Die Braut des Königs - Christine Stutz - E-Book

Die Braut des Königs E-Book

Christine Stutz

5,0

Beschreibung

Die erst 18 Jährige Prinzessin Violetta will nicht heiraten. Sie will lieber frei und ungebunden ihr Leben genießen. Weiter, als einfache Magd, die Welt erkunden. Doch ihr strenger Bruder gibt sie seinem Freund und Retter Arthur von Beneford zur Frau. Violetta muss mit Arthur gehen, ihr Land verlassen. In Arthurs Schloss angekommen, muss Violetta feststellen, dass hier das reinste Chaos herrscht. Keine Ordnung, keine Regelungen. Jeder macht, was er will, keiner macht was er soll. Trotz ihrer Probleme mit ihrem Ehemann, der von ihr "Pflichterfüllung" verlangt und einer garstigen Nebenbuhlerin, die ihr den Ehemann abspenstig machen will, krempelt Violetta ihre Ärmel auf und sorgt für eine Menge Trubel im Schloss.

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Inhaltsverzeichnis

KAPITEL

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KAPITEL

KAPITEL

KAPITEL

KAPITEL

KAPITEL

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KAPITEL

1.KAPITEL

„Du wirst ihn heiraten. Punkt Schluss aus mit der Diskussion!“ Gilbert zog drohend seine Augen zusammen und sah finster auf seine Schwester herunter, die, die Arme in die Hüften gestemmt, kampfbereit vor ihm stand. „Arthur ist bereits hier im Schloss um seine Braut zu holen! Doch statt dich herauszuputzen und dich mit ihm bekannt zu machen, stromerst du lieber durch die Gegend!“ Die Tränen seiner Schwester ließen Gilbert leise aufseufzen. „Es ist doch nur zu deinem Besten, Violetta. Die beste Partie, die du machen kannst!“

„Du meinst wohl, die du machen kannst!“ Violetta stampfte wütend mit dem Fuß auf, ihre schweren Stiefel hallten auf dem glänzenden Steinboden, hinterließen eine Spur von Dreck und Erde. Sie verzog angewidert ihr Gesicht. „Du! Und nur Du! Du schlägst zwei Fliegen mit einer Klappe! Wirst mich jetzt endlich los und sicherst außerdem den Frieden an der Grenze von Arthurs und deinem Reich! Ein fester Wall gegen die Barbaren!“ Wieder kamen Violetta die Tränen. „Ich will diesen dämlichen Arthur nicht heiraten. Ich hasse ihn!“

Woher willst du dass wissen! „Du kennst ihn ja nicht einmal!“ donnerte ihr Bruder jetzt laut durch den langen Saal, und sah mit Befriedigung, wie die Dienerschaft erschreckt das Weite suchte. „Lerne ihn erst mal kennen, und sieh ihn dir erst einmal an!“ Sein zorniger Blick wurde plötzlich zärtlich und ging zu seiner jungen Frau, die jetzt den Saal betrat. Sofort änderte sich der Ausdruck in seinem Gesicht, wurde besorgt, als sie, wegen ihrer Schwangerschaft, schwerfällig zu ihm kam. Er erhob sich sofort und reichte ihr seine Hand.

„Nein, ich kenne den Kerl nicht, aber was ich zu hören bekam, reicht mir allemal! Nur weil du dich mit dem Blödmann angefreundet hast, soll ich darunter leiden!“ Schrie Violetta ebenso laut zurück. Dann wandte sie ihren Kopf und lächelte ihrer Schwägerin liebevoll zu. „Hallo Danielle, wie geht es dir und meiner Nichte?“ fragte sie leise. Liebevoll küsste sie der jungen Frau auf die Wange. Dann wandte sie sich wieder ihrem Bruder zu, ihre Stimme wurde wieder energisch. „Vergiss deinen dummen Plan, Bruder! Ich lasse mir keinen Mann vorschreiben! Unser Vater wird mir Recht geben!“ schrie sie wieder laut durch den Saal. Wieder stampfte sie mit dem Fuß auf.

