Die Chroniken von Araluen 1-3:  - Die Ruinen von Gorlan / Die brennende Brücke / Der eiserne Ritter (3in1-Bundle) - John Flanagan - E-Book
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Die Chroniken von Araluen 1-3: - Die Ruinen von Gorlan / Die brennende Brücke / Der eiserne Ritter (3in1-Bundle) E-Book

John Flanagan

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Beschreibung

Das packende Fantasy-Epos von John Flanagan

Willkommen in Araluen! Ein fantastisch-mittelalterliches Königreich, bedroht von bösen Kräften und ungeheuerlichen Kreaturen, verteidigt von einem jungen Waldläufer und seinen Freunden – Das packende Fantasy-Epos von John Flanagan - Drei Abenteuer jetzt in einem eBook!


Das packende Fantasy-Epos von John Flanagan - Drei Abenteuer in einem Band

Band 1: Die Ruinen von Gorlan

Sein ganzes Leben hat der 15-jährige Will davon geträumt, ein großer Ritter zu werden wie sein Vater, den er nie gekannt hat. Weil er aber zu klein und schmächtig ist, wird er den geheimnisvollen Waldläufern als Lehrling zugeteilt. Statt Schwert und Schlachtpferd erhält er Pfeil und Bogen und ein kleines Pony. Als das Königreich von bösen Kräften und ungeheuerlichen Kreaturen angegriffen wird, muss Will sich bewähren und stellt fest, dass das Leben eines Waldläufers viele Herausforderungen, aber auch besondere Möglichkeiten birgt …


Band 2: Die brennende Brücke

Eine geheimnisvolle Mission führt den Waldläufer-Lehrling Will in das entlegene Celtica, an die Grenzen des Königreichs Araluen. Aber Celticas Dörfer liegen ausgestorben da und inmitten der Wildnis erhebt sich eine gigantische, neue Brücke, erbaut, um hinterrücks in Araluen einzufallen. Wenn Will nicht handelt, ist das Königreich verloren!

Band 3: Der eiserne Ritter

Der Waldläufer-Lehrling Will und Evanlyn sind in Feindeshand geraten. Skandianer verschleppen sie in ihr Winterquartier. Gefangen in Schnee, Eis und bitterer Kälte scheint eine Flucht nur mit fremder Hilfe möglich. Doch kann Wills Lehrmeister Walt sein Versprechen einlösen und die beiden befreien? In unruhigen Zeiten mag der König auf Walts Dienste nicht verzichten und Walt bleibt nur eine Möglichkeit: Er muss mit dem König brechen und sich auf eigene Faust zu Will und Evanlyn durchschlagen …

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Autor:

John Flanagan arbeitete als Werbetexter und Drehbuchautor, bevor er das Bücherschreiben zu seinem Hauptberuf machte. Den ersten Band von »Die Chroniken von Araluen« schrieb er, um seinen 12-jährigen Sohn zum Lesen zu animieren. Die Reihe eroberte in Australien in kürzester Zeit die Bestsellerlisten.

Das packende Fantasy-Epos von John Flanagan - Drei Abenteuer in einem Band

Die Chroniken von Araluen – Die Ruinen von Gorlan

Sein ganzes Leben hat der 15-jährige Will davon geträumt, ein großer Ritter zu werden wie sein Vater, den er nie gekannt hat. Weil er aber zu klein und schmächtig ist, wird er den geheimnisvollen Waldläufern als Lehrling zugeteilt. Statt Schwert und Schlachtpferd erhält er Pfeil und Bogen und ein kleines Pony. Als das Königreich von bösen Kräften und ungeheuerlichen Kreaturen angegriffen wird, muss Will sich bewähren und stellt fest, dass das Leben eines Waldläufers viele Herausforderungen, aber auch besondere Möglichkeiten birgt …

Die Chroniken von Araluen – Die brennende Brücke

Eine geheimnisvolle Mission führt den Waldläufer-Lehrling Will in das entlegene Celtica, an die Grenzen des Königreichs Araluen. Aber Celticas Dörfer liegen ausgestorben da und inmitten der Wildnis erhebt sich eine gigantische, neue Brücke, erbaut, um hinterrücks in Araluen einzufallen. Wenn Will nicht handelt, ist das Königreich verloren!

Die Chroniken von Araluen- Der eiserne Ritter

Der Waldläufer-Lehrling Will und Evanlyn sind in Feindeshand geraten. Skandianer verschleppen sie in ihr Winterquartier. Gefangen in Schnee, Eis und bitterer Kälte scheint eine Flucht nur mit fremder Hilfe möglich. Doch kann Wills Lehrmeister Walt sein Versprechen einlösen und die beiden befreien? In unruhigen Zeiten mag der König auf Walts Dienste nicht verzichten und Walt bleibt nur eine Möglichkeit: Er muss mit dem König brechen und sich auf eigene Faust zu Will und Evanlyn durchschlagen …

John Flanagan

Die Chroniken von Araluen, Band 1-3

Die Ruinen von Gorlan Die brennende Brücke Der eiserne Ritter

Aus dem Englischen von Angelika Eisold-Viebig

John Flanagan

Die Chroniken von Araluen

Die Ruinen von Gorlan

Aus dem Englischen von Angelika Eisold-Viebig

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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Die amerikanischen Originalausgaben erschienen unter den Titeln »Ranger’s Apprentice – The Ruins of Gorlan« (2004), »Ranger’s Apprentice – The Burning Bridge« (2005) » Ranger’s Apprentice – The Icebound Land« (2005).
Copyright der Originalausgaben © 2004, 2005 by John FlanaganCopyright © der deutschsprachigen Ausgaben »Die Ruinen von Gorlan« und »Die brennende Brücke« 2007, »Der Eiserne Ritter« 2008 cbj Kinder- und Jugendbuchverlagin der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenAus dem Englischen von Angelika Eisold ViebigLektorat: Petra Koob-PawisVignetten: MathematicsUmschlagbilder: John BlackfordUmschlaggestaltung: Init GmbH.
ISBN 978-3-641-24694-5V002
www.cbj-verlag.de

Für Michael

Morgarath, Herrscher über die Berge von Regen und Nacht, ehemals Baron von Gorlan im Königreich von Araluen, blickte über sein karges, regengepeitschtes Land und stieß – vielleicht zum tausendsten Male – einen Fluch aus.

Ein Ödland aus zerklüfteten Felsen, verwitterten Klippen und eisbedeckten Bergen – das war alles, was ihm geblieben war. Ein Reich aus tiefen Schluchten und steilen, schmalen Wegen – nur Geröll und Fels, ohne einen Baum oder ein wenig Grün, um die Eintönigkeit aufzulockern.

Vor nunmehr fünfzehn Jahren war dieses unwirtliche Stück Land zu seinem Gefängnis geworden und er konnte sich noch gut an die herrlichen grünen Auen und dicht bewaldeten Hügel seines früheren Lehens erinnern. Die Flüsse waren reich an Fischen, auf den Feldern wuchs saftiges Getreide und in den Wäldern gab es mehr als genug Wild. Gorlan war ein herrlicher, blühender Ort gewesen.

Die Berge von Regen und Nacht hingegen waren trostlos und verlassen.

Eine Gruppe Wargals exerzierte im Burghof draußen. Morgarath sah ihnen ein paar Sekunden lang zu und lauschte dem gutturalen rhythmischen Singsang, der diese Übungen begleitete.

