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Der ehemalige Texas-Cowboy Clint Farrox ahnt nichts von der großen Wende in seinem Leben, als er in das einsame Präriestädtchen Thunderville reitert. Dort lernt er nämlich nicht nur einen guten Freund kennen – sondern auch Perry Shunter, den Verbrecher.
Clint und sein neuer Partner Hal Wyman machen sich auf den Weg zu den Goldfeldern in Colorado. Doch nur wenige Meilen außerhalb von Thunderville stoßen sie auf Carroll Keeney, ein Mädchen, dessen Eltern einem brutalen Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Und einer der Mörder heißt – Perry Shunter!
Von jetzt an kennt Clint Farrox nur noch ein Ziel: Shunter zu stellen und alle gesetzlosen Elemente zu bekämpfen!
Er bleibt diesem Vorhaben auch dann treu, als sein Freund Hal sich von ihm trennt, um in den Diggercamps am Pikes Peak sein Glück zu machen.
Clint, der ruhelose Reiter, folgt Shunter bis nach Colorado, wo ein prächtiges Tal dem Terror einer gnadenlosen Bande ausgesetzt ist. Gibt es eine Verbindung zwischen dem Mörder Shunter und dieser Verbrecher-Bande?
Clint wird es bald herausfinden …
Dies ist die Geschichte eines Mannes, der sein Leben dem Kampf um die Gerechtigkeit verschrieben hat – ein Leben, das voller Gefahren ist. Gleichzeitig schildert diese Story die Verwandlung eines Fleckchens Wildnis in ein gutes und gesichertes Weideland – diese Wandlung, die für die Pionierzeit des Westens so typisch war.
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John F. Beck
Der ruhelose Reiter
Western-Roman
Neuausgabe
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © Bärenklau Exklusiv mit einem Motiv von Tony Masero, 2023
Korrektorat: Bärenklau Exklusiv
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Der ruhelose Reiter
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
Eine kleine Auswahl der bereits veröffentlichten Western-Romane des Autors John F. Beck
Der ehemalige Texas-Cowboy Clint Farrox ahnt nichts von der großen Wende in seinem Leben, als er in das einsame Präriestädtchen Thunderville reitert. Dort lernt er nämlich nicht nur einen guten Freund kennen – sondern auch Perry Shunter, den Verbrecher.
Clint und sein neuer Partner Hal Wyman machen sich auf den Weg zu den Goldfeldern in Colorado. Doch nur wenige Meilen außerhalb von Thunderville stoßen sie auf Carroll Keeney, ein Mädchen, dessen Eltern einem brutalen Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Und einer der Mörder heißt – Perry Shunter!
Von jetzt an kennt Clint Farrox nur noch ein Ziel: Shunter zu stellen und alle gesetzlosen Elemente zu bekämpfen!
Er bleibt diesem Vorhaben auch dann treu, als sein Freund Hal sich von ihm trennt, um in den Diggercamps am Pikes Peak sein Glück zu machen.
Clint, der ruhelose Reiter, folgt Shunter bis nach Colorado, wo ein prächtiges Tal dem Terror einer gnadenlosen Bande ausgesetzt ist. Gibt es eine Verbindung zwischen dem Mörder Shunter und dieser Verbrecher-Bande?
Clint wird es bald herausfinden …
Dies ist die Geschichte eines Mannes, der sein Leben dem Kampf um die Gerechtigkeit verschrieben hat – ein Leben, das voller Gefahren ist. Gleichzeitig schildert diese Story die Verwandlung eines Fleckchens Wildnis in ein gutes und gesichertes Weideland – diese Wandlung, die für die Pionierzeit des Westens so typisch war.
***
Als Clint Farrox an einem heißen Sommermittag in Thunderville einritt, ahnte er noch nicht, dass er an diesem Tag und in der darauffolgenden Nacht die Menschen kennenlernen würde, die sein ganzes Leben entscheidend beeinflussen sollten. In guter und in schlimmer Weise!
Bis zu diesem Tag war Clint Farrox nichts anderes gewesen als ein Weidereiter – ein guter, tüchtiger und auch harter Mann, der zuletzt auf einer großen Ranch drunten in Texas gearbeitet hatte. Aber mit diesem strahlenden, sonnigen Sommertag, an dem er zum ersten Mal in die kleine Ortschaft Thunderville ritt, sollte es beginnen, dass eine Seite seines Wesens die Oberhand gewann, von der er selber bis jetzt kaum etwas wusste. Dieser Tag und die folgende Nacht sollten die große Wende seines Lebens verursachen!
