Der Prophet - Khalil Gibran - E-Book

Der Prophet E-Book

Khalil Gibran

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Beschreibung

»Dieses Buch hat mein Herz weit geöffnet.« Rupi Kaur

Auch knapp hundert Jahre nach seiner Erstveröffentlichung ist die Faszination dieses Kultbuchs ungebrochen. Weise, klar und mit großer Tiefe formuliert Khalil Gibran seine Parabeln über die großen Fragen des Lebens. Für die aktuelle Ausgabe hat die indisch-kanadische Poetin Rupi Kaur ein hinreißendes Vorwort beigesteuert. Ihr diente »Der Prophet« zeitlebens als Kraftquelle: »Dieses Buch ist ein Anker, eine Richtschnur und ein Freund. Wenn Sie etwas suchen, das Sie durch die dunkelsten Stunden trägt, aber Sie auch in Zeiten größter Freude erdet – Sie halten die Antwort in Ihren Händen. Die Gedichte auf diesen Seiten werden zu Ihrer Medizin und zu Ihrem Mentor.«

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Seitenzahl: 81

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ÜBER DIE AUTOREN

KHALIL GIBRAN

Khalil Gibran (1883–1931) war ein libanesisch-amerikanischer Maler, Dichter und Schriftsteller. Geboren im Libanon, emigrierte er in jungen Jahren mit seiner Familie in die USA, wo er Kunst studierte und seine literarische Karriere begann. Gibran verbindet philosophische Strömungen des Orients, wie z. B. den Sufismus, mit westlichen, durch das Christentum beeinflussten Philosophien. Sein Hauptwerk, der Weltbestseller Der Prophet, hat sich millionenfach verkauft.

RUPI KAUR

Die indisch-kanadische Schriftstellerin und Illustratorin Rupi Kaur wurde 1992 in Punjab geboren. Ihr erster Gedichtband Milk and Honeyerschien 2014, stand über ein Jahr auf der New-York-Times-Bestsellerliste und wurde in mehr als dreißig Sprachen übersetzt. The Sun and her Flowers erschien 2017.

Auch hundert Jahre nach der Erstveröffentlichung trägt Khalil Gibrans weltberühmtes Werk noch einen großen Zauber in sich. Die Reden des Propheten beschäftigen sich mit den großen Fragen des Lebens. Voller Weisheit und mit großer sprachlicher Schönheit erzählen die Parabeln von der Liebe, von der Freundschaft und vom Tod. Die indisch-kanadische Poetin Rupi Kaur wuchs mit den Erzählungen Khalil Gibrans auf. In ihrem hinreißenden Vorwort beschreibt sie, wie die Worte des Dichters ihr stets Halt gaben und ihr eigenes Schreiben inspiriert haben.

Neu übersetzt und illustriert entfaltet Gibrans Meisterwerk seine Kraft wie nie zuvor.

KHALIL GIBRAN

Der Prophet

Mit einem Vorwort

von RUPI KAUR

Übersetzt von Jochen Winter

und Anna Julia Strüh (Vorwort)

Illustriert von Mats Bergen

Die englische Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel »The Prophet. Foreword by Rupi Kaur« bei Penguin Classics, einem Imprint von Penguin Random House LLC, in New York, USA.

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Deutsche Erstausgabe Oktober 2020

© 2020 Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.

This foreword published by arrangement with Penguin Classics, an imprint of Penguin Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC.

Vorwort Copyright: © 2019 by Rupi Kaur

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagmotiv: © Mats Bergen / diekleinert.de

