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Für viele Spieler bleibt die sagenumwobene NFL nur ein kurzes Stelldichein – was ihr unter Profis und Fans den Beinamen »Not For Long« eingebracht hat. Ein Slogan, über den die Liga selbst nur müde lächeln kann. Seit über 100 Jahren fasziniert sie nun die Massen. Die Sportart American Football gibt es sogar noch ein halbes Jahrhundert länger. Unnützes American Football Wissen bündelt die spektakulärsten Anekdoten und verblüffendsten Fakten rund um den härtesten Sport der Welt in einem unwiderstehlichen Drive (»komplette Angriffsserie«). Zu welchem Spottpreis wurde Quarterback-Legende Johnny Unitas von den Baltimore Colts einst verpflichtet? Wie kommt es, dass Emlen Tunnell mit 79 Interceptions nicht nur zu den besten Ballhawks der NFL-Geschichte zählt, sondern auch das Leben zweier Menschen rettete? Und wem gelangen nach einer durchgemachten Partynacht unvergessliche 138 Yards und zwei Touchdowns im Super Bowl? In Sachen Unterhaltung handelt es sich hier zweifellos um einen Complete Pass.
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Seitenzahl: 147
MORITZ WOLLERT
MORITZ WOLLERT
ALLES RUND UM DIE NFL UND DEINEN LIEBLINGSSPORT
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Originalausgabe
3. Auflage 2024
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Redaktion: René Stein
Umschlaggestaltung und Layout: Isabella Dorsch
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Satz: abavo GmbH, Buchloe
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-7423-1805-3
ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-1503-5
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-1508-0
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FIRST DOWN WISSENSWERTES AUS DER GESCHICHTE DES AMERICAN FOOTBALLS
SECOND DOWN WAHNSINNIGE TYPEN UND SCHILLERNDE PERSÖNLICHKEITEN
THIRD DOWN REKORDE UND MEILENSTEINE
FOURTH DOWN KURIOSES UND VERRÜCKTE SPIELE
EXTRA POINT LUSTIGES UND ANEKDOTEN
OVERTIME DIE WICHTIGSTEN BEGRIFFE IM AMERICAN FOOTBALL
Am 6. November 1869 erblickt American Football in New Brunswick das Licht der Welt, zumindest ein entfernter Verwandter von dem Spiel, das man heute aus der National Football League kennt. Das Team des Rutgers College empfängt damals die University of New Jersey, heute besser bekannt als Princeton und seines Zeichens Mitglied der Ivy League. Die Partie erinnert nicht nur aufgrund des runden Spielgeräts eher an den klassischen europäischen Fußball, sie folgt auch den 1863 festgelegten Grundsätzen der London Football Association und gilt somit auch gleichzeitig als das erste Fußball-Match auf amerikanischem Boden. Das Spiel oder besser gesagt die zehn Spiele innerhalb des Spiels gehen mit 6:4 an die Heimmannschaft, die Gäste werden anschließend durch die frenetisch jubelnden Studenten aus dem Stadion gejagt. Eine Woche später revanchieren sich die Tigers allerdings bei den Queensmen und machen mit einem 8:0 ihre vorherige Niederlage wett.
1892 gilt William »Pudge« Heffelfinger als der beste Footballer der damaligen Zeit. In vier Jahren an der Yale University verliert er mit seinen Mannschaftskameraden gerade einmal zwei Spiele, das ungeschlagene 1888er-Team dominiert ihre Gegner sogar mit einem unglaublichen Gesamtpunktestand von 698:0. Es ist also wenig verwunderlich, dass die langjährigen Rivalen der Allegheny Athletic Association und des Pittsburgh Athletic Club vor ihrem Duell am 12. Dezember 1892 vehement um seine Dienste buhlen. 250 US-Dollar der Letzteren sind für Heffelfinger nicht genug, das Doppelte von den Three A’s allerdings schon. Hitzige Diskussionen entbrennen um die Legitimität des höheren Gebots, sodass die Partie aufgrund der hereinbrechenden Nacht schließlich nur verkürzt gespielt werden kann. Allegheny gewinnt 4:0 und macht Pudge Heffelfinger dabei zum ersten bezahlten Profi im American Football.
