Die Briefe der Päpste (42-401), Band 1 -  - E-Book

Die Briefe der Päpste (42-401), Band 1 E-Book

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Beschreibung

In dem vorliegenden Werk, hier Band eins von zwei, finden sich die wichtigsten Briefe der ersten Päpste. Beginnend im Jahre 42, als Petrus der erste Papst wurde, werden chronologisch die essentiellen Schriften der obersten Kirchenvertreter aufgeführt. In diesem ersten Band enden diese bei Papst Eusebius im Jahre 309.

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Seitenzahl: 511

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Die Briefe der Päpste

(42 – 401)

 

Band 1

 

DIE SCHRIFTEN DER KIRCHENVÄTER

 

 

 

 

 

 

Die Briefe der Päpste 1

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849660819

 

Cover Design: Basierend auf einem Werk von Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35892522

 

Der Text dieses Werkes wurde der "Bibliothek der Kirchenväter" entnommen, einem Projekt der Universität Fribourg/CH, die diese gemeinfreien Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Bibliothek ist zu finden unter http://www.unifr.ch/bkv/index.htm.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

1. Der heilige Apostel Petrus (vom Jahre 42 — 60)2

2. Linus. (67 – 79)3

3. Cletus. (79 – 90)5

4. Clemens I. (91 – 100)15

5. Evaristus. (100 – 109)99

6. Alexander I. (109 – 119).440104

7. Sixtus I. (119 – 128)111

8. Telesphorus. (128 – 138)114

9. Hyginus. (138 – 141)116

10. Pius I. (141 – 156)118

11. Anicetus. (157 – 168)124

12. Soter. (168 – 177)126

13. Eleutheros. (177 – 192)130

14. Victor I. (192 – 202)135

15. Zephyrinus. (202 – 218)144

16. Callistus I. (218 – 222)152

17. Urbanus I. (222 – 230)165

18. Pontianus. (230 – 235)168

19. Anteros. (235 – 236)170

20. Fabianus. (236 – 250)172

21. Cornelius. (251 – 253)179

22. Lucius I. (253 – 254)191

23. Stephanus I. (254 – 257)194

24. Sixtus II. (257 – 258)201

25. Dionysius I. (259 – 268)209

26. Felix I. (268 – 274)228

27. Eutychianus. (275 – 283)233

28. Gajus. (283 – 296)237

29. Marcellinus. (296 – 304)239

30. Marcellus. (307 – 309)241

31. Eusebius. (309)245

Fußnoten. 251

 

 

Die Briefe der Päpste 1

 

Bibliographische Angaben:

 

Titel Version: Echte und unechte Papstbriefe 1 (42-309) (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Echte und unechte Papstbriefe 1 (42-309) In: Die Briefe der Päpste und die an sie gerichteten Schreiben. Band 1: von Linus bis Pelagius II. Zusammengesetzt, übersetz, mit Einleitungen und Anmerkungen versehen von Severin Wenzlowski (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Serie, Band 31), Kempten 1875. Unter der Mitarbeit von: Frans-Joris Fabri.

 

 

 

 

 

I. Der heilige Apostel Petrus (vom Jahre 42 — 60)

 

Der hl. Petrus ist der Verfasser von „zwei canonischen Briefen“, deren Aufnahme in unsre Sammlung aus leicht erklärlichen Gründen unterbleibt. Ebensowenig ist hier der Ort, über seine dogmatischen und disciplinären Entscheidungen, die wir aus der hl. Schrift, besonders aus der Apostelgeschichte kennen, zu sprechen.

In den Acten des hl. Pancratius, den der hl. Petrus zum ersten Bischof von Tauromenium in Sicilien1 bestellt haben soll, findet sich ein dem hl. Petrus fälschlich zugeschriebenes, übrigens auch schwer verständliches Decret,2 welches also lautet:

Rede (Ruf) des Petrus, des Apostelfürsten.

„Trage das Bild unseres Herrn Jesu Christi herbei und präge es auf dem Thürmlein aus, damit die Völker sehen, welche Gestalt der Sohn Gottes angenommen hat."

Von noch anderen fünf, eigentlich vier von Gratian dem hl. Petrus zugeschriebenen Dekreten wird bei Clemens I. Erwähnung geschehen, weil sie größtentheiIs dem apokryphen 1. Briefe des Clemens an den Apostel Jacobus entnommen sind.

 

 

 

2. Linus. (67 – 79)

 

Wenn die von Sirmond (1728) zuerst herausgegebene Schrift „Praedestinatus“ uns recht berichtet, so hat Linus die Menandrianer,4 eine gnostische Secte, welche den Ursprung der Welt nicht von Gott, sondern von Engeln herleiten, aus der Kirchengemeinschaft ausgefchlossen und ihnen gegenüber gelehrt, daß nach der hl. Schrift des Neuen Bundes Gott, der zu Moses geredet habe, der Schöpfer aller Dinge und in keinem Geschöpfe Etwas vorhanden sei, was schon von Natur aus zu tadeln wäre. — Die Verordnung, daß die Frauen nur mit verschleiertem Haupte in der Kirche erscheinen sollen (aus Ehrfurcht vor den Engeln, unter denen der hl. Ambrosius die Priester versteht), ist wohl nicht von Linus gegeben, sondern wahrscheinlich nur eingeschärft worden; sie ist bekanntlich apostolischen Ursprungs. 5Ausserdem werden dem hl. Linus noch zugeschrieben ein Bericht über die Disputation des hl. Petrus mit Simon Magus zu Rom6 und zwei Bücher über das Martyrium der hl. Apostelfürsten Petrus und Paulus, die er an die Kirchen im Orient geschickt haben soll, 7 sämmtlich unecht; denn ist es auch nicht unwahrscheinlich, daß Linus einen Bericht über das Martyrium der hl. Apostelfürsten verfaßt und an die Kirchen des Orients geschickt habe, so ergibt sich doch die Unechtheit dieser unter seinem Namen hierüber existirenden Bücher aus dem Inhalte derselben mit voller Gewißheit. Mit Ausnahme des Hauptpunktes nämlich, der durch viele anderweitige und authentische Zeugnisse bestätigten Thatsache, daß Petrus gekreuzigt wurde und zwar mit dem Kopfe nach unten, Paulus aber enthauptet wurde, tragen alle daselbst angeführten Nebenumstände den unverkennbaren Stempel der Dichtung an sich, ja widersprechen großentheils den übereinstimmenden Aussagen der ältesten Zeugen und aller christlichen Dogmatik und Moral. So wird darin erzählt, daß Petrus ohne Wissen des Kaisers Nero durch den Präfekten Agrippa zum Tode verurtheilt worden sei; widerspricht Dieß der übereinstimmenden Tradition, daß Nero unmittelbar die Verurtheilung des Apostelfürsten ausgesprochen habe, so ist die hierin angegebene Ursache des Hasses von Seite des Präfekten Agrippa gegen Petrus geradezu unmöglich; als Veranlassung jenes tödtlichen Hasses nämlich wird angeführt, daß Petrus mehrere vornehme römische Frauen, darunter auch die Concubinen des Agrippa und die Frau des mit Nero befreundeten Albinus, zum Gelübde der Enthaltsamkeit, natürlich gegen den Willen ihrer Männer, bewogen habe, was doch der christlichen Lehre von den Pflichten und Rech- ten des Ehestandes 8 ganz entgegen ist. Endlich widerstreitet die Erzählung, daß bei dem Martyrium der Apostelfürsten die Christen die Ausführung des Todesurtheiles mit Gewalt verhindern wollten und nur mit Mühe durch Petrus von der Ermordung des Präfecten zurückgehalten werden konnten, ebenso der christlichen Moral wie aller Vernunft. Von wem und wann dieses Machwerk entstanden sei, ist ganz unbekannt.

 

 

 

3. Cletus. (79 – 90)

 

Vorwort

Da Pseudoisidor, dessen vielbesprochene Sammlung aus der Mitte des neunten Jahrhunderts stammt, den Linus und Cletus nicht als eigentliche Päpste, sondern nur als Stellvertreter des dem hl. Petrus unmittelbar folgenden hl. Clements betrachtete, schrieb er Jenen auch keine Briefe zu; da er aber zugleich Cletus und Anakletus für zwei verschiedene Personen hielt, sah er sich veranlaßt, die Reihe seiner erdichteten Papstbriefe bei Anakletus, den er dem hl. Clemens folgen läßt, zu beginnen. Weil wir nun den Anakletus mit Cletus identificiren, so müssen wir schon hier die drei pseudoisidorischen Briefe des Anakletus, sowie vier ihm von Gratian zugeschriebene Decrete erwähnen.

 

1. Erster pseudoisidorischer Brief.10

Über die Unterdrückung und Verfolgung der Christen, und daß die Kirche einem Schiffe gleiche, und über die andern hier angeführten Angelegenheiten, an alle Bischöfe gerichtet.11 Anakletus, Knecht Jesu Christi, dem Herrn aus dem apostolischen Stuhle dienend, allen Bischöfen und allen übrigen Gläubigen, welche mit uns denselben Glauben haben; Gnade und Friede und Trost werde euch vom Herrn vermehrt in Ewigkeit.

