den Hydrogern großen Schaden anrichteten und sie vor der entscheidenden Schlacht bei der Erde schwächten.

Rusa'hs Macht wuchs, und er führte die Faeros zuerst zur Splitter-Kolonie Dobro, wo er den früheren Designierten Udru'h für seinen Verrat zur Rechenschaft zog. Die Faeros mussten ihre Zahl vergrößern, verbrannten Udru'h und stahlen sein Seelenfeuer, um neue feurige Entitäten zu schaffen. Jora'hs ältester adliger Sohn Daro'h, dazu bestimmt, der neue Erstdesignierte zu werden, empfing von Rusa'h eine Warnung für den Weisen Imperator. Rusa'h erklärte, dass das ganze Ildiranische Reich brennen würde, sollte das notwendig sein, um den »falschen« Weisen Imperator vom Thron zu stürzen. Daro'h kehrte rasch nach Ildira zurück, um seinen Vater auf die Gefahr hinzuweisen.

Als Hydroger und Faeros in Hyrillkas Sonne gekämpft hatten, war der junge und unerfahrene Designierte Ridek'h damit beschäftigt gewesen, die Evakuierung von Hyrillka zu leiten. Die Flüchtlinge wurden nach Ildira gebracht. Ridek'h hatte nie erwartet, zu einem Designierten zu werden und somit für einen ganzen Planeten verantwortlich zu sein. Aber sein Mentor Tal O'nh, ein alter einäugiger Veteran der Solaren Marine, bereitete ihn darauf vor, ein starkes Oberhaupt zu sein. Auf den Befehl des Weisen Imperators hin flogen Ridek'h und Tal O'nh zu allen verwüsteten Welten des Horizont-Clusters, um den Ildiranern, die während der Revolte gelitten hatten, neuen Mut zu geben.

Rusa'h war ebenfalls im Horizont-Cluster unterwegs, und seine Faeros verbrannten eine Welt nach der anderen. Während dieser Reise begegnete er dem Designierten Ridek'h und Tal O'nh. Sie versuchten zu fliehen, doch die Faeros machten Jagd auf sie, kreisten ihre Kriegsschiffe ein und verbrannten die Besatzungen. Rusa'h ließ Tal O'nh erblinden und den jungen Ridek'h mit dem Hinweis am Leben, dass sie sich noch einmal begegnen würden. Zusammen mit den Faeros brach er nach Ildira auf; im All blieben leere Kriegsschiffe zurück.

Basil Wenzeslas musste beobachten, wie die Hanse immer mehr auseinanderbrach. Er fühlte sich isoliert, denn sein gefangener grüner Priester Nahton weigerte sich, Berichte zu senden oder zu empfangen. Basil beauftragte General Lanyan und Admiral Willis, die abtrünnigen Welten zurückzuerobern. Lanyan brach mit Kampfschiffen zu den Kolonien auf, die vor kurzer Zeit auf ehemaligen Klikiss-Welten gegründet worden waren. Auf den betreffenden Planeten gab es nur wenige Bewohner und keine Verteidigungssysteme, und deshalb hielt man sie für leichte Ziele. Admiral Willis bekam den Befehl, mit einer Kampfgruppe der TVF nach Theroc zu fliegen, König Peters neue Regierung zu stürzen und ihn gefangen zu nehmen. Willis war mit diesen Anweisungen alles andere als glücklich, aber sie hielt es für ihre Pflicht, sie auszuführen.

Sarein, Captain McCammon und der stellvertretende Vorsitzende Cain beschlossen, König Peter vor dem bevorstehenden Angriff zu warnen. Sie befreiten Nahton, damit er den Schössling im Gewächshaus erreichen und anderen grünen Priestern eine Telkontakt-Nachricht übermitteln konnte. Ihre Rolle bei diesem Plan blieb geheim, aber Nahton wurde gefasst, doch erst nachdem er die Warnung durchgegeben hatte. Nahton wollte sich ergeben, doch die Wächter schossen ihn nieder, was dem Vorsitzenden Wenzeslas eine gewisse Genugtuung bereitete.

Die Konföderation wusste nun vom bevorstehenden Angriff der TVF und suchte nach Möglichkeiten der Verteidigung. Tasia Tamblyn und Robb Brindle hatten sich der Konföderation angeschlossen und wollten ihr beim Aufbau einer Streitmacht helfen, sehr zum Verdruss von Robbs Vater Conrad Brindle, der sich verpflichtet fühlte, der Hanse treu zu bleiben. Unter ihre Leitung und mit der Hilfe von Kotto Okiah wurden neue militärische Schiffe gebaut, aber die kleine Flotte genügte nicht, um eine Kampfgruppe der TVF abzuwehren. Estarra und ihre Schwester Celli riefen die riesigen Schlachtschiffe der Verdani und ihren Bruder Beneto, der mit einem der gewaltigen Baumschiffe verschmolzen war. Als Admiral Willis' Schiffe eintrafen, fanden sie sich nicht nur einer überraschend großen Streitmacht der Konföderation gegenüber, sondern auch Jess Tamblyns und Cesca Peronis Wentals und den riesigen, dornigen Baumschiffen. Willis wusste, dass sie nicht den Sieg erringen konnte; außerdem hatte sie den Angriff ohnehin für eine schlechte Idee gehalten – sie kehrte zur Hanse zurück.

Unterdessen erging es General Lanyan bei den fernen Kolonien nicht besser. Er flog nach Rheindic Co, dem Zentrum des Transportalnetzes, und schickte die Soldaten von dort aus zum ersten Ziel auf seiner Liste: Pym. Als sie dort durchs Portal kamen, mussten sie feststellen, dass die ganze Kolonie einem großen Subschwarm der Klikiss zum Opfer gefallen war. Bei der ersten Begegnung mit den Insektenwesen eröffneten sie das Feuer. Auf einen so schlimmen Kampf war General Lanyan nicht vorbereitet, und er verlor viele seiner Soldaten, bevor er schließlich den Befehl zum Rückzug von Rheindic Co gab. Die Klikiss folgten ihnen durchs Transportal, und der Kampf ging weiter. Lanyan konnte gerade noch entkommen und war gezwungen, das Transportalzentrum der Hanse zu vernichten, um Schlimmeres zu verhüten. Er machte sich sofort auf den Rückweg zur Erde, um dem Vorsitzenden Wenzeslas von der neuen Gefahr zu berichten.

Die Misserfolge von Admiral Willis und General Lanyan machten Wenzeslas noch zorniger. Der Hanse fehlte ein König (obwohl Basil einen geheimnisvollen neuen Kandidaten hatte, der gerade ausgebildet wurde), und so benutzte er den Erzvater des Unisono als neue Gallionsfigur, um die Bevölkerung zu einen. Er stellte die monströsen Klikiss als Dämonen dar und verfluchte König Peter. Der stellvertretende Vorsitzende Cain war zwar sehr skeptisch, doch bei den leichtgläubigen Bürgern der Erde ging die Saat des Fanatismus auf.

Wenzeslas beauftragte Lanyan und den Erzvater, auf dem schwachen, aber rebellischen Kolonialplaneten Usk ein Exempel zu statuieren. Die Oberhäupter von Usk hatten die Charta der Hanse zerrissen und sich der Konföderation angeschlossen, verfügten aber weder über eine Verteidigung noch über echte politische Ambitionen. Als Lanyan und der Erzvater eintrafen, begannen sie mit einem blutigen Pogrom. Sie zerstörten Bauernhöfe, metzelten Vieh nieder, verbrannten Dörfer und kreuzigten schließlich die Oberhäupter, die es gewagt hatten, den Vorsitzenden herauszufordern.

Da das Pogrom von Usk so erfolgreich gewesen war (in den Augen des Vorsitzenden), schickte Wenzeslas Admiral Willis und ihren Ersten Offizier Conrad Brindle (Robbs Vater) mit der Einsatzorder los, bei einer weiteren aufsässigen Kolonie hart durchzugreifen. Diesmal sollte es Rhejak treffen, eine paradiesische Meereswelt. Trotz der heftigen Proteste der dortigen Bewohner richtete Willis eine Basis ein und versuchte, Rhejak zu regieren. Dabei ging sie mit leichter Hand vor und ließ den Leuten die Freiheit, ihr tägliches Leben wie bisher zu führen. Als es zu Sabotage kam, musste sie härtere Maßnahmen ergreifen. Bei einem Treffen mit den Repräsentanten der Kolonisten erreichte sie einen Kompromiss, mit dem alle leben konnten, und Willis glaubte, der Hanse das zu geben, was sie brauchte.