Walter Camp ist zu Lebzeiten ein umtriebiger Zeitgenosse und Mann mit vielen Interessen. Er arbeitet unter anderem in der Uhrenfabrik seiner Familie, schreibt leidenschaftlich gerne Sportbücher und will eine uramerikanische Version des Fußballs erfinden. Der Pionier hilft dabei, aus der anfänglichen Mixtur von Rugby und Fußball die erste Frühform des heutigen American Football zu machen. Moderne Regelstandards wie das System der vier Downs, die Line-Of-Scrimmage oder der Snap vom Center zum Quarterback gehen auf Camp zurück. Er ist damals allerdings trotz nur drei erlaubten Versuchen etwas nachsichtiger mit der Offense, denn sie muss nur fünf Yards anstatt der heutigen zehn für ein neues First Down überbrücken.
Heute ist der Vorwärtspass aus dem American Football nicht mehr wegzudenken, anfangs allerdings dreht sich das Spiel hauptsächlich um das Tragen und Treten des Balles. Diese Form des Spiels stellt sich Anfang des 20. Jahrhunderts als relativ gefährlich heraus, jährlich sterben etliche Studenten beim körperbetonten Wettkampf an den Universitäten Amerikas, und so mancher fordert sogar schon ein Verbot der gesamten Sportart. Selbst US-Präsident Theodore »Teddy« Roosevelt, dessen Sohn damals für Harvard spielt, schaltet sich in die kontroverse Debatte ein und verstärkt den Druck auf die verschiedenen Regelkomitees. 1906 wird der Forward Pass, mit dem Teams schon seit Jahren im Training experimentieren, in den Regeln anerkannt, und am 5. September 1906 feiert er schließlich seine Premiere am Carroll College in Waukesha, Wisconsin. Nach einem frühen Fehlwurf, damals gleichbedeutend mit einem Turnover, findet Bradbury Robinson von der Saint Louis University seinen Receiver Jack Schneider mit einem 20-Yard-Touchdown-Pass und schafft somit die erste Completion der Geschichte.
Walter Camp erlangt Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur im American Football außerordentliche Verdienste. In Sorge um den Fitnesszustand der eigenen Truppen beauftragt ihn das US-Militär während des Ersten Weltkriegs, ein paar Übungen der Leibesertüchtigung für die Soldaten zu entwickeln. Die »Daily Dozen« (das »tägliche Dutzend«) sind zwölf Übungen, die Rekruten der See- und Landstreitkräfte fortan innerhalb von acht Minuten jeden Morgen durchturnen.
Am 11. August 1919 sitzen Earl Louis Lambeau, besser bekannt als »Curly«, und George Whitney Calhoun im Obergeschoss der Green Bay Press-Gazette zusammen und gründen ein neues Football-Team. Das Geld für Equipment erhält Lambeau von seinem Arbeitgeber, der Indian Packing Company, deshalb bekommt die Mannschaft den Namen »Packers«. In den ersten Jahren sind finanzielle Mittel trotz Beitritt zur neuen American Professional Football Association (ab 1922 NFL) knapp, bei Heimspielen geht sogar regelmäßig ein Hut für Spenden durch die Zuschauerreihen. 1923 gründen lokale Vertreter dann die Green Bay Packers Inc., womit das Team als gemeinnützige Organisation in öffentlichen Besitz übergeht und die Fans Anteile an der Mannschaft kaufen können. Die Packers sind damit die einzige US-Sport-Franchise, die ihren Anhängern gehört. Bei der ersten Aktienausgabe 1923 kostet eine Aktie fünf US-Dollar, insgesamt nimmt das Team damals 5545 Dollar ein. Bei der bisher letzten Ausgabe 2011 steigt der Preis einer Aktie auf 250 US-Dollar, die Gesamteinnahmen belaufen sich auf 67 407 750 Dollar. Insgesamt sind 5 009 400 Aktien im Umlauf, die bei ungefähr 361 300 »Team-Besitzern« liegen.