Doch jetzt zog Gilbert seine Augen zusammen und hob drohend die Hand. „Es reicht, verdammt nochmal! Du wirst ihn heiraten. Entweder das oder du gehst in ein Kloster! Es reicht mir mit dir! Du bist fast 18 Jahre und immer noch ohne Mann! Unser Vater ist viel zu nachlässig mit dir! Sieh dir Danielle an! Sie ist ebenso alt wie du, und sie erwartet meinen Thronfolger!“

„Es wird ein Mädchen“ Widersprach Violetta zornig. Sie wusste, damit konnte sie ihren Bruder reizen. Dann seufzte sie. Sie wusste, im Moment konnte sie an der sturen Haltung ihres Bruders nichts ändern. Resigniert zuckte sie mit ihren Schultern. „Wie eine so liebenswerte Frau wie Danielle es mit so einem groben Klotz wie dir aushält ist mir mehr als schleierhaft!“ schloss sie wütend. Sie raffte die Röcke ihres alten, oft geflickten Kleides zusammen und sah bittend zu ihrer Schwägerin, doch diese schüttelte leicht ihren Kopf. Violetta verstand, hier konnte diesmal auch Danielle nichts mehr ausrichten. „Ziehe dich bitte um, Arthur wird dich heute zum Abendbrot erwarteten. Ich will dich heute Abend in vernünftiger Kleidung sehen!“ Gilbert beugte sich nun zu seiner Frau herüber, ein Zeichen, dass Violetta den Saal verlassen konnte. Sie hob ihre Röcke und rannte laut fluchend durch das Schloss in den großen Garten des alten Gutes.

An die alte Mauer gelehnt, die das riesige Gebäude seit Generationen schützte, schloss sie ihre Augen und wischte sich ärgerlich mit dem Ärmel die letzten Tränen fort. Es war vielleicht das letzte Mal, dass sie hier stehen würde. Wieder seufzte sie. Das letzte Mal, dass sie ihre Freiheit genießen konnte.

Jetzt also war es eine beschlossene Sache. Sie, Violetta Alexandra von Hohenfels, musste Arthur heiraten. König Arthur von Beneford, den Kerl, den ihr Bruder vor einem Jahr kennengelernt hatte, als beide ihre Reiche erfolgreich gegen die Barbaren verteidigt hatten. Noch immer schüttelte es Violetta, wenn sie an die Bedrohung zurückdachte. Die Barbaren waren weit ins Landesinnere vorgedrungen, hatten Dörfer und Felder geplündert, wahllos Menschen getötet. Ihr Bruder Gilbert hatte verbissen gekämpft, doch die Barbaren überrannten das Land. Schon schien alles verloren, als, wie vom Himmel gesandt, Arthur von Beneford, König des Landes westlich von Hohenfels ihrem Bruder zu Hilfe geeilt war. Danielle und Violetta hatten zu der Zeit bereits das Land verlassen, waren von der treuen Dienerschaft in Sicherheit gebracht worden. Erst nach einigen Monaten waren sie hierher zurückgekehrt, da war Arthur bereits wieder abgereist. Ihr Bruder und dieser Arthur waren jedoch weiterhin in Kontakt geblieben, vor zwei Monaten waren Gilbert und Danielle sogar zu ihm gereist, um Arthurs Geburtstag zu feiern. Violetta hatte sich standhaft geweigert, mitzufahren. Jetzt war sie dafür dankbar, denn, was ihre Schwägerin und deren Dienerinnen ihr zugetragen hatten, reichte ihr vollkommen. Sie berichteten von den wilden Gelagen, dem wirklich schmutzigen Schloss und den unmoralischen Sitten dort. Violetta schüttelte sich angeekelt.

Doch ihr Bruder hatte einen Narren an Arthur gefressen, der ihr Reich gerettet hatte. Jetzt war eine Nachricht gekommen, in der Arthur um die Hand von Violetta angehalten hatte. Zuerst hatte sie sich lustig gemacht und laut darüber gelacht, doch dann spürte sie, dass ihr Bruder es wirklich ernst meinte. Entweder, sie würde diesen Mann, von dem sie außer seinem Namen nichts wusste, heiraten, oder Gilbert würde sie in ein Kloster schicken. Diesmal war es also ernst.

