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Die 88 Tempel von Shikoku sind seit Jahrhunderten ein beliebter Pilgerweg in Japan. Man könnte diesen Pilgerweg auch als "japanischen Jakobsweg" bezeichnen. Über fast 1200 Kilometer schlängelt sich dieser Weg entlang der Küste von Shikoku, der viertgrößten Hauptinsel Japans, und führt dabei zu 88 Haupt- und 20 Nebentempeln, sowie zu zahlreichen weiteren buddhistischen und shintoistischen Heiligtümern. Seit einigen Jahren wird dieser Weg auch bei europäischen Pilgern immer beliebter. Dies ist der erste Pilgerführer für Shikoku in deutscher Sprache, mittlerweile in der dritten, überarbeiteten und aktualisierten Auflage.
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Seitenzahl: 303
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Shinto Schrein Bahnstation
Bus, ÖPNV Seilbahn
Restaurant
Toiletten
Hotel, Gästehaus
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Camping
Supermarkt
T1
Offizieller Tempel mit Nummer
B1
Bekkaku-Tempel mit Nummer
O1
Okunoin (Inneres Heiligtum eines der 88 Tempel mit Tempelnummer)
Km 23
Position nach Gesamtkilometer der Pilgerroute, gem. “Shikoku 88 Route Guide”
Gipfel oder Pass
Vorwort zu dieser Ausgabe
Shikoku
Der Pilgerweg
Vorbereitung
Packliste
Die Wahl der Fortbewegung
Bahn- und Busfahren in Japan
Essen und Trinken
Pilgerausstattung
Im Tempel
Zwischen den Tempeln
Toiletten
Von T1 nach T10 (km 0 bis 27)
Vom Bahnhof Tokushima bis T1
T1 – Ryozenji
Von T1 bis T2 - Km 0 bis Km 2
T2 – Gokurakuji
T3- Konsenji
T4 – Dainichiji
T5 – Jizoji
Von T5 nach T6 - Km 11 bis Km 16
B1 – Taisanji
T6 – Anrakuji
T7 – Jurakuji
T8 – Kumadaniji
T9 – Horinji
T10 – Kirihataji
Von T10 bis T11 (Km 29-39)
T11 – Fujii-藤井寺 Dera
T12 – Shosanji
B2 – Dogakuji
T13 – Dainichiji
T14 – Jorakuji
T15– Kokubunji
T16 - Kanonji
T17 – Idoji
T18 – Onzanji
Von T18 bis T19 (Km 100 bis 103)
T19 – Tatsueji
Von T19 bis T20 (Km 103 bis 116)
B3 – Jigenji
T20 – Kakurinji
Von T20 bis T21 (Km 116 bis 122)
T21 - Tairyuji
T22 – Byodoji
Von T22 bis T23 (Km 132 bis 153)
T23 - Yakuoji
Von T23 bis T24 (Km 153 bis 228)
B4 – Yasakaji (Saba-Daishi
T24 - Hotsumisakiji
T25 - Shinshoji
Von T25 bis T26 (Km 235 bis 239)
T26 - Kongochoji
Von T26 bis T27 (Km 239 bis 267)
T27 – Konomineji
Von T27 bis T28 Km 267 bis 305)
T28 – Dainichiji
Von T28 bis T29 (Km 305 bis 315)
T29 – Kokubunji
Von T29 bis T30 (Km 315 bis 322)
T30 - Zenrakuji
Von T30 nach T31 (Km 324 bis 329) – Kochi
T31 – Chikurinji
Von T31 und T32 (Km 329 bis 334)
T32 – Zenjibuji
Von T32 bis Tbis 342)
T33 - Sekkeiji
Von T33 bis T34 (Km 342 bis Km 349)
T34 - Tanemaji
Von T34 bis T35 (Km 349 bis 359)
T35 – Kiyotakiji
Von T35 bis T36 (Km 359 bis 373)
T36 – Shoryuji
Von T36 bis T37 (Km 373 bis 430)
B5 – Daizenji
T37 – Iwamotoji
Von T37 bis T38 (Km 430 bis 513)
T38 – Kongofukuji
Von T38 bis T39 (Km 513 bis Km 567)
T39 – Enkoji
Von T39 bis T40 (Km 567 bis 595)
T40 – Kanjizaiji
Von T40 bis T41 (Km 595 bis 645)
B6 - Ryuko-In
T41 – Ryukoji
T42 – Bustumokuji
Von T42 nach T43 (Km 648 bis 658)
T43 – Meisekiji
Von T43 bis T44 (Km 658 bis 728)
B7 – Shussekiji
B8 – Toyogahashi
T44 – Daihoji
Von T44 bis T45 (Km 729 bis 739)
T45 – Iwayaji
Von T45 bis T51, Matsuyama (Km 739 bis 779)
T46 – Joruriji
T47 – Yasakaji
Von T47 bis T48 (Km 765 bis 769)
B9 – Monjuin
T48 – Sairinji
Von T48 und T49 (Km 769 bis 772)
T49 – Jodoji
T50 – Hantaji
T51 – Ishiteji
Von T51 bis T53, Matsuyama (Km 778 bis 791)
T52 – Taisanji
T53 – Enmyoji
Von T53 bis T54 (Kilometer 791 bis 825)
T54 – Enmeiji
Von T54 bis T59 – Imabari (Km 825 bis 844)
T55 - Nankobo
T56 – Taisanji
T57 – Eifukuji
T58 – Senyuji
T59 – Kokubunji
Von T59 bis T60 (Km 844 bis 872, 886 hm)
Abstecher zum Ishizuchi-Berg
B10 - Koryuji
B11 - Ikikijizo
T60 – Yokomineji
Von T60 bis T64 Km 872 bis Km 888)
T61 – Koonji
T62 – Hojuji
T63 – Kichijoji
T64 – Maegamiji
Von T64 bis T65 Km 888 bis 933)
B12 – Enmeiji
T65 – Sankakuji
Von T65 bis T66 (Km 933 bis 952)
B14 – Jofukuji
B13 bzw. O65 – Senryuji
T66 – Unpenji
B15 – Hashikuraji
Von T66 bis T67 (Km 953 bis 962)
B16 – Hagiwaraji
T67 – Daikoji
T68 - Jinne-InT69 – Kanonji
T70 – Motoyamaji
Von T70 bis T71 Km 977 bis Km 988
Der Mairi-Weg - T71 bis T77 (Km 988 - 1005)
T71 – Iyadaniji
B18 – Kaiganji
T72 – Mandalaji
T73 – Shusshakaji
T74 – Koyamaji
