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Der Teufel hat die Hölle ausgebaut. Dann überlegte er, was er mit den Insassen machen könnte. Er kam zu dem Entschluss, mit ihnen Psychotherapie zu machen. So gibt es das sogenannte Erstgespräch und diverse Selbsthilfegruppen, die von Dämonen geleitet werden.
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Seitenzahl: 168
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Jörg Röske
Psychotherapie in der Hölle
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Impressum neobooks
„Name?“, fragte ein Mann mit einem leuchtenden Ring über dem Kopf.
„Hitler, Adolf.“, sagte Adolf.
„Was ist Ihr Begehr?“
„Ich bitte um Einlass.“
„Moment, ich schaue mal eben in die Liste.“
„Ich warte.“
Der Ringmann las.
„Haller..., Heuerdal...! Mit einem oder zwei t?“
„Mit einem t.“
„Ach, da habe ich es. Adolf Hitler, berüchtigter Diktator, hat den zweiten Weltkrieg verloren.“
Hitler sagte nichts.
„Sind Sie das?“, fragte der Mann.
Hitler zögerte.
„Sie müssen schon mitarbeiten, ich muss Sie einwandfrei identifizieren können!“, insistierte der Ringmann.
„Ja, ich bin das!“, sagte Adolf widerwillig.
„Gut! Was haben wir da? Einlass verwehrt! Der Einlass ist leider verwehrt. Der nächste, bitte!“, sagte der Mann.
„Moment mal, wieso ist der Einlass verwehrt?“, fragte Adolf nach.
„Weil Sie den zweiten Weltkrieg verloren haben.“
„Weil ich den zweiten Weltkrieg verloren habe?“
„Ja, steht im Vermerk.“
„Aber das war ich nicht schuld! Das waren die Russen und die Amerikaner!“
„Tja, Pech, Sie haben verloren! Ins Paradies kommen keine Verlierer!“
„Aber die waren in der Übermacht!“
„Dann hätten Sie sich besser organisieren müssen! Jetzt ist es leider zu spät!“
„Zu spät?“
„Ja, könnten Sie bitte gehen! Ich habe noch viel Arbeit vor mir!“
„Aber was soll ich denn jetzt machen? Wohin soll ich denn jetzt gehen?“
„Fahrstuhl H, da wird man Sie empfangen und weiterführen.“
„Wo ist denn Fahrstuhl H?“
„Gleich da hinten.“, sagte der Ringmann und wies den Weg.
„Danke.“
„Gerne. Der nächste, bitte!“
„Mein Name ist Dietrich, Marlene.“, sagte eine Frau.
„Einlass gewährt.“, sagte der Mann.
Diesen Dialog hatte Adolf noch mitbekommen, aber die nachfolgenden nicht mehr. Denn er hatte sich auf den Weg zu Fahrstuhl H gemacht. Er erreichte diesen.
„Name?“, fragte ein Mann mit roter Haut und Ziegenbockhörnern.
„Adolf Hitler!“
„Hitler, Hitler,...!“
Der Behörnte suchte in seiner Liste.
„Ah, da habe ich Sie! Adolf Hitler, hat den zweiten Weltkrieg verloren! Herzlich willkommen!“
„Danke! Aber wieso wird das so oft betont, dass ich den zweiten Weltkrieg verloren habe?“
„Keine Ahnung, ich mache hier nur meine Arbeit!“, sagte der mit den Hörnern.
„Und jetzt?“, fragte Adolf.
„Ich habe den Aufzug noch nicht voll, Sie sind der erste!“
„Also warten?“
„Ja.“
„Wie viele brauchen Sie denn für den Aufzug?“
„Vorgeschrieben sind mindestens zwanzig.“
„Das kann ja noch lange dauern!“, monierte Adolf.
„Es kommt drauf an! An manchen Tagen geht es ratzfatz, da habe ich im Nu die zwanzig voll! Und es gibt Tage, da dauert es! Kommt eben drauf an!“
„Verstehe!“
Da standen der Behörnte mit seiner Liste und Adolf am Aufzug H und warteten. Der Behörnte begann ein Gespräch.
„Wie geht ’s Ihnen?“, fragte er Adolf.
