Die abenteuerliche Reise zur Eiskönigin - Marie Bernard - E-Book

Die abenteuerliche Reise zur Eiskönigin E-Book

Marie Bernard

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Beschreibung

In einem kleinen Städtchen werden an die 100 Kinder vermisst. Zwei Freundinnen, Grace und Anny begeben sich auf die Suche nach ihnen und die abenteuerliche Reise beginnt. Auf dieser begegnet ihnen Amon, ein Junge, der sich ihnen anschließt. Er ahnt wo die Kinder sein könnten. Auf einem Schiff befreien sie zwei Eisbären, deren Sprache sie verstehen. Sie begleiten ihre Retter als Freunde, sodass nun fünf Gefährten in das eisige Land der bösen Königin Acela unterwegs sind.Die Reise birgt viele Gefahren und Amon erfährt auf dieser, dass er ein Prinz sei und die Aufgabe hatte, die kaltherzige Königin zu vernichten, die Gefangenen zu befreien und das Land von ihrem bösen Zauber, von dem es umgeben ist, zu erlösen.

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Vorwort:

Die abenteuerliche Reise zur Königin Acela

In einem kleinen Städtchen werden an die hundert Kinder vermisst. Zwei Freundinnen – Grace und Anny begeben sich auf die Suche nach ihnen und die abenteuerliche Reise beginnt. Auf dieser begegnet ihnen Amon, ein Junge, der sich ihnen anschließt. Er ahnt wo die Kinder sein könnten. Auf einem Schiff, befreien sie zwei Eisbären deren Sprache sie verstehen. Sie begleiten ihre Retter als Freunde, sodass nun 5 Gefährten in das eisige Land der bösen Königin Acela unterwegs sind. Die Reise birgt viele Gefahren und Amon erfährt auf dieser, dass er ein Prinz sei und die Aufgabe hatte, die kaltherzige Königin zu vernichten, die Gefangenen zu befreien und das Land von ihrem bösen Zauber zu erlösen.

Die abenteuerliche Reise zur Königin Acela

Wir blicken auf eine nicht allzu breite Straße, die endlos erscheint. Zur rechten Seite reihen sich kleine Häuschen mit Vorgärten aneinander. An der gegenüberliegenden Straßenseite stehen mittelgroße Bäume in Abständen einer Autolänge, wo sich parkende Fahrzeuge ein Stelldichein geben. In den romantischen Häuschen wohnen ausschließlich Kleinfamilien. Eine idyllische Vorstadtgegend, wo man meinen könnte, die Zeit hätte hier angehalten um sich von der Hektik, die sich überall auf der Welt ausbreitete, auszuruhen. Abends saß man gemütlich vor dem Fernseher, wo sich die Bewohner eine Realität ins Zimmer holten, die ihnen bisweilen fremd war. In diesem verschlafenen Nest, gab es wohl nichts, was sie aus ihrer Ruhe bringen konnte. Die Menschen lebten friedlich nebeneinander und halfen sich gegenseitig, so gut es ging. Die Eltern bemühten sich, ihren Kindern eine heile Welt zu zeigen, die jedoch nur in ihrer Vorstellung existierte.

Dies ist ein Ort, wo das Leben noch einen harmonischen Rhythmus hat und man auch noch zu träumen wagt. So blieb den Kindern ihre Phantasie erhalten und sie konnten sich, ohne die negative

Einflüsse, die es außerhalb ihrer Wahrnehmung gab, weiter entwickeln. Aus diesem Grunde, ist ihnen jegliche Gewalt, Lüge und Heuchelei fremd. Wie sich aber bald heraus stellen sollte, war dies nicht unbedingt ein Vorteil.

Zurzeit herrschte reges Treiben aller Orts. Die Weihnachtszeit nahte. Es wurde geschmückt, gebacken und geputzt. Die Menschen lachten, waren fröhlich und wenn sie sich begegneten, grüßten sie einander freundlich. Zur Freude der Kinder, begann es leicht zu schneien und überall ertönte helles Lachen. Sie holten ihren alten Schlitten hervor und rannten zu dem Hügel, der sich unterhalb der Straße, nahe dem Walde befand, um sich einem Rennen anzuschließen.

