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Spare Zeit und verzichte auf lästige Recherche! In diesem Band findest du alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst – ohne das Buch komplett gelesen zu haben. Alle wichtigen Infos zur Interpretation sowohl kurz (Kapitelzusammenfassungen) als auch ausführlich und klar strukturiert. Inhalt: - Schnellübersicht - Autor: Leben und Werk - ausführliche Inhaltsangabe - Aufbau - Personenkonstellationen - Sachliche und sprachliche Erläuterungen - Stil und Sprache - Interpretationsansätze - 6 Abituraufgaben mit Musterlösungen NEU: exemplarische Schlüsselszenenanalysen NEU: Lernskizzen zur schnellen Wiederholung Layout: - Randspalten mit Schlüsselbegriffen - übersichtliche Schaubilder NEU: vierfarbiges Layout Der Untertan ist das satirische Portrait eines autoritären Charakters.
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Seitenzahl: 140
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 348
Textanalyse und Interpretation zu
Heinrich Mann
Der Untertan
Von Jörg Schlewitt
Alle erforderlichen Infos zur Analyse und Interpretation plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Mann, Heinrich: Der Untertan. Husum: Hamburger Lesehefte Verlag, 2021 (Heft 255; Heftbearbeitung: Stella Rogal). Zitiert als HL. Mann, Heinrich: Der Untertan. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 212021 (Fischer TB 13640). Zitiert als F.
Über dem Autor dieser Erläuterung: Prof. Dr. habil. Jörg Schlewitt studierte Germanistik und Geschichte. Nach einigen Jahren im Schuldienst (Fächer: Deutsch/Geschichte) begann er eine Universitätslaufbahn und war zuletzt ordentlicher Professor für Methodiken des Deutschunterrichts (Fachdidaktik) an der Universität Leipzig. Er veröffentlichte zahlreiche Monografien und Aufsätze zur Fachdidaktik und ist Verfasser und Mitherausgeber von Schulbüchern.
1. Auflage 2023
978-3-8044-7090-3
© 2023 by Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Burschenschaft im Weinkeller: Weinheim, 1926. © picture alliance / imageBROKER | Rosseforp Alle Lernskizzen wurden erstellt von Arnd Nadolny.
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1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Heinrich Mann: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Einkehr und Selbstbestimmung
Historische Ereignisse, die unmittelbar im Roman eine Rolle spielen
Literaturgeschichtliche Einordnung
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
Das Werk im Schaffensprozess
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
Diederich Heßling studiert in Berlin und begegnet Kaiser Wilhelm II. (1. Kapitel)
Diederich bricht sein Eheversprechen und lässt sich den Schnurrbart nach dem Vorbild des Kaisers formen (2. Kapitel)
Diederich übernimmt die Fabrik in Netzig und beginnt seinen Aufstieg zur Macht (3. Kapitel)
Aus dem Prozess wegen Majestätsbeleidigung geht Diederich als Sieger hervor (4. Kapitel)
Diederich festigt seine Macht in Netzig und heiratet Guste Daimchen (5. Kapitel)
Diederich klärt Familienangelegenheiten, wird Generaldirektor und hält die Rede zur Denkmalseinweihung (6. Kapitel)
3.3 Aufbau
Grundstruktur des Romans/Übersicht
Übersicht zur Struktur und Chronologie der einzelnen Kapitel
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Charakterisierungen der Hauptfiguren
Diederich Heßling
Wolfgang Buck
Der alte Herr Buck
Napoleon Fischer
Dr. Jadassohn
Guste Daimchen
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
3.7 Interpretationsansätze
Diederich wird vom Macht-Erleidenden zum Macht-Ausübenden
Die gegensätzliche Entwicklung zweier Protagonisten: Diederich und der alte Buck
Die satirische Gestaltung des Romans am Beispiel der kontinuierlichen Annäherung Diederichs an Kaiser Wilhelm II.
Die Funktion der drei Frauengestalten bei der Entwicklung Diederichs zum untertänigen Machtmenschen
Die Funktion des Theater-Motivs im Roman
3.8 Schlüsselstellenanalysen
4. Rezeptionsgeschichte
Zwei unterschiedliche Urteile bei Erscheinen des Buches 1918
Rezensionsbeispiele aus der Weimarer Republik
Die Rezeption des Untertan im faschistischen Deutschland
Wirkung im Ausland bis 1945
Rezeption nach 1945 in Ost und West
Der Staudte-Film Der Untertan
Ausblick
5. Materialien
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 ****
Aufgabe 2 ****
Aufgabe 3 **
Aufgabe 4 **
Aufgabe 5 ***
Aufgabe 6 *
Lernskizzen und Schaubilder
Literatur
Zitierte Ausgaben
Gesamtausgaben
Textausgaben und Dokumente
Lernhilfen und Kommentare für Schüler:innen
Sekundärliteratur
Materialien im Internet
Verfilmung
Damit sich alle Leser:innen in diesem Band schnell zurechtfinden und das für sie Interessante gleich entdecken, hier eine Übersicht.