„Ganz gut! Und Ihnen?“
„Man lebt!“
„Hört sich nicht gerade besonders an!“
„Ist auch nicht gerade besonders!“
„Woran liegt 's?“
„Ich hätte lieber eine andere Arbeit!“
„Dann kümmern Sie sich darum!“
„Hab ich schon, geht aber nicht!“
„Wieso?“
„Ich sei zu lieb!“
„Wer sagt das?“
„Der Chef!“
„Oh!“
„Womit hatten Sie denn Ihr Geld verdient?“
„Ich habe 55 Millionen Menschen umgebracht!“
„Na, das nenne ich mal eine lukrative Arbeit! Sie waren bestimmt sehr reich!“
„Ich war steinreich!“
„Wirklich?“
„Ja!“
„Ich denke, das werde ich nie hinkriegen!“
„Und wieso nicht?“
„Ich weiß auch nicht, anscheinend bin ich aus der Art geschlagen! Der Chef sagt immer, ich rede zu viel mit den Leuten, statt sie zu quälen!“
„Auf diese Weise werden Sie nie vorwärts kommen!“, merkte Hitler an.
„Ja, scheint so! Ah, da kommen neue!“
Einundzwanzig neue Leute erschienen. Der Behörnte fragte den ersten.
„Name?“
„Jack!“
Der Behörnte schaute in seine Liste.
„Ah, da sind Sie! Jack, the Ripper, schneidet gerne Frauen die Kehle durch! Herzlich willkommen!“
„Vielen Dank!“
„Nächster!“, sagte der Behörnte.
„Himmler, Heinrich!“, sagte der nächste.
Der Behörnte suchte in seiner Liste.
„Da ist er! Heinrich Himmler, SS Reichsführer, verantwortlich für den Tod an unzähligen Juden! Herzlich willkommen!“
„Vielen Dank!“, sagte Himmler.
Da entdeckte dieser Hitler.
„Na, was machst denn hier, Adolf?“, fragte Himmler.
„Petrus hat mich nicht reingelassen, da musste ich hier hin!“
„Mich hatte er auch nicht reingelassen!“
„Unverschämtheit!“
„Echt!“
„Bei mir sagen die immer, ich habe den zweiten Weltkrieg verloren! Als habe das eine Bedeutung!“
„Tja, die sind da ganz hart, Adolf! Die lassen keine Looser rein!“
„Looser? Das ist aber kein deutsches Wort!“
„Das ist englisch und bedeutet Verlierer!“
„Musst du mich jetzt unbedingt daran erinnern, Heinrich?“
Der Behörnte fuhr in der Aufnahme der Personalien fort.
„Name?“
„Stalin, Josef!“
„Stalin, Josef! Wo haben wir ihn? Ach da! Josef Stalin, sowjetischer Politiker, verantwortlich für eine Säuberung! Das versteh' ich jetzt aber nicht!“
„Was verstehen Sie daran nicht?“, fragte Stalin.
„Ich verstehe daran nicht, wieso ein sauberer Politiker zu uns kommt! Na ja, egal, wird schon stimmen! Herzlich willkommen! Der nächste, bitte!“
„Müller, Hans!“
„Moment! Müller, Müller, ah da sind Sie! Hans Müller, lauterer Jude, der vergeblich versucht hatte, in einem deutschen KZ zu übernachten! Hat gutes Herz! Vermerk: gibt immer falschen Namen an, Zutritt verweigert! Hm, komisch!“
„Was ist komisch?“, fragte Hans Müller.
„Weil Sie was falsches gemacht haben, aber trotzdem nicht rein dürfen! Hm! Ich rufe mal eben den Chef an! Moment, bitte!“
Der Behörnte nahm sein Handy und wählte eine Nummer.
„Der Herr aller Unterwelten!“
„Hier der Wachmann von Aufzug H! Ich habe einen Hans Müller! Der will bei uns rein, dürfte eigentlich auch, aber im Vermerk steht: Zutritt verweigert!“
„Ist das der mit dem KZ?“
„Ja!“
„Ne, nicht reinlassen!“
„Aber er gab immer einen falschen Namen an, laut Akte!“
„Trotzdem, er der bringt den ganzen Betrieb durcheinander! Nicht reinlassen und verweisen!“
„Okay, alles klar!“
Der Behörnte legte auf.