Die Wargals waren gedrungene, ungestalte halbmenschliche Wesen, mit einer langen Schnauze und Reißzähnen wie die von Bären oder Hunden. Seit Urzeiten lebten sie in diesen abgeschiedenen Bergen und hatten von jeher die Menschen gemieden. Bevor Morgarath sie ausfindig machte, hatte niemand sie je gesehen. Es gab nur Gerüchte und Legenden, die von einem wilden Stamm in den Bergen erzählten.

Bei den Vorbereitungen für den Aufstand gegen das Königreich von Araluen hatte Morgarath Gorlan verlassen, um eben diesen Gerüchten nachzugehen. Wenn es solche Kreaturen gab, konnten sie ihm in dem von ihm beabsichtigten Krieg einen Vorteil verschaffen.

Es dauerte lange, doch er fand sie tatsächlich. Die Wargals verfügten, abgesehen von ihrem rhythmischen Singsang, über keine gesprochene Sprache. Hauptsächlich verständigten sie sich durch eine Art primitiven Gedankenaustausch. Und so konnten sie von jemandem mit höherer Intelligenz und Willenskraft ohne größere Probleme gefügig gemacht werden. Morgarath unterwarf sie seinem Willen und sie wurden die vollkommenen Krieger, mitleidslos und gehorsam.

Während er sie jetzt betrachtete, fielen ihm die farbenfroh gekleideten Ritter in ihren glänzenden Rüstungen ein, die in den Turnieren auf Burg Gorlan gegeneinander anzutreten pflegten. Auf den Zuschauertribünen saßen dann die kostbar gekleideten Damen und applaudierten begeistert. Wenn Morgarath sie nun mit diesen missgestalteten Kreaturen in schwarzem Fell verglich … er fluchte erneut.

Die Wargals, die auf die Wahrnehmung seiner Gedanken gedrillt waren, spürten seine Unzufriedenheit und hielten inne. Verärgert befahl er ihnen weiterzumachen und der eintönige Singsang hob wieder an.

Morgarath entfernte sich vom Fensterloch und trat näher ans Feuer, das nicht ausreichte, um die Feuchtigkeit und Kälte aus dieser düsteren Burg zu vertreiben. Fünfzehn Jahre, dachte er jetzt wieder. Fünfzehn Jahre, seit er sich gegen den jungen, neu gekrönten König Duncan aufgelehnt hatte. Schon als der alte König krank darniederlag, hatte er alles sorgfältig geplant. Morgarath wollte sich die Führungslosigkeit und Verwirrung nach dem Tod des Herrschers zunutze machen. Er hatte vorgehabt, Streitigkeiten zwischen den anderen Adligen des Reiches zu schüren, wodurch er selbst ungehindert den Thron hätte übernehmen können.

Heimlich hatte er seine Armee von Wargals abgerichtet und sie weit oben in den Bergen bereit gehalten. Dann, in den Tagen der Trauer, die auf den Tod des Königs folgten, als sämtliche Barone des Königreiches nach Schloss Araluen kamen, um den Beisetzungszeremonien beizuwohnen, hatte Morgarath angegriffen. Innerhalb von wenigen Tagen hatte er den südöstlichen Teil des Königreichs erobert und die überrumpelten, führerlosen Streitkräfte vernichtet.

Duncan, der erst Mitte zwanzig und unerfahren war, hätte sich niemals gegen Morgarath behaupten können. Das Königreich wartete nur darauf, dass er es regierte. Der Thron wartete nur darauf, dass er ihn übernahm.

Doch dann hatte Lord Northolt, der oberste Heereskommandant des alten Königs, einige der jüngeren Barone in einem Treuebündnis um sich geschart. Damit stärkte er Duncans Entschlossenheit und gab den anderen neuen Mut. Die Armeen trafen in der Heide von Hackham nahe dem Fluss Slipsunder aufeinander. Fünf Stunden dauerte die Schlacht und die Verluste auf beiden Seiten waren hoch, doch schließlich schien Morgarath den Sieg davonzutragen. Der Slipsunder war ein seichter Fluss, aber seine gefährlichen Treibsandstellen und der weiche Schlamm bildeten eine unpassierbare Barriere, die Morgaraths rechte Flanke schützte.

Da führte einer dieser sich überall einmischenden Graumäntel, einer dieser Waldläufer, einen Trupp Kavallerie über eine geheime Furt zehn Kilometer flussaufwärts. Eine mächtige Reiterschar in voller Rüstung tauchte im entscheidenden Moment der Schlacht auf und überwältigte die Nachhut von Morgaraths Armee.

Die Wargals, die aus den unzugänglichen Felsschluchten der Berge stammten, hatten eine Schwäche: Sie fürchteten Pferde und konnten daher dem Angriff der Reiterei nichts entgegensetzen. Sie zogen sich erst in das schmale Gebiet des Drei-Schritte-Passes zurück und dann weiter hinauf in die Berge von Regen und Nacht. Morgarath, dessen Aufstand fehlgeschlagen war, musste mit ihnen gehen. Und hier lebte er nun schon fünfzehn Jahre im Exil. Er wartete, schmiedete Pläne und hasste die Männer, die ihm das angetan hatten.

Jetzt, so dachte er, war die Zeit der Vergeltung gekommen. Seine Spione hatten ihm berichtet, das Königreich sei träge und selbstzufrieden geworden und man habe seine Anwesenheit hier in den Bergen so gut wie vergessen. Der Name Morgarath war heutzutage ein Name aus Legenden, ein Name, den Mütter benutzten, um unartige Kinder zu zähmen, indem sie ihnen drohten, der böse Lord Morgarath käme sonst und würde sie holen.

Die Zeit war reif. Erneut würde er seine Wargals in eine Schlacht führen. Doch diesmal würde er Verbündete haben. Und er würde vorher Unsicherheit und Verwirrung verbreiten. Diesmal würde keiner von jenen, die sich einst gegen ihn zusammengetan hatten, am Leben bleiben, um König Duncan zu stützen.

Versuch doch etwas zu essen, Will. Morgen ist schließlich ein wichtiger Tag.«

Jenny, blond, hübsch und fröhlich, deutete auf Wills kaum berührten Teller und lächelte ihren Kameraden aufmunternd an. Will machte einen Versuch, das Lächeln zu erwidern, doch es gelang ihm nicht. Obwohl sein Lieblingsessen vor ihm stand, stocherte er nur darin herum. Heute Abend konnte er vor lauter Anspannung und Aufregung kaum einen Bissen hinunterbringen.

Er wusste wohl, dass morgen ein großer Tag war. Er wusste es nur allzu gut. Morgen war der wichtigste Tag in seinem ganzen Leben, denn morgen war der Tag der Wahl, und da würde entschieden, wie er den Rest seines Lebens verbringen sollte.

»Das sind wohl die Nerven«, sagte George, legte seine Gabel ab und fasste sich ans Revers seiner Jacke. Er war ein dünner, ungelenker und wissbegieriger Junge, fasziniert von Schriften und Gesetzestexten und mit der Neigung, das Für und Wider jeder Frage lang und gründlich zu erörtern – manchmal zu lange. »Furchtbare Sache, diese Nervosität. Die kann dich so lähmen, dass du nicht mehr denken, essen oder reden kannst.«

»Ich bin nicht nervös«, sagte Will schnell, der bemerkt hatte, dass Horace aufblickte und drauf und dran war, eine sarkastische Bemerkung zu machen.

