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Zwei Landmädels, die unterschiedlicher nicht sein könnten, geben ihr bisher gelebtes Leben auf und ziehen in die große Stadt, um eine Lady zu werden. Ein einjähriger Kurs, sollte die beiden unzertrennlichen Freundinnen zu einer Lady werden lassen. Eine Liebe, die sie nie für möglich hielten, stellt ihr Leben völlig auf den Kopf. Sie zerstört sogar die langjährige Freundschaft der beiden, die sie sehr unglücklich werden ließ. Sie schafften es, Die beliebtesten Ladys, durch viele OP`S, der Stadt und des Landes zu werden. Doch ihr Leben ist nur auf Lügen und Illusion aufgebaut. Als die Mädels wieder als Freunde zueinander finden, kommt die Erkenntnis, dass ihr Leben völlig nutzlos sei. So verlassen sie die Szene, ihre Lover und beginnen in einer weit entfernten Stadt, wo sie untertauchen wollten, ein völlig neues Leben. Die Schönheit hat ihre Priorität verändert und anderes ist an die erste Stelle gerückt, wo sie sich selbst verwirklichten. Letztendlich finden sie ihr dauerhaftes Glück als perfekte Ladys, mit der Erkenntnis, Schönheit liegt im Auge des Betrachters und wenn man genau hinsieht, ist jede Frau einzigartig und schön. Sie wurden ein Vorbild für die Damen, die ebenso nach perfekter Schönheit strebten.
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Seitenzahl: 421
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Zwei Landmädels, die unterschiedlicher nicht sein könnten, geben ihr bisher gelebtes Leben auf und ziehen in die große Stadt, um eine Lady zu werden. Ein einjähriger Kurs, sollte die beiden unzertrennlichen Freundinnen zu einer Lady werden lassen. Eine Liebe die sie nicht mehr für möglich hielten, stellt ihr Leben völlig auf den Kopf. Sie zerstört sogar die langjährige Freundschaft, die beide sehr unglücklich werden ließ. Sie schafften es, die beliebtesten Ladys, durch viele OP`S, der Stadt zu werden. Doch ihr Leben ist nur auf Lügen und Illusionen aufgebaut. Als sie als Freundinnen wieder zueinander finden, kommt die Erkenntnis, dass ihr Leben völlig nutzlos sei. So verlassen sie die Szene, ihre Lover und beginnen in einer weit entfernten Stadt, eine völlig neues Leben, wo sie sich selbst verwirklichen können. Ihr Schönheitsideal hat die Priorität verändert und anderes rückte an die erste Stelle. Letztendlich finden sie ihr dauerhaftes Glück als perfekte Ladys mit der Erkenntnis, Schönheit liegt nur im Auge des Betrachters. Sie setzten ihre Idee um, wo sie sich selbst verwirklichten. Sie wurden zum Vorbild für die Damen, die ebenso nach perfekter Schönheit strebten.
Zwei Landmädels erobern die Stadt
Ein Sonntag wie jeder andere, doch für Lore und Heddi ein besonderer.
An diesem Tag, wo die Sonne freundlich vom Himmel lachte, wurde im Fernsehen ihre Lieblingssendung ausgestrahlt. Diese anzusehen, war für beide ein Muss.
Aufgeregt ging Lore zum Telefon, um ihre Freundin anzurufen.
„Wo bleibst du denn, es ist doch bald Sieben“, erinnerte Lore. „Ja, ja, ich weiß, ich komme ja schon“, erwiderte Heddi gelassen.
„Beeile dich, sonst verpasst du noch alles, also bis gleich“, sagte sie und legte auf.
Heddi packte nur noch den Kuchen in den Korb und verließ danach rasch die Wohnung. Sie schwang sich auf ihr Fahrrad und radelte zu Lore, die am Ende des Dorfes ein kleines Häuschen im Grünen besaß.
Heddi kannte Lore aus ihrer Schulzeit, wo sie sich angefreundet hatten. Sie waren lange Zeit unzertrennlich, bis Lore sich verliebte und zu ihrem Mann in dieses Nest zog, wie Heddi ärgerlich meinte.
Er besaß eine kleine Landwirtschaft, wo Lore den Haushalt führte.
Heddi konnte nicht verstehen, dass Lore noch immer glücklich war. Sie waren nicht einen Tag getrennt. Heddi fragte sie mehrmals: „Wie hältst du das aus, du bist nie alleine, geht dir dein Mann nicht ab und zu auf die Nerven?“
„Aber nein, er ist so lieb und fürsorglich“, erklärte Lore und schien tatsächlich glücklich zu sein.
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass etwas oder jemand, sie jemals trennen würde. Leider verstarb Lores Mann nach sechs glücklichen Ehejahren und so lebte sie alleine in diesem Haus, das sie nicht mehr verlassen wollte.
Heddi drängte ihre Freundin immer wieder, doch in die Kleinstadt zu ziehen, sie könnten sich je nach Lust und Laune sehen und Lore wäre nicht so einsam, wie hier, in dieser verlassenen Gegend.
Doch so sehr Heddi auf ihre Freundin auch einredete, ein Umzug kam für Lore nicht in Frage.
Es wäre nicht im Sinne ihres verstorbenen Mannes, meinte Lore und ihre Freundin gab endlich auf.
Doch wie es sein sollte, Heddi trennte sich von ihrem Mann und wurde ein glücklicher Single.
Mit einem Trinker, so meinte sie, könne man nicht glücklich werden.
Heddis und Lores Ehen blieben kinderlos, so waren beide unabhängig und konnten tun und lassen, was ihnen beliebte.
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Dies lag nun schon viele Jahre zurück und da Lore nicht in die Kleinstadt kam, zog Heddi in das Dorf, das im Norden Italiens lag und nur Landwirtschaft betrieb, um ihrer Freundin nahe zu sein.
„So geht es nicht weiter, das Leben zieht an uns vorüber und wir nehmen nicht daran teil“, dachte Heddi, während sie so dahinradelte.
„Ich bin in 2 Jahren fünfzig und Lore hat auch nicht mehr so lange bis dahin“, dachte Heddi. Sie kam zu der Erkenntnis, dass etwas geschehen musste, aber was? fragte sie sich. Heddi lebte schon lange frustriert und gelangweilt in den Tag hinein.
Ein paar Tage in der Woche, arbeitete sie in einem Blumenladen. „Habe ich das notwendig?“, fragte sie sich, wenn die Hektik sich ausbreitete.
„Ich kann doch mit dem Geld, das mein Ex mir zahlen muss, ganz gut leben“, dachte sie.
Doch sie wusste es besser, es war nicht des Geldes wegen, die Decke fiel ihr auf den Kopf, sie musste hinaus, wo sie fühlte, dass sie noch lebte.
Es war für Heddi zu langweilig an diesem Ort, der nichts, aber auch nichts an Unterhaltung bot, was ihrer Vorstellung nahekam.
Lore hingegen, schien mit sich und der Welt ganz zufrieden zu sein.
Heddi käme nie auf den Gedanken, dass es anders sein könnte.
Lore verbarg geschickt ihre Gefühle, die sich nach Leben und Liebe sehnten. Da sie sich nicht besonders attraktiv fand, dachte sie: „Was habe ich zu erwarten, ich kann keine Lady sein, bin nicht besonders hübsch und es fehlt mir an Wissen und Geld.
Wer sollte sich also für mich interessieren. Somit war jede Diskussion zu diesem Thema überflüssig.
Diese Wertestellung vermittelte die Sendung, die jeden Sonntag im Fernsehen ausgestrahlt wurde und Lore sowie Heddi, in eine andere Welt versetzte.
„Man müsste schon all die Kriterien erfüllen, um geliebt zu werden“, dachte Lore mit wehmütigem Herzen. Ihre tägliche Arbeit bestand darin, das Haus zu putzen, den Garten zu pflegen und einkaufen zu gehen. Ein Auto besaß sie nicht, wozu auch, fünf Minuten mit dem Fahrrad und schon hatte sie alles, was sie brauchte, oder sehnte sich ihr Herz doch nach mehr?