Doch der Vorsitzende war nicht erfreut. Er entsandte General Lanyan mit dem Auftrag, alles richtig zu erledigen. Seine Absicht war ein weiteres Pogrom auf Rhejak: Die Oberhäupter der Kolonie sollten ermordet und die Bevölkerung bestraft werden. Als Lanyans Kampfgruppe eintraf, hatte Willis Rhejak und die Bewohner der Meereswelt bereits zu schätzen gelernt und wollte ein Massaker verhindern. Immer wieder hatte sie mit ansehen müssen, wie sich die Regierung der Hanse über Recht und Gesetz hinwegsetzte, und sie war nicht bereit, weiterhin daran beteiligt zu sein. Willis überlistete General Lanyan, betäubte ihn und übernahm seine Schiffe, bevor er mit dem Angriff auf Rhejak beginnen konnte. Es lief auf Meuterei hinaus, aber die meisten ihrer Offiziere und Besatzungsmitglieder teilten ihre Bedenken und schlossen sich ihr an. Conrad Brindle hingegen lehnte es ab, seinen Treueschwur der Hanse gegenüber zu brechen. Zusammen mit einigen anderen begleitete er General Lanyan zurück zur Erde.

Auf der von Klikiss heimgesuchten Kolonialwelt Llaro versuchten Orli Covitz und Hud Steinman zu überleben, als die Insektenwesen ihre Schwarmstadt um den Ort der Menschen herum errichteten. Margaret Colicos und DD waren bei den Klikiss akzeptiert und konnten nach Belieben kommen und gehen. Margaret erklärte den Siedlern, wie sie all die Jahre bei den Klikiss überlebt hatte. Sie zeigte ihnen eine Spieldose, ein Geschenk ihres Sohns Anton. Auch Orli musizierte, mit ihren Synthesizerstreifen, und das Schwarmbewusstsein der Klikiss, die Brüterin, rief sie zu sich und forderte das Mädchen auf, für sie zu spielen. Margaret war in großer Sorge um Orli und half ihr dabei, diese ganz besondere Erfahrung zu überleben. Orli spielte ihre Musik, und die Brüterin ließ sie gehen.

Margaret teilte den Kolonisten schließlich mit, was die Klikiss mit ihnen vorhatten. Die Brüterin von Llaro zog gegen andere Subschwärme in den Krieg und hatte damit begonnen, entdeckte Enklaven der schwarzen Roboter zu zerstören. Um den Schwarm zu vergrößern, musste sie sich fortpflanzen und teilen, und dafür brauchte sie neues genetisches Material. Die Klikiss planten, alle Kolonisten zu töten und mit deren Genmaterial eine größere und schlagkräftigere Streitmacht zu schaffen.

Die entsetzten Kolonisten begannen sofort damit, verzweifelte Pläne zu schmieden und ihre Verteidigung vorzubereiten. Davlin Lotze verließ den ummauerten Ort und richtete ein geheimes Versteck ein. Kleine Gruppen von Llaro-Kolonisten machten sich heimlich auf den Weg zu den Höhlen, doch die meisten Siedler befanden sich noch in der Stadt, als die Klikiss zuschlugen. Hunderte von Insektenkriegern stapften zur Mauer, um die Menschen umzubringen, aber die Männer und Frauen wollten sich ihrem Schicksal nicht kampflos fügen. Mit Sprengstoff und Schusswaffen setzten sie sich zur Wehr und töteten viele Klikiss.

Mitten in diesem Durcheinander griffen Sirix und seine schwarzen Roboter den Subschwarm von Llaro an – nach all den Niederlagen wollte Sirix jede Brüterin vernichten, die er finden konnte. Der wilde Angriff der schwarzen Roboter und die Entschlossenheit, mit der sich die Menschen zur Wehr setzten, richteten bei den Klikiss großen Schaden an. In dem Chaos gelang es Orli, DD, Hud Steinman und vielen anderen zu entkommen. Als sie schließlich Davlins fernes Versteck erreichten, waren sie zwar vorerst in Sicherheit, saßen aber noch immer auf Llaro fest.

Margaret Colicos war zurückgeblieben und beobachtete, wie die siegreichen Klikiss überlebende Menschen verschlangen, dabei ihre Erinnerungen und ihr genetisches Material aufnahmen. Anschließend begann die verletzte Brüterin mit der Teilung, um den Schwarm zu erweitern und die erlittenen Verluste auszugleichen.

Sirix war erneut gezwungen, den Rückzug anzutreten, und zusammen mit seinen schwarzen Robotern versuchte er, einen neuen Plan zu entwickeln. Während des Angriffs auf den Schwarm von Llaro hatte er viele unersetzliche Gefährten verloren. Die Klikiss konnten sich von solchen Verlusten erholen, aber jeder schwarze Roboter war mit seinen individuellen Erfahrungen und Erinnerungen einzigartig. PD und QT schlugen eine ungewöhnliche Lösung dieses Problems vor, indem sie Sirix aufforderten, eine geeignete Produktionsanlage zu finden und neue schwarze Roboter zu bauen. Diese sollten nicht nur über die Erinnerungen der verlorenen Roboter verfügen, sondern auch zu einem wichtigen Bestandteil von Sirix' Streitmacht werden. Die schwarzen Roboter machten sich auf die Suche nach einer Fabrik, die sie übernehmen konnten.

Viele der Kolonisten von Llaro waren Roamer-Gefangene, und man hatte sie nicht vergessen. Tasia Tamblyn, Robb Brindle und Nikko Chan Tylar (deren Eltern zu den Internierten auf Llaro zählten) flogen mit einem Rettungsschiff nach Llaro und erwarteten, dort nur einige gelangweilte TVF-Wächter vorzufinden. Doch bei ihrer Ankunft trafen sie auf die Klikiss. Tasias Schiff wurde abgeschossen, und die Notlandung fand in einer fernen Schlucht statt. An einen Start war erst nach umfangreichen Reparaturen zu denken. Davlin Lotze fand Tasia und ihre Begleiter und brachte sie zum Versteck, wo sie beschlossen, das Schiff zu reparieren und Llaro damit zu verlassen.

Das Schiff war gerade instand gesetzt, als die Klikiss Tasia, Robb, Orli, Nikko und Davlin gefangen nahmen. Sie wurden zur Schwarmstadt gebracht und sollten dort als Rohmaterial für die bevorstehende neue Teilung der Brüterin dienen. Margaret Colicos und DD nahmen sich vor, sie zu befreien. Als ein weiterer mächtiger Subschwarm die Brüterin von Llaro angriff und Klikiss gegen Klikiss kämpften, bekamen die Gefangenen die erhoffte Chance. Sie mussten nur Tasias Schiff erreichen, die anderen Flüchtlinge an Bord nehmen und starten. Davlin blieb zurück und spielte mit Orlis Synthesizerstreifen eine Melodie, die das Schwarmbewusstsein betäubte. Nachdem er den anderen zur Flucht verholfen hatte, saß er selbst in der Falle.

Verfolgt von den Klikiss, schafften es Orli und ihre Freunde zum Schiff. Als Margaret sich den Flüchtlingen anschließen und Llaro ebenfalls verlassen wollte, hatten es die Klikiss-Krieger vor allem auf sie abgesehen und hinderten sie an der Flucht. Sie zerstörten auch ihre Spieldose und nahmen ihr damit die einzige Waffe, die sie hatte. Tasia flog mit den restlichen Überlebenden fort, voller Kummer darüber, dass sie Davlin und Margaret zurücklassen musste.

Davlin gelang es fast, den Klikiss zu entkommen. Er erreichte ein Transportal und versuchte, es zu passieren, wurde aber gefasst. Schwer verletzt brachte man ihn zur Brüterin, die kurz vor einer weiteren Teilung stand. Die Larve der neuen Brüterin näherte sich ihm und zeigte Interesse an dem unabhängigen, lästigen Menschen. Davlin warf sich auf die Larve, um sie unter sich zu zerquetschen, doch das Schwarmbewusstsein verschlang ihn.

Nachdem Adar Zan'nh die schwarzen Roboter auf Maratha vernichtet und die überraschende Nachricht von den Klikiss gebracht hatte, drängte Nira den Weisen Imperator, anderen in Bedrängnis geratenen menschlichen Kolonien auf früheren Klikiss-Welten mit Schiffen der Solaren Marine zu helfen. Zan'nh widerstrebte dies, denn er war der Ansicht, dass die Menschen sich mit der Besiedelung von Welten, die ihnen nicht gehörten, selbst in Schwierigkeiten gebracht hatten. Doch als er sah, wie viele unschuldige Menschen auf verschiedenen Kolonialplaneten massakriert worden waren, regte sich Mitgefühl in ihm. Bei einem anderen Planeten, auf dem Menschen und Klikiss aufeinandertrafen, nutzte Zan'nh ein altes Übersetzungsprogramm und brachte die Brüterin dazu, die gefangenen Kolonisten freizulassen.