George nickte einige Male und dachte offensichtlich weiter nach. »Andererseits«, fügte er dann hinzu, »ist es erwiesen, dass ein wenig Nervosität die Leistungsfähigkeit sogar verbessern kann. Sie erhöht nämlich deine Wahrnehmungskraft und deine Reaktionsfähigkeit. Also ist die Tatsache, dass du dir Sorgen machst, eigentlich nicht notwendigerweise etwas, worüber man sich Sorgen machen müsste.«

Ein schiefes Lächeln umspielte Wills Mund. George war wie geboren für den Beruf des Advokaten. Es stand so gut wie fest, dass er am nächsten Tag vom Zunftmeister der Schreiber und Rechtsgelehrten gewählt würde. Vielleicht, dachte Will, ist das letztlich mein Problem. Will war der Einzige unter den fünf Mündeln, der Zweifel hinsichtlich der Wahl hatte, die in weniger als zwölf Stunden stattfinden würde.

»Er hat guten Grund, nervös zu sein!«, mischte Horace sich ein. »Welcher Zunftmeister sollte ihn denn schon als Lehrling haben wollen?«

»Ich bin sicher, wir alle sind nervös«, sagte Alyss begütigend. Sie schenkte Will eines ihrer seltenen Lächeln. »Es wäre dumm, nicht nervös zu sein.«

»Tja, ich bin es jedenfalls nicht!«, widersprach Horace und lief dann rot an, als Alyss eine Augenbraue hob und Jenny kicherte.

Typisch Alyss, dachte Will. Er wusste, dass dem hoch gewachsenen, anmutigen Mädchen bereits ein Platz als Schülerin bei Lady Pauline, der Vorsteherin des Diplomatischen Dienstes von Redmont versprochen war. Ihre Behauptung, dass sie wegen des nächsten Tages nervös sei, und ihr Takt, nicht auf Horaces Schnitzer herumzuhacken, zeigte, dass sie bereits sehr gute diplomatische Fähigkeiten besaß.

Jenny würde natürlich sofort der Küche zugeteilt werden, dem Reich von Meister Chubb, Redmonts Küchenchef. Er war ein Mann, der im ganzen Königreich für seine Bankette berühmt war. Jenny liebte Essen und Kochen und war mit ihrem offenen Wesen und der stets guten Laune im geschäftigen Treiben der Burgküche gewiss sehr willkommen.

Horaces Wahl war zweifellos die Heeresschule. Will blickte jetzt auf den Jungen, der ein Mündel war wie er selbst und der gerade hungrig den gebratenen Truthahn, Speck und Kartoffeln von seinem Teller in sich hineinschaufelte. Horace war groß für sein Alter und sehr athletisch. Die Möglichkeit, dass er abgewiesen wurde, gab es praktisch nicht. Horace entsprach genau den Vorstellungen, die Sir Rodney von einem Heeresschüler hatte – er war stark, athletisch und in bester körperlicher Verfassung. Und, ergänzte Will in Gedanken sarkastisch, nicht allzu helle. Die Heeresschule war für Jungen wie Horace, der nicht von adeliger Abstammung war, der einzige Weg, um später als Ritter dem Königreich zu dienen.

Blieb nur noch Will. Was sollte er wählen? Noch wichtiger – wie Horace schon treffend angemerkt hatte –, welcher Zunftmeister würde ihn als Lehrjungen annehmen?

Denn der Wahltag war der Wendepunkt im Leben der Mündel. Sie waren Waisen, die aufgrund der Großherzigkeit von Baron Arald, dem Herrn von Gut Redmont, aufgezogen wurden. Meist waren ihre Eltern im Dienst für den Lehnsherrn gestorben, und der Baron sah es als seine Pflicht an, für die Kinder seiner Untergebenen zu sorgen und es ihnen zu ermöglichen, etwas aus ihrem Leben zu machen.

Der Wahltag bot diese Gelegenheit.

Jedes Jahr konnten Mündel, die fünfzehn Jahre alt wurden, sich darum bewerben, als Lehrlinge bei den Meistern der verschiedenen Zünfte angenommen zu werden. Normalerweise traten Kinder in die Fußstapfen ihrer Eltern. Die Mündel hatten diese Möglichkeit natürlich nicht und so war der Wahltag für sie die Chance, einen Beruf ihrer Wahl zu erlernen.

Jene Mündel, die bei keinem der Zunftmeister unterkamen, wurden bei Bauersleuten im nahe gelegenen Dorf untergebracht. Will wusste, dass dies nicht oft passierte. Der Baron und seine Zunftmeister bemühten sich normalerweise sehr, die Mündel zu vermitteln. Aber hin und wieder kam es dennoch vor, und dieses Schicksal fürchtete Will mehr als alles andere.

Horace fing seinen Blick auf und grinste ihn selbstgefällig an. »Hast du immer noch vor, dich für die Heeresschule zu bewerben, Will?«, fragte er mit vollem Mund. »Dann solltest du lieber was essen. Dafür musst du nämlich noch ein wenig stärker werden.«

Er ließ ein schnaubendes Lachen hören und Will sah ihn böse an. Vor ein paar Wochen hatte Horace mit angehört, wie Will Alyss anvertraute, dass er sehr gerne zur Heeresschule ginge. Seither hatte Horace keine Gelegenheit versäumt, Will darauf hinzuweisen, dass er mit seiner schmalen Statur völlig ungeeignet für den harten Drill der Heeresschule war.

Dass Horace wahrscheinlich sogar Recht hatte, machte die Sache nur noch schlimmer. Im Gegensatz zu dem großen und muskulösen Horace war Will klein und drahtig. Er war gelenkig, schnell und überraschend stark, aber er hatte einfach nicht die Größe, die – wie er wusste – von einem Heeresschüler verlangt wurde. Während der letzten Jahre hatte er immer gehofft, dass der so genannte Wachstumsschub noch vor dem Wahltag käme. Doch dieser Wunsch hatte sich leider nicht erfüllt und jetzt stand genau dieser Tag vor der Tür.

Da Will nichts erwiderte, merkte Horace, dass er mit seiner Bemerkung einen Treffer gelandet hatte. Das war eine Seltenheit in ihrer turbulenten Beziehung. Während der vergangenen Jahre waren er und Will immer wieder aneinander geraten. Horace war der Stärkere von beiden und hatte Will meist besiegt, obwohl Wills Schnelligkeit und Gelenkigkeit ihm hin und wieder ermöglichten, einen Überraschungsstoß anzubringen und rechtzeitig zu entkommen, bevor Horace ihn erwischte.

Doch so oft Horace den Kampf mit Fäusten auch gewann, so selten gelang ihm dies bei einem Streit mit Worten. Wills Geist war so beweglich wie der ganze Kerl, und so schaffte es Will fast immer, das letzte Wort zu haben. Und genau darin lag das Problem. Will musste erst noch lernen, dass es nicht immer gut war, das letzte Wort zu behalten.

Horace beschloss, den momentanen Vorteil auszunutzen.

»Man braucht Muskeln, um bei der Heeresschule angenommen zu werden, Will. Echte Muskeln«, sagte er und schaute sich Beifall heischend am Tisch um. Die anderen Mündel spürten die Spannung zwischen den beiden Jungen und sahen auf ihre Teller.

»Ja, besonders zwischen den Ohren«, erwiderte Will und prompt fing Jenny an zu kichern. Horaces Gesicht wurde knallrot und er machte Anstalten, von seinem Platz aufzustehen. Doch Will war schneller und bereits an der Tür, bevor Horace sich erhoben hatte, und so musste er sich damit zufrieden geben, Will eine Beleidigung nachzurufen.

»So ist es recht! Lauf nur davon, Will Namenlos! Du bist ein Niemand und keiner wird dich als Lehrling haben wollen!«

Draußen im Vorraum hörte Will die höhnische Bemerkung und spürte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. Es war die Schmähung, die er am meisten hasste, auch wenn er versucht hatte Horace das nie merken zu lassen. Er wusste genau, dass dieser das sonst nur als Waffe gegen ihn einsetzen würde.

