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Roy Beach ist Künstler und wird regelmäßig von der Kunstakademie abgelehnt. Da trifft er eine Werbemanagerin, die sein Talent erkennt und dieses für die Werbebranche einsetzt. Roy wird reich. Doch eines Tages bemerkt er, dass Zeit gestohlen worden ist.
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Seitenzahl: 138
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Jörg Röske
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Inhaltsverzeichnis
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Impressum neobooks
Das Telefon klingelte mich aus meinem wohlverdienten Schlaf. Aber dieser erste Satz stimmt schon mal nicht. Es war nicht das Telefon, sondern mein Handy. Und dieses klingelte, nicht weil mich jemand anrief, sondern weil ich die Weckerfunktion meines Handys auf sieben Uhr gestellt hatte. Jeden Morgen um 7 Uhr fluchte ich, denn ich empfand diese Zeit zum Aufstehen als unmenschlich. Ich hatte mir sagen lassen, dass es Leute gibt, die stehen schon um 6 Uhr auf und sind putzmunter. Mir war es schleierhaft, mit welchen Genen diese Leute ausgestattet waren. Mein Körper war mit irgendetwas anderem als 6 Uhr-Genen gefüllt, und ich musste mit dieser meiner Füllung leben. Aber dafür war der Job, den ich um 9 Uhr antrat, ein sehr lukrativer, und er machte mir sogar noch Spaß. Denn ich war Werbedesigner und ein erfolgreicher noch dazu. Also drehte ich dem Klingeln meines Handyweckers per Knopfruck den Hals um und stand sofort auf. Denn der Schrecken des Klingelns bedeutete für mich ausreichend Adrenalin. Ich ging ins Bad, verrichtete flüssige Körpermüllentsorgung, wusch meine Künstlerhände und schaute in den Spiegel. Wie jeden Morgen bekam ich einen Schrecken, wegen dem, was ich erblickte. Dabei war ich erst 29 Jahre alt. Ich nahm an, dass ich mich in den Wechseljahren befand, das war ich mit Sicherheit. Doch niemand glaubte mir, schon gar nicht die Frauen, die mir auf der Straße und in der U-Bahn immer nach stierten. Irgendjemand sagte mal, wenn man sich gut fühlt, kann man auch gute Werke erschaffen. Ich dagegen fühlte mich immer schlecht, und ich erschuf immer gute Werke. Jedenfalls sagten das die anderen, ich eigentlich auch und auch mein Erfolg. Meine Chefin sagte, ich mache die besten Entwürfe, wenn ich depressiv bin. Ich war immer depressiv. Und ich wollte eigentlich gar nicht wissen, was ich zeichnen würde, wäre ich mal seelisch gesund. Und nochmal eigentlich wollte ich Kunst studieren. Aber die in der Kunstakademie hatten mich abgelehnt. Ich bewarb mich danach noch neunmal, und irgendwann wollte der Dekan des Hauses mir die Polizei wegen Belästigung auf den Hals schicken. Also ließ ich von da an die Akademie in Ruhe.
Eigentlich war es nur Zufall. Meine jetzige Chefin traf ich in meiner Kneipe, in der ich mir den Hals mit irgendwelchen Getränken zuschüttete. Ich hatte meine Kunstmappe dabei, frisch abgeholt von der Akademie, die mich zum zehnten Mal nicht wollte. Und eine Polizeidrohung in meiner Seele.
„Was trinken Sie da?“, fragte sie mich.
„Weiß nicht, was trinke ich?“, fragte ich den Barkeeper.
„Wodka-Lemon, den zwölften!“, auskunftete John, das war der Barkeeper.
Er hatte mich all' die Jahre nach der regelmäßigen Abholung meiner Kunstmappe von der Akademie seelisch begleitet.
„Für mich auch einen bitte!“, sagte sie.
Dann saßen wir nebeneinander an der Theke, sagten kein Wort. Ich gab mich meinem Rausch hin, und sie bekam bald ihren Drink.
„Es scheint, dass Sie was vertragen können!“, sprach sie auf einmal zu mir.