Aber davon wusste und ahnte er nicht das Geringste. Er ritt die breite, staubige Fahrbahn entlang und hielt nach einem Saloon Ausschau. Denn er hatte einen weiten Ritt zurückgelegt. Einen Ritt über die endlose, sonnenüberglühte Prärie, die sich zwischen dem Red River und dem Arkansas erstreckte. Clint Farrox fand, was er suchte: Schon von weitem entdeckte er das frischgemalte Schild mit der Aufschrift »Calumet Saloon« und hielt genau darauf zu.
Während er seinen Braunen an dem langen Holzgeländer im Schatten der Verandaüberdachung festband, sah er, dass von der entgegengesetzten Straßenseite ebenfalls ein Reiter in die Siedlung ritt. Auch er schien einen weiten Ritt hinter sich zu haben, wenn man nach seiner staubbedeckten Kleidung und dem Schweiß auf seiner Stirn urteilte. Und auch er schien nach einem Saloon auszublicken.
Clint kümmerte sich nicht weiter um ihn. Er dehnte seine große, breitschultrige Gestalt, wischte sich mit einem erleichterten Aufatmen den Staub und Schweiß vom Gesicht und ging dann langsam auf die Stufen zu, die zur Veranda hinaufführten. Auf der Straße war außer dem fremden Reiter kein Mensch zu sehen. Die Hitze war zu groß, als dass sich ein Mensch im Freien aufgehalten hätte, wenn es nicht unbedingt erforderlich gewesen wäre.
Deshalb wunderte sich Clint, als er unerwartet von der Seite her angesprochen wurde. Es war eine leise und warnende Stimme, und die Worte wurden so hastig gesprochen, dass Clint sie nicht verstehen konnte. Er drehte sich halb zur Seite, und sah neben dem Saloongebäude einen kleinen grauhaarigen Mann stehen, der eine weiße Schürze umgebunden hatte.
»Gehen Sie nicht hinein, Mister!«, sagte der Kleine beschwörend und rollte die Augen. »Gehen Sie nicht! Ich warne Sie, Mister!«
Clint Farrox blieb überrascht stehen.
»Warum denn nicht? Was ist los?«
»Na, das würde mich auch interessieren!«, erklärte eine ruhige, fast freundliche Stimme. Der Reiter, den Clint von der anderen Seite her in den Ort hatte reiten sehen, war herangekommen und hatte die Worte des kleinen Mannes mit der weißen Schürze gehört. Clint, der gewohnt war, alle Menschen, denen er begegnete, scharf und rasch abzuschätzen, sah einen schlanken, mittelgroßen, dunkelhaarigen Mann vor sich. In dem schmalen, tiefbraunen Gesicht funkelten unternehmungslustige kohlschwarze Augen. Die Lippen waren zu einem schwachen Lächeln verzogen. Aber Clint Farrox ließ sich von diesem Lächeln nicht täuschen und auch nicht von dem verhaltenen Spottgefunkel in den dunklen, lebendigen Augen. Dieser schlanke Fremde, der bestimmt nicht älter als vierundzwanzig Jahre war, mochte ein gefährlicher, zäher und wachsamer Mann sein. Und das erkannte Clint Farrox nicht nur an den beiden tiefgeschnallten Colts des jungen Reiters.
»Warum soll niemand den Saloon betreten?«, fragte der Dunkelhaarige mit leichtem Spott. »Gönnen Sie dem Wirt kein Geschäft? Oder warum wollen Sie sonst ein paar durstige Reiter von einem Drink abhalten?«
Er rutschte gleichmütig aus dem Sattel, tippte, als er an Clint vorbei ging, grüßend an den Hutrand und stieg geradewegs auf die erste Verandastufe.
»Nein!«, stieß der kleine Grauhaarige erschrocken hervor. »Nicht! Bleiben Sie draußen, Gent! Um Himmels willen!«
Er war hastig vorgesprungen und hatte den jungen Reiter am Ärmel gefasst. Die Angst in seinem faltigen Gesicht war so deutlich, dass der Fremde verwundert stehen blieb und den Kopf schüttelte.
