Diagnostik schulischer Lern- und Leistungsschwierigkeiten - Werner Kany - E-Book

Diagnostik schulischer Lern- und Leistungsschwierigkeiten E-Book

Werner Kany

4,7

  • Herausgeber: Kohlhammer
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Diagnostik zählt nicht nur in der Medizin und Psychologie zu den grundlegenden Aufgabenfeldern. Auch in der Pädagogik ist die Diagnostik ein zentrales Instrument der Begutachtung. Besonders Grund- und Sonderschullehrer sollen damit Fragen zur Schulfähigkeit, zum Förderbedarf oder zum Leistungsstand etwa im Bereich schriftsprachlicher (Lesen/Rechtschreiben) und mathematischer Fertigkeiten beantworten. Das Buch klärt zunächst, zu welchem Zeitpunkt und bei welchen Entwicklungs- und Leistungsrückständen Diagnostik notwendig wird. Dann werden diagnostische Methoden wie Beobachtung, Befragung und standardisierte Testverfahren vorgestellt. Im Mittelpunkt stehen anschließend die nach Entwicklungsbereichen (Kognition, Sprache, Wahrnehmung usw.) geordneten Kurzdarstellungen der Verfahren, die sich zur Bestimmung des Entwicklungs- und Leistungsstandes eignen. Ein abschließendes Kapitel vermittelt die Standards bei der Abfassung der sonderpädagogischen Gutachten.

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Diagnostik zählt nicht nur in der Medizin und Psychologie zu den grundlegenden Aufgabenfeldern. Auch in der Pädagogik ist die Diagnostik ein zentrales Instrument der Begutachtung. Besonders Grund- und Sonderschullehrer sollen damit Fragen zur Schulfähigkeit, zum Förderbedarf oder zum Leistungsstand etwa im Bereich schriftsprachlicher (Lesen/Rechtschreiben) und mathematischer Fertigkeiten beantworten. Das Buch klärt zunächst, zu welchem Zeitpunkt und bei welchen Entwicklungs- und Leistungsrückständen Diagnostik notwendig wird. Dann werden diagnostische Methoden wie Beobachtung, Befragung und standardisierte Testverfahren vorgestellt. Im Mittelpunkt stehen anschließend die nach Entwicklungsbereichen (Kognition, Sprache, Wahrnehmung usw.) geordneten Kurzdarstellungen der Verfahren, die sich zur Bestimmung des Entwicklungs- und Leistungsstandes eignen. Ein abschließendes Kapitel vermittelt die Standards bei der Abfassung der sonderpädagogischen Gutachten.

Dr. Werner Kany vertritt an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg eine Professur für Psychologie und Diagnostik der Sprachbehinderten. Dr. Hermann Schöler ist dort Professor für Psychologie der Lernbehinderten.

Werner Kany Hermann Schöler

Diagnostik schulischer Lern- und Leistungsschwierigkeiten

Ein Leitfaden mit einer Anleitung zur Gutachtenerstellung

Alle Rechte vorbehalten © 2009 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart Printed in Germany 978-3-17-020615-1

ISBN: 978-3-17-020615-1

E-Book-Formate

pdf:

978-3-17-022865-8

epub:

978-3-17-027774-8

mobi:

978-3-17-027775-5

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Aufgaben der Diagnostik in Vor-, Grund- und Sonderschule