Illustrationen: © Mats Bergen / diekleinert.de

Lektorat Vorwort: Ingrid Lenz-Aktaș, Aschheim

Lektorat Text: Eckard Schuster, München

JG ∙ Herstellung: TW

Layout: TW

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-25896-2V002

www.goldmann-verlag.de

INHALT

Vorwort von Rupi Kaur

Die Ankunft des Schiffes

Von der Liebe

Von der Ehe

Von den Kindern

Vom Geben41

Vom Essen und Trinken

Von der Arbeit

Von Freude und Trauer

Von den Häusern

Von den Kleidern

Vom Kaufen und Verkaufen

Von Verbrechen und Strafe

Von den Gesetzen

Von der Freiheit

Von Vernunft und Leidenschaft

Vom Schmerz

Von der Selbsterkenntnis

Vom Lehren

Von der Freundschaft

Vom Reden

Von der Zeit

Von Gut und Böse

Vom Gebet

Vom Vergnügen

Von der Schönheit

Von der Religion

Vom Tod

Der Abschied

Über die Autoren

Über den Illustrator und die Übersetzer

VORWORT

»Es kam, und dann ging es vorbei«, sagt mein Vater über die letzten fünfzig Jahre seines Lebens.

Ich schließe die Augen und stelle ihn mir mit fünfzehn vor, wie er im Heimatdorf seiner Familie im ländlichen Punjab durch die schmalen, sich windenden Gassen rennt. Gelegentlich jagt er seine Freunde. Manchmal entkommt er einem Cousin oder einem seiner älteren Geschwister, die ihm eine Tracht Prügel verpassen wollen. Oder er eilt zu den Feldern, um seinem Vater und Großvater eine warme Mahlzeit zu bringen. Und eines Tages rennt er dann um sein Leben.

Er rennt eine gefühlte Ewigkeit. Die verschlungenen Gassen, in denen er zu Hause war, wollen ihn nicht mehr. Nach Monaten gelingt ihm endlich die Flucht, ehe seine alte Heimat ihn verschlingt. Er erreicht ein neues Land, das bereit ist, ihm Asyl zu gewähren. Ich frage mich, was er aus seinem Leben machen wollte, bevor die politische Lage alles verändert hat.

Was würde jener junge Mann wohl von dem alten Mann halten, zu dem er geworden ist?

Diese Frage stelle ich ihm jedoch nicht. Ich befürchte, die Antwort würde mir das Herz brechen. Stattdessen suche ich sie in den Geschichten, die er uns seit unserer Kindheit erzählt. Als er uns im winzigen Wohnzimmer unserer Kellerwohnung um sich versammelte. An jenen Abenden wurden wir Zeugen des Soundtracks seines chaotischen Lebens. Das waren die einzigen Momente, in denen wir bei dem strengen, hart gewordenen Mann, den wir kannten, einen Hauch von Verletzlichkeit wahrnahmen. Er sang dann Sikh-Shabads, Sufi-Poesie und seine Lieblings-Qawwalis. Mein Vater liebte die spirituellen Nonkonformisten und Aufrührer der Vergangenheit, daher waren Baba Farid, der heilige Nanak Dev und Nusrat Fateh Ali Khan ständig zu Gast in unserem Wohnzimmer. Er sprach von Liebesbriefen, von denen wir uns nicht vorstellen konnten, dass er sie jemals an unsere Mutter geschrieben hatte. Er hielt lange Monologe über Revolutionen, die ihn seine besten Jahre gekostet, und Regierungen, die ihm seine besten Freunde geraubt hatten. Und wenn er das Schwere, das er durchgemacht hatte, nicht in Worte fassen konnte, ließ er Khalil Gibrans Der Prophet für sich sprechen.

Damals ahnte ich nicht, dass die Geschichten, die mein Vater uns an jenen Abenden erzählte, eines Tages mein eigenes Schreiben inspirieren würden. In jenen frühen Jahren hätte ich nicht einmal davon geträumt, später selbst Dichterin werden zu können. Stattdessen betete ich, mein Vater möge endlich aufhören, über Gibran zu reden, damit ich weiter fernsehen konnte. Das war etwas, das meinem siebenjährigen Ich viel besser gefiel.

