Der unerwartete Gefährte des Omegas - April Andrews - E-Book

Der unerwartete Gefährte des Omegas E-Book

April Andrews

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Beschreibung

Ein Omega-Wolf wird von seinem Rudel gefangen gehalten und es ist an dem rebellischen Omega Aaron, ihn zu retten. Aber Aaron kann sich nicht einfach in das Revier eines Rudels schleichen, ohne dabei seine eigene Freiheit zu riskieren. Er muss einen Weg hinein finden, was ihm schon bald gelingt, als er Leo, einen Wolf aus dem betreffenden Rudel, trifft. Leo fühlt sich ganz offensichtlich sofort zu Aaron hingezogen und Aaron hat die Absicht, diese Anziehungskraft zu seinem Vorteil zu nutzen. Doch was Aaron nicht erwartet hatte, ist, dass er sich ebenfalls zu dem Mann hingezogen fühlt … aber das hätte er erwarten sollen, denn schließlich erkennt Aaron, dass Leo sein vorbestimmter Gefährte ist. Angesichts des drohenden Krieges zwischen allen Wölfen und der Lebensgefahr für Dutzende von Omegas kann Aaron es sich jedoch nicht leisten, seinen eigenen Wünschen nachzugeben. Er hat eine Mission zu erfüllen und nichts darf ihm in den Weg kommen … nicht einmal der Mann, auf den er sein Leben lang gewartet hat. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Enthält Hinweise auf mpreg. Länge: rund 46.000 Wörter

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Epilog

ÜBER APRIL ANDREWS

LESEPROBE:

Der unerwartete Gefährte des Omegas

Ein Omega-Wolf wird von seinem Rudel gefangen gehalten und es ist an dem rebellischen Omega Aaron, ihn zu retten. Aber Aaron kann sich nicht einfach in das Revier eines Rudels schleichen, ohne dabei seine eigene Freiheit zu riskieren. Er muss einen Weg hinein finden, was ihm schon bald gelingt, als er Leo, einen Wolf aus dem betreffenden Rudel, trifft.

Leo fühlt sich ganz offensichtlich sofort zu Aaron hingezogen und Aaron hat die Absicht, diese Anziehungskraft zu seinem Vorteil zu nutzen. Doch was Aaron nicht erwartet hatte, ist, dass er sich ebenfalls zu dem Mann hingezogen fühlt … aber das hätte er erwarten sollen, denn schließlich erkennt Aaron, dass Leo sein vorbestimmter Gefährte ist.

Angesichts des drohenden Krieges zwischen allen Wölfen und der Lebensgefahr für Dutzende von Omegas kann Aaron es sich jedoch nicht leisten, seinen eigenen Wünschen nachzugeben. Er hat eine Mission zu erfüllen und nichts darf ihm in den Weg kommen … nicht einmal der Mann, auf den er sein Leben lang gewartet hat.

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Enthält Hinweise auf mpreg.

Länge: rund 46.000 Wörter

APRIL ANDREWS

Der unerwartete Gefährte des Omegas

Die Omega-Auktionen 6

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene

ME AND THE MUSE PUBLISHING

www.meandthemuse.com

Copyright © der englischen Originalausgabe „The Omega’s Unexpected Mate“: April Andrews

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:

Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe

Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2019

Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs

Übersetzt von: Sage Marlowe

URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:

Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.

Mit dem Erwerb eines E-Books erhält der Käufer die Lizenz zur persönlichen Nutzung, ist jedoch nicht zur Weitergabe des Inhaltes an Dritte, weder gegen Entgelt noch kostenlos, berechtigt.

Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.

Bitte beachten:

Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.

