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Überall auf der Erde platzt die Erdkruste auf, und ganze Städte werden von dem austretenden Magma vernichtet. Überlebende gibt es nur wenige. Zu ihnen gehören einige Soldaten. Unter ihnen befindet sich ein unauffälliger Soldat, der spüren kann.
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Seitenzahl: 77
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Jörg Röske
Der Spürer
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Inhaltsverzeichnis
Titel
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Impressum neobooks
Das Telefon Leutnant Johns klingelte. Verschlafen schaute er auf seine Uhr. Es war 3.29 Uhr. Dann nahm er den Hörer.
„Ich habe noch eine halbe Stunde!“, meinte Leutnant John.
„Tut mir auch leid, Sir! Aber irgendwas stimmt nicht!“, meldete sich Sergeant Miller.
„Dein Zeitempfinden stimmt nicht, Jon!“
Leutnant John war sauer. Aber nicht so wirklich, denn John und Miller waren beste Freunde.
„Haste schon aus dem Fenster geschaut, Bill?“, fragte Jon Miller.
„Nein, aber es wird, so nehme ich unzweifelhaft an, noch dunkel sein! Und du hast mir 31 Minuten Schlaf geraubt!“
„Steh' mal auf, ziehe die Vorhänge beiseite und schaue raus, Bill!“
„Eigentlich gebe ich doch die Befehle!“
„Das war eine Bitte!“
„Na gut!“
Leutnant John stand auf, ging zum Fenster, zog die Vorhänge auf und schaute. Statt Dunkelheit, wie es hätte normalerweise sein müssen, schimmerte es rot über der Stadt. Und das war nicht der Sonnenaufgang.
„Scheiße!“, meinte der Leutnant.
Er eilte zum Telefon.
„Was ist das?“, fragte Leutnant John in den Hörer.
„Ich weiß es nicht, ich habe es eben selbst auch entdeckt!“
„Ein Feuer?“
„Glaube ich nicht.“
„Was dann?“
„Ich schalte mal eben den Fernseher ein.“
„Gute Idee, mache ich auch. Aber bleib am Apparat!“
„Ja, okay!“
John schaltete sein TV-Gerät ein, aber es kam nur Schnee. Er nahm wieder den Hörer.
„Ich habe nur Schnee!“, meinte John.
„Ich auch!“, meldete Miller, „Was machen wir jetzt?“
Sergeant Miller und Leutnant John wohnten in derselben Straße. Zu Fuß brauchte man von dem einen zum anderen Haus gut fünf Minuten.
„Hast du ein Fernglas?“, fragte John.
„Ja.“
„Dann nimm es und schaue dir alles genauer an. In fünf Minuten bin ich bei dir!“
„Okay, bis gleich!“
„Bis gleich!“
Leutnant John zog sich in Windeseile an und eilte rüber zu seinem Freund. Alles schlief noch in der Siedlung, John und Miller waren immer die ersten, die aufstanden und zur Arbeit gingen. Die Arbeit war in ihrem Fall die Armee. Leutnant John erreichte das Haus seines Freundes. Aber er brauchte nicht klingeln, die Tür stand auf. Er huschte hinein.
„Jon?“, rief der Leutnant.
„Oben!“, rief der Sergeant.
Bill John eilte die Treppe hinauf und fand seinen Kumpel in dessen Schlafzimmer.
„Das ist Lava.“, meinte der Sergeant in ruhigem Ton, als wäre er gerade bei einer Feindbeobachtung.
„Lava?“, fragte John, „Lass' mich sehen!“
Miller gab John das Fernglas. Er schaute hindurch.
„Tatsächlich, Lava. Aber wir wohnen doch nicht an der Westküste!“
„Dann hat sich der Andreasgraben zu uns gesellt.“
„Lass deine dummen Witze, Miller!“
„Und woher kommt die Lava?“
„Ich weiß es nicht.“
„Die Stadt ist jedenfalls hinüber.“
Da klingelte das Handy von Leutnant John. Es war Susan.
„Hi Susan!“
„Siehst du das auch?“, fragte sie.
Susan war die einzige Frau im Zug des Leutnant John. Und mit ihr wollte sich wirklich niemand anlegen, denn sie konnte Karate und das wirklich gut. Deswegen wollte Leutnant John sie auch in seinem Zug haben.
