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Hans Donnervogel ist Richtschütze auf einem Panzer im zweiten Weltkrieg an der Ostfront. Nach Moskau marschiert man auf Stalingrad zu. Wegen des Schaukelns des Panzers während der Fahrt muss Hans sich des öfteren übergeben.
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Seitenzahl: 45
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Jörg Röske
Panzersteppenfahrt
Der Donnervogel der wesentlichen Ostküste
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Inhaltsverzeichnis
Titel
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Impressum neobooks
Das war immer ein Geschaukel. Nicht immer, aber manchmal. Ich musste kotzen.
„Verträgst wohl nichts!“, meinte der Panzerkommandant.
„Halt die Klappe!“, sagte ich.
„Ach, große Schnauze, oder was?“
„Und wer hat die beiden T34 vorhin ab geballert?“
Der Kommandant hielt die Klappe.
„Hier, nimm ein Stück Brot, das wird dir gut tun.“, sagte der Kommandant.
„Danke.“, sagte ich und nahm das Brot.
Es war hart, kaum zu beißen. Aber es tat mir gut.
„Panzer voraus!“
„Wie viele?“, fragte ich.
„Drei T34. Du hast das Kommando.“
Also machte ich mich an das Okular.
„Laden.“, sagte ich.
Das Rohr wurde geladen. Ich gab die Schusswerte an und dann den Feuerbefehl. Unser Panzer bebte.
„Nachladen.“, sagte ich.
Und ich visierte den zweiten an.
„Ist nach geladen.“, sagte der Ladeschütze.
Der zweite T34 war im Visier. Ich ließ erneut feuern.. Unser Panzer bebte. Überall Rauch und Qualm.
„Nachladen.“, sagte ich so leise, dass es schon gespenstisch war.
Ich sah, wie der dritte T34 sein Rohr auf uns richtete.
„Ist nachgeladen.“
Ich ließ schießen. Das war knapp gewesen. Der T34 explodierte, Volltreffer. Qualm drang aus ihm heraus.
„Wie machst du das nur?“, fragte der Panzerkommandant.
„Was mache ich wie?“
„Die ganze Zeit bist du am kotzen, und wenn die Russen erscheinen, dann bläst du einem nach dem anderen eiskalt weg.“
„Keine Ahnung, Chef, ich weiß es nicht. Ich mache halt meinen Job.“
„Es ist eigentlich mein Job.“
„Und wieso mache ich ihn dann?“
„Weil du es besser kannst.“
„Darf ich jetzt weiter kotzen?“
„Bitte nicht, es stinkt schon ohnehin genug in unserem Panzer.“
„War auch nur ein Scherz.“
„Und wer wischt das jetzt weg?“
„Ich mache das schon.“
„Jetzt?!“
„Warum nicht? Ich glaube, die Russen haben erst mal genug.“
„Auf deine Verantwortung! Du kommst dann vor 's Kriegsgericht!“
„Ich sehe keins.“
„Na gut, einmal Panzer auswaschen.“
Wir stoppten, und ich wusch meine Kotze weg. Die anderen hielten Ausschau nach den Russen. Es kamen keine. Wie ich es gesagt hatte. Es ging weiter. Wir waren auf dem Weg nach Stalingrad. Vor Moskau hatten wir uns einen abgefroren. Jetzt war es schön warm. Zu heiß schon für meine Begriffe. Und die stickige Luft im geschlossenen Panzer samt Hitze trugen zusätzlich für mein Unwohlsein bei. Aber wenn der Feind auftauchte, dann war alles wie weg gepustet. Ich konnte mir das selbst nicht erklären. In diesen Momenten war ich ein präziser und eiskalter Hund. Als wäre ich auf der Jagd. Generalfeldmarshall Paulus hatte das mit bekommen. Deswegen setzte er uns von unserem Panzer IV auf einen Tiger. Wir sollten die Vorhut bilden, also wir allein mit unserem Tiger voran. Stalingrad erreichten wir noch lange nicht. Aber wir gelangten zu einem Dorf. Wir fuhren hinein und sondierten. Es war nichts Auffälliges zu sehen. In einem Schuppen fand ich zwei T34 und die dazu gehörigen Panzerbesatzungen. Ich konnte russisch.
„Was macht ihr da?“, fragte ich.
„Karten spielen, siehst du doch, Donnervogel.“, sagte ein Russe.
„Was ist Donnervogel?“
„Du bist der Donnervogel.“
„Ach, so nennt man mich bei euch?“
„Was willst du? Wir machen nichts.“
„Wieso stellt ihr euch mir nicht entgegen?“
„Karten spielen ist ungefährlicher.“
„Kein Spielchen mit mir?“
„Hast du Stukas dabei?“
„Die sind hinter mir.“
„Ach, deine Leute denken wohl, die schaffst alles alleine?“
Da fing der Russe an zu lachen. Lauthals und unüberhörbar.
„Warum lachst du, Russe?“
„Wieso ziehst du nicht allein nach Stalingrad?“
„Meine Leute müssen sich wenigstens ein bisschen nützlich fühlen.“, grinste ich.
„Man könnte meinen, du bist ein Megalomane. Aber deine Taten sagen etwas anderes.“
„Es waren nur fünf T34.“
„Ja, heute! Und was war gestern und vorgestern und davor?“
„Was war denn da? Ich kann mich nicht erinnern.“
„Wir haben keine Panzer mehr! Die fünf von heute waren unsere letzten!“
„Oh, das tut mir leid.“
„Lache nicht über uns, Donnervogel.“
„Ich kann für meine Präzision nichts. Was spielt ihr da?“
„Poker.“
„Ich mache euch ein Angebot. Ich spiele mit, und wenn ich verliere, ergebe ich mich. Und ihr könnt mich vierteilen oder so. Mit vier T34.“
„Das geht nicht, wir haben keine T34 mehr.“
„Dann könnt ihr mich fünfteilen.“
„Die letzten fünf Panzer hast du heute erledigt. Schon vergessen?“
„Dann könnt ihr mich erhängen.“
„Geht nicht, du hast ein zu starkes Rückgrat.“
„Köpfen?“
„Zu starkes Rückgrat.“
„Ertränken?“
„Zu unsicher.“
„Erschießen?“
„Mit was?“
Mit einer russischen Pak.“
„Bei deinem Glück schießt die noch daneben.“
„Kein Poker also?“
„Doch. Und wenn du verlierst, dann arbeitest du für uns.“
„Und wenn ich gewinne?“
„Dann arbeiten wir für dich, Donnervogel.“
„Abgemacht.“
Wir spielten, ich gewann. Der Russe guckte.
„Unfair, du hast gewonnen!“
„Ihr arbeitet jetzt für mich.“
„Mist.“
„Das bedeutet, ich fahre mit meinem Tiger vor und ihr mit euren allerletzten T34 hinterher.“
„Aber wir nehmen Wodka mit.“
„Für mich bitte zwei Flaschen.“
„Bekommst du, Donnervogel, damit du nicht mehr kotzt.“
„Ihr wisst, dass ich kotze?“
„Das weiß die ganze rote Armee.“
„Wie heißt du, Russe?“, fragte ich.
„Iwan. Und wie heißt du?“
„Donnervogel.“
„Jetzt echt?“
„Ja, Hans Donnervogel. Hier mein Soldbuch.“
Ich reichte Iwan mein Soldbuch. Er las.
„Tatsächlich, du heißt Hans Donnervogel. Unglaublich! Dein Name ist Programm!“