Nach ihrer Rückkehr von Maratha bekamen Anton Colicos und Erinnerer Vao'sh eine ungewöhnliche Aufgabe: Sie sollten aus der angeblich unfehlbaren Saga der Sieben Sonnen Lügen entfernen und Fehler korrigieren. Dies führte zu Unruhe bei den anderen Erinnerern, insbesondere beim konservativen Obersten Schreiber Ko'sh, aber niemand wagte es, sich dem Befehl des Weisen Imperators zu widersetzen.

Von Ildira aus verbreitete der grüne Priester Kolker seine Telkontakt/Thism-Philosophie wie eine neue Religion und bekehrte sogar grüne Priester auf Theroc. Sullivan Gold, der trotz des Drängens von Kolker und Tabitha Huck einen Übertritt ablehnte, kehrte zu seiner Familie auf der Erde zurück. Unterdessen zog Kolker auch den Roamer-Händler Denn Peroni, Cescas Vater, auf seine Seite, der daraufhin zu einem großen Fürsprecher der wundervollen neuen Philosophie wurde.

Nachdem Patrick Fitzpatrick III. General Lanyan und die TVF verlassen und sich die Raumjacht seiner Großmutter »ausgeliehen« hatte, suchte er bei den Roamern nach seiner verlorenen Liebe Zhett Kellum. Er fand sie schließlich beim Gasriesen Golgen, wo die Roamer Himmelsminen eingerichtet hatten. Doch das Wiedersehen mit Zhett verlief nicht wie erwartet – sie weigerte sich, mit ihm zu reden. Patrick beschloss, die Wahrheit zu sagen, und er wies auf seine Schuld hin: Er hatte ein Schiff der Roamer vernichtet, um einen Zeugen zu eliminieren. Zwar stammte der Befehl dafür von General Lanyan, aber Patrick hatte das Feuer eröffnen lassen. Bei einem Gerichtsverfahren wurde er dazu verurteilt, »über die Planke zu gehen« und ins tiefe Wolkenmeer von Golgen zu stürzen. Tapfer fand er sich mit seinem Schicksal ab, doch im letzten Moment sprach Zhett für ihn und brachte ihren Vater dazu, ihn zu begnadigen. Anschließend wurde Patrick zu einem leidenschaftlichen Anhänger der Konföderation und schickte eine Botschaft, in der er erklärte, dass General Lanyan und Basil Wenzeslas für die gegenwärtigen Probleme der Hanse verantwortlich waren. Als Basil davon hörte, rügte er Patricks Großmutter, die frühere Vorsitzende Maureen Fitzpatrick, für die Taten ihres Enkels.

König Peter und Königin Estarra bemühten sich, die Konföderation weiter zu stärken. Der Weise Imperator Jora'h sah in ihnen potenzielle Verbündete gegen Klikiss und Faeros und gab bekannt, dass er nach Theroc reisen und ein Bündnis zwischen dem Ildiranischen Reich und der Konföderation schließen würde. Nira, Anton Colicos und Erinnerer Vao'sh begleiteten ihn. Als sie auf Theroc unter den Wipfeln der Weltbäume standen, verkündeten der Weise Imperator und König Peter ihre Allianz. Für die kümmerlichen Reste der einst so mächtigen Hanse lief dies praktisch auf das Ende hin aus.

Als der Vorsitzende von dem Bündnis erfuhr, griff er zu drastischen Maßnahmen. Er befahl Admiral Esteban Diente, mit einer großen Kampfgruppe aufzubrechen und den Weisen Imperator auf dem Rückweg zum Ildiranischen Reich abzufangen. Die Einsatzorder entsetzte Admiral Diente, aber er konnte den Befehl nicht verweigern, denn der Vorsitzende hatte seine Familie als Geiseln genommen.

Der Weise Imperator glaubte, durch die Vereinbarungen mit König Peter das Ildiranische Reich gestärkt zu haben. Doch Rusa'h und die Faeros hatten gerade erst mit ihrem Vernichtungswerk begonnen. Sie fanden Denn Peroni und Caleb Tamblyn, die einen mit Wentals gefüllten Wassertanker flogen, und zerstörten das Schiff in der Nähe des Eisplanetoiden Jonah 12. Denn starb, aber Caleb entkam mit einer Rettungskapsel. Die Faeros gelangten auch zum primären Wental-Planeten Charybdis und griffen die lebenden Meere mit ihren Flammen an. Jess und Cesca fühlten den Schmerz der sterbenden Wentals, aber als sie Charybdis erreichten, existierten die Meere nicht mehr – der ganze Planet war verbrannt. Die Faeros hatten den Wentals den Krieg erklärt.

Eine Armada aus Feuerkugeln kam aus der toten ildiranischen Sonne Durris-B, entzündete neues nukleares Feuer in dem Stern und zog durchs All. Als Tabitha Huck mit einem neu gebauten ildiranischen Kriegsschiff zu einem Testflug aufbrach, konnten die Faeros durch die Telkontakt-Thism-Verbindung ihre Präsenz wahrnehmen. Sie zerstörten das neue Kriegsschiff und flogen dann nach Ildira, wo sie Kolker und alle seine Konvertiten aufspürten. Mijistra ging in Flammen auf.

Der Erstdesignierte Daro'h, der die Verantwortung für den Prismapalast hatte, musste fliehen, als die Faero-Inkarnation Rusa'h zu ihm kam und Antwort auf die Frage verlangte, wo sich der Weise Imperator befand. Osira'h und ihre Geschwister nutzten ihre einzigartigen Fähigkeiten und schützten den Erstdesignierten und Yazra'h. Sie alle entkamen durch Wasserkanäle unter dem Palast.

Adar Zan'nh kehrte von seinen Rettungseinsätzen bei menschlichen Kolonien auf Klikiss-Welten zurück und fand die verbrannten Kriegsschiffe von Tal O'nhs Septa. Als O'nh und der Designierte Ridek'h ihn auf die Gefahr für Ildira hinwiesen, machte sich Zan'nh sofort mit seinen Schiffen auf den Weg. Über der Zentralwelt des Ildiranischen Reiches versuchte der Adar, die Faeros zurückzudrängen, fand aber keine Möglichkeit, wirkungsvoll gegen das lebende Feuer zu kämpfen. Allerdings gelang es ihm, Daro'h, Yazra'h, Osira'h und die anderen Halbblut-Kinder zu retten. Doch die Ildiraner brauchten die Führung des Weisen Imperators.

An Bord seines Flaggschiffs spürte Jora'h die schrecklichen Ereignisse auf Ildira. Durch ihren Schössling empfing Nira die Nachricht, dass die Faeros Mijistra verbrannten – der Telkontakt brach plötzlich ab, als der kleine Weltbaum im Prismapalast zu Asche zerfiel. Jora'h wollte so schnell wie möglich heimkehren und gab den Befehl, die Geschwindigkeit zu erhöhen, doch dann traf er auf Admiral Dientes Kampfgruppe. Diente feuerte auf das Flaggschiff, beschädigte den Antrieb und nahm den Weisen Imperator gefangen. Jora'h wies darauf hin, dass sich auf Ildira eine Katastrophe anbahnte, aber Diente ließ sich nicht erweichen und brachte ihn und alle anderen Ildiraner zur TVF-Basis auf dem Mond der Erde. Erfreut über diesen leichten Sieg, stattete der Vorsitzende Wenzeslas den Gefangenen dort einen Besuch ab und teilte dem Weisen Imperator mit, dass er »Gast« der Hanse bleiben würde, bis er in aller Öffentlichkeit das Bündnis mit König Peter und der Konföderation für null und nichtig erklärte.

Die Faeros eroberten Ildira, und Rusa'h richtete sich im Flüsterpalast ein. Er hatte die Telkontakt/Thism

1 * ADMIRAL SHEILA WILLIS

Zehn Mantas und ein großer Moloch pflügten durchs leere All und ließen die Erde hinter sich zurück – vielleicht für immer, soweit es Admiral Willis betraf. Zwar trugen ihre Schiffe noch immer die Insignien der Terranischen Verteidigungsflotte, aber ihre Besatzungen dienten nicht mehr der Hanse. Nicht mehr nach all dem, was sie gesehen hatten.

Der Vorsitzende Wenzeslas hätte sie Meuterer genannt. Wie konnte man in diesem Zusammenhang nicht verbittert sein?

Früher, als Willis jung und naiv gewesen war (oder vielleicht noch nicht abgestumpft genug), hatte sie alle Entscheidungen für klar gehalten und Fragen wie Antworten nach einem Schwarz-Weiß-Muster abgehandelt. Sie hatte geglaubt, dass sich die Guten grundsätzlich von den Bösen unterschieden. Diesen Glauben hatte sie auf Rhejak verloren, als General Lanyans Brutalität sie gezwungen hatte, eine bis dahin undenkbare Entscheidung zu treffen.