„Ich kann 'ne Menge vertragen, aber nicht, dass ich zum zehnten Mal von der Akademie abgelehnt worden bin!“
„Was für eine Akademie?“
„Kunstakademie!“
„Sie sind Künstler?“
„Nein! Das haben ich ja gerade versucht, Ihnen zu erklären! Die haben mich abgelehnt, die haben mir sogar mit Polizei gedroht!“
„Mit Polizei? Mannomann, Sie wissen, wie man den öffentlichen Arm in Bewegung bringt!“
„Den öffentlichen was?“
„Arm, ich sagte Arm!“
„Arm? Was für 'n Arm?“
„Vergessen Sie 's!“
„Ich muss nach Hause!“, sagte ich und verließ den Barhocker.
Was dann geschah, war recht peinlich. Ich fiel hin, aber ich kotzte nicht. John eilte zu mir, denn er kannte das schon. Er half mir auf.
„Findest du den Weg nach Hause, Roy?“, fragte John.
„Das hast du mich vor einem halben Jahr auch schon gefragt, John!“
„Aber damals waren es nur zehn Wodka-Lemon gewesen!“
„Zehn? Soviel verträgt doch kein Mensch!“
„Du hattest sie vertragen, Roy!“
„Nein, ich hatte sie nicht vertragen, ich hatte dir deinen ganzen Boden vollgekotzt!“
„Heute hast du aber nicht gekotzt!“
Kaum hatte John das gesagt, kotzte ich ihm den Boden seiner Kneipe voll.
Ich erwachte in meiner Wohnung und in meinem Bett, und ich dachte sofort, dass ich irgendetwas Unangemessenes getan hatte.
„Sie sind engagiert!“, hörte ich eine Stimme.
Ich erschrak, denn ich war nicht allein.
„Wer sind Sie?!“
„Wir haben uns gestern Abend kennengelernt, schon vergessen?“, sagte die Stimme, es war eine weibliche.
Da erinnerte ich mich. Und ich bemerkte, dass ich mich in einem meiner Schlafanzüge befand. Die trug ich nie.
„Haben Sie mich ins Bett gebracht und mir meinen Schlafanzug...?“
„Jemand muss sich ja um Sie kümmern! Und keine Angst, ich habe nichts gesehen, was ich nicht schon kenne!“
Dann stand diese Frau auf einmal neben meinem Bett. Durch meine Wodka verblinzelten Augen konnte ich erkennen, dass es ich um eine Art Göttin handelte.
„Hier, trinken Sie!“
Sie reichte mir ein großes Glas mit irgendeinem Zeug drin. Ich setzte mich auf und nahm das Glas.
„Was ist das?“
„Proteine, Vitamine, alles, was Sie brauchen!“
„Kaffee wäre mir lieber!“
Dann reichte sie mir eine Visitenkarte.
„Um 16 Uhr haben Sie einen Termin bei mir!“, sagte die Göttin und ging.
Da saß ich nun in meinem Bett. In der einen Hand ein komisches Getränk, in der anderen eine Visitenkarte. Ich las: Anika Schwarz, Werbemanagerin. Mit meinen Füssen schob ich meine Bettdecke zum Fußende, stand auf und warf die Karte in meinen Papierkorb. Das ominöse Getränk schüttete ich ins Klo. Dann machte ich mir einen Kaffee, das war weitaus besser. Mit dem setzte ich mich an meinen PC und schrieb Tagebuch: unbekannte Göttin hat mich engagiert für so einen Werbejob. Inakzeptabel. Ich war Künstler und kein Werbedesigner. Ich schaute auf mein Handy, es war 15 Uhr. Um 18 Uhr begann mein Job als Nachtfahrer, mit dem ich mir meine kleine Einzimmerwohnung finanzierte. Auf meinem Tisch entdeckte ich meine geöffnete Mappe. Die Dame musste sich meine Bilder angeschaut haben, während ich meinen Rausch ausgeschlafen hatte. Den Termin um 16 Uhr ließ ich sausen und machte mich um 17.30 Uhr auf den Weg.
Am nächsten Morgen um 10 Uhr klingelte es. Jäh fuhr ich hoch, ich hatte gerade mal zwei Stunden geschlafen. Um sieben Uhr war ich heimgekehrt, hatte dann Kaffee getrunken und eine Stunde gezeichnet. Es war die Göttin. Ich stand an der Tür in Boxershorts und T-Shirt.