Kapitel 1

Die Auswahl an der Jukebox in der Bar, die die Einheimischen „Das Loch“ nannten, begann Aaron auf die Nerven zu gehen. Er beäugte die Maschine von seiner Position hinter der Bar aus und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er das verdammte Ding einfach vom Strom trennen und endlich die ständige Berieselung von Country-Musik stoppen konnte, die seine Ohren quälte. Es wäre leicht zu machen. Er wusste, wo der Stecker angeschlossen war. Er wusste, wo alles angeschlossen war, und zwar, weil er die letzten dreizehn Wochen fast jeden Tag in dieser Bar verbracht hatte. Von den Holzbalken, die über die undichte Decke führten, bis zu den Stühlen und Tischen – die alle schon vor vielen, vielen Jahren zur nächsten Deponie gebracht worden sein sollten – bis zur Bar selbst, eine hölzerne Konstruktion, die nie sauber zu sein schien und ständig klebrig war, Aaron kannte jeden Zentimeter davon.

Er kannte auch die Leute.

Jeden einzelnen von ihnen.

Er unterdrückte geradeso einen Seufzer, als er darüber nachdachte, und sein Blick wanderte durch den heruntergekommenen Raum. Es befanden sich insgesamt ganze fünfzehn Personen im Inneren. Alles Männer. Sie alle waren nicht einen Tag unter fünfzig. Aaron betrachtete sie inzwischen als die Stammgäste. Die meisten, wenn nicht alle, kamen jeden Abend her. Sie waren Einheimische, Teil der kleinen Stadt, in der sich das Loch befand. Er hatte sich zu irgendeinem Zeitpunkt mit jedem von ihnen unterhalten, und sie waren Farmer, arbeitende Männer, die Art, wie man sie an Orten wie diesem in Hülle und Fülle finden konnte.

In kleinen Städten.

Kleinen menschlichen Städten.

Allerdings konnte man sie auch in anderen Arten von Städten finden.

Aaron wandte sich bei diesem Gedanken von dem Raum ab und ging zur Rückseite der Bar. Es gab dort nicht viel zu tun, nur ein paar Gläser zum Polieren, bevor er sie wegräumte, vielleicht ein paar Schüsseln, die mit den ungeschälten Nüssen gefüllt wurden, die fast das gesamte „Speisenangebot“ ausmachten, die das Loch bot. Trotzdem wollte Aaron noch einen Moment zum Nachdenken, denn es würde bald Feierabend sein, und wieder einmal war der Grund, warum er in dieser Bar war, nicht eingetreten.

Er nahm ein Glas und den Polierlappen und machte sich an die Arbeit. Auf der anderen Seite der Bar lachte einer der Männer über etwas, das sein Begleiter gesagt hatte. Es wurde auf ein Knie geklopft, ein weiteres Lachen ertönte, die Jukebox begann ein neues Lied, dieses über Herzschmerz … es ging immer um Herzschmerz, na ja, das und Enttäuschung.

Aaron war selbst ziemlich verdammt enttäuscht.

Er runzelte die Stirn als er das Glas abwischte und seinen Blick durch den Raum wandern ließ. Gesicht um Gesicht erfüllte sein Sichtfeld, aber keines von ihnen war das Gesicht, das Aaron sehen wollte, das Gesicht, das Aaron seit dem ersten Tag, an dem er in dieser kleinen Farmstadt angekommen war, zu sehen geplant hatte.

Aaron hasste kleine Farmstädte.

Er hatte sie schon immer gehasst.

Er war in einer aufgewachsen. Hatte seine Teenagerjahre in einer anderen verbracht. War danach schließlich einer weiteren entkommen. Er lebte jetzt an der Küste und das gefiel ihm. Er mochte es, beim Aufwachen den Duft von Salz in der Luft zu riechen. Er mochte es, den Wellen zu lauschen, die gegen die Klippen schlugen. Er konnte sich nicht vorstellen, anderswo zu leben, und die Wochen, die er hier verbracht hatte, verstärkten dieses Gefühl noch.

Er hasste kleine Farmstädte wirklich.