„Was sehe ich?“
„Noch keinen Kaffee getrunken oder was?“
„Sei nicht so frech, Kampfkatze!“
„Ich genieße es immer, wenn du so was sagst, Chef!“
„Ich bin nicht dein Chef, ich bin dein befehlshabender Leutnant!“
„Du hast mich heute noch nicht flach gelegt, Chef!“
„Hä, was?“
„Also, noch mal zum Thema. Siehst du das auch?“
„Ja, ich sehe es.“
„Und was machen wir jetzt?“
„Sag' allen Bescheid, sie sollen nach hier kommen!“
„Vielleicht solltest du mal einen Kaffee trinken, Chef!“
„Mach' ich gleich, Schätzchen.“
„So gefällt 's du mir schon besser!“
„Bis gleich!“
„Warte!“
„Was denn noch?“
„Du hast meinen Wink mit dem Kaffee nicht verstanden!“
„Den Wink?“
„Was bedeutet hier?“
„Ach so! Jetzt habe ich es! Zu Miller!“
„Alles klar!“
Die beiden legten auf. Zehn Minuten später war der komplette Zug des Leutnants John im kleinen Haus des Sergeants Miller, denn die Soldaten des Zuges wohnten alle in relativer Nähe. Während der zehn Minuten hatte John einen Kaffee getrunken und versucht, die Base zu erreichen. Aber dort hatte sich niemand gemeldet.
„Ich bin kein Fachmann, was Geologie betrifft, aber unsere Stadt wird gerade von einer riesigen Lavamasse platt gewalzt!“, begann der Leutnant seinen Vortrag im Wohnzimmer des Sergeants.
„Das ist die Apokalypse!“, meinte Private Kusnov.
Er war Katholik.
„Quatsch, Kusnov! Das ist einfach nur eine Naturkatastrophe!“
„Naturkatastrophe?“
„Ja, Lava kommt aus dem Erdinnern und die Menschen oben haben ein Problem!“
„Ich denke, du bist kein Geologe!“, hakte Kusnov nach.
„Es ist bestimmt keine Apokalypse!“
„Wenn du meinst, Chef.“
„Mal eine andere Frage! Wieso duzt ihr mich eigentlich alle?“
„Weil wir keinen Respekt vor dir haben, Chef!“, meinte Private Snyder.
„Wieso denn das?“
„Weil du mit Private Susan Chomsky schläfst!“
„Ich schlafe nicht mit Private Susan Chomsky!“
„Aber sie erzählt das!“
„He, was?!“
John schaute zur Kampfkatze. Die schaute zum Boden.
„Private Chomsky!“, sagte Leutnant John.
Susan schaute auf.
„Wieso erzählst du so was?“
„Weil du doof bist, Leutnant!“
„Ich weiß, dass ich doof bin! Aber höre auf Lügenmärchen über mich zu verbreiten!“
„Kann ich nicht versprechen, Chef!“
„Können wir dich jetzt weiter duzen?“, fragte Snyder.
Snyder war der Scharfschütze des Zuges. Er traf jedes Ziel. Er traf wirklich jedes Ziel. Der Zug von Leutnant John bestand seit fünf Jahren, und in dieser Zeit hatte Snyder immer getroffen. Das hatte John zu denken gegeben. Er meinte, das könne nicht mit rechten Dingen zugehen. Aber er entschied sich, sich zu sagen, dass Snyder ein Naturtalent war.
„Was eine bescheuerte Frage, Snyder! Ihr duzt mich schon seit vier Jahren und elf Monaten!“
„Weil du eben der Beste bist, Leutnant!“, lächelte Snyder.
Aber da war noch Private Ross. Der sagte nie ein Wort. Er erhielt Befehle und führte sie perfekt aus, aber er sagte nie etwas. Jetzt aber sagte er was.
„Sir, wir müssen hier weg!“, sagte Ross.
„Ah, Ross kann reden!“, meinte John.
„Sir, wir müssen hier weg!“, wiederholte Ross.
„Das sagtest du schon, Private!“
„Ich meine es auch so, Sir!“
„Ross, wir sind hier auf einer Anhöhe und somit sicher!“
„Nein, Sir. Es kommt immer mehr Lava aus dem Erdinneren, und die schiebt sich zu uns rauf.“, sagte Ross in ruhigem Ton.