„Darf ich reinkommen?“
„Nein!“
„Wo waren Sie gestern?“
„Ich mache keine Werbejobs, ich bin Künstler!“
„In der Kneipe hatten Sie aber war anderes gesagt!“
„Interessiert mich nicht!“
„Haben Sie schon wieder getrunken?“
„Das geht Sie nichts an!“, sagte ich und schloss meine Wohnungstür.
„Sie werden Millionen verdienen!“, hörte ich es durch meine Wohnungstür.
Ich wollte ins Bett, aber ich hielt inne. Ich öffnete wieder meine Wohnungstür.
„Sind Sie sicher?“, fragte ich.
„Absolut! Ich habe bei niemand weiterem ein so gutes Farbempfinden festgestellt als bei Ihnen!“
„Und wieso hat mich dann die Kunstakademie abgelehnt?“
„Weil plakative Kunst heutzutage nicht gefragt ist!“
„Dann habe ich wohl Pech gehabt!“
„Nein!
„Sie wollen mich kaufen!“, bemerkte ich.
„Man kann sich von Kunst nicht ernähren!“
„Das ist richtig! Und ich soll mich jetzt von angewandter Kunst ernähren?“
„Sie wären eine Bombe, eine Rakete!“
Ich dachte kurz nach.
„Wann soll ich anfangen?“
„Morgen um 9 Uhr! Und seien Sie pünktlich!“, sagte die Werbemanagerin und wandte sich zum Gehen.
„Und wohin soll ich kommen?“, rief ich hinterher.
„Steht auf der Karte!“
Ich erinnerte mich und schloss die Tür. Dann wühlte ich in meinem Papierkorb und fand die Visitenkarte. Ich legte mich wieder hin und schlief bis zum Mittag. In der folgenden Nacht hatte ich keinen Fahrdienst, also stand ich am nächsten Morgen um 9 Uhr pünktlich vor dem Büro der Werbemanagerin.
So war es gekommen, dass ich einen neuen Job bekam, der sich wirklich als lukrativ zeigte. Frau Schwarz gab mir sogar einen Vorschuss, so dass ich den Fahrerjob sofort kündigen konnte. Ich bekam ein eigenes Büro und alles Notwendige für meine Arbeit. Sie stellte mir einige Produkte hin, für die ich Werbung machen sollte. Ich war jemand, der schnell arbeitete, und am Ende des ersten Tages war mein erster Entwurf fertig. Ich zeigte ihn der Chefin. Die guckte nur, dabei stand ihr der Mund offen.
„Ist es recht so?“, fragte ich.
„Was? Ach, äh, ganz gut, ganz gut! Gehen Sie nach Hause, Herr Beach! Wir sehen uns morgen!“, sagte Frau Schwarz.
Das Produkt, für das ich meinen ersten Werbeentwurf erstellt hatte, war ein Shampoo, es war einfach nur ein Shampoo. Es war auch kein schlechtes Shampoo, die Produkte, die wir bewarben, waren qualitativ gut. Das war keine Frage. Aber es war nur ein Shampoo, und dieses Haarwaschmittel wurde ein Renner.
In derselben Nacht noch hatte meine Chefin mit der Shampoo-Firma verhandelt, und die hatte den Entwurf für eine hohe Summe gekauft. Das hatte ich aber erst später erfahren und zwar am Monatsanfang, als ich mein erstes Gehalt empfing.
Am Tag nach dem Shampoo-Entwurf kam ich pünktlich in mein Büro und wollte mit meiner Arbeit beginnen. Das nächste Objekt, das ich mir ausgesucht hatte, waren Nassrasierer. Kaum saß ich am Zeichenbord und wollte beginnen, da platzte, ohne anzuklopfen, Frau Schwarz herein.
„Ah, schon bei der Arbeit? Wie fleißig! Um was geht es heute?“
„Nassrasierer, Frau Schwarz!“
„Wie romantisch! Lassen Sie den Bleistift und kommen Sie mit!“
„Aber, ich...“
„Hier haben Sie eine digitale Spiegelreflexkamera!“, sagte meine Chefin und drückte mir eine Kamera in die Hand.