Im 2. Kapitel findet sich der Lebenslauf von Heinrich Mann und wir geben Erläuterungen zum zeitgeschichtlichen Hintergrund:
Heinrich Mann wurde 1871 in Lübeck geboren und er starb 1950 in Santa Monica. Er hatte viele Wohnsitze, u. a. in Lübeck, München, Berlin.
Der Untertan reflektiert die Zeit von 1848 (der alte Buck hatte 1848 an der Revolution teilgenommen) bis etwa 1897 (Einweihung des Denkmals für Kaiser Wilhelm I.).
Der Untertan ist 1914 erschienen. Er gehört zur Kaiserreich-Trilogie, ebenso wie Die Armen (1917) und Der Kopf (1925). Zuvor war 1905 der Roman Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen erschienen.
Im 3. Kapitel findet sich die Textanalyse und -interpretation.
1906 schreibt Heinrich Mann in einem Brief an Ludwig Ewers, dass er einen Roman plant, dessen Held den Berliner Geist in die Provinz trägt.
Heinrich Mann wirft in Der Untertan einen satirischen Blick auf die latente Aggressivität und Borniertheit der bürgerlichen Gesellschaft. Im Mittelpunkt des Romans steht Diederich Heßling, seine Kindheit, sein Studium in Berlin und schließlich sein Aufstieg zum mittelständischen Unternehmer in seiner Heimatstadt Netzig. Der kleinbürgerliche Untertan Diederich Heßling sieht in Kaiser Wilhelm II. sein großes Vorbild. In Netzig sichert er sich Macht und Einfluss, indem er nach oben buckelt und nach unten tritt. Letztlich erweist sich der despotische Heßling als feige und erbärmlich. Kontrastfiguren zu Heßling sind der Rechtsanwalt Wolfgang Buck und dessen Vater, der alte Buck.
Der Roman spielt während der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II. (1888–1918). Chronologisch erzählt er von der Kindheit, dem Studium und der Karriere Diederich Heßlings. Seine Heimatstadt Netzig ist der Hauptort der Handlung, Nebenschauplätze sind Berlin, wo Heßling studiert, sowie Rom, wo sich eine Episode (6. Kapitel) während der Hochzeitsreise des Protagonisten abspielt.
Die Hauptpersonen sind:
Diederich Heßling:
feige und unterwürfig gegenüber allen Mächtigen, kalt und brutal im Verhalten gegenüber Schwächeren und Untergebenen
bei seinem Studium in Berlin prägen die Mitgliedschaft bei den Neuteutonen und seine kurze Militärzeit diese Charaktereigenschaften aus
während seiner Karriere in Netzig sind Provokation und skrupelloses Handeln Instrumente in der Auseinandersetzung mit seinen Konkurrenten
auch in den Beziehungen zu den Frauen verhält er sich männlich-autoritär
Wolfgang Buck:
verkörpert im Gegensatz zu Diederich Heßling humanistische Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Fortschritt
in der Auseinandersetzung mit Diederich ist er zu unentschlossen und wenig kämpferisch
resigniert schließlich
Der alte Buck:
liberal-demokratisch
integre und geachtete Persönlichkeit
zukunftsorientiert
Napoleon Fischer:
auf eigene politische und wirtschaftliche Interessen bedacht
vertritt als Sozialdemokrat nicht die Interessen der Arbeiterschaft
Dr. Jadassohn:
kaisertreu, national-konservativ
will Karriere machen, eitel
Guste Daimchen:
vermögend, selbstbewusst, kaisertreu
Heinrich Mann ist nicht eindeutig einer bestimmten Stilrichtung zuzuordnen. Im Untertan überwiegt die satirische Gestaltung bei der Charakterisierung der kaisertreuen Personen.