Anakletus beginnt mit einer Ermahnung zur Geduld in Leiden (c. 1), führt den Vergleich der Kirche mit einem Schiffe durch (c. 2); warnt vor Schmähungen und Anklagen, besonders gegen Priester, und sagt: „Unser seliger Vorgänger Clemens, ein apostolischer und vom Geiste Gottes erfüllter Mann, verordnete zugleich mit seinen übrigen hl. Kollegen: Das Klage- und Zeugerecht soll Denen verweigert werden, welche die Würde der christlichen Religion und des (christlichen) Namens und die Norm ihres Gesetzes oder ihres Entschlusses oder die gesetzlichen Verbote ausser Acht gelassen haben. Denn die freiwilligen Uebertreter und Verletzer ihres Gesetzes werden Apostaten genannt. Jeder Apostat aber ist vor seiner Umkehr zurückzuweisen und bei der Anklage oder Zeugenschaft gegen rechtlich Handelnde nicht anzunehmen" 12 (c. 3 und 4); ermahnt, an Gottes Gericht zu denken und nicht einander zu richten (c.5); „denn müßte Alles schon in dieser Welt gerächt werden, so wäre Gottes Gericht überflüssig; denn umsonst bemüht sich Der, welcher der Sonne durch Fackeln zu Hilfe zu kommen sucht. Wenn also Jemand Gott dadurch zu gefallen meint, daß er seine Diener anklagt und er sagt, er thue Dieß zu ihrer Besserung, so müht er sich vergebens und wird mehr von Neid als Liebe getrieben, weil die Fülle der Gnade keiner Zuthat bedarf und keine Vermehrung der Gunst suchet“13 (c. 6); „wir wissen aber, daß Viele nur deßhalb die Lehrer anfeinden, um sie zu verderben und die Neigungen ihres eigenen Willens zu befriedigen. Deßhalb aber dürfen die Lehrer (so weit es in ihren Kräften steht) vom rechten Eifer und der guten Absicht nicht abweichen, eingedenk, daß, „selig die sind, die Verfolgung erleiden um der Gerechtigkeit willen”14 (Matth. 5, 10) (c.7). „Nichts ist schlechter als ein Hirt, der sich des Lobes der Wölfe rühmt; sucht er diesen zu gefallen, und will er lieber von diesen geliebt werden, so wird er dadurch den Schafen zum großen Verderben gereichen. Kein Hirt also kann den Wölfen und (zugleich) den Schafheerden gefallen. Denn ein mit irdischen Fesseln gebundener Geist verliert das Gedächtniß für seine Arbeiten; sowie die Sorgfalt bei jeder Beschäftigung die Mutter der Künste ist, so ist die Nachlässigkeit die Stiefmutter der Weisheit;" 15Alle sollen gerne für Christus leiden, wie er für uns gelitten hat(c.8); denn die dem Herrn opfern, sollen von Allen geehrt werden; auch sollen sie nicht allein, sondern vor Zeugen das hl. Opfer darbringen (c. 9); „der Bischof soll, wenn er Gott opfert, Zeugen bei sich haben und zwar mehr als ein anderer Priester; denn gleichwie er eine höhere Ehrenstufe einnimmt, so bedarf er auch ein größeres Zeugniß. An den größeren Festtagen nämlich soll er sieben oder fünf oder drei Diakonen, welche seine Augen genannt werden, und Subdiakonen und die übrigen Diener um sich haben, welche mit den hl. Gewändern angethan von vorne und rückwärts, sowie die Priester zur rechten und linken Seite mit zerknirschtem Herzen und gedemüthigtem Geiste und geneigtem Angesichte (um ihn) stehen sollen, um ihn vor übelgesinnten Menschen zu schützen und mit seinem Opfer sich zu vereinigen (c.10). Nach geschehener Consecration aber sollen Alle communiciren, welche nicht des Eintrittes in die Kirche beraubt sein wollen. Denn so haben es die Apostel angeordnet und hält es die hl. römische Kirche“16 (c. 11); diePriester aber sollen durch Wissenschaft und Tugend ausgezeichnet sein und in allem Guten dem Volke zum Vorbilde und nicht zum Ärgerniß gereichen: „denn ohne Zweifel gibt Ärgerniß gegen Gott sowohl der, welcher nicht recht lehret, als auch der, welcher den Bischof oder Priester Gottes ärgert”17 (c. 12); alle fallen insbesondere durch die Tugenden der Gerechtigkeit und Liebe, der Geduld und Sanftmuth und Barmherzigkeit Gott ähnlich zu werden suchen (c. 13). „Wer seinem Vater oder seiner Mutter Etwas entwendet und sagt, daß das keine Sünde sei, der ist ein Mörder. Unser Vater ist ohne Zweifel Gott, der uns erschaffen hat; unsere Mutter aber ist die Kirche, welche uns in der Taufe geistiger Weise wiedergeboren hat. Wer also an Christi und der Kirche Vermögen einen Raub, Diebstahl oder Betrug ausübt, der ist ein Mörder." 18 „Wer das Geld seines Nächsten raubt, begeht eine Sünde; wer aber das Geld oder das Vermögen der Kirche bestiehlt, begeht einen Gottesraub" 19 (c. 14). „Denn die Privilegien der Kirchen und Priester sollen für alle Zeiten unversehrt und unverletzt bleiben. Die Gesetze der Kirche bestätigen wir mit apostolischer Autorität und verbieten fremde Gerichte. Deßhalb sagt auch der Herr, als er von Loth sprach, durch (den Mund des) Moses also: „Als ein Fremdling kamst du zu uns, etwa um den Richter zu machen?" 20“Jede Kirchenprovinz muß daher nach kirchlichen und weltlichen Gesetzen ihre gerechten und keine ungerechten Richter haben und keine auswärtigen, wenn es nicht die Anordnung dieses apostolischen Stuhles so bestimmt hat”21 (c. 15). Handelt es sich um eine kirchliche Angelegenheit, so soll sie von den Bischöfen untersucht und entschieden werden und zwar, wenn sie wichtiger ist, im Einvernehmen mit dem Primas, wenn sie minder wichtig ist, im Einvernehmen mit dem Metropoliten; ist es aber eine weltliche Angelegenheit, soll sie auch von weltlichen Personen, doch nach dem Urtheile der Bischöfe geschlichtet werden. „Denn jeder Angeklagte soll, wenn er will, frei an das Urtheil der Priester appelIiren und von Niemand (daran) verhindert, sondern von diesen gestützt und befreit werden (c.16). Wenn es aber schwierige Fälle und wichtige Angelegenheiten wären, sollen sie an den höheren Stuhl berichtet werden, und wenn sie auch hier nicht leicht entschieden oder gerecht beendet werden könnten, sollen bei der Versammlung der Höchsten. was alljährlich zwei- oder dreimal zu geschehen pflegt und (geschehen) soll, gerecht und gottgefällig in Gegenwart des Patriarchen oder Primas die kirchlichen und von dem Patricius die weltlichen Angelegenheiten gemeinschaftlich entschieden werden." 22In besonderen schwierigen und wichtigen Fällen soll von ihrem Urtheile an den apostolischen Stuhl appellirt werden, an welchen dann hierüber zu berichten ist. Der Brief schließt mit Ermahnungen zur Ausdauer und gegenseitigen Liebe (c. 17)

 

2. Zweiter pseudoisidorischer Brief.

An die Bischöfe Italiens. Über die Ordination der Bischöfe und Priester, über den Glauben und sonstige Angelegenheiten. Anakletus, der Bischof, allen in Italien eingesetzten Bischöfen.