T75 – Zentsuji
Kotohira
B17 – Kannoji
T76 – Konzoji
T77 – Doryuji
Von T77 bis T78 (Km 1004 bis Km 1012)
T78 – Goshoji
T79 – Tennoji
Von T79 bis T80 Km 1018 bis km 1025)
T80 – Kokubunji
Von T80 bis T81 (Km 1025 bis 1031)
T81 – Shiromineji
Von T81 bis T82 (Km 1031 bis km 1036)
T82 – Negoroji
Von T82 bis T83 Km 1036 bis 1049)
B19 – Kozaiji
T83 - Ichinomyaji
Von T83 bis T84, Takamatsu (Km 1048 bis 1061)
T84 – Yashimaji
Von T84 bis T85 (Km 1061 bis 1067)
T85 – Yakuriji
T86 – Shidoji
Weiter ab T86 (Ab km 1076)
T87 – Nagaoji
Von T87 bis T88 (Km 1082 bis 1095)
B20 – Otakiji
T88 – Okuboji
Zwischen T88 und T1 (Km 1096 bis 1141)
Koya-san
Historische Zeitschienen
Einige wichtige Floskeln:
Literatur:
Hilfreiche Links:
Zweieinhalb Jahre hat Japan wegen der Covid 19 Pandemie keine Touristen ins Land gelassen. Seit dem 11. Oktober sind die Türen wieder geöffnet und eine Pilgerreise ist wieder möglich.
Dieser kleine Reiseführer ist praktisch gedacht, also für eine oberflächliche Orientierung und zur Vereinfachung einer Reiseplanung nach Shikoku, zusätzlich zum Kartenmaterial des hervorragenden Shikoku 88 Route Guide von Naoyuki Matsushita, daher verzichte ich hier auf Kartenmaterial. Ich bin kein Buddhismusexperte, weshalb ich auch auf religiöse Details nicht tiefer eingehen will. Allerdings kann man auch als neugieriger Besucher vom Reiz der Tempel und des Gedankenguts eingefangen werden. Man muss kein Buddhist sein, um in Shikoku zu pilgern, für die Mönche und Tempel ist es nicht von Bedeutung, und es wird nicht danach gefragt. Trotzdem ist dieser Henro-Weg (Henro bedeutet Pilger) ein besonders schönes Erlebnis, bei dem man auch viel über sich selbst lernen kann, über Land und Leute sowieso.
An einigen Stellen dieses Buches erwähne ich Alfred Bohner. Alfred Bohner ist den Pilgerweg von Shikoku 1927 gegangen, zu einem Zeitpunkt, als vieles noch war so wie in den Jahrhunderten zuvor, denn es dauerte eine Weile bis die Erneuerungen der Meiji Zeit auch die hinteren Winkel Shikokus erreicht hatten. Er schrieb darüber sein Buch „Wallfahrt zu Zweien“, das von David Moreton entdeckt, übersetzt und wiederveröffentlicht wurde. Da Bohner gute Japanischkenntnisse hatte, konnte er tief in die Materie eindringen und viel des alten Wissens wiedergeben und Dinge im historischen Kontext erklären. Vermutlich war Bohner nach dem Amerikaner Frederik Starr der zweite westliche Ausländer, der die Strapazen dieser Reise auf sich nahm.
David Moreton wiederum ist ein Name, der einem bei den Vorbereitungen und auch auf Shikoku selbst begegnet. Moreton stammt aus Kanada und lebt seit vielen Jahren in Tokushima, wo er an der dortigen Universität Englisch unterrichtet. Moreton hat sich wie kaum ein anderer um die Verbreitung des Shikoku-Pilgerns im westlichen Ausland verdient gemacht, in dem er mehrere Bücher zu dem Thema verfasste oder übersetzte und bis heute unermüdlich zu dem Thema recherchiert und publiziert. Er gilt als Koryphäe zu dem Thema, auch unter Japanern. Gemeinsam mit Tateki Miyazaki und Naoyuki Matsushita ist Moreton einer der Verfasser des Shikoku 88 Route Guide, dem unerlässlichen Handbuch für Pilger mit seinen ausführlichen Karten das in keinem Rucksack fehlen sollte. Der vorliegende Reiseführer ist als Ergänzung zum Route Guide gedacht, da dieser in erster Linie aus Karten besteht die dem Pilger die Orientierung erleichtern sollen.
Unverzichtbar: Der Handatlas von Naoyuki Matsushita
Shikoku ist nach Honshu, Hokkaido und Kyushu die viertgrößte Insel des japanischen Archipels und liegt so nah an Honshu, dass sie mit der Hauptinsel an drei Stellen über große Hängebrücken verbunden ist, allerdings erst seit 1975, weshalb sich die Insel nicht so schnell verändert hat, wie die japanische Hauptinsel Honshu. (Die Brücke von Kobe nach Awaji, vor Shikoku, ist übrigens mit 1.991m Spannweite die längste Hängebrücke der Welt). Shikoku ist etwa halb so groß wie Rheinland-Pfalz oder Hessen. Das Innere der Insel ist sehr bergig und entsprechend dünn besiedelt, während besonders die Nordseite eine dichtere Infrastruktur hat. Um die Insel herum führen gut ausgebaute Landstraßen, die die großen Städte Tokushima, Kochi, Matsuyama und Takamatsu miteinander verbinden und auch zu den beiden Kaps an den Südzipfeln führen.