Das konnte nur Lore beantworten.
Sie spielte ihrer Freundin etwas vor und belog sich damit selbst. Dies war der Grund, warum sich die Freundinnen jeden Sonntag zum Kaffee bei Lore trafen.
Wenn schon nicht im realen Leben ihre Träume wahr wurden, so sollten sie es doch in ihrer Fantasie werden, die ihre Lieblingssendung - die Ladys - anregte.
Was beide niemals für möglich hielten, ab diesem Sonntag, sollte sich ihr Leben drastisch verändern.
Lores Blicke schweiften noch einmal über den liebevoll gedeckten Tisch. „Ach ja, die Blumen“, und schon eilte sie in den Garten, um ein paar Rosen abzuschneiden.
„Hallo Lore, ich bin schon da“, rief Heddi ihr zu und öffnete das Gartentor, wo sie ihr Fahrrad an die Hauswand lehnte.
„Komm rein, es beginnt gleich“, forderte Lore ihre Freundin auf und Heddi folgte ihr in das Haus.
„Mhhh wie das duftet, ich liebe diesen Geruch“, meinte Heddi genussvoll, als Lore die gefüllte Kaffeekanne auf den Tisch stellte. „Warte, ich habe einen Kuchen gebacken“, sagte Heddi und eilte rasch in die Küche, um ihn zu holen.
„Nimm gleich ein paar Teller mit“, rief Lore ihr nach.
Heddi stellte stolz ihren Kuchen auf den Tisch und dazu je einen Teller.
Aufgeregt sah Heddi auf die Uhr und meinte:
„Schalte schon mal ein.“ Lore drückte auf die Taste an der Fernbedienung und goss danach den Kaffee ein. Schnell noch den Kuchen auf die Teller und dann ging es los.
Lore setzte sich in ihren gemütlichen Schaukelstuhl, während Heddi es sich halb liegend auf dem geblümten Sofa, das schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, bequem machte.
Aufgeregt sahen sie auf den Bildschirm, wo eben ein Herr Mitte 40, die Zuseher mit den Worten begrüßte.
„Ich wünsche Ihnen nun viel Vergnügen bei den Reichen und Schönen. Die Ladys zeigen uns wieder den magischen Zauber der Schönheit. Ich erwarte danach Ihre Anrufe. Wir wollen doch, dass auch Sie als Lady unsere Stadt erobern.
Vielleicht gehören ja gerade Sie zu unseren Schönsten“, wobei er willkürlich mit dem Finger auf die Zuseher zeigte.
„Die Stunde der Reichen und Schönen kann nun beginnen, mit unseren Stars der Woche.“
Zu Beginn sah man wunderschöne Frauen in traumhaften Kleidern, die sich von maskulinen Schönheiten, in eine Bar, oder in ein Restaurant zum Essen ausführen ließen. Sie unterhielten sich vorwiegend über Mode, Schönheit, Reichtum, Reisen und wie man sein Geld gewinnbringend anlegt. Auch über die Makel der, ach so Schönen.
Wenn man sich unter das Messer eines berühmten Schönheitschirurgen legt, würden all diese lästigen Dinge wie von Geisterhand verschwinden. Nun, jeder sollte das tun, was ihn glücklich macht.
Für normal Sterbliche ein ewiger Traum, sie konnten sich diesen Luxus nicht leisten. Heddi und Lore waren zu naiv, um zu sehen, dass dies alles nur zu Werbezwecken diente.
In ihrer Vorstellung waren diese Ladys von Natur aus so schön.
So ab und zu flimmerte pure Leidenschaft über den Bildschirm, die sogar Heddi erröten ließ und ihre Fantasie anregte.
„Dies würde ich auch gerne mal erleben“, dachte sie und ertappte sich dabei, wie sie sanft über ihre Brüste streichelte und dabei vergaß, wo sie sich befand.
Lore hatte ähnliche Gedanken, vermied es aber ihre Freundin anzusehen, sie könnte ja ihr Geheimnis entdecken und so entging ihr die Streicheleinheit von Heddi, die darüber sehr froh war.
Sie sogen die Bilder förmlich in sich auf und entfernten sich für eine kurze Zeit aus ihrer Realität, in der sie vieles vermissten.
Die Zeit verstrich viel zu schnell und am Ende lasen sie diesen Satz: „Wenn Sie ebenfalls als Lady unsere Stadt erobern möchten, so rufen Sie uns unter dieser Nummer an, wir sind bis Mitternacht für Sie da, um Ihre Wünsche entgegen zu nehmen.“
Danach herrschte einige Minuten totale Stille. Die Ansage der folgenden Sendung, ließ beide aus ihren Träumen erwachen.
Heddi begab sich wortlos nach draußen und stellte sich vor den Spiegel, der sich in der Diele befand.
Kritisch betrachtete sie sich und drehte sich einmal nach rechts und dann wieder nach links und sagte sich: „Ich eine Lady, niemals.“
Heddi hatte keinen begnadeten Körper, den man zur Schau stellen konnte. Sie war dürr und viel zu groß für eine Lady, dachte sie. Ihre Gesichtszüge waren eher männlich und etwas herb, doch wenn man Heddi genauer betrachtete, sah man in wunderschöne braune Augen, die mandelförmig ihr Gesicht zierten und sie etwas femininer wirken ließen.
Nach dieser Sendung erkannte Heddi, dass sie sich wie eine alte Jungfer kleidete. Es passte so gar nichts zusammen, warum auch, hier auf dem Lande trug man - meist Arbeitskleidung. Feste gab es kaum, dadurch ließ man sich einfach gehen. Styling war in diesem Ort nicht so wichtig.
Heddi betrachtete sich noch einmal im Spiegel, bevor sie in das Wohnzimmer trat und dachte:
„Man müsste es einfach wagen, ich muss unbedingt etwas tun, bevor ich hier noch verrückt werde“, und ging entschlossen zu Lore, der sie auch gleich ihr Vorhaben preisgab.
„Lore komm, setz dich zu mir, ich muss mit dir etwas besprechen“, sagte Heddi aufgeregt, während Lore den Tisch abräumte. „Was gibt es denn so Wichtiges?“
fragte Lore und setzte sich zu ihrer Freundin auf das Sofa. Heddi fiel gleich mit der Tür ins Haus.
„Ich habe mich entschlossen in die Stadt zu gehen, um eine Lady zu werden, Punktum.“ Lore musste lachen, das war doch ein Scherz, dachte sie. Nach einigen Minuten aber begriff sie, dass ihre Freundin dies sehr ernst meinte und begann zu weinen.
„Was ist denn, warum weinst du?“
„Du lässt mich einfach im Stich, wenn du gehst, habe ich niemanden hier, mit dem ich mich unterhalten kann“, sagte sie traurig und enttäuscht.
„Du gehst natürlich mit, denkst du vielleicht ich lasse dich hier zurück? Es ist an der Zeit etwas zu unternehmen, bevor es zu spät ist. Sieh uns doch an, wir lassen uns völlig gehen.
Wann warst du beim Friseur, oder hast dir einmal neue Kleider gekauft?“, sagte Heddi empört.
Das hat gesessen und wie, dass Lore meinte: „Du hast ja Recht, mit allem, was du sagst. Wir sehen uns die Filme an und vergessen dabei zu leben.
Was machen wir nun, wir haben keine Telefonnummer notiert.“
„Ich habe schon vorgesorgt und bei der letzten Sendung alles Notwendige vermerkt, man kann ja nie wissen“, sagte Heddi schmunzelnd.
Eine neue Idee war geboren.
Heddi ging sofort zum Telefon und wählte die entscheidende Nummer.
Sie war schon immer die Mutige, während Lore Vorsicht walten ließ und Veränderungen scheute.
Sie war zurückhaltend und wurde es noch mehr, ab dem Tage, wo sie in dieses Dorf gezogen war.