Der Papst bedauert, daß er wegen der vielen Sorgen und Bedrängnisse auf ihre an ihn gerichteten Fragen nur kurz antworten könne; er beantworte sie aber so, wie er hierin vom hl. Petrus, der ihn auch zum Presbyter ordinirt habe, unterrichtet worden sei, und führt dann bezüglich derOrdination folgende apostolische Anordnung auf: „Die Ordinationen der Bischöfe sind nach apostolischer Anordnung von allen Bischöfen derselben Provinz vorzunehmen. Wenn sie versammelt sind, sollen sie eine sorgfältige Untersuchung anstellen, Fasten mit allem (stetem) Gebete halten, die Hände mit den Evangelien, welche (Jene) verkündigen werden, (den zu Weihenden) auflegen, am Sonntage in der dritten Stunde unter Gebet und mit der hl. Salbung, nach dem Beispiele der Propheten und Könige sollen sie deren Häupter gleich den Aposteln und Moyses salben, weil alle Heiligung im hl. Geiste beruht, dessen unsichtbare Kraft mit dem hl. Chrisma verbunden ist, und nach diesem Ritus die feierliche Ordination vornehmen. Wenn aber nicht Alle zusammen kommen können, so sollen (die Abwesenden) ihre Zustimmung durch ihr Gebet23abgeben, damit sie dem Geiste nach bei der Ordination nicht fehlen.„ 24 „Auch der erste Erzbischof von Jerusalem, der hl. Jacobus, welcher der Gerechte und dem Fleische nach der Bruder des Herrn genannt wurde, ist von den Aposteln Petrus, Jacobus und Johannes (zum Bischofe) 25 bestellt worden, die also ihren Nachfolgern dadurch die Weisung gaben, daß ein Bischof keinesfalls von weniger als drei Bischöfen, welchen alle übrigen (Bischöfe) beistimmen, ordinirt werde und die Ordination durch gemeinsame Abstimmung geschehe.“ 26 „Die übrigen Priester aber sollen von ihren eigenen Bischöfen ordinirt werden, so daß auch die Bürger und die andern Priester zustimmen und sollen (die Bischöfe) die Ordination unter Fasten vornehmen. So müssen auch die Diakonen ordinirt werden. Zur Ertheilung der übrigen Weihegrade aber mag das Zeugniß drei wahrheitsgetreuer (Männer) mit der Approbation des Bischofs genügen„ 27 (c. 1). „Eine Anklage gegen dieselben, worüber ihr unsern Rath einholen wolltet, kann nur von geeigneten und ganz erprobten Männern, die von allem Verdachte und Frevel frei sind, gemacht werden, weil der Herr die Diener seines Leibes von gemeinen und schlechten und untauglichen Personen nicht beschimpfen oder schmähen lassen will, sondern er selbst trieb mit eigener Geißel die sündigenden Priester aus dem Tempel. Daraus ist klar, daß die höchsten Priester, d. i. die Bischöfe, von Gott zu richten sind, nicht von menschlichen (Richtern), noch von lasterhaften Menschen geschmäht werden dürfen, sondern vielmehr von allen Gläubigen zu tragen sind, nach dem eigenen Beispiel des Herrn, als er selbst und nicht durch einen Anderen die Verkäufer und Käufer aus dem Tempel jagte. Denn, glaube ich, es gibt Keinen unter uns, der seinen Knecht von einem Andern als von sich selbst richten lassen will. Ist es dennoch gewagt worden, so geräth er in großen Zorn oder sucht sich gar an ihm zu rächen. Daher sagt auch der Herr durch den Propheten (Zachar. 2, 8): “Wer euch berührt, der berührt meinen Augapfel.“ Wenn daher Verleumder überhaupt strenge gerichtet werden und der Gefahr des Verderbens anheimfallen, so ziehen sich um so mehr die Schmäher und Verleumder und Ankläger und Verfolger der erwähnten Diener Gottes die Verdammung zu und fallen, wenn sie sich nicht bessern und nach geleisteter Genugthuung nicht würdige Buße thun, zweifellos in den Abgrund und werden von den strafenden Flammen verzehrt. (c2.) In Erwägung dieser und anderer Gefahren haben die Apostel verordnet, daß die Säulen der hl. Kirche Gottes nicht leichthin erschüttert, geschmäht und beschuldigt werden dürfen, wie die Apostel und ihre Nachfolger nicht mit Unrecht heissen. Wenn aber jemand gegen sie oder ihre Kirchen aufgebracht ist oder einen Streit hat, so gehe er zuerst im Geiste der Liebe zu ihnen, damit sie, in vertraulicher Unterredung ermahnt, heilen, was zu heilen ist, und in Liebe das verbessern, was gerechter Weise zu bessern ist. (c. 3). Sollten es aber Einige wagen, dieselben, bevor sie Dieß gethan, zu schmähen, zu verklagen oder anzufeinden, so sollen sie exommunicirt und durchaus nicht losgesprochen werden, bevor sie nicht (wie schon gesagt) durch die Genugthuung würdige Buße gethan haben, weil das gegen Jene verübte Unrecht Christus angeht, dessen Stelle sie vertreten.„ 28 „Auch hat die Verwerfung der höchsten Priester, wie schon oben erwähnt ist, der Herr sich vorbehalten, obwohl er deren Erwählung den Priestern und dem Volke überlassen hat“ 29. „Wenn aber nur ein Unbescholtener zum Priester erwählt werden darf, so kann es nicht gestattet sein, daß er von verbrecherischen Menschen angeklagt oder beschuldigt werde noch von Anderen, ausser von Solchen, welche frei von Verbrechen und der Wahl gemäß, wenn die Noth es erfordert, oder nach dem Willen des Herrrn selbst diesem zu dienen sich entschlossen haben und tadellose Priester werden und dazu ordinirt werden können und in Allem so sind, wie die zu Priestern zu Wählenden sein sollen. 30„So wird auch dem Moyses befohlen, daß er Priester auswähle, weßhalb es in den Sprüchwörtern (20, 29) heißt: „Der Ruhm der Greise ist ihre Weisse.„ Diese Weisse aber bedeutet Weisheit, von der geschrieben steht (Weish. 4, 8): „Die Weisse der Menschen ist ihre Klugheit,“ und obwohl, wie wir gelesen, von Adam bis Abraham die Menschen 900 Jahre und darüber gelebt haben, so ist dennoch kein Anderer zuerst Presbyter genannt worden, d. i. der Ältere, als Abraham, von dem es gewiß ist, daß er viel weniger lange gelebt habe; so werden also nicht wegen des hinfälligen Alters, sondern um ihrer Weisheit willen die Presbyter (so) genannt„ 31 (c. 5). Darum wurden schon die Priester des Alten Bundes von Gott mit hohem Ansehen bekleidet (c. 6). „Im Neuen Testamente hat nach Christus dem Herrn von Petrus der priesterliche Ordo seinen Anfang genommen, weil diesem zuerst in der Kirche Christi das Hohepriesterthum verliehen wurde, als der Herr zu ihm sprach (Matth. 16, 18): „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen, und dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben.“ Dieser also hat der Erste die Binden und Lösegewalt vom Herrn erhalten und der Erste das Volk durch die Kraft seiner Predigt zum Glauben geführt. Die übrigen Apostel aber haben mit ihm zugleich Ehre und Macht empfangen und wollten, daß er ihr Fürst sei, die auch nach dem Befehle des Herrn sich über den ganzen Erdkreis zerstreuten und das Evangelium predigten. Nach deren Tode folgten an ihrer Statt die Bischöfe, deren Ordination nach der oben angegebenen Ordnung und Weise geschehen muß; wer sie und ihre Worte aufnimmt, der nimmt Gott auf; wer aber sie verachtet, der verachtet Den, von dem sie gesandt sind, und dessen Stelle sie vertreten, und wird ohne Zweifel auch vom Herrn verachtet werden. Aber die Apostel sagen, daß die Ernte groß, der Arbeiter aber Wenige seien (Matth. 9, 37); deßhalb baten sie den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte schicke; dann wurden von ihnen die 7032Schüler auserwählt, deren Charakter die Priester haben, und an deren Stelle sie in der Kirche einge- setzt sind.33 (c.7.) Deßhalb ist bei der Ordination eines Bischofs wohl vorrgesorgt, daß Nichts nach der Willkür eines Einzelnen, sondern Alles nach Recht in allgemeine Uebereinstimmung geschehe (c. 8). „Die Provinzen waren größtentheils schon lange vor der Ankunft Christi eingetheilt und wurde nachher von den Aposteln und unserm Vorgänger, dem hl. Clemens, diese Eintheilung erneuert. Und sowie in der Hauptstadt der Provinzen schon lange die ersten Gesetzgeber und Richter waren, an welche jene Bewohner der übrigen Städte, wenn sie es nöthig hatten, die beim Hofe des Kaisers oder der Könige gegen Anklagen und Ungerechtigkeiten nicht Zuflucht suchen konnten oder durften, appellirten, so oft es nothwendig war, wie es in ihrem Gesetze bestimmt gewesen, ebenso ordneten auch die göttlichen und kirchlichen Gesetze an, daß in eben diesen Städten oder Orten unsere Patriarchen oder Primaten, welche trotz der verschiedenen Namen denselben Charakter haben, eingesetzt werden und seien, an welche die Bischöfe, wenn es nöthig ist, sich flüchten und appelliren könnten, und daß bloß diese den Namen von Primaten tragen und keine Anderen. Die übrigen Metropolitanstädte aber, welche niedere Richter (obwohl höher gestellte als die Comites) hatten, sollen ihre Metropoliten haben, welche den vorerwähnten Primaten pflichtschuldigen Gehorsam leisten, wie es auch früher in den weltlichen Gesetzen angeordnet war, und die nicht Primaten, sondern entweder Metropoliten oder Erzbischöfe heissen. 34Alle diese apostolischen Anordnungen sollen vor Allem den Bischöfen bekannt sein, welche sie den Uebrigen zu verkündigen haben; Nichts ist schädlicher als ein unwissender Lehrer. „Mit Rechte wird jener Lehrer ein Todtschläger genannt, welcher das Gewissen der Schwachen mit unnützem Gerede verwirrt. Deß- halb sollet ihr und alle Gläubigen festhalten an dem glaubwürdigen Worte, wie es der Lehre gemäß ist, damit ein Jeder mächtig sei, in der hl. Lehre zu trösten und die Widersprechenden zu widerlegen (Tit. 1, 9) und die recht Lebenden und den wahren Glauben Bewahrenden zu bekräftigen.“ 35 (c. 9.) Den Brief beschließt eine Belehrung, wie Denen zu erwidern sei, welche aus der Stelle bei Isaias 10, 22 und im Römerbriefe 9, 28, 36wo von dem abgekürzten Worte Gottes die Rede ist, die Gottheit Christi leugnen wollten:”Ein abgekürztes Wort“ bedeute nicht eine Schmälerung der göttlichen Würde und Macht in Christo, sondern beziehe sich auf dessen Annahme der menschlichen Natur, sein Leiden und seinen Tod, auf die kurze Zeit seines irdischen Daseins und Wirkens, auf die Kürze der Zeit, in welcher wir unser nach Christi Geboten wirken müssen. (c. 10.)

 

3. Pseudoisidorischer Brief.

Über Patriarchen und die Primaten und die übrigen Bischöfe und daß die römische Kirche der Angelpunkt und das Haupt der Kirchen sei.37 Anakletus, der Knecht Jesu Christi, vom Herrn auf den apostolischen Stuhl eingesetzt und von dem hl. Apostelfürsten Petrus zum Presbyter ordinirt, (sendet) allen Bischöfen und den übrigen Priestern Christi (seinen) Gruß.