Er stellte das saubere Glas ab und nahm ein neues. Langsam drehte er es in seinen Händen herum. Das Ding war immer noch warm von der Spülmaschine – eine Spülmaschine, die nur fünfzig Prozent der Zeit funktionierte, wenn Aaron Glück hatte. Aber sie war alt, alles in dieser Bar war alt, einschließlich des Mannes, der sie besaß. Der wohnte über der Wirtschaft und Aaron sah ihn nur selten. Sie hatten sich vielleicht insgesamt eine Stunde lang unterhalten, und die Hälfte davon war gewesen, als Aaron sich für die Stelle beworben hatte, und in Wahrheit war „Bewerbung“ ein starkes Wort. Nach dem, was Aaron in Erfahrung bringen konnte, hatte der Besitzer schon monatelang nach jemandem gesucht, der den Laden praktisch betreiben sollte. Niemand in der Umgebung wollte das tun, was auch kein Wunder war. Die Arbeitszeiten waren lächerlich lang, es gab fast keine Freizeit, und dann war da der ständige Lärm der verdammten Musikbox. Wenn man all das zusammennahm, noch einen mürrischen Besitzer hinzufügte, hatte Aaron den Job von dem Moment an, als er das Schild gesehen und in die Bar gewandert war. Das war am allerersten Tag gewesen, als er in der Stadt angekommen war. Vor dreizehn Wochen.

Dreizehn Wochen.

War es wirklich so lange her?

Aaron ergriff ein weiteres Glas. Er machte sich daran, es abzuwischen, während er sich weiter im Raum umsah. Wie so oft war Aarons Blick auf die Tür gerichtet, die auf die einzige Hauptstraße der Stadt hinausführte. Neben der Bar gab es ein Café, einen Gemischtwarenladen, und aus irgendeinem Grund, den er nicht nachvollziehen konnte, auch ein orientalisches Restaurant. Aaron hatte nur eine andere Person dort hineingehen gesehen, von den zwei Männern abgesehen, die es zu führen schienen, und jedes Mal, wenn er hineingegangen war, um etwas zu bestellen – denn Gott weiß, es war besser als der Fraß, den das Café anbot – hatten sie so getan, als wäre es eine große Unannehmlichkeit für sie. Sie sprachen auch kaum Englisch oder gaben zumindest vor, es nicht zu tun, und Aaron war beim ersten Mal nur dank des anderen Mannes, der gerade dort war, in der Lage gewesen, seine Bestellung aufzugeben.

Leo.

Nur war er kein gewöhnlicher Mann.

Aaron hatte das fast sofort bemerkt, und sein Körper hatte sich angespannt, als er sich bewusst wurde, was Leo war. Er hatte auch ziemlich schnell etwas anderes bemerkt. Und das war der Grund, warum er überhaupt in dieser Bar war, der Grund, warum er die verkratzten Gläser abwischte und schreckliche Musik hörte, anstatt in seinem Haus an der Küste zu sein, umgeben von den Leuten, die seine Familie waren, und der Sicherheit der Gemeinde, an deren Aufbau sie hart gearbeitet hatten.

Leo war ein Wolf.

Genau wie Aaron.

Und er war ein Mitglied des einzigen Wolfsrudels in dieser Gegend. Dem einzigen Wolfsrudel im Umkreis vieler Meilen, um genau zu sein. Es war das Rudel, das zu infiltrieren Aaron geschickt worden war.

Er stellte das Glas neben die anderen, fertig polierten. Es blieb noch ein halbes Dutzend übrig und Aaron beendete die Arbeit schnell. Als er fertig war, gab ihm einer der Stammgäste von der anderen Seite des Tresens aus ein Zeichen. Aaron durchquerte den kleinen Raum und nickte dem Mann, von dem er wusste, dass er Gerald hieß, zu. Er war ein Farmer aus der Gegend. Ganz in Denim gekleidet. Ein Bart bedeckte fast sein ganzes Gesicht, das von der Sonne gerötet war.