Ein Tü, Tü, erklang und Heddi wollte schon auflegen, als plötzlich eine Stimme ertönte und sie gefragt wurde: „Guten Abend, mit wem spreche ich und was kann ich für Sie tun?“
Etwas überrascht, fiel ihr nicht ein, was sie sagen wollte, bis man sie erneut nach ihrem Namen fragte.
„Oh, entschuldigen Sie, ich bin Frau Bloom und wollte mich nur informieren, was mich der Kurs, sollte ich teilnehmen, denn so kostet und was sind die Voraussetzungen um eine Lady zu werden?“
Der Mann am Telefon hatte eine sehr weibliche Stimme, worüber Heddi sich Gedanken machte.
War es nun eine Frau oder ein Mann, mit dem sie sprach? In diesem Moment war dies aber nebensächlich und Heddi hörte interessiert zu, was ihr dieser Herr oder diese Frau, so alles zu berichten hatte.
„Meine Dame, wenn Sie an unserem Kurs teilnehmen möchten, benötigen Sie vor allem Zeit.
Unser Kurs dauert, je nach Talent und Aussehen ca. ein Jahr, vielleicht etwas weniger, wenn Sie schon Kenntnisse einer Lady mitbringen.
Die Kosten, sollten Sie ernsthaft daran interessiert sein, betragen 150 000 Dollar.
„Hallo, hallo, sind Sie noch dran?“
„Ja, ja“, erwiderte Heddi etwas geschockt. „Haben Sie verstanden was ich sagte?“ fragte die Person am anderen Ende der Leitung.
„Ich habe sehr gut verstanden, was Sie sagten, aber das kann ich mir nicht leisten“, sagte Heddi enttäuscht.
„Meine Dame, Sie wohnen in einem der besten Hotels, werden kulinarisch verwöhnt, tragen die feinsten Kleider, die ich für Sie aussuche.
Von Ihrem Makeup, Friseur und Einführung in die Gesellschaft der oberen Zehntausend einmal abgesehen, ist für alles gesorgt.“
Heddi dachte kurz nach und fragte: „Was wäre, wenn ich mir meine Bleibe selbst aussuche, eine kleine Pension vielleicht?“
Für die Verpflegung komme ich ebenfalls auf und alles andere überlasse ich Ihnen.“
Für ihren Gesprächspartner war dies völlig neu, niemals hatte man ihm einen derartigen Vorschlag unterbreitet. Er musste nachdenken, ob dies auch machbar wäre.
Nun fragte Heddi: „Sind Sie noch dran?“
„Natürlich meine Liebe, ich musste nachdenken, wir hatten diesbezüglich noch nie so ein Angebot von einem Kursteilnehmer erhalten. Ich sage immer, wer nicht wagt, der nicht gewinnt, ich denke es ist machbar, warum nicht. Ich liebe Herausforderungen, dann soll es so sein, ich bin einverstanden.“
„Ja und was muss ich jetzt bezahlen?“ fragte Heddi unsicher.
„Ich kann dies hier und jetzt nicht genau berechnen, aber ich denke, so um die Achtzigtausend“, erklärte der liebenswürdige Mann oder doch Frau?
Das war noch eine ganze Menge, aber Heddi wünschte sich nichts sehnlicher, als das Leben zu spüren und sich darauf einzulassen. Sie dachte nicht nach, wie sie das alles bezahlen sollte, sie sagte einfach zu, ganz spontan, wie es ihrem Wesen entsprach.
„Und noch etwas“, fügte Heddi hinzu, „wir sind zu zweit, meine Freundin und ich. Es wäre nett, wenn Sie für uns eine günstige Pension finden würden, um alles andere kümmern wir uns selbst.“
„Sie haben Glück, ich hatte heute einen guten Tag und da will ich gerne eine Ausnahme machen.
Ich werde Ihnen die Unterlagen zusenden, diese unterschreiben Sie und schicken alles auch gleich wieder retour.
Der Kurs beginnt in einem Monat und fühlen Sie sich in der Zwischenzeit, schon ein bisschen wie eine Lady“, erklärte der Mann und sagte noch: „-Also bis dann meine Dame und vielen Dank für Ihren Anruf.“
„Ja, auch Ihnen vielen Dank, wir kommen bestimmt ganz pünktlich“, sagte Heddi überglücklich und legte auf.
Nach diesem Gespräch musste sich Heddi erst einmal setzen.
Lore konnte es kaum erwarten und fragte aufgeregt: „Nun was ist, was hat er gesagt?“
„Wir ziehen in die Stadt, nach Mailand, hast du gehört Lore, wir haben es getan“, rief Heddi aufgeregt. Sie sprang vom Stuhl und tänzelte vor Freude durch den Raum.
Sie sang: „Ich bin eine Lady, eine tolle Lady“, und man spürte die Aufregung, die nur ein kurzer Anruf auslöste und sie in Euphorie versetzte.
„Nun setz dich schon hin und erzähl, was müssen wir tun und was kostet der Spaß?“ meinte Lore etwas nüchtern.
Sie war die Bodenständige und Sparsame, das Gegenteil von Heddi, die alles etwas lockerer nahm.
Durch ihre gelassene Einstellung zu Problemen, lösten sich diese, wie durch ein Wunder, ganz von selbst.
Heddi war eine unverbesserliche Optimistin, das ihr das Leben etwas erleichterte. Nun musste sie Farbe bekennen und hatte Sorge, dass ihre Freundin wegen des Geldes absagen würde.
Heddi erzählte alles was man ihr erklärt hatte und was sie vereinbart hatten.
„Ist das alles, wieviel kostet denn nun der Kurs?“ fragte Lore neugierig. „Über Geld reden wir morgen, ich will mir heute nicht den Kopf darüber zerbrechen, ich will feiern. Hast du vielleicht ein Gläschen Wein für uns?“ fragte Heddi vergnügt.
„Meinst du, wir sollten?“, fragte Lore unsicher.
„Aber ja, warum denn nicht, heute gibt es doch wahrlich einen Grund zum Feiern“, überzeugte Heddi ihre Freundin, die auch sogleich in den Keller ging, wo sich ein paar Raritäten an Weinen befanden. Lore hob diese Weine für besondere Anlässe auf und heute war so ein Anlass.
Sie nahm anfangs nur eine Flasche mit nach oben und schmunzelte, als sie die schon bereitgestellten Gläser auf dem Tisch stehen sah.
Heddi öffnete die erste Flasche, schenkte ein und dann prosteten sie sich zu: „Auf die Ladys!“
Es wurde die längste und feuchtfröhlichste Nacht ihres Lebens und der Keller zur größten Attraktion.
Sie mussten mehrmals in die Tiefe gehen, um Nachschub zu holen.
Als Lore am nächsten Morgen erwachte, sah sie sich um und was sie da vorfand, ließ sie nur noch staunen und nachdenken. Ihr Erinnerungsvermögen war etwas getrübt.
„Du meine Güte, wie sieht es denn hier aus, oh Gott, mir brummt der Schädel“, jammerte Lore und holte sich aus dem Bad ein Aspirin, das Erleichterung bringen sollte.
„Einen Kaffee, ich brauche unbedingt etwas Starkes“, dachte sie und ging hinunter in die Küche. Während sie den Kaffee aufsetzte, kam ihr der Gedanke, wo denn Heddi sei.
Sie eilte hinauf, um im Gästezimmer nachzusehen. „Hier ist sie nicht, wo kann sie denn nur sein?“
Ein erschreckender Gedanke: „Sie wird doch nicht in ihrem Zustand nachhause geradelt sein?“
Besorgt um ihre Freundin suchte sie weiter. Da sie im Haus nicht zu finden war, ging Lore nach draußen.
Sie ging in den Garten und plötzlich hörte sie ein Geräusch. „Was war das?“ fragte sich Lore und sah sich um.
Lore war nicht gerade der humorvollste Mensch, doch was sie da zu sehen bekam, ließ auch sie nicht kalt. Sie lachte hell auf und konnte dabei kaum Luft holen.