Nach einer aus Ephes. 1, 3—12 genommenen Einleitung erklärt der Papst, er wolle die an ihn gestellten Fragen über die Primaten nach der von dem hl. Petrus, den übrigen Aposteln und dem hl. Clemens überkommenen Lehre beantworten. Der priesterliche Ordo ist nach Christi Anordnung in zwei Classen getheilt, die der Bischöfe, welche Nachfolger der Apostel sind, und die der Priester, welche das Amt der Jünger fortführen; „die Bischöfe dürfen nicht in Castellen oder kleinen Städten eingesetzt werden, sondern in Castellen und kleinen Städten und Dörfern müssen von den Bischöfen Priester ordinirt und bestellt werden, aber einzeln für die einzelnen Titel. Der Bischof darf auch nicht von Einem ordinirt werden, sondern (es muß Dieß) von mehreren Bischöfen (geschehen), und wie gesagt, nicht für eine kleine Stadt oder sonst wohin, damit der Name des Bischofs nicht werthlos werde, sondern er ist für eine ansehnliche Stadt zu bestimmen und zu ernennen. Ein Priester aber ist jedem beliebigen Orte oder der daselbst errichteten Kirche vorzusetzen" 38 (c. 1). Der Ordo der Apostel ist nur einer, wenn gleich die Bischöfe der ersten Städte Primaten und an manchen Orten Patriarchen heissen. Aber nur die, welche von Alters her die ersten Sitze innehaben von den Aposteln oder vom hl. Clemens, können den Titel Patriarchen oder Primaten beibehalten; die übrigen aber sollen nur Erzbischöfe oder Metropoliten heissen, weil sie nur aus weltlichen (politischen) Ursachen jenen Vorrang einnehmen (c 2.) „Die hochheilige römische und apostolische Kirche hat nicht von den Aposteln, sondern vom Herrn unserem Erlöser selbst den Primat und die oberste Gewalt über alle Kirchen und die ganze Heerde des christlichen Volkes erhalten, wie er selbst dem hl. Apostel Petrus sagte: 39 „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen; und dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben, und was immer du wirst auf Erden gebunden haben, das wird auch im Himmel gebunden sein; und was du wirst auf Erden gelöst haben, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ In derselben römischen Stadt wurde auch als Genosse der seligste Apostel Paulus herbeigezogen, das Gefäß der Auserwählung, welcher an einem Tage und zu derselben Zeit mit einem herrlichen Tode, mit Petrus unter dem Fürsten Nero kämpfend, gekrönt wurde, und Beide haben die hl. römische Kirche geheiligt und über alle übrigen Städte der ganzen Welt durch ihre Gegenwart und ihren ehrwürdigen Triumph gesetzt. Und obwohl für Alle das unaufhörliche Gebet aller Heiligen bei Gott verrichtet wird, so hat doch der seligste Apostel Paulus den Römern eigenhändig mit folgenden Worten versprochen:40 „Gott ist mein Zeuge, dem ich in meinem Geiste durch das Evangelium seines Sohnes diene, daß ich ohne Unterlaß euer stets in meinen Gebeten gedenke.“ Der erste Sitz also ist durch Gottes Gnade der der römischen Kirche, welche (wie erwähnt) die heiligsten Petrus und Paulus durch ihr Martyrium geheiligt haben (c. 3). Der zweite Sitz ist der in Alexandrien durch den Namen des hl. Petrus von Marcus, dessen Schüler und Evangelisten, geheiligte, weil er selbst zuerst in Ägypten, von Petrus (dahin) gesandt, das Wort der Wahrheit verkündigte und sein glorreiches Martyrium erhielt; ihm folgte der ehrwürdige Abilius (c 4). Der dritte Sitz desselben d. i. des hl. Apostels Petrus aber in Antiochien wird in Ehren gehalten, weil er daselbst, bevor er nach Rom kam, wohnte und den Ignatius zum Bischofe eingesetzt hat und hier zuerst der Name der Christen als des neuen Volkes entstanden ist 41 (c. 5). Schon die Apostel bestimmten unter sich, welcher Bischof der verschiedenen Völker der Erste sein solle, der für Alle eine besondere Sorge tragen müsse. Denn auch unter den Aposteln war ein gewisser Unterschied. Und obgleich Alle Apostel waren, so ist es doch dem Petrus vom Herrn verliehen worden und wollten auch sie selbst es so, daß er der Vorsteher aller übrigen Apostel sei und der Kephas d. i. das Haupt und die Fürstenschaft des Apostolates besitze. Dieselbe Form überlieferten sie auch ihren Nachfolgern und den übrigen Bischöfen zur Beobachtung. Dieß aber ist nicht nur im neuen Testamente angeordnet, sondern bestand auch im alten: daher geschrieben steht: 42„Moyses und Aaron waren unter seinen Priestern,“ d. i. die Ersten unter ihnen." 43Je höher aber Einer steht, desto demüthiger sei er, wie auch der Herr kam, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen (c. 6). Schwierigere Angelegenheren sollen der römischen Kirche, welche nach Gottes Anordnung das Haupt aller Kirchen ist, zur Entscheidung vorgelegt werden. „Dieser apostolische Stuhl aber ist, wie gesagt, als der Angelpunkt und das Haupt vom Herrn und von keinem Anderen eingesetzt, und sowie durch die Angel die Thür regiert wird, so werden durch die Auctorität dieses hl. Stuhles nach der Anordnung des Herrn alle Kirchen regiert" 44 (c. 7). „Kläger und Zeugen können Diejenigen nicht sein, welche vor dem gestrigen oder vorgestrigen Tage Feinde waren, damit sie nicht aus Zorn zu schaden verlangen oder, weil sie beschädigt wurden, sich rächen wollen. Deßhalb ist die Gesinnung der Kläger und Zeugen zu untersuchen, ob sie nicht eine feindselige oder verdächtige sei." 45Alle Anklagen sind vor den eigenen, nicht vor einen fremden Richter zu bringen (c. 8); denn die Bischöfe müssen von ihren Untergebenen gefürchtet und von ihnen selbst gebessert werden, damit sie aus Menschenfurcht zu fündigen sich furchten, wenn sie Gottes Gericht nicht scheuen. „Ärger sind die, welche das Leben und die Sitten der Lehrer entstellen, als Solche, die Gut und Besitz Anderer rauben. Denn diese nehmen uns das, was ausser uns ist, wenn es auch das Unsrige ist, unsere Verläumder aber und die, welche unsere Sitten entstellen oder uns anfeinden, rauben eigentlich uns selbst; deß- halb sind sie mit Recht ehrlos und von der Kirche ausgeschlossen (c. 9). So weichen also oft nach Verdienst des Volkes die Hirten der Kirche vom Wege ab, damit die, so ihnen folgen, um so leichter (tiefer) fallen." 46Der Satan bemüht sich deßhalb häufig zur Beschleunigung des Verderbens, daß die Untergebenen die Ehre und Wirksamkeit der Vorgesetzten durch Verleumdungen untergraben (c. 10). „Die Strafe des Cham, Noe’s Sohn, ziehen sich Jene zu, welche die Schuld ihrer Lehrer und Vorgesetzten verrathen, wie Cham, welcher die Scham seines Vaters nicht verdeckte, sondern zum Gespötte herzeigte“47 (c. 11). Der Kirchenvorsteher soll, wenn er vom Glauben abgewichen wäre, gebessert und nicht so sehr gestraft als vielmehr ertragen, das Gericht aber Gott überlassen werden; „sowohl die Priester als alle Gläubigen sollen um die, welche dem Verderben entgegen gehen, äusserst besorgt sein, damit Jene entweder durch ihre Zurechtweisung gebessert oder, wenn sie unverbesserlich erschienen, aus der Kirche ausgeschlossen werden”48 (c. 12). Jeder sei daher äusserst langsam zur Anklage, suche den Verleumdern und Verleumdungen auszuweichen oder entgegen zu treten (c. 13). Alle Diener Gottes aber sollen sich eines unbefleckten Lebenswandels befleissen und einander zurechtweisen, nicht um einander zu schaden, sondern deßhalb, damit alles Argerniß vermieden werde und Alle des ewigen Lohnes würdig seien (c. 14). 49

 

4. Einzelne Decrete bei Gratian.

1.       Nach den Anordnungen der hl. Väter und Canonen sollen alle der Anordnung des apostolischen Stuhles unter- stehenden Bischöfe, welche in der Nähe sind, alljährlich am 15. Mai sich an den Stufen der hl. Apostelfürsten Petrus und Paulus vorstellen, mit Beseitigung alles Vorwandes. Die Entfernten aber sollen (diesem Befehle) durch einen schriftlichen Bericht nachkommen. Wer aber diese Anordnung verachtet, wisse, daß er, ausser er wäre durch Krankheit verhindert gewesen, den canonischen Strafen verfalle. 50

2.       Laien dürfen bei einer Klage gegen Bischöfe nicht gehört werden, weil ihnen Einige offenbar feindlich sind und es unwürdig ist, daß sie von Jenen angeklagt werden, welche ihre Strenge nicht nachahmen wollen. 51

3.       Weil der Bischof und alle Priester nur zum Lobe Gottes und zur Ausübung guter Werke eingesetzt werden, muß ein Jeder von ihnen sowohl für die kirchlichen als auch für die Privat - Streitigkeiten (mit Ausnahme aber eines öffentlichen Verbrechens) einen Sachwalter haben, der in keinem bösen Rufe steht, sondern einen guten Leumund hat und eine ehrenhafte Kunst ausübt, damit sie nicht im Haschen nach menschlichem Gewinne den ewigen Lohn verlieren. 52

4.       Ein Bischof darf nicht in eine fremde Diöcese zur Ordination fremder Kleriker oder Consecration von Altären eindringen. Wenn er es gethan hat, sollen die von ihm Ordinirten entfernt werden, die Consecration des Altares aber (giltig) bleiben, der Übertreter der Canonen aber durch ein Jahr der Celebrirung der Messen beraubt sein. 53

 

5. Ein Buch über das Martyrium seines Vorgängers. 54

Haas55erwähnt (ohne näheres Citat), daß Anakletus nach Dionysius Areopagita ein Buch über das Martyrium seines Vorgängers geschrieben habe, das aber, weil es von den Alten nicht genannt werde, wahrscheinlich unecht und ührigens verloren gegangen sei; Müller56 sagt (gleichfalls ohne näher zu citiren) Dasselbe und fügt hinzu, daß jenes Buch in dem Menologium (Martyrologium) der Griechen gestanden und zu Rom in der Barberinischen Bibliothek aufbewahrt gewesen sein soll; ich konnte aber hierüber nirgends eine Notiz finden.

 

 

 

4. Clemens I. (91 – 100)

 

Vorwort

Da Clemens I., meist Clemens Romanus genannt, nicht nur ein Zeitgenosse, sondern auch ein Mitarbeiter der Apostelfürsten gewesen, von Vielen auch für den unmittelbaren Nachfolger des hl. Petrus gehalten wurden, denen Linus und Cletus gleichsam nur für Generalvicare des Clemens galten, stand sein Name von Alters her im höchsten Ansehen. Diesem Umstande jedenfalls ist es zuzuschreiben, daß von keinem Papste der ersten drei Jahrhunderte so viele Christen aufgeführt werden als von Clemens. Aus der nicht unbedeutenden Zahl der unter seinem Namen überlieferten Schriften ist ohne Widerspruch als echt anerkannt nur sein (1.) Brief an die Corinthier; als echt erkläre ich ferner mit Wettstein, Gallandius, Stolberg, Möhler, Permaneder, Zingerle, Malou, Bischof von Brügge, Villecourt, Bischof von La Rochelle, und Beelen die zwei Briefe an die Jungfrauen, während die Authenticität eines zweiten von Vielen gleichfalls an die Corinthier überschriebenen Briefes sehr zweifelhaft bleibt; ebenso ist es unentschieden, ob Clemens den Brief des Apostels Paulus an die Hebräer nach dessen Anweisungen und in dessen Auftrag verfaßt habe. — Als sicher apokryph gelten die angeblich von den Aposteln erlassenen, von Clemens redigirten Canones und Constitutionen der Apostel mit der im 8. Buche der letzteren enthaltenen Liturgie, die übrigens viele Bestandtheile aus der Zeit des hl. Clemens enthalten mag; ferner seine Homilien (schlechthin Clementinen genannt) und die aus diesen später verfaßten 10 Bücher der Recognitionen; endlich zwei Briefe, die Clemens an den Apostel Jacobus geschrieben haben soll, und welche Pseudoisidor um mehr als das Doppelte vermehrt mit noch drei anderen von ihm compilirten Briefen in seinen Codex aufgenommen hat. Andererseits ist es fast gewiß, daß so manches wirklich von Clemens Herrührende verloren gegangen ist. So haben wir unter den 10 clementinischn Fragmenten eines, welches Leontius 57: „Aus dem neunten Briefe des hl. Clemens von Rom" überschrieb und zu keinem der uns erhaltenen echten oder unechten Schreiben des hl. Clemens gehört; ebenso deutet der hl. Abt Maximus 58 in seiner Apologie der Schriften des hl. Dionysius Areopagita an, daß ihm mehr Briefe von Clemens als die zwei an die Corinther bekannt gewesen; endlich citirt Dionysius Barsalibi59 einen Brief, den Clemens Romanus gegen die, welche die Ehe verwerfen, geschrieben habe. Das Collegium der Protonotare verehrt den hl. Clemens als seinen Patron und führt dessen Bild in seinem Wappen; denn das Pontificalbuch berichtet, daß er Rom in 7 Regionen unter 7 Notare vertheilt habe, welche die Acten der Märtyrer sammeln sollten; diese Regional - Notare aber gelten als die Vorläufer der heutigen Protonotare. 60

 

I. Echte Schreiben.

 

1. Brief an die Corinthier.

Dieser Brief ist übersetzt in unserer „Bibliothek der Kirchenväter“ unter den Werken der apostolischen Väter.

