Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Andrej Kurkow - E-Book

Der wahrhaftige Volkskontrolleur E-Book

Andrej Kurkow

4,5

Beschreibung

Andrej Kurkows großer Sowjetunion-Roman: Der ukrainische Autor erzählt von der Suche nach dem Paradies auf Erden, einem sprechenden Papagei und Lenins Laubhütte hinter dem Kreml. Eine Geschichte zwischen Fantasie und Wirklichkeit in der Sowjetunion Es ist unglaublich, was Pawel Dobrynin erlebt, nachdem er unerwartet zum "Volkskontrolleur auf Lebenszeit für die ganze Sowjetunion" gewählt wird. Auf seiner Reise durch die Sowjetunion begleitet ihn eine Vielzahl von schillernden Figuren: darunter der geheimnisvolle Kremlträumer, der Gedichte vortragende Papagei Kusma und ein Engel, der aus dem Paradies desertiert ist. Der Engel ist auf der Suche nach einem Gerechten, um mit ihm gemeinsam ins Paradies zurückzukehren, denn bislang ist noch kein einziger Sowjetbürger dort eingegangen … "Einst entstand aus hunderttausenden russischer und nicht russischer Soldaten, Bäuerinnen, Arbeiterinnen und Matrosen die sowjetische Nation. Darauf ging sie ihren Weg und entwickelte sich völlig abgeschnitten von der übrigen Welt und anders als diese. Nur ein Sowjetmensch konnte den sowjetischen Menschen richtig verstehen, ein Ausländer dagegen niemals. Darum habe ich dieses Buch geschrieben – um aufzuzeigen, wie all die echten Sowjetmenschen damals dachten und lebten. Heute gibt es keine Sowjetmenschen mehr, aber ich habe sie noch angetroffen, erinnere mich gut an sie und liebe sie. Ich möchte gern, dass auch Sie sie verstehen und, wenn möglich, lieb gewinnen. Und wenn Sie sie nicht lieb gewinnen können, aber wenigstens verstehen, dann bin ich auch damit zufrieden!" Aus dem Russischen von Kerstin Monschein ***************** Die Trilogie "Geografie eines einzelnen Schusses" • Der wahrhaftige Volkskontrolleur • Der unbeugsame Papagei • Die Kugel auf dem Weg zum Helden

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Titel

Andrej Kurkow

Der wahrhaftige

Volkskontrolleur

Roman

Aus dem Russischen von

Kerstin Monschein

Kapitel 1

Von den Höfen her hörte man das Kläffen der Dorfhunde, die mit ihren Ketten rasselten und den sich herabsenkenden Abend ankündigten. Jemand hackte mit einer stumpfen Axt Holz, um sich auf den kommenden Winter vorzubereiten. Vom fernen Rand des Dorfes drang das Fluchen eines Betrunkenen. Die Stimme war so heiser, dass der Geruch von Fusel trotz der Entfernung zu spüren war. Unter der Hüttendecke gingen die Iljitsch-Lampen an, die nicht gleichmäßig, sondern in Intervallen leuchteten, sie beugten sich den Launen des elektrischen Stroms, der sich über die vor Spannung brummenden Leitungen in jede Kolchosfamilie einschlich wie ein unsichtbarer, geheimer Feind.

Eine solche Lampe brannte auch auf dem Hauptplatz des Dorfes, genau zwischen dem Klubhaus und der Kolchosverwaltung. Ihr Licht neigte sich durch den leichten Wind mal zur einen, mal zur anderen Seite. Und genau in dieses schwankende Licht strömte aus dem Klubhaus eine Schar geschäftig lärmender Kolchosbauern. Die Menge durchquerte es, verteilte sich auf die Häuser und trug in jedes davon neue Gedanken, um dem gleichförmig verlaufenden Leben einen neuen Sinn zu verleihen.

Auch Pawel Dobrynin ging müde zu seinem Haus – ein Mann, der eigenwillig war wie der elektrische Strom, aber durch und durch ehrlich und deshalb nicht beliebt im Kolchosbezirk. Beim Gehen wunderte er sich, wie schwer ihm an diesem Abend jeder Schritt fiel, wie schwer ihm das Atmen war, er wunderte sich, dass die Sterne mit einem Mal matt und verschämt am wolkenlosen Himmel zitterten. Er ging also langsam dahin und dehnte seinen Weg aus, lauschte dem ungeordneten Hundechor und vernahm darin das Bellen seines Hundes Dmitrij, oder einfach Mitka. Der Hund Mitka war seinem Herrn irgendwie ähnlich, wahrscheinlich vor allem darum, weil ihn kein einziger Dorfhund leiden mochte, obgleich er ein ausgezeichneter Wachhund und Rüde war.

Das Tor quietschte, und noch lauter und freudiger bellte der Hund, der seinen Herrn witterte.

Pawel betrat den Hof, hatte es aber nicht eilig, ins Haus zu kommen, sondern ging zum Fenster, hielt dort inne und sah zu, wie seine geliebte Frau Manjascha den drei Monate alten Petka in ihren Armen wiegte. Nachdem er einige Zeit so dagestanden hatte, hob Pawel den Blick zum Himmel und wartete, bis er eine Sternschnuppe sah – anscheinend war es kein sehr wichtiger und nützlicher Stern –, und er wünschte sich in Gedanken etwas. Dann erst öffnete er die Tür und betrat das Haus.

Seine Frau freute sich still, als ihr Mann hereinkam. Sie stand da und sah zu, wie er die Stiefel von den Füßen streifte. Dann kam sie plötzlich zu sich, eilte zum Herd und schob den Kessel mit dem Abendessen für ihren Mann näher an die Glut.

„Nun, worüber habt ihr auf der Versammlung geredet?“, durchbrach Manjascha die gemütliche häusliche Stille.

Pawel seufzte schwer. Er schwieg eine Weile, dann sagte er, während er seine Worte sorgsam wählte:

„Man hat mir eine schwierige Ehre erwiesen …“

„Wie das?“, fragte die Frau, erschrocken über den unverständlichen Satz des Mannes. Pawel holte Luft, bückte sich und setzte sich an den Tisch.

„Man hat mich zum Kontrolleur gewählt.“

„Für die Kolchose, oder wie?“

„Nein.“ Pawel schüttelte den Kopf und seufzte wieder. „Für das ganze Land.“

„Wie das?“

„Hier nimm und lies!“ Pawel streckte ihr den Zettel mit dem bedeutsamen violetten Stempel der Kolchosverwaltung entgegen.