„Ich nehme noch einen“, sagte er und reichte Aaron sein Glas.

Aaron füllte es und gab es zurück.

„Ruhig hier heute Abend“, sagte Gerald.

Das war es nicht. Ganz und gar nicht. Es war so ziemlich wie an jedem anderen Abend, aber Aaron nickte trotzdem. „Ruhig.“

„Ich dachte, wir würden einige Leute von dort draußen reinkommen sehen“, sagte Gerald. „Es ist ein paar Wochen her, seit sie ihre Gesichter gezeigt haben.“

Er bezog sich auf Leos Rudel. In den letzten dreizehn Wochen waren sie hin und wieder in die Bar gekommen, doch sie blieben nie lange und kamen fast immer paarweise … abgesehen von Leo natürlich … er kam immer alleine.

„Wir schließen bald“, sagte Aaron nach einem Moment. „Vielleicht sind sie morgen hier?“

„Da fragt man sich doch, was die auf ihrer Farm so machen“, sagte Gerald, als er sein Bier nahm. „Wie sie sich die Zeit vertreiben.“

Einen Moment später ging der Mann wieder zu seinen Freunden zurück, aber seine Worte brachten Aaron dazu, sich unbehaglich zu bewegen, und nicht nur, weil sie nicht die ersten waren, die die Einwohner der Stadt über die seltsamen Leute gesagt hatten, die die riesige Farm am Rande der Stadt besaßen. Aaron wusste genau, was das Rudel tat, um sich die Zeit zu vertreiben. Und er wusste das, weil dieses Rudel – Leos Rudel –, anders als das, in dem Aaron lebte, der Inbegriff all dessen war, was Aaron an Wolfswandlern verabscheute.

Sie waren arrogant.

Sie waren verschlagen.

Sie hielten an einer strengen hierarchischen Struktur fest.

Und das bedeutete, dass sie einige Mitglieder ihres Rudels so behandelten, dass allein der Gedanke daran Aarons Blut zum Kochen brachte.

Omegas.

Die niedrigste Stufe in fast jedem Rudel und Aaron war selbst einer. Aber im Gegensatz zu den Omegas von Leos Rudel war Aaron ein freier Wolf. Frei zu wählen, wem er seine Loyalität geben wollte. Frei zu entscheiden, mit wem er sich paaren wollte. Frei zu entscheiden, wie er sein Leben führen wollte.

Er hatte Glück gehabt, aber auch nur, weil er, nachdem er aus seinem eigenen Rudel geflohen war, ein Rudel gefunden hatte, das fast ausschließlich aus Omega-Wölfen bestand, eines, das jede Art von hierarchischer Struktur abgelegt hatte, das immer nach vorne gerichtet war, immer zukunftsorientiert … und eines, das es sich zum Ziel gemacht hatte, diejenigen zu retten, denen die gleichen Freiheiten nicht gewährt wurden.

Weshalb er hier war.

Um einen Omega-Wolf zu retten.

Ein Wolf, der auf dem Land der Leute versteckt war, die „dort draußen“ lebten. Ein Wolf, der wahrscheinlich allerhand brutaler Behandlung ausgesetzt war, während Aaron einen Weg plante, in dieses Land zu gelangen. Aber nach all den Wochen in dieser gottverlassenen Stadt wusste er jetzt, dass es nur einen Weg gab, nur einen möglichen Weg, mit dem er es versuchen konnte, und – fast als ob er es gewusst hätte – öffnete sich bei diesem Gedanken die Tür und ein Mann trat ein.

Leo.

Allein.

Immer alleine.

Auf diesen Mann hatte Aaron gewartet.

Kapitel 2

Leos Herz raste, als er in den Hauptraum des Lochs ging. Es gab viele Gründe für dieses rasende Herz und auch für das Adrenalin, das ihn durchströmte.