 

2. Die zwei Briefe an die Jungfrauen.

 

Einleitung. 61

Davon, daß der hl. Clemens Briefe an die Jungfrauen geschrieben habe, berichten der hl. Epiphanius und der hl. Hieronymus; Ersterer sagt bezüglich der Ebioniten: „Sie benützen aber auch ein anderes Buch, das nämlich die Reisen Petri genannt und von Clemens verfaßt ist; dieses Buch haben sie verfälscht und nur wenig Wahres darin gelassen; dieser Fälschung überführt sie Clemens selbst in jenen encyclischen von ihm verfaßten Briefe, welche in den heiligen Kirchen öffentlich gelesen werden; denn in diesen ist ein ganz anderer Glaube und eine ganz andere Lehre ausgeprägt als in dem von den Ebioniten in den Reisen Petri unterschobenen Werke. Er nämlich lehret die Jungfrauschaft, sie aber verschmähen dieselbe; er lobt den Elias, David, Samson und alle Propheten; jene aber verwerfen sie.„ Hieronymus aber schreibt in seinem Buche gegen Jovinianus, welcher die Jungfräulichkeit auf die gleiche Stufe mit dem Ehestande stellte, Folgendes: „An Diese (d. i. an die Verschnittenen, welche sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen) richtet auch Clemens, der Nachfolger des Apostels Petrus, (derselbe) dessen der Apostel Paulus (Philipp. 4, 3) erwähnt, Briefe, deren Inhalt fast ausschließlich von der jungfraulichen Reinigkeit handelt. Epiphanius und Hieronymus bezeugen demnach, daß der hl. Clemens Romanus Briefe an die Jungfrauen geschrieben habe, in welchen fast ausschließlich von der Jungfräulichkeit die Rede sei und von Elias, David, Samson und allen Propheten rühmlich gesprochen werde, daß diese Briefe encyclische gewesen und in den Kirchen öffentlich gelesen worden seien. Jene Worte des Epiphanius und Hieronymus wurden von Vielen ebenso willkürlich als unrichtig auf die zwei Briefe an die Corinthier bezogen, bis der gelehrte Bibelkritiker Johannes Jacobus Wettstein in einem ihm aus Aleppo zugesendeten syrischen, im Jahre 1470 von dem syrischen Mönche und Priester Kuphar geschriebenen Bibelcodex unmittelbar nach den canonischen Büchern des Neuen Testamentes unsere zwei Briefe an die Jungsrauen in syrischer Uebersetzung entdeckte und dieselben mit beigesetzter lateinischer Version und einem Vorworte, in welchem er ihre Echtheit darzuthun sich bemühte, im Jahre 1752 veröffentlichte. Gegen Wettstein bekämpften die Authenticität dieser zwei Briefe der Engländer Lardner und der Holländer Venema, die auch jetzt noch behaupteten, daß die oben angeführten Worte des Epiphanius und Hieronymus nicht auf diese Briefe, sondern auf die Briefe an die Corinthier zu beziehen seien. Andere, namentlich ein Anonymus 62 (Dr. Herbst), gaben wohl zu, daß an jenen Stellen bei Epiphanius und Hieronymus nur von unseren zwei Briefen die Rede sein könne, erklärten aber dieselben wegen einiger Stellen, die ihnen Verhältnisse und Zustände einer viel späteren Zeit anzudeuten schienen, für unecht. Den Einwürfen der ersteren entgegnete noch Wettstein selhst, während die Bedenken des Tübinger Anonymus der erste deutsche Uebersetzer unserer zwei Briefe, Zingerle, widerlegte. In neuester Zeit (1856) edirte Dr. Beelen unsere Briefe nach dem von Wettstein benützten syrischen Code neuerdings in vielfältig berichtigter Gestalt und stellte in den dazu verfaßten Prolegomena die Authenticität derselben sowohl durch Aufführung der treffendsten Beweise als auch durch gründliche Widerlegung aller Einwürfe fest. Verfasser und Inhalt der Briefe rechtfertigen es wohl, jene in gedrängter Uebersicht hier darzulegen.

Zunächst ist es klar, daß Epiphanius und Hieronymus an den oben angeführten Stellen nicht die Briefe des hl. Clemens an die Corinthier gemeint haben können; denn 1) reden Beide von Briefen, Epiphanius aber kennt nur den ersten Brief an die Corinthier, wenigstens citirt er nirgends den sog. zweiten Brief an die Corinthier; Hieronymus aber bezeugt ausdrücklich, 63daß dieser zweite Brief von den Alten für unecht gehalten worden sei; 2) sagt Epiphanius, daß jene Briefe an die Jungfrauen in den Kirchen öffentlich vorgelesen wurden, was wieder nicht auf die zwei Corintherbriefe paßt, da nach dem doch gewiß competenten Zeugnisse des hl. Dionysius, Bischof von Corinth, 64 nur ein Brief des Clemens an die Corinthier daselbst in der Kirche gelesen wurde; Dasselbe wiederholen Eusebius, 65Hieronymus66 und Photius,67 die alle zugleich und unmittelbar darnach berichten, daß der sog. zweite Brief an die Corinthier von den Alten nicht benützt wurde; 3) nennt Epiphanius unsere Briefe encyclische, wie es der oder die an die Corinthier gerichteten doch gewiß nicht waren; 4) waren dieselben, wie Hieronymus sagt, an die „Verschnittenen“ gerichtet, was abermals eine Bezugnahme auf die Corintherbriefe ausschließt; 5) ist es gegenüber der Angabe des Epiphanius, daß Clemens in diesen Briefen die Jungfrauschaft lehre und den Elias, David, Samson und alle Propheten lobe, sowie nach der Erklärung des Hieronymus, daß der Inhalt der Briefe fast ausschließlich von der jungfräulichen Reinigkeit handle, geradezu unmöglich, hiebei an die zwei Briefe an die Corinthier zu denken; denn in diesen wird nur des Elias und David von Clemens einmal rühmlich erwähnt, 68 Samson aber gar nicht genannt; von der Jungfräulichkeit ist in den Briefen an die Corinthier höchstens an einer einzigen Stelle und nur ganz kurz die Rede; 69 alle übrigen Stellen, die Grabius und nach ihm Venema aus den zwei Corintherbriefen als auf die Jungfräulichkeit sich beziehend anführt (I. 21. 30. 35. 48; II. 8. 9. 12.), handeln entweder gar nicht von der Keuschheit oder von der Keuschheit im Allgemeinen oder von der ehelichen Keuschheit, keine aber von der jungfräulichen Reinheit; abgeschmackt aber wäre es darnach, zu behaupten, daß in den verloren gegangenen Stücken davon gehandelt sein konnte; denn wollte man selbst Dieß gegen alle Wahrscheinlichkeit zugeben, so könnte Hieronymus doch nimmer sagen, der Inhalt jener Briefe handle"fast ausschließlich von der jungfräulichen Reinigkeit. 6) Endlich entbehrt die Behauptung, daß Hieronymus nur die Corintherbriefe, nicht aber unsere gemeint haben konnte, weil er in seinem Werke „De viris illustribus“ nur jene zwei Briefe von Clemens Romanus anführt, also sonst sich selbst widersprechen würde, aller Beweiskraft; denn ohne sich zu widersprechen, konnte Hierony- mus in seinem Werke „de viris illustribus“ nur die zwei Briefe an die Corinthier erwähnen, in dem Buche gegen Jovinianus auch die an die Jungfrauen geschriebenen, weil letzteres später als jenes geschrieben ist, was schon darans erhellt, daß er sich im Buche gegen Jovinianus auf sein Werk „de viris illustribus“ beruft, nicht aber umgekehrt; Hieronymus also kannte bei Abfassung seines Werkes „de viris illustribus“ unsere zwei Briefe noch nicht, kannte sie aber schon, als er gegen Jovinianus schrieb; diese Annahme ist um so mehr gerechtfertigt, da Hieronymus auch Werke anderer Autoren in dem genannten Buche nicht aufzählt, die er aber in seinen späteren Werken erwähnt; viele solche Fälle zeigt Gallandius. 70

So wenig nun die Angaben des Epiphanius und Hieronymus auf die zwei Corintherbriefe bezogen werden können, ebenso gut passen sie auf unsere zwei Briefe, denn 1) sind es mehr als einer; 2) sind es encyclische, gerichtet an die Jungfrauen, nicht einer Gemeinde, sondern der ganzen Kirche; 3) ist in ihnen wirklich fast ausschließlich von der Jungfräulichkeit die Rede, denn nur in den letzten drei Capiteln des ersten Briefes werden andere Gegenstände behandelt; 4) werden daselbst Elias,71 David, 72Samson73 und alle Propheten74 gelobt; 5) spricht dafür, daß diese zwei Briefe in den Kirchen vorgelesen wurden, der Umstand, daß sie in jenem syrischen Code unmittelbar den canonischen Schriften des neuen Testameutes ohne alle Unterbrechung angereiht sind.

