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Renn so schnell du kannst – denn die ganze Welt sieht live zu. Ein außergewöhnlicher Science-Fantasy-Roman, bei dem die Gesetze von Raum und Zeit außer Kraft gesetzt werden. Yashira Willow ist die beste Portalläuferin des Planeten Alpha. Sie ist die gefeierte Favoritin der populären Wettkämpfe, in denen Läufer mithilfe von Portalen überlebenswichtige Energie von den umliegenden Monden holen. Als Yashira jedoch während eines Laufs auf Epsilon dem Jungen Riley Chase das Leben rettet, ändert sich plötzlich alles – denn Riley hätte nie auf diesem Planeten sein dürfen. Er trägt ein Geheimnis in sich, und schon bald muss Yashira feststellen, dass auch sie nicht mehr sicher vor Alphas Regierung ist. Von der gefeierten Sportlerin zur Außenseiterin erklärt, beginnt eine halsbrecherische Flucht, bei der sie Riley gefährlich nahekommt – und sich zwischen ihrem Herzen und ihrem Traum vom Laufen entscheiden muss…
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Cover & Impressum
Motto
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Epilog
Sechs Monate später
Anhang
Glossar
Danksagung
Du und ich, wir schwebtenüber Träume, Ängste, Dächer.Bis ein Sprung uns teiltein Schatten, Traum und Wirklichkeit.Zwei Ichs in Spiegelscherben –Silhouetten meines Periskops.
»Verdammter Mist! Das kann doch nicht wahr sein!«, fluche ich und trete wütend gegen die zu schweren Kettlebells im Ständer. Der stechende Schmerz, der daraufhin durch meinen großen Zeh schießt, trägt nicht gerade dazu bei, meine Laune zu bessern. »Scheiße!«
Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass mich die anderen Athleten im Kraftraum des Trainingscenters argwöhnisch beobachten. Nur Liam, der etwas abseits steht und uns bei den Übungen beobachtet, würdigt mich keines Blickes. Ich vermute, er hat letzte Woche eine hohe Summe verloren und gibt mir die Schuld daran.
Um meine ohnehin schon angekratzte Fassade nicht vollends einbrechen zu lassen, zwinge ich mich, trotz meines lädierten Zehs über den gesamten Fuß abzurollen. Möglichst beiläufig schlendere ich zu meiner Sporttasche auf der Holzbank am anderen Ende des Raumes und genehmige mir einen Schluck aus der neongrünen Flasche mit meinen Initialen. Der billige Sportdrink, den ich mir wegen der Kündigung meines Sponsors im Laden hatte kaufen müssen, schmeckt widerlich süß nach künstlicher Erdbeere. Am liebsten würde ich ihn in hohem Bogen ausspucken, meinen tuschelnden Beobachtern mitten in die Gesichter, doch diese Blöße will ich mir dann doch nicht geben. Stattdessen zwinge ich mich dazu, das Gebräu herunterzuwürgen – es sollte verboten werden! – und mit pappigen Lippen auf ein anderes Trainingsgerät zuzusteuern. Grimmig schleppe ich einige Gewichtsscheiben zu der Langhantelstange, belade sie und krieche darunter, bis sie bequem auf meinen Schultern liegt. Ich drücke meine Hände von hinten gegen das kühle Metall, schiebe meine Füße weiter auseinander und sammele mich.
Aus, aus, ein. Ein, aus, aus.
Mit einem Ruck nehme ich die Hantel aus ihrer Halterung und mache zwei kleine Schritte zurück. Normalerweise bin ich es gewohnt, mehr als mein eigenes Körpergewicht zu stemmen, doch dieses Mal zittern meine Beine bereits bei deutlich weniger Kilogramm. Ich zwinge mich trotzdem dazu, in eine tiefe Kniebeuge zu gehen und mich wieder hochzudrücken. Schon nach der ersten Durchführung beginnen meine Oberschenkel zu schmerzen. Ich gehe wieder tief und drücke mich hinauf. Zwei. Und noch einmal. Feine Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn. Runter, rauf. Vier, fünf. Ich ächze. Tief, hoch. Sechs. Schweiß perlt meine Wirbelsäule hinab. Ich spüre die Blicke der anderen auf mir und umklammere die Stange fester. Vor lauter Anstrengung beiße ich die Zähne so fest aufeinander, dass sie knirschen. Acht. Ich keuche, dann zwinge ich meine Beine zu einer weiteren Wiederholung. Einmal noch, komm schon! Zehn.