Indem sie eine ganze Kampfgruppe unter ihre Kontrolle brachte und der geliebten TVF den Rücken kehrte, setzte sie Räder in Bewegung, die sie irgendwann vielleicht überrollten. Nachdem sie Lanyan, Conrad Brindle und einige unverbesserliche Loyalisten am Rande des terranischen Sonnensystems abgesetzt hatte, brachte sie ihre Schiffe nun nach Theroc, um sich König Peter und der Konföderation anzuschließen.

Wie oft sie auch versuchte, ihre Entscheidung mit Vernunft zu rechtfertigen: Es fühlte sich wie Desertion an. Ihr Gehirn war einfach auf diese Weise programmiert. Sie beobachtete die Offiziere im Kontrollraum und hielt nach Anzeichen von Unbehagen Ausschau. Es überraschte Willis, wie viele von ihnen sich bereit erklärt hatten, alle Brücken hinter sich abzubrechen und sie zu begleiten. Das Zuhause aufzugeben, Familie und Freunde … So etwas fiel schwer. Ganz offensichtlich ging die gegenwärtige Politik der Hanse auch anderen ganz gehörig gegen den Strich.

Als sie mit diesen Mantas zum letzten Mal nach Theroc geflogen war, hatte sie den Befehl gehabt, König Peter zu verhaften …

»Wir nähern uns dem Ziel, Admiral«, sagte der Navigator.

»Geben Sie unsere Ankunft höflich bekannt. Wir möchten vermeiden, dass sich die Theronen in die Hose machen, wenn plötzlich so viele Kriegsschiffe an ihrem Himmel erscheinen.« Willis strich ihre Uniform glatt, straffte die Schultern und machte sich bereit, ihrem neuen Oberbefehlshaber ins Gesicht zu sehen.

Doch als die elf Schiffe in eine Umlaufbahn schwenkten, bemerkte Willis, dass etwas nicht stimmte. Zahlreiche wie zusammengeflickt wirkende Roamer-Schiffe waren mit unterschiedlichen Orbitalvektoren gestartet. Frachter, schnelle Scouts und große Transporter stiegen von dem bewaldeten Kontinent auf und verließen den Planeten in verschiedene Richtungen. Zwei der größten Roamer-Schiffe kollidierten fast miteinander.

Aufregung zeigte sich im Gesicht des jungen Kommunikationsoffiziers. »Admiral, dort unten herrscht völliges Chaos! Wir empfangen Dutzende von Notrufen … Theroc wird erneut angegriffen, aber ich weiß nicht, von wem.«

Die sehr eindrucksvoll wirkenden Baumschiffe der Verdani, die den Waldplaneten wie eine Dornenkrone umgaben, waren ganz offensichtlich in Schwierigkeiten. Sie schlugen mit ihren Ästen und Zweigen, reagierten aber nicht auf die sich nähernden TVF-Schiffe. Allem Anschein nach kämpften sie gegen einen unsichtbaren Feind.

»Fragen Sie, wie wir helfen können«, wies Willis ihren Kommunikationsoffizier an. Sie hielt nach möglichen Gefahren Ausschau, nach Hydroger-Kugeln oder einem von General Lanyans Schiffen. »Bringen Sie uns so nahe heran, dass wir eingreifen können. Wir werden hier die Kavallerie spielen – ich möchte einen guten Eindruck machen.«

Aus den Kom-Lautsprechern kamen heulende Feedbacksignale, die schlimmer waren als über eine Schiefertafel kratzende Fingernägel.

Direkt vor ihnen wanden sich die Äste eines gewaltigen Baumschiffs wie unter großen Schmerzen hin und her, und plötzlich ging der Riese in Flammen auf. Trotz der kalten Leere des Alls kam Feuer aus dem Kern des Schiffes, breitete sich über die Äste und Zweige aus und verbrannte das von Energie durchsetzte Holz.

Die hochauflösenden Aufnahmen vom Planeten zeigten Feuersbrünste, die sich im dichten Weltwald des Planeten ausbreiteten – genau dort, wo König Peter das Verwaltungszentrum der neuen Konföderation eingerichtet hatte.

2 * KÖNIG PETER

Ein weiterer Weltbaum erbebte und ging in Flammen auf, als die Faeros von seinem Kernholz Besitz ergriffen. Es knallte wie von Kanonenschüssen, als sich das bösartige Feuer durch die Blattwedel zum Wipfel fraß und es verbrannte, ohne das Kernholz vollständig zu verzehren.

Hoch oben in der Pilzriff-Stadt ordnete König Peter die Evakuierung an. Der Rauch brannte in seinem Hals. Durch eine Öffnung in den organischen Wänden beobachteten Estarra und er, wie hungrige Flammen einen Baumstamm nach dem anderen erfassten, doch keiner der lebenden Verdani verwandelte sich in Asche. Noch nicht.

Die in der Stadt verbliebenen grünen Priester pressten sich die Hände an die Schläfen, als ihnen die Verbindung mit dem Bewusstsein des Weltwalds heiße Qualen bescherte. Die Gefolgsleute von Yarrod und Kolker, untereinander im Thism/ Telkontakt-Netz miteinander verbunden, hatten bereits mehr gelitten als alle anderen.

Ein grüner Priester blieb stehen und hob voller Qual die Arme. Er krümmte den Rücken und ging plötzlich in Flammen auf. Ein anderer grüner Priester starrte auf den Haufen aus Asche und glühenden Kohlen, der von dem Mann übrig geblieben war. Einige weinten; andere sanken auf die Knie.

Königin Estarra zog am Ärmel ihres Mannes, als sie aus dem Thronsaal liefen. »Peter, wir müssen Reynald holen und weg von hier!« Die mit Perlen geschmückten Zöpfe tanzten und klickten hinter ihrem Kopf.

In ihren privaten Gemächern nahm Estarra ihren kleinen Sohn aus den Armen des Lehrer-Kompi OX, der sich gerade mit dem Kind auf den Weg machen wollte. Der Rauch und das allgemeine Durcheinander hatten den kleinen Reynald so erschreckt, dass er weinte.

OX blieb ruhig. »Bevor wir zu den Liftplattformen eilen, sollten wir eine Decke in Wasser tauchen. Ich wickle sie um den Jungen, damit er geschützt ist, während ich ihn trage.« Als Estarra zögerte, ihm das Kind zu überlassen, fügte er hinzu: »Ich bin körperlich stärker als Sie beide, und Feuer und Rauch können mir nichts anhaben.«

»Er hat recht«, sagte Peter. Er zog eine Decke vom Bett und lief zum Wasserbecken, das Techniker der Roamer installiert hatten. »So hat er eine bessere Chance.«

Draußen breitete sich das Feuer weiter aus. Die Faeros benutzten einige grüne Priester als Übertragungskanäle; dadurch war eine parasitäre Verbindung mit den Verdani entstanden, die die Weltbäume in Fackeln verwandelten. Sekundäre Feuer gingen von ihnen aus, erfassten das Unterholz und verbrannten Büsche und Sträucher.

Peter und Estarra hüllten ihren Sohn in die nasse Decke und banden das schreiende Bündel dem Lehrer-Kompi an die Brust. OX hielt es fest und begleitete König und Königin, als sie über die kurvenreichen Wege der Pilzriff-Stadt zu den peripheren Balkonen liefen.

Peter atmete schwer, trat in die heiße, raucherfüllte Luft und beobachtete, wie Faeros von einem Baum zum nächsten sprangen. Gewöhnliches Feuer loderte am Rand der Lichtung, wo Menschen sich in größter Eile von der Pilzriff-Stadt entfernten.

Theronen drängten sich auf den kleinen Plattformen zusammen und hangelten sich an den Kabeln entlang zum Boden. Die Aufzüge konnten nur eine gewisse Anzahl von Personen tragen und waren nicht für eine solche Evakuierung vorgesehen. Auf einer Plattform standen sechzehn Personen, als der überlastete Aufzug plötzlich nachgab und alle in den Tod stürzten. Peter beobachtete den Vorgang entsetzt und schrie, konnte aber nicht helfen.

Für einen Moment stockte ihm der Atem angesichts des Ausmaßes der Katastrophe. Selbst wenn es alle Bewohner der Stadt bis zum Boden schafften – wie sollten sie den überall züngelnden Flammen entrinnen? Doch ihm blieb keine Zeit, sich in Panik und Kummer zu verlieren oder sich zu fragen, wie dies alles möglich war. Peter musste einen kühlen Kopf bewahren, sein Volk und seine Familie irgendwie in Sicherheit bringen.