Zu diesem Zeugnisse des Epiphanius und Hieronymus wurde in jüngster Zeit ein neuer wichtiger Beleg für die Echtheit unserer Briefe in einem vor Kurzem aus dem Orient nach England gebrachten syrischen Codex des sechsten Jahrhunderts aufgefunden; in demselben wird zum Beweise der Gottheit Christi und der Würde der Gottesmutter unter anderen Citaten der apostolischen Väter auch ein Bruchstück75 aus unserem 1. Briefe an die Jungfrauen angeführt unter der Ueberschrift: „Aus dem 1. Briefe des Clemens, Bischofes in Rom, über die Jungfräulichkeit;„ dieses Fragment enthält den Schluß des 5. und Anfang des 6. Capitels des 1. Briefes und zeigt durch einige Varianten76, daß es einer zweiten syrischen Uebersetzung angehört, woraus zugleich mit um so größerer Sicherheit sich der Schluß ergibt, daß unsere Briefe ursprünglich nicht in syrischer, sondern, wie die in der syrischen Version sehr häufig vorkommenden Gräcismen andeuten, höchst wahrscheinlich in griechischer Sprache geschrieben wurden; daher auch der Einwurf entfällt, daß jene Briefe schon deßhalb nicht echt sein könnten, weil sie syrisch geschrieben seien, Clemens aber sie nicht syrisch, sondern griechisch verfaßt hätte, gleich dem Briefe an die Corinthier. Daraus aber, daß die Worte unsers Fragmentes zum Beweise von Dogmen angeführt wurden, folgt, daß sie für echt, d. h. wirklich von Clemens Romanus herrührend, angesehen wurden. Endlich kannn für die Echtheit unserer Briefe das Zeugniß der syrischen Kirche angeführt werden, deren älteren und jüngeren Schriftstellern nach Aussage des antiochenischen Patriarchen Ignatius Antonius Samhiri77 unsere Briefe als echte Schreiben des Clemens Romanus bekannt waren.

An diese vollwichtigen äusseren Beweise für die Echtheit unserer Briefe reihen sich die inneren; denn einerseits enthalten dieselben nichts gegen die Glaubens- und Sittenlehre der Kirche Verstoßendes, Nichts, was von der im Corintherbriefe von Clemens angewandten Bibelerklärung abweichen würde, Nichts, was nur auf Personen oder Verhältnisse einer jüngeren Zeit passen könnte; andererseits weisen der Styl, die aus der hl. Schrift gewählten Bilder und Beispiele, die genaue Kenntniß und häufige Anwendung der hl. Schrift, was alles der Verfasser unserer Briefe mit dem des (1.) Corintherbriefes gemein hat, darauf hin, daß sie, wie dieser, nur von Clemens Romanus geschrieben werden konnten.

Es erübrigt nur noch, die Einwürfe Jener zu widerlegen, welche zwar die Zeugnisse des Epiphanius und Hieronymus aus unsere Briefe beziehen, dabei aber behaupten, daß aus deren Worten nur das hervorgehe, daß zu jener Zeit unsere Briefe für clementinische galten, nicht aber auch, daß sie es wirklich sind, und zwar aus folgenden Gründen: 1) weil Eusebius dieselben nicht erwähnt, 2) Hieronymus selbst sie wahrscheinlich für wenigstens zweifelhaft hielt, da er sie erst später im Orient kennen lernte, und 3) die in denselben angedeutete große Zahl der jungfräulichen Personen des männlichen und weiblichen Geschlechtes, welche in eigenen Häusern zusammen lebten, größtenteils aber durch ihre Ungebundenheit viel Aergerniß gaben, der bekannten allgemeinen Sittenreinheit der apostolischen oder clementinischen Zeit widerspreche; ebenso wenig passe für jene Zeit die darin enthaltene Schilderung von Geistlichen, welche aus Ehrgeiz und Eitelkeit mit den liturgischen Functionen, namentlich den Exorcismen böses Spiel trieben; auch die in unseren Briefen erwähnten Agapeten deuten auf eine viel spätere Zeit hin, so daß sie wohl kaum vor dem 3. Jahrhundert verfaßt sein konnten. Darauf entgegnen wir, zu 1): abgesehen davon, daß überhaupt negativen Beweisen positiven gegenüber wenig Gewicht beizulegen ist, kann das Stillschweigen des Eusebius um so weniger als Grund gegen die Echtheit unserer Briefe gelten, da, wie der hl. Abt Maximus sagt, Eusebius viele andere echte und den Alten wohlbekannte Werke nicht aufzählt und Eusebius selbst gesteht, daß die Zahl der Bücher, welche er kenne, viel größer sei, als jene der ihm bekannten; zu 2): wieso Hieronymus unsere Briefe in dem Buche de viris illustribus nicht nannte, in der Schrift gegen Jovinianus sie anführen konnte, wurde schon oben gesagt; zu behaupten aber, Hieronymus habe sie, weil er sie erst später im Oriente kennen gelernt, für unecht oder zweifelhaft gehalten, sie aber demungeachtet gegen Jovinianus als echte gebraucht, wie er sich überhaupt bei Widerlegung desselben vom leidenschaftlichen Eifer zu übertriebenen, Ärgerniß gebenden Worten habe hinreissen lassen, ist eine ebenso schwere als ungerechte Verdächtigung des hl. Hieronymus; gesetzt, er habe im Eifer der Disputation die Jungfräulichkeit auf Kosten der Ehe gepriesen, so ist doch nicht anzunehmen, daß er sie auch auf Kosten der Wahrheit, mit nach seiner Ansicht zweifelhaften oder falschen Waffen vertheidigte; griffen ihn Freund und Feind wegen mehrerer zu starker Ausdrücke in jener Schrift an, so hätten sie es noch weniger unterlassen, ihn einer Unwahrheit oder Verfälschung anzuklagen; zu 3): daß die Zahl der jungfräulichen Personen zu Clemens’ Zeit eine ungeheure gewesen sei, wird nirgends gesagt; daß sie aber nicht unbedeutend war, bezeugt Irenäus. der in seiner Apologie (Kap. 15) 40 Jahre nach Clemens’ Tode also spricht: „Viele 60- und 70-Jährige, die von Kindheit an in der Lehre Christi unterrichtet wurden, verharren im jungfräulichen Stande,“ und 20 oder 30 Jahre später sagt Athenagoras in seiner Apologie (C. 33; Bibl. d. K. V.S. 90): „Du kannst unter uns Viele finden, Männer und Frauenspersonen, die im jungfräulichen Stande ergrauen, weil sie hoffen, auf diese Weise mit Gott inniger vereinigt zu sein.„ Klöster gab es zu Clemens’ Zeiten freilich nicht, ist aber auch in unseren Briefen nicht gesagt, denn die Worte des 10. Kapitels. „Andere aber gehen herum in die Häuser derJünglinge und Jungfrauen“ können doch nicht als von Klöstern, sondern nur von den Privathäusern der Ehelosen oder deren Eltern sprechend erklärt werden; daß ferner solche Klagen, wie sie in unseren Briefen über das ärgerliche Leben vieler jungfräulichen Personen und die Eitelkeit und den Ehrgeiz der Geistlichen erhoben werden, im apostolischen Zeitalter nicht unerhört gewesen, wird Jeder zugeben, der 2. Brief des Apostels Paulus an die Corinthier (12, 20 ff.), den an die Philippenser (3, 18 ff. und 2, 21), auch den an Timotheus (5, 11 ff.), sowie das 2. und 3. Kapitel der Apokalypse liest; auch Clemens selbst beweist in seinem (1.) schreiben an die Corinthier, daß es unter den ersten Christen genug zu tadeln gab; daß aber Geistliche mit liturgischen Handlungen Spott trieben, sagen unsere Briefe nirgends; ebenso wenig ist in ihnen die Rede von den sog. Agapeien, d. i. jenen Frauenspersonen der späteren Zeit, welche den Geistlichen dienten und mit ihnen in sündhaftem, intimstem Umgänge lebten, so daß sie mit ihnen das Bett theilten; weder die Worte des 12. Kapitels im 1. Briefe, noch das 5. Kapitel noch die des 9. Kapitels im 2. Briefe können, wie der Zusammenhang zeigt, von einem gemeinschaftlichen Bette, sondern nur von einem gemeinschaftlichen Hause verstanden werden. — Alle anderen gegen die Echtheit unserer Briefe vorgebrachten Einwürfe sind so seicht und willkürlich, daß sie einer besonderen Erwähnung und Widerlegung nicht bedürfen. Wer aber daran Anstoß nehmen wollte, daß unsere Briefe, so lange ganz unbekannt, nur auf die Auctorität des Epiphanius und Hieronymus hin für echt erklärt werden, der bedenke, daß viele Denkmale der alten Zeit verloren gegangen, viele noch verborgen, die wenigsten gerade zu diesem Zwecke durchforscht seien, daß ferner Zeugnisse nicht zu zählen, sondern zu schätzen seien, endlich, daß dasselbe auch bei manchem andern alten Schriftstücke der Fall ist; so ist z. B. die Schrift des Clemens von Alexandrien: „Welcher Reiche wird selig werden?“ erst im 17. Jahrhundert entdeckt und ohne Widerspruch für echt erklärt worden, nur auf die Zeugnisse des Eusebius und Hieronymus hin; Dasselbe gilt von den Werken des Marius Mercator, eines Zeitgenossen des hl. Augustinus, die ebenfalls erst gegen das Ende des 17. Jahrhunderts aufgefunden und, obgleich nur von Augustinus und Possidius erwähnt, als echt anerkannt wurden. Bezüglich der Zeit der Abfassung unserer Briefe läßt sich auch nicht eine Vermuthung aufstellen. Gerichtet sind sie an die Jungfräulichen beiderlei Geschlechtes und enthält der 1. Brief mehr eine Abhandlung über die Vortrefflichkeit und das Wesen der Jungfräulichkeit, in den letzten drei Kapiteln aber eine Belehrung spciell an die Geistlichen für die Verwaltung ihres Hirten-, Lehr- und Priesteramtes; der 2. Brief gibt practische Vorschriften und Winke zur Bewahrung und Heilighaltung des jungfräulichen Standes und führt aus der hl. Schrift belehrende und warnende Beispiele vor. Die Übersetzung der Briefe ist möglichst wortgetreu nach der lateinischen Version des Dr. Beelen mit steter Berücksichtigung seiner Noten gegeben; in runden Klammern eingeschlossen ist das im syrischen Texte nicht Enthaltene und nur des Verständnisses und Wohllautes wegen Zugefügte, in eckigen Klammern aber sind jene Theile des syrischen Textes eingeschlossen, welche Dr. Beelen für im griechischen Original nicht vorhandene, vom syrischen Interpreten gemachte Sätze erklärte.