„Woher willst du das wissen, Private?“
Ross sagte nichts.
„Ich hätte gerne eine Antwort, Private!“, insistierte der Leutnant.
„Sie würden mir sowieso nicht glauben, Sir!“
„Wieso duzt du mich eigentlich nicht, Ross?“
„Verzeihung, Sir.“
„Miller, gehe mal zum Fenster und sieh nach!“, sagte John zum Sergeant.
Der ging nach oben und kam wieder. Miller wirkte etwas irritiert.
„Was?“, fragte John.
„Ross hat recht!“, kam es aus Miller heraus.
„Ach ja.“, meinte nur der Leutnant.
„Ross sagt nie was, und jetzt spricht er und hat auch noch recht!“, konstatierte Leutnant John.
„Verzeihung, Sir.“
„Jetzt entschuldigt er sich noch mal!“
„Verzeihung, Sir.“
Leutnant John guckte nur noch. Und zwar auf Private Ross. Der wich dessen Blick aus.
„Private Ross, schau' mich an!“
„Verzeihung, Sir.“
Ross schaute zu Leutnant John.
„Wenn du dich noch mal entschuldigst, dann lasse ich dich auf der Stelle von Snyder erschießen!“
„Der trifft mich noch nicht mal, wenn er einen Meter vor mir steht!“
„Na endlich redest du vernünftig, Ross!“
„Aber trotzdem müssen wir jetzt hier weg, Sir.“
„Und wohin?“
„Zur Base.“
„Dort hatte sich niemand gemeldet. Ich denke, die Base ist auch schon von der Lavamasse platt gemacht worden.“
„Ja, ist sie. Aber nur zum Teil. Die Helikopter sind unbeschädigt.“
„Und woher willst du das wissen, Ross?“
„Ich weiß es einfach. Wenn wir noch lange warten, sind die Helikopter auch bald platt, Sir.“
Die anderen des Zuges guckten ratlos. Der Befehlshaber war Leutnant John, er musste entscheiden. Leutnant John überlegte kurz. Er hatte nicht viele Möglichkeiten. Weg mussten sie in jedem Fall, und mit einem Helikopter hatte man mehr Möglichkeiten als mit einem Auto. Zudem hatte Ross aus unerklärlichen Gründen gewusst, dass sich die Lavamasse den Hügel hinauf schob. John entschied sich, dem Rat von Private Ross zu folgen.
„Wir machen es so, wie es Ross gesagt hat!“, sagte John.
Manche waren zu Fuß zum Haus von Miller gegangen, andere mit ihren PKWs.
„Wir sollten Lebensmittel mitnehmen und Waffen.“, meldete Ross an.
„Wofür denn das?“, fragte Leutnant John.
„Es gibt noch mehr Lavaausbrüche, und mit denen wird etwas mitgeliefert, Sir!“
„Ach ja. Und was?“
„Es wird uns nicht gefallen. Deswegen die Waffen.“
„Und was ist es?“
„Ich weiß es noch nicht, Sir!“
„Na gut. Hat jemand Waffen dabei?“, fragte John die Leute seines Zuges.
„Ich habe immer eine Waffe dabei!“, grinste Susan.
„Damit meine ich jetzt nicht dich, Susan!“
„Leichtes Maschinengewehr.“, berichtete die Kampfkatze.
Die anderen hatten diverse Pump-Guns, Schrotflinten und Handfeuerwaffen. Echte Soldaten haben immer irgendwelche Waffen bei sich.
„Wunderbar. Nun zu den Lebensmitteln. Ich habe zuhause einige, die...“
„Nein, dafür ist die Zeit nicht!“, meinte Ross.
„Na gut. Miller!“
Miller hatte verstanden. Er räumte alles, was er hatte, in Beutel. Dabei half ihm Peck Shriners. Shriners war der Intellektuelle des Zuges. Er hatte aber mehrere akademische Abschlüsse, aber nie einen Job gefunden. Dann war er zur Armee gegangen. Dort fühlte er sich wohl. Miller und Shriners waren in der Küche.
„Glaubst du dem Spinner, Peck?“, fragte Miller.
„Welcher Spinner?“
„Na, Ross!“