Estarra sah das schreckliche Geschehen ebenfalls und traf eine rasche Entscheidung. »Wir müssen klettern.« Sie bemerkte die Sorge in Peters Gesicht und nickte. »Es spielt keine Rolle, dass ich gerade ein Kind bekommen habe. Ich habe den größten Teil meines Lebens damit verbracht, in den Weltbäumen zu klettern. Wir kommen zurecht, wenn OX Reynald tragen kann.«

Peter lächelte entschlossen und rief den verzweifelten Theronen zu: »Wer dazu in der Lage ist, soll klettern! Baumtänzer, helft den anderen. Benutzt die Plattformen nur, wenn ihr nicht klettern könnt.«

Einige der überladenen Plattformen erreichten den Boden; die Leute rannten über die Wiese, der Feuerwand entgegen. Funken von den zuerst in Flammen aufgegangenen Weltbäumen hatten den Baum mit der Pilzriff-Stadt erreicht und ihn ebenfalls in Brand gesetzt. Flammenzungen rasten über die goldene Rinde, verbrannten kleine Blattwedel und verkohlten die Borkenplatten. Schließlich stieg auch Rauch von der Stadt auf.

Dutzende von Theronen kamen der Aufforderung des Königs nach und begannen damit, am Stamm in die Tiefe zu klettern. Peter sah, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. »Also los.«

Mit dem auf der Brust festgebundenen Kind hatte OX die Arme frei. Er zögerte nicht, schwang sich über den Rand und kletterte hinab. Peter hatte den Lehrer-Kompi nie zuvor so flink und behände gesehen – seine Bewegungen ließen keinen Zweifel daran, dass er mit dem Klettern gut zurechtkam.

Estarra folgte ihm und rief den anderen Theronen, die aus der Stadt kamen, ermutigende Worte zu. Peter machte sich ebenfalls an den Abstieg. Rauch und Dampf quollen zwischen den Rindenplatten hervor und verbrannten ihm die Hände, aber er ließ nicht los.

Der Kompi erreichte den Boden, drehte sich um und wartete auf König und Königin. Er rückte das Bündel mit dem Säugling auf seiner Brust zurecht und vergewisserte sich, dass es dem Kind gut ging. Inzwischen hatte der Brand auch das hohe Gras und die Blumen erreicht. Büsche schienen regelrecht zu explodieren. Über ihnen brannte die Pilzriff-Stadt. Orangefarbene Flammenzungen leckten von den oberen Balkonen und aus den Fenstern.

Peter ließ sich das letzte Stück fallen und landete auf dem Boden. »Zum Rand der Lichtung!«

An Sonneneruptionen erinnernde Feuerbogen spannten sich zwischen den Bäumen. Eine gewaltige Peitsche schien zu knallen, als ein weiterer majestätischer Weltbaum den feurigen Elementarwesen zum Opfer fiel. Der grüne Wipfel leuchtete orangerot, und Funken stoben, trugen das Feuer zu anderen Ästen und Zweigen.

OX hatte sich bereits wieder in Bewegung gesetzt, und Estarra lief mit gesenktem Kopf los. Doch Flammen schnitten ihnen den Weg ab, bevor sie anderen Theronen in den dichten Wald folgen konnten. Die letzten Lücken in der Feuerwand am Rand der Lichtung schlossen sich, und OX war gezwungen, stehen zu bleiben.

Mit einem donnernden Krachen löste sich oben ein dicker Ast, und brennende Blattwedel fielen Funken sprühend auf den Kompi.

Estarra dachte an das Kind und schrie. Peter schirmte die Augen ab und stürmte los, begriff aber, dass er nicht rechtzeitig zur Stelle sein konnte, um seinen Sohn zu retten.

Der kleine Kompi stieß die brennenden Blattwedel beiseite und hielt seinen künstlichen Körper vorgebeugt, die Arme um Reynald geschlungen. OX' Polymerhaut war beschädigt, und Asche und Ruß klebten wie Schminke in seinem Gesicht, doch seine Systeme funktionierten nach wie vor.

Die entsetzte Estarra lief zu ihm. Peter zog die dampfende Decke beiseite und vergewisserte sich, dass der Säugling keine Verbrennungen erlitten hatte. Der kleine Junge weinte, schien aber unverletzt zu sein.

Um sie herum schwelte grünes Gras, und der Rauch brannte wie Säure in ihren Lungen. Estarra deutete verzweifelt über die Wiese zum kleinen Kugelschiff der Hydroger, das OX während der Flucht von der Erde geflogen hatte. »Dort! Das Schiff ist unsere einzige Möglichkeit.«

Sie liefen an brennenden Büschen vorbei zu dem kleinen Kugelraumer, dessen Luke zum Glück offen stand. Flammenzungen leckten wie hungrig nach ihnen, als Peter, Estarra und OX mit dem Kind an Bord kletterten. Peter schloss die Luke hinter ihnen, und in der plötzlichen Stille knackte es in seinen Ohren. Sie schlugen auf die schwelenden Stellen ihrer Kleidung, keuchten und husteten. Die Anstrengung ließ sie zittern, aber wenigstens waren sie in Sicherheit.

Durch die transparente gewölbte Wand beobachteten sie, wie sich zornige Flammen über die ganze Lichtung ausbreiteten und auch das Kugelschiff erreichten.

3 * VORSITZENDER BASIL WENZESLAS

Draußen auf dem großen Platz des Palastdistrikts hob der Erzvater des Unisono einen verzierten Hirtenstab. Er trug einen goldenen Damastumhang, geschmückt mit Rüschen und Brokat, und mit seinem buschigen weißen Bart sah er aus wie ein freundlicher alter Onkel. Der religiöse Sprecher hielt eine weitere mitreißende Rede, die der Vorsitzende Wenzeslas für ihn vorbereitet hatte.

Die Menschen brauchten eine feste führende Hand, die ihnen den rechten Weg zeigte.

Mit der richtigen Motivation gelang es dem Erzvater, der früher Schauspieler gewesen war, das Herz seines Publikums zu rühren. Unglücklicherweise hatte er bei den letzten Besprechungen Zweifel an den Absichten des Vorsitzenden geäußert. Der Erzvater schien zu viel Zeit damit verbracht zu haben, sich Bilder vom blutigen Usk-Pogrom anzusehen. Zunächst war er begeistert davon gewesen, der aufsässigen Kolonie eine strenge Botschaft zu übermitteln – Zerstörung der Siedlung und Kreuzigung der Kolonie-Oberhäupter –, doch inzwischen stellte er die Notwendigkeit solcher Maßnahmen infrage.

In Zeiten wie diesen erwartete Basil von seinen Untertanen, dass sie seine Anweisungen befolgten, zum Wohl der Hanse und damit auch zum Wohl der Menschheit. Sie sollten sich keinen Zweifeln hingeben. Mit scharfen Worten und unverhüllten Drohungen hatte er den Erzvater zurechtgewiesen und beobachtet, wie er erbleicht war.

Um sich zu vergewissern, dass der Mann seine Lektion gelernt hatte, sah Basil dem Geschehen von der Beobachtungsgalerie aus zu. Eine recht besorgt wirkende Sarein und der nachdenkliche stellvertretende Vorsitzende Eldred Cain leisteten ihm dabei Gesellschaft.

»Der Erzvater spricht gut«, sagte Sarein. »Du hast ihm ins Gewissen geredet, nicht wahr?«

»Ich musste sein Feuer der Begeisterung ein wenig schüren. Diesmal scheint er begriffen zu haben, worum es geht.«

Auf dem Platz weiter unten donnerte der Bärtige: »Ja, die Klikiss sind Dämonen, aber Dämonen können nur das sein, was sie sind. Sie mögen böse und destruktiv sein, das liegt in ihrem Wesen. Weitaus schlimmer sind jene, die das Böse wählen: Leute, die sich mit den Klikiss verbünden, mit den Dämonen, mit unseren Feinden. Damit meine ich den verräterischen König Peter und seine rebellische Konföderation.«

Die Predigt wurde natürlich auf der ganzen Erde übertragen. Frachter und schnelle Handelsschiffe brachten Aufzeichnungen der Ansprache zu den wenigen Kolonien und Industriewelten, die noch zur Hanse gehörten.