Der erste dieser Gründe war, dass Leo seinem Alpha nicht gesagt hatte, dass er das Revier verließ, und das bedeutete, dass er nicht um Erlaubnis gebeten hatte. Er hatte versucht, seine Spuren so gut wie möglich zu verdecken, war aber nicht ganz davon überzeugt, dass er perfekte Arbeit geleistet hatte. Und Tatsache war, dass, wenn diese Spur aufgegriffen wurde, wenn der Alpha merkte, dass er es gewagt hatte, die Farm ohne grünes Licht zu verlassen, er bestraft werden würde.

Hart.

Und das war genug, um Leo nervös und leicht verängstigt zu machen. Aber, wenn Leo vollkommen ehrlich zu sich selbst war, das war nicht der einzige Grund. Der Hauptgrund stand hinter der Theke, die Handflächen daraufgelegt, die verengten Augen auf die Tür gerichtet, auf ihn.

Aaron.

Der einsame Wolf.

Ein Mann, den Leo eigentlich nicht einmal kannte, ein Mann, den er sicherlich nicht verstand, aber einer, der sein Herz vom ersten Moment an, als Leo ihn getroffen hatte, auf die lächerlichste Art rasen ließ.

Diese ersten Momente blitzten durch Leos Kopf, als er zögernd zum Tresen ging. Er war in der Stadt gewesen und hatte einige Vorräte besorgt, diesmal mit Erlaubnis. Er hatte diese Tatsache ausgenutzt, um sich das eine Gericht, das er lieber als alle anderen mochte, in dem orientalische Restaurant zu holen, das von zwei Männern betrieben wurde. Sie waren auf ihre Weise mysteriös genug, aber überhaupt nicht wie der Mann, der dort an der Theke gestanden und versucht hatte, selbst eine Bestellung aufzugeben.

Er hatte sich bei dem Geräusch der aufschwingenden Tür umgedreht, hatte seine Augen auf Leo gerichtet, seine Lippen mit einem Keuchen geöffnet, und in diesem Moment hatte Leo gewusst, dass alles, alles in seinem Leben unwiderruflich verändert werden würde.

Dieses Gefühl vertiefte sich nur noch, als er sich jetzt der Theke näherte und seinen Hut darauf legte, bevor er aufblickte, damit er Aarons goldenen Augen begegnen konnte.

„Leo“, sagte Aaron.

Seine Lippen schienen das Wort zu streicheln, sich um es zu schmiegen, es zu schmecken. Ein Wort, und es ließ Leos Schwanz in einem Augenblick hart werden. Mehr als das, sein Magen drehte sich und zog sich zusammen, und sein Herz raste so schnell, dass er sicher war, dass jeder andere Mann im Raum es hören konnte.

„Hallo, Aaron.“

Seine Worte ließen den anderen Mann lächeln. Oder vielleicht war das nur, weil alle anderen Unterhaltungen im Raum schnell verstummt waren. Ohne die Jukebox wäre Leo sicher gewesen, dass jedes Wort, das sie sprachen, von den anderen Männern in dem Loch gehört worden wäre. Aber die Jukebox spielte weiter und überdeckte ihre Worte mit einem Lied über Lust und Sehnsucht. Es hätte nicht passender sein können.

„Wie geht es dir?“, fragte Aaron, als Leo sich auf einen der Barhocker setzte.

Er wollte sich nicht wirklich hinsetzen. Sein Schwanz fühlte sich schon so unbehaglich in seiner Hose an. Aber mit all der nervösen Energie, die ihn durchströmte, war es unmöglich, aufrecht zu stehen.

„Gut“, sagte er.

Aaron legte seinen Kopf zur Seite. Sein Lächeln wurde ein wenig breiter. Er hielt kurz inne, bevor er eines der Gläser ergriff.

