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Die Nord- und Ostsee gehören zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen. Ob Alt oder Jung, mit der ganzen Familie oder allein – nirgends kann man so gut die Seele baumeln lassen wie am Meer. Doch die Küstenregion hat viel mehr zu bieten als pure Erholung. Wie wäre es, einen Bungeesprung hoch über den Wellen zu wagen? Die größten Zimtschnecken der Welt zu essen? Einmal mit einem Piratenschiff aus dem 17. Jahrhundert über die Wellen zu schippern oder Wikingern beim Schmieden von Schwertern und Messern zuzusehen? Von unberührten Landstrichen bis zu skurrilen Bauwerken stellt dieser Reiseführer der anderen Art die spannendsten Ausflugsziele für Nord- und Ostsee in Deutschland und den Nachbarländern vor. Damit wird die nächste Reise garantiert nicht langweilig!
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Seitenzahl: 155
Moritz Wollert
Der verrückteste Reiseführer für Nord- und Ostsee
Moritz Wollert
Der verrückteste Reiseführer für Nord- und Ostsee
Verborgene Orte, kuriose Bauwerke und faszinierende Naturphänomene
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.
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Wichtiger Hinweis
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Originalausgabe
1. Auflage 2025
© 2025 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285–0
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Redaktion: Selina Hartmann
Umschlaggestaltung: Karina Braun
Umschlagabbildungen: Adobe Stock/Photofex; 221anika; Nancy Pauwels; Patryk Kosmider; tish11; dziewul; Shutterstock/Borja Andreu, Mark Rademaker, cavidali
Layout: Manuela Amode
Satz: reinsatz. Roman Heinemann
eBook: ePUBoo.ocm
ISBN Print 978–3-7423–2769–7
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978–3-7453–2549–2
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
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Deutschland
Dänemark
Niederlande
Norwegen
Polen
Schweden
Das Meer – wütend und explosiv, gleichzeitig sanft und malerisch. Es stiftet Leben mit seinem einmaligen Reichtum und nimmt es manchmal mit seiner brachialen Wucht. Seit jeher hat es die Menschen fasziniert, ihre Ängste genährt und ihre Sehnsüchte geweckt. Die See berührt uns nachhaltig mit dem leisen und lauten Rauschen ihrer Wellen, ihrer frischen, einmaligen Luft oder dem singenden Wind – Dinge, die selbst dann noch lange nachwirken, wenn man die Küste bereits weit hinter sich gelassen hat.
In Deutschland kennen viele dieses Gefühl, ist das Land doch direkt mit unmittelbarem Zugang zu zwei großen europäischen Meeren gesegnet. Die Nord- und die Ostsee haben dabei alles, was der gut trainierte Sommertourist erwartet – Strände, Buchten, Häfen und dergleichen mehr. Aber da sind auch noch andere Dinge, manche von ihnen geheimnisvoll, andere versteckt und wieder andere einfach nur skurril. Genau um diese soll es in diesem Buch gehen, das auch über die deutschen Grenzen hinaus schippert und einige verrückte Spots der Nachbarländer sowie der skandinavischen Küste vorstellt. Nicht bei jedem hat man direkten Seeblick, aber weit ist die Küste nie entfernt, ein klein wenig Salz liegt immer in der Luft.
Viel Spaß bei dieser kleinen Reise an den Küsten der Nord- und Ostsee entlang, die manchmal faszinieren und teilweise vielleicht auch Angst machen. Die aber ganz sicher immer die Kraft haben, zu begeistern, zu verwundern und zu berühren.