»Well, Mann, erzählen Sie schon!«, sagte jetzt Clint Farrox und trat einen Schritt näher. Er ließ dabei die Fenster und die Pendeltüre des Saloons nicht aus den Augen.
»Ja!«, nickte der Dunkelhaarige. »Lassen Sie Ihren aufregenden Song hören!«
Der Kleine wischte fortwährend seine Hände an der weißen Schürze ab. Seine Augen flitzten unruhig hin und her und richteten sich immer wieder auf den Salooneingang.
»Perry Shunter mit seinen Leuten ist drinnen!«, presste er hastig zwischen den Zähnen hervor. »Sie sind betrunken und lassen keinen Menschen in den Saloon.«
»Na und?«, runzelte der dunkelhaarige Fremde unwillig die Stirn. »Soll das ein Grund sein, auf einen Drink zu verzichten? Wer sind Sie übrigens?«
»Ich?« Der Kleine hatte es eilig, wieder in den schattigen Winkel neben dem Saloon zu verschwinden. »Ich bin der Wirt. Joe Bliss ist mein Name. Und ich habe euch beide gewarnt, Gents. Mehr kann ich nicht tun.«
»Well, dann danke ich für Ihre Warnung, Mister Bliss!« Mit übertriebener Höflichkeit und spottfunkelnden Augen zog der Dunkelhaarige seinen Stetson. Dann wandte er sich an Clint Farrox und fragte ruhig:
»Kommen Sie mit, Mister? Oder wollen Sie sich von einigen betrunkenen Cowboys von einer wohlverdienten Rast abhalten lassen?« Wieder lag ein harmloses und freundliches Lächeln auf dem schmalen Gesicht.
»Einen Moment!«, erklärte Clint Farrox. Er drehte sich dem Saloonbesitzer zu, der sich schon einige Schritte entfernt hatte.
»Wer ist dieser Perry Shunter?«
»Oh!«, sagte der Kleine und riss überrascht die Augen auf. »Das wissen Sie nicht? Perry Shunter ist einer der übelsten Desperados, die sich je in dieser Gegend haben blicken lassen.« Und damit hastete Joe Bliss ohne weitere Erklärung davon.
Clint blickte den jungen, dunkelhaarigen Mann an. Der stand noch immer auf den Verandastufen, lächelte und schaute abwartend zu ihm hinüber. Er hatte die furchtsamen Worte des Saloonbesitzers gehört. Aber er schien, nicht im Mindesten davon beeindruckt zu sein. Clint musste zugeben, dass ihm die lässige Gleichmütigkeit des Mannes gefiel.
»Nun?«, fragte der Dunkelhaarige kurz.
»Sicher!«, nickte Clint. »Ich komme mit!« Er lächelte nun seinerseits – und dieses Lächeln war grimmig und hart.
Nebeneinander gingen sie die Stufen hinauf und traten auf die Pendeltür zu. Aber ehe sie diese aufstoßen konnten, tauchte dort ein Mann auf. Es war ein Hüne von Gestalt, dem das wirre Flachshaar unordentlich in die leicht gerötete Stirn hing. Die hellen, wässrigen Augen blickten glasig und starrten die beiden Männer auf der Veranda böse an. Durchdringender Schnapsgeruch wehte Clint Farrox und dem Dunkelhaarigen entgegen. Während der flachshaarige Hüne vollends ins Freie trat, war aus dem Innern des Saloons grölendes Gelächter und dann das Splittern von Glas zu hören.
»Heh! Was wollt denn ihr zwei Helden?«, dröhnte die etwas unsichere Bassstimme des Hünen. »Wenn ihr einen Drink wollt, dann wartet, bis wir abgezogen sind! Wir wollen alleine feiern, versteht ihr? Wir haben es nicht gerne, wenn ein paar dreckige Kuhtreiber neben uns die Luft mit ihrem Gestank verpesten! Schert euch zum Teufel, Boys, sonst werdet ihr …«
Er kam nicht weiter.
Clint Farrox’ dunkelhaariger Begleiter schien keine Lust zu haben, sich auf eine lange mündliche Auseinandersetzung einzulassen. Mit einem wahren Raubtiersprung schnellte er auf den flachsblonden Hünen zu. Seine vorsausende Rechte erwischte den Mann mit geballter Wucht am Kinn. Die ganze Kraft des Sprunges und sein eigenes Körpergewicht legte der junge schlanke Reiter hinter diesen Hieb.