„Ich dachte, ich würde dich früher zu sehen bekommen.“

Und Leo wünschte sich wirklich, dass dies der Fall gewesen wäre. Von dem Moment an, als er und Aaron sich vor dreizehn Wochen und zwei Tagen zum ersten Mal begegnet waren, hatte er den anderen Mann insgesamt sechs Mal gesehen. Das erste Zusammentreffen war im Restaurant gewesen. Das zweite, dritte und vierte war im Gemischtwarenladen gewesen. Die letzten zwei Male hatte Leo sich in das Loch gewagt. Das war ein Wendepunkt in seinem Kopf gewesen. Normalerweise wäre er niemals dort hineingegangen. Er hasste die Blicke, die der Rest der Stadtbewohner ihm zuwarf. Hasste das Gefühl, als würde er abschätzig gemustert. Aber die Tage vergingen, einer nach dem anderen, und wieder einer nach dem anderen, und mit jedem einzelnen, jedem quälenden Tag, verstärkten sich Leos Gefühle.

Die Lust.

Das Begehren.

Das Verlangen.

Er wusste, was diese Gefühle bedeuteten. Wusste, dass er alles in seiner Macht Stehende tun musste, um ihnen zu widerstehen. Und er hatte es versucht! Er hatte es so verdammt ernsthaft versucht. Aber sie erreichten immer wieder einen Punkt, wo es unmöglich wurde, und die letzten paar Male, als das passierte, hatte sich Leo in dieser Bar wiedergefunden.

Wo er zu Aaron hochschaute.

Sich nach Aaron sehnte.

Nach einem Mann, den er nicht einmal kannte!

„Ich war wirklich beschäftigt“, sagte er schließlich.

„Auf der Farm?“, fragte Aaron.

Die Farm … die verdammte Farm … wie Leo sie hasste … wie er jeden Zentimeter davon hasste. „Ja.“

Aaron nickte, bevor er seine Hände um das Glas legte. Sie waren riesig, die Rückseiten bedeckt von einem Hauch Behaarung. Wie viele Nächte hatte Leo von diesen Händen fantasiert? Wie viele Nächte hatte er sich vorgestellt, wie sie an seinem Körper rauf und runter strichen? Zu viele. Und er konnte es anscheinend nicht stoppen. Warum sonst war er wieder in dieser Bar?

„Was darf es sein?“, fragte Aaron.

Leo zuckte zusammen. Er konnte sich gut vorstellen, was passieren würde, wenn er nach Alkohol riechend zur Farm zurückkehrte. All diese vielen Tage der Vorbereitung? All die Pläne, die er gemacht hatte, um unbemerkt wegzulaufen? Um an den Wölfen vorbeizukommen, die auf der Farm herumliefen und sie bewachten? Sie wären alle umsonst gewesen.

„Was? Oh, nein, ich möchte nichts.“

Aaron stellte das Glas zurück auf die Bar. Einen Moment später, und er legte seine Handflächen auf beide Seiten. Und dann, langsam, so langsam, dass Leo jede Einzelheit spürte, beugte er sich vor.

„Du kommst in eine Bar und willst nichts trinken?“

Leo konnte den anderen Mann jetzt riechen, und es war nicht nur der Duft des Rasierwassers, das er benutzt hatte. Er konnte den Wolf an ihm riechen. Es war so ein anderer Duft als der von Leos Rudel. Es ließ Leo das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er wollte tief Luft holen. Um diesen Duft irgendwie in sich zu ziehen. Um ihn dort zu behalten.

Er stöhnte fast.

Das war so unmöglich!

Warum war er hierhergekommen?

Warum hatte er nicht versucht, sich zu wehren?

„Ich bin nicht hierhergekommen, um zu trinken“, sagte er schließlich.

„Warum dann?“, fragte Aaron.

Warum? Leo schauderte, denn was könnte er dazu sagen? Wie könnte er jemals versuchen, den Zwang zu erklären, der ihn dazu gebracht hatte, jede Rudelregel zu brechen, um hierher zu kommen? Seine eigene Sicherheit und Freiheit zu riskieren?