1 Wenn Klippen in der Sonne lachen
2 Neulich in Haithabu
3 Helgolands kleine Schwester
4 Die »Lange Anna«
5 Ein Stück Eisenbahnromantik
6 Auf den Kopf gestellt
7 Im Schatten der großen »Pötte«
8 Weit draußen
9 Ein Hafen für die Seele
10 Die Sehnsucht im Blick
11 Die Insel der Reichen und Schwitzenden
12 Mit 2 PS zur Insel rüber
13 Das Atlantis des Nordens
14 Amrums geheimnisvolle Gräber
15 Sandy Wonderland
16 Kleinod im Nirgendwo
17 Brücke mit Charakter
18 Mahnmal einstigen Größenwahns
19 Hoch über der Ostsee
20 Einmal Bodo mit dem Bagger sein
21 Das Boot öffnet seine Luke
22 Die verbotene Insel
23 »Rumantik« in Flensburg
24 Phänomenal!
25 Fantastische Figurenwelt
26 Der Weg ist das Ziel
27 Filmkulisse mit Kultcharakter
28 Fisch gefällig?
29 Mythen auf dem Marktplatz
30 Der Science-Fiction- Leuchtturm
31 Deutschlands kleinste Kneipe
32 Gebrochen und doch vereint
33 Eine Welt aus Marzipan
34 Die grüne Insel
35 Ein Schritt, zwei Länder
36 Auf das Rind gekommen
37 Das Gold des Meeres
38 Störtebekers Schatz
39 Mitten in den Fluten
40 Vogelinsel mit bewegter Vergangenheit
41 Der auf das Meer hinausblickt
42 Weltberühmtheit in Kiel
43 Nördlicher geht nicht
Naturwunder
Sommertage auf Sylt haben an den Weststränden der Insel ihren ganz eigenen Charme. Wenn der weiche, samtige Sand die Füße kitzelt, Möwen durch die salzige Luft fliegen, das Plätschern der Wellen stetig in den Ohren liegt. Es riecht nach Meer und Sonnencreme, der Eismann kommt mit kühlen Verführungen vorbei. Sommer, Sonne, Sylt wie es leibt und lebt. Irgendwann aber werden die Schatten länger, der Tag neigt sich seinem Ende entgegen. Zwischen Wenningstedt und Kampen werden diese Momente allerdings vielmehr zu einem Anfang, den man so schnell nicht vergessen wird.
Denn wenn die Abendsonne weit draußen im Meer versinkt, leuchtet das Rote Kliff erst in seiner vollen Pracht. Helle orange bis rote Farben funkeln auf bis zu 30 Metern Höhe, es ist, als ob die Natur zu ihrem ganz eigenen Schauspiel läutet. Was unwirklich und magisch erscheint, hat rationale geologische Gründe. Der eisenhaltige Lehm des urzeitlichen Küstenabschnitts sorgt in Verbindung mit Sauerstoff für die besondere Verfärbung, die im Sonnenlicht besonders gut zur Geltung kommt.
Aber das Schauspiel ist fragil. Stürme und Fluten trotzen dem Land immer wieder weite Teile ab, sodass schon seit vielen Jahren durch regelmäßige Sandvorspülungen gegengesteuert werden muss.
Das 1979 zum Naturschutzgebiet erklärte Kliff und die anliegenden Dünen lassen sich wunderbar auf eigene Faust erkunden, es gibt aber auch eine beliebte geführte Wanderung von Wenningstedt aus. Wofür man sich auch entscheidet, es sollte definitiv einmal Teil eines Sommertages auf Sylt sein.
u. a. Riperstieg 333C, 25999 KampenKoordinaten: 54°57‘54.76“N, 8°19‘59.27“O
Geschichte hautnah
»Neulich in Haithabu« sang schon die norddeutsche Kultband Torfrock voller Inbrunst und berichtete unter anderem von den Abenteuern des Wikingers Rollo, auch »Rote Locke« genannt. Ganz so neulich wie die musikalischen Einlagen ist das Leben der echten Wikinger in Haithabu bei Schleswig nicht, dafür ist ihre Nachwirkung mindestens genauso profund.
Hier, rund 20 Kilometer von der Küste entfernt, stehen heute nicht umsonst ein kleines Museum und ein nachgebautes Dorf, die an die einstige Siedlung dänischer Wikinger erinnern. Sie wurde um 770 n. Chr. gegründet und entwickelte sich in der Folge zu einem bedeutenden Handelshafen, bevor sie ungefähr 300 Jahre später endgültig zerstört wurde. Der altnordische Name des Dorfes lautet Heiðabýr und setzt sich aus den Worten für Heide und Hof zusammen. Noch heute merkt man, dass jene Bezeichnung zutreffend ist, wenn man den schönen Weg an der Schlei in Richtung des Freilichtmuseums abgeht. Im Dorf selbst erwarten den Besucher rekonstruierte Bauten, die einen über 1000 Jahre in die Vergangenheit mitnehmen und ein Gefühl davon vermitteln, wie es sich hier auf historischem Boden für die Wikinger einst gelebt hat. Das Gebäude des 1985 eröffneten »Wikinger Museum Haithabu« mit seiner Ausstellung historischer Fundstücke dient hierbei als Ausgangspunkt eines kleinen Spaziergangs und ist modern sowie informativ gestaltet.