Die Insel fühlt sich manchmal an wie ein Gegenstück zu Tokyo oder Osaka, selbst heute, wo sie mit Honshu verbunden ist. Früher muss der Kontrast noch deutlich extremer gewesen sein. Hier geht es langsam und informell zu, es gibt genug Platz, und Geld scheint insgesamt unwichtig zu sein. Keine Menschenmassen schieben sich hier über die Kreuzungen, oder werden in S-Bahnen gedrückt. Es gibt keine flackernden Lichtreklamen und kaum lärmende Pachinko-Spielhallen. Man hat gelegentlich den Eindruck, die Zeit sei hier stehengeblieben, und je nachdem wie lange man dort war, kann die Rückkehr nach Osaka und Kyoto, ja bereits das Umsteigen in Okayama, zu einer Reizüberflutung werden.
Auch empfinde ich die Menschen dort als weniger gehemmt und angespannt als auf Honshu, sie sind oft – trotz möglicher Sprachbarrieren – sehr geradeheraus und man fühlt sich als Ausländer eigentlich immer willkommen. Durch die Landflucht in die großen Städte ist die Insel in den letzten Jahren immer mehr entvölkert worden, und im Landesinneren gibt es verlassene Dörfer und stillgelegte Straßen die nicht mehr gewartet werden. In den letzten Jahren hat der Pilgerweg jedoch an Beliebtheit gewonnen und ist dadurch zu einem wichtigen Faktor für die Belebung der Insel geworden, die aber auch sonst landschaftlich und kulturell viel zu bieten hat. Shikoku ist mit seinem ganz eigenen Charme ein idealer Ort zur Entschleunigung.
Ob der Weg vor etwa 1200 Jahren von einem Mönch namens Kukai (auch Kobo Daishi genannt) begründet wurde ist nicht ganz klar, zumal es nur drei Tempel gibt, für die seine Anwesenheit dokumentiert ist und die ältesten Zeugnisse einer Pilgerrunde erst aus dem 17. Jahrhundert stammen, von einem Mönch namens Shinnen, der eine Wanderung zu 88 Tempeln in Shikoku beschrieb. Kukai ist ohne Zweifel der prominenteste Heilige, der uns auf der Runde begegnet, jedoch gab es schon vor ihm Mönche, Wanderprediger und Tempelgründer die Grundsteine legten für die Heiligtümer die auf Shikoku besuchen wollen: Obwohl es verboten war, außerhalb der Tempel zu predigen, wanderte En-no-Gyoja (634-701), ein Asket und Mystiker schon durch die Lande und predigte eine Mischung aus Naturreligion mit Elementen von chinesischem Buddhismus, die als Shugendo bezeichnet wird. Nach ihm predigte Gyoki Bosatsu (668-749) wohl als erster reinen Buddhismus auf Shikoku, betätigte sich karitativ und gründete 37 der 88 Tempel. Er starb 25 Jahre bevor Kukai geboren wurde, und steht, vielleicht zu Unrecht, etwas im Schatten Kukais. Aber wer war eigentlich dieser Kukai, der als Heiliger auf dem Pilgerweg, mit seinem typischen Hut, seinem Rucksack und seiner Schlafmatte allgegenwärtig ist?
774 wurde er in der Nähe von Zentsuji geboren, als Spross der adligen Saeki-Familie erhielt er den Namen Mao. Aber aufgrund politischer Umstände war die Familie verarmt. Mit sechzehn zog er nach Kyoto und studierte das, was man heute Religionswissenschaften nennen würde. Doch der verbreitete Konfuzianismus faszinierte ihn weniger als der Buddhismus, der mit asketischen Meditationspraktiken noch umstritten war. Kukai verbrachte viel Zeit in Shikoku, wo er in an abgelegenen Orten meditierte. Um 800 erlebte er nach langer Meditation auf einem Gipfel bei Tempel 21 und in einer Höhle bei Tempel 24 am Kap Muroto seine Erleuchtung und nannte sich von da an Kukai – auf Japanisch
Das erste Zeichen, Ku, spricht man je nach Zusammenhang auch „Sora“ oder „Kara“ aus, es steht für Himmel, den Himmel als Begriff den man im Englischen „Sky“ nennt, (nicht „Heaven“ - im Deutschen haben wir ja dasselbe Wort für beide Begriffe). Das Zeichen steht aber auch für Leere (z. B. bei „Kara“ in Karate wörtlich „leere Hände“ also „unbewaffnet“). Das zweite Zeichen, Kai, bedeutet Meer. So steht der Name also für Himmel und Meer, also nach dem was Kukai beim Verlassen der Höhle als Erstes sah oder aber im übertragenden Sinne „Meer der Leere“.
Kukai war also ein fleißiger, lernbegieriger Mensch. Immer noch unzufrieden über sein unvollständiges Wissen ging er mit 30 für zwei Jahre nach China, wohin er eine größere Delegation von Mönchen begleitete. Die Anreise für die Delegation war problematisch, ein Teil der Gruppe verstarb auf See als wegen schlechten Wetters eines der vier Schiffe umkehren musste und ein zweites sank. Kukais Schiff schaffte es nach Fujian wo er dank seiner guten Chinesisch-kenntnisse einreisen durfte und man ihm in der Hauptstadt Xi’an gestattete, Sanskrit und esoterischen Buddhismus zu studieren.