„Ich …“

Aaron seufzte. Sein Atem strich über Leos Gesicht. Leo ballte die Fäuste und versuchte verzweifelt, sich selbst unter Kontrolle zu halten. Aber es war nicht einfach. Es war hart. So hart.

Wie sein Schwanz.

Wie seine Brustwarzen.

Wie sein ganzer Körper.

Er war völlig angespannt, die Muskeln versuchten irgendwie, näher zu Aaron zu gelangen, näher an den Mann heranzukommen, der nicht nur jeden seiner wachen Gedanken beherrschte, sondern auch jeden einzelnen Traum, den er seit mehr als dreizehn Wochen gehabt hatte.

„Warum, Leo?“, fragte Aaron.

Leo senkte den Blick. Er musste es tun. Weiter zu Aaron aufzusehen ließ ihn sich schwindlig fühlen. Was war der andere Mann? Ein Alpha? Ein Beta? Wo war sein Rudel? Was machte er getrennt von ihnen? Die Fragen gingen Leo durch den Kopf und er wünschte, er hätte Antworten auf sie. Die wirklich beunruhigende Sache war, dass die Mitglieder von Leos Rudel auch Fragen hatten. Sie wussten von dem einsamen Wolf, der in dem Loch arbeitete. Aaron hatte sich nicht bemüht, seine Anwesenheit zu verbergen. Er war tatsächlich mehrmals an ihrer Farm vorbeigejoggt. Und das Rudel hatte ihn genauso schnell wie Leo als das erkannt, was er war. Und auch sie wollten Antworten. Aber sie warteten auf den richtigen Zeitpunkt, denn einer Sache waren sie alle sicher: Aaron war kein Omega. Er war kein Wolf, den sie einfach in ihr Rudel aufnehmen konnten und der ihnen die Treue schwören musste.

Vielleicht wäre er ein Verbündeter?

Vielleicht würde er sich ihnen freiwillig anschließen?

Leo hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis sein Alpha Antworten auf diese Fragen verlangte. Bis er Aaron auf ihr Land zerren und sie aus ihm herauszwingen würde. Leos Alpha war nicht für seine Geduld bekannt. Ein Teil von Leo war schockiert, dass der Alpha die Situation so lange andauern gelassen hatte. Allerdings … musste er sich um andere Angelegenheiten kümmern … wichtige Dinge …

„Ich weiß warum“, sagte Aaron schließlich und Leo blieb nichts anderes übrig, als seinen Blick zu heben, Aaron in die Augen zu sehen und dabei zu zittern. „Um mich zu sehen“, fügte Aaron hinzu.

Die Worte waren nicht zu leugnen. Es gab keinen Grund vorzugeben, dass sie falsch waren. Die Spannung zwischen ihnen war zu stark, als dass es anders sein könnte.

„Aaron …“, begann er, aber der andere Mann stoppte die Worte mit einem leichten Druck seiner Finger gegen den Rücken von Leos Hand.

Es war die erste Berührung.

Die erste Berührung in dreizehn schmerzhaften Wochen.

Leo reagierte darauf in genau der Art und Weise, wie er immer gewusst hatte, dass er reagieren würde. Ein Kribbeln breitete sich von dieser Berührung durch seinen ganzen Körper aus. Sein Schwanz schmerzte vor Verlangen, gestreichelt zu werden. Seine Eier zogen sich an seinem Körper fest zusammen.

Er wollte es.

Er brauchte es.

Es war unmöglich zu leugnen.

„Es ist schon mehr als zwei Wochen her, seit ich dich gesehen habe“, fügte Aaron hinzu. „Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich fing an zu denken, dass ich das vielleicht falsch verstanden hätte …“

Er verstummte. Beendete den Satz nicht, von dem beide wussten, dass er irgendwann beendet werden musste. Gab es einen anderen Weg?