Mit der folgte ich ihr, wohl oder übel. Nach kurzer Fahrt in ihrem Sportwagen erreichten wir ein Autohaus.
„Können Sie fotografieren, Herr Beach?“
Ich guckte sie nur entgeistert an.
„Kommen Sie einfach mit und fotografieren Sie!“, sagte Frau Schwarz und stieg aus.
Ich folgte ihr. Während sie sich mit dem Chef des Autohauses unterhielt, fotografierte ich. Ich lichtete alle Autos ab, die ich fand. Und das aus allen möglichen und unmöglichen Sichtwinkeln. Mit unterschiedlicher Belichtungszeit und unterschiedlicher Blendengrösse. Nach einer halben Stunde war ich fertig, ich hatte alle Autos im Kasten und der Speicher war voll. Es war zehn Uhr. Anika Schwarz sah, wie ich dumm in der Gegend stand. Sie löste sich vom Chef des Autohauses und kam zu mir.
„Herr Beach, Sie sollen fotografieren!“, sagte sie entrüstet.
„Verzeihung, ich bin fertig! Außerdem ist der Speicher voll!“
„Fertig? Speicher voll? Ich dachte, Sie brauchen den ganzen Vormittag!“
„Sorry!“, meinte ich nur.
Anika Schwarz gab ein Lachen von sich, das ziemlich nach Unsicherheit klang. Dann gab sie mir die Schlüssel ihres Sportwagens.
„Okay, fahren Sie zurück ins Büro, und suchen Sie sich drei Autos aus, die Ihnen am besten gefallen, und beginnen Sie mit der Arbeit!“
„Okay!“, sagte ich und verließ Anika und den großen und gutaussehenden Autohauschef
Am nächsten Tag ließ sich meine Chefin im Büro nicht blicken. Das war klar. Ich arbeitete an meinem ersten Entwurf, und am Abend war er fertig. Am darauffolgenden Tag war sie wieder da. Ich zeigte ihr den ersten Entwurf.
„Wo haben Sie das drucken lassen?“, fragte sie.
„Das ist kein Druck!“, meinte ich.
„Was soll das denn sonst sein?“
„Es ist eine Zeichnung!“
Anika Schwarz schaute mich an.
„Sie wollen mich verarschen!“
„Mitnichten, Chefin, mitnichten!“
„Und wenn das eine Zeichnung sein soll, was ich nicht glaube, dann haben Sie die an einem Tag geschafft?“
„Äh, ja! Ist das jetzt ein Problem für Sie?“
„Sie kriegen doppeltes Gehalt!“, sagte Anika, meine Chefin, und verließ mein Büro.
Den Rest des Tages verbrachte ich damit, den Entwurf für das nächste Auto zu gestalten. Als ich nach verrichteter Arbeit das Büro verlassen wollte, klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab.
„Ja, hier Fred Cox von Cox Enterprises! Spreche ich mit Roy Beach?“
„Am Apparat!“
„Fein! Mr. Beach, wir haben ihren Entwurf für unser Shampoo vorliegen, und wir drehen demnächst einen Werbespot! Wir möchten Sie gerne als künstlerischen Berater dabei haben! Was sagen Sie?“
„Da muss ich erst mit meiner Chefin reden, Mr. Cox!“
„Was ist? Sie müssen doch nicht erst Mama um Erlaubnis fragen, Herr Beach?“
„Ich arbeite für sie!“
„Sie arbeiten für sich und für sonst niemanden, Herr Beach!“
„Hm, klingt einleuchtend!“
„Also, was ist?“
„Ist in Ordnung, Mr. Cox!“
„Fein!“
Dann gab er mir noch die Daten für den Termin. Frau Schwarz erzählte ich nichts von dem Deal. Denn in diesem Geschäft ging es nur darum, wer am meisten verdient. Und in diese Falle bin ich herein getappt und spielte dieses Spiel. Den Werbespot sah ich für mich als lukrativen Nebenjob.
Ich war erfolgreich in jeder Hinsicht, der Werbespot wurde ein Renner. Die Verkaufszahlen der von mir beworbenen Autos stiegen und Cox Enterprises kam mit der Produktion des Shampoos nicht nach. Alles, was ich anfasste, wurde zu Gold. Bis etwas geschah, und zwar an dem Tag, an dem ich mal wieder um 7 Uhr morgens aufstehen musste.