Der stellvertretende Vorsitzende Cain schien sich immer unbehaglicher zu fühlen, und Basil wusste, dass er etwas sagen wollte. Er seufzte. »Was ist, Mr. Cain?«

»Mehrere Einrichtungen der öffentlichen Sicherheit haben Beschwerden an mich weitergeleitet, Sir«, sagte Cain sofort. »Die Polizei scheint nicht zu wissen, was sie mit ihnen anfangen soll.«

Basil zog die Brauen zusammen. »Beschwerden? Die gibt es immer.«

»Diese sind offenbar nicht ganz unbegründet. Allem Anschein nach haben einige gut organisierte Vigilantengruppen beschlossen, gewisse Diskussionen in der Öffentlichkeit zu unterdrücken.« Cain holte einen Bericht hervor. »Zum Beispiel diese beiden Zwischenfälle. Eine Gruppe demolierte Geschäfte und verprügelte Leute. Ziel der Gewalt sind alle, die gegen die Hanse Stellung beziehen. Die Vigilanten versuchen nicht einmal, ihre Identität zu verbergen.« Der stellvertretende Vorsitzende präsentierte Bilder von Überwachungskameras und deutete auf eine junge Frau in schwarzer Uniform. »Die Kleidung scheint früheren TVF-Uniformen nachempfunden zu sein. Ich habe einen der Rädelsführer identifiziert, die für die Übergriffe verantwortlich sind. Es handelt sich um eine Frau namens Sheila Andez, eine Offizierin der Terranischen Verteidigungsflotte.«

»Ja, ich weiß«, erwiderte Basil. »Ich habe sie selbst beauftragt. Andez leitet eine Elitetruppe, die Ordnung und Loyalität auf der Erde gewährleisten soll. Ich nenne sie ›Aufräumtruppe‹, was zugegebenermaßen kein besonders guter Name ist.«

»Sie wissen davon? Die Aktivitäten dieser Vigilanten verstoßen gegen zahlreiche Gesetze.«

»Andez erledigt die Aufgabe, die ich ihr übertragen habe. Was Sie ›Übergriffe‹ nennen, halte ich für den notwendigen Versuch, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Derzeit befindet sich die Hanse in einer sehr schwierigen Lage.«

Die Menschen auf dem Platz jubelten, und der Vorsitzende wandte sich ihnen zu, schob die Bedenken seines Stellvertreters einfach beiseite. Der Erzvater verbeugte sich. Basil fragte sich, mit welchen Worten er diese Wirkung erzielt hatte – er beschloss, sich später die Aufzeichnungen anzusehen, auch um den gesamten Auftritt einer kritischen Prüfung zu unterziehen.

Der Erzvater sprach nun leiser, als vertraue er Milliarden von Zuhörern ein Geheimnis an. »König Peter und die anderen Verräter der Konföderation arbeiten den Klikiss in die Hände beziehungsweise in die Klauen, und die Clans der Roamer helfen den dämonischen Geschöpfen bei ihren Eroberungen. Es ist eine heimtückische Verschwörung mit dem Ziel, unsere geliebte Hanse zu vernichten. Die Rebellen der Konföderation und die Klikiss haben vereinbart, den Spiralarm unter sich aufzuteilen.«

Das Publikum schnappte nach Luft.

»Wie absurd«, sagte Sarein. »Sei vorsichtig, Basil. Wenn Vorwürfe so extrem werden, könnten die Leute den Unsinn tatsächlich glauben.«

Wenzeslas warf ihr einen kurzen Blick zu. »Der Vorwurf ist nicht absurd, sondern durchaus vernünftig, wenn man bedenkt, was die Bürger bisher gehört haben. Derzeit können wir es uns nicht leisten, die Unterstützung der Öffentlichkeit zu verlieren. Das versuchte Pogrom auf Rhejak war ein Fiasko.« Er spürte, wie ihm vor Zorn und Verlegenheit das Blut ins Gesicht schoss. »Admiral Willis hat uns mit einem Moloch und zehn Mantas verlassen, und General Lanyan kehrte wie ein getretener Hund heim, in Schimpf und Schande.«

»Sie haben seine schmachvolle Niederlage nicht an die große Glocke gehängt.« Cain sah den Vorsitzenden an. »Wo ist der General jetzt?«

»Er muss hinter den Kulissen bleiben, bis er eine Lösung für das von ihm geschaffene Problem findet.«

»Wie soll er das fertigbringen?« Sarein schien die Antwort gar nicht hören zu wollen. »Ich dachte, du würdest dies mit uns besprechen …«

»Es lag auf der Hand. Ich habe ihm Gelegenheit gegeben, einen klaren Sieg zu erringen.« Basil faltete die Hände hinterm Kopf, wobei er darauf achtete, sein stahlgraues Haar nicht durcheinanderzubringen. »König Peters Rebellenkonföderation ist unser Gegner, und wir müssen sie als solchen behandeln. Sie hat Ressourcen, die wir benötigen, vor allem Ekti. Deshalb greifen wir Stützpunkte der Roamer an und nehmen uns, was wir brauchen. Immerhin sind wir im Krieg.« Seine Lippen formten ein Lächeln, und den entsetzten Mienen seiner Begleiter schenkte er keine Beachtung. »General Lanyans Kampfgruppe ist unterwegs zu einem bekannten Himmelsminenzentrum der Roamer. Nach unseren Informationen gibt es dort keine Verteidigungseinrichtungen. Ich hoffe sehr, dass er seine Chance nutzt, endlich einen Erfolg zu erzielen.«

4 * GENERAL KURT LANYAN

Der Moloch Goliath, fünf Manta-Kreuzer, eine Thunderhead-Waffenplattform und mehr als zweitausend Remoras, jeder von ihnen mit Jazern und explosiven Projektilen ausgestattet … Das sollte genügen, um auch die widerspenstigsten Clans in ihre Schranken zu weisen. General Lanyan war sicher, dass die TVF bei Golgen triumphieren würde.

Er war froh, wieder auf der Brücke seines Moloch zu sein. Bei den Kämpfen am Ende des Hydroger-Kriegs war die Goliath schwer beschädigt worden, aber man hatte sie instand gesetzt und wieder in Dienst gestellt – ein kleiner Schritt hin zu einer wieder voll einsatzfähigen Terranischen Verteidigungsflotte.

Der nächste Schritt bestand darin, möglichst viel Treibstoff für den Sternenantrieb zu beschaffen.

Als der Gasriese in Sicht kam, stellte Lanyan eine Kom-Verbindung mit dem ersten Manta der Angriffsgruppe her. »Admiral Brindle, vergewissern Sie sich, dass alle Gefechtsstationen besetzt und die Remora-Piloten startbereit sind. Laden Sie die Waffensysteme mit Energie. Ich möchte hier nichts dem Zufall überlassen.«

Der ältere, dunkelhaarige Offizier bestätigte. Conrad Brindle war vor kurzer Zeit befördert worden und nahm einen der vielen Plätze ein, die durch die Dezimierung der Terranischen Verteidigungsflotte frei geworden waren. Er nutzte jede Gelegenheit, um Kompetenz und Diensteifer zu zeigen. Bei der Meuterei der Rhejak-Kampfgruppe hatte Brindle zu den wenigen Offizieren und Soldaten gehört, die der TVF treu geblieben waren. Seine Beförderung und dieser neue Einsatz stellten den Lohn dafür dar.

Lanyan saß im Kommandosessel, straffte die Schultern, räusperte sich und sprach zu seinen Leuten. »Nach den von Erkundungssonden übermittelten Daten gibt es in der Atmosphäre von Golgen mehr als ein Dutzend Himmelsminen, aber es sind Industrieanlagen, keine militärischen Basen. Nachdem wir eventuellen Widerstand zerschlagen haben, übernehmen wir die dortigen Treibstofflager.« Warnend fügte er hinzu: »Richten Sie möglichst wenig Schaden an. Wir möchten, dass die Anlagen in einem funktionstüchtigen Zustand bleiben. Der Vorsitzende will den Betrieb der Himmelsminen unter Aufsicht der Hanse fortsetzen. Aber zunächst braucht die TVF nur das Ekti.«

An Bord der Kriegsschiffe wurde Gefechtsalarm ausgelöst, als sie sich dem buttergelben Gasriesen näherten. Die Langstreckensensoren orteten hoch aufragende Städte in den oberen Schichten der Atmosphäre – dort wurde Wasserstoff zu Ekti verarbeitet.

Die Kampfgruppe schwärmte aus, und jeder Manta hielt auf eine andere Himmelsmine zu. Die Thunderhead-Waffenplattform blieb in einer stationären Position, wie eine Zitadelle, die alles andere überragte. »Denkt daran: Roamer sind im Grunde feige«, sagte Lanyan. »Sie ergreifen gern die Flucht und verkriechen sich irgendwo. Sie schleichen in Schiffen ohne Hoheitszeichen umher und halten ihre Stützpunkte geheim. Der Kampf widerspricht ihrem Wesen.« Die Goliath näherte sich der größten Himmelsmine, einem Komplex aus zahlreichen fliegenden Plattformen; hier herrschte reger Verkehr von Frachtern und kleinen Transportschiffen.

Voller Abscheu schüttelte er den Kopf. »Seht sie euch nur an!«

Als Kind hatte er einmal einen halb verfaulten Holzklotz umgekippt und darunter zahlreiche schwarze Käfer vorgefunden. Plötzlich dem Licht ausgesetzt, waren die Insekten hin und her gelaufen, auf der Suche nach dunklen Stellen, wo sie sich verstecken konnten. Er hatte einen Stock genommen und eine ganze Stunde damit verbracht, die Käfer aufzustöbern und zu zerquetschen.