Die Wahrheit war, dass niemand Wills Nachnamen kannte. Niemand wusste, wer seine Eltern waren. Anders als die anderen Mündel seines Jahrgangs, die vor dem Tod ihrer Eltern auf dem Lehnsgut gelebt hatten und deren Familiengeschichte jeder kannte, war Will als Neugeborenes wie aus dem Nichts aufgetaucht. Er war vor fünfzehn Jahren auf der Burgtreppe, in eine Decke gehüllt und in einem Korb liegend, gefunden worden. Ein Zettel steckte an der Decke, auf dem stand:

Seine Mutter starb im Kindbett. Sein Vater starb als Held. Bitte sorgt für ihn. Sein Name ist Will.

In jenem Jahr hatte es nur ein einziges anderes Mündel gegeben. Alyss’ Vater, ein Leutnant der Reiterei, war in der Schlacht von Hackham gefallen, als Morgaraths Armee geschlagen und zurück in die Berge vertrieben worden war. Alyss’ Mutter traf der Verlust so schwer, dass sie einige Wochen nach der Geburt einem Fieber erlag. Und so war neben Alyss noch genug Platz im Waisenhaus für das unbekannte Kind. Baron Arald war ein freundlicher und großzügiger Mann und hatte Will als Mündel von Burg Redmont anerkannt. Natürlich nahm man allgemein an, dass Wills Vater im Krieg gegen Morgarath gestorben war, und da Baron Arald in diesem Krieg eine führende Rolle übernommen hatte, war es eine Frage der Ehre, das Opfer des unbekannten Vaters auf diese Weise zu ehren.

So war Will ein Mündel von Burg Redmont geworden. Mit der Zeit waren weitere Mündel hinzugekommen, bis sie zu fünft in ihrem Jahrgang waren. Doch während die anderen Erinnerungen an ihre Eltern hatten oder, wie in Alyss’ Fall, es zumindest Leute gab, die sie gekannt hatten und ihr von ihnen erzählen konnten, wusste Will nichts über seine Herkunft.

Deshalb hatte er eine Geschichte erfunden, die ihn während seiner ganzen Kindheit gestärkt hatte. Und als die Jahre vergingen und er immer mehr Details hinzufügte, glaubte er sie schließlich selbst.

Sein Vater, das wusste er, war den Heldentod gestorben. Also entwarf er für sich das Bild eines Helden – eines Ritters in glänzender Rüstung, der gegen die Horden der Wargals kämpfte, sie links und rechts niedermähte, bis er schließlich allein aufgrund der enormen Überzahl der Feinde überwältigt wurde. Will hatte sich den hünenhaften Mann immer wieder in allen Einzelheiten ausgemalt, jedes Detail seiner Rüstung und seiner Waffenausstattung kannte er, aber nie hatte er sich sein Gesicht vorstellen können.

Als Ritter würde sein Vater von ihm erwarten, dass Will in seine Fußstapfen trat. Deshalb war die Aufnahme in die Heeresschule so wichtig für ihn. Und das war auch der Grund, weshalb er, je unwahrscheinlicher dies wurde, umso verzweifelter an dieser Hoffnung festhielt.

Er verließ das Waisenhaus und ging in den dunklen Burghof. Die Sonne war längst untergegangen und die Fackeln, die in Halterungen an den Wänden steckten, warfen ein flackerndes Licht. Will zögerte einen Moment. Er hatte keine Lust, wieder hineinzugehen und sich Horaces Sticheleien anzuhören. Das würde nur wieder zu einer Rauferei zwischen ihnen führen, die Will, wie er wusste, so gut wie sicher verlöre. George würde dann die Situation wortreich beurteilen und dadurch für weitere Verwirrung sorgen. Alyss und Jenny würden ihn vielleicht trösten – besonders Alyss, da sie von Anfang an zusammen aufgewachsen waren. Aber im Augenblick wollte er ihr Mitleid nicht und ganz sicher nicht Horaces Hohn. Also ging er zu dem einzigen Ort, wo er Ruhe fand.

Der riesige Feigenbaum, der in der Nähe des Mittelturms der Burganlage wuchs, hatte ihm schon oft Zuflucht geboten. Große Höhen machten Will keine Angst und er kletterte geschickt den Baum hinauf, immer weiter, wo ein anderer schon längst aufgehört hätte, bis er sich ganz oben in der Krone befand – auf schmalen Ästen, die unter seinem Gewicht schwankten. Schon früher war er oft hier herauf vor Horace geflohen. Der konnte nämlich bei Wills Kletterkünsten nicht mithalten. Er fand eine bequeme Astgabel und setzte sich darauf. Unter ihm drehten die Burgwachen ihre Runden.

Er hörte, wie die Tür des Waisenhauses geöffnet wurde, und als er hinunterspähte, sah er Alyss herauskommen und sich vergeblich im Hof nach ihm umsehen. Sie zögerte einen Moment und kehrte dann wieder ins Haus zurück. Das Rechteck aus Licht, das durch die offene Tür in den Hof fiel, erlosch, sobald sie die Tür sanft hinter sich schloss. Eigenartig, dachte Will, wie selten die Leute nach oben schauen.

Eine Schleiereule landete fast lautlos auf einem nahen Ast. Sie betrachtete Will ohne Besorgnis und schien zu wissen, dass sie nichts von ihm zu befürchten hatte. Sie war eine schweigsame Jägerin, eine Herrscherin der Nacht.

»Du weißt wenigstens, wer du bist«, sagte er leise zu ihr. Die Eule drehte den Kopf, dann schwang sie sich fort in die Dunkelheit und ließ Will allein mit seinen Gedanken.

Also gut, Lehrlingsanwärter! Hier entlang! Und macht nicht so ein versteinertes Gesicht, wenn ich bitten darf!«

Der Sprecher, oder eigentlich eher der Rufer, war Martin, Baron Aralds Sekretär. Als seine Stimme durch den Vorraum schallte, erhoben sich die fünf Mündel unsicher von der langen Holzbank, auf der sie gesessen hatten. Plötzlich waren doch alle nervös, jetzt, wo der große Augenblick gekommen war. Sie trotteten durch die hohe eisenbeschlagene Holztür, die Martin für sie aufhielt. Keiner wollte der Erste sein.

»Kommt schon, kommt schon!«, bellte Martin ungeduldig. Alyss entschloss sich schließlich, die Führung zu übernehmen, wie Will es schon vorausgesehen hatte. Die anderen folgten dem schlanken blonden Mädchen.

Will sah sich neugierig um, als er das Studierzimmer des Barons betrat. In diesem Teil der Burg war er noch nie zuvor gewesen. Der Turm, in dem sich die Verwaltung sowie die Privatgemächer des Barons befanden, wurde selten von jemandem niedrigen Rangs besucht. Der Raum war hoch und geräumig. An der östlichen Wand befand sich ein riesiges Fenster – offen, um frische Luft hereinzulassen, aber mit einem mächtigen Holzladen, der bei schlechtem Wetter geschlossen werden konnte. Es war das gleiche Fenster, durch das Will in der vergangenen Nacht geblickt hatte. Heute fiel Sonnenlicht auf den wuchtigen Eichenschreibtisch.

»Kommt schon! Stellt euch in einer Reihe auf, in einer Reihe!« Martin schien diesen Moment der Autorität zu genießen. Die Gruppe stand immer noch ungeordnet beisammen und er musterte sie mit unzufrieden verzogenem Mund.