Der große Flachshaarige taumelte zurück, prallte gegen die Pendeltüre und verschwand rückwärts im dämmrigen Innern des Saloons. Der Dunkelhaarige trat etwas zur Seite und rieb sich grinsend die Knöchel der Faust, mit der er zugeschlagen hatte.
»Gleich geht es weiter!«, lächelte er Clint zu, der auf die andere Seite des Eingangs getreten war.
Und es ging weiter!
Aber anders, als es die beiden neuen Kampfgefährten erwartet hatten!
Sie hatten mit einer rauen, handfesten Prügelei gerechnet. Aber der kleine Saloonbesitzer schien mit seiner Warnung, recht zu haben. Die Männer, die sich im Saloon aufhielten, waren tatsächlich nichts anderes als üble Banditen. Sie waren zu viert. Und obwohl sie demnach in der Überzahl waren, griffen sie zu der Kampfart, die ihnen anscheinend am besten lag: zu den Revolvern! Und die Art, wie sie dabei vorgingen, zeigte, dass es diesen vier Männern gewiss nicht auf ein oder zwei Menschenleben ankam!
Denn während Clint und der junge Schlanke zu beiden Seiten der Pendeltür warteten, schob sich aus einem der Fenster eine Faust, die einen schweren 45er Colt umklammerte. Im nächsten Moment blitzte der Schuss auf.
Und dieser Schuss eröffnete den Kampf, von dem noch lange in Thunderville die Rede sein sollte! Es war ein Glück, dass der Schütze nicht sorgfältig genug gezielt hatte. Haarscharf sirrte die Kugel an Clint Farrox vorbei und bohrte sich dann knirschend neben seinem Gefährten in einen der hölzernen Verandapfeiler.
Das grimmige Lächeln, das um Clints Mund gelegen hatte, erlosch vollkommen. Und auch die freundliche Miene des Dunkelhaarigen war wie weggewischt. Das war etwas, womit sie beide nicht gerechnet hatten! Wie der Blitz zuckten ihre Fäuste zu den Waffen! Clint Farrox war zwar nur Weidereiter gewesen und niemals als Revolvermann geritten. Trotzdem verstand er es ausgezeichnet, mit seinem Schießeisen umzugehen. Der junge Schlanke jedoch schien ihn noch zu übertreffen. Er besaß zwei Colts. Und er hielt nun beide in den Fäusten.
Clint hatte noch nie einen Mann schneller ziehen gesehen.
Vom Fenster her krachte ein zweiter Schuss. Aber dieser Schuss verschmolz bereits mit dem Aufdonnern der beiden Colts in den Fäusten des jungen Fremden. Die Kugel des Desperados schlug splitternd in die Verandadielen. Dann wurde am offenen Fenster die volle Gestalt des hinterhältigen Schützen sichtbar. Der Colt des Banditen polterte ins Freie, und der Mann hing gleich darauf als lebloses Bündel über dem Fensterbrett, mit dem Oberkörper im Freien und mit den Beinen noch im Innern des Saloons.
Clint Farrox verlor keinen Sekundenbruchteil. Ein kräftiger Sprung brachte ihn an das Fenster, aus dem eben noch die gefährlichen Schüsse gefallen waren.
»Gebt es auf!«, schrie Clint warnend in den Raum. Die Antwort war eine Kugel, die seinen Hut vom Kopf riss. Clint duckte sich, schwang seinen Colt hoch und gab ein paar ungezielte Schüsse in den Saloon ab. Raues Fluchen war von drinnen zu hören. Clint sah sich nach seinem dunkelhaarigen Kampfgefährten um. Der war verschwunden!
»Los!! Wir müssen raus aus dieser Falle!«, dröhnte drinnen eine wilde Stimme. Sie gehörte zweifellos dem flachsblonden Hünen, der sie vorher herausgefordert hatte. Anscheinend war dieser Mann der Anführer der Banditen: Perry Shunter! Scharrende Stiefeltritte näherten sich der Pendeltür. Ein langer schwarz-schimmernder Coltlauf wurde ins Freie geschoben. Clint sah es und drückte ab. Mit grimmiger Genugtuung stellte er fest, dass der Coltlauf verschwand.
Im Saloon wurden Stühle und Tische gerückt. Clint hob rasch den Kopf und spähte hinein. Shunter und einer der Banditen hatten sich hinter umgestürzten Tischen verbarrikadiert. Der dritte Desperado stand lauernd und abwartend dicht vor der Pendeltür.
