Der Vormann, der ein Teufel war - Frank Callahan - E-Book

Der Vormann, der ein Teufel war E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Finster sahen sich die beiden Männer an – Vormann Jerome Mussely und Cliff Hannigan, der Sohn des Ranchers. Ihre Hände schwebten wie Raubvogelkrallen über den tiefgeschnallten Revolvern. Hart und verkniffen wirkten ihre Gesichter. Der Hauch des Todes lag über dem kleinen Camp mitten in der Prärie. Das Lagerfeuer knisterte. Bleiches Mondlicht sickerte vom sternenklaren Himmel. Cliff Hannigan lächelte verzerrt. Er verspürte ein tiefes Angstgefühl, denn er wußte, daß er gegen den Vormann seines Vaters nicht die Spur einer Chance haben würde. Der fünfundzwanzigjährige Ranchersohn verwünschte in diesem Moment die Situation, die sich in den letzten Minuten zugespitzt hatte. Er starrte auf Jerome Mussely, der in diesen Sekunden wölfisch zu grinsen begann. Unter seinem staubigen Stetson quoll blondes strähniges Haar hervor. Die Narbe auf seiner Stirn, die als Erinnerungszeichen an einen harten Zweikampf zurückgeblieben war, pulsierte leicht. Die zuckenden Flammen des knisternden Lagerfeuers zauberten bizarre Schatten. »Na, was ist Cliff?« klang Musselys harte Stimme auf. Dann leckte er sich über die aufgesprungenen Lippen. »Evita wird in ein paar Minuten mit Old Joe auftauchen. Wir haben noch ein wenig Zeit. Wollen wir es austragen wie Männer?« Cliff Hannigans Hände ballten sich zu Fäusten. Ein nervöses Zucken legte sich um seine Mundwinkel. »Evita war mein Girl, Cliff«, fuhr der Vormann der Hannigan-Ranch fort, der knisternde Haß in seiner Stimme verstärkte sich. »Du hast dich an sie herangemacht. Und glaube nur nicht, daß ich mir das gefallen lassen werde.« Cliff Hannigan suchte nach Worten. In seinem Gesicht arbeitete es. Er räusperte sich, merkte jedoch, daß der dicke Kloß in seiner Kehle nicht verschwinden

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Die großen Western – 180 –

Der Vormann, der ein Teufel war

Frank Callahan

Finster sahen sich die beiden Männer an – Vormann Jerome Mussely und Cliff Hannigan, der Sohn des Ranchers. Ihre Hände schwebten wie Raubvogelkrallen über den tiefgeschnallten Revolvern. Hart und verkniffen wirkten ihre Gesichter.

Der Hauch des Todes lag über dem kleinen Camp mitten in der Prärie. Das Lagerfeuer knisterte. Bleiches Mondlicht sickerte vom sternenklaren Himmel. Cliff Hannigan lächelte verzerrt. Er verspürte ein tiefes Angstgefühl, denn er wußte, daß er gegen den Vormann seines Vaters nicht die Spur einer Chance haben würde.

Der fünfundzwanzigjährige Ranchersohn verwünschte in diesem Moment die Situation, die sich in den letzten Minuten zugespitzt hatte.

Er starrte auf Jerome Mussely, der in diesen Sekunden wölfisch zu grinsen begann. Unter seinem staubigen Stetson quoll blondes strähniges Haar hervor.

Die Narbe auf seiner Stirn, die als Erinnerungszeichen an einen harten Zweikampf zurückgeblieben war, pulsierte leicht. Die zuckenden Flammen des knisternden Lagerfeuers zauberten bizarre Schatten.

»Na, was ist Cliff?« klang Musselys harte Stimme auf. Dann leckte er sich über die aufgesprungenen Lippen. »Evita wird in ein paar Minuten mit Old Joe auftauchen. Wir haben noch ein wenig Zeit. Wollen wir es austragen wie Männer?«

Cliff Hannigans Hände ballten sich zu Fäusten. Ein nervöses Zucken legte sich um seine Mundwinkel.