Schnaufend schiebe ich meine Füße vorwärts, bis die Langhantel mit einem klingenden Geräusch gegen den Metallständer stößt, und lasse die Stange dann in die dafür vorgesehene Halterung fallen. Meine Muskeln brennen, als würde sich das Feuer, das vor ein paar Tagen auf Epsilon gewütet hat, nun in ihnen breitmachen. Am liebsten würde ich laut aufstöhnen und mich keuchend auf den Boden fallen lassen, bis mich ein Trainingskamerad oder Liam aufsammeln. Stattdessen straffe ich die Schultern und schleppe mich auf unsicheren Beinen zur Bank. Es muss komisch aussehen, wie staksig ich mich dabei bewege, doch lieber sehe ich lächerlich aus als schwach.
Widerwillig greife ich nach meiner Flasche und genehmige mir einige kleine Schlucke, während ich ein angewidertes Schaudern unterdrücke.
»Yashira«, höre ich da eine Stimme hinter mir und drehe mich um.
Liam steht vor mir, die Arme abwehrend vor der Brust verschränkt, meidet dabei jedoch meinen Blick. Ich wundere mich, dass er sich überhaupt zu mir traut.
»Hallo, Liam«, antworte ich betont höflich, fast schon provokant.
Liam ignoriert meinen Tonfall. »Was machst du hier?«
»Trainieren, wonach sieht es denn sonst aus?«
»Du bist gesperrt.«
»Na und? Das heißt doch nicht, dass ich nicht trainieren kann. Nächstes Jahr bin ich wieder voll dabei, du wirst sehen.«
»Yashira …«, setzt Liam an, überlegt es sich dann aber anders.
Irgendetwas an der Situation gefällt mir nicht. In meinem Magen macht sich ein dumpfes Gefühl breit, das mit Sicherheit nicht von meinem Flüssigkleber-Drink herrührt. Auf einmal möchte ich hier weg, bloß weg von den Worten, von denen ich befürchte, dass er sie mir jeden Moment an den Kopf schleudern wird. »Ich muss weitermachen, Liam. Meine Pause ist um. Lässt du mich bitte vorbei?«
Aber Liam steht vor mir wie ein Fels. »Warum nimmst du dir nicht erst mal eine Auszeit? Du wirkst noch ziemlich angeschlagen von den Anstrengungen der letzten Tage. Du führst deine Übungen nicht sauber aus.«
»Jeder hat mal einen schlechten Tag«, nuschele ich.
»Trotzdem. Nimm dir eine Pause und – ich weiß nicht, in ein paar Wochen oder Monaten kannst du dann wieder einsteigen.«
»Mir geht es gut, Liam!«, rufe ich. Meine Stimme überschlägt sich beinahe.
Ohne seine Antwort abzuwarten, mache ich einen Schritt nach vorn, doch er stellt sich mir in den Weg. Ungeduldig bläht er die Nasenflügel, und noch während er ausatmet, graust es mir vor dem, was jetzt folgen wird. »Yashira. Ich sagte: Geh nach Hause! Nimm dir eine Auszeit. Das ist keine Bitte.«
Seine Worte treffen mich ohne Vorwarnung und schneiden wie ein Messer durch meine Brust. Fassungslos starre ich ihn an. Mein Magen krampft sich so heftig zusammen, dass meine Knie drohen nachzugeben. Sogar mein Herz protestiert mit einem schmerzhaften Ziehen. Ich öffne die Lippen, doch es kommt kein Ton heraus. Die Stille zwischen Liam und mir greift um sich und breitet sich aus, doch nicht wie ein Feuer, sondern mehr wie ein wirbelnder Schneesturm, der droht, die letzte Brücke zwischen uns einzureißen.
»Liam«, wispere ich tonlos, bittend.