„Du heiratest also doch“ Eine bittere Stimme ließ Violetta ihre Augen wieder öffnen und in das grimmige Gesicht ihres langjährigen Kinderfreundes blicken. Violetta dachte mit Wehmut an die ganzen Abenteuer zurück, die sie beide erlebt hatten. Sie überlegte einen Augenblick, dann nickte sie. „Leider ja, Gilbert hat mir gedroht. Ich mache mich nicht besonders gut als Nonne“ antwortete sie leise grinsend. „Ich würde verrückt, eingesperrt in einem Kloster.“

„Lauf mit mir weg, Violetta!“ Ihr Jugendfreund hob seine Hand und strich ihr das lange, unordentliche Haar aus dem Gesicht. „Du weißt, ich liebe dich“. Er zog ihren Kopf zu sich und wollte sie küssen, doch Violetta machte sich ärgerlich von ihm frei. „Albert, es reicht. Lass den Quatsch! Du bist mein Jugendfreund. Wir haben viel Unsinn unternommen, als wir noch Kinder waren, doch die Zeit ist endgültig vorbei. Ich bin und bleibe leider eine Prinzessin und muss meine Pflicht erfüllen. Ich bin nicht frei.“ Sie versuchte, seinen Händen auszuweichen, als Albert vollkommen unerwartet, nach ihr griff. Er hielt sie am Rock fest, der sofort riss. Er lachte dreckig und zerrte Violetta zu Boden. Violetta schrie laut auf, als Albert sich auf sie warf, ihren Kopf mit beiden Händen festhielt und sie brutal zu küssen versuchte. Sie hob ihre Hände und schlug ihm panisch ins Gesicht. Doch, außer sich vor Verlangen, schob Albert ihre schweren Röcke hoch und ließ seine Hand an ihrem Bein hochgleiten. Er stöhnte laut auf, griff ihre Hände und hielt sie gewaltsam am Boden fest. Wieder schrie Violetta gellend auf, als Albert ihr Oberteil zerriss und seine Hand sich um ihre Brüste legte.

„Ich werde dich besitzen Violetta. Ich werde der erste sein! Du kannst deinen Traumprinzen heiraten, aber du wirst immer an mich denken!“ drohte Albert ihr leise. „Dein Körper, der mich verrückt macht, wird sich meinem Willen beugen.“ Wieder schrie Violetta gellend auf, Albert, ihr Freund aus Kindertagen, dem sie ihr Vertrauen geschenkt hatte, wollte ihr Gewalt antun.

Plötzlich war Violetta frei. Mit einem dumpfen Aufschrei wurde Albert von ihr heruntergerissen. Dann sah sie Albert weit in den Garten fliegen. „Himmel sei Dank“ flüsterte Violetta erleichtert. Sie öffnete ihre Augen und starrte in zwei überaus wütende braune Augen, die sich über sie beugten und sie schweigend beobachteten. Ein ihr unbekannter Mann beugte sich über Violetta und verzog angewidert sein Gesicht.

Albert hatte sich wieder aufgerichtet, griff nach einer Mistgabel und rannte auf dem Mann zu, der Violetta jetzt unsanft auf die Beine zog. Der Fremde zog sein Schwert und ging drohend auf Albert zu. „Wenn du nicht hier und jetzt sterben willst, Knabe, verschwinde von hier und lass dich nie wieder hier sehen!“ sagte er drohend. Albert fluchte. Sein Blick starrte Violetta an, die zusammengekauert auf dem Boden hockte. „Wir sehen uns wieder, Violetta. Verdammt, wir sind noch nicht miteinander fertig.“ Schrie er. Dann rannte er durch den Garten zu den Unterkünften der Diener.