An der Ecke der Cleveland Avenue und Second Street in Canton, Ohio, treffen sich am 17. September 1920 elf Football-Teambesitzer im Showroom von Autohändler Ralph Hay, dem jungen Owner der hiesigen Bulldogs. Dessen Büro ist zu klein, Stühle gibt es auch nicht genug, immerhin sind reichlich Bier und Zigarren für alle Mann vorhanden. Kurz nach einem Treffen mit anderen Funktionären aus Ohio geht es jetzt für Hay darum, den »Wilden Westen« des professionellen Footballs der damaligen Zeit endlich in geordnete Bahnen zu lenken. Bis dato wechseln Spieler die Teams wie ihre Unterwäsche, in Spielplänen regiert das heillose Chaos, und ein zentrales Organ, das den Spielbetrieb regelt und organisiert, ist Wunschdenken. »Meine Mannschaft hat in einem Jahr vier Mal gegen Knute Rockne gespielt, und jedes Mal hatte er dabei ein anderes Trikot an«, moniert unter anderem Joe Carr, Besitzer der Columbus Panhandles. Der schicksalsträchtige Abend bei der Ralph E. Hay Motor Company setzt diesem Wirrwarr ein Ende. Die Teambesitzer wählen Hay auf Stoßstangen und Motorhauben sitzend zum ersten Sekretär der neuen American Professional Football Association und machen den olympischen Zehnkampf-Helden Jim Thorpe zum Präsidenten der APFA. Zwei Jahre später wird die frisch gegründete Liga neu organisiert und in National Football League umgetauft.
In ihren ersten Tagen steckt das Regelwerk der NFL, damals APFA genannt, noch in den Kinderschuhen. Titelträger soll jedes Jahr die Mannschaft mit der besten Siegesquote sein, und diese soll beim Treffen der Teambesitzer am Ende der Saison ausgerufen werden. Jede Mannschaft kann zur damaligen Zeit so viele oder so wenige Spiele ansetzen, wie sie möchte. An Thanksgiving 1921 schlagen die Buffalo All-Americans die Chicago Staleys im Duell zweier bis dato ungeschlagener Teams und scheinen somit auf dem Weg zur Meisterschaft. »Papa Bear« George Halas fordert ein auch finanziell für beide Seiten profitables Rematch, dem Buffalos Besitzer Frank McNeill unter der Bedingung zustimmt, dass es als »Postseason Exhibition« nicht zur regulären Saisonbilanz zählt. Chicago gewinnt, und nach weiteren Spielen stehen am Saisonende plötzlich beide Mannschaften mit je neun Siegen und einer Niederlage da. Halas hat die Besitzer davon überzeugt, dass beide Spiele zählen sollen und obendrein auch noch davon, dass das zweite der beiden Duelle mehr Gewicht hat. Die Owner stimmen anschließend für den sogenannten Tiebreaker und deklarieren Chicago zum Meister, erkennen aber auch an, dass die Liga in Zukunft einen festen Saisonabschluss braucht.
Anfang der Zwanzigerjahre züchtet Geschäftsmann Walter Lingo in seiner Heimatstadt LaRue in Ohio unter dem Namen »Oorang Dog Kennels« besondere Airedale Terrier. Um seine Hunde über die Stadtgrenzen der damals 711 Seelen zählenden Gemeinde bekannt zu machen, stellt er 1923 kurzerhand ein NFL-Team auf die Beine. Die Oorang Indians setzen sich in den kommenden zwei Spielzeiten komplett aus Native Americans zusammen, werden von Jahrhundertsportler Jim Thorpe trainiert und sind eigentlich nur unterhaltsames Beiwerk zur großen Show um Lingos Vierbeiner. Die durchaus talentierten Spieler wissen um ihre Rolle als Publicity Stunt, lassen es dementsprechend heftig selbst vor den Spielen krachen und können lediglich vier von 20 Partien gewinnen. Einen Rekord werden sie aber wohl für immer behalten: Bis heute ist ihre Heimat LaRue die kleinste Stadt, die jemals ein NFL-Team beherbergt hat.
1930 bringt die Große Depression fast ganz Amerika wirtschaftlich in die Bredouille, auch in New York leiden Tausende unter der Krise. Um ihnen zu helfen, organisieren die New York Giants ein Benefizspiel gegen eine vom legendären Notre-Dame-Coach Knute Rockne zusammengestellte College-Auswahl. Damals schätzen viele das Spiel an den Unis als besser ein als das bei den Profis, womit die Giants allerdings durch ihren deutlichen 22:0-Erfolg endgültig aufräumen. Selbst Rockne konstatiert später ehrfürchtig bei einem Gala-Dinner: »Das war die größte Football-Maschine, die ich je gesehen habe, und ich bin froh, dass sich keiner von euch verletzt hat.« Anschließend fließen zusehends mehr Geld und Aufmerksamkeit in den Profisport, und die NFL startet mit Rückenwind in ein neues Zeitalter, welches ab dem Ende des Jahrzehnts immer mehr durch das Fernsehen geprägt sein soll.