Gebeugt sah sie in das Gemüsebeet, wo Heddi friedlich darin schlummerte.
Sie trug ein Kleid von Lore, das viel zu eng war und Schuhe, die Lore nur in ihrer Jugendzeit getragen hatte.
Salatblätter bedeckten Heddis Gesicht und die Erde ihre Füße. Lore konnte sich nicht beruhigen, sie lachte so laut und weckte dadurch ihre Freundin aus ihrem süßen Schlaf, der sofort zum Alptraum wurde.
„Du meine Güte, wo bin ich?“ rief Heddi entsetzt, als sie eine Gestalt über sich gebeugt, erblickte.
Da sie Lore nicht sofort erkannte, geriet sie in Panik.
„Halloooo, ich bin es, komm steh auf, bevor uns hier noch jemand sieht“, sagte Lore noch immer lachend. Es war auch zu komisch, so etwas kannte sie nur aus ihrer Jugendzeit und diese lag schon weit zurück.
„Ach du bist es, was ist geschehen?“ fragte Heddi und hatte Mühe aufzustehen.
„Frag mich nicht, ich kann mich ebenso wie du an nichts erinnern.“ „Kein bisschen?“, fragte Heddi erstaunt. Dies war ja noch nie der Fall.
„Wir trinken jetzt einen starken Kaffee, vielleicht kommt dann die Erinnerung“, sagte Lore noch immer lachend.
Sie hatte sich schon lange nicht so gut amüsiert, wie an diesem Tag. Etwas benommen gingen sie in das Haus und dachten: „Ich hoffe, dass uns niemand gesehen hat. Das wäre ja zu peinlich.“
Heddi setzte sich auf das Sofa und Lore in ihren Schaukelstuhl. Sie schlürften ihren heißen Kaffee, den Lore schon vorbereitet hatte.
Der Kaffee zeigte schon seine Wirkung, denn Heddi sagte lachend: „Ich glaube ich habe all deine Kleider probiert, als Vorgeschmack für unseren ersten Auftritt.“ Lore bog sich vor Lachen bei dieser Vorstellung.
Heddi war einen Kopf größer als sie und man kann sich vorstellen, wie sie darin wohl ausgesehen hatte. Lore konnte sich nicht beruhigen, sie bekam Bauchschmerzen von ihren Lachkrämpfen. „Ist ja schon gut, bringe mir bitte eine Tablette, mein Kopf fühlt sich an, als hätte man mir mit einem Hammer einen Schlag versetzt“, sagte Heddi und hielt sich die Hand auf die Stirn.
„Ich muss mich noch etwas hinlegen, wir sprechen später über alles“, sagte Heddi und streckte sogleich die Füße von sich, wo sie auch sofort einschlief.
„Keine schlechte Idee“, dachte Lore und begab sich auf ihr Zimmer, wo sie sich auf ihr Bett legte und sofort friedlich dahinschlummerte.
Nach Stunden wachten sie endlich auf und siehe da, die Erinnerung kehrte zurück.
„Was für eine Nacht“, meinte Lore und nun schüttete Heddi sich aus vor Lachen.
Ihr kam alles wieder in den Sinn, wie gut es tat, endlich mal eine Abwechslung und wie kindisch sie waren, herrlich!
„Nun aber raus mit der Sprache, was kostet uns der ganze Spaß?“, wollte Lore nun endlich wissen.
„Sitzt du auch gut?“, fragte Heddi zur Vorsicht.
„Na das kann ja heiter werden, wenn du mich schon so fragst.“
„Flipp aber bitte jetzt nicht gleich aus, sondern lass mich ausreden“, warnte Heddi schon vorweg.
„Ja, ja, nun sag schon.“
„Achtzigtausend-, pro Nase, aber das ist nicht alles, wir versorgen uns selbst und zahlen auch die Miete für eine Pension.“
Nun war es gesagt, wovor Heddi sich so fürchtete.
Sie kannte ihre Freundin, dies war sicher ein Schock für sie. Schock war noch milde ausgedrückt.
Lore war leichenblass und musste erst einmal tief Luft holen, bevor sie etwas sagte.
„Nun gut, bei dieser Summe müssen wir uns noch selbst versorgen?“ fragte Lore. „Ja, sonst hätten wir noch mehr bezahlt“, entgegnete Heddi, die sich über Lores Verhalten wunderte. Sie hatte schon einen Rauswurf erwartet und nun diese Reaktion.
„Ich weiß aber noch nicht, woher wir das viele Geld nehmen sollen“, sagte Heddi schon etwas besorgter. Die Euphorie hatte sich gelegt, nun ging es ans Eingemachte.
Sie mussten das Geld irgendwie zusammenkratzen, Heddi hatte schon zugesagt und ein Rücktritt kam nicht in Frage.
„Ich verkaufe mein Haus, wir werden sowieso in der Stadt wohnen bleiben und endlich gibt es einen Grund von hier fort zu gehen.“ „Das willst du wirklich tun, ich kann es nicht glauben. Du lebst doch gerne auf dem Lande, nicht einmal ich konnte dich für einen Umzug begeistern.“
„Ja, die Zeiten ändern sich und ich will jetzt leben und das als Lady“, sagte Lore bestimmend und Heddi konnte nur mehr staunen.
„Das ist ein Wort, ich kenne dich kaum wieder“, meinte Heddi erfreut. Sie besprachen noch alle Einzelheiten und als alles gesagt war, radelte Heddi leichtfüßig nachhause.
Es gab viel zu tun. Auch Heddi wollte ihren Beitrag dazu leisten und schrieb sofort ihre Wohnung zum Verkauf aus. Ihr altes Leben sollte der Vergangenheit angehören, es war Zeit für eine Veränderung und das schloss auch einen Orts - und Wohnungswechsel mit ein.
Ein großer Schritt, den sie nun wagten, aber er würde sich lohnen, davon waren beide überzeugt.
Alles aufzugeben, was ihnen lieb war, eine mutige Entscheidung, doch was hatten sie schon zu verlieren. Ein trostloses Leben, wo sie sich alles erträumten, aber es niemals erleben würden.
Sie erkannten, die Welt ist voller Schönheit und Liebe und sie wollten daran teilhaben. Ihr Verstand arbeitete nun klar und frei von jedweder Fantasie. Nun hatten sie die Gelegenheit, alte Gewohnheiten und Gefühle loszulassen. Sie wollten sich auf das Leben und all das was es zu bieten hatte, einlassen.
Keine faulen Ausreden mehr, Handeln war die Devise.
Sie konnten nur gewinnen und das schon sehr bald.
Auch Lore machte sich ans Werk. Sie stellte eine Tafel mit den Worten: „-Zu verkaufen“, nahe der Straße auf, damit es jeder der vorbeikam, sehen konnte.
Die Zeit drängte. Einen Monat hatten sie nur, dann musste alles erledigt sein.
Lore klebte auch in den Geschäften kleine Zettel mit denselben Worten, „Zu verkaufen“, auf die Glasscheibe.
Das Schicksal arbeitete präzise.
Nach drei Wochen hatten sie alles unter Dach und Fach.
Sie machten sogar noch Gewinn und Lore unterschrieb eben den Kaufvertrag der neuen Besitzer, mit einem zufriedenen Seufzer.
„Geschafft!“
Sie hätte nie gedacht, dass sie sich so leicht von ihrem Besitz trennen konnte.
Das musste begossen werden und Heddi meinte lachend: „Nur ein Gläschen, gefeiert wird in der Stadt.“
Die Papiere vom Kurs waren bereits unterschrieben und retour geschickt worden.
Nun war alles Notwendige getan und sie konnten in eine neue Zukunft blicken.
Was sie ihnen bringen wird, wusste niemand. Sie waren zu allem bereit, nur nicht zur Rückkehr.
Der Kursleiter rief noch einige Tage vor ihrer Abreise an, um die Adresse ihrer Pension bekannt zu geben.
