Der Tod der Mönche - Andreas Seiller - E-Book

Der Tod der Mönche E-Book

Andreas Seiller

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Beschreibung

Zwei tote Mönche, die auf grausame Weise hingerichtet wurden veranlassen den Landvogt zu einer genaueren Untersuchung des Klosters Rupertsberg. War es ein weltliches Verbrechen oder steckte der wahrhaftige Satan hinter diesen Morden? Wo ist das Blut, welches aus den schrecklichen Wunden der Mönche in den Schnee geflossen sein musste? Was bedeuten die Buchstaben, die in ihr Fleisch geschnitten wurden und was verbirgt sich in dem Tuch, welches sie im gefrorenen Erdreich gefunden haben? Der Landvogt und sein junger Gehilfe machen sich auf die Spurensuchen und finden die grausame Wahrheit heraus.

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Andreas Seiller

Der Tod der Mönche

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Der Tod der Mönche

Impressum neobooks

Der Tod der Mönche

Ein eisiger Wind trieb über das karge Land hinweg, peitschte abgestorbenen Äste wie dünne Strohhalme vor sich her.

Die Landschaft glich einer Wüste aus gefrorenem Sand und Steinen.

Baumgerippe ragten wie versteinerte Riesen in die Höhe,

kämpften heroisch gegen den frostigen Atem der Natur an.

Nichts wuchs zu dieser Jahreszeit auf den Äckern und Feldern.

Nichts vermochte das Verlangen der Menschen zu stillen, ihre knurrenden Mägen mit etwas essbarem zu füllen.

Sie litten furchtbaren Hunger. Viele von ihnen überlebten nur, indem sie sich von Blattwerk, Wurzeln, Ratten und Mäusen ernährten.

Doch der Hunger war nicht die schlimmste Not in dieser Zeit!

Es gab etwas, das noch viel grausamer, noch viel erbarmungsloser war.

Keinem Krieg, keiner Hungersnot hatten die Menschen bisher einen so hohen Tribut gezollt, wie dieser Seuche, die den Namen „Pestilenz“ trug.

Unaufhaltsam hatte sich die todbringende Krankheit in den Städten und Dörfern verbreitet und im Laufe von fünf Jahren fast ein Drittel der Menschheit in ganz Europa ausgerottet. Nur das Feuer vermochte diese Krankheit aus dem Land zu vertreiben. Die lodernden Flammen fanden in dieser Zeit so viel Nahrung an toten Körpern, dass die entfachten Feuer Tag und Nacht, Woche um Woche brannten, ohne auch nur ein einziges Mal zu erlöschen.

Aber noch immer war der „schwarze Tod“ nicht ganz aus dem Land vertrieben worden, jedoch hatte man das Pestbakterium durch Aderlass und Einläufe stark eingedämmt. Nur noch selten traten neue Fälle auf, in denen ein Medicus durch das schmerzhafte anbringen von Schröpfköpfen die geschwollenen Lymphknoten nach außen hin öffnen musste, um das Leben eines Infizierten zu retten – was aber auch nur in den seltensten Fällen gelang.

Doch selbst in diesen schweren Tagen, an denen die vollbeladenen Leichenkarren ununterbrochen über die ausgetretenen Wege fuhren,

begingen die Menschen schwere Verbrechen, die nicht ungesühnt bleiben durften.

Johannes von Gründel – der Landvogt von Bingen, war der Erfüllungsgehilfe des Fürsten und somit die Exekutive selbst, wenn es darum ging einen Verbrecher zu überführen und zu bestrafen.

Er selbst verabscheute die Gewalt durch Folter und die dadurch unter Schmerzen erzwungenen Geständnisse. Meist waren die Delinquenten einfache und unschuldige Bauern. Dennoch griff er unbarmherzig durch, da man dies von ihm und seinem Berufsstand verlangte. Von Gründel hatte einen scharfen Verstand, und er hatte damit schon so manchen Schuldigen überführt und an den Galgen gebracht.

Am späten Abend des 10 November 1353 wurde Johannes von Gründel durch einen Dienstboten bei seinen Vergnügungen gestört, da sich ein unangemeldeter Gast in seinem Hause eingefunden hatte und um Hilfe bat. Mürrisch erhob er sich in seinem Bett, schob seine willige Magd zur Seite. Laut fluchend zog er sich einige Kleidungsstücke an und begab sich in das Zimmer, in welchem ein blasser Junge, Anfang Zwanzig, bereits auf ihn wartete.

„Was kann ich für Euch tun, werter Herr“, erkundigte sich der Landvogt missgestimmt, bot aber seinem Gegenüber mit einer kurzen Handbewegung einen Platz an.

„Es ist mir äußert unangenehm, Euch zu so später Stunde zu stören“, begann der junge Mann mit einem leichten Akzent in der Stimme, „doch der Abt des Klosters Rupertsberg, Bruder Johann, sandte mich mit der Bitte, Euch dieses Schreiben zu übergeben.“

Der Landvogt nahm die Schriftrolle entgegen und brach das rote Wachssiegel entzwei. Im Licht einer Kerze, las er die mit geschwungener Schrift aufgesetzten Zeilen des Benediktinermönches.

Werter Landvogt,

noch vor Tagesanbruch ereignete sich auf dem Wege zwischen Bingen und unserem ehrwürdigen Kloster Rupertsberg ein höchst grausamer Mord an unserem Glaubensbruder Karl von Sickingen.

Man fand ihn, seiner Kleider beraubt, leblos im kalten Schnee liegend, seinen Magen mit einem scharfen Gegenstand geöffnet und seine Eingeweide um ihn verteilt.

Jegliches Blut aus seinem Körper fehlte und konnte nicht gefunden werden.

Wir bitten Euch um Eure Hilfe um dieses - wohl weltliche - Verbrechen zu sühnen.

Abt Johann von Rüdesheim

Der Landvogt legte den Brief zur Seite und sah den blassen, schmächtigen Jungen an, der nur wenige Schritte von ihm entfernt, schweigend auf einem Stuhl saß.

„Sagt mir Euren Namen“

„Giovanni Angelo Verde”

Von Gründel nahm auf dem gegenüber stehenden Stuhl platz und sah

in das Gesicht des Fremden, in welches das flackernde Licht einer Kerze tanzende Schatten warf.