1932 stehen zwei Mannschaften am Ende der NFL-Saison mit identischen Bilanzen von sechs Siegen und einer Niederlage da: Die Chicago Bears und die Portsmouth Spartans, die zwei Jahre später in Detroit Lions umbenannt werden. Da die Unentschieden der beiden Teams damals nicht mitgerechnet werden und auch beide Mannschaften je eines der direkten Duelle während der regulären Saison gewinnen konnten, wird das erste Playoff der NFL-Geschichte in Chicago anberaumt. Doch Mutter Natur macht der Liga fast einen Strich durch die Rechnung, ein Blizzard fegt mitsamt tonnenweise Schnee durch die »Windy City« und macht die Austragung im Wrigley Field unmöglich. Somit findet die Partie am 18. Dezember unter dem Hallendach des Chicago Stadium statt. Im Innern des »Madhouse on Madison« müssen etliche Anpassungen vorgenommen werden, so spielen die Teams zum Beispiel auf einem nur 80 Yards langen und 45 Yards breiten Feld anstatt der üblichen 100 und 55 Yards. Die Bears kommen am Ende mit dem kleineren Feld besser zurecht und sichern sich mit einem 9:0 den Titel.
In der Anfangszeit der NFL organisieren die Mannschaften ihre Spiele noch selbst, manche davon zählen, andere wiederum nicht. Ein geordneter Ligabetrieb? Eher Fehlanzeige. Das ändert sich 1936, als die Liga das erste Mal eine feste Anzahl an Saisonspielen sowie einen geregelten Spielplan festlegt. Alle Mannschaften absolvieren damals zwölf Partien, bevor der Zweite Weltkrieg dazwischenkommt und etliche ligainterne Veränderungen dafür sorgen, dass die Anzahl in den kommenden Jahrzehnten stetig variiert. Von 1961 bis 1977 bestreitet jedes Team 14 reguläre Saisonspiele, danach sind es bis 2020 derer 16. Im Jahr 2021 stockt die NFL ihren Kalender gegen großen Protest vonseiten der Aktiven auf 17 Spiele auf.
Es sind zwei für die damalige Zeit eher fremde, seltsam anmutende Geräte, welche die Seitenlinien des berühmten Ebbots Field in New York entlanggetragen werden. Aber die beiden TV-Kameras, die am 22. Oktober 1939 zum ersten Mal ein NFL-Spiel in die Wohnzimmer Amerikas übertragen, sollen der Anfang einer engen Beziehung zwischen Football und Fernsehen auf Lebenszeit sein. Gerade einmal 500 Leute sehen damals auf NBC den 23:14-Sieg der Brooklyn Dodgers über die Philadelphia Eagles, oder zumindest den Teil, den die Kameras auf Zelluloid festhalten können. Als die Sonne an dem wolkigen Tag hinter dem Stadiondach verschwindet, ist nicht mehr genug Licht da, um im TV-Bild wirklich viel zu erkennen, womit das erste Broadcast mehr oder weniger als Radioübertragung endet. Heute wäre so etwas ein globaler Skandal, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel jedes Jahr fast 200 Millionen Menschen den Super Bowl im Fernsehen verfolgen.
Für die Chicago Bears formt der 8. Dezember 1940 eine wunderbare Erinnerung, holen sie sich an diesem Tag doch mit dem höchsten Sieg der NFL-Geschichte die Ligameisterschaft. Für die Washington Redskins hingegen wird das Heimspiel zum unvergesslichen Albtraum, denn jeder höchste Sieg bedeutet schließlich auch immer einen dementsprechend deutlich Unterlegenen. Dabei gehen die Redskins noch selbstbewusst in das Duell gegen das Team von George Halas, hatten sie die Bears doch kurz zuvor mit 7:3 besiegt. Aber der geballten Power aus Sid Luckman, der berühmten T-Formation und den Tipps von Halas’ Freund Clark Shaugnessy, damals Trainer vom College-Meister in Stanford, haben die Hauptstädter an diesem kühlen Dezembertag nichts entgegenzusetzen. Skins-Besitzer George Preston Marshall, der vorher noch abfällig von den Bears gesprochen hatte, sagt hinterher konsterniert: »Unsere Verteidiger sahen aus wie eine Gruppe Jungfern, die versuchen, ein paar Mäuse zu fangen.« Bis heute hat kein Team mehr Punkte als die 73 der Bears in besagtem Finale geschafft, und keine andere Sport-Franchise Amerikas hat je eine Partie deutlicher gewonnen als Chicago damals. Die Bears laufen dabei 53 Mal mit dem Ball über eine Distanz von 381 Yards und profitierten zudem von neun Turnovern ihrer Gegner.