Wieder wunderte sich Clint, wohin der dunkelhaarige Schlanke verschwunden war. Der Mann hatte nicht so gewirkt, als wolle er diesen Kampf aufgeben. Aber Clint kam zu keinen weiteren Überlegungen. Die Pendeltür wurde nun mit einem gewaltigen Ruck aufgestoßen, und der Bandit, der dahintergestanden hatte, setzte mit einem mächtigen Hechtsprung ins Freie. Der schnelle Schuss, den Clint geistesgegenwärtig abgab, verfehlte sein Ziel.
Der Bandit ließ sich fallen, rollte über die Verandastufen in den Straßenstaub hinab und schnellte dort, wie eine Katze wieder auf die Füße. Sein stoppelbärtiges Gesicht war in wildem Triumph verzerrt, als er den Revolver hochriss und auf Clint ansetzte, der sich nun, ohne jegliche Deckung, auf der Veranda duckte.
»Vorwärts! Fred hat ’s geschafft!«, brüllte drinnen Perry Shunters Löwenstimme.
Aber Clint konnte sich jetzt nicht um die übrigen zwei Verbrecher kümmern. Er sah einen roten Feuerstrahl aus der Mündung des feindlichen Revolvers brechen und warf sich zu Boden. Noch im Fallen brachte er seine Waffe hoch und drückte ab. Das stoppelbärtige Gesicht des Desperados zeigte einen maßlos verblüfften Ausdruck. Clint wusste, dass er keine Rücksicht nehmen durfte, wenn er nicht im nächsten Moment das Leben verlieren wollte. Und deshalb drückte er sofort nochmals ab. Der Bandit wurde zurückgerissen, als habe sich von hinten eine Lassoschlinge um seinen Hals gelegt. Lautlos stürzte er auf den Rücken und blieb reglos im Staub liegen.
Clint Farrox verschwendete keinen zweiten Blick auf diesen Mann, der nun nie mehr das Leben eines anderen Menschen bedrohen würde. Er sprang hoch und erwartete den Angriff der beiden übrigen Banditen.
Im nächsten Sekundenbruchteil zerknirschte er einen Fluch zwischen den Zähnen. Seine Colttrommel war leer! Er hatte seine letzten Kugeln auf den Banditen abgefeuert, der ins Freie gehechtet war. Und Clint Farrox wusste gut genug, was das bedeutete, wenn jetzt jeden Moment die beiden Desperados auf die Veranda gestürzt kamen. Zum Lachen blieb ihm keine Zeit mehr!
»So ist es recht!«, kam plötzlich eine freundliche, ruhige Stimme aus dem Saloon. »Nur schön brav die Händchen nach oben nehmen!«
Schlagartig löste sich die gespannte Haltung Clint Farrox’. Diese Stimme kannte er bereits, als habe er sie jahrelang gehört. Seine Sorgen waren überflüssig gewesen!
Er lud seine Waffe nach und trat dann durch die Pendeltür in das dämmrige Saloninnere. Dort standen, mitten im Raum, die große, massige Gestalt Perry Shunters, und der zweite Bandit, ein hagerer Mann mit einer scharf-gekrümmten Geiernase. Und an der Theke lehnte lächelnd und völlig ruhig der dunkelhaarige Fremde und hielt seine beiden Colts drohend auf die Desperados gerichtet. Beide – Shunter und sein Komplize –hatten die Arme gehoben. Auf Perry Shunters Gesicht stand flammender Hass geschrieben.
»Vielleicht nimmst du ihnen die Eisen ab, Partner!«, lächelte der Dunkelhaarige zu Clint hin.
Als das geschehen war, wandte sich der Schlanke, noch immer ruhig und freundlich, an die beiden zähneknirschenden Banditen.
»Well, Gents! Es tut mir leid, dass dieses hübsche Spielchen schon zu Ende ist. Wenn Sie wieder einmal Lust auf ein solch nettes kleines Feuerwerk haben, dann sagen Sie mir Bescheid. Ich stehe Ihnen in dieser Hinsicht jederzeit gern zur Verfügung.«
Keiner der Banditen sagte ein Wort.
