1,49 €
Das totkranke Mädchen Peggy versteckt zwei Einhörner vor Jägern. Sie gerät in die Gewalt dieser Männer und ist bereit für die Zauberwesen ihr Leben zu opfern, um das Versteckt nicht zu verraten.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2023
Was erwartet einen nach dem Tod? - Das fragte ich mich oft, nachdem ich erfahren hatte, dass ich unheilbar an Krebs erkrankt war. Ich stand auf einer Lichtung und lächelte, als zwei Einhörner mit Flügeln sich mir näherten. Dabei musste ich an die unerwartete Verkettung von Ereignissen denken, die mir eine persönliche Antwort auf diese Frage lieferten. Seit dem Tod meiner Eltern wohnte ich bei meinem Onkel Hans, der das Sorgerecht für mich erhalten hatte. Mama und Papa verloren wegen eines betrunkenen Geisterfahrers ihr Leben. Das Schlimme an der Sache war, dass der Unfallverursacher als einziger das überlebt hatte. Manchmal ist das Leben einfach nicht fair. Ich fühlte mich bei meinem Onkel unwohl, da Geborgenheit für ihn ein Fremdwort zu sein schien. Die meiste Zeit war er wegen der Arbeit nicht zu Hause. Das galt ebenso für das Wochenende. Ich befand mich im Zimmer meines Kinderarztes. Seine Mimik verriet mir, dass er keine guten Nachrichten für mich hatte. „Peggy, ich möchte gar nicht lange herum reden. Es hat sich leider bestätigt, was ich befürchtet habe. Du bist an Krebs erkrankt. Er ist bösartig und leider nicht heilbar.“ Seine Worte ließ ich lange auf mich wirken, bevor ich mich dazu äußern konnte. „Könntest du dich da vielleicht geirrt haben? So etwas hört man ja häufig.“ Ich wollte das nicht wahrhaben, dass eine Dreizehnjährige wie ich diese Krankheit bekam. Normalerweise bekamen Jugendliche das nur selten und die Vorstellung, dass ich zu diesen Betroffenen gehörte, war vergleichbar wie ein Horrorfilm ohne Happy End. „Ich habe das auch noch einmal überprüft. Es besteht keinerlei Zweifel. Es tut mir sehr Leid.“ Es dauerte, bis ich diese unerträgliche Wahrheit akzeptierte. Ich ließ mich von meinem Onkel überreden eine Chemotherapie zu machen. Er begründete das damit, dass meine Mutter es gewollt hätte, dass ich kämpfe. Die Chemotherapie war für mich sehr schmerzvoll und weitere machte ich nicht mehr, als ein anderer Arzt mir erklärte, dass das meine Lebenszeit nicht verlängern würde. Ich wusste von meiner Mutter, dass mein Onkel eifersüchtig auf ihr glückliches Leben war. Er hatte viele gescheiterte Beziehungen gehabt. Darum hatte ich meine Bedenken, ob er mich wirklich mochte.
Es war ein Jahr vergangen, nachdem ich diese schockierende Nachricht erfahren hatte. Ich hatte bestenfalls noch ein halbes Jahr zu leben. Zeit wurde für mich sehr kostbar und gleichzeitig wurden banale Dinge bedeutungslos. Die noch vorhandene Zeit wollte ich nutzen, um noch schöne Dinge zu erleben. Das große Problem war dabei das liebe Geld. Mein Onkel behauptete, dass er finanziell mir da nicht helfen konnte. An seinen Augen erkannte ich, dass er das wohl eher bloß nicht wollte.
Ich befand mich bei schönem Sommerwetter im Stadtpark und es waren kaum Menschen zu sehen. Auf eine Bank setzte ich mich und überlegte, wie ich meine Herzenswünsche doch noch wahr machen konnte. Als mir nichts einfiel, holte ich ein altes Foto aus der Hosentasche heraus. Darauf waren meine ehemaligen Freundinnen mit mir zu sehen. Durch meine schlimme Krankheit offenbarte sich, dass sie nie echte Freunde gewesen waren. Alle brachen den Kontakt ab, als sie das erfuhren. Mein Herz schmerzte und dieses Gefühl war vergleichbar damit, als würde mich jemand brutal gegen eine Wand schleudern. Ich tat es wieder hinein und war den Tränen nahe. Unverhofft fiel mir eine ältere Frau ins Auge, die mir bekannt vorkam. Als sie an mir vorbei gehen wollte, fragte ich sie: „Entschuldigen Sie, dass ich Sie anspreche. Sind Sie Patricia Adamson?“ Die Frau guckte mich kurz überrascht an, bevor sich ihr Blick aufhellte und verriet, dass sie mich kennen würde. „Ja, das stimmt. Bist du nicht Peggy Foster?“ „Ja, die bin ich“, lächelte ich sie an, „Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns jemals wieder sehen würden.“ Patricia war mit meiner Mutter gut befreundet gewesen. Vor ein paar Jahren erkrankte sie ebenfalls an Krebs, der unheilbar war. Daher war ich erstaunt, dass sie noch lebte. „Durch ein Wunder wurde ich wieder ganz gesund.“ „Ein Wunder bräuchte ich auch. Ich habe auch Krebs und habe nur noch ein paar Monate zu leben.“ Sie blickte mich erschrocken an. Mir fiel ebenfalls auf, dass sie mich genau betrachtete. Dann grübelte sie eine Weile. „Mein Gefühl sagt mir, dass deine jetzige Wohnsituation überhaupt nicht gut für dich ist. Habe ich Recht?“ „Woher weißt du das?“, guckte ich sie verblüfft an. „Ich habe einen Blick dafür. Ich möchte gerne mehr von dir erfahren.“ Zunächst war ich unsicher, ob ich das tun sollte. Jedoch hatte ich das Bedürfnis mit jemandem über meine jetzige Lage zu reden. Ich entschied mich daher das doch zu machen. Nachdem sie das Wesentliche gehört hatte, meinte sie zu mir: „Ich möchte offen zu dir sprechen. Deinen Onkel finde ich unsympathisch. In meinen Augen ist er ein schlechter Mensch. Ich biete dir Folgendes an: Du darfst bei mir auf meinem Gnadenhof kostenlos wohnen und erhältst auch Essen und Trinken. Wenn deine körperliche Verfassung es erlaubt, darfst du mir bei der Arbeit helfen. Aber du musst das nicht und ich erwarte das natürlich nicht.“ „Warum tust du das für mich? Du kennst mich ja kaum.“ „Du bist die Tochter meiner Freundin und mein Herz sagt mir, dass ich das tun muss.“ „Aber wie wollen wir die Behörden und meinen Onkel davon überzeugen? Das wird doch garantiert sehr lange dauern. Dabei ist gerade Zeit für mich sehr kostbar geworden“, blickte ich sie nachdenklich an. „Ich bin sicher, dass der ganze Papierkram nicht lange dauern wird und dein Onkel nicht sonderlich an dir hängt, sodass du bei mir leben darfst.“