„Lies du vor“, bat Manjascha. „Du weißt ja, ich tu mir mit dem Lesen schwer …“

„Hiermit wird bestätigt, dass Pawel Aleksandrowitsch Dobrynin auf der allgemeinen Kolchosversammlung zum Arbeitskontrolleur auf Lebenszeit für die ganze Sowjetunion gewählt wurde. Ihm wird der Rang ‚Volkskontrolleur‘ verliehen, und er untersteht unmittelbar der höchsten Führungsebene des Landes. Leiter von Institutionen und Werken, die einer Kontrolle unterzogen werden, sind verpflichtet, den Volkskontrolleur zu verpflegen und seine Arbeit gemäß seinen Forderungen und der für die Kontrolle aufgewendeten Zeit abzugelten.“

„Wie kann das sein?“, fragte Manjascha, und in ihren Augen glänzten bereits Tränen. „Wie kann das sein? Das heißt doch, dass sie dich fortschicken! Großer Gott! Sie schicken dich doch absichtlich fort!“

„Aber nein“, sagte Pawel langsam und unsicher. „Das ist eine Ehre … Man hat mich doch gewählt. Dann werde ich abgelöst und komme nach Hause … Und du passt auf die Kinder auf.“

Bei der Erwähnung der Kinder brach Manjascha in Tränen aus. Davon erwachte der drei Monate alte Petka, weinte und schrie gemeinsam mit ihr.

Auch Pawel spürte, dass sich seine Augen gleich mit Tränen füllen würden, und er ballte seine Hände so fest wie möglich zu Fäusten, um sich zu beherrschen.

Am Morgen brach er auf. Aus dem Bezirk war ein Fuhrwerk geschickt worden. Auf dem Kutschbock saß ein greiser Zwerg von nur anderthalb Metern. Er rauchte eine selbstgedrehte Zigarette und schielte nach der Türschwelle, wo Pawel sich von seiner Frau verabschiedete.

Der Abschied fiel schwer. Manjascha hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, sie hatte den Reisesack für ihren Mann gepackt. Schließlich war sie doch noch fertig geworden.

„Dann gehe ich also“, sprach Pawel schließlich entschlossen, um die unvermeidliche Quälerei augenblicklich zu beenden.

„Warte!“ Seine Frau klatschte plötzlich in die Hände und lief hinters Haus zum Holzschuppen.

Was braucht sie noch von dort?, überlegte Pawel, aber schon nach einer halben Minute war Manjascha wieder zurück. In ihren Augen standen noch die Tränen von vorher, und in ihren Händen hielt sie eine Axt.

„Da, nimm die mit auf die Reise!“, bat sie.

„Wie meinst du das?“, wunderte sich Pawel. „Eine Axt? Wozu brauche ich die dort?“

„Nimm sie doch!“, beharrte die Frau. „Wie kannst du dort ohne Werkzeug sein … Was ist, wenn du auf Banditen stößt?“

„Na gut.“ Pawel nahm die Axt, warf sich die Tasche über die Schulter und ging zum Fuhrwerk.

Manjascha folgte ihm, aber ihr Schritt war unsicher, sie sah den Weg nicht vor sich, da sie das Gesicht mit den Händen bedeckt hielt und weinte. Schließlich blieb sie irgendwo zwischen Haus und Tor stehen und erstarrte dort.

„Auf geht’s!“, schnauzte der greise Zwerg sein Pferd an, und die hölzernen Räder klapperten über den abgefahrenen Schotterweg.

Kapitel 2

Nachdem die Sonne über dem Zifferblatt des Himmels einen Halbkreis beschrieben hatte, tauchten ihre Strahlen hinter den Horizont hinab, dorthin, wo der Abgrund begann. Eingehüllt in die abendliche Dunkelheit gähnte auf der Erde alles Leben, bereitete sich auf den Kraft spendenden Schlaf vor; und sogar die Pflanzen schlossen ihre Blüten, damit die summenden Insekten, die wegen ihrer Schnelllebigkeit keine Müdigkeit kannten und keinen Schlaf brauchten, sie nicht umkreisten. Alles hielt inne, alles war friedlich, außer der Luft, die der Atem von Mensch und Tier in Bewegung hielt.

Inmitten der Stille kam ein Engel auf die Erde herab. Er blickte sich nach allen Seiten um und legte sich ins Gras, nachdem er sich von der Ruhe der Welt ringsum überzeugt hatte. Sofort verspürte er Müdigkeit – der Weg herab war weder leicht noch schnell gewesen. Als der Engel die Augen schloss, hatte er einen Traum, der eigentlich kein Traum war, sondern eine Erinnerung an jenen schweren Tag, an dem er sich endlich entschlossen hatte, seine Brüder und Schwestern zu verlassen, die dieselben weißen Gewänder trugen wie er, also das Paradies zu verlassen, um in dieses rätselhafte Land herabzukommen, das riesig war und voller Geheimnisse und über das keiner von seinen inzwischen schon ehemaligen Mitbrüdern mehr wusste, als dass dessen Bewohner nach dem Tod nicht ins Paradies gelangten. Vielleicht hatte mit diesem seltsamen Wissen sein Traum von einer Reise hierher begonnen, aber es war keine gewöhnliche Neugier, die ihn dazu gebracht hatte, einen dermaßen schwierigen Weg anzutreten: Er wollte einfach nicht glauben, dass es in einem so großen Land keine Gerechten gab, beweisen konnte er es allerdings nicht. Wenn es nämlich Gerechte gegeben hätte, dann wären die Pforten des Paradieses für sie immer offen gewesen. Da er also das, was für die anderen Bewohner des Paradieses unumstößlich war, nicht glauben mochte, hatte er beschlossen hierherzukommen, um einen wirklich Gerechten zu finden, diesen auf dessen irdischem Weg bis zum Ende zu begleiten, ihn dann durch die weiße, mit Perlen und Diamanten verzierte Pforte zu führen und von seinen Brüdern und Schwestern Vergebung dafür zu erlangen, dass er das Paradies eigenmächtig und heimlich verlassen hatte.

Die Sterne erstrahlten nun heller, sie machten sich die Abwesenheit des Tagesgestirns zunutze, das auch nicht stillstand, sondern bereits bis zur Mitte des unteren, von hier aus nicht sichtbaren Zifferblattes des Himmels fortgeschritten war.

Der Traum, der eigentlich gar kein Traum war, war vorbei und hatte den Engel noch tiefer in sich hinabtauchen lassen, sodass er den Schlägen seines Herzens und dem Rauschen seines Blutes lauschen konnte, das gemächlich durch seine reinen Adern strömte. Plötzlich war da das Geräusch eines heißen, fremden Atems, und ein Flüstern drang an seine Ohren und weckte den Engel.

„Genosse …“, flüsterte jemand. „Genosse, wach auf!“ Der Engel öffnete die Augen, richtete sich auf und setzte sich im Gras zurecht. Er betrachtete denjenigen, der ihn angesprochen hatte. Vor ihm hockte ein junger Bursche mit gelocktem Haar.

„Genosse“, flüsterte er wieder. „Lass uns Kleider tauschen! Ich gebe dir noch einen Laib Brot dazu. Einverstanden?“

Der Engel wunderte sich über einen solchen Vorschlag. Er musterte die Kleidung des Burschen: eine grüne Hose, ein ebensolches Hemd und an den Füßen Stiefel.