»Ich denke, wir lassen die Herrschaften weiterreiten, nicht wahr?« Die etwas ironische Frage war an Clint gerichtet. Dieser nickte nur. Es gab hier weit und breit keinen Sheriff oder Marshall. Sie konnten diese beiden Banditen also keinem Gesetzeshüter übergeben. Und außerdem fand er, dass diese Männer schon, eine zur Genüge bittere Lehre erhalten hatten.
»Well, dann verschwindet also!«, sagte der Dunkelhaarige noch immer in betont freundlichem Tonfall zu Shunter und seinem Komplizen. »Jetzt sind wir mit dem Feiern an der Reihe. Und wir können es nun einmal nicht vertragen, wenn ein paar stinkende Strauchdiebe in unserer Nähe die Luft verpesten …!« Das Lächeln auf seinem tiefgebräunten Gesicht verstärkte sich noch.
Da erst begann Perry Shunter zu reden. Aber eigentlich war es mehr ein hassvolles, wildes Knurren, das an ein bösartiges, gefährliches Raubtier erinnerte.
»Betet bloß, dass wir nie mehr Zusammentreffen!« Das breitflächige Gesicht Shunters verzerrte sich. In seinen hellen, wässrigen Augen sprühte es wie tausend Funken. »Und wenn es doch der Fall sein sollte, dann wisst ihr beide, dass eure letzte Stunde gekommen ist! Dann werde ich daran denken, was hier vorgefallen ist – und das soll euch dann bitter leidtun.
»Vielen Dank für die schöne Ansprache!«, lächelte der Dunkelhaarige freundlich. »Aber jetzt muss ich offen gestehen, dass mir ein Drink lieber wäre als dumme Worte!«
Er ruckte bedeutsam mit seinem rechten Colt. Und die Banditen begriffen.
»Gehen wir, Rick!«, knirschte Perry Shunter seinem Gefährten zu. Sie verließen eilig den Raum. Ihre Stiefel polterten dumpf die Verandastufen hinab, und es dauerte nicht lange, bis die Hufschläge zweier Pferde erklangen und sich zur offenen Prärie hin entfernten.
Der Saloon Kampf von Thunderville war zu Ende!
Drinnen im Calumet Saloon aber standen sich zwei Männer gegenüber, die sich erst vor zehn Minuten kennengelernt und nun schon einen gemeinsamen Kampf auf Leben und Tod hinter sich gebracht hatten.
»Well, Partner«, lächelte der Dunkelhaarige und schob die beiden Colts in die tiefgeschnallten Halfter zurück, »es hat mir Freude bereitet, diese Sache gemeinsam mit dir auszutragen.« Er streckte Clint die Rechte hin, die dieser ergriff.
»Du kannst mich Hal nennen! Hal Wyman ist mein Name!«
Es war ein fester Händedruck, und er besiegelte eine neue Freundschaft.
»Ich heiße Clint – Clint Farrox! Wohin reitest du, Amigo?«
Das Lächeln verschwand aus Hal Wymans schmalem, tiefbraunem Gesicht. Seine schwarzen Augen bekamen einen fast träumerischen Ausdruck.
»Wohin in dieser Zeit viele reiten, Clint!«, antwortete er.
Clint zog überrascht die Augenbrauen hoch.
»In die Rockies?«, fragte er schnell. »Du reitest zum Pikes Peak?«
»Genau!«, nickte Hal Wyman schwer, und sein dunkler Blick schien in weite Fernen zu schweifen. »Das ist mein Ziel. Seit Wochen sind aus allen Himmelsrichtungen die Menschen dorthin unterwegs. Auch ich will dort mein Glück versuchen, Clint. Es soll dort massenhaft Gold geben!«
»Ich weiß!«, bestätigte Clint Farrox ernst. »Es ist beinahe wie zu Zeiten des Goldrausches in Kalifornien oder wie beim großen Silberrausch in Nevada. Alles zieht nach Colorado, zum Pikes Peak.«
»Und du?«, wollte Hal Wyman wissen. »Was hast du vor, Clint?«
Das Eintreten des kleinen grauhaarigen Wirtes unterbrach sie. Joe Bliss musterte zuerst völlig verstört den ganzen Raum. Dann endlich wurde ihm klar, dass das scheinbar Unmögliche eingetreten war: Shunter und seine Banditen waren besiegt worden! Das kleine Faltengesicht des Saloonbesitzers verzog sich zu einem strahlenden Grinsen.
»Gents!«, rief er. »Es ist kaum fassbar!