DER ZURÜCKGEKEHRTE: Ein historischer Roman über Jesus Christus und die Santiner - Martin Fieber - E-Book

DER ZURÜCKGEKEHRTE: Ein historischer Roman über Jesus Christus und die Santiner E-Book

Martin Fieber

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Beschreibung

Das Roman-Ereignis des Jahres! Michael ist ein moderner junger Mann ohne jegliche Bindung an die christliche Religion. Doch eines Tages bricht er zu einem Besuch der Ausgrabungsstätte Khirbet Qumran auf - ein eindringlicher Traum hat ihm die Reise dorthin nahegelegt. Am Ziel findet er einen Koffer aus einem Metall, das es auf der Erde nicht gibt. Dieser Koffer enthält Filmaufnahmen, die das Leben einer innigen Freundschaft zeigen, einer Freundschaft des jungen Schreibers Josua mit dem Menschen Jesus. Beim Sichten der Filmaufnahmen erkennt Michael immer stärker, dass ihn mehr mit dem Menschen Jesus Christus verbindet, als er jemals für möglich gehalten hätte. Dieser historische Roman über Jesus Christus und seine Verbindung zu dem großen heiligen Geschlecht der Santiner ist eingebettet in eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte voller Leidenschaft. Seine wegweisenden Enthüllungen machen das einzigartige Charisma der biblischen und doch so zeitlos lebendigen Person Jesu deutlich. Das Buch hat das Potenzial, ein Klassiker der spirituellen Literatur zu werden. Spannend und bodenständig. Vielleicht bleiben auch Sie am Ende sprachlos zurück und fragen sich, ob es sich nicht vielleicht genauso abgespielt haben könnte … »Das Lebenswerk des Autors, an dem er über neun Jahre recherchiert und geschrieben hat. Jeder Teil der Handlung ist fundiert und gewissenhaft erforscht – so unglaublich er im ersten Moment auch erscheinen mag.« »Ein wunderbares Buch!« – Elias Den Roman erhalten Sie als eBook auch in englischer Übersetzung.

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Martin Fieber

 

 

 

 

Der Zurückgekehrte

 

Ein Roman über Jesus Christus und die Santiner

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bergkristall Verlag GmbH

Krumme Weide 30, 32108 Bad Salzuflen

Tel. 05222 – 923 451

Fax 05222 – 923 452

[email protected]

www.bergkristall-verlag.de

 

Copyright © 2009 Bergkristall Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

 

ISBN 978-3-935422-98-7

 

Für Margarethe,

in Dankbarkeit und Liebe

In einigen Kapiteln dieses Buches fallen teilweise Worte, die in Ihrem normalen Sprachgebrauch besser nicht gewählt werden sollten. Jedoch war die damalige Zeit gerade in der griechischen Kultur sehr offenherzig und die Menschen drückten sich teilweise vulgär aus. Ich habe die Sprache schon erheblich angepasst, wollte aber einen gewissen authentischen Charakter bewahren.

 

Die kursiv gesetzten Absätze am Ende der einzelnen Kapitel geben die Gedanken wider, die Jesus Christus seinem Tagebuch anvertraut hat.

 

Vorwort

 

„Jesus hat doch gar nicht gelebt“, sagte neulich ein Bekannter zu mir. Ich war perplex.

 

„Wie kommst du darauf?“, fragte ich ihn.

 

„Er war nur ein gutes Marketinginstrument der Kirche“, war seine prompte Antwort.

 

Die Antwort hatte mich erschüttert. Ja, viele Menschen zweifeln daran, ob Jesus wirklich gelebt hat. Ebenso viele können mit der Person Jesus Christus nichts anfangen. Bis vor wenigen Jahren ging es mir genauso, obwohl ich Jesus immer als eine historische Persönlichkeit angesehen und an seine Lehren geglaubt habe. Aber er war für mich und für mein Leben einfach zu weit weg, er war für mich nicht greifbar, er war für mich immer ein Überflieger gewesen, der auf dem Wasser gehen und Wasser in Wein verwandeln konnte. Diese große Distanz zwischen ihm und meinem normalen Leben machte mir Angst und ich fühlte mich klein und unwürdig. So viele Fehler hatte ich noch, während Jesus Tote zum Leben wiedererweckte! Wie konnte Gott mich in meiner Schlechtigkeit lieben? Jahrelang peinigten mich diese Gedanken und Gewissenskonflikte.

 

Aber diese Pein führte auch zu einer Motivation. Eine Frage keimte in mir auf: Wie stark musste die Persönlichkeit von Jesus, wie authentisch mussten seine Lehren gewesen sein, dass knapp 2.000 Jahre später ungefähr eine Milliarde Menschen auf unserem Erdball zu ihm beteten?

 

Aber auch dies war wieder ein Problem: Die Menschen beteten Jesus als Gott an. Wieder führte dies nicht dazu, dass ich mich Jesus näher fühlen konnte. So ähnlich, wie eine frühere, etwas fanatisch angehauchte, Nachbarin mich einmal belehrt hatte: „Martin, Jesus ist Gott. Nur wenn du ihn als Gott akzeptierst, bekommst du einen Fensterplatz im Himmel.“

 

Jesus war für mich aber nie Gott, er sprach von Gott, er hinterließ auf mich immer den Eindruck, dass sein Kontakt zu Gott sehr gut war. So gut, dass er besondere, oftmals menschenunmögliche Kräfte besaß. Aber mehr wusste ich nicht von Jesus.

 

Aber wie war Jesus als Mensch? Von ihm persönlich ist so gut wie nichts überliefert. Wer war Jesus wirklich? Wie war er als Kind? Wie hatte er gefühlt? Wie hatte er gelebt? Und gerade aus diesem Grund, weil ich vom historischen Menschen Jesus zu wenig wusste, faszinierte er mich von Jahr zu Jahr mehr.

 

Und eines Tages, viele Jahre später, war aus einem Wunsch Wirklichkeit geworden: Ich wollte Jesus wahrhaft verstehen. Ich wollte seine Zeit verstehen, auch den Glauben, der das Fundament des heutigen so genannten Christentums bildete. Ich wollte das Leben des Menschen Jesus schildern, ich wollte ihn besser kennen lernen, indem ich sein Leben aus meiner Sicht aufzeichnete. Ich wollte meine Angst, ich wollte meine Pein verlieren. Aber ich fürchtete immer, dass dafür ein Wunder geschehen müsse.

 

Von der Idee des Romans, über Recherche bis zum gedruckten Buch vergingen neun lange Jahre. Und das Wunder geschah: Der Meister Christus wurde mein Kumpel, der Überflieger Jesus wurde mein Freund, der nicht greifbare Held wurde mein Bruder, und Jesus wurde zum normalen Menschen. Seine große Seele zeigt sich jetzt deutlich vor mir.

 

Möge in aller Bescheidenheit dieser Roman Ihnen den Menschen Jesus näher bringen: Jesus, die am meisten glorifizierte und gehasste, kurzum am meisten missverstandene Person der Menschheitsgeschichte. Einige Zusammenhänge und Gegebenheiten könnten Ihnen unbekannt sein, vielleicht mögen diese für Sie im ersten Moment auch unmöglich erscheinen, oder sogar abwegig. Aber Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gab es schließlich auch noch nicht den Computer, mit dessen Hilfe das Buch hier entstanden ist.

 

Möge dieser Roman Ihnen den Menschen Jesus näher bringen, falls er nicht schon mit seiner Natürlichkeit Ihr Herz erobert hat. Möge dieses Buch auch in ihrem Herzen das Wunder geschehen lassen, dass verschlossene Türen in ihrem Leben geöffnet werden. Möge Jesus Christus auch ihr Kumpel, ihr Freund und ihr Bruder werden.

 

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Eintauchen in eine Welt, die Sie so bestimmt noch nicht vorher erlebt haben. Gott zum Gruß und lassen Sie es sich gut gehen.

 

Ihr

 

Martin Fieber

Prolog

 

Zwischen Khirbet Qumran und Jericho, irgendwann in naher Zukunft

Es war heiß. Heißer konnte die Hölle auch nicht sein, dachte er fröstelnd trotz der Hitze. Und es stürmte, als ob die Welt genug von den Schändungen der Menschen hatte und untergehen wollte. Auch der Beginn der Apokalypse konnte nicht widerwärtiger sein, murrte er vor sich hin. Wäre er zu Hause geblieben, wo er hingehörte, würde er sich in die Kühle seiner Wohnung verziehen. Aber er war nicht zu Hause, teilte ihm seine Haut mit, die sich den unzähligen kleinen Stichen des wild umher fliegenden Sandes erwehren musste. Er befand sich irgendwo zwischen der Ausgrabungsstätte von Khirbet Qumran und Jericho und blickte matt auf das Tote Meer hinaus. Verschwitzt und müde suchte sein Blick die kühle Frische unter ihm.