Zwei Jahre später kehrte er nach Kyoto zurück, wo es ihm nach einigen Schwierigkeiten gelang, vom frisch gekrönten Kaiser Saga akzeptiert zu werden. Er ließ sich am Jingoji nieder, einem Tempel am Stadtrand. 810 wurde er befördert und man vertraute ihm die Leitung Todaijis an, des größten Tempels von Nara. 816 gestattete man ihm, auf dem Berg Koya-San ein abgelegenes Kloster zu gründen, dies markierte den Beginn des Shingon-Buddhismus. Aufgrund finanzieller Probleme wurde der Bau aber erst nach Kukais Tod, 835, fertiggestellt. Neben seiner spirituellen Tätigkeit leitete Kukai diverse Infrastrukturprojekte, in erster Linie Verbesserungen der Bewässerungssysteme auf Shikoku. 823 wurde ihm die Leitung des Toji-Tempels (Osttempel) in Kyoto übertragen, 824 wurde er zu einem der höchsten Priester Japans ernannt. Vier Jahre danach gründete er eine theologische Universität, die im Gegensatz zu den existierenden Schulen auch für das einfache Volk geöffnet war, die gleichzeitig Konfuzianismus, Buddhismus und Taoismus unterrichtete, und in der die Studenten kostenlos Essen bekamen, ein Novum in sozialer und ökumenischer Hinsicht. 835 verstarb er, nachdem er verschiedene Schriften publiziert hatte und seine letzten Jahre auf Koya-San verbracht hatte, wo er auch begraben ist. Erst posthum wurde ihm der Name „Kobo Daishi“ gegeben.
In jedem der 88 Tempel ist ihm ein eigenes Gebäude gewidmet, das Daishido, oft markiert durch eine kleine, weiße comicartige Pilgerfigur neben den Stufen zum Heiligtum. Spirituell gilt Kukai als ständiger Begleiter des einsamen Pilgers, auch als Schutzpatron. Bereits in einem seiner eigenen Werke, dem Sango Shiiki erwähnt Kukai im Jahre 794 Wanderungen von Mönchen zu entlegenen Punkten, um dort in Askese an besonders abgelegen Orten Erleuchtung zu finden. Damals war aber noch nicht die Rede von 88 Tempeln, das sollte noch etwa 900 Jahre dauern. Erst 1687 beschrieb der Mönch Shinnen in seinem Werk Shikoku Henro Michishirube einen Pilgerweg über 88 Tempel in Shikoku, damals noch ohne feste Reihenfolge. Er ließ Hütten bauen, stellte Wegweiser auf und erfasste die Distanzen zwischen den Tempeln. Danach wurde das Pilgern auch unter normalen Bürgern beliebt. In manchen Dörfern sammelten die Dorfbewohner Geld um am Ende einen Glücklichen auszulosen, der auf die lange Reise geschickt wurde um für das Dorf zu beten. Bis ins 20. Jahrhundert nannte man das Pilgern in Shikoku Hendo, abgeleitet von Hen wild) und Do (Erde/Land), also dem Pilgern in einem wilden Landstrich. Die Pilger wurden eher wie eine Art Obdachlose behandelt. Oft waren sie auch Menschen, die aus verschiedensten Gründen ihr normales Leben hinter sich gelassen hatten und, halb Mönch halb Landstreicher, verarmt zwischen den Tempeln umherwanderten und vielleicht irgendwann auf dem Weg ihr Leben ließen, von Lepra, Unterernährung oder Sumpffieber niedergerungen, beim Durchqueren der Flüsse oder in den Sümpfen ertrunken, oder von Räubern überfallen. Von diesen traurigen Schicksalen künden noch heute viele Pilgergräber entlang der Route.
Da besonders der südliche, abgelegene Teil der Insel sehr arm war, kann man sich denken, dass die Bevölkerung dort wenig zu geben hatte und diese „Landstreicher“ mit Argwohn betrachtete. Man führte Restriktionen und Kontingente ein um die Anzahl der Pilger zu reduzieren. Von 1884 bis 1886 erließen die Städte Kochi und Uwajima in ihren Stadtgrenzen sogar ein komplettes Pilgerverbot.
Oft war Pilgern aus diesen Gründen auch ein genauer Weg vorgeschrieben. Der Pilgerweg folgte einer genauen Route, ursprünglich eine Kontrollmaßnahme der örtlichen Behörden, denn im alten Japan war Reisen nicht jedermann erlaubt und musste offiziell genehmigt werden. Wieviel leichter haben wir es heute, im Zeitalter von Getränkeautomaten, Mobiltelefonen, GPS und guten Infrastrukturen. Heute kann man zwar gehen wie man möchte, aber der offizielle Pilgerweg, der im Laufe der Jahre an einigen Stellen umgestaltet wurde, ist relativ gut beschildert und es bietet sich auch an, dort mit anderen Pilgern gemeinsam zu wandern. Der Weg ist knapp 1200 km lang und führt über die 88 Haupttempel die mit sehr unterschiedlichen Abständen verteilt sind, die Distanzen bewegen sich zwischen ein paar Metern und 86 km. Er führt durch die vier Provinzen der Inseln (Shikoku bedeutet wörtlich „vier Länder“), und der unterschiedliche Charakter der Provinzen manifestiert sich in vier spirituellen Phasen, die der Pilger dabei durchläuft:
• Die Provinz Tokushima, ehemals Awa (mit T1 bis T23, 190 km) steht für das spirituelle Erwachen. Der Anfang der Pilgerrunde macht es einem leicht, die Tempel liegen nicht besonders hoch und die ersten elf kommen schnell hintereinander. Bei T12 bekommt man schon einen Vorgeschmack des anstrengenden Teils. T13 bis T17 folgen zügig hintereinander. Ab T18 wird es wieder bergig, bis man kurz vor T23 zum ersten Mal auf die Küste trifft.
• Die Provinz Kochi, ehemals Tosa (T24 bis T39, 390 km) steht für Askese und Verzicht. Das zeigt sich weniger in den Bergen als in den „Durststrecken“ zu Kap Muroto und Kap Ashizuri, mit sehr langen Distanzen zwischen den Tempeln und wenigen Städten, bei denen der Pilger oft und lange mit sich alleine ist. Lediglich in der Stadt Kochi kommt der Pilger wieder unter die Menschen. Das alles macht diesen Teil insgesamt aber nicht unattraktiv, denn der Pilgerweg führt zeitweise an wunderschönen Küstenstreifen entlang
• Die Provinz Ehime ehemals Iyo (T40 bis T65, 373 km) steht für die Phase der Erleuchtung, die Strecke wird wieder belebter, dafür enthält sie aber auch einige schwierige Passagen mit steilen Anstiegen
• In der Provinz Kagawa ehemals Sanuki (T66 bis T88, 150 km) betritt der Pilger dann die Phase des Nirvanas. Gelegentlich werden ihm lange Anstiege abverlangt, aber dafür stehen die vielen Tempel relativ nah beieinander, bevor es dann von T88 wieder zurück an den Start zu T1 geht.