„Aber ich habe nur dieses Gewand!“, sagte der Engel und hob den weißen, dünnen Stoff empor. „Darin wird dir nicht warm sein.“

„Das macht nichts“, winkte der Junge ab. „Also, tauschen wir?“

Der Engel zuckte die Achseln. Dann nickte er. Der Bursche zog das Hemd über den Kopf, dann schlüpfte er aus den Stiefeln und der Hose.

Der Engel legte sein Gewand ab.

„Wie zieht man das an?“, fragte der Junge verständnislos, als er das weiße Kleidungsstück in seinen Händen hielt.

„Hier gibt es einen Ausschnitt für den Kopf“, erklärte der Engel. Der Bursche fand den Ausschnitt, steckte den Kopf hindurch und strich das weiße Engelsgewand an sich glatt. Dann schlüpfte er rasch in die Stiefel.

„Und die Stiefel?“, fragte der Engel.

„Nein“, sagte der Lockenkopf gedehnt. „Das war nicht ausgemacht. Wir haben Kleidung gegen Kleidung getauscht, aber Stiefel sind Stiefel, die gehören nicht zur Kleidung …“

„Also gut“, stimmte der Engel zu. „Aber sag mal, sind hier alle so gekleidet?“

„Fast alle“, nickte der Bursche. „Ich hab nur vom Hemd die Kragenspiegel abgerissen …“

„Und was ist das – Kragenspiegel?“, wollte der Engel wissen.

„Ach, das weißt du gar nicht! Dann ist es auch besser, wenn du es gar nicht erfährst. Hier ist dein Brot. Alles Gute!“

Er legte einen kleinen runden Laib Brot vor den Engel auf den Boden, stand auf und ging davon. Lange blickte ihm der Engel nach und sah, wie der weiße Fleck seines Gewandes leuchtete, als er sich zwischen den Bäumen und Sträuchern entfernte. Als der Bursche vollständig in der Nacht verschwunden war, ergriff der Engel das Brot, brach ein Stück ab und führte es zum Mund. Er biss davon ab, kaute ein wenig und ihm wurde schwer ums Herz. Das Brot schmeckte nicht gut, der Geschmack war in keiner Weise mit dem des weißen Weizenbrotes zu vergleichen, das im Paradies gebacken wurde. Es zerfiel im Mund in einige Klumpen, die man nicht mehr zerkauen konnte. Schließlich spuckte der Engel das unzerkaute Brot auf den Boden und hatte Mitleid mit den Menschen, die dieses Brot aßen. Dann seufzte er so tief, wie er noch nie geseufzt hatte, und legte sich mit dem Gesicht zum Himmel. So lag er und wartete auf den Morgen, um das geheimnisvolle Land im Sonnenlicht betrachten zu können.

Bald brach der Morgen an, weckte die Vögel und alles Lebendige. Der Engel stand auf und blickte sich um: Er sah nun, dass er sich in einem kleinen Wäldchen befand, in dem die Bäume nicht dicht wuchsen, aber von niedrigen Sträuchern umsäumt waren. In der Nähe erblickte er drei schmale Pfade, die in unterschiedliche Richtungen führten. Er begriff, dass irgendwo in der Nähe Menschen leben mussten, die auf diesen Pfaden gingen. Und so beschritt der Engel einen von ihnen, um zu den Menschen zu gelangen.

Die Vögel sangen so wunderbar, es war, als schreite er durch den Paradiesgarten. Plötzlich tauchten vor ihm Reiter auf. Es waren nicht mehr als zehn: Sie waren jung und schön und trugen die gleiche grüne Kleidung, die er in der Nacht gegen sein weißes Gewand getauscht hatte.

Der Engel trat beiseite, um die ihm entgegenkommenden Reiter vorbeizulassen. Aber als sie auf seiner Höhe waren, umkreisten sie den Wanderer und sahen ihn feindselig an.

„Wer bist du?“, herrschte ihn einer von ihnen an und zwirbelte mit der rechten Hand seinen langen Schnurrbart.

„Ein Engel …“, antwortete der Wanderer verlegen.

„Wie? Habt ihr das gehört?“ Der Schnurrbärtige brach in schallendes Gelächter aus. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck abrupt und wurde böse. „Jetzt aber Hände hoch, du Dreckskerl! Ich werde dich gleich in den Himmel befördern, dann wirst du wirklich ein Engel!“

Der Reiter zog eine schwere Mauserpistole aus dem Gürtelholster, zielte und ließ sie dann zur Seite sinken, während er den Engel höhnisch ansah, um sich zu überzeugen, ob dieser auch wirklich erschrocken war.

„Warum wollen Sie mich töten?“, fragte der Engel bestürzt.

„Und warum trägst du eine Militäruniform mit abgerissenen Kragenspiegeln? Bist du selbst ein Deserteur oder hast du einen von uns umgebracht und sie ihm dann abgenommen? Na? Sag schon, aber schnell!“

„Das Gewand hab ich in der Nacht getauscht“, antwortete der Wanderer. „Ein junger Bursche mit Locken hat mich inständig darum gebeten … Er gab mir noch einen Laib Brot dazu.“

„Einer mit Locken?!“ Der Reiter mit dem Schnurrbart wurde plötzlich mürrisch wie ein Stein. „Gib mal dieses Brot her!“

Der Engel reichte dem Reiter eine Scheibe davon. Der biss ab, kaute mit Appetit und sah mit zusammengekniffenen Augen in die Runde.

„Sergunkow?“, fragte ein sommersprossiges Bürschchen auf einem kohlrabenschwarzen Pferd.

„Ja …“, stieß der Schnurrbärtige hervor. „Dieser Feigling! Wo zum Teufel soll man ihn jetzt noch finden? Nein, Freundchen“, drehte sich der Reiter zum Engel um. „Genug geschwätzt! Sag dem Leben Ade! Du bist ja offensichtlich selbst ein Deserteur und hast einem Deserteur geholfen!“

Und der bärtige Reiter richtete seine Mauserpistole wieder auf den Wanderer.

„Sie können mich nicht töten“, sagte der Engel. „Es ist unmöglich mich zu töten …“

„Jeden kann man töten“, presste der mit dem Schnurrbart kalt zwischen den Zähnen hervor.

Und er drückte ab. Der Schuss donnerte los, der Engel jedoch streckte eine Hand aus und hielt die Kugel an. Sie erstarrte in der Luft, direkt vor der weißen Handfläche. Die Reiter starrten mit offenem Mund auf sie. Der Engel sah die Kugel an und sein Blick wurde kalt.

„Wenn du schon in die Welt ausgebrochen bist“, sagte er mit dem Blick auf die Kugel gerichtet, „dann sollst du keinen Menschen retten, der einem anderen Böses wünscht, und wenn in diesem Land alle im Bösen vereint sind, dann sollen alle umkommen, und wenn nicht alle umkommen, dann werden nur die am Leben bleiben, die einander Gutes wünschen. Und wenn du genug hast vom Töten, dann bring einen Gerechten um, und er soll der Letzte sein, und du wirst in ihm bleiben.“

Als er geendet hatte, ließ der Engel die Hand sinken, und die Kugel geriet wieder in Bewegung und schwebte über den Erdboden hinweg und flog durch Blätter und Baumstämme hindurch davon.