„Ich kann Sie leider nicht reinlassen, Anordnung vom Chef!“
„Noch nicht mal für eine Nacht?“
„Geht leider nicht! Ich habe Order, Sie zum Kollegen zu verweisen!“
„Wo befindet sich der?“
„Da hinten, der hat so 'n Ring über dem Kopf!“
„Na gut, wenn 's nicht anders geht!“
„Schönen Tag noch!“
„Ja ja!“, sagte Hans Müller und schlurfte traurig davon.
„Der nächste, bitte!“
„Mein Name ist Graf Dracula!“
„Moment, ich schaue eben in der Liste! Graf, Graf, ne, ich finde Sie nicht!“
„Wie kann das sein? Ich stehe mit Sicherheit auf der Liste!“
„Moment, wir haben noch eine Subliste für besondere Fälle!“
„Was soll das denn heißen, besondere Fälle?“
„Kleinen Moment, bitte!“
Der Behörnte holte die Subliste hervor. Er suchte und fand.
„Ach, da sind Sie ja schon! Graf Dracula! Blutsauger und Herrscher der Nacht! Zugang für Aufzug Z!“
„Aufzug Z? Und wieso nicht Aufzug H?“
„Weiß ich nicht, ich mache hier nur meinen Job!“
„Ich möchte mit Ihrem Chef sprechen!“
„Jetzt?“
„Ja!“
„Aber es ist schon spät!“
„Ich bestehe darauf!“
„Hm, er wird nicht begeistert sein! Na ja, egal!“
Der Behörnte nahm wieder sein Handy.
„Hier der Herr aller Unterwelten!“
„Hallo, Chef! Tut mir leid!“
„Macht nichts, das Fernsehprogramm ist sowieso doof!“
„Ich hatte dir doch den Kinderkanal empfohlen!“
„Geht nicht, zu viel heile Welt! Was gibt es denn?“
„Ein Graf Dracula möchte mir dir sprechen!“
„Dann gib' ihn mir mal!“
Der Behörnte reichte das Handy dem Grafen.
„Hier Dracula! Mit wem spreche ich?“
„Mit dem Herrn aller Unterwelten! Was kann ich für Sie tun?“
„Entschuldigen Sie bitte die späte Störung, aber ich wollte gerne den Aufzug H nehmen! Stattdessen wurde mir der Aufzug Z zugewiesen!“
„Dann müssen Sie auf der Subliste stehen! Für die Leute, die auf der Subliste stehen, ist Aufzug Z vorgesehen!“
„Gibt es da keine Möglichkeit?“
„Ich fürchte nicht!“
„Das ist inakzeptabel!“
„Sie können gerne eine formlose Beschwerde einreichen! Aber das wird aller Erfahrung nach nicht viel nützen!“
„Und wieso nicht?“
„Aufzug Z ist für die besonderen Fälle reserviert!“
„Ich bin also ein besonderer Fall?“
„Wenn Sie auf der Subliste stehen, sind Sie ein besonderer Fall!“
„Und was macht mich zu einem besonderen Fall?“
„Ich denke, das wissen Sie selbst am besten!“
„Gar nichts weiß ich!“
„Sie wissen das nicht?“
„Nein!“
„Es fällt mir schwer, das jetzt zu sagen, aber ich sage es!“
„Was denn?“
„Laut Gesetz sind die besonderen Fälle die, die sich nicht an die Regeln halten!“
„Verstehe ich nicht!“
„Sie haben sich nicht an die Regeln gehalten, Graf! Adolf Hitler hatte das, auf sein Konto gehen die Leben von 55 Millionen Menschen! Er tötete sie, wohl nicht direkt, aber es geschah unter seiner Anweisung! Jack, the Ripper machte dies auch so, er schlitzte Menschen auf! Adolf und Jack brachten im üblichen Wege die Menschen vom Leben zum Tod! Aber Sie, Graf, sie verwischen die Grenzen zwischen Natürlichem und Übernatürlichem! Sie bringen nicht einfach so Leute um, Sie beißen sie, und die verwandeln sich! Da gibt es keine Eindeutigkeit von Tod und Leben! Saugt man jemandem das Blut aus, müsste der eigentlich tot sein! Bei Ihnen ist das aber nicht so, der Gebissene lebt weiter als Untoter!“
„Ist das jetzt ein Problem?“
„Eigentlich nicht, nur ein Problem der Kategorisierung! Und diese Kategorie verweist eindeutig auf Fahrstuhl Z!“
„Und damit soll ich mich jetzt zufrieden geben?“
„Tut mir leid, Vorschrift ist Vorschrift!“
„Also, ich muss jetzt zum Fahrstuhl Z?“
„Genau!“
„Und was erwartet mich da?“
„Das werden Sie sehen! Andere Frage!“, sagte der Herr aller Unterwelten.