Er war allein. Sein Gaumen staubtrocken. Das einzige, was an ihm funktionierte, war das Gedankenkarussell, das er seit geraumer Zeit nicht anhalten konnte. Wie wilde Affen flitzten die unzähligen Gedanken in seinem wirren Geist umher. Was in aller Welt hatte ihn nur dazu getrieben, jetzt, zu dieser Jahreszeit, ins Westjordanland zu reisen, um … ja, das hatte er wahrlich niemandem erzählen können … um nach persönlichen Aufzeichnungen von keinem Geringeren als Jesus zu suchen? Hätte er nur nicht vor einigen Monaten diesen seltsamen Traum geträumt, dann würde er jetzt nicht in dieser Einöde seine Seele aus dem Leib schwitzen. Kein Traum vorher war ihm so deutlich in Erinnerung geblieben. Kein Traum stand ihm jemals so deutlich vor seinem inneren Auge. Diese Bildersequenz hatte digitalen Charakter und jedes Pixel erstrahlte in einer Farbe, wie er sie noch nie gesehen hatte. Es war ein farbiger Traum. Sonst, wenn überhaupt, sah er seltsame und unsinnige Sequenzen in schwarzweiß. Aber dieser Traum war wunderschön. Dieser Traum erleuchtete …

 

Quatsch. Er verfluchte diesen Traum, denn er hatte sein bisheriges Gedankengebilde, das er sich über das Leben gefertigt hatte, umgestoßen. Sogar in seinen Gedanken war es ihm immer noch peinlich, über diesen Traum nachzudenken, denn es war ihm im Traum eine Gestalt erschienen, die sich Jesus nannte. Diese Gestalt hatte ihm Zahlen gegeben und ihn aufgefordert, nach persönlichen Schriften von ihm zu suchen.

 

Der Sturm wurde sogar stärker, als ob ihn die Geister des Windes auslachten. In den ersten Wochen nach dieser ominösen Nacht hielt er den Traum noch für so abwegig, dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, die Zahlen, die sich letztlich als Koordinaten herausstellten, nachzuprüfen. Aber die Daten klebten wie ein Kaugummi in seinem Kopf. Je mehr er sie vergessen wollte, desto mehr hafteten sie in seinem Geist. Je mehr er versuchte, diesen Jesus zu vergessen, desto mehr brannten sich die blauen Augen dieser Traumgestalt in seine Erinnerung ein.

 

Niemals wollte er sich um so einen Unsinn kümmern. Gerade auch, weil dieser Unsinn ihn in Form eines Traumes ereilt hatte. ‚Träume sind Schäume’, hatte schließlich schon sein Vater gesagt. Und außerdem – hätte diese Traumgestalt nicht wissen müssen, dass er, Michael, für Gott und dessen Sohn wenig übrig hatte. Dies war sogar noch untertrieben. Michael glaubte weder an Gott noch an Jesus Christus. Auch nicht an die Kirche oder, wie es neuerdings so modern war, auch nicht an einen dickbauchigen Buddha, der immer mehr Gärten in seiner Nachbarschaft schmückte. Er glaubte weder an ewige Höllenqualen oder Engelsingsang, noch an die Möglichkeit einer Wiedergeburt auf Erden, obwohl es für ihn nicht logischer war, nur einmal geboren zu werden als mehrere Male. Er hatte sich bisher einfach auch viel zu wenig mit dem Glauben beschäftigt. Er glaubte weder an ein universelles, schöpfendes Bewusstsein, noch an einen bärtigen Vater im Himmel. Und er glaubte auch nicht an Jesus Christus. Immer noch nicht, auch wenn seine Nase gerade eine kurze salzige Brise des nahen Toten Meeres erfasste.

Aber genau das überzeugte Michael letztlich, sich um diesen Traum und diese Zahlen ein wenig intensiver kümmern zu sollen. Wäre ihm im Traum ein James Bond erschienen, der ihm mit einer Blondine auf dem Beifahrersitz eines futuristischen Schlittens diese Koordinaten per Chip übergeben hätte, dann hätte er den Traum schnell vergessen. Aber es war ja nicht James Bond erschienen, sondern ein Messias.

 

Und tatsächlich, nach endlosen Stunden kritischer Diskussionen mit sich selbst, hatte er tatsächlich herausgefunden, dass diese Zahlen keine Jahresangaben waren, sondern Koordinaten. Diese Daten sollten ihm einen ganz bestimmten Ort mitteilen. Und dieser Ort lag irgendwo im Westjordanland, nördlich von der heutigen Ausgrabungsstätte Khirbet Qumran. Wie sollte er, ein glücklich verlobter achtundzwanzigjähriger Industriekaufmann, der von Archäologie überhaupt keine Ahnung hatte, in der Wüste nach verborgenen Schriftrollen suchen? Meinte dieser Jesus im Traum wirklich, dass er, Michael Jansen aus Deutschland, irgendetwas finden könnte, was Legionen von Archäologen vor ihm übersehen hatten?

 

Es mussten nur noch wenige Meter sein, bis er sein Ziel erreicht hatte. Noch ein kurzer prüfender Blick auf sein GPS, und es war soweit. Das satellitengestützte Navigationssystem zeigte ihm an, dass er angekommen war. Michael blieb stehen und sah sich um. Außer rotbraunem Felsen und Geröll war nichts zu sehen. Hinter ihm ragte die Hügelkette des Judäischen Berglandes empor und schräg vor ihm hatte er einen Blick über das Tote Meer, den tiefsten Ort der Erdoberfläche. Ein in seinen Augen wirklich unwirtlicher Ort. Er mochte keine Wüste, er mochte kein karges Land. Und er mochte keinen Sturm, der ihm andauernd Sand in die Augen wehte.

 

Keine Seele weit und breit. Keine Erhebung im Umkreis von fünfzig Metern. Nur ein großer Felsen direkt vor ihm. Und auf den ersten Blick machte der Felsen keinen Eindruck, dass er ihm ein Geheimnis vorenthalten könnte. Aber die Daten auf seinem GPS ließen keinen Zweifel aufkommen. Dieser Fels war der Ort, den er gesucht hatte. Michael umrundete ihn vorsichtig, jedoch schien er nicht dafür geeignet zu sein, zu gewöhnlich, dass er als Versteck von eventuell wichtigen Schriften dienen könnte. Um ihn herum lag vielfach Geröll, aber es gab kein deutliches Anzeichen eines Eingangs.

 

Auf einmal, als ob eine alte Erinnerung ihn ergriffen hätte, fing er an, mit seinen nur die Computertasten gewöhnten Händen erst kleinere, dann größere Geröllstücke aus dem Weg zu räumen. Und siehe da, er erblickte eine Maserung im Gestein, die ihn ermutigte, weiterhin Geröll aus dem Weg zu räumen.

 

Erst ganz sachte, dann immer schneller. Geduld war wirklich nicht seine Stärke. Aber schließlich kam sie, die Gewissheit, dass er fündig werden würde. Es tauchte ein schmaler waagrechter Spalt über dem Boden auf, der ihn gerade so aufnehmen könnte. Jetzt musste er in dieser Hitze auch noch körperlich ackern. Schon allein der Gedanke an die Arbeit ließ Schweißperlen auf seiner Stirn erscheinen.

 

Er betrachtete nochmals in aller Ruhe den Felsen. Direkt über diesem möglichen Eingang waren viele Löcher zu sehen, die Vögel über eine lange Zeit hinterlassen haben konnten. Es lag immer noch viel Geröll auf dem Boden, und man konnte erkennen, dass der Spalt unter dem Felsen einmal sehr viel kleiner gewesen sein musste. Kein Erwachsener hätte hier hineinkriechen können.

 

Michael zögerte. Sollte er wirklich weitersuchen? Wie sollte dieser Jesus hier jemals vorbeigekommen sein? So weit weg von irgendeinem Weg?

 

„Du und ich, wir sind jetzt hier“, ermahnte Michael den Faulpelz in sich. „Du hättest jetzt lieber deinen Frieden, und ich würde jetzt lieber mit Susanne in einer Eisdiele sitzen und ein Spaghetti-Eis genießen. Nur leider hast du im Moment nicht deinen Frieden und ich sitze auch nicht neben meiner Freundin. Also reiß dich zusammen. Wir sind jetzt hier und ich grabe weiter.“ Er schüttelte nur den Kopf, nachdem er bemerkt hatte, dass er jetzt schon Selbstgespräche führte. Kein Wunder, bei der Hitze.

Michael packte seine Schaufel aus, fixierte seine kleine Lampe vor der Stirn und fing an, den Eingang zu vergrößern. Er legte sich auf den Rücken und kroch unter den Felsen. Dann klopfte er mit seiner kleinen Schaufel an die Decke des Felsbrockens. Tack, tack, tack. Nichts Auffälliges. Weiter rechts. Tack, tack, tack. Auch nichts. Weiter hinten. Tack, tack, tack. Vielleicht musste er den Boden prüfen. Es dauerte eine Weile, bis er sich in diesem engen Spalt umgedreht hatte. Tock, tock, tock. Nichts. Tock, tock, tock. Auch nichts. Vielleicht weiter hinten. Tock, tock, tong. Was war das? Hatte es sich wirklich so angehört, dass unter ihm eine Höhle war? Es klang hohl und irgendwie hölzern. War diese Höhle nur mit Brettern verriegelt? Er wühlte mit seiner Schaufel im Boden herum und wollte sich gerade etwas abstützen, als der Boden nachgab. Fast wäre er in die kleine Höhle gefallen, die sich nun unter ihm auftat. Steine rieselten in die Tiefe. Klong, klong, klong, pling. Was war das schon wieder? Irgendetwas in ungefähr einem Meter Tiefe hörte sich anders an als Gestein. Es hörte sich, er konnte es nicht glauben, irgendwie … metallisch an.