»Wir sehen uns.«
Schon dreht er sich um, als wäre ich bereits eine Geschichte, die es hinter sich zu lassen gilt. Meine Sinne fühlen sich an wie betäubt, verweigern mir den Dienst und wollen nicht begreifen, was gerade geschieht. Ich will es nicht begreifen.
»Liam«, höre ich mich selbst rufen, »bitte warte! Das meinst du doch nicht ernst. Du musst an mich glauben. Du bist doch mein Trainer! Bitte, Liam, tu mir das nicht an!«
Er dreht sich nicht einmal um.
Ein paar Sekunden lang stehe ich einfach nur da, während sich der Raum plötzlich um mich zu drehen scheint. Nichts ist oben, nichts ist unten, die Welt steht Kopf. Es gibt keinen Boden mehr, keine Decke und nichts dazwischen, es gibt nur noch das Kreiseln meiner Gedanken, so wirr, dass ich es nicht einmal selbst hören kann. Vor meinen Augen verschwimmt alles: Liams Rücken, der sich unweigerlich immer weiter von mir entfernt, die Sportgeräte, die Gesichter der Athleten. Sie alle verwischen zu einem großen geisterhaften Schleier, der wie Nebel vor mir hängt. Ich kann nichts mehr greifen außer einem einzigen quälenden Gedanken: warum?
Ich weiß es nicht.
Ich muss hier weg.
Mühsam löse ich den versteinerten Griff um meine Trinkflasche und werfe sie in meine Tasche. Zum Glück hatte ich beim Betreten des Trainingscenters nicht viel bei mir, sodass ich nur meinen Pullover und meine lange Hose hinterherstopfen muss. Ich mache mir nicht die Mühe, den Reißverschluss der Tasche zu schließen oder meine Schnürsenkel noch mal festzuziehen, wie ich es sonst tue. Ohne mich noch einmal umzublicken, stolpere ich aus dem Kraftraum, wobei ich fast über den Fuß eines Hantelscheibenständers falle, quetsche mich durch die automatischen Schiebetüren und humpele die dahinterliegenden Stufen hinab. Ich habe es so eilig, dass ich beinahe gegen die Schiebetür im Foyer pralle, die sich quälend langsam öffnet. Schließlich entlässt sie mich ins Freie, direkt in die drückende Nachmittagshitze.
»Hallo, Yash… uff!«, macht Diana, als ich unsanft mit ihr zusammenstoße. »War das Training so schlimm?«
»Sorry, ich hab dich nicht gesehen. Bist du okay?«, frage ich eilig.
Aber Diana wäre nicht Diana, wenn sie nicht merken würde, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ihr Lächeln erstirbt jäh, als sie mir ins Gesicht blickt. Sie legt den Kopf schief und blinzelt mich unter ihrem pinken Cap hervor aufmerksam an. »Was ist los?«
»Nichts.«
Ich mache Anstalten, an ihr vorbeizugehen, doch sie hält mich an der Schulter zurück. »Was ist passiert?«
Einige Atemzüge lang starre ich sie nur an und suche nach einem Zeichen, dass auch sie mich verraten wird, doch in ihren braunen Augen liegt nichts als ehrliche Sorge um mich. »Ich will dich da nicht mit reinziehen«, antworte ich ausweichend.
»Wo du drinsteckst, stecke ich mit drin!«, beharrt sie. »Außerdem erfahre ich es so oder so von den anderen.«
Das nimmt mir den Wind aus den Segeln. Ich hole tief Luft und bringe nur ein einziges schmerzerfülltes Wort hervor: »Liam.«
»Was ist mit Liam? Hattet ihr Stress?«
Wenn es nur das wäre. »So in etwa«, weiche ich aus.
Diana runzelt die Stirn. »Soll ich dich nach Hause bringen? Du siehst nicht gut aus.«
»Nein, schon okay«, winke ich ab. »Geh lieber rein. Ich komme schon klar.«
»Sicher? Aber ich komme nach der Physio sofort vorbei!«
»Na gut. Bis nachher dann«, murmele ich, in Gedanken längst woanders, und lasse sie einfach stehen. Zu groß ist der Drang, diesen Ort zu verlassen.