Es bereitete viel Spaß und jeder wollte mit seinem Schlitten, der Schnellste sein. Die Eltern hatten ihren Kindern verboten, durch den Wald zu gehen, es sei zu gefährlich, meinten sie. Vor Jahren seien einige Kinder, die durch den Wald liefen, nicht mehr zurückgekehrt. Man suchte lange nach ihnen, doch ohne Erfolg, sie wurden niemals mehr gesehen. Eltern der vermissten Kinder, versuchten das Jahr über, ihre Trauer zu verbergen, doch an Weihnachten gelang dies nicht immer. Ihr Herz war gebrochen, die Ungewissheit, ob sie jemals wieder nachhause kommen würden, bereitete ihnen schlaflose Nächte. An jedem Tag des Jahres, war es der Eltern einziger Wunsch, ihre Kinder wieder in die Arme schließen zu können. An Weihnachten wurde der Wunsch immer größer und sie beteten zum Christkind, um die Erfüllung dessen.

Auch Grace und Anny kannten die Geschichte und sie fragten sich mehrmals im Jahr, wenn sie am Waldesrand standen, was wohl geschehen sei. Gab es in diesem Wald etwas, dass sie ängstigen sollte, oder lebte jemand darin, der die Kinder gefangen hielt?

Die beiden Mädchen sind dicke Freunde und wohnen Tür an Tür. Anny war gerade mal 11 Jahre alt und Grace zählte schon die Tage, wo sie endlich ihren zwölften Geburtstag feiern konnte. Beide waren sehr klug und ihre Phantasie kannte keine Grenzen, alles war möglich, auch die Rettung der vermissten Kinder, sie glaubten fest daran. Ihre Mitschüler lebten ebenso unbeschwert in Welten, die nur in ihrer Phantasie existierte. Grace übertraf sie alle, für sie gab es kein Hindernis, dass nicht zu überwinden war.

Ihre Löwenmähne passte genau zu ihrem Wesen, die Mut und Stärke zeigte, wenn gleich man sie manchmal hänselte, indem sie „Pumuckl“ riefen, der ebenfalls eine rötliche Haarpracht, auf seinem Kopfe trug.

Sie lachte nur und stolzierte wie ein Schwan, an ihren Klassenkameraden vorbei. Anny wollte immer so sein wie ihre Freundin, doch so sehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht. Sie wusste noch nicht, dass sie ebenso perfekt und genau so war, wie sie sein sollte.

Ein zierliches Persönchen und nur halb so mutig, wie ihre Freundin. Ihre kurz geschnittenen Haare, ließen sie etwas frech erscheinen, doch das war Anny ganz und gar nicht, im Gegenteil, sie war sanftmütig und sehr gut erzogen. Beiden war nicht bewusst, dass gerade diese Gegensätze, sie zusammenschweißte. Sie ergänzten sich großartig, Anny weckte in Grace den Beschützerinstinkt und Grace, zeigte Anny den Mut und die Stärke, die in ihr wohnte.

Nun, wie alle Kinder dieser Vorstadt, liefen auch Grace und Anny mit ihren Schlitten zum Hügel, wo sie rauf und runter fuhren. Es machte Freude ihnen zuzusehen und so mancher Erwachsene, fühlte sich dazu animiert, mitzumachen.

Die Schneeflocken tänzelten immer dichter vom Himmel herab und schon bald bedeckten sie die ganze Stadt, mit ihrer weißen Pracht. Grace und Anny konnten von ihrer Schlittenfahrt nicht genug

bekommen und sie fuhren immer schneller den Hügel hinunter, wo sie plötzlich im Wald zu stehen kamen.

Eine Schrecksekunde, dann aber lachten sie drauf los und Grace meinte: „Wenn das unsere Eltern wüssten, sie würden vor Schreck umfallen“, wobei sie noch mehr lachte.