Es ist seit dem 20. Jahrhundert üblich, nach Beendigung der Pilgerreise den heiligen Berg Koya-San zu besuchen, der nicht auf Shikoku liegt, sondern südlich von Osaka, relativ nah am Flughafen Kansai. Koya-San ist bildschön und hat viel zu bieten. Kukai hat dort seine letzte Ruhestätte, manche sagen er verweilt dort in ewiger Meditation, weshalb man ihm auch täglich Essen bringt. Man sollte dort ruhig ein oder zwei Übernachtungen in einem der Tempel oder der Jugendherberge einplanen, um die vielen Museen und Heiligtümer zu besichtigen, die sich zwischen den hohen Bäumen verteilen.
Neben den 88 Haupttempeln (Die T-Nummern) zählen seit dem 20. Jahrhundert noch 20 Nebentempel zum Shikoku-Pilgerweg, die nennt man Bekkaku-Tempel. Das sind die B-Nummern in diesem Führer. Das Wort Bekkaku bedeutet wörtlich „separat gezählt“, also nicht zur Klasse der 88 Tempel gehörend). Die meisten liegen auf dem Weg, einige verlangen jedoch einen Umweg. Viele davon sind in ihrer Pracht den Haupttempeln ebenbürtig, einige von ihnen empfand ich sogar als ganz besondere Orte. So handelt es sich also um insgesamt 108 Tempel und 108 ist, genau wie 88, in Japan eine mystische Zahl: Zu Neujahr werden die Tempelglocken 108-Mal geläutet, jedes Mal für eine der 108 Versuchungen, die es zu überwinden gilt, um ins Nirvana zu gelangen, während die Zahl 88 in der chinesischen Mythologie als Glückzahl gilt und in vielen Zusammenhängen begehrt ist. Die 20 Bekkaku-Tempel wurden erst im Laufe der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts definiert. In seinem Buch von 1927 schreibt Alfred Bohner noch, dass die 20 Bekkaku-Tempel nicht definiert seien, sondern ihre Auswahl im Ermessen des Führers liegen.
Gelegentlich ist auch von Bangai-Tempeln die Rede, das bedeutet „Ohne Nummer“ oder „Außerhalb der Nummerierung“ Es handelt sich also um Tempel die nicht nummeriert, aber dennoch Kukai gewidmet sind. Sie werden gelegentlich mit den Bekkaku-Tempeln verwechselt, da die 20 Bekkaku-Tempel früher, vor der Einführung dieser Gruppierung in den 70ern, auch Bangai-Tempel waren.
Die 88 Haupttempel sind gemeinhin die Schwerpunkte und Orientierungspunkte der Reise. Sie profitieren finanziell am meisten von den Pilgern; sie sind nicht zwangsläufig größer oder prachtvoller, aber doch stärker besucht als die Nebentempel.
Eine weitere, vierte Gruppe sind die Oku-no-In. Dabei handelt es sich um Heiligtümer die den Haupttempeln zugeordnet sind, in diesem Buch als O-Nummern benannt, wobei die Nummer hinter dem O der Nummer ihres zugehörigen Haupttempels entspricht. O20 ist also ein Okunoin von T20. Oft werden sie ignoriert. Zu Unrecht, denn es handelt es sich bei diesen Orten häufig um die eigentlichen heiligen Orte zur Meditation. Schwer erreichbare Höhlen, Wasserfälle, Felsen, wo gebetet und meditiert wurde, wohingegen die Tempel historisch „nur“ die naheliegenden Orte waren, an denen die Pilger dafür zusammenkamen. Manche erfahrenen Pilger konzentrieren sich heute mehr auf den Besuch der Oku-no-In als auf die Haupttempel. So haben wir es also theoretisch mit vier Klassen von buddhistischen Heiligtümern zu tun, allerdings ist die Zuordnung manchmal nicht eindeutig. Insgesamt sollte man sich immer wieder vergegenwärtigen, dass die eigentliche, spirituelle Pilgerreise zwischen den Tempeln stattfindet und die Phasen der Einkehr, der Beschäftigung mit sich selbst, durch den Tempelbesuch im Grunde unterbrochen wird.