Die Roamer-Schiffe reagierten wie damals die Käfer. Anstatt sich zur Verteidigung zu formieren, stoben sie auseinander – jeder dachte nur an sich. Wie armselig, fand der General und gab seinen Waffenoffizieren den Befehl, nach Belieben das Feuer zu eröffnen.

Auf dem großen Hauptschirm sah Lanyan einige spinnenartige Frachter mit Ekti-Tanks. Er zeigte darauf und hob die Stimme. »Das sind die Schiffe, von denen ich gesprochen habe. Denken Sie an meine Befehle.«

Die Waffenoffiziere feuerten auf die Frachter und verfehlten sie knapp – mit Absicht. Die Schüsse dienten der Ablenkung: Die Roamer-Piloten durften nichts von den Peilsendern bemerken, die sich an den Außenhüllen ihrer Schiffe befestigten. Sie sollten später aktiv werden und Lanyan Gelegenheit geben, die Frachtschiffe zu anderen Treibstofflagern zu verfolgen. Wenn die TVF genug Suchschiffe einsetzte, konnte sie das gesamte Netzwerk der Roamer entdecken und alle geheimen Basen finden.

Lanyan beobachtete den Angriff und hörte die entrüsteten Stimmen der Himmelsminenverwalter aus den Kom-Lautsprechern. »Treffen Sie Vorbereitungen, unsere Soldaten zu empfangen«, teilte er der nächsten Himmelsmine mit. »Wenn Sie bedingungslos kapitulieren, können wir die Verluste in Grenzen halten.«

Eine schroffe Stimme antwortete ihm. »Hier spricht Del Kellum, der Leiter dieser Himmelsmine. Ich betone hiermit ausdrücklich, dass ich Ihnen keine Landeerlaubnis erteile.«

Lanyan lachte leise. »Und wie wollen Sie mich daran hindern, Ihnen einen Besuch abzustatten? Mit scharfen Worten und einem missbilligenden Blick?« Er unterbrach die Verbindung, stand auf und streckte sich.

Eine Stunde später befand sich Lanyan zusammen mit schwer bewaffneten TVF-Soldaten an Bord eines Truppentransporters, sah aus dem Fenster und beobachtete die riesige fliegende Stadt mit ihren vielen Decks und Docks, ihren Antennen, Sensortrauben und Aussichtsbalkonen. Die Goliath schwebte in der Nähe, gewaltig und drohend. Admiral Brindle hatte bei seiner Himmelsmine bereits einen schnellen Sieg vermeldet, wie auch die anderen Mantas. Der Vorsitzende Wenzeslas würde sehr zufrieden sein, wenn er hörte, wie viel Treibstoff bei diesem Einsatz erbeutet worden war.

Bevor er von Bord ging, strich der General die Uniform glatt, kämmte sein dunkles Haar und musterte die Wachen, die den Transporter mit ihm zusammen verlassen würden. Er dachte an die erfolgreichen Kommandeure, von denen er an der Militärakademie gehört hatte, an ihre stolzen Reden nach dem Sieg. Er wollte einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wenn er die eroberte Himmelsmine betrat. Alle sollten wissen, dass mit ihm nicht zu scherzen war.

Die Luke schwang auf, und Lanyan trat entschlossen nach draußen auf die Rampe. »Hiermit übernehme ich im Namen der Hanse die Kontrolle über diese Produktionsanlage.«

Einige erregte Roamer warteten auf ihn. Er erkannte den bärtigen Del Kellum mit zornesrotem Gesicht. Neben ihm stand ein junger Mann, den Lanyan hier ganz sicher nicht erwartet hatte und der in einer Uniform der TVF vertrauter gewirkt hätte.

»General Lanyan«, sagte Patrick Fitzpatrick III., »wie ich sehe, hatte ich genau die richtige Meinung von Ihnen.«

5 * JESS TAMBLYN

Einmal war Charybdis eine unberührte Wasserwelt gewesen, mit zahlreichen Wentals in den ausgedehnten Ozeanen. Doch dann waren die Faeros gekommen.

Jess und Cesca hatten nicht miterleben müssen, wie Feuer vom Himmel geregnet war und die Meere verdampft hatte, aber jetzt standen sie auf der qualmenden Ruine des Planeten. Schweflige Schwaden zogen dahin, der Leichengeruch der Wentals. Jess atmete tief durch und fühlte in seinem Innern ein eigenes Feuer, das des Zorns.

Dies ist Krieg.

»Die Roamer können uns helfen«, sagte Cesca. Empörung vibrierte in ihrer Stimme, als sie über rußgeschwärzte, glasige Felsen blickte, wo einst ein Ozean gewesen war. »Wir sollten die Clans bei unserem Kampf um Hilfe bitten.«

Jess ging in die Hocke und tauchte die Finger in eine warme, schlammige Pfütze. Das Wasser fühlte sich ölig und tot an. Er schüttelte den Kopf und fragte sich, ob es irgendwo auf Charybdis eine Wasserfläche gab, in der einige Wentals überlebt hatten. »Mit welchen Waffen sollten die Roamer gegen die Faeros kämpfen?«

Cesca hob die Brauen. »Jess Tamblyn, zweifelst du etwa an dem Einfallsreichtum der Roamer?«

Diese Worte gaben ihm neue Hoffnung. Mit nassen Fingern richtete er sich auf und schritt über die verwüstete Landschaft. Er verstand die Wentals gut und wusste, wo das größte Problem lag. »Wentals und Verdani sind die Kräfte des Lebens und der Stabilität. Hydroger und Faeros verkörpern Zerstörung. Wenn sie aufeinandertreffen, kommt es zu Chaos und Aggression. Die Wentals wissen nicht, wie sie wirkungsvoll gegen einen solchen Feind kämpfen sollen.«

Cesca folgte ihm. »Und wenn wir die Regeln dieses Kampfes ändern?«

Eine kleine Spalte öffnete sich vor ihnen im Boden, und Dampf zischte daraus hervor. Es klang wie der letzte Atemzug eines Wentals, der sich seinem Schicksal ergeben hatte.

Vor zehntausend Jahren waren Wentals und Verdani beim großen Krieg fast ausgelöscht worden. Nach schweren Niederlagen mussten sich die Hydroger ins Innere von Gasriesen zurückziehen, und die Faeros ließen sich in ihren Sonnen nieder. Als es zu neuen Feindseligkeiten gekommen war, lebte der ungelöste Konflikt wieder auf. Doch inzwischen herrschte im Spiralarm eine ganz neue Situation.

Durch seinen Kontakt mit den Wentals wusste Jess, dass die Faeros diesmal fast von den Hydrogern besiegt worden wären, wenn die feurigen Wesen nicht ihre alte chaotische Taktik geändert hätten. Der frühere Hyrillka-Designierte Rusa'h hatte diese Veränderung bewirkt. Er war ins Feuer einer Sonne geflohen und dort von den Faeros aufgenommen worden. Dadurch war zwischen ihm und den Feuerentitäten eine ähnliche Verbindung entstanden wie zwischen den Wentals und Jess und Cesca. Als lebende Inkarnation der feurigen Kreaturen hatte Rusa'h ihnen neue Arten des Kampfes gezeigt, und daraufhin war es ihnen gelungen, den Hydrogern eine Niederlage nach der anderen beizubringen. Ihren letztendlichen Sieg verdankten sie Rusa'hs Führung.

Jess blieb stehen, als ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen. Als die Wentals schwach gewesen waren, hatten sie das Gewebe seines Körpers durchdrungen und ihn damit vor der Explosion seines Schiffes gerettet. Aus Dankbarkeit hatte Jess »Wasserträger« damit beauftragt, die Wentals zu verschiedenen Meereswelten zu bringen, wo sie sich ausbreiten konnten.

Jetzt standen Cesca und er vor einer noch größeren Herausforderung. Wie Rusa'h mussten sie die Führung übernehmen und die Wentals in einen wirkungsvollen Kampf führen. Sie mussten den Wasserwesen zeigen, wie man aggressive Maßnahmen ergriff.

Er wandte sich an Cesca, und seine Augen schienen sich mit Dampf zu füllen, als er über die verbrannte Landschaft blickte. »Es wird Zeit für die Wentals, zornig zu sein und zu Kriegern zu werden, auf eine Weise zu kämpfen, die nicht nur der Verteidigung dient.«

Kraft brodelte durch seinen Blutkreislauf, und er verspürte den Wunsch, auf etwas einzuschlagen. Normalerweise war Jess nicht aggressiv, aber jetzt ballte er die Fäuste und hieb damit auf die glasartige Schicht, die den Boden bedeckte. Sie splitterte, und er schlug erneut zu. Ja, er fühlte etwas in der Tiefe! Die Ozeane von Charybdis waren verdampft, aber es gab noch immer Wasser, noch immer Leben.