Die verblüfften Reiter standen bewegungslos da, und sogar die Pferde schienen den Atem anzuhalten.

Der Engel wandte sich um und machte sich mit hängendem Kopf in dieselbe Richtung auf den Weg, die er schon vor der Begegnung mit diesen Menschen eingeschlagen hatte. Er folgte der Kugel.

Was vorgefallen war, ließ ihn Bitterkeit empfinden, und er bereute schon, dass er die Kugel, die ihm gegolten hatte, mit seiner Kraft dazu gebracht hatte, Gericht zu halten. Aber nun konnte er ihr nicht mehr Einhalt gebieten, ebenso wenig hätte er Wort für Wort wiederholen können, was er einmal gesagt hatte, oder zum zweiten Mal das durchleben, was er bereits einmal durchlebt hatte.

Kapitel 3

Nachdem das Fuhrwerk das Dorf hinter sich gelassen hatte und sich zu beiden Seiten des Weges Kolchosfelder ausdehnten, drehte sich der Kutscher zu Pawel um, durchbohrte ihn mit einem kritischen Blick und fragte:

„Bist du etwa der, der der Gerechteste wird?“

Die Frage erstaunte Pawel, und er zuckte die Achseln.

„Dann sagst du eben nichts, wenn du nicht magst“, sagte der alte Kutscher nach einem Augenblick, ohne die Antwort abzuwarten, und wandte sich wieder der Straße zu. „Wenn du es wirst, dann erfahre ich es sowieso. Der Ruhm eines Gerechten eilt in kürzester Zeit durch das ganze Land. Nenn mir wenigstens deinen Nachnamen, damit ich dann weiß, ob es der war, den ich gefahren habe, oder nicht.“

„Dobrynin“, sagte Pawel leise.

„Ein guter Name“, nickte der Kutscher, ohne sich umzudrehen. „Ein Name für einen Helden. Ich habe bei eurem Kolchosbrigadier übernachtet, er hat mir am Abend von dir erzählt. Ehrlich seist du, bis zur Dummheit, sagte er. Aber ich habe seine Worte nicht gutgeheißen. Ich sagte zu ihm: Ehrlichkeit hat nichts mit Dummheit zu tun, sondern mit dem Gewissen. Wenn ein Mensch Fremdes nicht braucht, und es ihm um das Eigene nicht leid ist. Genau das hab ich ihm gesagt. Aber er war nicht einverstanden. Da dachte ich darüber nach, warum das wohl so ist in unserem Land, dass so wenige Leute die Ehrlichkeit an sich selbst schätzen? Na?“

„Ich weiß es nicht“, gab Pawel zu.

„Siehst du, ich auch nicht. Ich gehöre ja auch zu diesen Leuten, ich schätze die Ehrlichkeit an mir selbst auch nicht so sehr. An den anderen schon, an mir selbst nicht besonders. Und gestern Abend … Na, dieser Brigadier und ich haben miteinander getrunken, und er zeigte mir so ein kleines Büchlein. Lenin selbst, sagt er, hat es geschrieben. Ich riss die Augen auf – von Lenin habe ich ja schon gehört. Und als nun der Brigadier in den Keller ging, um Salzgurken zu holen, nahm ich das Büchlein und steckte es unters Hemd. Gestohlen hab ich’s. Und warum? Schließlich kann ich gar nicht lesen. Und meine Alte auch nicht. Jetzt fahre ich also und quäle mich. Obwohl, so sehr auch wieder nicht, wenn ich ehrlich bin …“

„Das ist nicht gut“, seufzte Pawel.

„Das weiß ich ja“, seufzte seinerseits der Alte. „Aber was kann man jetzt machen?“

„Gibt es bei euch im Bezirk eine Schule?“, fragte Pawel.

„Natürlich.“

„Dann nimm es und schenke es der Schule, damit die Kinder es lesen können. Dort wird es von Nutzen sein“, sagte Dobrynin besonnen. „ Sogar noch mehr als im Haus des Brigadiers.“

„Oooh …“, machte der Kutscher nachdenklich. „Das ist wirklich weise … und gerecht … So mache ich es. Zuerst bring ich dich ans Ziel, und dann fahre ich sofort zur Schule. Ich kenne die, die Lesen und Schreiben unterrichtet. Ihr gebe ich es.“

Sie fuhren noch lange. Der Gaul war alt und brachte kaum ein Bein vor das andere. Das Fuhrwerk bedeutete für ihn das Gleiche wie zwanzig Waggons für eine schwache Dampflok. Mal schwieg der Alte, mal redete er über irgendetwas, aber nicht mehr über die Ehrlichkeit, sondern über so allerlei aus dem Alltag. In den Minuten der Stille dachte Pawel in gespannter Erwartung über seine Zukunft nach, und in den übrigen Minuten hörte er dem Alten zu, der sich nicht mehr nach ihm umdrehte, sondern immer nach vorne auf den Weg sah, während er erzählte. So erreichten sie nach einiger Zeit die ersten Hütten des Bezirksdorfes. Der Alte erzählte Pawel, dass es vor der Revolution mehr als hundert Bauernwirtschaften in seinem Dorf gegeben habe und dass er nicht wüsste, wie viele es jetzt seien. Die Kolchoswirtschaft dort sei zwar groß, aber schwerfällig.

Sie hielten vor einer Hütte mit roter Fahne auf dem Dach. Aus dem in den Himmel ragenden Schornstein, an dem die Fahnenstange befestigt war, stiegen dichte und flockige Rauchschwaden, so als ob feuchte Kohle verbrannt würde. Der Rauch stieg empor und hob den roten Fahnenstoff mit sich hoch, was von unten so aussah, als ob die Fahne schwarz-rot wäre.

„Da sind wir“, sagte der Alte, nachdem er vom Wagen gesprungen war. „Geh hinein und frag nach dem Sekretär Kowalenkow. Und ich fahre zur Schule! Viel Glück!“

Pawel erklomm die Schwelle der Hütte des Sekretärs und blickte zurück. Der Alte stand vor dem Pferd, streichelte es und sah dabei dem Tier streng in die Augen. In der Hütte roch es nach Hund. Gleich in der Diele war ein langes Brett mit nach oben gebogenen Nägeln an der Wand befestigt. An einem Nagel hing ein Mantel, an einem anderen eine mit Lehm verschmierte Wattejacke.

Pawel ging zu einer angelehnten Tür und klopfte an.

„Wer ist da?“, ertönte es von drinnen.

Er trat ein und befand sich in einer geräumigen Stube, die in ein Dienstzimmer verwandelt worden war. Anstelle einer Ikone hing in der roten Ecke ein auf ein Stück Karton geklebtes Bild von Lenin. Pawel kannte das Bild, aus irgendeinem wichtigen Anlass war es in den Zeitungen gewesen.

