Der Wolpertinger in der Weltliteratur - Wolfgang Brenneisen - E-Book

Der Wolpertinger in der Weltliteratur E-Book

Wolfgang Brenneisen

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Beschreibung

Der Wolpertinger: ein bayerisches Urviech, das sensationellerweise in nicht wenigen Werken der Weltliteratur auftaucht.

Das E-Book Der Wolpertinger in der Weltliteratur wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Wolpertinger, Bayern, Fabelwesen, München, Mittenwald

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Wolfgang Brenneisen

hat Bücher geschrieben und Ausstellungen gemacht.

Weitere Informationen unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Brenneisen

Inhalt

Der Wolpertinger - das unbekannte Wesen

Gilgamesch

Moses

Han Shan

François Villon

Miguel de Cervantes Saavedra

William Shakespeare

Johann Wolfgang Goethe

Heinrich von Kleist

Jacob und Wilhelm Grimm

Joseph von Eichendorff

Theodor Storm

Daisetz Teitaro Suzuki

Christian Morgenstern

Hermann Hesse

Alan Alexander Milne

Franz Kafka

Joachim Ringelnatz

Antoine de Saint-Exupéry

Samuel Beckett

Charles Bukowski

Günter Grass

Wolfgang Brenneisen

edition imme

Der Wolpertinger – das unbekannte Wesen

Der Wolpertinger. Was wissen wir über ihn? Wenn wir ehrlich sind: wenig, sehr wenig. Und dieses Wenige steht auf unsicheren, wackligen Füßen. Vielleicht ist es nur vermeintliches Wissen, denn die fundamentale Frage ist: Gibt es den Wolpertinger überhaupt? Da streiten sich die Gelehrten, und ein Konsens ist nicht in Sicht.

Andererseits entsteht immer wieder der Eindruck: Da ist doch was! Besonders in Bayern gehört der Wolpertinger irgendwie dazu, man möchte ihn nicht missen, er taucht in Gesprächen auf oder schließt eines ab, wenn jemand erzählt: Wir haben über alles gesprochen – außer über den Wolpertinger.

In diesem Buch wird gezeigt, dass der Wolpertinger nicht wenige große Geister beschäftigt hat, und zwar weit über das regionale Bayern hinaus. Das legt den Schluss nahe, dass an der Sache oder besser an dem Wesen etwas dran sein muss. Nach einem der schriftlichen Zeugnisse muss es schon vor 5000 Jahren einen Wolpertinger gegeben haben, und was für einen! Möglicherweise reichen die Spuren noch viel weiter in die Vergangenheit zurück, auch wenn man bisher noch keine entsprechenden Fossilien gefunden hat.

Nun wird behauptet, die Wolpertinger-Manie habe im 19. Jahrhundert angefangen, als findige Tierpräparatoren Fabelwesen aus verschiedenen Körperteilen zusammensetzten, um sie leichtgläubigen Touristen anzudrehen. Das mag so gewesen sein, doch dieser Bierulk ist nicht geeignet, das WolpertingerRätsel zu lösen. Genausogut könnte ich allerlei Elektronikschrott zusammenbasteln und es „Alien“ nennen – die Alien-Frage wäre damit ebensowenig beantwortet.

Meine Kronzeugen sind die großen Dichter der Weltliteratur. Auf den ersten Blick mag dieser Ansatz verwunderlich erscheinen – was weiß ein Dichter schon von den harten Fakten der Wirklichkeit, also etwa den Gesetzmäßigkeiten der Biologie? Doch was den Wolpertinger angeht, muss man umdenken. Bekanntlich (da sind sich alle einig) ist der Wolpertinger scheu. Er wird also einen großen Bogen um einen Wissenschaftler mit seinen hinterhältigen Gerätschaften machen. Andererseits ist er eher geneigt, sich Personen mit einer vertrauenswürdigen Aura zu offenbaren. Man denke nur an die griechische Mythologie. Aphrodite pflegt nicht jedem zu erscheinen, und so hält es auch der Wolpertinger. Umgekehrt ist der Dichter mit seinem feinen Sensorium empfänglich für geisterhafte Gestalten. Kurz, die Wahrscheinlichkeit, dass ein Dichter einen Wolpertinger als solchen identifiziert, ist erheblich höher als bei gewöhnlichen groben Naturen.