Ein dritter Schlag durchbrach die Kruste. Wasser füllte das Loch, das er geschaffen hatte, eine Flüssigkeit, die aus der Tiefe kam. Sie war heiß, kochte fast. Dampf stieg auf, kein schwefliger Rauch, sondern Wasserdampf. Wentalwasser. Mehr und mehr davon kam nach oben, als suchte es nach Freiheit.

Cesca tauchte ihre Hände in die Lache. Blubberndes Wasser sprudelte aus der heißen Quelle und floss über den verbrannten Boden. Nicht weit entfernt entstand noch ein Geysir, als ein weiterer Wental aus der Tiefe kam.

Cesca richtete sich auf und ballte die Fäuste. »Während wir diese Wentals berühren und wieder im Spiralarm verbreiten, wird unser gerechter Zorn ihnen neue Entschlossenheit geben. Zusammen finden wir eine Möglichkeit, es den Faeros heimzuzahlen.«

Neben ihr fühlte Jess das Prickeln von Energie in seinem Körper. Es sagte ihm, dass die Wentals erwachten und ihnen folgen würden. »Wir haben einen neuen Leitstern.«

6 * TASIA TAMBLYN

Nach der Flucht vor den Klikiss auf Llaro kehrte das beschädigte Schiff zu den Roamer-Werften zurück. Tasia blieb im Pilotenraum und fürchtete eine neue Katastrophe, wenn sie in ihrer Wachsamkeit nachließ.

»Wir sind fast da, Tamblyn«, sagte Robb Brindle, der im Sessel des Kopiloten saß und sich nicht zu entspannen wagte, solange Tasia angespannt blieb. »Fast da.«

»Das sagst du schon seit Tagen.«

»Und jedes Mal sind wir dem Ziel näher, oder?«

Das Schiff war aufgebrochen, um die in einem kleinen TVF-Lager internierten Roamer zu befreien, doch einen Planeten voller Klikiss hatte die Crew gewiss nicht erwartet. Verdammte Käfer!

»Wir sind fast da«, sagte Robb erneut.

»Genug mit fast.«

Die Ringe von Osquivel bildeten eine breite, funkelnde Scheibe, papierdünn im Vergleich mit dem Gasriesen, den sie umgaben. Klare infrarote Signaturen kennzeichneten die größten Industrieanlagen: Raumdocks und Werften, Verwaltungsasteroiden, Lagerbunker, auf Schiffskonstruktionen oder Komponentenfabrikation spezialisierte unabhängige Produktionsanlagen und Abgasfahnen wie Hahnenschweife.

Tasia sendete ihr ID-Signal und bat um Zuweisung eines Anflugvektors. Im großen Passagierabteil breitete sich Unruhe bei den Flüchtlingen aus. Sie sahen durch die Fenster und beobachteten, wie der Gasriese immer größer wurde.

»Ist das eine Roamer-Basis?« Orli Covitz kam in den Pilotenraum, und ihr interessierter Blick galt den vorderen Schirmen.

»Wunderschön, nicht wahr? Ich wette, so etwas hast du noch nie gesehen.«

Hud Steinman – ein dürrer alter Mann, der immer unordentlich und zerzaust war – erschien neben dem fünfzehnjährigen Mädchen. »Sieht aus, als ginge es dort ziemlich eng zu. Wie viele Habitatkuppeln und Industrieanlagen haben Sie?«

»Gerade genug«, antwortete Tasia. »Nein, das stimmt nicht. Wir könnten ein paar mehr gebrauchen. Wir sind dabei, die Verteidigung der Konföderation gegen die Große Gans aufzubauen … und jetzt müssen wir uns auch noch wegen der Käfer Sorgen machen.«

»Wahrscheinlich geht's dort recht laut zu«, brummte Steinman.

»Wenn Ihnen Llaro lieber ist …«, sagte Robb. »Wir könnten Sie zurückschicken.«

»In einer knappen Stunde docken wir an«, sagte Tasia. »Bestimmt freuen sich einige Roamer-Familien sehr, uns willkommen zu heißen. Gebt den anderen Bescheid.«

»Wir haben nur die Kleidung, die wir am Leib tragen«, sagte Orli.

»Und selbst dabei können wir noch von Glück sagen«, fügte Steinman hinzu.

Als sie sich dem Zentrum des Komplexes näherten, kamen zahlreiche Schiffe bei der größten Station zusammen. Kleine Frachtkapseln und größere Transporter eilten von anderen Bereichen herbei, um die heimkehrenden Flüchtlinge zu begrüßen. Tasia rechnete damit, dass ihr Bericht für große Unruhe in der ganzen Konföderation sorgen würde.

Während sie andockte und alle Systeme überprüfte, warteten die Passagiere ungeduldig an den Luken. Schließlich leuchteten die Anzeigen für den Druckausgleich grün auf; Tasia öffnete alle vier Ausgänge gleichzeitig und fuhr die Rampen aus. Sofort drängten die Überlebenden von Llaro nach draußen. Viele von ihnen standen noch immer unter Schock und weinten. Andere lachten fast hysterisch.

Tasia und Robb standen nebeneinander und beobachteten, wie die Heimkehrer von ihren Familien in Empfang genommen wurden. Ohne sich auch nur anzusehen, streckten sie beide im gleichen Moment die Hand aus. »Ich bin stolz auf das, was wir getan haben, Robb, und gleichzeitig bin ich verdammt sauer. In Hinsicht auf die Klikiss müssen wir etwas unternehmen, und zwar schnell.«

Robb verstand. »Willst du in den Krieg ziehen, Tamblyn?«

»Ich möchte nach Llaro zurück und den Käfern eine Lektion erteilen.« Zu viele Menschen – unter ihnen Davlin Lotze – hatten ihr Leben geopfert, damit die anderen entkommen konnten.

»Lass mich wenigstens duschen, bevor du dich Hals über Kopf in eine weitere Schlacht stürzt.«

»Dies ist ein Roamer-Komplex mit den üblichen Protokollen der Ressourcenverwaltung.« Tasia blickte ihm in die bernsteinfarbenen Augen. »Wir sollten besser zusammen duschen, um Wasser zu sparen.«

Kotto Okiah, der amtierende Verwalter der Werften, kratzte sich am Kopf und blinzelte, als er die vielen plötzlich aufgetauchten Leute sah. Er erkannte Tasia und Robb und eilte zu ihnen. »Offenbar haben Sie für diese Leute die Verantwortung«, sagte er. Tasia vermutete, dass er nicht einmal mehr wusste, warum sie überhaupt nach Llaro geflogen waren.

»Es gibt eine weitere Gefahr, auf die sich die ganze Konföderation vorbereiten muss, Kotto«, erwiderte sie. »Wir brauchen ganz neue Waffen und Verteidigungseinrichtungen.«

»Ach? Wunderbar.« Der Ingenieur hob die Brauen. »Von welchem Feind reden wir hier? Die Hydroger habe ich für besiegt gehalten. Natürlich gibt es da noch die Hanse, aber neu dürfte sie wohl kaum sein. Übersehe ich irgendetwas?«

»Dies ist schlimmer als die Große Gans und vielleicht noch schlimmer als die Droger.« Tasia ergriff Kottos Arm. »Es gibt hier doch noch einen grünen Priester, oder?«

»Ja. Liona dürfte auf dem Weg hierher sein. Ich, äh, habe sie gerufen, damit sie anderen Clans Neuigkeiten über ihre Verwandten übermitteln kann. Vorausplanung …«

Tasia unterbrach ihn. »Wir müssen Nachrichten schicken und alle Kämpfer der Konföderation zusammenrufen. König Peter weiß, dass die Klikiss zurückgekehrt sind, aber er weiß bestimmt nicht, dass sie Kolonien angreifen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«

Die Flüchtlinge tauschten sich mit den Clanmitgliedern aus und sorgten dafür, dass es im Empfangshangar fast ohrenbetäubend laut zuging. Als schließlich die grüne Priesterin vom Verwaltungskomplex eintraf, drängten ihr viele Roamer in der Hoffnung entgegen, Freunden und Familienangehörigen Mitteilungen schicken zu können.

Aber mit Liona stimmte etwas nicht. Tasia spürte es sofort. Die grüne Priesterin wirkte entgeistert, als sie den Hangar betrat. Sie umklammerte ihren kleinen Schössling, dessen zarte Blattwedel zu zittern schienen. Und dann rief Liona etwas, das alle im Hangar verstummen ließ.

»Die Faeros verbrennen den Weltwald!«

7 * CELLI