1.1 Überblick

1.2 Diagnostik im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Politik

1.2.1 Fragestellungen: Was soll von Lehrkräften diagnostiziert werden?

1.2.2 Beteiligte Personen: Wer soll diagnostizieren?

1.2.3 Methodisches Vorgehen und einzusetzende Verfahren: Wie wird diagnostiziert?

1.2.4 Welche diagnostischen Verfahren eignen sich für welche Fragestellungen?

1.2.5 Zeitpunkt der Diagnostik

1.2.6 Zum Einbezug der Eltern

1.3 Drei diagnostische Grundfragen für Grund- und Sonderschullehrkräfte

1.3.1 Ist das Kind schulfähig?

1.3.2 Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs

1.3.3 Exkurs: Behinderungsarten und Sonderschulformen

1.3.4 Auf welche weiterführende Schule gehört das Kind?

1.3.5 Lern- und Leistungsentwicklung

1.3.6 Entwicklungsauffälligkeiten/soziale Probleme

1.4 Fazit

2 Allgemeine Grundlagen und Ziele der Diagnostik in Grund- und Sonderschule

2.1 Überblick und Vorbemerkungen

2.2 Allgemeine Grundlagen und Überlegungen zur Diagnostik

2.2.1 Diagnostik beginnt mit einer Fragestellung

2.2.2 Diagnostizieren heißt vergleichen

2.2.3 Vergleichen impliziert immer Normen

2.2.4 Statistische Normen

2.2.5 Wie kommen statistische Normen zustande? Zur Wahl der Bezugsgruppe für eine Normierung

2.2.6 Die Erfassung psychischer Merkmale erfolgt über einen Umweg

2.2.7 Was zu beachten ist: Messungen liegen verschiedene Maßskalen zugrunde

2.2.8 Gütekriterien für Messungen

2.2.9 Nicht zuletzt: Diagnostik ist ein Prozess

2.2.10 Diagnostische Informationen werden mit unterschiedlichen Methoden und Verfahren gewonnen

3 Drei Grundfragen der Diagnostik: Wozu, was und wie soll diagnostiziert werden?

3.1 Überblick und Vorbemerkungen

3.2 Wozu wird diagnostiziert?

3.3 Was wird diagnostiziert?

3.4 Wie wird diagnostiziert?

3.4.1 Befragung

3.4.2 Beobachtung

3.4.3 Elizitationsverfahren

3.5 Exkurs: Normalverteilung, Durchschnittsbereich und statistische Normen

3.5.1 Normierung (Eichung)

4 Diagnostische Verfahren

4.1 Überblick

4.2 Vielfalt beim Einsatz diagnostischer Methoden und Verfahren

4.2.1 Gespräch mit Eltern

4.2.2 Beobachtungsverfahren und Beurteilungsskalen

4.2.3 Freie Beobachtung und Ganzheitlichkeit

4.2.4 Psychologische Tests

4.2.5 Screenings

4.2.6 Informelle Verfahren

4.2.7 Voraussetzung für den Einsatz eines diagnostischen Verfahrens: Einarbeitung und Üben

4.2.8 Altersabhängigkeit der diagnostischen Verfahren

4.2.9 „Förderdiagnostische“ Verfahren ersetzen nicht die Diagnose!

4.3 Ausgewählte Verfahren zur Diagnostik der Entwicklungs- und Leistungsbereiche

4.3.1 Ermittlung der Schulfähigkeit

4.3.2 Untersuchung von Basiskompetenzen bzw. Vorläuferfähigkeiten

4.3.3 Bestimmung der allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit (Intelligenz)

4.3.4 Spezielle Teilbereiche der Kognition

4.3.5 Sprachliche Entwicklung und Leistung

4.3.6 Verfahren zur Ermittlung von Entwicklungsfortschritten (Schulleistungen)

4.3.7 Vorliegen von Teilleistungsstörungen und Entwicklungsbesonderheiten

4.3.8 Einige abschließende Empfehlungen

5 Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs und Erstellung des Gutachtens

5.1 Vorbemerkung

5.2 Das Prozedere zur Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs

5.3 Der diagnostische Prozess zur Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs

5.4 Zur Gutachtenerstellung

5.4.1 Spezifika der Gutachten im Förderschwerpunkt Lernen

5.4.2 Spezifika der Gutachten im Förderschwerpunkt Sprache

5.5 Schlussbemerkung

Literatur

Diagnostische Verfahren

Einleitung

Der vorliegende Leitfaden soll pädagogischen Fachkräften1 insbesondere in Sonderschulen, aber auch in Grundschulen Hilfen an die Hand geben, wie der diagnostische Prozess bei einer Reihe von relevanten diagnostischen Fragestellungen zu gestalten ist. Er soll darüber hinaus einige grundlegende Kenntnisse vermitteln (oder in Erinnerung rufen), die für professionelles diagnostisches Handeln erforderlich sind.