Der Spazierweg führt zu sieben von Bäumen und Gräsern umgebenen Häusern und zu einer Landebrücke, die alle nach originalen Funden rekonstruiert wurden. Untermalt wird der Spaziergang vom Gesang der Vögel und dem Rauschen des Windes. Auditiv gestaltet sich das dann doch etwas dezenter als auf den Konzerten von Torfrock.
Haddebyer Chaussee B76, 24866 BusdorfKoordinaten: 54°29‘58.43“N, 9°33‘12.24“OWebseite: www.haithabu.de
Kraftorte
Die heutigen »Schwestern« Helgoland und ihre Nebeninsel namens Düne waren einst eng verbunden und bildeten bis 1721 ein einzelnes Eiland. Dann aber riss eine schwere Sturmflut in der Neujahrsnacht den verbindenden Wall aus Sand und Kreide ein, fortan führen die Inseln ein getrenntes Dasein. Irgendwie bleiben sie aber für immer eins.
Warum die Helgoländer ihre Badedüne nicht verstoßen wollen, erklärt sich bei Weitem nicht nur durch die einstige Verbindung oder die räumliche Nähe. Denn sobald man einen Fuß auf De Hallem, so der nordfriesische Name, setzt, ummantelt einen eine ganz besondere Atmosphäre auf fast 130 000 Quadratmeter Sandstrand. Ein paar Gebäude, ein kleiner Supermarkt und der Flughafen können den naturbelassenen Charakter des Kleinods kaum schmälern, vielmehr bannen der weiche Strand und das türkisblaue Wasser die Sinne. Der Oststrand lädt zur Schatzsuche ein: Nur hier gibt es den berühmten Helgoländer Feuerstein, der auch »roter Diamant« genannt und zu gefragtem Schmuck verarbeitet wird. Einen Besuch der Düne komplettiert aber erst ein Treffen mit den eigentlichen Bewohnern dieses schönen Fleckchens Erde. Zahlreiche Kegelrobben und Seehunde fühlen sich hier zu Hause, und man kann sie hinter einem Schutzzaun in beachtlicher Nähe beobachten. Während die Seehunde im Sommer auf den nahe gelegenen Sandbänken gebären, bringen die Robben ihre Jungen im Winter auf der Düne zur Welt. Geführte Touren machen ein Erleben dieses Naturschauspiels möglich.
Helgoland-Düne, HelgolandKoordinaten: 54°11‘5“N, 7°54‘44“O
Naturwunder
Es gibt wohl nur wenige Orte in Deutschland, die so exponiert den Launen der Nordsee ausgesetzt sind wie Helgoland, die einzige Hochseeinsel des Landes. In vorderster Front steht dabei stolz ein 47 Meter hoher Felsen, der auf den klangvollen Namen »Lange Anna« hört. Zumindest bei den Gästen. Einheimische nennen sie meist immer noch »Nathurn Stak«, ihren Nordhorn-Brandungspfeiler. So oder so, ihren Status als Wahrzeichen der Insel hat diese Formation jedenfalls sicher.
Ein Rundweg führt über das hoch gelegene Helgoländer Oberland, von hier aus bietet sich nach einem windigen Spaziergang der schönste Ausblick auf die »Lange Anna«, den benachbarten Felsen »Kleine Anna« (manchmal auch »Kurze Anna« genannt) sowie die imposanten Steilklippen, in denen Heerscharen an Seevögeln ihre Nester gebaut haben. Einst bildete Anna mit der eigentlichen Insel einen Bogen, dieser zerbrach allerdings am 16. Mai 1860 und stürzte in die Fluten. Seitdem versuchen die Helgoländer, ihre »Anna« zu schützen, und bauten unter anderem eine Schutzmauer um sie herum, damit die Wucht der Wellen ihr nicht ungebremst zusetzen kann. Dennoch bleibt das Dasein der gut 25 000 Tonnen Buntsandstein fragil, irgendwann werden wohl auch sie im Meer verschwinden.