 

Nun hatte ihn die Abenteuerlust gepackt. Michael ließ sich in die kleine Höhle hinab und schaufelte dort erst einmal Geröll zur Seite, bis er wirklich unter einem großen Haufen von Sand Metall erspähte. Eine Art Aluminiumkoffer lag vor seinen Augen, der jedoch noch größer war, als das Loch, durch das er in die Höhle gelangt war. Ein verzweifeltes Grunzen kam über seine Lippen.

 

Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Öffnung des Eingangs zu vergrößern. Das könnte dauern. Zum Glück war es unter dem großen Stein etwas kühler. Nach knapp einer Stunde harter Arbeit hatte er den Koffer an das Tageslicht geholt. Er war verschlossen und zeigte ihm auch keine Möglichkeit, ihn zu öffnen, aber darum wollte er sich erst später kümmern. „Erst einmal weg von hier“, sprach er vor sich hin.

 

„Endlich hast du sie wiedergefunden“, hörte er eine Stimme, die von irgendwoher kam. Michael blickte sich um. Niemand. Kein menschliches Wesen weit und breit. „Was soll das heißen, ich habe sie wiedergefunden?“, fragte er in den Sturm hinein, der immer noch sein Unwesen trieb. Er schüttelte den Kopf, weil er bemerkte, dass er wieder mit sich selbst sprach. „Du hast sie wiedergefunden.“ Die Stimme meldete sich ein zweites Mal. Es schien, dass die Stimme irgendwie aus seinem Inneren kam.

 

Musste er jetzt damit rechnen, dass er wirklich verrückt wurde? Na egal, verrückter als in einem Traum durch Jesus hierher geschickt zu werden, war auch nicht mehr möglich.

 

Michael packte seine Utensilien wieder ein und betrachtete den Koffer. Gut, dass es ein trotz allem unauffälliger Koffer war, so konnte er ihn wenigstens gut tragen und er würde auch kein großes Aufsehen erregen, wenn er das bevölkerte Jericho erreichte. Der Koffer war leichter, als er aussah. Nach einer kleinen Pause im Schatten des Felsens und einem kräftigen Schluck Wasser machte sich Michael auf den Weg zurück. Es war ein langer Weg – und mit dem Koffer sehr anstrengend. Spät am Abend kam er schließlich wieder in seinem heruntergekommenen, aber gemütlichen Hotel in Neu-Jericho an.

 

In seinem Hotelzimmer warf er den Rucksack und den Koffer auf das Bett und nahm erst einmal eine ausgiebige Dusche. Danach setzte er sich in aller Ruhe vor den Koffer. Aber wie sollte er den Koffer öffnen? Er war wirklich leicht, viel leichter als Aluminium und sah sehr viel stabiler aus. Es war kein Schloss zu sehen, nicht einmal eine Kante, wo er mit einem Schraubenzieher oder ähnlichem hätte die Hebelkraft ausprobieren können. Nur der Griff war sichtbar. Er drückte den Koffer an allen möglichen Stellen, rüttelte und schüttelte ihn. Doch nichts geschah. Wie sollte er ihn nur öffnen? Frustriert und niedergeschlagen ließ er seinen Kopf auf die Oberfläche des Koffers fallen. Erstaunt hob er den Kopf wieder hoch, denn es ertönte ein elektronisches Piepsen und der Koffer öffnete sich wie von Zauberhand und so geräuschlos wie sein CD-Player im Büro.

 

Michael erbleichte. Mehrere unversehrte Papyrusrollen, ein Gewand, ein Holzkreuz – es roch nach Olivenholz –, ein Paar Lederlatschen und ein Becher, der wahrscheinlich als Trinkgefäß für Wein gedient hatte. Ganz unten lagen drei Pergamentrollen. Michael schüttelte ungläubig den Kopf.

 

Was hatte er hier wiedergefunden? Den heiligen Gral? Papyrusrollen? Was war an diesen Rollen so wichtig und interessant, dass ihn dieser Traum heimgesucht hatte?

 

Ganz vorsichtig nahm Michael die ganzen Gegenstände aus dem Koffer und legte sie neben sich auf das Bett.

Die Papyrusrollen waren nummeriert. Eine ganz große war dabei, und mehrere kleinere. Wirklich erstaunlich. Und sie fühlten sich irgendwie imprägniert an, so als ob sie haltbarer gemacht worden wären. Er ordnete die Papyrusrollen und öffnete ihre Bänder, die sie zusammenhielten. Es war erstaunlich. Sie waren wirklich alt. Gefälscht konnten sie nach seinem Gefühl nicht sein. Die Schrift kam ihm irgendwie vertraut vor. Jetzt erst erkannte er, dass sie in griechischer Sprache verfasst waren. Griechisch, kein Aramäisch oder Hebräisch, das er zwar hätte erkennen, aber nicht lesen können. Er vergewisserte sich: Alle Schriftrollen waren in der griechischen Sprache geschrieben, auch die schönen Pergamentrollen. Jedoch unterschied sich die Schrift auf den Pergamentrollen von den anderen nummerierten Rollen erheblich. Auch die Pergamentrollen schienen imprägniert zu sein. Erstaunlich, dachte er.

 

Als er die letzte Pergamentrolle in Händen hielt und auf das Bett legen wollte, sah er auf dem Boden des Koffers eine schmale Dose liegen. Eine Dose, die wie der Koffer aus einem ganz dünnen Metall bestand. Er öffnete sie und bemerkte, dass er das Metall wie ein Stück Papier zerknüllen konnte, jedoch rollte sich das Metall wieder zu seiner ursprünglichen Form zurück auf. Faszinierend, dachte Michael. Aber das, was ihn sprachlos werden ließ, waren die DVDs, die in der Dose lagen. Genau drei Stück. Wie um Gottes Willen kamen die DVDs in den Koffer und wie kam der Koffer in die Höhle unter dem Felsen?

Mit den Schriftrollen konnte er in diesem Moment nichts anfangen. Aber zum Glück hatte Michael seinen Laptop mitgenommen. Eigentlich hatte er auf den Flügen seine Arbeit erledigen wollen. Zum Missfallen von Susanne, die ihm immer vorhielt, dass er zuviel arbeitete. Die Firma könne auch mal ohne ihn auskommen, sagte sie immer. Fast hätte er sich darauf eingelassen, seinen Laptop zu Hause zu lassen, aber irgendein inneres Gefühl hatte ihm gesagt, ihn doch mitzunehmen. Jetzt wusste er warum.

 

Michael war aufgeregt. Er konnte es sich selbst nicht erklären. So wie es aussah, müssten die DVDs passen. Er machte ungestüm seinen Laptop an, wartete ungeduldig, bis er hochgefahren war und legte dann die erste DVD in das Laufwerk. Die Technik schien aus der Zukunft zu kommen, aber die DVD lief. Sie gab ihm mehrere Optionen. Seine Zweifel zur Seite schiebend, startete er sie beim ersten Menüpunkt, der Einleitung. Er drückte die Starttaste.

 

Auf seinem Bildschirm erschien ein wunderschöner Mann. Mit seinen weichen und prägnanten Gesichtszügen hätte er aber auch als Frau durchgehen können. Seine Haare waren schulterlang, schwarz, mit silbernen Strähnen, die ihn jedoch nicht alt erscheinen ließen, sondern ihm eine erhabene und würdevolle Ausstrahlung verliehen. Seine Augen waren goldfarben und strahlten eine harmonische Wärme aus. Er hatte ein königsblaues Gewand an, das seinen Hals bis zu seinen Füßen verhüllte und nur seine goldenen Schuhe und seine Hände hervortreten ließ. Auf seiner Brust prangte ein Amulett, das einen achteckigen Stern zeigte, der in einer großen Spirale eingebettet war. Die Haut des Mannes hatte einen bronzefarbenen Teint. Der Mann lächelte, und es schien, als ob sein ganzer Körper lachte. Dass dieser sich in einem großen futuristischen Raum befand, wo viele Bildschirme und etliche kleine Leuchten sich befanden – der Raum erinnerte ihn im Ansatz an Raumschiff Enterprise –, war hierbei nebensächlich, denn dieser Mann überstrahlte alles. Eine fröhliche Energie erfasste Michael, als er diesen Mann so dastehen sah. Die Einstellung zoomte den Mann näher heran, bis nur noch sein Gesicht zu sehen war. Keine Falte, kein Leberfleck, kein Barthärchen waren zu sehen, nur reine bronzene leuchtende Haut.

 

„Mein Name ist Tai Shiin“, fing der Mann in deutscher Sprache an zu reden. Seine Stimme war so weich und eindringlich zugleich, dass Michaels ganzer Körper vibrierte. „Ich bin ein Santiner. Wir Santiner sind im Sonnensystem Alpha Centauri beheimatet und kümmern uns schon seit über 4.000 Jahren um das Wohlergehen eurer Erde und ihrer Bewohner. Also auch um dein Wohlergehen. Entschuldige meine Anrede, aber eine andere Form außer der persönlichen Seelenkommunikation kennen wir Santiner nicht.“

 

Der Mann braucht sich nicht zu entschuldigen, dachte Michael verblüfft. Zu sehr war er erstaunt, als dass er einen normalen Gedanken hätte fassen können. Dieser Tai Shiin stand in einem großen runden Raum, der in der Mitte einen erhöhten Sitz zeigte mit Bildschirmen und einigen holographischen Elementen. Diesen Raum begrenzten ausschließlich Fenster, von denen einige abgedunkelt waren.