„ Guten Tag!“ Der Mann hinter dem Tisch lenkte die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich. „Wollen Sie zu mir?“

„Ich … Man hat mich zum Kontrolleur gewählt …“

„Ach ja, man hat mich bereits angerufen. Pawel Aleksandrowitsch Dobrynin, nicht wahr?“

Pawel nickte. Der Mann stand unvermutet auf und streckte Pawel seine breite, schwielige Hand entgegen.

„Sehr erfreut, Sie kennenzulernen“, sagte er.

Pawel drückte die Hand des Sekretärs. Dann setzte er sich an den Tisch.

„So.“ Kowalenkow setzte sich ebenfalls an seinen Platz. „Mir wurde aufgetragen, Ihre Einschulung durchzuführen. Sozusagen zur Vorbereitung, da ja schließlich die gesamte Verantwortung auf Ihren Schultern liegt und die Instruktionen, um zurechtzukommen, möglicherweise nicht ausreichen. Es ist nämlich schwierig, müssen Sie wissen, alle Situationen, die vorfallen können, in Betracht zu ziehen … Aber machen Sie sich keine Sorgen. Lernen Sie zuallererst einmal das hier!“

Und Kowalenkow reichte Pawel eine dünne Broschüre. Es war der Artikel „Arbeitskontrolle“ von Lenin. Pawel schlug sie auf und entdeckte auf der zweiten Seite eine nicht zu entziffernde Unterschrift.

„Hat er hier selbst unterschrieben?“, fragte er den Sekretär.

„Nein, das war der Gebietssekretär Pawljuk. Für Sie zum Andenken.“

„Danke“, sagte Pawel.

„Eine Kleinigkeit. Wenn Sie wüssten, Genosse Dobrynin, wie ich Sie beneide …“ Der Sekretär Kowalenkow wiegte den Kopf und blickte gutmütig auf Pawel. „Ich wäre selbst gern Kontrolleur geworden, ich liebe ja die Verantwortung! Aber ich bin nicht mehr im richtigen Alter. Ja, und meine Kräfte lassen nach … Sie haben doch nichts dagegen, bei mir zu übernachten? Der Wagen holt Sie ja erst morgen Früh ab.“

Pawel war einverstanden. Das Haus des Sekretärs war geräumig. Weil der Holzboden so sauber war, zog Pawel die Stiefel aus, wickelte die Fußlappen von den Füßen und ging barfuß in die Stube.

„Schön ist es hier“, lobte er die Einrichtung.

„Ja, ich liebe Ordnung in allem“, nickte der Hausherr. Der Sekretär ließ Pawel am Tisch Platz nehmen und weckte seine Frau, die, wie sich herausstellte, ein Schläfchen im anderen Zimmer gehalten hatte. Sie begrüßte den Gast und huschte in den Hof, um frisches Gemüse zu holen.

„Sie ist eben erst von der Arbeit heimgekommen“, entschuldigte sich der Sekretär für sie. „Sie ist Melkerin, sie steht in aller Herrgottsfrüh auf; da ist sie natürlich müde.“

Der Abend kam schnell. Es verstand sich von selbst, dass Pawel und der Sekretär tranken, aber nicht schweigsam und griesgrämig, so wie die Leute früher vor der Revolution getrunken hatten, sondern lebhaft und im Gespräch, damit es der menschlichen Weiterentwicklung zugute käme. Kowalenkows Frau zeichnete sich durch ein gutes Wesen und durch Gehorsam aus, aber als das Gespräch auf die Viehwirtschaft kam, brachte sie dennoch ihre Meinung ein, was Pawel sehr gefiel. Sie sagte, dass er als Kontrolleur bei der Überprüfung der Viehbetriebe unbedingt auf die Sauberkeit der Arbeitsplätze der Melkerinnen achten müsse und besonders auf die Reinheit ihrer Hände, da einige von ihnen ihre Hände erst nach der Arbeit waschen, die Euter der Kühe aber mit schmutzigen Händen anfassen würden; da Kühe jedoch ebenfalls Sauberkeit liebten, würden sie sich weigern, bei diesen Melkerinnen Milch zu geben.

Da Pawel nicht zu trinken gewohnt war, brummte ihm am Morgen etwas der Schädel, aber der fürsorgliche Sekretär brachte ihm ein Glas mit starkem Salzwasser, und die Sinne seines Gastes wurden wieder klarer.

Er zog sich an und blickte auf die Straße hinaus, wo die Sonne strahlte und die Natur noch immer in ihrer Kraft geblieben war, obwohl die kalte Zeit bevorstand. Gleich hinter dem Tor stand ein blitzsauberes, schwarzes Automobil. Der Fahrer, der eine braune Lederjacke trug, döste hinter dem Steuer.

„Das ist für Sie!“, ertönte hinter seinem Rücken die Stimme Kowalenkows. „In aller Früh schon holt man Sie ab. Der arme Chauffeur konnte sich gar nicht ausschlafen.“

„Na, dann soll er noch eine Weile schlafen …“, sagte Pawel, der das gastfreundliche Haus nicht so recht verlassen wollte; außerdem war er besorgt darüber, dass er seinen Heimatort und seine Familie auf unbestimmte Zeit nicht wiedersehen würde. Obgleich er die Notwendigkeit dessen, was geschah, einsah, gab es in seinem Inneren doch einen kleinen Mann, für den das Gefühl von Verantwortung fremd war, der seine Frau Manjascha mehr als die Heimat liebte, weswegen dieser von Pawel in Gedanken sehr oft, um nicht zu sagen beinahe täglich, gescholten wurde. Und auch jetzt beschimpfte Pawel dieses Männchen in ihm mit einem Wort, das er noch nie laut ausgesprochen hatte. Und das Männchen verstummte und verkroch sich beleidigt.

Auf der Straße strahlte die Sonne. Das Wetter war grenzenlos optimistisch, ganz im Einklang mit der Zeit. Dobrynin ging hinaus in den Hof, direkt auf den Wagen zu.

„Viel Glück!“, rief ihm der Sekretär hinterher, der auf der Schwelle seines Hauses stand.

Pawel blickte zurück und winkte zum Abschied. Der Fahrer selbst öffnete den Wagenschlag und nachdem sein Passagier Platz genommen hatte, startete er den Motor.

Kapitel 4

Der Deserteur Sergunkow stolperte durch den nächtlichen Wald und verhedderte sich dabei häufig in seinem merkwürdigen, neuen Gewand. Innerlich war er ruhig, er kannte die Trägheit seiner ehemaligen Kollegen aus dem RotarmistenSondertrupp zur Ergreifung entflohener Kolchosbauern. Als jedoch eine Windstille das vertraute Rauschen des Waldes verstummen ließ, war die Stille, die nun stattdessen herrschte, zum Zerreißen gespannt. Besonders unangenehm war für Sergunkow das Geräusch der Zweige, die unter seinen Füßen knackten. Bei jedem Knacken blieb der ehemalige Rotarmist erschrocken stehen und wandte sich unaufhörlich nach allen Richtungen um. Aber ringsum standen nur die vom Mond beleuchteten Baumstämme bewegungslos im Halbdunkel, und auch sie erschreckten ihn immer wieder, da sie ihm wie Feinde erschienen, die sich verbargen.