Nun war es soweit, der Tag der Abreise brach an.
Heddi sowie Lore, standen vor ihrem Kleiderschrank und konnten sich nicht entscheiden, was sie denn für den großen Auftritt in der Stadt, tragen sollten. Die Auswahl war nicht sehr groß und dennoch, sie wollten an ihrem ersten Tag in der Stadt, besonders hübsch aussehen.
Sie berieten sich am Telefon und endlich, nach zweistündigem Hin und Her, hatten sie sich entschieden.
Sie mussten sich beeilen, der Zug fuhr pünktlich um zehn Uhr ab. Ein letzter Blick zurück und dann lief Lore mit nur einem Koffer und einer Tasche in der Hand, zum Bahnhof.
Heddi ging schon aufgeregt hin und her und dachte: „Wo bleibt sie denn nur?“
Lore rannte so schnell sie konnte die Straße entlang und endlich sah sie ihre Freundin.
Sie dachte: „Wenn - ich dich nicht hätte, würde ich hier verrotten, ich danke dir.“
Lore war glücklich und dankbar für diese Freundschaft und sie war sich sicher, dass sie beide, die beste Entscheidung ihres Lebens getroffen hatten.
Lore rang nach Luft, als sie ankam. „Ich bin gerannt als wäre der Teufel hinter mir her“, sagte sie lachend.
„Ist das alles?“ fragte Lore ihre Freundin, als sie nur eine Tasche erblickte.
„Ich habe alles hier gelassen, war sowieso schon alt und außerdem werden wir ja neu eingekleidet“, bemerkte Heddi gelassen.
„Na gut, komm steigen wir ein, was meinst du, nehmen wir ganz vorne Platz oder im letzten Waggon?“ fragte Lore unsicher. „Ich denke den letzten, der ist nicht so überfüllt und wir können uns in Ruhe unterhalten, die Fahrt dauert ja Stunden“, meinte Heddi etwas genervt.
Sie hasste lange Fahrten mit der Bahn und umsteigen mussten sie auch noch.
Nach 10 Minuten setzte sich die Lok, mit ihren zehn Waggons hinten dran, in Bewegung und fuhr Heddi und Lore in eine unbekannte Zukunft.
Sie ließen alles zurück mit der Absicht, in der Stadt ein neues Leben und ein neues Zuhause zu finden.
Sollte etwas Unvorhergesehenes passieren und ihr Geld verbraucht sein, so hatte Lore noch immer ihre Witwenpension und Heddi die monatlichen Zahlungen ihres Ex Mannes.
Warum sich also Sorgen machen, war doch alles okay.
Nach achtstündiger Fahrt, waren sie endlich am Ziel angekommen.
Sie riefen sich ein Taxi und ließen sich zu ihrer Pension fahren, die für eine lange Zeit ihr Zuhause sein sollte.
Vor dem Haus angekommen meinte Heddi: „Nicht übel die Hütte, klein aber sehr gepflegt, wie man sehen kann.“
Sie klingelten an der Tür und eine ältere schlanke Dame,
die sehr modisch gekleidet war, ihre Haare hochgesteckt und sehr selbstbewusst auftrat, öffnete ihnen.
„Ja bitte, was kann ich für Sie tun?“, fragte sie höflich.
„Man hat uns hier angemeldet, ich bin Frau Bloom und das ist Frau Fischer“, stellten sie sich vor.
Die Dame sah ihre neuen Mieterinnen überrascht an und ließ ihren Blick von oben nach unten gleiten wo sie sich fragte: „Wo haben diese beiden nur gelebt, das ist doch unmöglich und nicht akzeptabel, man hätte mich vorwarnen müssen.“
Sie war auf diese Art von Gästen nicht vorbereitet, da sie anderes gewohnt war.
„Die Kleidung, oh Gott, das hat man vor einem Jahrhundert getragen“, dachte sie entsetzt.
Rasch bat sie ihre Gäste herein. Wenn jemand die beiden sieht, nicht auszudenken. Diese Pension hatte den Ruf, nur Personen mit Rang und Namen zu beherbergen. Gut, dass Heddi und Lore die Gedanken der Hausherrin nicht lesen konnten, sie wären sofort wieder abgereist.
Es hätte sie gekränkt und ihren Entschluss, ein neues Leben zu beginnen, eliminiert.
Man maß hier mit anderen Maßstäben, es zählte das Äußere und nicht die inneren Werte, über die so viel gepredigt wurde, aber nur in ihrer Dorfkirche.
Die Dame stellte sich vor: „Ich bin Frau Lorenz und wenn Sie etwas benötigen, wenden Sie sich an unser Hauspersonal und nun folgen Sie mir bitte in Ihre Zimmer.“
Sie gab sich reserviert und ging voran in das oberste Stockwerk.
„Oh wie nett, ein Fernseher im Zimmer und ein Bad, da werde ich mich bestimmt wohl fühlen“, schwärmte Lore, als sie eintrat und Heddi ging in ihr Zimmer, das mit Lores identisch war und genau gegenüber lag. „Vielen Dank und wann gibt es Frühstück?“ fragte Heddi mit einem Lächeln, um ja sympathisch zu wirken.
„Von Sieben bis Zehn, dann wird abgeräumt“, erwiderte Frau Lorenz etwas schroff. „Fühlen Sie sich wie zu Hause, wir sehen uns morgen früh“, sagte sie und verließ rasch das Zimmer.
Sie ging sofort in ihr Wohnzimmer, das natürlich hochmodern und mit Stil eingerichtet war, um ihren Freund anzurufen.
„Wie konnte er nur“, dachte sie verärgert. „Das kann ja heiter werden, hoffentlich sehen meine Freunde nicht, wen ich hier beherberge“, sagte sie, um ihren Ruf besorgt.
Heddi und Lore ahnten nichts von der Sorge ihrer Vermieterin, sie packten ihre Koffer aus und entschieden danach, ein kleines - Nickerchen zu machen.
Später wollten sie in der Stadt zu Abend essen.
Es war ja auch ein anstrengender Tag. Sie folgten ihren tiefsten Impulsen und waren der Meinung, das Richtige getan zu haben.
Seit Jahrzehnten unterdrückten sie ihre Bedürfnisse, die nun gehört werden möchten. Ihr Heim für immer zu verlassen war riskant, aber auch mutig. Sie wollten nun nicht mehr halbherzige Kompromisse eingehen. Sie nahmen sich vor, nicht ängstlich am Gewohnten festzuhalten, sondern loszulassen.
Der Schlaf brachte die verdiente Erholung. Um 17 Uhr war Treffpunkt in Lores Zimmer.
Nun standen sie wieder vor ihrem Schrank und fragten sich, was für diesen ersten Abend in der Stadt,- passend wäre. Ihre spärliche Garderobe erleichterte die Auswahl und Heddi sagte sich:
„Was soll`s, für heute wird es genügen und dann bekommen wir ja neue Kleider“, und schlüpfte in ein blaues Kleid, das sicher schon 10 Jahre in ihrem Schrank, gewaschen und gebügelt auf einem hölzernen Kleiderhaken hing. Lore wählte ein Kostüm, das sie vor Jahren in einem Bauernladen ersteigert hatte.
Sie trug es bei ihrer Trauung und auf der Hochzeitsreise, so ab und zu. Ihre Schuhe und die Tasche, passten genau zu der Farbe, aber nicht in diese Zeit.
Alles in allem, ein Bild aus längst vergangenen Tagen, das lieber dort geblieben wäre wo es hingehört, in die Vergangenheit.
Heddi stand nun vor Lores Tür und klopfte laut.
„Ich komme“, rief Lore aufgeregt. Sie war lange Zeit nicht ausgegangen, in ihrem Dorf gab es keine Festivitäten und wenn, dann trafen sich alle Dorfbewohner zu einer Versteigerung oder Ankauf der Tiere. Ein unmögliches Fest mit Bier und Schnaps. Dies war nicht in Lores oder Heddis Interesse.