Neben den buddhistischen Tempeln gibt es in Shikoku zahlreiche Shinto-Schreine und -Heiligtümer, viele der buddhistischen Tempel teilen sich die Areale mit den Shinto-Schreinen. Viele Shinto-Schreine sind gleichzeitig Oku-no-in der buddhistischen Tempel. Das liegt daran, dass diese beiden Religionen bis heute nebeneinander existieren und von vielen Menschen auch gleichzeitig praktiziert werden. Das war aber nicht immer so: Bevor der Buddhismus sich ab dem 6. Jahrhundert in Japan ausbreitete, wurden auf den Inseln Naturgottheiten angebetet, für die man an exponierten Stellen, z. B. auf Gipfeln, an Quellen, auf Felsen oder in Höhlen, also an Stellen, die für Menschen von Bedeutung waren, Heiligtümer baute. Es darf bezweifelt werden, dass die Menschen das bereits als Shintoismus bezeichneten, zumal dieser Glaube nicht institutionalisiert, also nicht anerkannt und organisiert war. Die buddhistischen Tempel kamen später hinzu. Ab dem 6. Jahrhundert breiteten sich, von China kommend, die ersten buddhistischen Einflüsse auf den Inseln aus. Richtig stark wurde der Buddhismus in der Tokugawa-Zeit (1603-1868), nachdem man das Christentum, das mit den portugiesischen Seefahrern gekommen war, Anfang des 17. Jahrhundert zurückgedrängt hatte.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Japan einen starken kulturellen Wandel, in dem nach der Entmachtung des Tokugawa-Klans unter dem Oberbegriff Shinbutsu Bunri der Shintoismus zur alleinigen Staatsreligion ausgerufen und der Kaiser wieder zum religiösen und staatlichen Oberhaupt erklärt wurde. In dieser Zeit, die stark nationalistisch geprägt war, wurden die buddhistischen Einflüsse intensiv bekämpft, da man in ihnen etwas unjapanisches sah. Man vermutet, dass in dieser Zeit, im Zuge der sogenannten Haibutsu-Kishaku Bewegung über 40.000 Tempel entweiht und zerstört wurden. Viele Mönche wurden gezwungen, Shinto-Priester zu werden, und man versuchte, den Buddhismus in Japan völlig auszulöschen, so wie man es einige Jahrhunderte vorher mit dem Christentum getan hatte. Diese Bewegung erreichte 1868-1872 ihren Höhepunkt. So erklärt sich die Tatsache, dass man Heiligtümer beider Glaubensrichtungen an denselben Stellen findet. Wenn die Tempel nicht zerstört wurden, wurden die Gelände zumindest aufgeteilt. Interessanterweise waren diese Unruhen schnell vorbei und man arrangierte ein friedliches Miteinander. Bei all diesen Zerstörungen ist in den wenigen Quellen erstaunlicherweise nicht die Rede davon, dass es Opfer gegeben hat. Für diesen Zwist gab es viele Ursachen: Macht, Dogmatismus, aber auch der Zugang zu den finanziellen Ressourcen für die religiösen Institutionen der jeweiligen Machthaber und der Bevölkerung. Die Tempel in Kyoto sind dafür das beste Zeugnis.
Das ist gerade mal 150 Jahre her, aber im Gegensatz zu den 88 Tempeln, die zumeist ganz gut von den Pilgern leben, sieht man heute viele shintoistische Heiligtümer in einem schlechteren Zustand. Im Allgemeinen werden sie von den örtlichen Gemeinden erhalten, aber durch die Abwanderung der jüngeren Menschen aus Shikoku in die größeren Ballungszentren verkleinern sich die Gemeinden. Und damit wird die Unterstützung der Schreine immer schwächer, immer seltener finden sich Familien die in der Lage sind, sich um einen solchen Schrein zu kümmern.
Vor den Zerstörungen im 19. Jahrhundert gab es im 16. Jahrhundert, während der kriegerischen Muromachi-Zeit, eine große Welle von Zerstörungen, für die man den aus Shikoku stammenden Chosokabe-Klan verantwortlich machte. Letzten Endes trat aber einer der Chosokabe-Fürsten zum Buddhismus übertrat und ließ einige der Tempel, die er zerstört hatte, wieder aufbauen. Durch ihre exponierte Lage brannten viele Tempel aber auch durch Blitzeinschläge nieder oder durch andere Brände. Die japanischen Winter sind sehr trocken und die Angst vor Bränden in dieser Jahreszeit spielt auch heute noch eine Rolle, da die Gebäude aus Holz sind.
Als ideale Reisezeit bieten sich Frühling bis Mai oder Herbst ab Oktober an, wobei auch der Winter normalerweise regenarm und klar ist, nur liegen dann die Temperaturen nachts teilweise um den Gefrierpunkt, so dass Übernachtungen in einfachen Hütten zu kalt werden könnten. Im Frühling beginnt Ende April die Goldene Woche (29.4.-5.5.), eine Serie von Feiertagen, bei denen halb Japan unterwegs ist, weshalb die Übernachtungen knapp werden. Danach wird es besonders im subtropischen Süden der Insel ziemlich heiß. Im Sommer gibt es Juni/Juli eine Regenzeit, der ein feuchtheißer August folgt. Der September ist der Monat der Taifune, das Wetter beruhigt sich erst wieder im Oktober. Als Faustregel könnte man sagen, dass die guten Reisemonate Oktober und März/April sind.
Das Wetter auf der Nordseite Shikokus unterscheidet sich stark von dem der Südseite. Auf der Südseite (an den Kaps und in Kochi) fällt besonders in den Sommermonaten sehr viel Regen, hier ist der September wegen der Taifune zu meiden, zumal dort auch viele Gegenden dünn besiedelt sind und man sich hier gefährden könnte. Die Nordseite ist insgesamt regenärmer.
Januar
Sehr wenig Regen, 1-12°C, klar und trocken
Februar
Wenig Regen, 2-13°C, klar und trocken
März
Etwas Regen, angenehme Reisezeit, beliebt.
April
Etwas Regen, ideale Reisezeit, sehr beliebt
Mai
Goldene Woche, warm, Regen im Süden
Juni
Viel Regen im Süden, schwül
Juli
Viel Regen im Süden, sehr schwül, über 30°C
August
Viel Regen im Süden, sehr schwül, über 30°C
September
Viel Regen im Süden, Taifune, Kochi meiden
Oktober
Beliebt, gute Reisezeit, wenig Regen, 15-25°C
November
Gute Reisezeit, 10-20°C
Dezember
Sehr wenig Regen 1-12°C, klar und trocken
Meine eigenen fünf Reisen habe ich im Februar, April, im September und im November gemacht. Der Februar war überwiegend trocken aber nicht warm, der April war mit 2 fast regenfreien Wochen nahezu perfekt, im September war ich permanent klatschnass, entweder von der schwülen Hitze oder vom Regen. Der November war klar und hell, aber ich brauchte eine Jacke und eine Mütze und an der Westküste war es extrem windig. Wenn man nicht unterwegs zelten will, benötigt man sehr wenig Gepäck. Wanderkleidung, Regenjacke, ein- oder zwei Sätze Unterwäsche (man kann fast überall waschen), ein kleines Handtuch, Lauf- oder Wanderschuhe, einen Pulli, ein paar leichte andere Schuhe oder Schlappen/Flipflops, Karte, Reiseführer, das müsste in den milden Jahreszeiten reichen. Eine ausführlichere Gepäckliste befindet sich weiter hinten im Buch. Ich bin zu Fuß immer in Joggingschuhen gegangen und habe mir nie stabileres Schuhwerk gewünscht, denn die Strecke ist überwiegend asphaltiert, nur etwa 10% sind Trampelpfade.