Als sie vom Schlitten abstiegen und sich auf den Rückweg machen wollten, erstarrte ihr Lachen. „Was ist los, wo ist der Hügel?“, fragte Anny und hielt sich an Grace Arm fest. Ihre Freundin sah sich nach allen Seiten um, auch sie konnte keinen Hügel oder kreischende Kinder entdecken. „Wo sind die nur geblieben, ich verstehe das nicht?“, meinte Grace nachdenklich. „Hier sind nur Bäume und sonst nichts“, stellte Anny fest, wobei sie sich etwas ängstigte.

„Wir werden den Weg schon finden, komm lass uns suchen“, sagte Grace tröstlich und nahm die Gurte des Schlittens in die eine Hand und die andere reichte sie ihrer Freundin, wo sie gemeinsam durch den Wald schritten, den Schlitten hinten dran.

„Das ist aber sonderbar, ob es den Kindern damals auch so ergangen ist?“, fragte Grace. „Ich glaube, dass sie sich verirrt haben, wie wir jetzt. Vielleicht finden wir sie, was meinst du, das wäre ja toll“, sagte Anny aufgeregt, wobei sich ihre Abenteuerlust regte.

„Ja, vielleicht hast du Recht, wir müssen einfach weitergehen und nach ihnen suchen. Komm, wir setzen uns unter diesen Baum und wünschen uns für Weihnachten, dass wir die vermissten Kinder finden“, meinte Grace freudig und bedachte nicht die Sorge ihrer Eltern, die schon verzweifelt nach ihnen suchten.

Die beiden setzten sich unter eine mächtige Eiche, auf das weiche Moos, das rundherum wuchs. Hier fielen keine Schneeflocken, es war trocken und die Luft fühlte sich warm an. „Hier gibt es vielleicht keinen Winter“, sagte Anny überrascht und Grace, „ich glaube der Wald ist verzaubert“, wobei ihre Phantasie mit ihr durchging. Die beiden waren in ihrem Element, für sie war alles möglich.

Sie hielten sich an ihren Händen fest und dachten mit all ihrer Kraft an den Wunsch. „Es müsste ja bald dunkel werden“, stellte Anny fest und Grace die Altkluge meinte: „In einem Zauberwald wird es niemals dunkel, wir müssen nur Acht geben, dass wir nicht verzaubert werden“, und so beschlossen sie, einfach weiter zu gehen. Ihre Neugier und die Lust auf Abenteuer, ließ sie völlig ihre Angst und die Familie vergessen.

Zu ihrem Glück blieb es hell, so dass sie alles um sich herum erkennen konnten. Der Tag veränderte sich nicht, was sich aber veränderte, war die Farbe des Lichtes, es wurde hell bis dunkelblau. „Hier stehen nur Bäume, keine Tiere, nichts rührt sich, ist das nicht sonderbar?“ bemerkte Anny. „Das ist ja auch kein gewöhnlicher Wald, es ist ein Zauberwald, du wirst schon sehen“, erklärte Grace davon überzeugt. „Wenn du meinst“, sagte Anny leise und drückte die Hand ihrer Freundin ganz fest.

Langsam gingen sie weiter und der Wald wurde immer dichter. In einiger Entfernung, sahen sie eine groß gewachsene Gestalt, am Waldesrand stehen. Sie war umhüllt von einem silberblauen Mantel und die Kapuze die sie trug, ließ nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war, die regungslos an einem der Bäume lehnte. Die beiden liefen freudig auf sie zu, endlich trafen sie jemanden, der vielleicht etwas über die vermissten Kinder wissen könnte.

Die Freude wechselte schnell ihren Ausdruck, sie wich der Angst. Vor ihnen stand jemand, der kein Gesicht hatte und er war riesig. Unter der Kapuze war nichts zu erkennen, auch kein Mund, der sprechen konnte.

Grace faste sich ein Herz und sagte: „Guten Tag, wir haben uns verlaufen, können sie uns den Weg zeigen, der nachhause führt?“ Die Gestalt zeigte mit der Hand in eine Richtung. „Danke, wir verstehen, es ist also dieser Weg“, meinte Anny zögernd, um auch etwas zu sagen.