„Ja, was denn?“, fragte der Graf.
„Würden Sie mir den Kinderkanal empfehlen, Graf?“
„Kinderkanal? Sie meinen KiKa?“
„Ja, genau!“
„Hm, schwierig zu sagen! Ich hatte den mal geguckt, und da hatte ich irgendwie alles um mich herum vergessen!“
„Scheint entspannend zu sein!“
„Ja, auf jeden Fall! Aber es besteht die Gefahr, dass man die Realität aus den Augen verliert!“
„Letzte Woche war ich beim Psychiater, der empfahl mir, dass ich irgendetwas Entspannendes machen soll, sonst bestünde bei mir die Gefahr eines burn-outs!“
„Müssen Sie so viel arbeiten?“
„Ja, ich habe einen Umsatz von zweihunderttausend Seelen, täglich!“
„Uih, das ist viel!“
„Ich muss alles überwachen und regeln und Listen erstellen! Und ständig kommen Anfragen, weil jemand angeblich auf der falschen Liste steht oder in einem anderen Aufzug fahren möchte! Das geht jetzt nicht gegen Sie!“
„Habe ich auch nicht so verstanden!“
„Verstehen Sie? Das ist der totale Stress!“
„Verstehe ich!“
„Seit ein paar Wochen habe ich so einen Druck auf der Brust! Der Psychiater sagte, das sei ein Stresssymptom!“
„Das kann durchaus so sein! Haben Sie Schlafstörungen?“
„Glücklicherweise noch nicht!“
„Haben Sie es schon mal mit Medikamenten versucht?“
„Hat mein Psychiater auch vorgeschlagen, aber will ich nicht! Ich will nicht so 'n chemisches Zeug, da gibt es auch Nebenwirkungen!“
„Es gibt aber auch pflanzliche Präparate wie zum Beispiel Johanniskraut!“
„Meinen Sie, das hilft?“
„Ich weiß es nicht, hatte ich selbst noch nicht versucht!“
„Na ja, ich denke, ich versuche es erst mal mit dem Kinderkanal! Vielleicht hilft das schon! Jedenfalls vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben!“
„Gerne! Alles Gute!“
„Warten Sie, Sie können den Aufzug Z1 nehmen!“
„Was ist der Aufzug Z1?“
„Das sagt Ihnen der Kollege! Auf bald!“
„Ja, bis dann!“
Sie legten auf, und der Graf gab das Handy zurück.
„Und?“, fragte der Behörnte.
„Ich soll zum Aufzug Z1!“, sagte der Graf.
„Okay, Z1 finden Sie da hinten am Ende des Ganges!“
„Vielen Dank! Was ist der Aufzug Z1?“
„Die harmlosere Variante von Aufzug Z!“
„Hört sich gut an! Danke!“
„Gerne! Der nächste, bitte!“
„Napoleon Bonaparte!“, sagte Napoleon Bonaparte.
„Moment, ich schaue nach! Ja, da sind Sie! Napoleon, selbst gekrönter Herrscher, machte viel Unsinn und wurde auf zwei Inseln verbannt! Wunderbar, herzlich willkommen!“
„Merci beaucoup!“
Der Behörnte guckte.
„Was haben Sie gesagt?“
„Ich sagte merci beaucoup!“
„Was auch immer das heißen mag, aber ich möchte Sie bitten, hier anständig zu reden!“
„Wie Sie wollen!“
„Der nächste, bitte!“
„Maurice Ravel!“, sagte Maurice Ravel.
„Maurice Ravel, ich schaue eben, kleinen Moment, bitte! Ah, da sind Sie! Hm! Maurice Ravel, genialer Komponist, bereitete mit seiner Musik viel Freude, Eintritt verweigert! Tut mir leid, Herr Ravel, Sie sind hier leider falsch!“
„Oh!“
„Gehen Sie bitte den Gang in diese Richtung, da empfängt Sie mein Kollege!“, sagte der Behörnte und wies den Weg.
„Merci beaucoup!“, sagte Ravel und verschwand.
Der Behörnte schaute ihm hinterher.