 

„Bevor du aber jetzt gleich meine Worte als unwahr abtust, muss ich dir mitteilen, dass die folgende Darstellung von Ereignissen, diese Geschichte aller Geschichten, keine Science-Fiction-Story ist, wie ihr sagt. Denn Fantasiegeschichten und Märchen gibt es auf eurer Erde schon genug. Leider fehlt euch das wahre Wissen um die Naturgesetze. Euch Menschen fehlt das Wissen um die wahre Magie des Weltalls. Euch fehlt das Wissen um andere Sternenvölker, die das unendliche Universum und Antiuniversum bewohnen.

 

Glaubt ihr wirklich solche Kindergartenmärchen, dass beispielsweise der Stern von Bethlehem ein Komet war, der tage- und nächtelang immer am Himmel stand und sich mal nach Osten und mal nach Westen bewegte? Meint ihr wirklich, dass der Prophet Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch eines Wales verbracht hatte? Nicht einmal das kleinste Kind in eurer Welt glaubt dies heutzutage, bis es von euren theologischen Institutionen mit Lügen und falschen Überlieferungen verseucht wird.

 

Es ist nicht meine Absicht, dich mit meinen Worten zu verunsichern, aber sie sollen dich aufrütteln und deine versteckten Gedanken und Gefühle zum Vorschein bringen, damit in dir Platz für das geschaffen werden kann, was du gleich sehen wirst. Ich möchte mit meinen Worten Licht in deine Gedanken bringen, damit du mit ein bisschen Logik viele Rätsel der Menschheitsgeschichte selbst erklären und entschlüsseln kannst. Schließlich hast du diese Rollen wiedergefunden.“ Tai Shiin machte eine Pause.

 

Michael hielt verwirrt inne. Er hielt die DVD an, denn er brauchte erst einmal Ruhe in seinem Kopf. Auch dieser Tai Shiin sprach davon, dass Michael die Rollen wiedergefunden hatte. Wäre doch nur Susanne hier, sie könnte ihm bestimmt mit der ihr eigenen Weitsicht dies alles erklären. Und außerdem war ihr die spirituelle Welt näher als ihm.

 

Michael musste lächeln. Er war es immer gewesen, der sie mit ihren esoterischen Büchern und dem ganzen Spirikram, wie er es nannte, auf den Arm genommen hatte. Er war es, der alles, mit dem sie sich beschäftigte, ins Lächerliche gezogen hatte. Und nun musste er es sich eingestehen, dass er ihre Hilfe brauchte? Ja, es sah ganz so aus, denn das, was ihn hier erwartete und was er vor wenigen Stunden beim Felsen erlebt hatte, fiel ganz eindeutig in ihr Metier. Aber Susanne war nun mal nicht hier, also musste er diese ganze Sache allein über die Bühne bringen. Er stellte die DVD wieder an.

 

„Nun wirst du wahre Begebenheiten in bewegten Bildern sehen, die Originalaufnahmen aus der damaligen Zeit zeigen. Und diese Geschichte dreht sich um Jesus und um Josua, einen Freund von ihm. Beide kanntest du sehr gut.“ Tai Shiin lachte und Michael stockte der Atem. „Ja, ich weiß, dass es sich für dich unglaublich anhören muss, aber wir sind euch mit unserer Technik um 10.000 Jahre voraus. Die bewegten Bilder dieses Filmes haben wir mit unseren zu Tausenden in den Raumstationen angebrachten Kameras aufgezeichnet. Mit unserer Technik können wir deine Tageszeitung lesen, obwohl wir uns viele Kilometer über dir befinden. Die unterschiedlichsten Bilder wurden von unseren Fachleuten zusammengeschnitten und auf ein für uns rückständiges, dir aber bekanntes Speichermedium übertragen und vervielfältigt.

 

Geschehnisse, die sich im für dich unsichtbaren geistigen Reich abspielten, konnten wir auch mit einer telepathischen Gedankenlesemaschine aufzeichnen und mit unserer Technik in die echten Bilder umsetzen – so wie sich damals alles abgespielt hatte. Am Ende der Geschichte wirst du wissen, was ich mit diesen Worten meine. Schließlich musste die gesamte Wahrheit dieser Freundschaft erzählt werden. Der Kreis musste auch hier geschlossen werden.“ Tai Shiin deutete eine Verbeugung an, ließ aber immer mehr einen verdutzten Michael zurück.

 

Jetzt sprach dieser auch noch von einem geistigen Reich. Meinte er wirklich dieses unbekannte Reich, den Himmel, die Wohnstadt der Engel?

 

„Josua, der Freund von Jesus, konnte seine Aufzeichnungen, die er bis kurz vor seinem Tod auf Papyrus niedergeschrieben hatte, mitsamt den Schriftrollen und den Besitztümern von Jesus noch in dem von uns sicher gehüteten Versteck unterbringen, das du mittlerweile kennengelernt hast. Danach haben wir Santiner diese Schriften dematerialisiert und in der Metallbox – ein stabiler und ewig haltbarer Koffer aus einem fast schwerelosem Metall, das es bei euch auf der Erde nicht gibt – unter dem Felsen wieder rematerialisiert und mit einer für euch noch unbekannten Essenz haltbar gemacht. Diese Speicherscheiben, von denen du gerade die erste schaust, haben wir beigelegt. Normalerweise ist es uns nicht erlaubt, in das Schicksalsrad der Menschen einzugreifen, aber in diesem Falle durften wir eine Ausnahme machen, da die Lehren von Jesus zu wichtig sind, als dass sie ein zweites Mal in Vergessenheit geraten könnten. So kann Josuas Lebensgeschichte und vor allem die von Jesus weiterleben und eine wunderbare Geschichte der Freundschaft erzählen.“ Tai Shiin hielt kurz inne, als ob er das, was er jetzt sagen wollte, noch einmal kurz überdachte.

 

„Meinen Namen Tai Shiin kennst du schon. Dass du in Deutschland, dem früheren Germanien, leben wirst, sehe ich schon jetzt auf meinem Monitor vermerkt. Es scheint nahezu fest in deinem Schicksal verankert zu sein. Sei aber nicht geschockt. Es ist wie es ist und wie es sein soll. Michael, ich grüße dich von Seele zu Seele.“

 

Michael erschrak. Woher wusste dieser Tai Shiin seinen Namen? Tai Shiin hatte sogar eingeplant, dass er so reagieren würde, denn ohne, dass er die DVD angehalten hatte, sprach Tai Shiin erst nach etlichen Momenten weiter, nachdem sich das größte Chaos in seinem Innern wieder gesetzt hatte. Tai Shiin hatte seine Welt wie eine Schneekugel geschüttelt und jetzt erst setzte sich der Schnee wieder am Boden ab, sodass er wieder eine etwas klarere Sicht hatte.

 

„Eine meiner damaligen Aufgaben bestand darin, diese Aufzeichnungen von Josua haltbar zu machen und den Eingang des Verstecks abzusichern, um ganz sicher zu gehen, dass diese Schriften erst sehr viel später gefunden werden konnten. Genau jetzt. Und, wie du ja jetzt weißt, genau du solltest sie finden, Michael. Dafür haben wir Santiner gesorgt.“ Tai Shiin lächelte, als wisse er genau, wie verstört Michael gerade auf dem Bett saß und das immerwährende sanfte Kopfschütteln nicht stoppen konnte.

 

„Josua hatte damals Amphoren unter dem Felsen in Sicherheit gebracht. Die Amphoren hatten nach einiger Zeit ihren Zweck erfüllt. Keine tausend Jahre hätten sie sich in dieser Umgebung gehalten. Deshalb dieser Metallkoffer. Uns Santiner war schon damals bewusst, dass diese Box nicht vor dem Jahre 2.000 eurer Zeitrechnung gefunden werden durfte, denn die Ethik der Menschheit ließ bis heute sehr zu wünschen übrig, aber die Zeit drängt nun. Erst jetzt, in dem Moment, wo du diese Zeilen liest, ist die Chance erheblich gewachsen, dass der Inhalt der Schriften bei den Erdenmenschen auf fruchtbaren Boden fallen kann. Deshalb bitten wir dich inständig darum, diesen Film und auch diese Zeilen zu veröffentlichen.“ Tai Shiins Gesichtsausdruck wurde trauriger, aber immer noch war keine Falte, kein Stirnrunzeln, nichts Disharmonisches auf seinem Gesicht zu entdecken.

 

„Das elektronische Zeitalter erleichtert die Verbreitung dieser wahren Aufzeichnungen erheblich. Schließlich dürfen diese Rollen nicht – wie so viele unzählige vor ihnen – in irgendeiner geheimen Katakombe des Vatikans oder einem Tresor der CIA verschwinden. Wenn ihr Menschen wüsstet, was für Wahrheiten euch vorenthalten werden.“ Wie Recht dieser Tai Shiin nur hatte! Michael stöhnte auf und grummelte für einen Moment in sich hinein. Michael dämmerte erst jetzt, dass er hier hochexplosives Material in Händen hatte.

 

„Michael, du brauchst keine Angst zu haben“, sprach Tai Shiin weiter. „Alles wird seinen Weg gehen und dir wird nichts passieren, dafür werden wir Santiner sorgen. Aber bevor wir zur Geschichte aller Geschichten kommen, unternehmen wir eine kleine Reise durch unser aller Universum zum Anfang der Ewigkeit, denn es ist wichtig, dass du die globalen Zusammenhänge verstehst, um die Wahrheit in dem Film, der darauf folgt, begreifen zu können.“

 

Die nächsten Momente fand sich Michael in einer grandiosen Sternenlandschaft wieder. Er liebte die BBC-Produktionenen im Fernsehen, in denen Reisen durch den Weltraum unternommen wurden und die Entstehung und Auslöschung von Galaxien und Sternen gezeigt wurden. Aber die Bilder, die er hier sah, waren nicht damit zu vergleichen. (Falls Sie die umfassenden Ausführungen von Tai Shiin kennen lernen möchten, dürfen Sie diese auf Seite 675 nachlesen.)