Da sie keine Antwort bekamen, gingen sie auf dem gezeigten Weg weiter. „Der Mann war aber sonderbar, hast du gesehen, wie blau der war.“ „Ja, er sah aus als wäre er in einen Farbtopf gefallen“, sagte Grace belustigend und löste damit ein Lachen aus, dass ihre Angst weichen ließ.

Es tat gut Spaß zu haben, so vergaßen sie ihre missliche Lage.

Wie lange sie schon unterwegs waren, konnten sie nicht feststellen, es fühlte sich an, als würde hier die Zeit still stehen. „Ich bin durstig, Schokolade wäre jetzt auch ganz gut, oder vielleicht eine groooße Erdbeertorte“, sagte Anny, mit wässrigem Mund. „Ja, das möchte ich auch, mal sehen, vielleicht kommt ja etwas angeflogen“, witzelte Grace. „Du kannst mich nie ernst nehmen, ich werde ab jetzt nichts mehr sagen“, wobei Anny ihre Hand gekränkt zurückzog.

„Du verstehst aber auch keinen Spaß, ich habe ja auch Durst, aber wo bitte sollen wir hier Wasser finden, wo es nur Bäume und sonst nichts anderes gibt.“

„Sieh doch, da vorne, da schimmert doch etwas“, meinte Anny aufgeregt. Aller Streit war vergessen und sie liefen dem Lichtschein, was immer das auch war, entgegen.

Völlig außer Puste, standen sie nun vor einem Tor aus Gold. Links und rechts war eine Mauer aus Ziegelsteinen, die den Wald abgrenzte, zu sehen. „Hier geht es nicht weiter, das Tor hat keine Klinke, man kann es nicht öffnen“, stellte Grace erstaunt fest. „Sieh doch, da oben ist ein Fenster, oder eine kleine Luke, vielleicht können wir sie öffnen und durchschlüpfen.“

„Wie komme ich da hoch?“ überlegte Grace und sah sich um.

„Hier liegt ein Baumstamm, komm, hilf mir, ihn vor das Tor zu schieben“, und schon rollten sie den Stamm bis vor die Luke. „Wer schaut als erster hier durch“, fragte Grace und erkannte Annys Unentschlossenheit. „Na gut, ich tue es, halte mir aber das Holzstück, damit ich nicht runterfalle“, bat Grace und stellte sich neugierig darauf, um durch die Luke zu sehen. Was wird da wohl sein, hinter dem goldenen Tor?

„Ich komme nicht ganz hoch, wir müssen noch etwas darauf stellen“, meinte Grace und Anny hatte eine Idee. „Der Schlitten, warte, ich stelle ihn darauf.“ Endlich war es hoch genug und je näher Grace der Luke kam, desto stärker wurde der Luftzug, den sie davor schon verspürte.

Vorsichtig schob sie den Kopf nach vorne, um durch das Fenster zu schauen und plötzlich öffnete sich die Luke und Grace wurde regelrecht hineingezogen. Sie konnte nichts dagegen tun, der Sog war so stark, dass sie nur mehr laut rief: „Anny, hilf mir, ich kann mich nicht halten!“ Wie angewurzelt verfolgte Anny dieses Schauspiel und der Schreck saß tief in ihren Knochen.

Als sie endlich begriff, was da geschehen war, rief sie laut: „Grace, wo bist du, hörst du mich?“ Stille, nichts rührte sich. „Warte, ich komme“, und schon stand sie auf dem Schlitten, um durch das Fenster zu sehen.

Sie verspürte ebenfalls einen Luftzug, der immer stärker wurde und dann schwups, war sie auf der anderen Seite.

„Gott sei Dank, du hast auf mich gewartet“, rief Anny erleichtert, als sie Grace vor dem Tor stehen sah, die noch immer laut nach ihrer Freundin rief. „Ich freue mich ja so dich zu sehen, aber was war das, Zauberei?“, fragte sich Grace und sah neugierig um sich. Ein Markt am Hafen und die unendliche Weite des Meeres, zeigten sich. Reges Treiben, die Leute feilschten um den Preis und liefen hektisch hin und her. Seeleute schleppten Säcke zu einem Schiff, das mit hohen Segeln vor Anker lag.