So ging Sergunkow also dahin, und es tat ihm leid um den Laib Brot, den er ganz offenbar aus Dummheit bei dem offensichtlich ungleichen Tausch zu seiner Uniform dazugegeben hatte. An allem war die Nacht schuld, denn wenn es heller gewesen wäre, dann hätte er niemals seine gute Rotarmistenuniform gegen diesen Stoff mit Halsausschnitt getauscht. Aber was geschehen war, war geschehen, und wenn der Magen nicht gar so unangenehm leer gewesen wäre, dann hätte er vielleicht auch an etwas anderes denken können.

Wieder knackte ein Zweig unter seinem Fuß, und wieder erstarrte Sergunkow und wartete ab. Da hörte er das Echo eines fernen Schusses, was ihn Gänsehaut bekommen ließ. Seine Ruhe war dahin. Zu allem Überfluss blieb, nachdem das Echo in der Nacht verhallt war, ein kaum vernehmbares Summen zurück, das, wie es schien, lauter und lauter wurde und sich plötzlich in das Pfeifen einer Kugel verwandelte, weshalb sich Sergunkow augenblicklich auf die Erde warf und sich zu Boden presste.

Das Pfeifen hielt an, war aber nicht mehr so scharf wie üblicherweise bei einem Schuss, sondern eher verhalten. Als der Deserteur den Kopf hob, sah er über sich eine Kugel fliegen. Sie flog so langsam, dass der erschrockene Sergunkow sie mit seinem Blick verfolgen konnte und zuletzt noch wahrnahm, wie sie plötzlich ein wenig nach links schwenkte und nach oben strebte, in die Kronen der Kiefern.

Was er gesehen hatte, verstörte Sergunkow zutiefst. Er sank zu Boden und konnte nicht mehr aufstehen. Die Stille, die nun wieder eingekehrt war, vermochte ihn nicht zu beruhigen und seine aufgewühlten und wirren Gedanken nicht von dieser seltsamen Kugel abzulenken. Er saß also da und wartete darauf, dass die Nacht zu Ende ging. Während er so dasaß, fiel er immer wieder in einen leichten Schlaf, um dann von einem plötzlichen Frösteln wieder geweckt zu werden, das von der Kälte der Nacht herrührte. Als er zum wiederholten Mal aufgewacht war und sich alles in ihm vor Kälte zusammengezogen hatte, hörte er deutlich das Knacken von Zweigen, und er hielt den Atem an. Das Knacken verstummte, dafür aber drang ein anderes Geräusch an seine Ohren. Angespannt starrte Sergunkow in die Dunkelheit und sah, wie sich drei weiße Flecken näherten. Eigentlich wollte er nur auf und davon, aber seine Kräfte hatten ihn verlassen. Vor lauter Verdruss über sein glückloses Schicksal fing er an zu weinen. Während er weinte, bemerkte er, wie vor ihm auf der Erde zwei nackte Füße auftauchten. Er hob den Kopf und sein Blick kreuzte den eines hochgewachsenen, breitschultrigen, weiß gekleideten Mannes, der ihn scharf und feindselig ansah. Hinter dem Rücken dieses Mannes standen noch zwei andere.

„Steh auf!“, sagte der Mann mit kalter Stimme, die ihn frösteln ließ. Sergunkow erhob sich langsam. „Kennst du dein Vergehen?“, fragte der Mann in Weiß und sah Sergunkow geradewegs in die Augen.

Der Deserteur nickte. Das Gefühl des nahen Todes verschaffte ihm kalte Füße. Ein Schauer durchfuhr ihn. Und wieder kam ihm der in diesem Moment so dumme Gedanke an den Laib Brot, den er in fremde Hände gegeben hatte.

„Na gut“, sagte der Mann müde. „Wir besprechen es dort!“ Und er nickte zum Himmel, wo noch immer der Mond hing, der langsam seine Farbe wechselte – zum blassen Gelb kam eine blutige Färbung hinzu.

Auch Sergunkow blickte zum Himmel und auf den Mond. Und dachte an seine Mutter, die in Pskow lebte.

„Folge mir“, befahl der Mann in Weiß, und der Deserteur folgte gehorsam. Die beiden anderen Männer gingen links und rechts von ihm, und auf diese Weise begriff Sergunkow, dass er nicht an die Roten geraten war, sondern an andere, da die Eskortierenden bei der Roten Armee immer hinter dem Gefangenen gingen. Aber diese Entdeckung bereitete ihm keine Freude.

„Warum hast du das getan, Bruder?“, fragte einer der Eskortierenden in Weiß flüsternd; es war derjenige, der rechts von ihm ging.

Sergunkow zuckte die Achseln. Er konnte schließlich nicht sagen, dass er Heimweh hatte, dass er aus dem letzten Brief seiner Mutter von der Typhusepidemie wusste, die seine Stadt befallen hatte, und davon, dass Ljubka, die mit ihm in einer Straße aufgewachsen war, mit irgendeinem durchreisenden Genossenschafter davongegangen war und ihn ohne Hoffnung auf ein zukünftiges Familienleben zurückgelassen hatte. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Sergunkow stolperte, und wenn nicht der linke Eskortierende gewesen wäre, dann wäre er auf der Erde gelegen.

„Vorsicht“, sagte dieser, während er ihn stützte, „hier sind Stufen.“

Den ganzen Weg über hatte Sergunkow nur auf seine Füße geachtet, deshalb kam ihm gar nicht in den Sinn, dass sie bereits den Wald verlassen hatten und irgendwo angekommen waren. Aber in seiner Lage verspürte er keine Neugierde, den Kopf zu heben und sich umzublicken. In dieser demütigen Haltung erklomm der Deserteur die Stufen und bedauerte sein kurzes und sinnloses Leben. Während er hinaufstieg und in seinem Kopf immerzu dieselben leidvollen Gedanken kreisten, hörte er plötzlich ein angstvolles Hundegeheul, das mit seiner Seele im Einklang war. Das Heulen drang von irgendwo unten zu ihm herauf, und ohne den Kopf zu heben, blickte Sergunkow ein wenig zur Seite an den Stufen vorbei. Er sah einen Abgrund.

Der Hund, der den Mond angeheult hatte und auch etwas Weißes, das sich am Himmel unter dem nächtlichen Himmelskörper bewegte, winselte nun leise und kehrte in seine Hundehütte zurück, wo er versehentlich mit der Pfote an den Napf mit der stinkenden Kartoffelbrühe stieß und ihn beinahe umgeworfen hätte.

Kapitel 5

Sie fuhren lange und schwiegen. Nur einmal warf der Chauffeur einen respektvollen Blick auf seinen Fahrgast, sah aber gleich wieder auf die Straße, die zu dieser Zeit bereits flacher wurde – das betraf die Oberfläche ebenso wie auch die Aussicht.