 

Er fühlte sich an den Anfang aller Zeiten versetzt, als ob er persönlich erfahren hätte, wie sich Gott selbst erschaffen hatte. Er sah, wie geistige Welten entstanden, wie lichtvollste Geistwesen später auch die ersten materiellen Welten entstehen ließen. Er konnte in die Atome schauen und erkannte, dass die Atome im Kleinen wie die Galaxien im Großen aufgebaut waren. Er sah den Geisterfall, also den Moment, in dem neben dem Licht auch eine Welt zu existieren begann, deren Licht verdunkelt wurde, und er erkannte den Erstlingsgeist Jesus Christus.

 

„Das sollte dir erklären, wie groß die Seele von Jesus Christus ist und wie wichtig sein Leben auf der Erde war, das du gleich sehen wirst“, hörte er die Stimme von Tai Shiin, während seine Reise durch den Kosmos langsam beendet wurde und bevor Tai Shiin wieder auf dem Bildschirm auftauchte.

 

„Ich weiß, dass sich für dich alles sehr unglaublich anhören muss. Der gesamte Inhalt der Box, die du gefunden hast, zeigen die Geschichte einer Freundschaft zwischen Jesus Christus und einer in der Entwicklung jüngeren Seele. Sie hat sich genauso abgespielt, wie es die folgenden Aufzeichnungen zeigen werden. Schließlich sind es Originalaufnahmen, die keinen Zweifel zulassen. Diese Freundschaft hat sich bis heute erhalten und wird mit jeder Sekunde stärker. Die Erzählung soll dir zeigen, dass auch Jesus, der Christus, ein Erstlingsgeist, ein ganz normaler Mensch sein konnte, nein, sein musste. Josua, der Freund von Jesus, zeigt den damals schwierigen Weg eines normal Sterblichen und belegt, dass es möglich war und immer möglich sein wird, eine Freundschaft mit der Seele Jesus Christus aufzubauen und zu pflegen.

 

Inmitten der Geschichte werde ich ab und zu in Erscheinung treten, um die Aufgabe unseres Sternenvolkes zu schildern. Dies hat den Zweck, die heilige Mission des ‚großen heiligen Geschlechts’, wie wir Santiner von euch Menschen vor Tausenden von Jahren genannt wurden, zu schildern. Wir führen unter vielen Entbehrungen fern unserer Heimat schon in früher Erdgeschichte unseren göttlichen Dienst bis zum heutigen Tag aus.“ Tai Shiin hielt kurz inne. „Oder glaubst du wirklich, dass der Prophet Jona wirklich von einem Wal verschluckt wurde?“ Michael schüttelte den Kopf. „Willst du wissen, was damals passiert war?“ „Ja“, hauchte Michael. Dann bemerkte er verdutzt, dass er immer noch zu sich selbst sprach, Tai Shiin seine Antwort aber schon vorausgesehen hatte.

 

„Jona hatte damals von uns Santinern einen Auftrag erhalten, dem er sich aber widersetzte. Er floh in einem Boot über das Meer. Jedoch kam er in die Antigravitationszone unseres Raumschiffes. Es brach selbstverständlich ein wütender Sturm los. Letzten Endes wurde Jona von der Besatzung des Bootes über Bord geworfen. Wir Santiner machten einen Rettungsversuch, indem wir die Antigravitationskraft des Raumschiffes abschalteten und wasserten. Der Form und der Größe entsprechend wurde es von den Seeleuten für einen riesigen Wal gehalten. Jona wurde von uns in das Raumschiff aufgenommen und drei Tage und Nächte lang gesund gepflegt. Ganz einfach. Eine logische Erklärung.“ Aber Tai Shiin war noch nicht am Ende seiner Ausführungen angekommen.

 

„In der Zeit, in der du lebst, ist unsere Arbeit noch intensiver ausgeprägt als früher, da die Gegebenheiten auf eurem Planeten unsere Anwesenheit in der Erdatmosphäre unter allen Umständen voraussetzen. Ich erwähne hier nochmals, dass dies keine Science-Fiction-Story ist, sondern es sind wahre, unverfälschte Aufzeichnungen. Es sind alles Originalaufnahmen von uns Santinern. Die Papyrusrollen enthalten nähere Informationen zu dem Film, den du gleich schauen wirst. Aber am wichtigsten sind die Rollen aus Pergament. Am Ende des Filmes wirst du wissen, was genau zu tun ist. Ich hoffe, dass die folgenden bewegten Bilder dir ein umfassenderes Bild von der großen Seele Jesus geben, als du in deiner Vergangenheit von kirchlicher und schulischer Seite empfangen hast. Ich bin Tai Shiin, der Raumschiffkommandant der erdnahen Raumstation Share.“ Danach wechselte die DVD zum Menüpunkt ‚Geschichte abspielen’.

 

Michael atmete tief durch. Er war schockiert und sprachlos. Nicht, dass es hier um Jesus Christus ging, die Person, der er bisher in seinem Leben erfolgreich ausgewichen war. Nein, jetzt tauchte auch noch eine Art Mr. Spock auf und erklärte ihm Gott und die Erschaffung der Welt. Der Gedanke in „2001 – Odyssee im Weltraum“, einem seiner Lieblingsfilme, in dem eine außerirdische Menschheit in das Geschehen auf der Erde eingriff, hatte ihn schon immer fasziniert. Aber das war doch Fantasie, es war nur ein Film, wenn auch ein grandioser Film.

 

Gut, er musste zugeben, dass das, was er von Tai Shiin bis jetzt gehört und gesehen hatte, gigantisch war und logisch klang, aber er fühlte sich einfach zwischen Zahlen, Daten und Fakten und gewöhnlichen Geschäftsbriefen wohler als im Bereich der Erschaffung der Welt.

 

Zu allererst musste etwas zu essen her. Er war hungrig. Sollte er jetzt erst einmal schlafen und sich morgen in aller Frühe ausgeruht an den Film wagen? Die Ungeduld und sein Interesse gewannen. Nein. Er wollte die Nacht durchschauen. Also machte er sich auf den Weg zum nächsten Lebensmittelladen, den er zum Glück direkt neben seinem Hotel fand. Er besorgte alles Wichtige, unter anderem Lakritzpastillen für zwischendurch. Aber bevor er wieder sein Zimmer aufsuchte, trank er noch einen starken Kaffee in einer Bar und genoss das Treiben, das um ihn herum stattfand. Er sah sich um. Kein Geheimdienst weit und breit. Niemand nahm von ihm Notiz. Die Menschen waren mit ihren täglichen Problemen und Freuden beschäftigt.

Schließlich kehrte er wieder in sein Hotelzimmer zurück und starrte noch eine knappe halbe Stunde auf die hellbraun und grün gestreifte Tapete seines Zimmers. Seine Gedanken hüpften immer noch hin und her wie wilde Affen, sie wollten sich einfach nicht beruhigen. Deshalb nahm er auf dem Bett seines recht dunklen Hotelzimmers Platz und stellte den Laptop auf seinen Schoß. Auch die muffigen vergilbten Gardinen machten sein Zimmer nicht unbedingt zu einem Prachtexemplar seiner Gattung, aber er hatte im Moment ganz andere Probleme und vor allem etwas viel Interessanteres vor.

 

Schließlich, nach endlosen Momenten, in denen er mit seiner rechten Hand auf dem Tisch herum klopfte oder mit seinem linken Bein wippte, nahm er sich ein Herz und startete den Film. Trotz wildem Gehupe und des restlichen ohrenbetäubenden Straßenlärms, der trotz geschlossener Fenster in sein Zimmer drang, konzentrierte er sich auf den Film.

 

Ein Mann, ungefähr in seinem Alter, erschien auf dem Bildschirm. Er hatte blonde Haare und blaue Augen, seine Haut war heller als die von Tai Shiin, und er trug ein violettes Gewand mit goldenen Verzierungen, die ihm orientalisch vorkamen. Auch dieser Mann sah zeitlos aus, und fast geschlechtslos. Der Mann, oder besser, das Wesen, stand auf einer paradiesischen Blumenwiese.

 

„Mein Name ist Josua, ich befinde mich gerade im geistigen Reich. Schließlich habe ich zu der Zeit von Jesus gelebt und bin schon vor dem Ableben meines guten Freundes Jesus gestorben, so wie du dich noch ausdrückst.“ Eine neue Schockwelle überkam Michael. Eben musste er sich an den Gedanken gewöhnen, dass ein Außerirdischer zu ihm sprach, jetzt war es einer, der im Übrigen schon tot war. Aber wie ein Zombie sah dieser Josua wirklich nicht aus. Irgendetwas verstand Michael in diesem Moment überhaupt nicht.