„Was sind das für Leute, siehst du, wie komisch die gekleidet sind. Ich habe so etwas schon einmal gesehen, es war in einem Buch, das meinem Großvater gehört. Ich glaube, die sind schon sehr alt, siehst du ihre Falten im Gesicht?“ Anny konnte nicht glauben, was sie da sah. Ein Meer mitten im Wald? Das ist doch nicht möglich und doch scheint es wahr zu sein.

„Nun, glaubst du mir jetzt, es ist alles verzaubert“, sagte Grace, wobei sie sich stolz vor ihre Freundin stellte, um zu zeigen, dass Anny ihr schon glauben könne, wenn sie etwas erzählte.

„Ich weiß nicht, sollten wir nicht versuchen nachhause zu kommen, unsere Eltern werden sicher traurig sein und uns suchen, so wie die anderen Kinder“, erinnerte sich Anny besorgt.

„Wenn du willst, aber wollten wir nicht die Kinder suchen und sie befreien. Es war unser Wunsch, hast du es vergessen. Ich glaube, dass sie auch hier gewesen sind, nur wo sind sie jetzt?“

„Nein, ich habe es nicht vergessen, machen wir uns also auf den Weg“, sagte Anny mutig und vergessen waren ihre Eltern und die Sorge, es zählte nur mehr die Suche nach den verschwundenen Kindern, zu denen sie ab jetzt ebenfalls gehörten.

Langsam gingen sie den Gehsteig entlang, sie wollten nicht auffallen, was aber nicht zu vermeiden war. Alle Blicke ruhten auf ihnen, sodass sie rasch ihre Kapuzen von der Jacke, über den Kopf streiften und sie tief in die Stirn zogen, damit ihre Gesichter nicht zu sehen waren.

„Wir müssen uns neue Kleider beschaffen, alle starren uns an“, stellte Anny fest und im selben Augenblick wurden sie von einem Jungen, der sie am Arm packte, in eine Seitengasse gezogen.

„Was machst du da, lass mich los!“ rief Grace verärgert. „Wollt ihr vielleicht, dass man euch auf das Schiff zerrt, wie schon andere vor euch?“, fragte der Junge und ließ den Arm der beiden los. Er war verärgert, „diese blöden Weiber“, dachte er und wollte sich soeben aus dem Staub machen. “Halt, bleib hier, wir brauchen dich”, rief Grace ihm zu. Der Junge hatte an ihrer Stimme erkannt, wie verzweifelt Grace und ihre Freundin waren. “Was macht ihr eigentlich hier?” fragte der Junge. Grace erzählte, wie sie hierherkamen. Es war keine Absicht, es musste so sein”, meinte Grace abschließend.

“Nun ja, wenn ihr schon mal da seid, werde ich euch helfen so gut ich kann, außerdem, ich bin Amon”, wobei er seine Hand den beiden zur Begrüßung entgegenstreckte.

„Ich bin Grace und das ist meine Freundin Anny.“ Etwas ratlos meinte Grace: „Was machen wir nun?“ „Kommt mal mit und beeilt euch ein bisschen“, trieb Amon sie an und lief schon voraus. Vor einem großen, etwas desolaten Haus, blieb er stehen. „ Hier wohnst du?“

„Nein, was denkst du, hier habe ich meine Schätze vergraben“, sagte er schmunzelnd.

Die beiden lachten und dachten, es wäre ein Scherz. Über seinen Wohnort sprach er nicht, auch nicht woher er kam, es sollte ein Geheimnis bleiben. Amon ging in das Haus und sagte leise: „Folgt mir.“ Er tat so geheimnisvoll und das schien den beiden zu gefallen. Vorsichtig gingen sie die Treppe hoch und Amon mahnte: „Passt auf wo ihr hintretet, das Holz ist alt und morsch und bricht leicht, also Vorsicht!“

Bei jedem tritt krachte und quietschte die Holztreppe, wobei Anny versuchte, sich noch leichter zu machen, um ja nicht abzustürzen. Als sie das oberste Stockwerk erreicht hatten, ging ein Seufzer der Erleichterung durch das Haus.