Im ersten Kapitel geben wir einen Überblick über die vielfältigen diagnostischen Fragestellungen und die damit verbundenen Aufgaben von Grund- und Sonderschullehrkräften. Das Spektrum diagnostischer Aufgaben reicht von der Ermittlung der Schulfähigkeit, der Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs, der Diagnose von Lernfortschritten, der Beantwortung von Fragen der Schullaufbahn bis hin zu besonderen schulischen Leistungsproblemen wie Lese-/Rechtschreibschwierigkeiten oder -störungen (Legasthenie), Rechenschwierigkeiten oder -störungen (Dyskalkulie) sowie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsauffälligkeiten oder -störungen (Aufmerksamskeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS). Hinzu kommt, dass in den vergangenen Jahren die Diagnostik mehrsprachiger Kinder zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Angesichts der Komplexität und Aufwändigkeit der diagnostischen Aufgaben der Lehrkräfte sind anstelle von allgemein gehaltenen Handreichungen konkrete Hilfestellungen notwendig. Unter anderem geht es um die Klärung der Fragen, welche Personen an der Diagnostik beteiligt sind, was als Auffälligkeiten, Schwierigkeiten, Entwicklungsstörungen oder Behinderungen gilt, ja grundlegend sogar um die Frage, was unter Diagnostik überhaupt zu verstehen ist.

Im zweiten Kapitel werden allgemeine Grundlagen der Diagnostik sowie ihre Ziele bzw. Fragestellungen in Grund- und Sonderschulen beschrieben. Dabei wird eingegangen auf grundsätzliche Kompetenzen, über die professionell diagnostizierende Lehrkräfte verfügen müssen. Dazu gehören Kenntnisse über Normen, unterschiedliche Maßskalen, Gütekriterien des Erhebens von Informationen und des Erfassens von Merkmalen (Messen) sowie das Wissen, dass eine Diagnose immer das Ergebnis eines diagnostischen Prozesses ist, der in Abhängigkeit von der jeweiligen Fragestellung unterschiedlich zu gestalten ist und in dem möglichst viele Informationen aus unterschiedlichen Quellen gewonnen werden, um die diagnostische Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen auch ethisch vertreten zu können.

Im dritten Kapitel werden die gängigen Methoden und Verfahren zur Gewinnung diagnostischer Informationen beschrieben, die zur Bestimmung des Entwicklungsstandes und der Beantwortung von (sonder-)pädagogischen Fragestellungen heranzuziehen sind und die auch die Grundlage für die Erstellung sonderpädagogischer Gutachten bilden. Dabei handelt es sich um die Befragung, die Beobachtung und die Elizitation, d. h. die Durchführung von Untersuchungsverfahren wie standardisierten und normierten psychologischen Tests oder so genannten informellen Prüfverfahren. Hinweise für die Entscheidung für konkrete Verfahren werden gegeben.

Im vierten Kapitel werden einzelne Verfahren zur Gewinnung von diagnostischen Informationen vorgestellt. Angesichts der Fülle der auf dem Markt befindlichen Verfahren beschränken wir uns auf diejenigen, die wir für die Gewinnung von diagnostischen Informationen im Rahmen der hier diskutierten Fragestellungen noch für empfehlenswert halten. Leitend für die Präsentation der einzelnen Verfahren ist die Orientierung an den Fragestellungen, die an Lehrkräfte herangetragen werden und die sie beantworten müssen. Im Vordergrund stehen Verfahren, mit denen die Entwicklungsbereiche Sprache und Kognition erfasst werden, weil diese für die akademischen Lernprozesse besonders relevant sind. Für die Ermittlung von Lernfortschritten sind darüber hinaus Verfahren zur Erfassung der Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) wichtig. Einzelne Verfahren, die bei der Feststellung von Auffälligkeiten oder Störungen im Bereich der Motorik und der Aufmerksamkeit (ADHS) eingesetzt werden können, kommen hinzu.