Pawel wollte mit dem Chauffeur ins Gespräch kommen, um etwas über die Stadt zu erfahren, in die sie fuhren, und ganz allgemein etwas über das Chauffeursleben, aber aus irgendeinem Grund konnte er sich nicht dazu durchringen, das Gespräch selbst zu beginnen. Der Chauffeur war ohnehin sehr damit beschäftigt, das Automobil zu steuern, und nach Pawels Ermessen durfte man ihn von dieser wichtigen Beschäftigung nicht ablenken.

Inzwischen war auch schon die Stadt vor ihnen aufgetaucht, und es vergingen keine fünfzehn Minuten, bis der Fahrgast den Chauffeur vergessen hatte und vom Fenster des Autos aus die echten zwei- und dreigeschoßigen Häuser aus Stein eingehend betrachtete, die er zuvor nur auf Fotografien in Zeitungen oder auf Ansichtskarten gesehen hatte. Aber diese Häuser unterschieden sich so sehr von denen auf den Fotografien, dass Pawel den Atem anhielt, während er sie betrachtete. Besonders überraschten ihn die Fenster, die alle gleich groß waren, jedoch unterschiedliche Gardinen hatten. Vor jedem dieser Häuser war ein Beet angelegt, und in der Mitte von einigen davon wuchsen die Porträts herausragender Persönlichkeiten der Epoche in Blumenform. Von all dem, was er sah, schwirrte Pawel nahezu der Kopf, und er konnte ihn nur noch völlig verblüfft schütteln, um auf diese Weise seine Begeisterung auszudrücken.

„Ja“, nickte der Chauffeur zustimmend, dem gerade solche Passagiere, die von seinem Automobil aus zum ersten Mal die Errungenschaften und die Schönheit des städtischen Lebens sahen, eine besondere Freude bereiteten. „Dabei haben Sie den Hauptplatz noch gar nicht gesehen ...“

Dazu muss gesagt werden, dass sie den Hauptplatz dann auch nicht sahen, da sich, als sie zufahren wollten, herausstellte, dass die Straße dorthin aufgegraben war – weil ein Vakuum-Müllschacht angelegt wurde, durch den in Kürze der gesamte Müll der Stadt zur weit entfernten Peripherie gebracht werden sollte. Darüber gab ihnen ein Mann in Arbeitsuniform Auskunft, der an das Auto herangetreten war. Er beriet sie sogar, auf welchem Weg der vom Chauffeur angepeilte Ort zu erreichen war. Als das Auto von dem Arbeiter bereits ein Stück entfernt war, fluchte der Chauffeur leise und verglich den Mann mit einem natürlichen Düngemittel. Der Chauffeur war beleidigt, weil der Arbeiter gedacht hatte, dass er, der Chauffeur, die Straßen der Stadt nicht kennen würde.

Pawel jedoch, der sich die ganze Zeit über seinen Beobachtungen vom Fenster aus hingab, schenkte den Flüchen, die im Auto ertönten, gar keine Beachtung.

Bald kamen sie an. Der Wagen hielt vor einem schönen, herrschaftlichen Gebäude mit vier Geschoßen, das gewaltige Säulen zierte. Auf dem Dach flatterte eine riesige rote Fahne, obwohl Pawel auf der Straße gar keinen Wind bemerkte.

Der Chauffeur brachte Pawel in das Innere des Gebäudes, und dort erwarteten ihn bereits drei Männer in gut sitzenden, dunklen Anzügen mit Krawatten. Erfreut schüttelten sie Dobrynin die Hand und führten ihn nach oben über eine, wie es schien, endlose Marmorstiege, die von einem roten Läufer bedeckt war. Im zweiten Stock machten sie Halt.

Dort erwartete sie der Wachposten des Stockwerks, der eine Militäruniform trug und den Rang eines Leutnants innehatte.

„Eine Sekunde“, sagte er und bog um die Ecke des Korridors.

Nach etwa zwei Minuten kehrte er zurück.

„Genosse Pawljuk erwartet Sie“, meldete der Leutnant.

Pawel und seine drei Begleiter folgten dem Korridor und betraten ein riesiges Arbeitszimmer, wo sie Genosse Pawljuk empfing.

Genosse Pawljuk, der ein kariertes Sakko und braune Hosen trug, war ein Ordensträger. Wie der Sekretär Kowalenkow hatte er einen stämmigen Körperbau, er sah jedoch strenger aus, sogar wenn er lächelte.

Zuallererst zeigte er Pawel seine Samowarsammlung und betonte dabei, dass „ein vernünftiger Patriotismus sich irgendwie äußern muss“. Dann lud er zum Tee an seinen breiten Tisch.

„Beim Tee werden wir Sie dann gleich im Amt bestätigen!“, sagte Genosse Pawljuk wohlwollend, während er sich auf seinem Sessel an der Stirnseite des Schreibtisches niederließ.

Pawel warf einen verwirrten Blick auf ihn, den der Chef des Büros sofort verstand und deshalb erklärte:

„Es geht darum, Genosse Dobrynin: Sie wurden sozusagen auf unterster Ebene gewählt, dann waren Sie im Bezirk bei Genosse Kowalenkow, und man muss sagen, Sie haben ihm gefallen. Er hat Sie also bestätigt und Ihnen das wahrscheinlich gar nicht gesagt. Jetzt müssen wir Sie im Namen des Verwaltungsgebiets bestätigen, und dann gibt es noch die letzte Instanz … Nun, Sie wissen schon welche …“ Pawel nickte.

„Aber denken Sie nicht, dass wir der Entscheidung Ihrer Kolchosversammlung misstrauen! So ist das Prozedere, verstehen Sie?! Wir stellen Ihnen nicht einmal irgendwelche Fragen … Übrigens, hat man Ihnen mein Geschenk gegeben?“

„Welches?“, fragte Dobrynin.

„Nun, das Leninbüchlein mit meiner Unterschrift?“

„Ja, natürlich, vielen Dank …“, stammelte Dobrynin.

„Nun, ich war noch nicht fertig … Also, das ist das Prozedere, verstehen Sie?“, fuhr Genosse Pawljuk fort. „Ich frage jetzt in Ihrer Anwesenheit die Mitglieder des Parteibüros: Gefällt Ihnen Genosse Dobrynin?“ Und Genosse Pawljuk sah die drei in den Anzügen der Reihe nach mit forschendem Blick an.

Diese nickten.

„Da sehen Sie!“, freute sich Genosse Pawljuk. „Mir haben Sie auch sofort gefallen. Ich sehe einen russischen Menschen, ein offenes Gesicht, ein gutes, gewinnendes Lächeln. Also einfach einen idealen Kontrolleur. So, damit haben wir Sie jetzt bestätigt. Und nun Tee und Gebäck!“

Ein junger Bursche, dem Aussehen nach ein Komsomolze, brachte ein Tablett mit gebräunten Weißbrotkringeln und einem großen Teekessel aus Kupfer mit kochendem Wasser ins Zimmer. Hierauf leerte Genosse Pawljuk eigenhändig ein wenig Teeaufguss in jede Tasse auf dem Tisch.

