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Der Wunsch der Menschheit, einen künstlichen Menschen zu erschaffen, ist keineswegs eine Erscheinung des digitalen Zeitalters, wie es angesichts der fortschreitenden Entwicklung in der humanoiden Robotik und künstli-chen Intelligenz vermutet werden könnte. Dieses Buch widmet sich insbesondere den Automaten des Jacques de Vaucanson, der 1738 seine überraschend echt wirkende mechanische Ente präsentierte, welche die Federn sträuben, schnattern, tauchen, Wasser trinken, Körner essen und diese verdauen konnte. Weiterhin steht das Werk L`homme machine von Julien Offray de La Mettrie im Fokus. Welche Erwartungen und Visionen hatten Vaucanson und La Mettrie mit ihren Werken und Ideen und welche Folgen hatten diese für deren weiteres Leben? Ist es angebracht, eine Verknüpfung zur heutigen humanoiden Robotik oder gar zur Künstlichen Intelligenz zu ziehen? Eine Studienarbeit.
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Seitenzahl: 41
A. Einführung
I. Fragestellung und Schwerpunkt
II. Quellenlage und Forschungsstand
B. Künstliche Menschen
I. Die Automaten des Jacques de Vaucanson
1. Der mechanische Flötenspieler
2. Die mechanische Ente
3. Der Tamburinspieler
4. Erwartungen und Visionen
II. La Mettrie der „Monsieur Machine“
1. Das Werk „L’homme machine“
2. Erwartungen und Visionen
C. Ausblick – Humanoide Robotik
D. Fazit
E. Abbildungsverzeichnis
F. Literaturverzeichnis
Der Wunsch der Menschheit, einen künstlichen Menschen zu erschaffen, ist keineswegs eine Erscheinung des digitalen Zeitalters, wie es angesichts der fortschreitenden Entwicklung in der humanoiden Robotik und künstlichen Intelligenz vermutet werden könnte. Bereits Homer erzählte in seiner Ilias, dass Hephaistos, der Gott des Feuers und der Künste, Jungfrauen aus Gold als Gehilfinnen hatte. Diese „Androiden“ (griech. für künstliche Menschen) sind ein früher Beweis für den eingangs erwähnten Wunsch des Menschen, ein Abbild von sich selbst zu erschaffen. Auch Aristoteles erwähnte in seiner Politik bereits die Automaten.1 Im Jahr 1649 entwickelte der Nürnberger Johann Hautsch einen selbstfahrenden Wagen mit vier Rädern der ohne Pferde oder Ochsen beschleunigen konnte. Im Jahr 1733 stellte Monsieur Maillard drei Automaten vor: 1) eine von einem Wasserpferd gezogene Gondel, 2) einen künstlichen Schwan und 3) eine von einem mechanischen Pferd gezogene Kutsche.2 Im Jahr 1775 stellen die Erfinder und Uhrmacher Pierre Jaquet-Droz, sein Sohn Henri-Louis und Jean-Frédéric Leschot in Paris einen schreibenden Automaten vor. Die Vossische Zeitung schreibt dazu, dass der Automat in Gestalt eines zweijährigen Kindes sitzend an einem Tisch, seine Schreibfeder in die Tinte tunkt, ggf. Überfluss weg spitzt und deutlich und korrekt schreibt, was man ihm vorsagt. In Wahrheit konnte der Automat nicht nach Diktat schreiben. Was er zu Papier bringen konnte, war ihm durch seine Erbauer bereits in seiner Mechanik vorgegeben worden.3
1Heckmann, Die andere Schöpfung, S. 18-21.
2Heckmann, Die andere Schöpfung, S. 206-217.
3Heckmann, Die andere Schöpfung, S. 269-271.