 

„Ich bin geboren in Nazareth, in dem kleinen Dorf, das eine Zeit als Heimat von Jesus galt, des Jesus, der in vielen hundert Jahren, wenn du mich in diesem Film sehen und diese Rollen lesen wirst, bekannter sein wird als er es schon in der Zeit war, in der ich gelebt habe. Also knapp dreißig Jahre nach der Geburt von Jesus, unserem Erlöser. Ich war ein guter Freund von ihm, auch wenn sich unsere Wege eine lange Zeit getrennt hatten. Ich habe damals mein Leben niedergeschrieben und möchte dir hier mein Leben und das von Jesus näher bringen, den Jesus, so wie ich ihn erlebt habe, so wie er wirklich war. Die Santiner haben mir nach meinem irdischen Tod berichtet, dass sie das Leben von Jesus und von mir mittels bewegter Bilder aufgezeichnet hatten und sie möchten nun der gesamten Menschheit über eine ganz bestimmte Person diese Geschichte zugänglich machen. Was noch fehlte und was ich jetzt hier nachhole, ist eine Einleitung zu diesen wahren Erlebnissen.“ Josua hielt kurz inne. „Was du aber noch wissen solltest…“ Josua lachte vergnügt und wissend.

„Was soll ich noch wissen?“ Michael sprach immer noch mit sich selbst.

 

„Du solltest noch wissen, wenn der göttliche Plan gelingt, dann bist du die Person, Michael, die die Santiner ausgesucht hatten. Das weißt du aber mittlerweile schon. Aber was du bisher noch nicht weißt: Du bist ich, und ich werde du sein.“

Michael drückte die Pause-Taste und blickte vom Laptop auf. Er ließ seinen Blick durch das Fenster über die Dächer von Jericho schweifen. Was bedeutete dies nun schon wieder? Warum bin ich Josua? Und warum sollte Josua ich sein? Was meinte er damit? Was sollte das alles? Michael war aufgewühlt. Seine Seele war in Aufruhr. Trotz großer Unruhe nahm er einen großen Schluck Tee und schaute den Film weiter.

 

„In dich setze ich meine ganze Hoffnung, denn die wahren Begebenheiten um Jesus sind zu wichtig, als dass sie für immer verloren gehen dürfen. Schon zu meinen Lebzeiten habe ich erfahren, wie leicht Überlieferungen verfälscht wurden und wie leichtsinnig viele Menschen mit der Wahrheit umgingen. Ich war zu meinen Lebzeiten ein Schreiberling und habe mich fast von morgens bis abends damit beschäftigt. Vor dir müssten vier Papyrusrollen liegen, eine größere und drei kleinere, sowie drei Pergamentrollen. Die Papyrusrollen zeigen mein Leben, die Pergamentrollen die ewigen Lehren von Jesus. Seine Rollen sind erheblich wichtiger als meine Aufzeichnungen, vielleicht sogar wichtiger als alles, was es bisher in deiner Zeit an Aufzeichnungen gibt, denn diese Pergamentrollen hat Jesus persönlich geschrieben. Auf diesen Rollen befinden sich die Worte von Jesus, dem Erlöser aller menschlichen Seelen. Vielleicht werden aber auch die Original-Filmaufnahmen der Santiner dich und viele Menschen überzeugen, da die Vorliebe, bewegte Bilder zu sehen, in deiner Zeit immer mehr zunehmen und die Bereitschaft zu lesen, abnehmen wird, wie mir die Santiner mitgeteilt haben. Ich wünsche dir und deiner Seele ein tiefes Erkennen. Ich bin Josua, ein Freund von Jesus.“

 

Michael hielt inne, drückte die Pausetaste seines Laptops. Konnte dies wirklich sein? Er schob eine Lakritzpastille in den Mund. War es möglich, dass er hier eine Originalschrift von Jesus liegen hatte? Und wieso kam ihm dieser Josua so vertraut vor? Hatte er wirklich Recht? Wenn ja, dann müsste er doch schon einmal gelebt haben. Seine Freundin Susanne hatte ihm dies zumindest immer wieder gesagt und auch Beweise für die Reinkarnation gegeben. Er hatte sie nur nie ernst genommen.

Michael streckte sich noch einmal in alle Richtungen und startete den Film wieder.

 

„Meine Erzählung möchte ich an dem Tag beginnen, als, Rahel und ich … ja sieh selbst. Du wirst es nicht bereuen, denn diese Begebenheiten, die jetzt folgen, können dich und dein Leben verändern. Ich bin mir bewusst, dass es nicht vielen zuteil wurde, so innig mit einem Menschen befreundet gewesen zu sein, der nicht von dieser Welt kam und zugleich mehr Mensch als alle anderen Menschen war. Ich weiß, dass dieser Mensch in deiner Zeit bestimmt eine sehr bekannte Persönlichkeit sein wird. Ich bezweifle, dass es jemals eine genauere Schilderung des Lebens dieses Mannes geben wird. Schließlich siehst du einerseits Originalaufnahmen der Santiner, zum anderen habe ich in meinem Leben damals nirgends sonst einen Schreiber wie mich gesehen, der das Leben von Jesus und seine Lehren aufgeschrieben hätte. In der damaligen Zeit waren leider sehr wenige Menschen des Schreibens kundig. Eigentlich so gut wie gar keine. Und die, die schreiben konnten, wollten das Leben von Jesus nicht mitverfolgen, sondern versuchten sich als Kaufleute. Glaube mir, das, was du in Händen hältst und nun sehen wirst, ist einzigartig und genauestens dokumentiert. Schließlich war Jesus mein bester Freund und auch mein Leben, wie ich jetzt weiß.

 

Das, was ich nun erzählen möchte, fing an dem Tag an, als …“

Nazareth

 

 

Der Blauäugige

 

3 v. Chr. unserer üblichen Zeitrechnung

„Ene, mene Mäuse, wer hat Läuse? Ene, mene muh, und die hast du! Josua, du bist Jakob, und ich bin der Herr.“

„Warum ausgerechnet du, Simeon? Du willst immer der Herr sein. Du willst immer nur fangen.“ „Stimmt ja gar nicht.“

„Wohl stimmt das. Du willst immer nur der Herr sein.“

 

„Und wenn schon, ich bin es halt. Rahel, binde Josua endlich das Tuch um seine Augen. Mach schon.“ Josua war wütend. Immer musste dieser Tölpel von Simeon sich so aufspielen. Es reichte ihm nicht, ständig auf Josua herumzutrampeln, er musste sich auch noch zum Herrscher und Bestimmer der Mädchen erklären. Rahel kam mit dem Tuch auf ihn zu. Alles Murren war vergessen. Josua mochte Rahel und genoss es, als sie ihm den dreckigen Lappen vor die Augen band.

 

„Rahel“, flüsterte er, „mach dir nichts draus, Simeon ist nur ein dummer Zelot. Er kann nichts dafür.“ Beide mussten kichern.

Die Gassen von Nazareth waren nachmittags immer in der Hand der Kinder. Sie spielten meistens ‚Jakob und der Herr’, denn das war Simeons Lieblingsspiel, und Simeon war der fast unumstrittene König der Kinder im Dorf. Größer als die anderen, wagte niemand ihm entgegenzutreten. Außer Josua. Er erinnerte sich noch gut an den Tag vor einigen Monaten, als er und Simeon sich geprügelt hatten. Einen klaren Gewinner hatte es damals nicht gegeben, aber einen stolzen. Seitdem trug Josua eine Narbe auf seiner linken Wange. Simeon hatte ihn am Ende des Kampfes mit einem Messer verletzt. Das strömende Blut hatte den Kampf beendet. Er erinnerte sich noch gut daran, wie dann die Mädchen auf Josua zustürzten und ihn mit der Aufmerksamkeit beschenkten, die Helden gebührt. Simeon hingegen war kurz danach von seinem Vater mit einer Tracht Prügel belohnt worden.

 

Trotzdem gefiel es Josua, ab und zu mit den Kindern zu spielen, denn normalerweise musste er um diese Zeit im Hause seines Vaters lernen und die Thora studieren. Denn sein Vater Samuel, der Rabbi des kleinen Dorfes, mochte es nicht, wenn er mit den anderen Kindern im Staub tollte und sich herumtrieb. Schon gar nicht mit Simeon, dem Rüpel, wie er immer zu sagen pflegte. Aber noch weniger mochte es Samuel, wenn Josua mit den Mädchen in den grünen Hügeln um Nazareth Fangen spielte.

Josua musste gehorchen und lernen, sich in Ruhe zu sammeln, denn schließlich hatte sein Vater bestimmt, dass er, Josua, später Schriftgelehrter sein sollte. Denn dann wäre er ein geachteter Mann, würde dem Glauben der Vorväter dienen und bräuchte sich zudem niemals Sorgen um die Zukunft zu machen.

 

Heute jedoch war Josua entwischt, um mit den anderen Kindern zu spielen, denn der Rabbi war ganz weit weg, in Sepphoris, um sich mit irgendwelchen Leuten zu treffen, die extra aus Jerusalem angereist waren. Von Sepphoris hatte Josua schon viel gehört, aber er selbst war noch nie dort gewesen.