»Evita war mein Girl, Cliff«, fuhr der Vormann der Hannigan-Ranch fort, der knisternde Haß in seiner Stimme verstärkte sich. »Du hast dich an sie herangemacht. Und glaube nur nicht, daß ich mir das gefallen lassen werde.«

Cliff Hannigan suchte nach Worten. In seinem Gesicht arbeitete es.

Er räusperte sich, merkte jedoch, daß der dicke Kloß in seiner Kehle nicht verschwinden wollte.

»Wir müssen uns einigen, Jerome«, krächzte er dann. »Evita wollte es so. Wir beide sind doch zusammen aufgewachsen und waren immer Freunde. Laß das Girl entscheiden. Ich habe immer respektiert, daß es mit dir befreundet war. Zwischen Evita und mir ist nichts vorgefallen.«

Jerome Mussely lachte höhnisch.

»Dieses Märchen kannst du jemand anderem erzählen, Cliff. Das glaubt nur einer, der sich die Hosen mit dem Schuhanzieher anzieht. Versuch erst gar nicht, dich herauszureden. Deine frommen Sprüche kannst du dir irgendwohin stecken.«

Wieder klang Haß in den Worten mit.

Cliff Hannigan zuckte mit den Achseln. Etwas wie Ratlosigkeit lag nun auf seinem Gesicht.

»Es ist die Wahrheit, Jerome. Ich schwöre es dir, beim Leben meiner Mutter. Gut, ich gebe zu, daß ich Evita schon seit langer Zeit gut leiden mag. Mir wäre niemals im Traum eingefallen, dir das Girl wegzunehmen, wenn sie nicht selbst auf mich zugekommen wäre. Du bist fest entschlossen, mich aus dem Weg räumen zu wollen, Jer­ome. Aber ich werde mich nicht mit dir schießen, weil ich nicht den Hauch einer Chance hätte. Du mußt mich schon wie einen räudigen Hunde­bastard abknallen.«

Cliff Hannigan schwieg.

Schwer hob und senkte sich seine Brust. Demonstrativ nahm er seine rechte Hand vom Revolverkolben.

Der Vormann grinste spöttisch.

»Ich wußte schon immer, daß du eine feige und erbärmliche kleine Ratte bist, Cliff. Ich bin dir schon immer in allen Dingen überlegen gewesen. Doch du bist nun einmal der Sohn des Bosses, eines mächtigen Cattle-Kings dort drüben in Texas. Das wird auch der Grund sein, warum sich Evita an dich rangemacht hat. Warum sollte sie sich mit dem Vormann begnügen, wenn sie den zukünftigen Rancher selbst bekommen kann?«

Sein höhnisches Lachen trieb Cliff Hannigan das Blut ins Gesicht. Für einen kurzen Augenblick sah es aus, als würde er die Beherrschung verlieren und sich auf den Vormann stürzen, doch dann gewann er wieder die Kontrolle über sich zurück.

Jerome Musselys Gelächter verstummte. Er hatte eingesehen, daß er seinen Boß auf diese Art und Weise nicht dazu zwingen konnte, zum Colt zu greifen.

»Laß uns nochmals vernünftig über alles reden, ehe Evita kommt«, sagte Cliff. »Okay, ich sehe ein, daß du nicht länger auf der Ranch bleiben willst, wenn ich Evita zur Frau nehme. Ich gebe dir zehntausend Dollar, Jerome, von den dreißigtausend, die wir für die Herde bekommen haben. Du nimmst das Geld und reitest deines Weges. Wenn mich nicht alles täuscht, dann kommst du sogar aus Oklahoma. Aus Cherokee, nicht wahr?«

»Yeah, ich stamme aus Cherokee. Bin schon lange nicht mehr dort gewesen, Cliff. Unsere Wege trennen sich hier. Gib mir die zehntausend Bucks. Dann werde ich aus deinem und aus Evitas Leben verschwinden. Das Girl ist es wirklich nicht wert, daß wir wie zwei wildgewordene Büffelbullen aufeinander losgehen. Vielleicht ist es so die sauberste Lösung. Auf der Ranch kann ich nicht mehr bleiben, obwohl ich mich dort immer sehr wohl gefühlt habe.«

Cliff Hannigan atmete auf.