Lexikalische und syntaktische Mittel werden bei der sprachkünstlerischen Gestaltung des Textes eingesetzt, um bei den Leser:innen die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Neben der Verwendung satirischer sprachlicher Mittel ist in dem Roman auch die Verwendung von Fachausdrücken aus Produktion und Ökonomie sowie aus Dialekt und Sondersprache typisch für die realistische Gestaltung zahlreicher Textpassagen.
das Verhältnis des Macht-Erleidenden zum Macht-Ausübenden
die gegensätzliche Entwicklung von Diederich Heßling und dem alten Herrn Buck
die satirische Gestaltung des Romans am Beispiel der Annäherung Diederichs an Kaiser Wilhelm II.
die Frauengestalten im Roman und ihre Funktion bei der Entwicklung Diederichs
die Funktion des Theater-Motivs im Roman
Heinrich Mann
1871–1950 © picture-alliance / Keystone
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1871
Lübeck
Heinrich Mann wird am 27. März als erster Sohn des Lübecker Kaufmanns und Reeders Thomas Johann Heinrich Mann geboren. 1877 wird der Vater in den Senat seiner Heimatstadt gewählt.
1875
Lübeck
Thomas Mann wird in Lübeck geboren.
4
1884
Petersburg
Bildungsreise des jungen Heinrich Mann zu wohlhabenden Verwandten nach Petersburg. Sein Tagebuch über die Reise ist als autobiografisches Dokument erhalten geblieben.
13
1885/87
Lübeck
Erste erzählerische und poetische Versuche
14–16
1889
Lübeck, Dresden
Heinrich Mann verlässt nach der Unterprima das Gymnasium und beginnt eine Buchhändlerlehre in Dresden.
18
1890–1892
Berlin
Volontär beim S. Fischer Verlag Neue Bildungseindrücke gewinnt Heinrich Mann durch den Besuch von Vorlesungen an der Friedrich-Wilhelm-Universität.
19–21
1891
Lübeck
Unerwarteter Tod des Vaters (geb. 1840) verbunden mit gravierenden Einschnitten in das Familienleben, so z. B. Liquidierung der Firma Johann Siegmund Mann.
20
1892
Wiesbaden, Lausanne
Heinrich Mann erkrankt schwer. Es schließen sich Kuraufenthalte in Wiesbaden und Lausanne an. Er schreibt seine ersten Kritiken und Essays für die Wochenschrift Die Gegenwart.
21
1893
Lübeck, München
Die Mutter zieht mit den Geschwistern Thomas, Julia, Clara und Viktor nach München. Heinrich Mann besucht in diesem Jahr seine Heimatstadt Lübeck zum letzten Mal.
22
Paris, Riva, Florenz
Der Dichter unternimmt seine erste Reise nach Paris; er besucht Italien und sammelt dort neue Eindrücke. In diesen Jahren schreibt er seinen ersten Roman In einer Familie. Die Mutter finanziert den Druck.
22
1896–1898
Rom, Palestrina
Die Reisen durch Italien unternimmt er gemeinsam mit seinem Bruder Thomas. Er beschäftigt sich mit journalistischen Arbeiten und gibt die Monatszeitschrift Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt heraus (1895/96).
25–27
1899–1914
München, Berlin, Italien
In diesen Jahren hat der Dichter keinen festen Wohnsitz. 1910 wählt seine Schwester Clara den Freitod. Mit ihr hat sich Heinrich Mann immer besonders verbunden gefühlt.
28–43
1914
München
Am 12. 08. 1914 heiratet Heinrich Mann die Prager Schauspielerin Maria Kanová. Im November 1914 veröffentlicht Thomas Mann seine Gedanken im Kriege. Die Folge ist das Zerwürfnis zwischen den Brüdern. Der Untertan erscheint als Vorabdruck.
43
1916
München
Geburt der Tochter Henriette Maria Leonie
45
1919
München
Gedenkrede für den am 21. Februar ermordeten Ministerpräsidenten der Bayrischen Räterepublik, Kurt Eisner
48
1922
München
Nach einer schweren Operation Heinrich Manns im Januar 1922 versöhnen sich die Brüder wieder am Krankenbett.
51
1923
München
11. März: Tod der Mutter
52
1925
Frankreich
Erste Reise nach dem Krieg nach Südfrankreich – auf den Spuren Heinrichs IV. von Frankreich
54
1926
Berlin
Wahl zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, Sektion Dichtkunst
55
1928
Berlin
Trennung von Maria Mann, geb. Kanová. Die Ehe wird 1930 geschieden. Bis 1933 nimmt Heinrich Mann seinen Wohnsitz in Berlin.