»Der Größe nach! Der Größte kommt nach vorne!« Er deutete auf die Stelle, wohin er den größten der fünf haben wollte. Und das war natürlich Horace. Allmählich ordnete sich die Gruppe selbst. Hinter Horace nahm Alyss ihren Platz ein. Dann kam George, der einen halben Kopf kleiner als sie war und unglaublich dünn. Er stand in seiner üblichen krummen Haltung da. Will und Jenny zögerten. Jenny lächelte Will an und bedeutete ihm, sich vor sie zu stellen, auch wenn sie wahrscheinlich ein paar Zentimeter größer war als er. Das war typisch für Jenny. Sie wusste, wie Will unter der Tatsache litt, dass er der Kleinste seines Jahrgangs war. Als Will sich aufstellte, hielt Martins Stimme ihn auf.

»Nicht du! Zuerst das Mädchen!«

Jenny zuckte entschuldigend mit den Schultern und trat an den Platz, auf den Martin gezeigt hatte. Verdrosen stellte Will sich hinter sie.

»Kommt schon! Fröhliche Gesichter! Uuund … stillgestanden …«, fuhr Martin fort, wurde jedoch von einer tiefen Stimme unterbrochen.

»Ich glaube nicht, dass das notwendig ist, Martin.«

Es war Baron Arald, der unbemerkt durch eine kleine Tür in der Wand eingetreten war. Jetzt war es Martin, der sich so präsentierte, wie er sich eine Hab-Acht-Stellung wohl vorstellte: die mageren Arme eng an den Körper gelegt, die Fersen zusammengedrückt, sodass seine krummen Säbelbeine deutlich sichtbar waren, und den Kopf weit in den Nacken gelegt.

Baron Arald verdrehte unmerklich die Augen. Manchmal fand er die Hingabe seines Sekretärs etwas übertrieben. Der Baron war ein großer, breitschultriger Mann, wie es sich für einen Ritter des Königreiches gehörte. Es war jedoch allgemein bekannt, dass Baron Arald auch Essen und Trinken sehr schätzte, also bestand seine eindrucksvolle Gestalt nicht nur aus Muskeln.

Er trug einen kurzen, ordentlich gestutzten Bart, der wie sein Haar erste graue Strähnen zeigte, die seinen zweiundvierzig Jahren angemessen waren. Er hatte ein ausgeprägtes Kinn, eine große Nase und dunkle, durchdringende Augen mit buschigen Brauen. Es war, wie Will fand, ein einschüchterndes, aber kein unfreundliches Gesicht. Vielmehr lag ein überraschender Funken von Humor in diesen dunklen Augen. Will hatte dies bereits bei den gelegentlichen Besuchen des Barons im Waisenhaus bemerkt, wenn er sich nach den Fortschritten seiner Mündel erkundigte.

»Mylord!«, verkündete Martin lautstark, sodass der Baron leicht zusammenzuckte. »Die Kandidaten sind versammelt!«

»Das sehe ich«, erwiderte Baron Arald geduldig. »Vielleicht bist du so gut und bittest die Zunftmeister ebenfalls herein?«

»Mylord!«, erwiderte Martin und machte den Versuch, die Hacken aneinander zu schlagen. Da er Schuhe aus weichem Leder trug, konnte dieser Versuch nur schief gehen. Er marschierte dennoch äußerst zackig zur Tür. Sein Gehabe erinnerte Will an einen Pfau. Als Martin die Hand auf den Türgriff legte, sprach der Baron ihn noch einmal an.

»Martin?«, sagte er leise. Als der Sekretär ihm einen fragenden Blick über die Schulter zuwarf, fuhr er im gleichen sanften Ton fort. »Bitte sie herein, aber schrei sie nicht an. Zunftmeister mögen das nicht.«

»Ja, Mylord«, antwortete Martin und sah aus, als hätte man ihm die Luft herausgelassen. Er öffnete die Tür und mit mühsam gesenkter Stimme, sagte er: »Werte Zunftmeister, Seine Lordschaft ist jetzt bereit.«

Die Meister der Zünfte betraten den Raum ohne festgelegte Reihenfolge. Sie respektierten einander und die Gelegenheiten für ein starres Zeremoniell waren selten. Sir Rodney, Leiter der Heeresschule, trat als Erster ein. Groß und breitschultrig wie der Baron, trug er das Gewand eines Ritters, nämlich ein Kettenhemd unter einem weißen Waffenrock, versehen mit seinem eigenen Wappen, einem purpurroten Wolfskopf. Dieses Wappen hatte er sich als junger Mann verdient, als er gegen die Nordländer gekämpft hatte, die ständig die Ostküste des Königreiches unsicher machten. Den Bug jener Seepiraten, gegen die Sir Rodney gekämpft hatte, hatte ein Wolfskopf geschmückt. Natürlich trug Sir Rodney jetzt auch einen Schwertgürtel mit Schwert. Kein Ritter ließe sich bei offiziellen Anlässen ohne sein Schwert sehen. Er hatte ungefähr das Alter des Barons, blaue Augen und ein Gesicht, das man ohne die gebrochene Nase als gut aussehend bezeichnet hätte. Er trug einen riesigen Schnurrbart, aber anders als der Baron keinen Kinnbart.

Als Nächstes kam Ulf, der Oberstallmeister, der für die Pflege und die Ausbildung der großen Schlachtrösser zuständig war. Er hatte aufmerksame braune Augen, muskulöse Arme und breite Handgelenke. Er trug ein einfaches Lederwams über seinem Wollhemd und den Beinkleidern. Hohe Reitstiefel aus weichem Leder reichten über seine Knie.

Lady Pauline folgte nach ihm. Schlank, elegant und inzwischen grauhaarig, war sie in ihrer Jugend eine beeindruckende Schönheit gewesen. Doch auch jetzt noch besaß sie genügend Anmut und Grazie, um die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu lenken. Lady Pauline, die mit dem Titel Lady für ihre Bemühungen um die Außenbeziehungen des Königreichs belohnt worden war, stand dem Diplomatischen Dienst in Redmont vor. Baron Arald schätzte ihre Fähigkeiten sehr und sie war ihm Vertraute und Ratgeberin zugleich. Der Baron sagte oft, dass Mädchen die besten Anwärter für den Diplomatischen Dienst seien. Sie waren feinsinniger als Jungen, die es naturgemäß eher in die Heeresschule zog. Und während Jungen ständig versuchten, auftretende Probleme mit den Fäusten zu lösen, konnte man sich darauf verlassen, dass Mädchen ihren Verstand gebrauchten.

Es war nur natürlich, dass Nigel, Zunftmeister der Schreiber und Rechtsgelehrten, gleich hinter Lady Pauline hereinkam. Sie hatten Angelegenheiten von beidseitigem Interesse diskutiert, während sie darauf warteten, dass Martin sie hineinrief. Nigel und Lady Pauline waren nicht nur Kollegen, sondern auch enge Freunde. Es waren Nigels gut ausgebildete Schreiber, welche die offiziellen Dokumente und Verlautbarungen verfassten, die dann von Lady Paulines Diplomaten übergeben wurden. Er beriet sie auch oft bei der genauen Wortwahl solcher Schreiben, da er ein weitreichendes Wissen der Rechtsvorschriften hatte. Nigel war ein kleiner, drahtiger Mann mit einem lebendigen, neugierigen Gesicht, das Will an ein Frettchen erinnerte. Sein Haar war glänzend schwarz, sein Gesicht hager und seine dunklen Augen blickten aufmerksam und wissbegierig.