Die Jahre vergingen, und ich beachtete Der Prophet nicht weiter. Aber wenn etwas vorherbestimmt ist, dann schmiedet das Universum einen Plan, um es geschehen zu lassen. Irgendwie gelang es diesem Buch, wieder zu mir zu finden. Es war ein heißer Sommertag, und ich war mit meinen Schwestern in der Bibliothek. Sie gingen gleich zu den Videokassetten, während ich beschloss, es einmal mit Hörbüchern zu versuchen. Auf dem Weg dorthin musste ich an einigen Sitzgruppen zum Lesen und Lernen vorbei. Mein Blick fiel auf etwas, das auf einem der Tische lag. Es war ein Buch – aufgeschlagen und mit der Schrift nach unten. Als hätte jemand beim Lesen plötzlich gehen müssen. Es sah einsam aus, und etwas in mir fühlte sich davon angezogen. Ich spürte eine gewisse Vertrautheit, obwohl es mir nicht bekannt vorkam. Ich nahm es in die Hand, wie es sein letzter Leser abgelegt hatte, und las:

Einige unter euch sagen: »Die Freude übersteigt die Trauer«, während andere meinen: »Nein, die Trauer überwiegt.«

Ich aber sage euch: Beide sind unzertrennlich.

Sie kommen Hand in Hand, und wenn die eine mit euch allein an eurem Tisch sitzt, so vergesst nicht, dass die andere auf eurem Bett schläft.

Nichts gab mir je so viel Halt wie diese Worte. Ich erinnere mich noch genau daran, wie sich etwas in mir für immer veränderte, als ich sie zum ersten Mal las. An jenem Tag in der Bibliothek wurde Der Prophet mein Vertrauter und Berater. Denn es sagte nicht, dass mein Leben leicht sein würde. Es gab zu, dass das Leben schwer ist. Aber das Universum hat uns mit den Mitteln ausgestattet, diese Schwierigkeiten zu überwinden. Vielleicht hatte mein Vater doch keinen so schlechten Geschmack. Seit jenem Tag habe ich das Buch unzählige Male gelesen. Ich habe Dutzende Exemplare besessen und verschenkt. Eines habe ich immer in meiner Reisetasche.

Was ich damit sagen will: Dieses Buch hat mein Herz weit geöffnet. Und ich glaube, das wird es auch mit euren tun.

Es gibt kein Rezept dafür, etwas zu schreiben, das zehn Millionen Leser erreicht. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, warum Der Prophet zu Khalil gekommen ist. Ich glaube, dass ihn die schiere Fülle seiner Erfahrungen zum Schreiben inspiriert hat. Er war ein maronitischer Christ, der zwar im Libanon geboren, aber schon mit zehn Jahren nach Amerika ausgewandert war. Er war ein Künstler mit vielen Facetten. Er zeichnete, er malte, er war ein sehr engagierter Aktivist und kämpfte für politische Reformen im Libanon. Er bewegte sich in vielen verschiedenen Welten, lernte stets dazu und war nie untätig. Vielleicht verdankte er all diesen Erfahrungen die Weltsicht, mit der er ein Werk schaffen konnte, das Menschen überall auf der Welt anspricht.

Ein Freund von mir scherzt gerne, dass dieses Buch die Bibel der Andersdenkenden des zwanzigsten Jahrhunderts ist. Es gab einer zynischen, noch unter der Zerstörung des Ersten Weltkriegs leidenden Welt wieder Hoffnung, indem es einer Nachkriegsära, der alles Romantische gewaltsam abhandengekommen worden war, einen neuen Begriff von Romantik gab, und wurde später zu einer Muse für die Träumer der 60er-Jahre. Jedes Jahrzehnt erfindet sich Der Prophet neu, um für seine Leser genau das zu sein, was sie brauchen.

Vielleicht fragst du dich, worin der Zauber dieses Buches liegt. Wie es nach fast hundert Jahren immer noch genauso aktuell und relevant wie eh und je sein kann. Warum habe ich es schon Dutzende Male gelesen? Weil ich nicht das Gefühl habe zu lesen. Es ist, als würde ich mein Lieblingslied hören. Die Verse fließen dahin wie Musik. Gibran webt in jede Zeile Mystik und Spiritualität ein. Ich spüre die Sufi-Rhythmen mit christlichen Sprechgesängen und arabischer Folklore verschmelzen wie eine Gruppe verloren geglaubter Freunde. Gibran ist der Dirigent, die Worte sind sein Orchester, und er lässt sie aus den Seiten tanzen und sanft in deinem Inneren landen.