1948 sieht sich Fred Gehrke, Halfback der Los Angeles Rams, die teameigenen Helme an und dreht die damals komplett eintönigen Kopfbedeckungen grübelnd in seinen Händen. Irgendetwas fehlt, denkt sich der Kriegsveteran, der vor seinem Einsatz im Zweiten Weltkrieg Kunst an der University of Utah studiert hatte. Nach Absprache mit Coach Bob Snyder pinselt er zwei Hörner auf ein paar alte College-Helme und präsentiert sie kurz darauf Teambesitzer Dan Reeves. Ihm gefallen die neuen Designs wunderbar, aber er will sich erst bei der Liga vergewissern, ob so etwas denn auch erlaubt sei. Die Antwort der NFL fällt kurz und knapp aus: »Du bist der Besitzer, mach, was du willst.« Gehrke bekommt für jeden bemalten Helm einen Dollar, und bei einem Preseason Game führen die Rams ihre Helme erstmals unter großem Jubel der Öffentlichkeit vor. Schon bald ziehen weitere Teams der Liga nach. Die Logos sind zum damaligen Zeitpunkt bereits Gehrkes zweite bahnbrechende Erfindung. 1946 ist er auch der erste Spieler, der aufgrund einer mehrfach gebrochenen Nase ein Gesichtsgitter aus Aluminium für seinen Kopfschutz designt. Die erste Kreation bedarf allerdings einiger Verbesserung, da sie das Sichtfeld zu den Seiten noch extrem einschränkt.
So mancher Fan nennt das Spielgerät beim American Football noch heute »Pigskin«, dabei wird der Ball schon lange aus dem Leder von jungen Ochsen gemacht. In der Anfangszeit des Spiels allerdings werden tatsächlich Teile des Schweines als Material verwendet, unter anderem wird die Blase des Tieres mit Luft befüllt. Sind erste Versionen noch eher rund, bekommt der Ball mit Einführung des Forward Pass zusehends seine heutige Form. 1941 beginnt Wilson Sporting Goods den Ball für die NFL in Handarbeit zu produzieren, und seit jenem Jahr trägt das Spielgerät auch den Spitznamen »The Duke«. Tim Mara, Gründer der New York Giants, fädelt damals den Deal zwischen Liga und Hersteller ein, und der Name ist eine Hommage an seinen Sohn Wellington, den er nach dem englischen Adelstitel Duke of Wellington benannt hat (der spätere Besitzer von »Big Blue« verdingt sich in deren erster Saison noch als Balljunge). Nachdem die Liga zwischen 1970 und 2005 den Namen nicht auf den Ball druckt, findet der Spitzname nach Maras Tod 2006 wieder Aufnahme im offiziellen Design.
Alle Footballs, mit denen in der NFL gespielt wird, kommen seit 1955 aus Ada, einem kleinen Ort mit ungefähr 5500 Einwohnern im Bundesstaat Ohio. In der Wilson Football Factory werden täglich rund 2500 Bälle und ungefähr 600 000 pro Jahr in jeweils 20 Arbeitsschritten manuell gefertigt, darunter das Zusammennähen und das Überziehen des Leders um die innere Urethanblase. Jenes Leder kommt seit 1941 von der Horween Leather Company aus Chicago, die einst von der Mutter des späteren NFL-Akteurs Arnold Horween gegründet wurde. Jeder Ball hat genau acht weiße Nähte und eine speziell bearbeitete Außenhaut; außerdem trägt das Spielgerät die Unterschrift des NFL Commissioners, was die einzige Variable über die Jahre darstellt. Laut NFL-Regelbuch muss ein Ball zwischen 11 und 11,25 Inches lang sein (28 bis 29 Zentimeter), einen Längsumfang von 28 bis 28,5 Inches haben (71 bis 72 Zentimeter) und soll zwischen 14 und 15 Ounces wiegen (400 bis 425 Gramm).