„Schon wieder so einer, der so redet! Na ja, egal, der nächste, bitte!“
„Nero!“, sagte Nero.
„Ja, okay! Kleiner Moment! Ich schaue gerade in der Liste! Ach ja, das sind Sie! Nero, römischer Imperator, zündet gerne Städte an! Herzlich willkommen!“
„Vielen Dank!“
Die nächsten waren auch alle sauber und durften in Aufzug H mitfahren. Es fehlten noch zwei Personen, damit der Behörnte die zwanzig Personen voll bekam. Aber es kamen keine. Die Zeit verging, und alle warteten. Und allen wurde langweilig.
„Kann ich mal auf 's Klo?“, fragte Jack.
„Ja, aber tun Sie mir einen Gefallen?“
„Welchen denn?“
„Lassen Sie die Klofrau in Ruhe!“
„Ich versuche es!“
„Haben Sie Geld, Jack?“
„Nein!“
„Hier haben Sie 50 Cent!“
„Danke!“
Jack verschwand. Da kam ein neuer daher.
„Hallo!“, sagte der Behörnte.
„Hallo!“, sagte der neue.
„Name?“
„Mahatma Gandhi!“
„Mahatma Gandhi? Was wollen Sie denn hier?“
„Ich wollte mit Aufzug H fahren!“
„Das kann nicht sein, doch nicht Sie!“
„Aber es ist alles eins! Schauen Sie doch in Ihrer Liste!“
„In meiner Liste? Sie stehen bestimmt nicht in meiner Liste!“
„Schauen Sie!“
Der Behörnte schaute.
„Oh, Sie stehen tatsächlich drin! Mahatma Gandhi, gewaltfreier Kommunikator und absoluter Heiliger! Zugang erlaubt!“
„Sehen Sie?“
„Verstehe ich nicht!“
„Müssen Sie auch nicht verstehen!“
„Wenn Sie meinen! Dann fehlt mir nur noch einer!“
Die 19 Leute und der Behörnte warteten auf den zwanzigsten. Der kam und kam nicht. Aber dann kam er doch.
„Name?“
„Albert Einstein!“, sagte Albert der zwanzigste.
„Moment, ich schaue in die Liste! Ah, da sind Sie! Einstein, Albert, führte eine tadelloses Leben und hatte geniale wissenschaftliche Einsichten! Zugang verweigert! Zugang verweigert, Herr Einstein!“
„Ich möchte aber trotzdem mit!“
„Ich sagte doch, Zugang verweigert!“
„Ich bestehe darauf!“
„Und wieso?“
„Ich möchte gerne eine Bombe bauen!“
„Eine Bombe?“
„Ja, eine Bombe!“
„Hm, ich weiß nicht, ob das noch geht, nach seinem Tod böse werden zu können! Hm! Am besten ich frage mal meinen Chef! Moment, bitte!“
Der Behörnte mit der roten Haut nahm wieder sein Handy. Er wartete kurz, dann hatte er eine Verbindung. Kurz darauf legte er wieder auf.
„Da geht nur die Mailbox dran, wahrscheinlich schläft mein Chef schon!“, sagte der Behörnte.
„Versuchen Sie es nochmal!“
„Ich möchte gerne meinen Job behalten, Herr Einstein! Mein Chef kann ziemlich sauer werden!“
„Aber es ist dringend!“
„Was ist denn daran so dringend?“
„Bei denen da hinten kann ich die Bombe nicht bauen! Ich habe die Hoffnung, daß es bei Ihnen geht!“
„Weiß ich nicht!“
„Haben Sie denn Plutonium und Uran?“
„In rauen Mengen! Was meinen Sie wohl, womit wir heizen!“
„Das ist doch bestens! Bitte, nehmen Sie mich mit!“, bat Einstein.
Da schaltete sich Hitler ein.
„Mit ist dieser Mann bekannt! Er ist Jude, und ich verbürge mich für ihn!“, sagte Hitler.
„Sie verbürgen sich für ihn?“, fragte der Behörnte nach.
„Ja!“, antwortete Hitler.
„Hm, wenn das so ist, dann könnte es über die Doppelklausel gehen!“
„Was ist denn das?“, fragte Hitler.
„Das bedeutet, wenn einer Mist macht, fliegt er mit dem anderen raus! Sind Sie damit einverstanden?“
Hitler und Einstein nickten.