Bis zu diesem aber wohl noch lange entfernten Zeitpunkt wird die »Lange Anna« den Helgoländern ein stolzes Wahrzeichen sein, das als leuchtendes Naturspektakel vor dem einmaligen Hintergrund der Nordsee hervorsticht.
Klippenrandweg, 27498 HelgolandKoordinaten: 54°11‘17“N, 7°52‘10“O
Geschichte hautnah
Wer sich im schleswig-holsteinischen Schönberg bis zum alten Bahnhof durchschlägt, der landet quasi in einer wahr gewordenen Märklin-Szenerie. Urige Gebäude, filigran gestaltete Bahnsteige, schweres Gerät aus längst vergangenen Zeiten – alles findet man hier vor Ort. Die heile Eisenbahnwelt mit historischen Zügen und Straßenbahnen, die man aus so vielen Spielzeugwelten der eigenen Kindertage kennt, steht aber in Schönberg eben nicht in kleinstem Maßstab in irgendeinem Hobbykeller, sondern sie ist echt, imposant und für jeden erlebbar.
Der »Museumsbahnhof Schönberger Strand« nimmt den Besucher dabei auf eine echte Zeitreise mit, die weit mehr Herzen höher schlagen lässt als nur jene von Eisenbahnromantikern. Auf dem durch den engagierten Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e. V. liebevoll restaurierten und betreuten Areal kann man etliche teilweise über 100 Jahre alte Züge bewundern und kennenlernen. Der Eintritt ist frei und das Gelände ist jederzeit begehbar.
Ein besonderes Highlight wartet in den Sommermonaten auf die Besucher. Dann nämlich werden die Kessel wieder angeschmissen, und es fahren regelmäßig historische Kleinbahnzüge von der Haltestelle Schönberger Strand bis Schönberg (Holstein) und zurück. Auch alte Dampf- und Dieselloks sind bei der gemütlichen, pittoresken Fahrt im Einsatz, bei der es laut einem Schild aber immer noch verboten ist, Blumen zu pflücken. Der Sonderfahrplan auf der Webseite des Museumsbahnhofs informiert außerdem über Sonderfahrten, etwa über die Geisterfahrt durch die Dämmerung an Halloween.
Der Museumsbahnhof ist der einzige in ganz Deutschland, der neben Zügen auch alte Straßenbahnen im Fahrbetrieb hat.
Damit dieser auch noch lange weitergehen kann, sollte man bei einem Besuch vor Ort die Spendenkassen des Vereins nicht links liegen lassen.
Am Schierbek 1, 24217 SchönbergKoordinaten: 54°24‘40.21“N, 10°24‘46.78“OWebseite: www.vvm-museumsbahn.de
Völlig verrückt
Es war doch gestern Abend eigentlich nur ein Bier, oder? War mit dem Frühstück alles in Ordnung? Der Puls scheint auch ganz normal zu sein, von Schwindel keine Spur. Und doch liegt dieses kleine Haus da einfach mal auf dem Kopf.
Im Tierpark Gettorf muss man sich – in der Regel – keine Sorgen machen, ob einem etwas nicht bekommt oder man verrückt geworden ist. Denn letzteres Schicksal hat lediglich das »Verrückte Haus« ereilt, das im Tierpark Gettorf buchstäblich ein Dasein auf dem Kopf fristet. Wer einen (im Verhältnis nicht schwindelerregenden, aber doch etwas hohen) Zusatzpreis beim Tierparkbesuch entrichtet, darf sich im »Verrückten Haus« über eine Herausforderung der Sinne, allerlei skurrile Bilder und unzählige humorvolle Fotomöglichkeiten freuen. Denn der umgedrehte Spaß von außen setzt sich innerhalb der vier Wände fort. Küchenzeile, Sessel, Betten – alles befindet sich an der gefühlten Decke, die aber eigentlich natürlich immer noch irgendwie der Boden ist. Oder ist es umgekehrt? Beim »Verrückten Haus« kann man da schon einmal durcheinanderkommen.