Lore öffnete die Tür und meinte, als sie ihre Freundin erblickte: „Du hast dich aber schick gemacht.“ „Du aber auch“, gab Heddi das Kompliment zurück.
Ein Hausmädchen kam eben vorbei und Heddi fragte sie: „Mein Fräulein, können Sie uns ein gutes Restaurant empfehlen?“ Diese sah die beiden erstaunt an und dann erklärte sie den Weg, der sie zu einem Restaurant führen sollte.
„Wie nennt sich dieses Lokal?“ fragte Lore, sie wollte nicht zu Fuß laufen, sondern ein Taxi nehmen.
Bevor das Mädchen antworten konnte, meinte Heddi: „Am besten ist, Sie rufen uns ein Taxi und erklären dem Fahrer den Weg.“
„Wie Sie wünschen“, sagte das Mädchen und ging zum Telefon, wo sie für die seltsamen Gäste, ein Taxi bestellte.
Als dies ankam, sprach das Mädchen mit dem Fahrer und danach sagte sie zu den beiden: „Sie können schon einsteigen, der Fahrer kennt den Weg.“
„Danke!“, sagte Lore und dann bestiegen sie das Taxi.
Das Hausmädchen rannte gleich zu ihren Kolleginnen, um von den seltsam gekleideten Damen zu erzählen.
Das Gelächter ging los und sie amüsierten sich köstlich, auf - Kosten der Ahnungslosen. Ob das gut geht?
Kein guter Anfang, denn als das Taxi vor dem Restaurant stehen blieb, ging das Gelächter weiter.
Heddi und Lore stiegen vergnügt aus, denn es war für sie ein besonderer und einzigartiger Moment.
„Erinnerst du dich noch an den Tag, wo wir beide so vornehm ausgingen“, fragte Heddi ihre Freundin.
„Natürlich, es war vor meiner Trauung, und so vornehm wie hier, war es bestimmt nicht“, sagte Lore und schmunzelte.
Lore bezahlte das Taxi und der Fahrer brauste mit einem Lächeln auf den Lippen davon.
Auch er amüsierte sich über den Auftritt der beiden so merkwürdigen Damen.
„Also los, rein ins Vergnügen“, sagte Heddi die Mutige.
Sie mussten ein paar Treppen nach oben steigen, das Lokal war auf einen Hügel gebaut und bot dadurch eine herrliche Aussicht über die Stadt.
Als sie vor dem Restaurant standen und einen Blick über die Stadt schweifen ließen, kam ein Boy in blauer Uniform, der die Damen ebenfalls mit kritischem Blick betrachtete.
Er öffnete höflich die Tür und ließ die ihm unbekannten Damen eintreten.
Der Manager dieses Restaurants fragte: „Haben Sie einen Tisch bestellt?“
„Nein, haben wir nicht, wir sind neu in dieser Stadt und Ihr Restaurant wurde uns von einem Hausmädchen empfohlen“, sagte Lore höflich.
„Tut mir leid, wird sind ausgebucht, es wird heute kein Tisch mehr frei werden, außer Sie warten ein paar Stunden“, erklärte der Chef des Hauses und grinste.
Wenn er gewollt hätte, wäre in zehn Minuten ein Tisch frei geworden, aber die Damen passten so gar nicht in sein vornehmes Restaurant und er wollte auch seinem Ruf gerecht werden.
„Würden Sie uns bitte ein Taxi bestellen“ fragte Lore höflich. „Aber gerne“, sagte der Manager.
„Die bin ich los“, dachte er vergnügt, doch er hatte sich geirrt. Das Glück war dieses Mal auf der Seite unserer Landmädels.
Während sie draußen auf das Taxi warteten, bestaunten sie die vielen Lichter, die die Stadt erhellten.
So vergingen ca. zehn Minuten und ein Pärchen kam aus dem Restaurant. Heddi packte sofort Lores Arm und meinte: „Komm, jetzt ist ein Tisch frei, er muss ihn uns geben.“
So geschah doch noch ein Wunder. Der Manager hatte natürlich angenommen, die beiden wären schon längst mit dem Taxi abgefahren und war überrascht, als diese plötzlich wieder eintraten.
„Sie haben aber Glück, eben ist ein Tisch frei geworden“, sagte er heuchlerisch und führte die Damen an ihren Platz.
Die Gäste beäugten die Fremdlinge skeptisch. Mit vorgehaltener Hand wurde getuschelt. Die Gäste fragten sich: „In welchem Zeitalter leben die beiden, das hat man ja vor einem halben Jahrhundert getragen.“
Sie belächelten Heddi und Lore, die sehr wohl wussten, was hier vor sich ging.
Heddi wurde dies zu bunt und sagte zu der Dame, die gegenüber saß: „Was gibt es da zu sehen,- oder zu belächeln?“
„Nichts“, antwortete die Dame mit einem lachenden Gesicht.
„Lass sie doch, wir wollen jetzt essen, ich habe einen Appetit, dass ich ein Pferd verdrücken könnte“, beschwichtigte Lore ihre Freundin.
Sie ließ sich von dem Gerede der Damen nicht beeindrucken, sondern las in Ruhe die Speisekarte durch.
„Sollen die doch denken, was sie wollen, es stört mich nicht“, sagte Lore, als sie ihre Auswahl getroffen hatte.
Eine noble Einstellung, die aber Heddi nicht mit ihr teilte.
„Diese eingebildeten Tussis sollen gefälligst ihren Mund halten“, erboste sich Heddi und dann widmete sie sich ebenfalls der Speisekarte.
Der Ober nahm ihre Bestellung auf und Lore sah sich im Lokal um. „Sag, sind wir schon einmal so vornehm ausgegangen?“, fragte Lore ihre Freundin.
„Noch nie, wir sind doch immer nur in die Kneippen gegangen, weißt du noch, als wir zu meinem Geburtstag einige Liter Wein getrunken – nein, gesoffen haben.“ „Ja, das waren noch Zeiten“, erinnerte sich Lore schmunzelnd.
„Hoffentlich werden wir nicht so wie die“, sagte Lore etwas nachdenklich.
„Nein, sicher nicht, wir werden Ladys und keine überheblichen Weiber, wie die es sind“, sagte Heddi kritisierend.
Das Essen wurde aufgetragen und jeglicher Ärger war verflogen.
Sie hatten großen Appetit, denn nach ihrem Hauptgang, gönnten sie sich noch eine Nachspeise und ein paar Gläschen Wein.
Der erste Tag in der Stadt musste doch gebührend gefeiert werden. Viele Stunden vergingen, nach und nach leerte sich das Lokal, bis nur mehr die beiden im Speisesaal saßen.
„Ich denke, wir sollten jetzt auch gehen, für heute ist Schluss“, meinte Lore und Heddi stimmte ihr zu.
Der Ober rief ein Taxi, das sie nachhause brachte.
Während der Fahrt meinte Heddi: „Ich bin schon neugierig, was uns morgen erwartet. Wenn es uns nicht gefällt, werden wir es trotzdem hinnehmen und den Kurs beenden, was sagst du?“
„Ja sicher, was redest du, darum sind wir ja hier.“
Lore war sehr müde und hatte keine Lust sich auf ein längeres Gespräch einzulassen, sie wollte sich nur mehr ausruhen.
„Okay, ich habe verstanden.“
Als sie bei der Pension ankamen, bezahlte Lore das Taxi und eilte in das Haus, gefolgt von Heddi.
„Gute Nacht“, sagten sie und gingen in ihre Zimmer. Im Bett liegend starrten sie an die Decke und ihre Gedanken schweiften in die Vergangenheit. Was sie alles hinter sich ließen, um hierher zu gelangen. Doch dann träumten sie von der Zukunft und waren offen für alles Neue, auch für entsprechende Begegnungen mit dem anderen Geschlecht. Noch fühlten sie sich fremd in der Stadt und in ihrer Pension. Das sollte sich aber bald ändern.