 

Josua stand in der Mitte der größten Gasse und wartete mit verbundenen Augen darauf, dass Rahel ihm das Zeichen gab, zu beginnen. Da das Tuch auch seine Ohren bedeckte, hörte er nicht viel und wartete ganz still auf seinen Einsatz. Doch das Zeichen blieb aus. Nur der Wind wurde trockener und stärker, bis aus ihm ein Sturm wurde, der Staub und Ängste aufwirbelte und seinen Körper wie mit vielen kleinen Nadelstichen peinigte. Die Kinder kreischten und schrieen auf ihrer Flucht. Auch Josua wäre sonst schnell nach Hause gerannt, denn er hatte wie alle anderen Kinder Angst vor Sandstürmen. Sie alle wurden von den Erwachsenen gewarnt und belehrt über die Heimtücke dieser Naturgewalt und der in ihnen lebenden Dämonen. Heute jedoch blieb er stehen und zog sich das Tuch in aller Seelenruhe von den Augen. Alle Kinder waren verschwunden, nur Rahel stand noch bei ihm und betrachtete mit ihm das Geschehen. Der Sturm wurde so stark, dass die beiden Kinder hinter einer Hütte Schutz suchen mussten. Sie hielten sich die Hände vor die Augen, denn der Sturm tobte und schmerzte. Es fühlte sich so an, als ob Dämonen wieder eines ihrer Spiele mit den Menschen trieben. Sein Vater sagte immer, vor den Dämonen konnte nur der Messias die Menschen beschützen.

 

Ach, könnte nicht der Messias bald kommen? Mittlerweile wusste er auch, was ein Messias war. Schließlich sprach sein Vater immer häufiger davon, dass das jüdische Volk endlich einen Messias, einen Erlöser brauchte. Er, Josua, erwartete ihn auch dringend. Der Messias würde ihn ganz bestimmt von der unerbittlichen Strenge seines Vaters und von dem Angeber Simeon erlösen.

 

„Josua, schau mal. Da kommen Leute den Weg hoch. Die waren mitten im Sturm. Sie haben die Dämonen überlebt“, rief Rahel aufgeregt, um gegen das Heulen des Windes anzukommen. Erst da merkte er, dass er schon wieder eine Thorastelle vor seinem inneren Auge sah.

 

„Ich sehe nichts. Wo denn?“ „Bist du blind? Da hinter dem Haus von Zefanja.“

Josua kniff die Augen zusammen, um am Eingang des Dorfes die Ankömmlinge zu erkennen. Ja, Rahel hatte Recht. Wer konnte dies denn nur sein? Römer waren es nicht, obwohl ihre Soldaten in letzter Zeit oft durch Nazareth ritten. Sein Vater wollte erst am Abend zurück sein und, einen Esel besaß er auch nicht. Denn jetzt, wo die Gestalten näher kamen, erkannte er einen Mann, der einen großen Esel führte, auf dem eine Frau saß. „Wer ist das, Rahel?“

 

„Ich weiß es nicht. Wer besitzt denn in unserem Dorf einen so großen Esel?“ Josua konnte seinen Blick nicht von ihnen lassen, bis er auf dem Esel auch ein Kind in seinem Alter wahrnahm, das geschützt hinter der Frau saß. Josua sah ein Leuchten und erstarrte. Da war etwas wie ein heller Blitz in der Dunkelheit gewesen, aber er konnte doch fast nur die Umrisse der Fremden erkennen. Wer war das? Dann sah er sie. Die blauen Augen des fremden Kindes erhellten die Dunkelheit, die sich gerade über Nazareth senkte. Das Kind sah ihn direkt an. Um Josua herum wurde es still. Die Dämonen, die jetzt kreischend und fluchend im Sturm zu hören waren, konnten diesem Moment nicht die Heiligkeit nehmen. Diese tief blauen Augen gruben sich tief in Josuas Seele ein. Ihm wurde ganz warm und er fühlte sich geborgen. Wer war nur dieses Kind?

 

 

Die Sonne war aufgegangen und ließ ihr goldgelbes Licht auf die knapp sechzig Hütten, Häuser und Wohnhöhlen von Nazareth leuchten. Graziös wie ein Panther lag das Dorf angeschmiegt an den Hügel hinter ihm. Über allem thronte ein majestätischer Olivenbaum mit seinen silbrigen Blättern. Einige Bewohner schlenderten gemütlich durch die Gassen.

 

Die Gebete waren alle gesprochen, die Familie des Rabbis saß vollzählig beim morgendlichen Mahl. Jetzt konnte endlich gegessen werden. Es gab wie fast jeden Morgen ungesäuertes Brot, Käse, Milch und mit Knoblauch gewürztes Olivenöl. Dazu gab es Feigen und Datteln. Sein Vater war gestern Abend sehr spät von Sepphoris zurückgekommen und saß wie immer am Kopfende des Tisches. Überhaupt musste im Hause des Rabbis alles genauso sein, wie es schon immer gewesen war. Und dazu gehörte auch die Sitzordnung. Samuels Frau Sarah saß rechts neben dem Rabbi, links von ihm saß Josua, dann folgten Josuas ältere Halbschwester Esther, deren Mutter die erste Frau des Rabbis gewesen war, bis sie verstarb, und seine jüngere Schwester Judith. Josua und den beiden Mädchen war es verboten zu reden, während sie am Tisch saßen. Sie hielten sich daran, denn schließlich war Gehorsam dem Vater gegenüber eine der größten Tugenden, die es gab. Gehorsam war eine Pflicht. So wurde Josua ein guter Beobachter.

 

„Sarah, habe ich mich versehen oder ist Joseph der Bauhandwerker mit seiner Familie wieder zurück?“ Samuel brach ein Stück Brot und tunkte es in das Olivenöl. Heute wirkte er irgendwie strenger. „In ihrem Haus brannte gestern Abend eine Lampe und ich hörte ein Kind lachen.“

 

Josua sah zu seiner Mutter hinüber und nahm ihre traurigen Augen wahr. Diese Stimmung hier lähmte ihn. Seine Mutter wirkte verängstigt. Sie sagte nichts. Immer, wenn es ihr schwer fiel zu sprechen, wusste Josua, dass sein Vater, der Rabbi, wieder böse zu seiner Mutter gewesen war. Und wenn der Rabbi böse wurde, dann schlug er. Auch Josua wurde oft verprügelt, denn der Rabbi fand immer einen Grund. Josua hasste seinen Vater abgrundtief, verehrte ihn aber auch in einer seltsamen Art und Weise, da er in ihrem Dorf sehr angesehen war und sich immer gerecht den anderen Menschen gegenüber verhielt. Und dafür hasste er ihn nur noch mehr.

 

„Weib, antworte mir, wenn ich dir eine Frage stelle.“ Es dauerte einige Sekunden, bis Sarah einen Satz herausbrachte. Stille und Furcht durchströmten den Raum.

 

„Ja, sie sind wieder da, Samuel.“ Sie sprach sehr leise. „Mirjam kam gestern Abend zu mir herüber und begrüßte mich. Ich habe ihr dann gesagt, dass das Dorf ihnen zu Ehren ein Fest bereiten wird. Joseph wollte dich nach der Schule besuchen kommen und mit dir einiges bereden.“ Sie schaute ihren Mann an und wartete auf eine Antwort, die nicht kam.

„Sie waren die letzten vier Jahre im Land der Ägypter und sie haben mittlerweile sogar einen Sohn. Yeschua heißt er. Ihn hörtest du wohl lachen.“

 

„Vier Jahre waren sie weg. Ist ja kaum zu glauben, dass sie sich überhaupt noch hier sehen lassen.“ Samuel schüttelte erbost seinen Kopf. „Einen guten Handwerker hätte dieses Dorf die letzten Jahre gebrauchen können. Wie sie sich aber immer noch dieses große Haus leisten konnten, ist mir ein Rätsel. Na ja, dann höre ich mir mal an, was er mir zu sagen hat.“

Während des restlichen Mahles wurde kein Wort mehr gesprochen. Die strengen Blicke des Rabbis unterdrückten jede Regung. Er war der Herrscher dieser Familie.

 

Josua musste seine Mutter und seine Schwestern allein den Tisch abräumen lassen und folgte Samuel über den Hof in den großen Versammlungsraum, der gegenüber den drei Wohnräumen lag. Samuel war ein großer Mann, der große Schritte machte, der aber so weit nach vorn gebeugt lief, dass Josua manchmal das Gefühl hatte, Samuel würde gleich auf die Erde fallen, weil er das Gleichgewicht verloren hatte.

 

Im Versammlungsraum traf sich das ganze Dorf, wenn es wichtige Dinge zu besprechen gab, und hier trafen sich auch die Kinder zur Schule. Der Rabbi war besonders stolz auf den Versammlungsraum, in dem Josua mit den anderen Jungen in die Lehren seiner Vorväter unterwiesen wurde. Die Familie des Rabbis war eine der wenigen im Dorf, die ein Zuhause mit mehreren Zimmern besaß. Andere Bewohner Nazareths hatten einräumige Hütten, in denen ganze Familien wohnten und schliefen. Die meisten Familien aber wohnten in Höhlen, denn Galiläa war übersät mit Höhlen. Diese Wohngrotten bestanden hauptsächlich aus einem Raum, eben dem Innenraum dieser Höhle. Der Wohnraum wurde bis auf einen Eingang mit einer Mauer aus geschichteten Steinen verschlossen. An manche Höhlen war vor dem Eingangsbereich ein weiterer Raum vorgebaut worden, der dann den Frauen mehr Platz gab zum Kochen und Backen. Es gab auch Stallhöhlen, die neben dem Wohnraum im hinteren Bereich den Tieren eine Übernachtungsmöglichkeit gaben.