„Steh auf, Prinzessin!“ befahl der Mann nun streng. Violetta schauerte zusammen bei der dunklen Stimme des Mannes. Sie versuchte so gut wie möglich, ihre Blöße zu bedecken, als der Mann sich nun zu ihr umdrehte. „Ich danke ihnen Sir.“ Sagte sie leise und erschrak, als der Mann sie verächtlich, angewidert musterte. „Keine Ursache, liebste Braut. Jeder Mann ist bestimmt erfreut, seine zukünftige Frau unter solchen Umständen kennenzulernen.“ Seine Stimme triefte von Ironie und Arroganz. Jetzt verbeugte er sich leicht. „Darf ich mich dir vorstellen, liebste Violetta? Ich bin Arthur von Beneford.“

Violetta schrak wie unter einem Schlag zusammen. Krampfhaft hielt sie die Fetzen ihres Kleides fest und versuchte durch die Tränen, die jetzt kamen, und über ihr Gesicht strömten, den riesigen Mann vor sich anzusehen. Sie hatte ihren Bruder schon für groß gehalten, doch Arthur war mindestens noch einen guten Kopf größer. Blond, Breit und muskulös, von vielen Kämpfen durchtrainiert, starrte er auf sie herab. Seine braunen Augen zeigten deutlich die Verachtung, die er für sie hatte. „Halte deinen Mund“ sagte er drohend, als Violetta ansetzte, um etwas zu sagen. Schweigend zog er seine Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern. Sie versank in dem riesigen Kleidungsstück, das ihr fast bis zu den Knien ging. „Dein Bruder hat dich als moralisch einwandfrei beschrieben, ich denke er weiß nichts von deinem kleinen Privatvergnügen. Deinen kleinen Stelldicheins. Wir werden Gilbert im Ungewissen lassen. Er ist mein bester Freund geworden und ich gab ihm mein Wort, dich zu heiraten, daran werde ich nichts ändern. Ich stehe zu meinem Wort! Aber ich warne dich, Flittchen. Ich dulde solch ein Verhalten nicht bei meiner Frau!“ Er griff Violettas Arm und zerrte sie grob durch den Garten zum Schloss zurück. „Gibt es hier einen anderen Eingang? Ich will nicht, dass dich jemand in diesem Zustand sieht. Obwohl ich denke, deine Dienerschaft ist schlimmeres als das hier gewöhnt!“ Sarkastisch stieß er die Worte hervor. Violetta riss sich von dem großen Mann los, starrte ihn überaus wütend an und hob ihren Fuß. Wortlos trat sie ihm mit voller Wucht gegen das Schienbein und sah mit Genugtuung, wie er schmerzerfüllt zusammensackte. „Sir, ihr seid ein großer Idiot!“ sagte sie wütend. Dann raffte sie ihre Röcke und rannte um das Schloss herum zum Dienstbotentrakt.

2. KAPITEL

„Wie ich sehe, hast du meine Schwester also bereits kennengelernt“ Gilbert grinste, als er seinen Freund Arthur humpelnd in den Thronsaal kommen sah. Fluchend schob Arthur sein Hosenbein hoch und betrachtete die Stelle, an der sich bereits ein Bluterguss bildete. „Oh ja, Freund, Danke der Nachfrage.“ Beide Männer gingen durch den großen Saal und genossen die Wärme des Kamins. Arthur hob schweigend seinen Bierkrug und trank.

„Violetta hat ein ziemliches Temperament. Du wirst eine Menge Arbeit mit ihr haben. Unsere Mutter ist leider zu früh gestorben und Violetta war sich immer selbst überlassen. Oft ist sie noch wie ein Kind, vor allem wenn sie Danielle entwischen und die Gegend unsicher machen kann. Violetta ist vom unschätzbaren Wissendurst und für eine Frau fast zu intelligent. Das hat sie von unserem Vater, der lebt nur für seine Erfindungen und Experimente.“ Gilbert prostete seinem Freund zu und trank ebenfalls sein Bier. „Du wirst sie besser verstehen, wenn du sie richtig kennenlernst.“

Er übersah den bitteren Gesichtszug von Arthur, als dieser sich nun erhob und zum Kamin ging. Dort starrte er in das Feuer. „Oh ja, ich durfte deine Schwester heute Mittag richtig kennenlernen, als ich sie auf dem Hof suchte. Ich habe sie aus einer sehr unangenehmen Situation gerettet, die, wie ich ihr versprach, unter uns bleibt, und als Dank dafür hat sie mich getreten. Deine Schwester hat hier entschieden zu viel Freiheiten genossen, aber das wird sich bei mir ändern.“ Er verstummte, als Danielle jetzt den Raum betrat und lächelnd ihre Hände hob, um den Freund zu begrüßen. Liebevoll umarmte sie den riesigen Mann, der für sie fast ein Bruder geworden war.