„Ich kam, sobald ich konnte“, flüsterte Leo.

„Und wird es weitere zwei Wochen dauern, bis ich dich wiedersehe?“, fragte Aaron.

„Wirst du in zwei Wochen noch hier sein?“

Sie wussten beide, was Leo mit diesen Worten meinte. Der Vollmond näherte sich. Es waren nur noch ein paar Tage. Wenn er kam, wenn er den Himmel mit seinem hellen Schein erfüllte, wäre der Ruf, zum Rudel zurückzukehren, noch überwältigender als die Gefühle, die Leo für Aaron hatte. Der Ruf war alles. Es war unmöglich, ihm zu widerstehen. Egal, wo Aarons Rudel war, egal, wer sie waren, er würde zu ihnen zurückkehren, weil er keine andere Wahl haben würde. Der Vollmond rief alle Wölfe nach Hause. Es war schon immer so gewesen. Es würde immer so sein. Und das bedeutete, dass ein Alpha immer die Vorherrschaft über sein Rudel behalten musste, dass die Wesen darin niemals gehen konnten, dass sie keine Wahl hatten.

Der Ruf.

Es waren die Ketten, die sie alle fesselten.

Es gab keine Möglichkeit, sie zu brechen.

„Ich werde für eine Weile gehen müssen, für ein paar Tage, wir beide wissen das“, sagte Aaron sanft. „Aber ich werde zurückkommen.“

Welches Rudel würde es einem Mitglied erlauben, nach Belieben zu kommen und zu gehen? Welcher Alpha würde ein solches Verhalten erlauben? Wer war Aaron? Warum war er überhaupt hier?

„Warum?“, fragte Leo und selbst er konnte die Bitte in seiner Stimme hören, eine Bitte um Verständnis, eine Bitte um irgendeine Art von Klarheit.

Aaron strich wieder mit seinen Händen über Leos Haut. „Aus demselben Grund, aus dem du heute Nacht in die Bar gekommen bist.“

Leo zitterte. Wenn er Zweifel gehabt hätte, dass sie sich beide nicht bewusst waren, was zwischen ihnen passierte, wären sie jetzt ausgeräumt. Aaron fühlte, was auch er fühlte. Sie waren beide von dieser unmöglichen Anziehungskraft gefangen. Aber wohin könnte es führen? Wo könnte es enden?

„Warum treffen wir uns nicht morgen Abend?“, schlug Aaron vor. „Es ist mein freier Tag.“

Das waren die Worte, die Leo schon so lange hören wollte, und doch erschreckten sie ihn. Dies war ein weiterer Wendepunkt. Ein weiteres Zeichen auf dieser verrückten Reise. Ein weiterer Moment, in dem er wusste, wenn er vernünftig denken würde, ohne die Hormone, die ihm zusetzten, würde er innehalten, die Richtung ändern, über die Folgen dessen, was er tat, nachdenken.

Und doch hörte er sich selbst sagen: „Hier?“

Aarons Lächeln vertiefte sich, seine Augen leuchteten. „Ich dachte irgendwo, wo es etwas privater ist.“

„Ich weiß nicht –“

„Du könntest zu mir nach Hause kommen.“

„Hier in der Stadt?“

Aaron strich wieder mit seinen Fingern über Leos Haut. „Es ist gleich hinter dem Gemischtwarenladen.“

„Die kleine Wohnung?“

Aaron nickte. Seine Augen leuchteten weiter. Leo wusste genau, welche Emotion in ihnen leuchtete.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich wieder weggehen kann“, flüsterte Leo.

„Nicht einmal für eine Stunde?“, fragte Aaron und dann lehnte er sich weiter vor und beugte sich zu dem Punkt vor, an dem das Schwindelgefühl Leo erneut überkam.

---ENDE DER LESEPROBE---