Für die Reiseplanung empfehle ich, sich für ca. 25€ den Shikoku 88 Route Guide zu bestellen sowie die kostenlose, aber ausgezeichnete „Shikoku Henro Pilgrimage Map“ (siehe Internet Links hinten im Buch). Dieses kleine Handbuch erhält man auch im Bahnhof von Tokushima sowie bei den Läden für Pilgerbedarf, ebenfalls bei der Buchhandlung Takagi in Düsseldorf.
Zu den Kosten: Zu den einmaligen Kosten für Ausstattung und Anreise, kommen Kosten pro Tag für Übernachtung, Mahlzeiten, Waschen, Tempel und gegebenenfalls Nahverkehr, je nachdem, wie bescheiden oder komfortabel das Ganze ablaufen soll. Ich verzichte hier auf Kalkulationen luxuriöserer Varianten und kalkuliere mit einem Wechselkurs von 130 Yen pro Euro.
Einmalkosten
Yen (130 Yen/€)
€ ca.
Flug bis Osaka/Kansai
700,00
Hotel in Osaka
5.000
38,00
Transfer nach Osaka
1.000
8,00
Abendessen in Osaka
2.000
16,00
Pilgerbuch
2.400
18,00
Pilgerstab mit Überzug
2.000
16,00
Pilgerweste
4.000
32,00
Pilgerhut
2.800
22,00
Diverse Pilgerutensilien
2.000
16,00
Bus von/nach Tokushima
4.200
32,00
Taschengeld 1. Tag
1.000
8,00
Einmalkosten Gesamt
906,00
Hier ein minimal-Szenario für zusätzliche Kosten pro Tag, davon ausgehend, dass man pro Übernachtung um die 3.500 Yen bezahlt, und ausschließlich zu Fuß geht:
Kosten pro Tag
(Minimalistisch, zu Fuß)
Yen Kurs 130 Yen/€
€ ca.
Übernachtung im Schnitt
3.500
27,00
Essen
2.500
20,00
3 Tempelspenden
900
7,00
Taschengeld
500
4,00
Fortbewegung zu Fuß
-
-
Gesamt pro Tag
7.400
58,00
Die folgende, alternative Schätzung geht davon aus, dass man in bequemeren Gästehäusern übernachtet und in einfachen Restaurants oder Imbissen isst:
Kosten pro Tag (
Übernachtung in Herbergen, z. T. Bus/Bahn)
Yen Kurs 130 Yen/€
€ ca.
Übernachtung im Schnitt
4.500
35,00
Essen
2.500
20,00
3 Tempelspenden
900
7,00
Taschengeld
1.000
8,00
Fortbewegung
1.000
8,00
Gesamt pro Tag
9.900
78,00
Für die komplette Runde zu Fuß in 6-8 Wochen fallen also 3.500 bis 4.000 € an. Für eine 2-wöchige Reise, hier und da mit öffentlichen Verkehrsmitteln, bei der man etwa die Hälfte der Tempel besuchen würde, wären etwa 2.000 € zu kalkulieren, man würde dabei etwa ein Drittel der Tempel besuchen.
Um seine Finanzen zu regeln, ist es das Beste, eine größere Menge Bargeld zu haben. Japan ist ein sicheres Land und es ist unwahrscheinlich, bestohlen zu werden. Viele Herbergen akzeptieren auch nur Bares, während man in Supermärkten oder größeren Hotels durchaus mit Karte zahlen kann. Geld wechseln kann man unterwegs in den Postämtern, die Euros und Dollars akzeptieren. Die Geldautomaten der Postämter und der Mini-Supermärkte (Konbinis) akzeptieren normalerweise ausländische Kreditkarten, aber viele andere Geldautomaten tun das nicht.
Aus Unsicherheit nimmt man oft zu viel mit und schleppt dadurch schweres Gepäck mit sich herum. Shikoku hat generell eine gute Infrastruktur, in der man praktisch alles, was man benötigt, auch vor Ort erhält. In den Städten gibt es Outdoor-Geschäfte, unterwegs hunderte von gut sortierten Supermärkten, die auch Medikamente und Elektroartikel (Kabel, Ladegeräte) führen. Mein eigener Rucksack wog immer um die 8 kg, damit war ich unter den Pilgern im Mittelfeld. Ich nahm gerne meine alten T-Shirts mit, die ich im Laufe der Reise entsorgte statt sie zu waschen, wodurch Platz im Rucksack entstand.
Wenn man mit seinem Rucksack mal zu einem Bergtempel hinaufgekraxelt ist, ist man um jedes kg dankbar, das der Rucksack weniger wiegt. Daher kann man sich auf die einfachste Kleidung beschränken, die man dazu fast überall waschen kann, man benötigt also nur zwei Sätze Kleidung, vielleicht drei Sätze Unterwäsche.
Was man nicht wirklich braucht:
• Zu viele Waschartikel, Zahnpasta, Deo, Cremes. Besser in kleinen Mengen mitnehmen, notfalls in kleinere Behältnisse umfüllen. Vieles wird vor Ort gestellt.
• Ein drittes Paar Schuhe
• Haarspray oder –Gel
• Bücher
• Ein großes Handtuch
• Eau de Toilette
• Besteck
Packliste:
• Wanderstock (erhält man vor Ort)
• Hut, Buff oder Mütze. Ein Buff, in Wasser getränkt, wird in der brennenden Sonne zu einer guten Klimaanlage
• Wanderschuhe
• Leichtes zweites Paar Schuhe
• 3-4 Paar Socken
• Pullover
• Kleines Handtuch
• Nagelknipser
• Wasserflasche
• Lange Wanderhose
• Zipper-Plastiktüten um bei Regen die wichtigsten Dinge trocken zu halten.