57
1929
Berlin
Bekanntschaft mit seiner neuen Lebensgefährtin Nelly (eigentlich: Emmy) Kröger
58
1931
Berlin
Heinrich Mann wird Präsident der Sektion Dichtkunst an der Preußischen Akademie der Künste.
60
1932
Berlin
Mitunterzeichner des Appells zur Aktionseinheit von SPD und KPD zu den Reichstagswahlen am 31. Juli 1932. Stellungnahme gegen Faschismus und Krieg für den Amsterdamer Kongress
61
1933
Berlin
30. Januar: Machtantritt Hitlers 15. Februar: Ausschluss von Käthe Kollwitz und Heinrich Mann aus der Preußischen Akademie der Künste
62
Sanary-sur-Mer, Nizza
21. Februar: Emigration, zuerst nach Sanary-sur-Mer, dann Nizza, dort Wohnsitz bis 1940
Berlin
25. August: Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft Ehrenpräsident des „Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller“ (SDS)
1935
Paris
Rede auf dem Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur
64
Genf
Rede in Genf vor dem Völkerbund
1936
Prosec
Das böhmische Städtchen gewährt ihm Heimatrecht, Voraussetzung für die CSR-Staatsbürgerschaft.
65
1939
Frankreich
9. September: Heirat mit Nelly Kröger
68
1940
Hollywood, Los Angeles, Santa Monica
Nach der Kapitulation Frankreichs Flucht über Spanien u. Portugal in die USA. Dort nimmt er Wohnsitz in Hollywood, dann in Los Angeles und schließlich bis zum Tod in Santa Monica.
69
1944
USA
Freitod seiner zweiten Frau Nelly Kröger
73
1947
Berlin
Heinrich Mann wird Ehrendoktor der Humboldt-Universität Berlin.
76
Prag
Maria Mann-Kanová, die erste Frau des Dichters, stirbt in Prag an den Folgen der KZ-Haft in Theresienstadt.
1949
Berlin (Ost)
25. August: Nationalpreis I. Klasse für Kunst und Literatur 7. Oktober: Gründung der DDR
78
1950
Berlin (Ost)
Gründung der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin, Ernennung Heinrich Manns zu ihrem ersten Präsidenten
79
1950
Santa Monica
12. März: Kurz vor der geplanten Übersiedlung in die DDR stirbt Heinrich Mann an den Folgen einer Gehirnblutung in Santa Monica. Gründung des Heinrich-Mann-Archivs in Berlin.
79
1961
Berlin (Ost)
Beisetzung der Urne auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof Berlin
Zusammenfassung
Im Mittelpunkt der Romanhandlung stehen die sozialpolitischen Veränderungen der 1890er-Jahre.
In der Rückblende wird die Revolution von 1948 in Deutschland erwähnt.
Mit der Regierungszeit Wilhelms I. nahmen die Korporationen und Burschenschaften einen oft reaktionären Charakter an.
Die Gründerjahre führten zur Neugründung von Betrieben, kleinere Produktionsstätten wurden modernisiert.
Reichskanzler Bismarck reagiert 1878 mit dem Sozialistengesetz auf das Erstarken der Sozialdemokratie.
1888 wird Wilhelm II. deutscher Kaiser.
In einer Werbeanzeige der Volksbühnen-Buchhandlung in Berlin heißt es 1918 zu Heinrich Manns Der Untertan:
„Die rechte Neujahrslektüre in dieser Zeit der Einkehr und Selbstbestimmung des deutschen Volkes ist Heinrich Manns Roman ‚Der Untertan‘ – Das Deutschland Wilhelms II. von einem, der es früher als andere durchschaut hat. Im Juli 1914 beendet, konnte das Werk Dezember 1918 nach Aufhebung der Zensur endlich erscheinen.“[1]
„Einkehr und Selbstbestimmung“ sind Schlüsselworte, die Heinrich Manns Intentionen treffend kennzeichnen. In seinem Briefwechsel mit Rene Schickele schreibt er am 31. 12. 1907: „Der Roman der Deutschen müsste geschrieben werden, die Zeit ist überreif für ihn.“[2] In einem Aufsatz entwirft der Autor in wenigen Worten das Bild des deutschen Untertans als „widerwärtig interessanten Typus des imperialistischen Untertans, des Chauvinisten ohne Mitverantwortung, des in der Masse verschwindenden Machtanbeters, des Autoritätsgläubigen wider besseres Wissen.“[3]
Kaiser Wilhelm II. (rechts) bei Otto von Bismarck in Friedrichsruh (1888). © picture alliance / ullstein bild | Archiv Gerstenberg
So entsteht die Geschichte des Diederich Heßling, dessen Charakter dem gezeichneten Persönlichkeitsbild weitgehend entspricht.