Amon verschwand in einem Raum und kehrte mit alter Kleidung, den Bewohnern dieser Stadt angepasst, zurück. „Ihr müsst das anziehen“, flüsterte er und legte die Kleider vor ihnen auf den Boden. Grace fragte verwundert: „Warum flüsterst du, ist ja keiner hier außer uns.“

„So ab und zu verstecken sich ein paar Leute hier. Die Seeleute nehmen auch manchmal einige erwachsene Personen mit auf das Schiff und das will hier niemand. Man weiß nicht, was mit ihnen geschieht, keiner ist jemals zurückgekehrt. Ich will nicht gesehen werden, sie sind zu allem fähig.

Wenn sie mich aus Angst verraten, dann bin ich geliefert. Bis heute hat man mich noch nicht entdeckt, darum muss ich immer sehr vorsichtig sein. Alle Kinder bis 16 Jahre, sind schon mit dem Schiff verschleppt worden und die man zurückbrachte, sind in wenigen Tagen rasch gealtert.“

„Warum du nicht, du bist jung geblieben“, fragte Grace erstaunt. „Mich hat man ja noch nicht entführt, ich musste bis heute sehr vorsichtig sein“, sagte Amon nachdenklich.

„Aus Erzählungen, die ich belauscht habe, weiß ich, dass eine wunderschöne Frau, man nennt sie, die Eiskönigin Acela, oder auch die Hexe, weil sie zaubern kann, fern von hier, in einer Welt aus Gold leben soll und niemals älter wird“, erzählte Amon und Grace kam sofort der Gedanke: „Ich glaube, ich weiß, warum sie alle Kinder zu sich holt, sie sollen ihr die Jugend erhalten.“ „Du bist sehr klug“, meinte Amon und „ich denke du hast Recht, mit deiner Vermutung.“

„Aber was können wir tun, wir haben doch keine Ahnung, wo die alle sind“, sagte Anny ratlos. „Wir müssen auf das Schiff, es wird uns an den rechten Ort bringen, fragt sich nur, wie wir da hinauf kommen“, erklärte Amon etwas ratlos. „Wird es hier dunkel zu später Stunde?“ fragte Grace. „Ja sicher, warum fragst du?“

„Als wir durch den Wald gelaufen sind, blieb es immer hell und jetzt weiß ich auch, was das goldene Tor bedeutet. Es ist die Grenze zwischen ihrer und unserer Welt. Wer durch dieses Tor gezogen wird, ist für immer verloren“, stellte Grace fest.

„Wir sind nicht verloren, wir haben Amon gefunden und das war schon unsere Rettung. Die anderen Kinder sind sicher den Seeleuten in die Hände gefallen, sie wussten ja nicht, dass diese böse sind. Wir, in unserem Land glauben, dass es nichts Böses gibt, so haben sie allen vertraut, wie dumm“, meinte Anny und ihre Freunde klatschten in die Hände vor Begeisterung und Anerkennung. Anny war sehr klug und das sollte ihnen allen zugute kommen.

Amon fühlte sich als Retter der beiden Mädchen sehr glücklich und war stolz, dieser sein zu dürfen und er begann sofort zu planen. „Ihr müsst euch nun rasch umziehen und dann kommt ihr zum Eingang, wo ich auf euch warte. Beeilung, das Schiff wird bald auslaufen“, befahl er. Als sich Amon entfernt hatte, zogen sie ihre Kleider aus und die Alten abgetragenen an. Sie mussten Lachen, als sie sich ansahen, alles war viel zu groß. Sie sahen wie alte Weiber aus und das war auch gut so, niemand wird sie erkennen.

Ihre Kleider versteckten sie unter dem Bretterboden und dann stiegen sie vorsichtig die Treppe hinunter, wo Amon schon ungeduldig auf sie wartete. „Ihr seht ja schlimm aus, aber eines fehlt noch“, stellte er fest und nahm eine schwarze Erde vom Boden auf, die er den beiden in das Gesicht schmierte.