 

Der 1. Brief des hl. Clemens, Schülers des Apostels Petrus (an die Jungfrauen.

 

1. Gruß.

Der 1. Brief des hl. Clemens, Schülers des Apostels Petrus (an die Jungfrauen.)

Allen, die ihr in Christus durch Gott den Vater erhaltenes Leben78 lieben und werthschätzen, und die der Wahrheit79 Gottes gehorchen in der Hoffnung auf das ewige Leben, die da lieben ihre Brüder und lieben ihre Nächsten in der Liebe zu Gott, den seligen Jünglingen, die sich der beständigen Jungfrauschaft weihen um des Himmelreiches willen, 80 und den heiligen Jungfrauen Friede in Gott.

 

2. Wahre Jungfrauschaft ist mit dem lebendigen, werkthätigen Glauben verbunden.

Alle Jünglinge und Jungfrauen, die aufrichtig entschlossen sind, die Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen zu bewahren, müssen in allen Stücken des Himmelreiches würdig sein. Denn nicht durch Beredsamkeit oder durch Ruhm oder Stand und Geschlecht oder Schönheit oder Stärke oder lange Dauer (des Lebens) erlangt man das Himmelreich; das erlangt man durch die Werkthätigkeit des Glaubens, wo man die Werke des Glaubens aufweist. 81Wer nämlich wahrhaft gottselig ist, der verrichtet Werke, die über seinen Glauben bezeugen, daß er ein wahrer Gläubiger sei mit einem erhabenen Glauben, mit einem vollkommenen Glauben, mit einem Glauben in Gott, mit einem in guten Werken leuchtenden Glauben, auf daß der Vater Aller durch seinen Gesalbten82 verherrlichet werde. Die also, welche in Wahrheit jungfräulich sind, gehorchen dem, der gefagt hat: „Gerechtigkeit und Glaube sollen dir nie mangeln; binde sie an deinen Hals, und du wirst für deine Seele Barmherzigkeit finden, und sinne auf Gutes vor Gott und vor den Menschen.„ 83„Die Wege der Gerechten also leuchten wie das Licht, und ihr Licht wächst, bis der Tag feststehet.“ 84 Denn die Strahlen ihres Lichtes erleuchten auch jetzt die ganze Welt durch die guten Werke, so daß sie wahrhaft „das Licht der Welt„85 sind, leuchtend denen, die in der Finsterniß sitzen,“ 86damit sie sich erheben und fortziehen aus jener Finsterniß durch das Licht der guten Werke der Gottesfurcht, „auf daß sie die guten Werke sehen und unseren Vater im Himmel preisen.„ 87Denn „ein Mensch Gottes“88 muß in allen seinen Worten und Werken vollkommen und in seiner Handlungsweise mit aller Ehrbarkeit und Ordnungsliebe geschmückt sein89 und alle seine Werke rechtmäßig verrichten.

 

3. Fortsetzung.

Denn Jünglinge und Jungfrauen sind ein schönes Vorbild den gegenwärtigen und zukünftigen Gläubigen. Der Name allein aber ohne Werke führt nicht in das Himmelreich; so aber Jemand ein Gläubiger in Wahrheit gewesen ist, der kann selig werden. Denn dadurch, daß Jemand bloß dem Namen nach ein Gläubiger heißt, es aber nicht durch seine Werke ist, ist er noch kein wahrer Gläubiger. Demnach „verführe euch Niemand mit eitlen Reden des Irrthums;„ 90denn (ebenso) kann Einer, der nur Jungfrau heißt, ohne die vortrefflichen und schönen und dem jungfräulichen Stande entsprechenden Werke zu haben, nicht selig werden. 91 Und in der That nannte unser Herr eine solche Jungfrauschaft eine thörichte, wie er im Evangelium92sagte; die nämlich deßhalb, weil sie weder Öl hatte noch Lichte, ausserhalb des Himmelreiches bleiben mußte und der Freude des Bräutigams beraubt und zu den Feinden des Bräutigams gezählt wurde. Denn Solche „haben nur den Schein der Frömmigkeit, ihre Kraft aber verleugnen sie;“ 93„sie wähnen bei sich, Etwas zu sein, da sie doch Nichts sind, und irren; darum prüfe ein Jeder seine Werke94 und lerne sich selbst kennen; denn einen eitlen Dienst erweiset (Gott), wer immer sich zur Jungfräulichkeit und Heiligkeit bekennt, ihre Kraft aber verleugnet; denn eine solche Jungfraufchaft ist unrein und weit entfernt von allen guten Werken; aus den Früchten nämlich ist jeder Baum zu erkennen. 95„Beachte, was ich sage; Gott wird dir Einsicht geben.„ 96Wer immer vor Gott gelobt, die Keuschheit zu bewahren, der muß mit Gottes allheiliger Kraft umgürtet sein97 und wenn er aus wahrer Gottesfurcht seinen Leib gekreuziget hat, so weiset er auch aus Gottesfurcht zurück, was (Gott) gesagt: „Wachset und mehret euch,“ 98und allen Schmuck und Sorge und Lust und Verführung dieser Welt und ihre Gelage und Trunkenheit, alle ihre Freuden und Erholungen; er hält sich ferne von allem Umgänge mit dieser Welt und von ihren Schlingen und Netzen und Hindernissen. So 99ziehe es vor, daß, während du auf Erden weilest, deine Arbeit und dein Geschäft im Himmel sei.

 

4. Die wahre Jungfrau verachtet diese Welt, führet schon hier ein rein geistiges Leben und erwartet mit Zuversicht den ihr von Gott verheissenen ganz besonderen Lohn.

Wer also nach diesem erhabenen und ausgezeichneten Stande100 strebt, der entäussert und trennt sich deßhalb von der ganzen Welt, damit er hernach, den hl. Engeln gleich, ein göttliches und himmlisches Leben führe101 in reiner und heiliger Thätigkeit und in der Heiligmachung des hl. Geistes102 und auf daß er dem allmächtigen Gott durch Jesus Christus um des Himmelreiches willen diene. Darum reißt er sich los von allen Vergnügungen des Leibes und verschmähet nicht allein (die Erfüllung des Wortes): „Wachset und mehret euch !" Hingegen sehnet er sich nach der Hoffnung, 103die ihm versprochen und vorbereitet und hinterlegt ist im Himmel von Gott, der mit eigenem Munde bezeugte und nicht lügt, daß sie (diese Hoffnung) aufgezeichneter sei als Söhne und Töchter, und daß er allen jungfräulichen Personen einen herrlichen Platz im Hause Gottes verleihen werde, einen erhabeneren, als Söhne und Töchter sind, 104und einen vorzüglicheren, als der Jener sein wird, welche in keuscher Ehe gelebt, und deren Ehebett unbefleckt gewesen. Denn den Jungfräulichen wird wegen dieses erhabenen und heldenmüthigen Bekenntnisses Gott das Himmelreich schenken gleich den heiligen Engeln.

 

5. Beschwerden und Feinde der Jungfrauschaft, die vor Übernahme derselben wohl zu beherzigen sind.

Jungfräulich also willst du sein? Aber weißt du auch, wie viel Mühe und Beschwerde die wahre Jungfrauschaft verursacht, jene nämlich, die beständig immerdar vor Gott stehet und nie von ihm sich entfernet und besorgt ist, wie sie ihrem Herrn gefallen möge mit heiligem Leibe und Geiste“?105 Weißt du, welch’ großer Ruhm der Jungfrauschaft gebührt, und willst du deßhalb zur Jungfrauschaft dich bekennen? Weißt, frage ich, und faßt du, was du endlich (dadurch) zu thun verlangst?106 Kennst du den erhabenen Dienst der heiligen Jungfrauschaft? Weißt du wie ein Mann diesen Kampf gesetzmäßig zu beginnen und zu streiten, damit du, nachdem du in der Kraft des hl. Geistes es erwählst,107 gekrönt108werdest mit der Krone des Lichtes und sie dich (im Triumphe) umherführen durch das himmlische Jerusalem? Wenn du also nach all’ Diesem dich sehnst, besiege den Leib, 109 besiege die Begierden des Fleisches, besiege die Welt im Geiste Gottes; besiege die eitlen Dinge dieser Welt, die da vergehen, verbraucht, verdorben werden und verschwinden; besiege den Drachen, 110 besiege den Löwen, besiege die Schlange, besiege den Satan durch Jesus Christus, der dich stärken111 wird durch das Anhören seiner Worte und durch die göttliche Eucharistie. „Nimm dein Kreuz auf dich und folge” 112 dem nach, der dich durch sein Blut gereinigt hat, Jesus Christus, deinem Herrn. Strebe nach einem geraden und zuversichtlichen Wettlaufe nicht mit Furcht, sondern mit Muth, vertrauend auf die Hoffnung deines Herrn, 113 daß du durch Jesus Christus die Siegeskrone „deiner Berufung nach oben"114 erlangen werdest. Denn wer immer vollkommen im Glauben wandelt und nicht verzagt, der empfängt sicherlich die Krone der Jungfrauschaft, die, wie sie nur durch große Mühe errungen wird, so auch großen Lohn mit sich bringt.

Erfaßt und erkennst du nun, wie ehrwürdig die Keuschheit sei? Begreifst du nun, wie groß, wie ausgezeichnet die Herrlichkeit der Jungfrauschaft sei?

 

6. Die Erhabenheit der Jungfrauschaft wird an der seligsten Jungfrau, Johannes dem Täufer, den Aposteln und Propheten gezeigt.