Die Automatengeschichte reicht von der Antike bis in die Gegenwart. Das 18. Jahrhundert ist das Jahrhundert der mechanischen Vervollkommnung. Man machte sich damals Gedanken über Maschinen und ihre Perfektion. Die Geschichte der Automaten, insbesondere der Automaten von Vaucanson steht in engem Zusammenhang für die Begeisterung technischer Innovation und Fortschritt im 18. Jahrhundert.4 Mit dem technischen Fortschritt nahmen ursprüngliche, nur in Gedanken oder auf Papier existierende Ideen plötzlich reale Formen an. Diese Entwicklung des Fortschritts und der Innovation hält bis heute an. Durch die Erfindung des Computers wird aus Science-Fiction Realität, aus Automaten werden Roboter, aus Robotern werden humanoide Roboter, ausgestattet mit künstlicher Intelligenz (KI). Diese besondere Verknüpfung könnte dabei durchaus als ein kultureller Umbruch zu sehen sein. Sind die frühen Automaten die „Vorfahren“ der heutigen Roboter, Computer oder gar der KI? Ein von Zahnrädern betriebener Automat ist semantisch leer und damit, vergleichbar mit einem Computer, ein offenes System.5 Der Fokus der Arbeit soll hierauf allerdings nicht liegen. Nach einer kurzen Einführung sollen insbesondere die Automaten des Jacques de Vaucanson, welcher 1738 seine überraschend echt wirkende mechanische Ente präsentierte, welche die Federn sträuben, schnattern, tauchen sowie Körner essen, Wasser trinken und „verdauen“ konnte6 sowie das Werk „L`homme machine“ von Julien Offray de La Mettrie fokussiert werden, welcher sich im 18. Jahrhundert besonders mit der Thematik des Menschen als Maschine auseinandergesetzt hatte. Welche Erwartungen und Visionen hatten Vaucanson und La Mettrie mit ihren Werken und Ideen und welche Folgen hatten diese für deren weiteres Leben? Beeinflussten sie sich möglicherweise gegenseitig oder gab es weitere „Vordenker“ die Vaucanson und La Mettrie in ihren Werken beeinflussten? Die Arbeit fokussiert sich somit klar auf die Automaten des Vaucanson und das Werk „L`homme machine“ von La Mettrie. Dennoch soll zumindest ein kurzer Ausblick auf die Verknüpfung der mechanischen Kopie des Menschen mit der heutigen Robotik erarbeitet werden. Dazu stellt sich die Frage, ob hier eine Verknüpfung zur Robotik, mithin zur KI, überhaupt herzustellen ist. Wie akut die Thematik der KI heutzutage ist, zeigt ein offener Brief der Organisation Future of Life, die darin eine Pause in der KI-Entwicklung fordert.7 Eine erwähnenswerte KI ist ChatGPT, die Anfang des Jahres 2023 die Hochschullandschaft verunsicherte.8 Als ein Vorläufer der KI könnte der Automat durchaus betrachtet werden. Besonderen Eindruck hinterließ einst der Schachautomat des österreichischen Hofbeamten Wolfgang von Kempelen aus dem Jahr 1769. Er hatte eine schachspielende Maschine gebaut, die beim Zuschauer den Eindruck eines „automatischen Schachspielers“ erweckte.9 Der von IBM entwickelte Schachcomputer Deep Blue konnte 1997 den damals amtierenden Weltmeister Garry Kasparov in einem Duell besiegen.10 Die Fusion eines Automaten und einer KI besiegte hier erstmals den menschlichen Geist. Der große Zeitsprung vom 18. Jahrhundert zu heute, ist durchaus gerechtfertigt. Der Musikinstrument-spielende Roboter der Firma Doosan Robotics könnte bspw. als Nachfolger der Automaten von Vaucanson betrachtet werden.11
Abb. 1: Schachautomat12
4Traversier, in: Geschichte Schreiben. Die mechanische Ente, https://www.arte.tv/de/videos/101944-014-A/geschichte-schreiben/, [abgerufen am 12.11.2023].
5Burckhardt, Vom Geist der Maschine, S. 11-14.
6Heckmann, Die andere Schöpfung, S. 219.
7Schreiber