• Müllsack als Schutz für das Gepäck bei starkem Regen
• 3 T-Shirts
• Regenjacke
• Unterwäsche
• Blasenpflaster
• Fußcreme
• Sonnencreme
• Kulturbeutel – möglichst minimalistisch halten
• Eine kleine Taschen- oder Stirnlampe (es wird in Shikoku schnell und früh dunkel)
• Eine rote, anklippbare Leuchtdiodenlampe für Tunnel
• Shikoku 88 Route Guide, Reiseführer, Pilgerkarte des Fremdenverkehrsamts
• Akku für Mobiltelefon, Netzteile, Adapter
• Kleine, möglichst leichte Geschenke, z. B. Postkarten von Zuhause oder Glücksbringer
• Pilger-Utensilien (Vor Ort besorgen, nach Bedarf: Weste, Pilgerbuch, Kerzen, Feuerzeug, Räucherstäbchen, ggfs. Stola, Namenszettel, ggfs. Gebetskette)
• Ohrenstöpsel (falls mal einer zu laut schnarcht)
• Kamera, falls die im Smartphone nicht reicht.
• Fotokopien vom Reisepass, falls er verloren geht.
• Im Winter wärmere Jacke, Handschuhe, Mütze
Anreise
Mit dem Flugzeug nach Osaka Kansai-Airport (KIX), von dort vom Busbahnhof vor dem Terminal weiter mit dem Langstreckenbus in eine der größeren Städte Shikokus, oder man übernachtet in Osaka und fährt am nächsten Tag aus dem Zentrum (Umeda/Osaka Main Station oder Namba) mit dem Langstreckenbus. Diese Busse sind komfortabel und verfügen über Stromversorgung am Sitz und kostenloses WLAN. Je nach Zielort dauert die Fahrt zwei bis vier Stunden. Es gibt auch Langstreckenbusse von Osaka (Namba) direkt bis Tempel 1, Busparkplatz Naruto-Nishi. Alternativ kann man auch mit einem Inlandsflug nach Takamatsu oder Kochi fliegen, allerdings müsste man in diesem Fall in Tokyo (falls man über den Flughafen Narita anreist) oder Osaka den Flughafen wechseln, was umständlich ist.
Mit der Bahn/Fähre: Vom Kansai-Airport nach Wakayama fahren und von dort zwei Stunden mit der Fähre bis Tokushima.
Von Deutschland habe ich die besten Erfahrungen mit Finnair gemacht. Da man auf der Nordroute umsteigt, ist der Langstreckenflug mit etwa neun Stunden etwas kürzer als sonst, dazu ist Helsinki ein kleinerer Flughafen. Noch bequemer ist es, wenn man non-Stop nach Osaka fliegen kann, was aber etwas teurer ist.
Mit der Bahn erfolgt die Anreise von Tokyo, Nagoya, Kyoto oder Osaka mit dem Shinkansen bis Okayama, von dort weiter nach Shikoku. Wenn man mit T1 beginnen möchte, was praktisch, aber nicht zwingend ist, ist der Start in Tokushima am günstigsten.
Auf dem Jakobsweg in Spanien begegnete ich mal einem Pilger, der sein Gepäck auf einem Maulesel hinter sich herzog. Er war nicht schneller als ich, weil das Tier stur war, aber er konnte so viel mehr Gepäck mitnehmen, z. B. sein Zelt.
In Shikoku ist es eigentlich gleich, wie man pilgert, ob mit dem Bus, Auto, zu Fuß, mit dem Rad, zumindest aus offizieller Sicht. Shirakawa Missei, der Hauptpriester von T57 sagt darüber: „Ich persönlich bin auch ein Fan der Pilgerreise mit dem Auto. Zu Fuß pilgern, dazu müssen einfach alle Umstände passen. Mit dem Auto sind auch die abgelegenen heiligen Stätten am Meer und in den Bergen gut erreichbar.“ Es ist ebenfalls egal wo man anfängt, ob man die 1.200 km in einem komplett durchmacht, oder nur Teile, die Nummerierung vorwärts oder rückwärts geht. Ich habe mal mit einem Pilger gechattet, der die Runde mit dem Segelboot absolvierte und bei den jeweiligen Tempeln an Land ging, da die meisten in Meeresnähe liegen, wenn auch nicht auf Meereshöhe.
Für die Runde der 88 Tempel zu Fuß sollte man 8-10 Wochen einplanen. Wer nicht fit genug ist oder zu wenig Zeit hat, kann einen großen Teil der Route mit öffentlichen Verkehrsmitteln absolvieren und kürzere Teile wandern. Einige Tempel sind entlegen, aber nicht viele. So lässt sich die komplette Runde auf 6 Wochen reduzieren, ohne dass man hetzen müsste.
Es ist durchaus akzeptabel, beim Pilgern öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Wenn man mit der Bahn unterwegs ist, kann man meist das Gepäck in einem Schließfach im Bahnhof lassen, die Schließfächer kosten je nach Größe zwischen 300 und 500 Yen für den ersten Tag. Oder man lässt es einfach irgendwo an einer unauffälligen Stelle stehen, die Wahrscheinlichkeit, dass es gestohlen wird ist ausgesprochen gering. Herrenloses Gepäck deponiert am Fuß von Hügeln, an denen man zu einem Tempel hinauf- und wieder herab geht, sieht man öfters.
In der Kombination von Bahn, Bus und kürzeren Wanderungen lassen sich fast alle Tempel erreichen: Die Tempel bei Kap Muroto (T24-T26) und Kap Ashizuri (T38) sind nur per Bus erreichbar, dasselbe gilt für einige Bergtempel (T44-T47, T57-T58, T60, T66, T88). Kompliziert oder nur zu Fuß oder PKW erreichbar sind T20-T21 und T81-T82.
Ich persönlich genoß die Fortbewegung mit dem Rad