»Okay, Jerome. Den Jungs unserer Treibmannschaft, die sich bestimmt schon in Clarksville amüsieren, sagte ich, daß du deine Mutter besuchen wolltest und ich dir Urlaub gegeben habe. Ist es so recht, alter Freund?«

Jerome Mussely nickte. Cliff konnte das tückische Funkeln in den leicht schrägliegenden Augen nicht sehen.

»Okay, Cliff. Gib mir das Geld, damit ich verduften kann. Ich lege nicht viel Wert darauf, Evita nochmals zu begegnen. Ist überhaupt eine Schnapsidee von ihr gewesen, der Herde nachzureisen.«

Cliff lächelte.

»Sie wollte es so, Jerome. Ich bin froh, daß wir uns ausgesprochen haben. Nun ist wohl alles klar?«

Jerome nickte grinsend und rieb seinen Zeigefinger gegen den Daumen.

Der Sohn des mächtigen texanischen Rinderkönigs trat zu seinem Pferd und öffnete die Satteltasche. Er nahm ein Päckchen hervor und öffnete es. Er zählte zehntausend Dollar ab und verstaute den Rest wieder.

Er übergab seinem ehemaligen Freund das Geld, der es ohne nachzuzählen, in seine Tasche schob.

Wortlos trat Jerome Mussely zu seinem Pferd und zog sich geschickt in den Sattel.

»Viel Glück, Cliff«, rief er, und wieder schwang unterschwelliger Haß in seiner Stimme mit. »Und grüße deinen Vater von mir. Ich werde ihn vermissen.«

Jerome Mussely zog seinen Rappwallach herum, gab dem Tier die Sporen und galoppierte in die Nacht hinein. Bald verklangen die donnernden Hufschläge.

Cliff Hannigan stand lange Sekunden wie erstarrt neben dem niedergebrannten Lagerfeuer. Ein leichter Wind spielte mit seinen dunklen Haaren.

Der junge Mann fühlte eine grenzenlose Erleichterung durch seinen Körper ziehen.

Jerome war fort und würde hoffentlich niemals wieder auftauchen. Und er würde Evita bekommen.

Für immer.

Er dachte an die zwanzigjährige Frau mit der formvollendeten Figur und den langen blonden Haaren.

»Ich werde sie heiraten«, murmelte Cliff Hannigan leise. »Ob sie mich wirklich nur liebt, weil mein Vater ein reicher und mächtiger Mann ist?«

Dieser Gedanke quälte Cliff.

Er nahm sich fest vor, diesem häßlichen Verdacht nachzugehen.

*

»So geht das nicht weiter«, rief Linda Grey schwer atmend und rannte mit wehendem Kleid auf Ben Limwood und Asa Kelly zu, die gerade aus den Sätteln gestiegen waren.

Limwood, der Marshal von Clarksville, schob seinen schwarzen Stetson in den Nacken und runzelte die Stirn.

»Hallo Linda«, sagte er und klopfte sich den Staub seines langen Rittes von den Kleidern. »Das ist aber eine komische Begrüßung.«

Linda sah ihn beschwörend an.

»Erzähl mal der Reihe nach, was da nicht mehr weitergeht. Asa und ich waren zwei Tage nicht in Clarksville. Hast du das vielleicht vergessen?«

Das Girl mit den langen blonden Haaren schlug sich leicht gegen die Stirn.