Meister Chubb, der Küchenvorsteher, kam als Letzter herein. Er war ein dicker Mann mit einem kugelrunden Bauch. Und natürlich trug er eine weiße Küchenschürze und die dazugehörige Mütze. Er war dafür bekannt, jähzornig zu sein, und die Mündel traten ihm stets mit Vorsicht entgegen. Er hatte ein leicht gerötetes Gesicht, feuerrotes Haar und trug, wo immer er auch hinging, stets einen Holzlöffel mit sich. Er war für ihn so etwas wie ein Zunftstab und wurde von ihm nicht selten als Waffe eingesetzt. Oft genug landete er mit einem dröhnenden Schlag auf den Köpfen von achtlosen, vergesslichen oder langsamen Küchenhilfen oder Lehrlingen. Jennifer war die Einzige unter ihnen, für die Chubb so etwas wie ein Held war. Es war ihr sehnlichster Wunsch, für ihn zu arbeiten und von ihm zu lernen, Holzlöffel hin oder her.

Es gab natürlich auch noch andere Zunftmeister, wie zum Beispiel den Schmied und den Büchsenmacher. Aber nur jene Zunftmeister, die derzeit auch Platz für neue Lehrlinge hatten, waren heute anwesend.

»Die Zunftmeister sind versammelt, Mylord!«, trompetete Martin. Für ihn schienen Lautstärke und Wichtigkeit der Angelegenheit in einem direkten Verhältnis zu stehen. Wieder verdrehte der Baron die Augen.

»Das sehe ich«, erwiderte er leise und fügte dann in einem förmlicheren Ton hinzu: »Guten Morgen, Lady Pauline. Guten Morgen, die Herren.«

Sie erwiderten den Gruß und der Baron drehte sich zu Martin. »Können wir fortfahren?«

Martin nickte einige Male, blickte auf ein Blatt mit Notizen in seiner Hand und marschierte zur Reihe der Kandidaten.

»Also, der Baron wartet! Der Baron wartet! Wer tritt vor?«

Will, der mit gesenktem Blick nervös von einem Fuß auf den anderen trat, hatte mit einem Mal das merkwürdige Gefühl, dass ihn jemand beobachtete. Er blickte hoch und zuckte überrascht zusammen, als er dem schwer zu deutenden Blick von Walt, dem Waldläufer begegnete.

Will hatte ihn nicht hereinkommen sehen. Der geheimnisvolle Mann musste durch die Seitentür hereingeschlichen sein, während die allgemeine Aufmerksamkeit sich auf die durch den Haupteingang eintretenden Zunftmeister richtete. Jetzt stand er halb verdeckt hinter dem Stuhl des Barons, wie üblich in braune und graue Kleidung und in den langen, gesprenkelten graugrünen Umhang eines Waldläufers gehüllt. Walt war eine einschüchternde Person. Er hatte die Angewohnheit, immer dann aufzutauchen, wenn man es am wenigsten erwartete – und man hörte ihn nie kommen. Die abergläubischen Dorfbewohner waren davon überzeugt, dass die Waldläufer eine Art Zauberei praktizierten, die sie für normale Leute unsichtbar machte. Will war sich nicht sicher, ob er das glaubte – aber er war sich auch nicht sicher, ob er es nicht glaubte. Er fragte sich, warum Walt heute hier war. War er etwa auch ein Zunftmeister? Soweit Will wusste, war er bisher nie zu einem Wahltag gekommen.

Abrupt sah Walt weg, und Will merkte, dass Martin immer noch redete. Er bemerkte auch, dass der Sekretär die Angewohnheit hatte, alles zu wiederholen, als sei er sein eigenes Echo.

»Wer tritt vor? Wer tritt vor?«

Der Baron seufzte hörbar. »Warum nehmen wir denn nicht einfach den Ersten in der Reihe?«, schlug er vor und Martin nickte eifrig.

»Aber natürlich, Mylord. Natürlich. Der Erste in der Reihe, bitte vortreten.«

Nach einem Moment des Zögerns trat Horace vor und nahm Hab-Acht-Stellung an. Der Baron musterte ihn ein paar Sekunden.

»Name?«, fragte er, und Horace antwortete, wobei er bei der korrekten Anrede des Barons leicht ins Stottern kam.

»Horace Altman, Sir… Mylord.«

»Und hast du einen Wunsch, Horace?«, fragte der Baron in einem Ton, der darauf hindeutete, dass er die Antwort bereits kannte.

»Heeresschule, Sir!«, antwortete Horace fest. Der Baron nickte. Er hatte nichts anderes erwartet und blickte zu Sir Rodney, der den Jungen daraufhin musterte.

»Heeresmeister?«, sagte der Baron. Normalerweise hätte er Sir Rodney mit dem Vornamen angesprochen, nicht mit seinem Titel. Aber dies war eine offizielle Angelegenheit. Genauso wie Sir Rodney den Baron normalerweise nur mit »Sir« ansprach. Aber an einem Tag wie heute war »Mylord« die richtige Form.

Der mächtige Ritter trat vor Horace, sein Kettenhemd und die Sporen klirrten. Er musterte den Jungen von oben bis unten und ging langsam um ihn herum. Horace wollte den Kopf drehen.

»Still gestanden«, befahl Sir Rodney, und der Junge blieb unbeweglich stehen und starrte geradeaus.

»Sieht kräftig genug aus, Mylord, und ich kann immer neue Soldaten gebrauchen.« Er rieb sich nachdenklich mit der Hand übers Kinn. »Kannst du reiten, Horace Altman?«

Ein Ausdruck der Unsicherheit erschien auf Horaces Gesicht, als ihm klar wurde, dass dies ein Hinderungsgrund sein könnte. »Nein, Sir. Ich …«

Er wollte hinzufügen, dass Mündel keine Gelegenheit hatten, reiten zu lernen, aber Sir Rodney unterbrach ihn.

»Macht nichts. Das kann er lernen.« Sir Rodney schaute zum Baron und nickte. »In Ordnung, Mylord. Ich nehme ihn für die Heeresschule, bei der üblichen dreimonatigen Probezeit.«

Der Baron notierte etwas auf einem Blatt Papier, das vor ihm lag, und lächelte den begeisterten und sehr erleichterten Jungen vor sich an.

»Gratuliere, Horace. Melde dich morgen früh um Punkt acht Uhr bei der Heeresschule.«

Als Nächstes …«, rief Martin, während Horace sich zurück in die Reihe stellte. Zum Ärger von Martin, der Alyss als nächste Kandidatin hatte aufrufen wollen, trat sie da bereits anmutig vor.

»Alyss Mainwaring, Mylord«, stellte sie sich mit ihrer wohlklingenden Stimme vor. Noch ehe sie gefragt wurde, fuhr sie fort: »Ich bitte um Schulung im Diplomatischen Dienst, Mylord.«

Arald lächelte das ernst, aber zuversichtlich aussehende Mädchen an. Ihre selbstbewusste und vornehme Haltung wäre im Diplomatischen Dienst sicher sehr von Vorteil. Er blickte zu Lady Pauline. »Mylady?«

Lady Pauline nickte nachdrücklich. »Ich habe bereits mit Alyss gesprochen, Mylord. Ich bin überzeugt, dass sie hervorragend geeignet ist, und werde sie sehr gerne in meine Obhut nehmen.«

Alyss neigte den Kopf zu einer kleinen Verbeugung in Richtung ihrer Gönnerin. Will stellte fest, dass sie sich sehr ähnlich waren – beide waren groß und verhielten sich stets äußerst elegant und würdevoll. Er freute sich für seine langjährige Kameradin, denn er wusste, wie sehr sie sich diese Wahl gewünscht hatte. Alyss trat zurück in die Reihe und Martin, der diesmal unbedingt verhindern wollte, dass man ihm zuvorkam, deutete sofort auf George.