Vergessen war der Vorfall im Restaurant, sie sahen sich schon als Lady durch die Straßen schreiten, einen tollen Mann an ihrer Seite, der sie verliebt anhimmelte.
Bald schon, würden sie wissen, ob dem auch so sei.
Ein neues Kapitel wurde geschrieben.
Früh am Morgen schallte der Wecker, der Heddi und Lore unsanft aus ihren Träumen riss.
Der Tag - begann hell und freundlich. Die Sonne schien in ihre Zimmer und begrüßte sie herzlich in ihrer neuen Heimat. Nun war es an der Zeit sich schick zu machen, für ihren Kursleiter.
„Vielleicht findet er ja Gefallen an mir“, - dachte jede für sich.
Sie wollten auf jeden Fall einen guten Eindruck machen.
Leider fehlte ihnen dazu die passende Kleidung.
Zwei Landmädels eben, die in die große Stadt zogen, mit der Absicht, sie zu erobern.
Hoffen wir nur, dass die Realität sie nicht aus ihren Träumen erwecke. Denn es sind die Träume, die uns am Leben erhalten.
Vor dem Spiegel stehend meinte Lore: „Na ja, sieht ja gar nicht so übel aus“, und drehte sich herum, um sich zu begutachten.
Sie war mit sich zufrieden und freute sich auf die Zukunft.
Zur gleichen Zeit trafen sie sich im Frühstücksraum und wie schon am Vortag, wurden sie von allen Gästen schmunzelnd begrüßt.
Die Vermieterin dachte amüsiert: „Ich würde gerne das Gesicht von Lenni sehen, wenn sich die beiden heute vorstellen.“
Lore beachtete die Leute nicht, ihr war es egal, was sie dachten, aber Heddi konnte sich nicht damit anfreunden.
Nach dem Frühstück ließen sie sich ein Taxi rufen, das sie an den Ort brachte, wo der Kurs abgehalten wurde.
Vor einem noblen Hotel machte der Taxifahrer Halt.
„Wir sind am Ziel“, sagte er und Lore staunte. Sie stiegen aus und Heddi bezahlte.
Lore hakte sich bei ihrer Freundin ein und meinte: „Meinst du, wir sind hier richtig, der Kurs in einem Hotel?“
„Ich denke schon, gehen wir hinein und fragen einfach.“
Sie stiegen die paar Stufen hinauf und am Eingang öffnete ihnen ein junger Mann in roter Uniform die Tür. Er dachte ebenfalls wie andere zuvor, was die hier wohl suchen. Sie waren ihm doch zu einfach gekleidet.
In diesem Hotel stiegen nur die sogenannten Ladys und Sirs ab, die Heddi und Lore so bewunderten.
Lore grüßte freundlich und bedankte sich für die noble Geste. Sie sagte zu ihrer Freundin: „Der ist aber nett und so höflich, es hat mir schon lange niemand die Tür geöffnet“, und trat fröhlich ein.
Heddi schüttelte den Kopf und meinte: „Der wird bezahlt dafür, dass er dir die Tür öffnet, denkst du, er wäre sonst so nett, er ist für diesen Job hier angestellt.“
Lore gab keine Antwort, sie war begeistert und sehr beeindruckt von dem, was sie hier zu sehen bekam.
Etwas eingeschüchtert von der riesigen Halle und den gestylten Menschen, die überall herumliefen, gingen sie langsam zur Rezeption, um nach dem Kurs, der hier stattfinden sollte, zu fragen.
Eine junge Dame begrüßte die neuen Gäste, wie sie meinte, sehr freundlich.
Heddi ergriff das Wort. „Guten Tag, können Sie uns sagen wo hier der Kurs, „- Die Ladys“-, abgehalten wird?“
„Aber gerne, Sie müssen in den fünften Stock, dann sehen Sie eine Doppeltür mit der Aufschrift „Ladys“ und da gehen Sie hinein.“
„Vielen Dank, Sie sind sehr nett“, sagte Lore freundlich.
Die Dame lächelte und schien tatsächlich ohne Vorbehalte zu sein.
Sie gingen zum Aufzug, der sie in den fünften Stock brachte. Sie sahen die Tür schon aus der Entfernung und stolzierten etwas unsicher darauf los.
Nun standen sie vor dieser alles verändernden Tür und punkt genau, traten sie ein.
Anfangs bemerkte niemand die Neuankömmlinge, es wurde geratscht, getratscht und gelacht und jeder versuchte, den besten Platz zu erhaschen.
Ein großgewachsener schlanker Mann, mit längerem dunklen Haar, im Nacken zusammengebunden, an einem Ohrläppchen hing ein kleiner Ring, sehr gestylt, ging nervös auf und ab.
Man konnte es nicht als gehen bezeichnen, er zappelte. Seine Hände waren immer in Bewegung und Lore sowie Heddi fanden ihn merkwürdig.
„Siehst du den Mann, er muss um die 40 sein, wie der geht, wie eine Frau. Man könnte meinen, er trage eine Handtasche, so hält er seine Arme hoch“, sagte Lore zu ihrer Freundin, die nur lächelte.
„Ich hoffe nicht, dass dieser Mann der Kursleiter ist, der bringt mich ja zum Lachen“, sagte Heddi amüsiert.
Da sie niemand beachtete, gingen sie weiter nach vorne, um sich vorzustellen.
In diesem Moment drehte sich der junge Mann zur Tür und blieb wie angewurzelt stehen.
Als er die beiden sah, dachte er hoffnungsvoll:
„Die werden sicher jemanden suchen, zu mir gehören die bestimmt nicht.“
Leider wurde seine Hoffnung nicht erfüllt, denn Heddi sagte: „Guten Tag, sind Sie hier der Kursleiter?“ und auch sie hoffte, er würde nein sagen.
„Ja, haben wir uns schon gesprochen?“ fragte er verwundert.
„Ja, Sie haben uns doch die Pension ausgesucht und mit dem Preis sind Sie uns auch entgegengekommen“, antwortete Heddi.
„Aber ja, natürlich, ich erinnere mich“, wobei er sich auf den Kopf griff, um zu demonstrieren, wie viel er nachzudenken hatte.
„Das gibt eine Menge Arbeit“, dachte er und dann, als er sich etwas gefasst hatte, nahm er Lores und Heddi`s Hand und sagte: „Ich bin Lenni und wie darf ich Sie nennen?“
„Ich bin Lore und ich Heddi“, stellten sie sich vor.
„Schrecklich, wie kann man nur so heißen, das müssen wir unbedingt ändern“, sagte er theatralisch.
Lenni war für seine Auftritte bekannt. Manchmal nervte es die Schülerinnen, doch wenn man eine längere Zeit mit ihm zusammen war, stellte man fest, dass er ein sehr liebevoller und hilfsbereiter Mensch war und für seine weiblichen Fans unerreichbar. Lenni war homosexuell und lebte mit einem Mann zusammen, was Heddi und Lore lange Zeit nicht erkannten.
Auf dem Lande wurde dies verworfen und als Sünde dargestellt. Natürlich nur in der Dorfkirche, wo der Pater das Böse vertreiben wollte, aber nicht umhin kam, seiner Hausdame den Hof zu machen.
Es wurde vieles gemunkelt, aber nie etwas bewiesen.
Der Pater war unantastbar.
Lenni nahm die beiden an der Hand und rief laut:
„Meine Damen, ich möchte euch Heddi und Lore vorstellen, die ich natürlich bald umtaufen werde.
Sie nehmen an unserem Kurs teil und ich hoffe, Ihr seid nett zu den Mädels.“
Lenni führte die beiden zu jeder Teilnehmerin. Er legte großen Wert auf den persönlichen Kontakt.
Seine Damen sollten sich ja verstehen, er hasste Sticheleien und Eifersucht.
Aus Höflichkeit gab man sich die Hand zur Begrüßung.