»Daran habe ich wirklich nicht gedacht. Doch du mußt sofort kommen. Im ›Riders-Rest-Inn‹ ist der Teufel los. Es sind sieben Cowboys, die mir meinen ganzen Saloon demolieren. Sie hausen wie die Wilden und sind voll wie tausend Indianer. Niemand getraut sich mehr hinein.«

Ben Limwood kratzte sich am Haaransatz. Er warf seinem Freund und Deputy-Marshal Asa Kelly einen kurzen Blick zu.

»Asa, es gibt Arbeit für uns«, knurrte der fünfunddreißigjährige Mann. »Wo steckt Bill Garrett? Hat er Reißaus genommen?«

Linda sah Ben ernst an.

»Sie haben ihn zusammengeschlagen. Er liegt in seinem Zimmer und kann sich kaum noch regen. Doc Agajanian war bereits bei ihm. Ich traue mich nicht mehr in den Saloon. Wer weiß, was diese betrunkene Meute alles mit mir anstellen würde.«

Kelly zupfte an seiner Knollennase. Er hatte den schmutzigen Hut abgenommen. Wie immer stand sein leicht rötliches Haar wirr vom Schädel ab.

»Komm, Ben, den Hombres werden wir es zeigen. Mit den Jungs wischen wir den Fußboden auf. Ist genau die richtige Arbeit, um meine Muskeln nach diesem langen Ritt zu entkrampfen.«

Er stürmte los. Der Marshal von Clarksville folgte ihm.

Vor dem Eingang des »Rider-Rest-Inn«, deren Besitzerin Linda Grey war, hatte sich eine ganze Anzahl von Bürgern der Stadt eingefunden.

Im Straßenstaub lagen drei Männer, die sich nun taumelnd erhoben, irre um sich blickten und dann schwankend davontorkelten.

Ein wüster Lärm schallte Limwood und Kelly entgegen. Einige der Cowboys sangen grölend. Irgendeiner schoß seinen Revolver ab, und jedes Mal gab es ein splitterndes Geräusch. Die Gesetzeshüter waren an den Pendeltüren angekommen. Sie grinsten sich an.

»Dann los, alter Freund«, knurrte Limwood. »Ab ins Vergnügen. Laß nur etwas von diesen Kerlen übrig.«

Sie stürmten los.

Nach wenigen Schritten hielten sie an. Sprachlos starrten sie auf die sieben wie Cowboys gekleideten Männer, die alle am Tresen standen und sich nun wie auf ein geheimes Kommando umdrehten.

»Da kommen schon wieder so zwei Pfeifen«, rief einer der Texaner mit trunkener Stimme. Die anderen Kerle lachten, als habe dieser einen köstlichen Witz gemacht.

»Jungs, wie wollt ihr es haben?« fragte ein anderer mit der Gestalt eines Bullen. Er grinste und zeigte sein lückenhaftes Gebiß.

»Ihr seid verhaftet«, klang Marshal Limwoods klare Stimme auf. »Solltet ihr es wagen, einen US-Marshal anzugreifen, dann kommt ihr aus dem Loch nicht mehr raus.«

Die sieben angetrunkenen Cowboys grinsten wie ein Rudel Bären, die einen Honigtopf gefunden hatten.

»Wir nehmen euch auseinander, Jungs«, sagte einer und hob seine Fäuste. »Wir haben uns geschworen, niemanden in den Saloon hineinzulassen, bis unser Boß und unser Vormann angekommen sind. Wir reservieren ihnen nur die guten Plätze. Ist das klar, großer Marshal?«

Limwood nickte.

Er warf Kelly einen schnellen Blick zu. Die beiden erfahrenen Gesetzeshüter hatten Saloonschlägereien schon oft hinter sich gebracht.

Sie stürmten los wie zwei wilde Toros, denen man ein rotes Tuch unter die Nase gehalten hatte, ehe die angetrunkene Meute überhaupt dem Geschehen folgen konnte, brachen schon zwei ihrer Kumpanen zusammen, als habe man ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen.