Die erzählte Zeit kann, so man die Rückblenden berücksichtigt, von 1848 (der alte Buck hatte noch an der Revolution 1848 teilgenommen) bis etwa 1897 (Einweihung des Denkmals für Kaiser Wilhelm I.) angenommen werden. Historisch anders periodisiert, bezeichnet man diese Zeit auch als Wilhelminisches Zeitalter, das mit der Proklamation des preußischen Königs Wilhelm I. zum neuen deutschen Kaiser am 18. 01. 1871 im Spiegelsaal von Versailles begann und sein Ende fand, als die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg unabwendbar war und am 09. 11. 1918 durch den Reichskanzler Max von Baden der Rücktritt Wilhelms II. verkündet wurde.
Im Mittelpunkt der Romanhandlung stehen die sozialpolitischen Veränderungen der 90er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Viele der historischen Ereignisse der genannten Zeitabschnitte finden sich in Der Untertan historisch nachvollziehbar verarbeitet, ohne dass daraus der Schluss abzuleiten wäre, der Roman sei eine naturalistische Wiedergabe der gesellschaftlichen Zustände jener Zeit.
Dem 2. Deutschen Kaiserreich, das mit der Reichsgründung 1871 seinen Anfang nahm, ging eine wechselhafte Zeit voraus, in der unterschiedliche politische Kräfte die Demokratisierung und Einheit Deutschlands anstrebten.
Im 3. Kapitel erfahren die Leser:innen, dass in der Familie Heßling der alte Buck wegen seiner historischen Verdienste als Demokrat in der Revolution von 1848 verehrt wurde: „In der Verehrung des alten Buck sind wir aufgezogen worden. Der große Mann von Netzig! Im Jahre achtundvierzig zum Tode verurteilt!“ (HL S. 76/F S. 108).
Was war damals geschehen? Der deutsche Kaiser Franz II. hatte 1806 die Kaiserkrone niedergelegt. Im Gefolge der Befreiungskriege und dem Sturz Napoleons wurde Deutschland von der Fremdherrschaft befreit, neue demokratische Entwicklungen hätten jetzt eine historische Chance gehabt. An die Stelle des alten Reiches trat nun aufgrund der Festlegungen des Wiener Kongresses (1815) der Deutsche Bund (35 Fürstentümer, 4 freie Städte).
Die bestimmenden gesellschaftlichen Kräfte in diesem Bund waren der Adel und die sich langsam herausbildende Großbourgeoisie. Da es diesen Kräften gelang, gravierende demokratische Veränderungen zu verhindern (Reformen statt Revolution), wurden in dieser Zeit die Grundlagen für das 2. Kaiserreich geschaffen. Eine Episode blieb die gescheiterte Revolution von 1848. Nach der Gründung des Deutschen Bundes bildeten sich verschiedene Oppositionsbewegungen, deren gemeinsames Ziel es war, einen demokratisch bestimmten deutschen Nationalstaat zu gründen. Mit Blick auf Der Untertan ist die Bewegung der Professoren und Studenten interessant, die sich mit der Deutschen Burschenschaft eine Organisationsform geschaffen hatte, die damals fortschrittlichen Ideen verpflichtet war (Einheit Deutschlands, demokratische Verhältnisse und Selbstbestimmung, Demokratisierung der Universitäten).
In der Regierungszeit Wilhelms I. nahmen die Korporationen und Burschenschaften dann einen anderen, oft reaktionären Charakter an. In Der Untertan stehen dafür die Neuteutonen, „eine hochfeine Korporation“ (HL S. 20/F S. 31), deren Mitglieder die Auffassung vertraten, „dass der jüdische Liberalismus die Vorfrucht der Sozialdemokratie sei und dass die christlichen Deutschen sich um den Hofprediger Stöcker zu scharen hätten.“[4] (HL S. 39/F S. 56)
Als der Thronwechsel 1840 in Preußen die Hoffnungen der Bourgeoisie auf Reformen enttäuschte, bildete sich eine liberale Opposition heraus. Im Jahre 1848 war eine revolutionäre Situation herangereift. Im März begannen die Unruhen, in deren Ergebnis sich die Frankfurter Nationalversammlung konstituierte, die am 18. 05. 1848 das erste Mal zusammentrat. Sie war ausschließlich mit Vertretern des Bürgertums besetzt (Professoren, Schriftsteller, Beamte).