So sahen sie älter aus. Auch Amon tat dies, damit man seine Jugend nicht erkannte.

„Nun folgt mir unauffällig und tut alles was ich tue.“ Grace und Anny hafteten sich auf seine Fersen, um ihn ja nicht zu verlieren. Wenn er mit der Hand einen Gruß andeutete, so machten sie es gleich. Seine Schritte wurden immer schneller, bis er vor einer Bank aus Holz, stehen blieb und sich darauf setzte. Rasch setzten sich die beiden nebenan und warteten.

Vor ihnen stand das riesige Schiff, dass noch immer von den Seeleuten beladen wurde. Eine Hängebrücke führte an Deck und Amon wartete auf den günstigen Augenblick, wo alle von Bord gingen, um Nachschub zu holen.

„Jetzt“, sagte er nur und rannte die Brücke hoch, gefolgt von Anny und Grace. Die beiden hatten keine Zeit zu überlegen, alles musste schnell gehen. An Deck rannten sie den Gang entlang und versteckten sich in einem Raum, wo die Tür offen stand. Sie waren völlig außer Atem und mucksmäuschenstill. Niemand getraute sich nur ein Wort zu sagen. Amon zeigte mit dem Finger in eine Richtung, wo noch eine Tür zu sehen war. Er nickte und gab zu verstehen--, da hinein. Die Mädchen stimmten ihm zu, wobei sie den Daumen hochhielten und rannten. Die Tür fiel leise ins Schloss und als sie sich sicher fühlten, sahen sie sich um, wo sie denn gelandet waren.

In diesem Raum stand keine Kiste oder sonstiges, aber es duftete nach Heu. Außerdem war es dunkel, sodass sie nicht sofort, alles erkennen konnten. „Hier gibt es nichts worauf wir schlafen können und etwas zu Essen oder Trinken schon gar nicht“, bemerkte Anny, etwas enttäuscht.

„Wir fahren ja bald los, danach werden wir schon etwas Essbares finden“, tröstete Amon seine Schützlinge. Etwas beruhigt zogen die Mädchen ihre alten Jacken aus und legten sie auf den Boden, wo sie eine warme Unterlage boten.

„Wir müssen uns etwas ausruhen, später haben wir keine Zeit mehr zu ruhen“, meinte Grace fürsorglich. So legten sie sich schlafen und wurden bald, von einem sonderbaren Geräusch geweckt. „Hört ihr das, was ist das bloß“, fragte Anny und kuschelte sich an ihre Freundin. Amon stand auf und sah sich um. Ihre Augen hatten sich nun der Dämmerung angepasst, sodass sie mehr als zuvor, erkennen konnten.

Er ging ein paar Schritte der Wand entlang und stieß plötzlich an eine Bretterwand. Vorsichtig tastete er sich an dieser entlang und blieb erstaunt stehen. „Kommt mal her und seht was ich entdeckt habe.“ Seine Stimme klang sehr leise und da die beiden nicht sofort verstanden, ging er zu ihnen und meinte: „Kommt mit, aber seid leise, man könnte uns hören!“

Sie folgten Amon und blickten ebenso erstaunt auf das Bild, das sich ihnen bot.

Auf dem Boden, der dicht mit Stroh bedeckt war, standen zwei mittelgroße Käfige, in denen jeweils ein weißer Bär lag.

„Was meint ihr, hat man sie betäubt, damit sie ruhig sind. Ich denke man hat sie entführt, diese wunderschönen Tiere, wie traurig“, sagte Grace, die Tiere über alles liebte.

„Vielleicht können wir sie retten, denkt nach, wir brauchen eine Idee, um diese Tiere von ihren Entführern zu befreien“, meinte Anny und dachte sogleich angestrengt nach.

„Wir müssen warten bis sie aufwachen und sehen ob sie wild oder zahm sind“, sagte Amon und wollte schon an seinem Platz zurückkehren, doch plötzlich öffnete sich die Tür und zwei Männer traten ein. Rasch versteckten sie sich unter dem Stroh und versuchten, so leise wie möglich zu sein.