Limwood und Kelly machten es auf die rauhe Tour. Sie hatten ihre Revolver gezogen und schlugen mit den Kolben zu. Zu einer ernsthaften Gegenwehr kamen die Cowboys überhaupt nicht mehr.

Nach wenigen Minuten war alles vorbei. Bewußtlos lagen die Hombres am Boden. Die beiden Männer halfterten ihre Revolver.

Kelly schnaufte zufrieden. Dann fuhr er sich übers Kinn, wo er einen Hieb abbekommen hatte. Trotzdem grinste er.

»Den Jungs haben wir es aber gegeben«, sagte er zu Ben. »Die werden sich in den nächsten Stunden fragen, ob sie Männlein oder Weiblein sind. Bringen wir diese Bumsköpfe in die Zellen?«

Der Marshal von Clarksville nickte.

»Sicher, Asa. Dort sollen sie erst einmal ihren Rausch ausschlafen, und dann bitten wir sie zur Kasse. Vielleicht stelle ich sie auch vor Gericht. Kommt ganz darauf an, was diese texanischen Sattelquetscher sonst noch ausgefressen haben.«

Linda trat in den Saloon. Ihr Gesicht zeigte Freude, dann wurde es besorgt.

»Hoffentlich habt ihr nicht zu fest zugeschlagen?« fragte sie. Anscheinend hatte sie Mitleid mit den Cowboys, die noch immer am Boden lagen und sich nicht rührten.

Der Marshal von Clarksville lächelte.

»Die wachen bald wieder auf, Linda. Ein texanischer Dickschädel hält einiges aus.«

Asa Kelly schmunzelte.

Gemeinsam schleppten sie die bewußtlosen Männer in die Zellenkäfige. Nach getaner Arbeit traten sie zum Tresen, hinter dem Linda Grey bereits mit den Aufräumungsarbeiten angefangen hatte.

Sie seufzte.

Ein halbes Dutzend Flaschen waren leer, ein weiteres Dutzend mutwillig zerschlagen oder zerschossen.

Sie schenkte Limwood und Kelly Whisky ein.

»Stell eine Rechnung zusammen, Linda«, sagte der Marshal. »Die Jungs werden zahlen, oder ich lasse sie im Jail schmoren, bis sie schwarz werden.«

Das junge Mädchen mit dem goldenen Haar nickte.

»Okay, Ben. Vielleicht solltet ihr schnell nach Bill sehen. Er liegt oben in seinem Zimmer.«

Die beiden Gesetzeshüter stiegen die knarrende Treppe empor und betraten gleich darauf das Zimmer des Deputy-Marshals.

Der junge schlaksige Mann sah sie aus verquollenen Augen an. Auch sein Gesicht wies noch weitere Spuren einer harten Auseinandersetzung auf. Sein nackter Oberkörper war bandagiert.

Stöhnend richtete sich Bill Garrett in den Kissen auf. Hart preßten sich seine Lippen gegeneinander.

»Habt ihr es diesen texanischen Großmäulern richtig besorgt?« fragte er.

Seine Augen leuchteten, als Kelly nickte.

»Sicher, mein Junge, wir haben es auf die harte Tour gemacht. Diese texanischen Helden liegen in den Zellen und träumen bestimmt von mir.« Er lachte.

»Bist du einigermaßen okay, Bill?« fragte Limwood. Das Lächeln auf Garretts Gesicht verwischte.

»Halb so schlimm, Ben. Wird schon wieder. Ich hatte gegen diese Bullen keine Chancen. Und schießen wollte ich nicht, obwohl ich die Kerle vor meinem Colt hatte.«

Ben Limwood nickte verstehend.

»Geht schon in Ordnung, Bill. Ruh dich aus. Auch wir werden uns hinhauen und an unseren Matratzen horchen. Bin froh, daß wir die Sache in Guthrie hinter uns haben.«

Er nickte seinem Freund und Kollegen zu und verließ mit Kelly das Zimmer.