Dann ging ihr Blick fast ängstlich zu ihrem Mann. „Violetta lässt sich leider entschuldigen, geliebter Mann. Sie fühlt sich heute nicht besonders gut.“ Sagte sie schließlich leise. Sie kam gerade aus Violettas Zimmer und hatte eine trotzige, zornige, laut fluchende Frau, zurückgelassen, die sie unter keinen Umständen so ihrem zukünftigen Mann präsentieren wollte.

Danielle zuckte unter der lauten Stimme Arthurs zusammen, der sich nun umwandte und zornig auf die Tür zuging. „Meine liebe Braut will also gleich zu Anfang mit dem Rebellieren beginnen, ihre Spiele mit mir spielen? Sie muss lernen, dem Manne zu gehorchen. Wo sind ihre Gemächer?“ Er griff sich einen der Diener und verließ mit ihm den Saal. Danielle sah angstvoll zu Gilbert, der mit den Schultern zuckte. „Arthur hat Recht. Violetta kann ihm nicht schon jetzt auf der Nase tanzen! Er muss sich gleich zu Anfang durchsetzen.“ Er setzte sich zu Danielle und nahm seine junge Frau zärtlich in die Arme. „Habe keine Angst um sie, Schatz. Violetta ist eine ziemlich zähe Person. Sie wird wunderbar zu Arthur passen, wenn sie sich mit dem Unvermeidlichen erst einmal abgefunden hat. Arthur wird eine prima Frau bekommen. Glaubst du, ich würde meine Schwester mit ihm verheiraten, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass sie sich durchsetzen kann?“ Gilbert seufzte leise, als Danielle jetzt weinte. Er wischte ihr die Tränen fort. „Arthur braucht eine so starke Frau wie Violetta. Eine sanfte, gutmütige, würde neben ihm verblassen und untergehen.“ Jetzt stahl sich ein Lächeln auf Danielles Gesicht. „Ich sorge mich ja auch weniger um Violetta als um Arthur.“ Sagte sie leise grinsend.

„Vater? Hörst du? Ich werde heiraten. Gilbert hat es so beschlossen“ Violetta ging vorsichtig durch den Kellerraum und versuchte, möglichst keine der unzähligen Gefäße umzureißen, die überall herumstanden. Sie liebte ihren Vater über alles, er hatte ihr Lesen und Schreiben beigebracht, hatte sie nach dem Tod der Mutter getröstet. Wie viele Tage sie hier bei ihm im Keller verbracht hatte, ihm bei seinen vielen Erfindungen und Experimenten zu gesehen und Abenteuerbücher gelesen hatte. Jetzt hob ihr Vater seinen Kopf und lächelte sie geistesabwesend an. „Ist es schon so weit? Ich weiß, Gilbert erwähnte neulich irgendetwas in der Richtung.“ Antwortete er und zerstieß ein braunes Pulver in seinem Mörser. „Ist dein Bräutigam denn schon da?“ fragte er zerstreut. Violetta seufzte laut und zog ihre Beine an, als sie sich auf die alte Bank setzte. Sie legte ihren Kopf auf die Arme und beobachtete ihren Vater. „Ja, Vater. Arthur ist heute angekommen. Er ist ein riesiger Mann, Vater. Noch größer als Gilbert. Ich will ihn nicht heiraten. Er ist eingebildet, herrisch und ohne jeglichen Respekt vor Frauen. Danielles Dienerin hat mir erzählt, bei der Feier zu der Gilbert und Danielle eingeladen waren, hatte er dem Bier zugesprochen, mit einer Frau auf jedem seiner Knie.“ Angewidert spuckte Violetta auf den Kellerboden und brachte ihrem Vater damit zum Lachen. „Er ist ein Mann, Violetta. Und einer, der nicht verheiratet ist. Er ist Junggeselle, und frei, seine Erfahrungen zu machen. Es liegt an dir, ihn dir zu erziehen. Du hast es in der Hand, ob er dein oder andere Betten bevorzugt.“