 

Josua liebte das Studium der Thora. Das war seit seinem fünften Geburtstag sein Leben. Anfangs war es bedrückend und beschwerlich für ihn gewesen, immer still sitzen zu müssen. Über viele Stunden des Tages die strengen, scharfen Blicke seines Vaters auszuhalten und immer der Gefahr ins Auge zu schauen, dass Fehler schmerzhafte Strafen nach sich zogen, ließ seine Konzentration leiden. Aber dann fand er Trost in den heiligen Schriften der Vorväter. Er hatte das Glück, leicht zu lernen, und er gewann dadurch Selbstvertrauen. Das Studium der Thora gab ihm Mut und Kraft. So zeigte ihm sein Vater neben den hohen Anforderungen, die er an ihn stellte, auch unbeabsichtigt den Weg, diesen Tyrann zu ertragen, denn beim Studium der heiligen Schriften flüchtete Josua oftmals gedanklich in andere Welten und betete zu Gott, seinem eigentlichen Vater. So konnte er die Lehren gut auffassen und war deshalb, obwohl er der jüngste in der Klasse war, nicht nur im Rezitieren der Beste in der Schule.

 

Schon seit mehreren Jahren wurde Josua von Samuel außerhalb der offiziellen Schule in das Hebräische eingewiesen, das heutzutage zwar niemand mehr sprach, aber Voraussetzung für das Studium der Thora war, denn die Thora durfte nur auf Hebräisch vorgelesen werden. Schon als Josua zwei Jahre alt war, fing Samuel damit an. Die ersten Bücher, in denen es um Mose ging, fand Josua langweilig. Die Bücher der Propheten hingegen waren schon interessanter. Das Buch, das Micha geschrieben hatte, faszinierte Josua. Besonders das fünfte Kapitel, in dem der Messias angekündigt wurde, der in irgendeinem kleinen Ort in Judäa geboren werden sollte. Den Namen des Ortes hatte er aber wieder vergessen.

Heute stand wieder das Thorastudium auf dem Plan. Josua folgte seinem Vater, der immer den hellsten Gebetsmantel über seinem Haupt trug. Samuel war im Vergleich zu anderen Vätern sehr alt, Josua hatte einmal gelauscht, als Sarah einer Freundin sagte, dass Samuel neununddreißig Jahre alt war, als er, Josua, geboren wurde. Andere Väter, das wusste er, waren nur halb so alt.

 

„Josua, komm, beeil dich. Du träumst ja schon wieder.“ Der alte Rabbi war wieder einmal wütend und ließ ihn das deutlich spüren.

 

Das war ungerecht. Josua wurde zornig. Manchmal war der Hass auf seinen Vater so groß, dass Josua nachts nicht einschlafen konnte. Er kniff sich dann ganz fest in den Arm, dass der Schmerz die Gedanken vertrieb und er so, leise weinend, zur Ruhe kam.

 

In der Synagoge, wie die Erwachsenen den Versammlungsraum nannten, war Josua vor Samuel sicher. Nur hier war Samuel nicht böse auf ihn, man konnte fast sagen, dass er sogar eine Form von Stolz oder stiller Zuneigung Josua entgegenbrachte, denn in den heiligen Räumen redete er mit ihm und schlug ihn nie. Deshalb vergrub sich Josua von Monat zu Monat mehr in die Lehren der Thora. Josua liebte den Versammlungsraum, auch wenn er dort gleich wieder Simeon traf.

 

Und der erste, der ihm dann auch über den Weg lief, war dieser Dämon von Großkotz. In der Synagoge war er zwar vor dessen Sprüchen sicher, denn auch er traute sich in diesem Raum nicht zu sprechen, aber seine Blicke waren fast genauso schmerzhaft. Wäre doch nur Rahel hier, an deren Seite sich Josua sicher fühlte. Aber Mädchen war es nicht erlaubt, zur Schule zu gehen, sie mussten zu Hause die Künste der häuslichen Pflichten erlernen. Aber egal, Samuel wollte heute aus dem Buch von Jesaja vorlesen. Das zumindest würde wieder spannend werden, auch wenn dann viel Zeit verstreichen würde. Besonders Simeon brauchte viel Zeit, die Texte ins Aramäische zu übersetzen. Fast alle hatten mit der Übersetzung ihre Probleme, aber Simeon war total unfähig. Und das freute Josua.

 

„Das Volk, das in Finsternis wandelt, erschaut ein gewaltiges Licht.“ Samuel las in lauter und deutlicher Sprache aus dem Buch des Propheten Jesaja vor. „Über den Bewohnern eines finsteren Landes strahlt ein Lichtglanz grell auf. Reichen Jubel schenkst du, schaffst große Freude. Man freut sich vor dir, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt beim Teilen der Beute.“

Josua blickte sich im Raum um. Die achtundzwanzig Jungen um Josua waren still – aus Angst vor dem Rabbi und ein bisschen vor Ehrfurcht vor den Schriften, nur Simeon, den er aus den Augenwinkeln beobachtete, war still, und zwar vor lauter Dummheit. Josua wusste, dass er dem Gehörten nicht folgen konnte. Simeon verstand das Hebräische einfach nicht, vom Griechischen ganz zu schweigen. Seine kleine Welt war das Aramäische.

 

„Denn ein Kind wird uns geboren, ein Sohn wird uns geschenkt, auf dessen Schulter die Herrschaft ruht. Man nennt ihn Wunderrat, Gottheld, Ewigvater, Friedensfürst.“ Der Rabbi blickte von der Thorarolle auf und wandte sich den jungen Gesichtern zu.

 

„Wer von euch möchte diesen Teil jetzt übersetzen?“ Joseph, ein schmächtiger Junge, meldete sich. Er war neben Josua derjenige mit der größten Begabung.

 

„Nicht immer Joseph.“ Samuel schien verärgert. „Bei ihm weiß ich, dass er es verstanden hat. Wie wär’s mit dir, Amos?“ Die Stimme des Rabbis klang bestimmend. „Ich warte.“

 

Amos schaute ängstlich im Raum herum und überwand sich schließlich, einen Versuch zu wagen. Über ein Stammeln kam er zwar nicht hinaus, aber Josua musste sich widerwillig eingestehen, dass es recht beachtlich war, da er der beste Kumpel von Simeon und ebenfalls nicht mit Klugheit gesegnet war.

 

„Ja, ganz gut, Amos. Zeig mir jetzt die Stelle in diesem Buch, die mit dieser verwandt ist. Oder besser gesagt, in dem der Messias angekündigt wird.“

 

Jetzt war Amos aber am Ende seiner Auffassungsgabe angelangt. „Rabbi, ich weiß es leider nicht“, sagte er ganz leise.

Samuel schaute in die Runde. „Wer weiß es? Simeon?“ Der Angesprochene schüttelte nur mit dem Kopf. „Eleasar?“ Auch dieser war überfordert. „Ismael, Sohn des Jakob? Weißt du es?“ „Ich glaube, es ist die Stelle im siebten Kapitel. Ich versuche sie aufzusagen. Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: ‚Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und ihm den Namen Immanuel geben.’ Ist das richtig, Rabbi?“

 

„Sehr gut, Ismael. Wirklich sehr gut.“ Samuel nickte kurz. „Bei dir sehe ich sehr gute Fortschritte. Ich werde es deinem Vater einmal mitteilen, wenn ich ihn wieder treffe.“

 

In diesen Momenten durchfuhr eine Traurigkeit Josua, als ob ein Dämon seine Seele gestohlen hätte. Er konnte es nicht ertragen, wenn sein Vater anderen Jungen Liebe zuteil werden ließ. Er selbst bekam doch auch keine oder viel zu selten. Er wünschte sich, dass die freundlichen Worte seines Vaters nur für ihn wären. Die nächsten Minuten brauchte er wieder, um sich innerlich zu beruhigen und seine Wut nicht an Ismael auszulassen. Dieser konnte wirklich nichts dafür. Und Ismael war schließlich auch einer, mit dem Josua am besten auskam. Heute hatte Josua keine Lust mehr, etwas zu lernen und ließ seinen Gedanken wieder freien Lauf. Zum Glück verlief der Rest des Morgens für Josua ziemlich ruhig und er konnte seinen Gedanken nachhängen. Würde der Messias wirklich kommen oder war dies nur eine alte Überlieferung, um den Menschen Hoffnung zu geben? Er wusste es nicht, aber er freute sich auf den Erlöser. Er würde irgendwann kommen, ihn von seinem Vater, dem Rabbi befreien, und dann würde es ihm besser gehen.

 

„So, ihr Kinder Abrahams“, fuhr Samuel fort und holte Josua aus seinen Gedanken zurück in das Haus der Versammlung, „für heute ist es genug. Ihr wisst ja, dass die Familie des Handwerkers Joseph wieder in unserer Mitte weilt. Heute Abend wird es ein Fest für sie geben. Ich erwarte von euch, dass ihr euch sehr höflich und zurückhaltend zeigt. Gut. Möge euch unser Gott mit Erkenntnis beschenken. Der Herr sei mit euch.“

 

 

Heute war Samuel fröhlich, denn er sah bei einigen seiner Schüler Fortschritte. Ja, ein helles Köpfchen, dieser Ismael, dachte er. Es gab nichts Schöneres, als wenn junge Seelen die Lehre ihrer Vorväter begreifen und die Wichtigkeit der Gesetze und Gebote erkennen. Ja, das war sein Leben. Über Simeon und seine Bande machte er sich keine Gedanken mehr, denn bei diesen vor Dummheit strotzenden Seelen war jeder Versuch zuviel, ihnen überhaupt etwas beibringen zu wollen.