»Du! Du bist der Nächste! Du bist der Nächste! Trete vor!«

George machte einen Schritt nach vorn. Sein Mund öffnete und schloss sich einige Male, doch es kam nichts heraus. Will und die anderen Mündel waren überrascht. George, der von ihnen stets als offizieller Sprecher für jede Angelegenheit gewählt worden war, hatte Lampenfieber. Schließlich schaffte er es, etwas hervorzustoßen – allerdings so leise, dass ihn niemand verstand.

Baron Arald beugte sich vor und hielt eine Hand hinters Ohr. »Tut mir Leid, aber das habe ich nicht ganz verstanden.« George sah den Baron an und stotterte mit unglaublicher Anstrengung: »G… George Ca … Carter, Sir. Schule der Rechtsgelehrten, Sir.«

Martin, dem sehr viel an Etikette lag, holte Luft, um ihn wegen seiner missglückten Anrede zurechtzuweisen. Doch bevor er das tun konnte, ergriff zu jedermanns Erleichterung Baron Arald das Wort.

»In Ordnung, Martin. Schon gut.« Martin sah leicht gekränkt drein, schwieg jedoch. Der Baron blickte zu Nigel, seinem obersten Schreiber und Rechtsberater, und hob fragend eine Augenbraue.

»Sozusagen schon besiegelt, Mylord«, sagte Nigel und fügte hinzu: »Ich habe bereits Proben von Georges Arbeit gesehen und er hat tatsächlich eine Gabe für die Schreibkunst.«

Der Baron sah zweifelnd drein. »Er ist aber nicht der ausdrucksvollste Sprecher, oder? Das könnte vielleicht ein Problem darstellen, wenn er irgendwann in der Zukunft einmal eine rechtliche Angelegenheit darlegen muss.«

Nigel tat den Einwand sofort ab. »Ich garantiere Euch, Mylord, mit der angemessenen Ausbildung stellt so etwas kein Problem dar. Absolut kein Problem, Mylord.«

Der Zunftmeister steckte die Hände in die weiten Ärmel seiner mönchartigen Kutte, während er sich für das Thema erwärmte.

»Ich erinnere mich an einen Jungen, der vor etwa sieben Jahren zu uns kam, ganz ähnlich wie dieser hier, um genau zu sein. Er hatte ebenfalls die Angewohnheit, in seinen nicht vorhandenen Bart hineinzumurmeln – aber wir haben ihm das bald abgewöhnt. Manche derjenigen, die anfänglich als äußerst wortkarg galten, haben bei uns hohe Eloquenz erlangt, Mylord, hohe Eloquenz.«

Der Baron wollte etwas einwenden, doch Nigel fuhr bereits fort: »Es mag Euch vielleicht überraschen zu hören, dass ich selbst als Junge unter großer Schüchternheit litt. Ich konnte kaum zwei zusammenhängende Worte äußern.«

»Inzwischen wohl kaum mehr ein Problem, wie ich merke«, warf der Baron trocken ein und Nigels Lächeln zeigte, dass er den Hinweis verstanden hatte. Er verbeugte sich vor dem Baron.

»Richtig, Mylord. Wir werden dem jungen George helfen, seine Schüchternheit zu überwinden. Dafür gibt es doch nichts Besseres als das Drunter und Drüber in der Schreibschule. Dessen bin ich mir sicher.«

Der Baron musste unwillkürlich lächeln. Die Schreibschule war ein stiller Ort des Lernens, wo die Stimmen wenn überhaupt nur selten erhoben wurden und Debatten vernünftig und mit gemessener Lautstärke geführt wurden. Bei seinen gelegentlichen Besuchen hatte der Baron es als äußerst langweilig empfunden. Er konnte sich keinen Platz vorstellen, wo es weniger Drunter und Drüber gab als dort.

»Ihr habt mich überzeugt«, erwiderte er dennoch und sagte dann zu George: »So sei es, George, dein Wunsch wird dir erfüllt. Melde dich morgen in der Schreibschule.«

George trat verlegen von einem Bein auf das andere und murmelte vor sich hin.

Stirnrunzelnd beugte der Baron sich vor. »Was war das?«

George blickte auf und flüsterte: »Vielen Dank, Mylord.« Dann beeilte er sich, zurück in die Reihe zu treten.

»Oh«, antwortete der Baron. »Keine Ursache. Und nun als Nächstes …«

Jenny trat bereits nach vorn. Sie war blond und hübsch, wenn auch ein wenig rundlich. Doch das stand ihr gut und bei festlichen Anlässen war sie stets eine begehrte Tanzpartnerin.

»Meister Chubb, Sir!«, sprudelte sie jetzt heraus und trat geradewegs vor den Schreibtisch des Barons. Der Baron blickte in das muntere Gesicht, sah, wie die blauen Augen vor Eifer funkelten, und konnte nicht anders, als sie anzulächeln.

»Ja, was ist mit ihm?«, fragte er freundlich, und sie zögerte, als ihr klar wurde, dass sie in ihrer Begeisterung das Protokoll des Wahlablaufes verletzt hatte.

»Oh! Entschuldigt bitte, Sir … Baron … Eure Lordschaft«, verhaspelte sie sich und brachte dabei sämtliche Anreden durcheinander.

»Mylord!«, verbesserte Martin sie. Baron Arald sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Ja, Martin?«, sagte er. »Was gibt es?«

Martin besaß die Geistesgegenwart, verlegen dreinzusehen. Er wusste, dass der Baron seinen Einwurf absichtlich missverstanden hatte. Deshalb holte er tief Luft und sagte entschuldigend: »Ich … wollte Euch nur in Kenntnis setzen, dass der Name der Kandidatin Jennifer Dalby ist, Sir.«

Der Baron nickte. »Danke sehr, Martin. Nun, Jennifer Dalby …«

»Jenny, Sir«, warf das Mädchen ein und der Baron zuckte seufzend mit den Schultern.

»Also dann, Jenny. Ich nehme an, du möchtest dich um eine Lehrstelle bei Meister Chubb bewerben?«

»Oh ja, bitte, Sir!«, erwiderte Jenny atemlos und richtete einen bewundernden Blick auf den Koch. Chubb runzelte nachdenklich die Stirn und musterte sie.

»Hmmm … ja, vielleicht … vielleicht«, murmelte er und ging vor ihr auf und ab. Sie lächelte ihn gewinnend an, doch Chubb war gegen solche weiblichen Waffen immun.

»Ich werde hart arbeiten, Sir«, versicherte sie ihm ernst.

»Da bin ich mir sicher!«, antwortete er prompt. »Dafür würde ich auch sorgen, Mädchen. In meiner Küche wird nicht getrödelt oder gefaulenzt, das sage ich dir.«

Jenny war nun doch besorgt, dass ihr Traum womöglich nicht Wirklichkeit werden könnte, und spielte ihre Trumpfkarte aus.

»Ich habe die richtige Figur«, machte sie ihn aufmerksam. Baron Arald verbarg nicht zum ersten Mal an diesem Morgen ein Lächeln.

»Da hat sie nicht Unrecht, Chubb«, warf er ein und der Koch wandte sich ihm beipflichtend zu.

»Die Figur ist nicht unwichtig, Mylord. Alle großen Köche neigen dazu… wohl geformt zu sein.« Er drehte sich zurück zu dem Mädchen und überlegte immer noch. Die anderen mochten ihre Lehrlinge im Handumdrehen annehmen, doch Kochen war schließlich eine besondere Kunst.

»Sag mir«, forderte er Jenny auf, »was würdest du mit einer Truthahnpastete tun?«

Sie lächelte ihn strahlend an. »Sie essen«, antwortete sie sofort.