Süderstraße 33, 24214 GettorfKoordinaten: 54°24‘10.49“N, 9°58‘32.28“OWebseite Tierpark: www.tierparkgettorf.deWebseite Verrücktes Haus: www.dasverruecktehaus-gettorf.de
Abenteuer
Wer am Strand baden geht, kennt den Anblick von großen Schiffen höchstens vom entfernten Horizont, wenn da mal der eine oder andere monströse Tanker als kleines, verschwommenes Bild zu erkennen ist. Es gibt in Schleswig-Holstein aber einen Ort, da kommt man näher ran und gönnt sich somit ein besonderes Badeerlebnis. Wer neugierig darauf ist, der muss nach Klein Westerland.
Diese Badestelle liegt weit weg von Sylt, nämlich bei Hochdonn mitten am Nord-Ostsee-Kanal. Dieser gewaltige Kanal verbindet – wie der Name schon sagt – die beiden Meere miteinander und erlebt täglich einen regen Schiffsverkehr. Die Badestelle befindet sich in einer kleinen, naturbelassenen Bucht des Wasserwegs neben einem Campingplatz und ist die einzige Möglichkeit, direkt am Kanal baden zu gehen. Bojen begrenzen die Schwimmzone, damit sich niemand zu weit hinauswagt und den teilweise gigantischen Schiffen zu nahekommt. Wem das Ganze trotzdem nicht geheuer ist, der kann vom Strand aus der interessanten Szenerie zusehen. Karibikgefühle kommen bei trubeligem Sommerbetrieb und Kanalwasser natürlich nicht auf, dafür hat man aber mal eine alternative Strandaussicht. Und eben große Schiffe, die ein ganzes Stück näher dran sind.
Zur Holstenau 1, 25584 HochdonnKoordinaten: 54°1‘49.53“N, 9°17‘45.06“O
Landmarke
Es gibt diese Orte, die scheinen für sich so weltlich, so unscheinbar, wenn man sie mit dem ersten Blick einfängt. Auf den zweiten allerdings entwickeln sie dann eine Kraft, die tief im Innern die Seele berührt. Erst recht, wenn die Sonne in ihrem Auf- und Niedergang einen passenden visuellen Rahmen liefert. So ein Ort ist das Feuer an der Nordmole in Wilhelmshaven, die wunderschöne »Alte Mole«.
Jenes Quermarkenfeuer, das ganzjährig kostenfrei zugänglich ist, steht am Ende einer Hafenmauer und blickt weit hinaus in den nahen Jadebusen. Mit Glück kann man hier Seehunde und Schweinswale beobachten, doch auch wenn diese sich nicht blicken lassen, berühren die Augenblicke nachdrücklich. Es herrscht hier eine besondere Stille und Atmosphäre, in der das leichte Wogen der Wellen und der stetige Wind die Gedanken davonzutragen scheinen. Vielleicht in die Zukunft, vielleicht aber auch in die Vergangenheit, als König Wilhelm I. von Preußen hier im Jahr 1869 vorbeischaut und der niedersächsischen Stadt ihr Name verliehen wird. Damals ruft Kriegsminister Albrecht von Roon: »So verkündige ich denn kraft des mir erteilten königlichen Befehls, dass von dieser Stunde an, dieser Hafen und diese ihm werdende Stadt ›Wilhelmshaven‹ heißen soll, ›Wilhelmshaven‹ heißen wird für alle Zeiten.«
Meistens gehen die Gedanken aber wohl doch einen anderen, ihren ganz eigenen Weg, irgendwo auf die See hinaus. Schließlich finden sie dann im Abendrot ihren Weg zurück durch die Stille, tief ins eigene Herz hinein. Hier an der »Alten Mole«.
Schleusenstraße 50, 26382 WilhelmshavenKoordinaten: 53°31‘13.94“N, 8°9‘52.33“O
Kraftorte
Es gibt sie an den deutschen Küsten fast wie Sand am Meer: kleine, idyllische Häfen, deren große Zeit weit hinter ihnen liegt, die aber in der Gegenwart trotzdem noch großen Fang mit ihrem urigen Charme machen. Fische sind es meistens nicht mehr, dafür aber Besucher, die sich von Orten wie beispielsweise dem Neufelder Hafen in Dithmarschen verzaubern lassen.