Violetta sprang auf und starrte ihren Vater verwirrt an. Der Mann, dem seine Erfindungen und Experimente wichtiger, wichtiger als Staatsgeschäfte waren, der Mann, der alle seine Ämter mit Freuden an seinen Sohn abgegeben hatte, gab ihr solch einen Rat? Wieder grinste ihr Vater, als er in seinem Regal nach einem Buch suchte. „Du weißt doch, wie die Liebe zwischen Mann und Frau funktioniert, oder Kind?“ Endlich hatte er das Gesuchte gefunden und reichte es Violetta. „Das war das Lieblingsbuch deiner Mutter. Ich möchte dass du es mitnimmst.“ Er küsste seine Tochter kurz auf die Stirn. Dann wandte er sich wieder seinem Mörser zu. Violetta wandte sich schweigend ab und verließ leise den Keller. Sie schlich den geheimen Gang hoch und öffnete traurig die Tapetentür zu ihrem Wohnzimmer. Also auch Vater war gegen sie. Er stand auf Gilberts Seite. Vielleicht hätte sie doch Alberts Angebot, zu fliehen, annehmen sollen, überlegte sie, als sie sich auf ihr Bett warf und ihren Tränen freien Lauf ließ. Sie schrie erschreckt auf, als der Schaukelstuhl sich bewegte und ein zorniger Arthur zu ihr herüber kam.

„Was machst du in meinem Zimmer?“ fragte sie ihn tonlos, als er sie jetzt fast brutal auf ihre Matratze drückte und ihr Kleid öffnete. „Dein Bruder bat dich, zum Abendessen zu kommen. Er hat auf dich gewartet, ich bin gekommen um mit meiner Braut zu speisen, und du? Du treibst dich herum! Ein allerletztes Techtelmechtel bevor du das Schloss verlässt?“ Er riss ihr das Kleid vom Körper und starrte wütend auf sie herab. „Hatte ich dir heute Mittag nicht meine Regeln deutlich gemacht?“ Angewidert wandte er sich ab. „Ziehe dir ein vernünftiges Kleid an und kämm dir die Haare, sonst mache ich es für dich. Dein Bruder wartet!“ Er griff grob ihren Zopf und löste das Band, das die langen dicken Haare bändigte. Eine Flut rotbrauner Haare ergoss sich über seinen Arm, als er zur Bürste griff. Ohne auf ihre Gegenwehr zu achten, zog er sie zu sich heran und begann ihre Haare zu kämmen. „Dein unmoralisches Benehmen wird sofort ein Ende finden! Dein Bruder glaubt noch immer an deine Unschuld, also lassen wir ihn in dem Glauben!“ Er wickelte ihre langen Haare um seinen Arm und zog Violetta unsanft auf seinen Schoß. Seine Hand griff unter ihr Kinn und er bog ihren Kopf zu sich. Brutal legten sich seine Lippen auf ihren Mund und er küsste sie wild. Empört stemmte sie ihre Arme gegen seine Brust und versuchte sich zu befreien, doch seine Hände hielten sie felsenfest. Endlich ließ er von ihr ab. Ihre Lippen brannten, die Augen feucht von Tränen.

Angewidert wischte sie sich den Kuss aus dem Gesicht.

Finster starrten seine Augen sie an. „Nur ein Vorgeschmack an Strafe, wenn du dich weiterhin wie ein Flittchen aufführst“ drohte er. Dann griff er in den Schrank und erstarrte, statt Kleider stapelten sich eine Unmenge an Bücher darin. Er drehte sich zu ihr herum. „Du kannst lesen?“ fragte er sie ungläubig.