Die Damen wollten jedoch nicht mit ihnen zusammen an einem Tisch sitzen. Sie hielten sich für etwas Besonderes, da sie aus der Stadt kamen und nicht vom Lande, wie die Neuen.
Die jungen Damen nahmen an, sie seien schon Ladys und brauchten nur noch den letzten Schliff.
Heddi und Lore kamen aus dem Hinterland und niemand von ihren Freunden, sollten sie zusammen sehen.
Schrecklich wenn dem so wäre, nicht auszudenken, diese Schande. Was würden die Leute sagen, ihre Bekannten, Freunde, oder vielleicht ihre Liebhaber? Die würden sich ganz schnell aus dem Staub machen.
Ja leider, dies war die Wertestellung der sogenannten besseren Gesellschaft.
Heddi und Lore waren zu naiv, um zu sehen, wie ihre Mitstreiter über sie redeten und was für einen Eindruck sie bei den Damen hinterließen.
Lenni durchschaute die Situation sofort und führte die Landmädchen an einen Tisch, wo sie nicht alleine, aber doch etwas entfernt von den anderen saßen.
Er war ein guter Menschenkenner und sehr einfühlsam.
Dies musste er ja auch sein, bei so viel Weiblichkeit. Die Damen kamen mit ihren Sorgen zu ihm und er hörte ihnen geduldig zu.
Dies war ein Teil seiner Aufgaben.
Da er in seiner Partnerschaft die Frau mimte, konnte er sich gut in die weibliche Psyche einfühlen und die Sorgen seiner Schülerinnen verstehen.
Er schenkte ihnen Zeit und Aufmerksamkeit und lieh ihnen sein Ohr, wenn es nötig war.
Dies wussten auch später Heddi und Lore zu schätzen.
Lenni hatte sich vorgenommen nur zufriedene Teilnehmer auszubilden und so fraßen sie ihm aus der Hand.
Nun hatte er zwei Sorgenkinder mehr, noch dazu musste er Schwerstarbeit leisten.
Eine Umwandlung vom Frosch zum König oder Königin, wie es hier der Fall war, forderte viel Geduld.
„Das ist eine Herausforderung“, dachte er und nahm sie gelassen an.
Er wollte zeigen, wie gut er war, nein, der Beste wollte er sein. Dies war sein Ziel und er würde es erreichen, davon war er überzeugt.
Diese Arbeit war Lenni auf den Leib geschrieben und es erfüllte seine Seele.
Sein Know-how über die High Society, konnte er hier vollends ausleben.
Etwas gestalten, modifizieren, das war sein Leben und Heddi sowie Lore, sollten sein größtes Kunstwerk sein, wie er es nannte. Diese Einstellung und Hingabe an sein Werk, brachte ihm den Ruf ein, außergewöhnlich zu sein und das machte ihn stolz.
Lenni begann den Kurs mit philosophischen Gesprächen und erklärte, was der Begriff - Lady - bedeutet.
Er zählte die wichtigsten Merkmale auf, was man mitbringen sollte, um eine zu werden.
Als Heddi dies hörte sagte sie zu Lore: „Da können wir nicht mitreden, wir haben weder das eine noch das andere.“
„Ja, aber wir haben die Begeisterung und den starken Willen, der uns helfen wird, eine tolle Lady zu werden“, sagte Lore davon überzeugt.
Als Lenni die Worte sprach die anfangs nötig waren, nahm er seine Kamera, um ein Gruppenfoto zu machen.
Sie sollten am Ende des Kurses ihre Wandlung erkennen.
Die Landmädels hatten eine andere Wertestellung als die Damen in der Stadt.
Hier zählten nicht Werte wie, Liebe, Mitgefühl, Bescheidenheit, wahre Freundschaft, hier ging es nur um, - Ich. Ich bin die Beste, die Schönste, die Reichste, die Begehrteste.
Diese Ich bezogene Haltung, übernahmen unsere beiden Heldinnen in kurzer Zeit.
Als die Fotos gemacht waren, kassierte er von Heddi und Lore die stolze Summe von Achtzigtausend und Lenni meinte, als er sie in den Händen hielt: „Eine gute Investition.“
Na ja, nicht jeder teilte diese Meinung, Schönheit war eben eine Ansichtssache. „Bis morgen meine Ladys und übt schon mal fleißig“, riet er zum Abschluss.
Als Heddi und Lore den Saal verlassen wollten, rief Lenni laut: „Halt“ und tänzelte mit kleinen Schritten auf sie zu.
„Ich hole euch morgen um acht Uhr früh von der Pension ab, wir müssen unbedingt einkaufen gehen.
Seid mir nicht böse meine Mädels, aber in diesen Klamotten kann ich euch auf die Menschheit nicht loslassen.“
„Ist schon gut, wir wollen sie ja loswerden und Neues macht immer Freude, also dann, bis morgen“, sagte Lore erfreut.
Sie gingen beschwingt zum Aufzug und Heddi sagte: „Ich bin so froh, wenn ich die alten Sachen endlich los bin.“
„Das meine ich auch, ich freu mich schon auf den Stadtbummel“, sagte Lore aufgeregt.
Als sie in der Hotelhalle standen, baten sie die freundliche Dame, sie möge ihnen doch bitte ein Taxi rufen.
Nun, der zweite Tag in der Stadt wäre geschafft.
Als sie die Pension betraten, wurden sie versteckt vom übrigen Personal belächelt.
Die beiden aber, hatten andere Sorgen, um darauf zu reagieren und einen riesigen Appetit.
Sie fragten das Hausmädchen nach einem kleinen gemütlichen Restaurant, wo man auch ein Menü essen konnte. „Wir würden gerne zu einem Italiener gehen, meinst du nicht“, sagte Lore bescheiden und sah ihre Freundin fragend an. „Aber natürlich, ich esse gerne mal wieder eine Pizza“, sagte Heddi erfreut.
„Ich kenne ein sehr gutes italienisches Restaurant, wir gehen auch ab und zu dahin“, riet das Mädchen.
„Gut, rufen Sie uns bitte ein Taxi und sagen Sie dem Fahrer die Adresse“, bat Lore höflich.
Das Mädchen tat was man ihr sagte und sie fand die beiden Sonderlinge ganz sympathisch.
Es tat ihr leid, wie sie ausgelacht wurden und sie sprach sofort mit ihren Kolleginnen darüber.
Nun fuhren sie zum Italiener und fühlten sich gleich etwas heimisch, denn in ihrem Dorfe gingen sie auch so ab und zu Pizza essen.
In diesem Lokal wurde niemand ausgelacht. Die Gäste die hier aßen, waren mit sich selbst beschäftigt und jeder durfte so sein, wie er eben sein wollte. Egal ob er in Jeans oder Abendrobe kam, jeder wie er will, hieß das Motto.
Hier fühlten sich Heddi und Lore wohl und genossen ihre Pizza, die sehr lecker war. Sie unterhielten sich über die Erlebnisse des Tages.
„Das fing ja schon ganz gut an und morgen werden wir bestimmt toll aussehen“, sagte Heddi und Lore grinste.
„Ich bin so froh, dass du mich von diesem Kurs überzeugt hast, ich bereue nichts, nicht ein bisschen“, sagte Lore erfreut.
„Na da bin ich ja froh, ich hatte schon Bedenken, dass du nicht glücklich darüber bist und vielleicht aussteigst“, gestand Heddi ihrer Freundin.
„Aber wo denkst du hin, dieser Ausbruch, der schon längst fällig war, ist das Beste, was mir in meinem Alter noch passieren konnte“, sagte Lore rückblickend.
„Wir sind hier, haben es geschafft, wir sollten uns keine Gedanken darüber machen, ob es gut war oder nicht. Ich finde, das war die beste Entscheidung unseres Lebens“, stellte Lore fest.
Sie freuten sich und waren stolz auf ihren Mut, den man braucht, um Dinge zu tun, die nicht alltäglich sind. Sie benötigten Disziplin und Ausdauer, wenn sie ihr Ziel erreichen wollten.