„Berichten Sie mir über den Stand der Erntearbeiten!“, wandte sich Genosse Pawljuk an die Mitglieder des Parteibüros, während er seinen Tee schlürfte.

„Bei uns ist alles in Ordnung“, antwortete einer von ihnen. Das wiederholten auch die anderen.

„Gut so“, nickte der Vorgesetzte zufrieden. „So muss man arbeiten!“

Dann sprach Genosse Pawljuk mit den Mitgliedern des Parteibüros über die Aussichten, in der Stadt ein Ziegelwerk zu bauen. Pawel hörte ihnen mit halbem Ohr zu, um Kenntnisse zu erwerben, während er sich gar nicht von den köstlichen braunen Kringeln losreißen konnte, die einfach auf der Zunge zergingen. Es kam ihm vor, als ob ihm das neue, verantwortungsvolle Leben, das vor zwei Tagen begonnen hatte, noch viele solcher Kringel in Aussicht stellen würde. Außerdem glaubte Pawel, dass, je größer die Verantwortung eines Menschen war, das Vaterland desto besser für ihn und seine Gesundheit sorgte, und das schien ihm gerechtfertigt.

„Also dann“, wandte sich Genosse Pawljuk plötzlich an Pawel, nachdem er einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte. „Ihr Zug fährt in einer Stunde. Dass Sie sich nur nicht verspäten …“

„Zug?“, wiederholte der erstaunte Pawel fragend, der nichts von einem Zug wusste.

„Ach, entschuldigen Sie, ich habe es Ihnen gar nicht gesagt!“, besann sich Genosse Pawljuk. „Ihr Zug in die Hauptstadt … Man hat Ihnen doch gesagt, dass man Sie dort erwartet?“ Pawel nickte.

„Also dann …“, Pawljuk breitete die Arme aus. „Schade, dass Sie nur so kurz bei uns in Manajenkowsk waren, aber wer weiß, vielleicht führt Sie das Schicksal noch einmal her … Wir würden uns freuen.“

Hierauf bestellte Genosse Pawljuk per Telefon einen Wagen und begleitete Dobrynin höchstpersönlich die Marmorstiege hinunter.

Auto und Chauffeur waren dieselben. Dieses Mal begrüßten Pawel und der Chauffeur einander bereits wie alte Bekannte.

Wieder fuhren sie schweigend dahin. Aber dieses Mal hatte Pawel selbst keine Lust zu reden. Immer noch war er damit beschäftigt, die Stadt zu betrachten, und staunte über ihr Aussehen.

„Gleich fahren wir an unserem Theater vorbei!“, sagte der Chauffeur voller Stolz.

Pawel hielt sich bereit.

Aber das Theater sahen sie auch nicht, da die Straße vor ihnen wieder aufgrund der Arbeiten an dem Vakuum-Müllschacht aufgegraben war. Der Chauffeur stieß ein weiteres Mal einen kurzen Fluch aus und brachte Pawel auf Umwegen zum Bahnhof, wo er ihn in den Zug setzte, der zur Abfahrt bereitstand.

Der Zug gefiel Pawel: Er bestand aus einer Lokomotive und nur zwei Passagierwaggons. Unmittelbar vor der Abfahrt wurde allerdings ein weiterer Waggon angehängt, aber er konnte ihn nicht genau sehen.

Die Räder ratterten gemütlich, und Pawel saß in seinem Abteil und sah aus dem Fenster in den zu Ende gehenden Tag.

Morgen würde ein neuer Tag beginnen, und die Tatsache, dass Pawel diesen neuen Tag unterwegs beginnen würde, schien bemerkenswert und bedeutungsvoll.

Eine junge Frau mit Eisenbahnkappe kam ins Abteil und brachte Tee.

„Hätten Sie denn vielleicht auch Weißbrotkringel?“, fragte Pawel sie.

„Wo denken Sie hin, Genosse!“, wunderte sich die Frau. „Woher sollen wir hier Kringel nehmen?“

Pawel nickte, bedankte sich für den Tee, trank einen Schluck und fand heraus, dass der Tee nicht süß war, wollte diese Frau aber nicht um Zucker bitten.

Nach einer halben Stunde kam die Frau mit einem Stapel Zeitungen wieder.

„Möchten Sie lesen?“, fragte sie.

„Ja, bitte“, antwortete Pawel.

„Sind drei genug?“, fragte die Frau.

„Ja“, sagte Pawel.

Die Schaffnerin zählte drei Zeitungen ab, legte sie auf das Tischchen und ging fort.

Im Schein des matten Lämpchens, das aus unbekannter Quelle Strom bezog, las Pawel aufmerksam die Zeitungen, die man ihm gebracht hatte, und erfuhr aus ihnen eine derartige Fülle von allem Möglichen, dass sich seine Vorstellung vom Leben und von seinem Vaterland mit jedem gelesenen Wort erweiterte. In ihm entstand das Gefühl, als ob er mit dem Zug mitten durch eine riesige Gigantenstadt fahren würde, die sich erst im Aufbau befand und in der zwar noch keine Menschen lebten, aber wo bereits aus Leibeskräften gearbeitet wurde und alle möglichen Weltrekorde, in den Bereichen der Bohrarbeiten, der Kohleförderung, im Brotbacken und im Schmelzen verschiedenster Metalle, gebrochen wurden.

Vom Lesen ein wenig ermüdet beschloss er, in einer der Zeitungen die Gesichter der neuen Ordensträger zu betrachten, die im Kreml ausgezeichnet worden waren, aber kaum hielt er das Gruppenfoto vor seine Augen, als das Lämpchen im Abteil erlosch. Draußen war es schon dunkel, und so legte Pawel die Zeitungen auf das Tischchen und machte es sich auf der unteren Liege bequem. Nachdem er sich mit der warmen Wattedecke zugedeckt hatte, schlief er ein.

Kapitel 6

Der Pfad führte den Engel immer weiter bis zu einem an den Wald grenzenden kleinen Dorf, wo er in einen Fahrweg mündete. Dieser Weg war die einzige Straße im Dorf, nach der alle Hütten, von denen es nicht mehr als zwei Dutzend gab, ihre Fenster ausgerichtet hatten. Hinter dem Dorf verlief der Weg weiter an Wiesen entlang und verlor sich irgendwo dazwischen.

„Hier ist also die erste Siedlung!“, dachte der Engel.

Der Abend war nah. Im Hof der nächstgelegenen Hütte hängte eine Frau Wäsche zum Trocknen auf. Der Engel trat an den Zaun heran und grüßte, sie aber lief, nachdem sie ihn gesehen hatte, ohne auf seinen Gruß zu antworten ins Haus.

Der Engel wollte gerade kehrtmachen, um mit der Bitte um Essen und ein Nachtquartier zu einer anderen Hütte zu gehen, als ihn die Stimme eines Mannes anrief.

„Komm doch her!“ Der Mann war klein und trug eine Hose aus grobem Leinenstoff und ein graues Leinenhemd, das mit einer Schnur gegürtet war. „Bist du ein Flüchtling?“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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