Denn hier ticken die Uhren einfach ein wenig anders, egal, zu welcher Tageszeit, wenn die alten Bohlen unter den Füßen knarzen, die paar verbliebenen Schiffe ruhig im Wasser schaukeln und der Wind einem die frische Seeluft um die Nase weht. Einst war der Hafen wie viele andere auch ein bedeutender Umschlagplatz für die gesamte Region, Fische und Waren verkehrten hier täglich in Unmengen. Durch den Ausbau der Eisenbahn und den Niedergang der lokalen Fischindustrie verlor der Neufelder Hafen diesen Status spätestens, als er 1970 geschlossen wurde. Ein engagierter Verein hält ihn aber immer noch am Leben. Genauso wie all jene, die auf seinen Kaimauern sitzen, mit einem kühlen Dithmarscher den Abend abrunden und hier einfach mal die Seele baumeln lassen.
An’t Fleet 29, 25724 NeufeldKoordinaten: 53°54‘22.91“N, 9°1‘7.78“O
Landmarke
Schon der Name der »Alten Liebe« in Cuxhaven strotzt nur so voller Sehnsucht und melancholischer Romantik, die Augenblicke auf der hölzernen Aussichtsplattform mit Blick auf die Unterelbe und die Hafenanlagen füllen jene Vorstellung dann erst recht mit Leben.
Die »Alte Liebe« steht dabei auf etwas mehr als Vergänglichem: Drei ausgediente Schiffe wurden 1733 hier als Wellenbrecher versenkt und später zum Anleger umfunktioniert. Die Schiffe wurden mit Pfählen umbaut, und die Zwischenräume füllte man mit Steinen und Buschwerk, um den durch Sturmfluten gefährdeten Hafen zu schützen. Später diente die »Alte Liebe« als Schiffsanleger. Im Jahr 1982 wurde das Bauwerk zu einer reinen Aussichtsplattform umfunktioniert.
Wie die »Alte Liebe« zu ihrem Namen kam, ist nicht ganz klar. Eines der drei versenkten Schiffe soll Die Liebe geheißen haben, woraus sich schließlich »Alte Liebe« ableitete. Andere Überlieferungen behaupten, der Name des Schiffes sei Olivia gewesen. Der Spitzname Oliv entsprach dem plattdeutschen Wort für »Alte Liebe« (»Ol’ Leev«). Wie auch immer, die »Alte Liebe« hat sich zu einem pulsierenden und identitätsstiftenden Ort für Cuxhaven entwickelt. Unzählige Menschen strömen hier hin, um ein paar der jährlich 30 000 vorbeifahrenden Schiffe zu beobachten. Eine Lautsprecheransage informiert in den Sommermonaten über ihre Größe, Herkunft und weitere Besonderheiten. Da vergeht die Zeit dann schon einmal schnell, und eh man es sich versieht, steckt man mitten in einem Bilderbuch-Sonnenuntergang. Ganz romantisch und melancholisch eben.
b. d. Alten Liebe 10, 27472 CuxhavenKoordinaten: 53°52‘21,7“N, 8°42‘38,4“O
Kraftorte
Sylt – diese Perle der Nordsee ist von einmaligem Naturwunder bis hin zur Glamour-Insel der High Society alles und noch vieles mehr. Manches Vorurteil erzählt zu Recht von großen Preisen und noch größeren Egos, aber in ihrem Herzen ist die Insel vielerorts eine gute Seele. Ein echtes Lebensgefühl, das es so an nicht vielen Orten Deutschlands zu finden gibt.
Diese einmalige Atmosphäre lässt sich zum Beispiel in einer der vier Strandsaunen der Insel fernab der pulsierenden Orte wie Westerland oder Kampen erleben. In Rantum, Hörnum und List schmiegen sich urige Blockhütten in die malerischen Dünen der Sandstrände und laden ein zum gepflegten Schwitzen. Besonders ist dabei nicht nur der Ausblick, der manchmal sogar direkt neben dem Aufguss via Panoramafenster gen Meer schweifen darf. Kältebecken oder Dusche waren gestern, auf Sylt sprintet man einfach schnell ins kühle Nass der Nordsee, um sich dann hinterher im Strandkorb einzumummeln und Wellness in Reinform zu genießen.