Ich rasierte also den Schrecken in meinem Spiegel. Schwarzer Kaffee, zwei Zigaretten, Honigmelone, ein Kornbrötchen mit Butter und geräuchertem Schinken bedeuteten für mich das Frühstück. Die U-Bahn bedeutete für mich der Weg zur Arbeit und mein Schlüssel der Zugang zu meinem kreativen Büro. Für diesen Tag wollte ich eine Zahnbürste bewerben, denn eine andere Firma war auf mich aufmerksam geworden. Da kam Anika in mein Büro, ohne anzuklopfen, sie klopfte nie an.
„Kommen Sie mal in mein Büro!“, sagte sie und verschwand wieder.
Ich dachte, sie hatte das mit dem Werbespot heraus bekommen und würde sich nun beschweren, dass ich sie nicht am Gewinn hatte teilhaben lassen. Ich betrat ihr Büro.
„Setz' dich!“, sagte sie.
„Sind wir jetzt beim Du?“, fragte ich.
„Ich möchte mir dir essen gehen, Roy!“, sagte Anika.
„Ach, ist ja interessant!“, meinte ich.
„Findest du?“
„Die Interessantheit liegt in dem Unwissen begründet!“, sagte ich.
„Was für ein Unwissen?“
„Ob es sich um ein Geschäftsessen oder ein privates handelt. Letzteres würde man Date nennen!“
Während des Gespräches fiel mir etwas auf. Aber ich konnte dem Auffallenden nicht weiter Raum schenken, denn die Chef-Göttin baggerte weiter.
„Was denkst du, Roy, was es sein könnte?“
Das Wort Roy betonte Anika besonders, denn das war mein Vorname, und ich spürte unmissverständlich, die Dame hatte es auf mich abgesehen. Ihre Blicke sprachen Bände und ihr Dekolleté ebenso.
„Nichts mehr mit dem Autohändler?“
„Woher weißt du?“
Da fiel mein Blick wieder auf das Aufgefallene.
„Was ist, Roy? Du bist so unaufmerksam!“
„Entschuldige bitte, aber steht da auf deinem Kalender 3012?“
„Kalender? Wir reden hier gerade über unsere Beziehung, und du sprichst von meinem Kalender?“
„Ist bestimmt nur ein Druckfehler!“, versuchte ich sie zu beschwichtigen.
„Also, was ist?“
„Ja, klar, können wir machen!“
„Können wir machen? Ein bisschen mehr Begeisterung bitte!“
„Ich bin begeistert!“
„Das will ich hoffen! Also um 12 Uhr?“
„12 Uhr!“, sagte ich und verließ Anikas Büro.
Ich arbeitete noch drei Stunden, nahm dann meine Jacke und ging zu Anikas Büro. Ich trat ein,ohne anzuklopfen.
„Bitte vorher anklopfen!“, sagte sie.
„Du klopfst bei mir auch nicht an!“, wandte ich ein.
„Aber du bist mein Angestellter!“
„Irgendwie hab ich in Erinnerung, dass du vorhin von Beziehung sprachst!“
„Ah, endlich hat er es kapiert!“, sagte Anika.
Sie stand auf, nahm ihre Jacke, kam zu mir und küsste mich auf die Wange. Dann nahm sie mich einfach an die Hand. Ob ich wollte oder nicht. Ich ließ mir das gefallen, denn sie sah gut aus und roch gut. Ich sollte fahren, ich fuhr gerne, aber ihr Sportwagen gefiel mir nicht so besonders. Ich wollte lieber einen Porsche, Geld dafür hatte ich mittlerweile ausreichend, aber ich liebte das U-Bahn-Fahren. Wir fuhren zu einem Chinesen und aßen Peking-Ente. Ich liebte chinesisches Essen, und es kam, wie es kommen musste. Am Nachbartisch saß Sandy McCormick, meine ehemalige Freundin. Sandy war jünger als ich und frischer und nicht so verkopft wie meine Business-Begleiterin.
„Hallo Roy!“, sagte Sandy freudig, als sie mich erblickte.
„Hi Sandy!“, sagte ich ebenso freudig.