„In Ordnung! Dann muss ich eben nur noch was ausfüllen!“
Der Behörnte entnahm ein Formular seiner Aktentasche und füllte es aus.
„So, jetzt müssen Sie beide noch unterschreiben!“
Beide taten das.
„Wunderbar!“, sagte der Behörnte und das Formular verschwand wieder in der Aktentasche.
„Sie können jetzt mit, Herr Einstein!“
„Vielen Dank!“, sagte Einstein zum Behörnten.
„Und auch Ihnen vielen Dank, Herr Hitler!“, sagte Einstein zu Hitler.
„Man tut, was man kann!“, sagte Hitler.
„So, dann müssten wir vollzählig sein! Wir können dann fahren! Vorher zähle ich aber noch mal durch!“
Da kam auch Jack wieder zurück.
„Hallo, Jack! Da bist du ja wieder! Hast du die Klofrau in Ruhe gelassen?“
„Die war hässlich!“
„Aha, na gut! Also noch mal durchzählen!“
Der Behörnte zählte durch. Er kam auf 19 Leute.
„19? Da muss ich mich verzählt haben, ich zähle noch mal!“
Er zählte nochmal, jetzt kam er auf 20.
„20!“, sagte er.
Alle guckten ihn an. Der Behörnte schien verunsichert.
„Was ist?“, fragte Jack.
„Hm, ich bin mir nicht sicher!“
„Ist doch egal, Hauptsache es geht abwärts!“, sagte Jack.
„Ne, ist nicht egal! Warten Sie, ich zähle nochmal!“
Der Behörnte zählte. Jetzt kam er auf 21 Leute.
„Kann doch nicht wahr sein! Jetzt sind es 21!“, meinte der Behörnte.
„Wann geht es endlich los?“, fragte ein Mörder.
„Kleinen Moment noch, ich muss nochmal zählen!“, sagte der Behörnte, der allmählich anfing zu schwitzen.
Da meldete sich Hitler wieder zu Wort.
„Warten Sie, ich nehme das in die Hand!“, sagte Hitler.
„Mal alle in Zweierreihen aufstellen!“, tönte es von Hitler.
Alle stellten sich in Zweierreihen auf. Hitler grinste.
„Sehen Sie, so macht man das!“, sagte er zu dem Behörnten.
„So, durchzählen!“, befahl Hitler.
Die Leute zählten durch, der letzte sagte: „19!“
Adolf guckte, auch der Behörnte.
„19? Wieso sind das nur 19?“, fragte Hitler.
„Du hast dich nicht mitgezählt!“, merkte Himmler an.
„Sitmmt!“, sagte Hitler, „Also ich noch, dann haben wir 20!“
Der Behörnte war erleichtert.
„Vielen Dank, Herr Hitler!“
„Gern geschehen!“, sagte der Diktator.
„Dann hole ich mal den Aufzug!“, sagte der Behörnte und drückte einen Knopf.
Man hörte wie ein Aggregat ansprang. Dann gab es Geräusche, und es erklang ein Surren. Aber das dauerte.
„Wie lange dauert das noch?“, fragte ein Vergewaltiger.
„Dauert nicht mehr lange!“, sagte der Behörnte.
Dann waren fünf Minuten verstrichen.
„Nicht mehr lange ist jetzt aber vorbei!“, meinte der Vergewaltiger.
„Wissen Sie, der Aufzug kommt aus den tiefsten Tiefen!“, sagte der Behörnte.
„Ist das metaphorisch zu verstehen oder real?“, fragte der Vergewaltiger.
„Weiß ich nicht, ich hatte keine höhere Schulbildung!“, sagte der Behörnte.
Nach weiteren fünf Minuten war der Fahrstuhl da. Die Türen öffneten sich.
„Na, endlich!“, meinte der Vergewaltiger.
Die 20 Leute und der Behörnte bestiegen den geräumigen Aufzug, und der Behörnte drückte den untersten Knopf. Da begannen die Schiebetüren, sich zu schließen. Im letzten Moment quetschte sich noch ein Mann hindurch. Dann waren die Türen zu, und es ging abwärts.
„Wer sind denn Sie?“, fragte der Behörnte.
„Loki von Asgard!“, sagte Loki.
„Moment, ich schaue mal eben! Loki, Loki, Sie stehen nicht auf der Liste!“
„Überlistet!“, sagte Loki.