»Bis morgen, Asa«, erklärte der Marshal von Clarksville. Er fühlte sich wirklich hundemüde. Der lange Ritt steckte ihm zu sehr in den Knochen.

Kelly nickte.

»Schlafen wir uns aus, Ben.«

*

Evita Hanson war wie ein Cowboy gekleidet. Die engen Jeans spannten sich um ihre schlanken Schenkel. Über der karierten Bluse trug sie eine Lederjacke. Ihr blondes langes Haar fächerte bis über die schmalen Schultern.

Sie sprang aus dem Sattel und lief auf Cliff Hannigan zu, der sich vom Lagerfeuer erhoben hatte. Weit öffneten sich seine Arme und umschlossen dann die zwanzigjährige Frau.

Er fühlte die Wärme ihres lockenden Körpers und spürte ihre Lippen auf den seinen. Lange hielten sich die beiden jungen Menschen fest umschlungen.

Ein lautes Räuspern unterbrach die Stille, die nur durch das Knistern des Lagerfeuers unterbrochen wurde.

Es war Old Jones, ein Oldtimer der Hannigan-Ranch, der dort praktisch zum lebenden Inventar gehörte.

Der Alte kletterte müde aus dem Sattel und reckte und dehnte seinen leicht gebeugten Körper.

»Verdammt noch mal«, krächzte er. »Will mich denn niemand begrüßen? Was habe ich davon, wenn ihr euch gegenseitig auffreßt? Ich habe Durst und Hunger.«

Die beiden jungen Menschen lösten sich voneinander. Cliff trat auf den Oldtimer zu.

»Hallo, Joe«, sagte er und schlug dem Alten leicht auf die Schulter. »Schön, daß du mir Evita gebracht hast. Habt ihr das Camp gleich gefunden?«

Old Joe nickte.

»Sicher, mein Junge. Du vergißt, daß ich früher einmal ein sehr erfolgreicher Scout gewesen bin. Außerdem bin ich heute noch öfter hinter dem Raubwild her, das die Herden deines Vaters sonst sehr dezimieren würde.«

»Schon gut, Joe«, der junge Ranchersohn lächelte und wandte sich an das schöne Girl, das inzwischen zu dem Kaffeekessel gegangen war und zwei Becher vollschenkte. Einen davon gab sie dem Oldtimer, der mit gespitzten Lippen die heiße Brühe schlürfte.

»Das tut gut«, schnaufte er dann. »Wir sitzen immerhin seit über acht Stunden im Sattel. War überhaupt eine verdammt komische Idee von Evita, dir nachreisen zu wollen.«

Evita Hanson lachte.

»Bist du allein?« fragte sie.

Cliff Hannigans Gesicht wurde für einige Sekundenbruchteile düster. Sein Körper verkrampfte sich.

»Jerome ist nicht hier«, sagte er leise. »Er hat sich von uns getrennt, Evita. Doch darüber sprechen wir anschließend. Die anderen Jungs sind bereits in Clarksville. Dort werden wir sie treffen und unseren Trail gemeinsam fortsetzen.«

Evita nagte an der Unterlippe. »Hat es Ärger gegeben?« fragte sie. Etwas Ähnliches wie Angst schwang in ihrer dunklen Stimme mit.

»Wir hätten uns beinahe gegenseitig umgebracht«, knurrte Cliff Hannigan. »Wir konnten uns jedoch einigen. Er hat gekündigt und ist seines Weges geritten, will seine Mutter in Cherokee besuchen. Ich habe ihn ausbezahlt.«

Old Joe ließ seinen Kaffeebecher sinken. Er schüttelte unwillig den Kopf und kam auf die Beine.

»Wird deinem Vater aber nicht in den Kram passen, Cliff«, sagte er schärfer als beabsichtigt. »Jerome ist ein unersetzbarer Verlust für die Ranch.«

Er warf Evita einen schiefen Blick zu.