Im fünften Kapitel beschreiben wir das Vorgehen bei der Erstellung eines pädagogisch-psychologischen Gutachtens zur Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs. Diesem speziellen Thema widmen wir ein eigenes Kapitel, weil wir bei unserer Lehr- und Prüfungstätigkeit immer wieder feststellen mussten, dass die Studierenden hier besondere Hilfe benötigen. Dies gilt nach unseren Beobachtungen auch für viele der bereits im Schuldienst tätigen Lehrkräfte.

Mit diesem Leitfaden wollen wir relevante Themen für eine professionelle Diagnostik zumindest angesprochen haben. Wir hoffen zeigen zu können, dass für eine professionelle Diagnostik Kompetenzen erworben werden müssen, die nicht beiläufig erwerbbar sind, sondern einer fundierten Ausbildung bedürfen. Eine solche Ausbildung konnten wir in den letzten Jahren leider immer weniger beobachten. Die Ausbildung in Diagnostik wird in den Lehramtsstudiengängen teilweise sträflich vernachlässigt, dies gilt insbesondere für das Lehramt an Sonderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen. Fehldiagnosen mit gravierenden und ethisch nicht zu vertretenden Konsequenzen für die beteiligten Kinder und Familien sind die Folge. Wenn wir mit diesem Leitfaden nur eine Fehldiagnose verhindern können, hat sich seine Veröffentlichung schon gelohnt.

Heidelberg, im März 2009

Werner Kany und Hermann Schöler

1 Wo es geht, versuchen wir in diesem Leitfaden für Personengruppen immer eine geschlechtsneutrale Kennzeichnung zu finden. Wo dies nicht möglich ist, werden wir entweder zufällig wechseln oder nach den realen Häufigkeiten kennzeichnen. So sind im Elementarbereich und in der Grundschule die pädagogischen Fachkräfte leider meist nur weiblichen Geschlechts.

1 Aufgaben der Diagnostik in Vor-, Grund- und Sonderschule

1.1 Überblick

Zur Aufgabe von Grund- und Sonderschullehrkräften gehört es zu diagnostizieren. Diese Aufgabe ist hinsichtlich der mit ihr verbundenen diagnostischen Fragestellungen umfassend. Im diesem ersten Kapitel geben wir deshalb einen Überblick über die vielfältigen Fragestellungen und die sich daraus ergebenden diagnostischen Aufgaben. Dabei konzentrieren wir uns auf die Fragestellungen, bei denen seitens der Schul- bzw. Bildungspolitik für ein einzelnes Kind bestimmte Entscheidungen − meist bei Übergängen (Transitionen) im Bildungssystem − gefordert werden: (1) die Ermittlung der Schulfähigkeit, (2) die Feststellung des (sonder-)pädagogischen Förderbedarfs und (3) die Empfehlung am Ende der Grundschule für die Schulform in Sekundarstufe I. Die alltäglichen diagnostischen Aufgaben von Lehrkräften, die sich (4) auf die Ermittlung der Leistungen und Leistungsfortschritte des einzelnen Kindes im Unterricht richten, um aus diesen diagnostischen Informationen jeweils die nächsten methodisch-didaktischen Schritte für den Unterricht bzw. individualisierte Förderungen abzuleiten, und (5) die Frage nach Auffälligkeiten und Besonderheiten der Schüler/-innen (Aufmerksamkeitsdefizit-/-Hyperaktivitätsstörung [ADHS], Verhaltensauffälligkeiten) sind demgegenüber zunächst nachrangig. Ihre Bedeutung für die Aufrechterhaltung und Verschärfung der schulischen Probleme ist jedoch nicht zu unterschätzen.