Dichtungen können also wertvolle Quellen sein, will man Genaueres über das scheue Wesen erfahren. Allerdings muss man mit diesen Quellen umgehen können, denn so eindeutig sind sie nicht immer. Das kann daran liegen, dass im Laufe der Zeit – und das können Jahrhunderte oder Jahrtausende sein – manches verloren geht. Ein anderes Mal fehlt der exakte Begriff (Wolpertinger), sodass man raten muss, was gemeint ist. Nicht selten verlangt der Verleger eine Änderung, die uns das Verständnis erschwert, oder der Dichter selbst glaubt, dem Leser nicht die ganze Wahrheit zumuten zu dürfen. Und zuweilen drückt sich der Autor verschleiert aus, da er an dem Numinosen, so empfindet er es, nicht rühren will. Es bedarf also einer gewissenhaften Textarbeit, man braucht häufig eine Schafsgeduld, um das verhüllte Geheimnis aufzudröseln.

Doch es lohnt sich! Wenn man all die Aussagen betrachtet, gewinnt die schemenhafte Figur des Wolpertingers eine klare Kontur. Zusammenfassend kann man sagen: Wie in der Welt der Menschen auch gibt es ganz unterschiedliche Ausprägungen der Spezies Wolpertinger. Es gibt kleine und große. Die einen sind friedlich, sympathisch, gutartig, die anderen böse, hinterhältig, unheimlich. Es gibt anspruchsvolle Intellektuelle und recht einfache Gemüter. Zu manchen Zeiten ist der Wolpertinger spielerisch veranlagt und für jeden Jux zu haben, dann wieder ist er in besinnlicher, meditativer Stimmung. Der eine ist schlau und gerissen, der andere arglos und leichtgläubig. Er kann ein selbstloser Freund sein oder ein seinen Trieben Ausgelieferter. Manchmal ist er unternehmungslustig und risikobereit, dann wieder träge und missmutig. Man könnte also sagen: Der Wolpertinger ist ein Wesen wie du und ich, mit seinen Stärken und Schwächen.

Das ist schon einmal ein Forschungsergebnis, aber natürlich reicht es bei weitem nicht aus, will man dem Phänomen Wolpertinger gerecht werden. Dankbar erwähnen wir hier die verdienstvollen Pioniere der Wolpertinger-Forschung: Alfons Schweiggert, Paul Schallweg, Reginald Huber und Michael Heim (alias Peter Kirein). In ihren Arbeiten finden sich vielversprechende Ansätze, man hat das schöne Gefühl, dass die Autoren auf dem richtigen Weg sind. Auch die Ausführungen von Ernst Mikschi zum Tatzelwurm, einem entfernten Verwandten des Wolpertingers, stellen einen wertvollen Forschungsbeitrag dar. Desungeachtet bleibt noch viel offen und ungeklärt. Mit anderen Worten, die Wolpertinger-Forschung muss auf ein ganz anderes Niveau gehoben werden. Ein paar unvorgreifliche Gedanken und Anregungen seien hier vorgestellt.

Zunächst einmal muss ein solider Begriff für das Forschungsgebiet her. Wolpertingerologie oder Wolpertingeristik – das ist hier die Frage. Wie wir unseren Wissenschaftsbetrieb kennen, werden Jahrzehnte vergehen, bis sich die Waage zu einer Seite neigt. Eine wichtige und schwierige Frage wird sein, wie und wo der Wolpertinger taxonomisch einzuordnen ist: Gehört er zu den „Hasenartigen“, zur Familie der Hirsche oder zur Klasse der geflügelten Wirbeltiere? Wahrscheinlich tut sich da ein Bermuda-Dreieck auf, in dem etliche Forscherleben spurlos verschwinden werden. Fragen, Probleme, Aufgaben ohne Ende.