Der Leib der heiligen Jungfrau hat unseren Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, getragen, und den Körper, den unser Herr getragen, und in dem er seinen Kampf auf dieser Welt bestanden, hatte er aus der hl. Jungfrau angenommen.115 Daraus116also erkenne die Vorzüglichkeit und Herrlichkeit der Jungfrauschaft. Willst du ein Christ sein? So ahme Christus in Allem nach. Johannes, der Gesandte, jener, der vor unserem Herrn kam und der Größte unter allen vom Weibe Geborenen war, 117 er war jungfräulich. 118 Ahme also den Gesandten unseres Herrn nach und sei sein Freund in Allem. Auch jener Johannes, der „an der Brust unseres Herrn ruhte, den (der Herr) sehr liebte,“119auch der war jungfräulich; denn nicht ohne Grund liebte ihn unser Herr. 120 Auch Paulus121 und Barnabas und Timotheus mit den übrigen Anderen „deren Namen verzeichnet sind im Buche des Lebens;” 122 Diese alle, sage ich, haben die jungfrauliche Keuschheit geschätzt und geliebt und sind in diesem Wettstreite gelaufen und haben ihren Lauf unbefleckt vollendet als Nachfolger Christi und wie Söhne des lebendigen Gottes. Aber auch Elias und Elisäus und viele andere heilige Männer haben, wie wir finden, ein eheloses und unbeflecktes Leben geführt. Wünschest du nun diesen ähnlich zu werden, so ahme sie tapfer nach; denn so sagte (die hl. Schrift): „Euere Vorfahren ehret, und indem ihr ihren Lebenswandel und ihre Sitten betrachtet, ahmet ihren Glauben nach!" 123Und wieder sagt (sie): „Ahmet mich nach, Brüder, sowie ich (Christus) nachahme." 124

 

7. Gesinnungs- und Handlungsweise einer wahrhaft jungfräulichen Person.

Jene also, die Christus nachahmen, ahmen mit Eifer ihn nach. Denn die, welche Christus in der That angezogen haben, 125 drücken sein Bild aus in ihren Gedanken und in ihrer ganzen Lebensweise, in allen ihren Handlungen und Worten und Thaten, in ihrer Geduld und im Starkmuth, und in der Wissenschaft, und in der Schamhaftigkeit und in der Langmuth und in der Herzensreinheit, und im Glauben, und in der Hoffnung und in der vollen und vollkommenen Liebe zu Gott. Keiner also, der zur Jungfrauschaft sich bekennet, sei es Jüngling oder Jungfrau, kann selig werden, wenn er nicht in Allem Christus ähnlich ist und denen, „die Christi sind." 126 Wer immer nämlich ein eheloses Leben in Gott 127führet, Jüngling oder Jungfrau, der ist rein an Leib und Seele und unermüdet im Dienste seines Herrn, noch entfernt er sich von ihm anderswohin, sondern dienet ihm allezeit in Reinheit und Heiligkeit im Geiste Gottes, 128 sorgend, „wie er seinem Herrn gefalle," 129 und ist besorgt, daß er in Allem ihm gefalle. Ein Solcher weicht nicht vom Herrn, sondern ist dem Geiste nach mit seinem Herrn (ähnlich), wie geschrieben steht: „Seid heilig, wie ich heilig bin, sagt der Herr." 130

 

8. Jungfräuliche suchen vor Allem durch Ablegung fleischlicher Gelüste Gott ähnlich und wohlgefällig zu werden.

Trägt nämlich Jemand bloß den Namen eines Gottgeweihten, so ist er schon (dadurch allein) noch kein Gottgeweih- ter; sondern er muß durchaus ein Gottgeweihter sein an Leib und Seele; auch erfreuen sich wahrhaft Jungfräuliche, Gott und seinem Gesalbten sich ähnlich zu machen, und ahmen sie nach. In Solchen nämlich ist keine fleischliche Gesinnung, 131 in Denjenigen, sage ich, die wahrhaft Christen sind, und in denen der Geist Christi wohnt, 132 kann keine fleischliche Gesinnung sein, die da ist133 Hurerei, Unlauterkeit, Schamlosigkeit, Götzendienst, Zauberei, Feindseligkeit, Eifersucht, Zank, Zorn, Streitigkeit, Zwiespalt, Neid, Trunkenheit, Schwelgerei, Possen, thörichtes Reden, ausgelassenes Lachen, Verleumdung, Ohrenblasen; Bitterkeit, Verdruß, Geschrei, Schmähung, Muthwille, Bosheit, Erfindung (neuer) Schandthaten; 134 Lügenhaftigkeit, Geschwätzigkeit, eitles Gerede, Drohung, Zähneknirschen, Beschuldigung, Quälerei, Verachtung, Schlägerei, Stolz, Anmassung, Prahlerei, Aufgeblasenheit, Geschlecht, Würde, Reichthum, fleischlicher Arm, 135Zanksucht, Unbilde, Ehrsucht, Haß, Feindschaft, Neid, Treulosigkeit, Rache, Prasserei, Gefrässigkeit, “Geiz, der Götzendienst ist,” 136 „Habsucht, welche die Wurzel aller Übel ist," 137 Putzsucht, eitle Ehre, Herrschsucht, Frechheit und Hochmuth, welcher Tod genannt wird, 138 und „dem Gott widerstehet." 139 Jeder, der diese oder ähnliche (Laster) an sich hat, ist ein fleischlicher Mensch. Denn „was aus dem Fleische geboren wird, ist fleischlich," und „wer von der Erde ist, redet von der Erde“140und denkt an die Erde; „die fleischliche Gesinnung aber ist Feindschaft wider Gott, denn sie unterwirft sich nicht dem Gesetze Gottes, und sie kann es auch nicht,” 141 deßhalb, weil sie im Fleische ist, „in welchem nicht das Gute wohnet," 142 „da der Geist Gottes in ihm (dem Fleische) nicht ist." Deßhalb sagt mit Recht die (hl. Schrift) zu einem solchen Geschlechte (fleischlicher Menschen): „Nicht wohnen wird fortan mein Geist in den Menschen, weil sie Fleisch sind." 143Jener also, wer immer er sei, „in welchem der Geist Christi nicht wohnet, ist nicht sein (Christi)," 144wie geschrieben stehet: “Der Geist Gottes wich von Saul, und es plagte ihn ein böser Geist, der über ihn geschickt ward von Gott.” 145

 

9. Jungfräuliche sind ein herrliches Schauspiel für Gott und die Menschen.

Jeder, in welchem der Geist Gottes ist, stimmt mit dem Willen des Geistes Gottes überein, und weil er mit dem Geiste Gottes übereinstimmt. deßhalb ertödtet er die Werken des Fleisches und lebt für Gott, bändigend und „unterjochend seinen Leib und ihn unterdrückend, damit er Anderen predigend" 146 ein schönes Vorbild sei den Gläubigen und wandle in Werken, die würdig sind des hl. Geistes, „damit er nicht verworfen werde," 147 sondern bewährt sei vor Gott und vor den Menschen. Von einem solchen „Menschen, der Gottes ist,148 sage ich, ist alle fleischliche Gesinnung fern, besonders aber von jungfräulichen Personen; vielmehr sind alle ihre Früchte Früchte des Geistes“149und des Le- bens150 und in Wahrheit sind (solche Menschen) die Stadt Gottes und Wohnungen und „Tempel, in denen Gott weilet und wohnet”151 und wandelt, wie in der heiligen Himmelsstadt. Darum „erscheinet ihr der Welt als Leuchten, ihr achtet auf das Wort des Lebens152 und so seid ihr wahrhaft das Lob und der Ruhm und die Krone der Wonne und die Freude der guten Diener in unserem Herrn Jesus Christus. Denn Alle, die euch sehen werden, müssen erkennen, „daß ihr der Samen seid, den Gott gesegnet hat, 153 der erhabene und heilige Samen und das priesterliche Königthum, das heilige Volk, das Volk der Erbschaft (Gottes),“154 Erben der göttlichen Verheißungen, 155die nicht verderben noch verwelken156 (von denen geschrieben steht):”daß, das kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat und in keines menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben"157 und seine Gebote beobachten.

 

10. Böse Gerüchte veranlaßten den hl. Clemens, den gefährlichen und ärgernißgebenden Umgang mit Jungfrauen zu tadeln.

Von euch, Brüder, sind wir überzeugt, daß ihr beständig auf das denket, was euch zum Heile nöthig ist. Aber so [wie wir uns nun erklären] reden wir158wegen der Gerüchte und Nachrichten über gewisse schamlose Menschen, welche unter dem Vorwande der Frömmigkeit mit Jungfrauen (in demselben Hause) wohnen und sich in Gefahr stürzen oder allein mit ihnen herumziehen auf einsamem Wege, 159 auf einem Weg voll Gefahren, voll Ärgernissen und Schlingen und Gruben; eine solche Handlungsweise 160 ist aber für Christen und gottesfürchtige (Männer) ganz und gar ungeziemend. Andere aber essen bei Gastmählern mit Jenen und trinken [mit Jungfrauen und Gottgeweihten 161 bei Gastmählern] mit ausgelassener Freiheit und großer Schändlichkeit, was aber unter Christen nicht geschehen soll, wenigsten unter Solchen, welche sich den jungfräulichen Stande gewählt haben. Andere wieder versammeln sich zu eitlem und müssigem Geschwätze und Lachen und üblen Nachreden über Andere; und sie haschen nach (üblen) Reden gegen Andere und sind Müssiggänger, mit denen wir euch nicht einmal zu essen erlauben. Andere aber gehen herum in die Häuser der Jünglinge und Jungfrauen, unter dem Vorwande, sie zu besuchen oder die heilige Schrift zu lesen oder sie zu beschwören oder zu belehren. Da sie aber Müssiggänger sind und Nichts thun, forschen sie nach dem, was nicht zu erforschen ist, 162und suchen durch schmeichelhafte Reden Ge- winn im Namen Christi. Solche meidet163der göttliche Apostel wegen der Menge ihrer Schandthaten, wie geschrieben steht: „Dörner sprossen in den Händen ihrer Müssiggänger„164 und (wieder): „Die Wege der Müssiggänger sind voll von Dörnern.“ 165

 

11. Schädlichkeit des Müssigganges sowie der Geschwätzigkeit und Prunksucht im Lehren; Unterricht über das christliche Lehramt und den Gebrauch der Gnadengaben.

[Denn jeder Müßiggänger ist unthätig und unnütz.] 166 Das sind die Wege aller Jener, die keiner Arbeit obliegen, sondern nach Worten haschen und das für Tugend und Recht halten. Solche Menschen gleichen mit ihren Werken jenen müssigen und geschwätzigen Wittwen, „die umherlaufen und umherschweifen durch die Häuser„167