Um diese Fragen beantworten zu können, ist es unumgänglich, Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu erheben und in einem Entscheidungsprozess miteinander zu verknüpfen. Die Entscheidung darüber, ob ein Kind schulfähig ist (Fragestellung 1), hängt u.a. davon ab, ob das Kind Aufmerksamkeits-, Konzentrationsstörungen oder gar eine ADHS zeigt (Frage 5). Leistungsfortschritt oder -stagnation (Frage 4) sind in Abhängigkeit von einer diagnostizierten Entwicklungsstörung als einer erwartungswidrigen Minderleistung, wie beispielsweise einer Legasthenie oder Dyskalkulie, anders zu bewerten als bei einer allgemeinen Minderleistung (Lernbehinderung). Dementsprechend unterscheiden sich Fördermaßnahmen und möglicherweise auch Förderort. Die Entscheidungen haben gravierende Auswirkungen für die Bildungslaufbahn des einzelnen Kindes. Sie setzen deshalb klare Regelungen und entsprechend hohe diagnostische Kompetenzen voraus.

1.2 Diagnostik im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Politik

Der deutsche Föderalismus ist, wie in vielen Diskussionen immer wieder betont wird, für die positive Entwicklung der Bildungspolitik hinderlich.2 Bezogen auf die pädagogisch-psychologische Diagnostik führt er zu einer großen Vielfalt zwischen den Bundesländern. Die gesetzlichen Regelungen variieren von Bundesland zu Bundesland. Dies gilt

für die zu beantwortenden Fragestellungen und

für den Personenkreis, der mit ihrer Beantwortung betraut ist: Die Zuständigkeiten bzw. beteiligten Institutionen variieren: Beteiligt sind in Abhängigkeit vom Bundesland Erzieher/-innen, Grund- und Sonderschullehrkräfte, Ärztinnen/Ärzte und Diplom-Psychologinnen/-Psychologen. Dem Fehlen eines Konsenses über die mit den diagnostischen Fragestellungen beauftragten Personen entspricht

das Fehlen einer Übereinkunft über das methodische Vorgehen, d.h. die heranzuziehenden Verfahren. Damit nicht genug, auch

Art und Zahl der Sonder- bzw. Förderschulen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Darüber hinaus empfehlen die einzelnen Bundesländer

unterschiedliche Zeitpunkte der Diagnostik. Nicht zuletzt wird

der Einbezug der Eltern gestärkt (Kultusministerkonferenz KMK, 1994), sodass die Situation insgesamt eher noch unübersichtlicher geworden ist.

Im Rahmen dieses Leitfadens ist es uns nicht möglich, die Vielfalt der diagnostischen Ansätze, der Entscheidungswege und der Zuständigkeiten abzuhandeln. Eine länderübergreifende Synopse würde den Rahmen sprengen.3 Die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz (KMK, 2008) geben in aller Regel nur einen Rahmen vor, der von den einzelnen Bundesländern teilweise sehr unterschiedlich gefüllt wird.4Da ein bildungspolitischer Konsens zwischen den einzelnen Bundesländern zumindest mittelfristig nicht in Sicht scheint, werden wir die diagnostischen Aufgaben unabhängig von den Vorgaben der einzelnen Bundesländer darstellen.

1.2.1 Fragestellungen: Was soll von Lehrkräften diagnostiziert werden?

Unter den Bundesländern besteht kein Konsens darüber, dass und welche Leistungsstandbestimmungen (v.a. im sprachlichen Bereich) flächendeckend – etwa gekoppelt an die Einschulungsuntersuchung zur Ermittlung der Schulfähigkeit – durchgeführt werden sollen. Hier müssen wir auf bestimmte Länderregelungen verweisen, die für die wichtigen Entscheidungen sehr bedeutsam sind, die im Anschluss an die Diagnostik und die Diagnosen getroffen werden müssen. Wird beispielsweise in einem Bundesland der Schule freigestellt, ob sie eine Legasthenie als Entwicklungsstörung anerkennt oder nicht, so hat dies nicht nur in Abhängigkeit von dem betreffenden Bundesland, sondern auch von der Einstellung der Schulleitung oder des betreffenden Kollegiums gravierende Folgen für das einzelne Kind. Bei Vorliegen einer Legasthenie wird dieses in einem Fall als allgemein lernschwach diagnostiziert und könnte in eine Schule für Lernbehinderte überwiesen werden, im anderen Fall kann es im Regelschulsystem verbleiben, es werden Benotungen ausgesetzt und zusätzliche therapeutische und didaktische Maßnahmen ermöglicht.

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