Chubb versetzte ihr mit dem hölzernen Kochlöffel einen leichten Schlag auf den Kopf. »Ich meinte, wie du sie zubereiten würdest.«

Jenny überlegte kurz und rasselte dann eine ausführliche Beschreibung herunter, wie sie dieses Gericht nach allen Regeln der Kunst zubereiten würde. Alle bis auf den Koch lauschten ehrfürchtig und verstanden absolut gar nichts. Chubb jedoch nickte einige Male und unterbrach Jenny nur, als sie das Ausrollen des Teiges beschrieb.

»Neunmal, sagst du?«, fragte er neugierig nach. Jenny nickte.

»Meine Mutter sagte immer: »Achtmal, damit es ein richtiger Blätterteig wird, und einmal mehr, damit man ihn liebt«, erklärte sie.

Chubb nickte nachdenklich. »Interessant. Sehr interessant«, sagte er und blickte dann mit einem Nicken zum Baron. »Ich nehme sie, Mylord.«

»Welch eine Überraschung«, erwiderte der Baron gut gelaunt und fügte dann hinzu: »Nun, dann melde dich morgen in der Küche, Jennifer.«

»Jenny, Sir«, korrigierte ihn das Mädchen unbeirrt und ihr Lächeln erhellte den ganzen Raum.

Baron Arald lächelte ebenfalls. »Und damit haben wir noch einen Kandidaten.«

Er blickte auf seine Liste und schaute dann aufmunternd in Wills besorgt dreinblickende Augen.

Will? Will wer?«, fragte Martin mit einem tiefen Seufzer und blätterte in seinen Papieren. Er war erst seit fünf Jahren der Sekretär des Barons und kannte deshalb die Geschichte von Wills Herkunft nicht. Jetzt sah er, dass kein Familienname angegeben war, und ärgerte sich, dass er das, was seiner Meinung nach nur ein Fehler sein konnte, nicht vorher bemerkt hatte.

»Wie ist dein Familienname, Junge?«, fragte er ernst. Will sah ihn an und zögerte. Diesen Moment hatte er gefürchtet.

»Ich … habe…«, begann er, doch gnädigerweise unterbrach ihn der Baron.

»Will ist ein Spezialfall, Martin«, sagte er schnell und sein Blick bedeutete dem Sekretär, es darauf beruhen zu lassen. Er drehte sich wieder zu Will und lächelte ihn aufmunternd an.

»Für welche Ausbildung möchtest du dich bewerben, Will?«, fragte er.

»Für die Heeresschule, bitte, Mylord«, antwortete Will und versuchte, selbstbewusst zu klingen. Der Baron runzelte die Stirn und Wills Hoffnung sank.

»Heeresschule, Will? Meinst du nicht, dass du dafür ein wenig zu klein bist?«, fragte der Baron vorsichtig. Will biss sich auf die Lippe. Er hatte sich eingeredet, dass er nur fest genug daran glauben musste, um angenommen zu werden.

»Der Wachstumsschub hat bei mir noch nicht richtig eingesetzt, Sir«, erklärte er verzweifelt. »Das sagen alle.«

Der Baron strich sich über den Bart, während er den Jungen nachdenklich musterte. Er blickte zu seinem Heeresmeister. »Sir Rodney?«

Der Ritter trat vor und betrachtete Will prüfend, dann schüttelte er langsam den Kopf.

»Ich fürchte, er ist zu klein, Mylord«, antwortete er.

Will merkte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. »Ich bin stärker, als ich aussehe, Sir«, stieß er hervor.

Aber der Heeresmeister schaute bedauernd zum Baron und schüttelte erneut den Kopf.

»Eine andere Wahl, Will?«, fragte der Baron. Seine Stimme war freundlich, fast besorgt.

Will zögerte. Er hatte nie eine andere Wahl in Erwägung gezogen.

»In die Stallungen, Sir?«, fragte er schließlich.

Dort wurden die mächtigen Schlachtrösser der Ritter versorgt und ausgebildet. Aber Ulf, der Oberstallmeister, schüttelte bereits den Kopf, noch bevor der Baron ihn um seine Meinung gefragt hatte.

»Ich kann zwar Lehrjungen gebrauchen, Mylord«, sagte er, »aber dieser ist zu klein. Er könnte die Schlachtrösser nicht halten. Sie würden ihn in Grund und Boden stampfen.«

Will sah den Baron nur noch durch einen wässerigen Schleier. Verzweifelt kämpfte er gegen die Tränen an, die ihm in die Augen stiegen. Das wäre die schlimmste Demütigung: von der Heeresschule abgelehnt zu werden und dann vor dem Baron, den Zunftmeistern und den anderen Mündeln zusammenzubrechen und zu weinen wie ein kleines Kind.

»Welche Fähigkeiten hast du denn, Will?«, fragte der Baron jetzt.

Will überlegte fieberhaft. Er war nicht besonders gut in Umgangsformen und Diplomatie, so wie Alyss. Er konnte auch nicht wie George ordentliche Briefe verfassen. Genauso wenig teilte er Jennys Interesse am Kochen.

Und ganz sicher hatte er nicht Horaces Kraft und Muskeln.

»Ich kann gut klettern, Sir«, erwiderte er schließlich, als er merkte, dass der Baron auf eine Antwort wartete. Das war jedoch ein Fehler gewesen, wie er sofort erkannte.

Chubb, der Koch, schaute ihn gereizt an. »Oh ja, das kann er wirklich gut. Ich erinnere mich daran, wie er an einem Regenrohr in meine Küche geklettert ist und sich ein Tablett mit Törtchen geschnappt hat, die auf dem Fensterbrett abkühlen sollten.«

Will blieb der Mund offen stehen. Das war so gemein! Diese Sache war nun schon zwei Jahre her! Damals war er noch ein Kind gewesen und es war schließlich nur ein dummer Streich. Doch ehe er protestieren konnte, sprach bereits der Zunftmeister der Schreiber und Rechtsgelehrten.

»Und erst im letzten Frühjahr ist er bis zu uns in den dritten Stock geklettert und hat während einer Rechtdebatte zwei Hasen losgelassen. Sehr störend. Außerordentlich störend!«

»Hasen, sagt Ihr?«, wiederholte der Baron und Nigel nickte bekräftigend.

»Ein Männchen und ein Weibchen, Mylord, wenn Ihr versteht?«, erwiderte er. »Wirklich sehr störend!«

Die sonst so ernste Lady Pauline hielt eine Hand vor den Mund. Sie mochte lediglich ein Gähnen unterdrückt haben, doch als sie die Hand wegnahm, zeigten ihre Mundwinkel immer noch leicht nach oben.

»Nun ja«, sagte der Baron. »Wir alle kennen Hasen.«

»Und, wie ich sagte, Mylord, es war Frühling«, fuhr Nigel fort, für den Fall, dass der Baron noch nicht richtig verstanden hatte. Lady Pauline hüstelte nun sehr damenhaft, woraufhin der Baron sagte: »Ich glaube, wir haben alle sehr wohl verstanden«. Dann blickte er wieder zu der verzweifelten Gestalt, die da vor ihm stand. Will hielt das Kinn hoch erhoben und starrte geradewegs vor sich. Der Baron empfand in diesem Moment großes Mitgefühl für den Jungen. Er konnte in diesen lebhaften braunen Augen die Tränen sehen, die nur durch reine Willenskraft zurückgehalten wurden. Will, der Junge mit dem starken Willen, dachte er. Ja, der Bursche hatte den passenden Namen. Es gefiel dem Baron nicht, den aufgeweckten kleinen Kerl dies alles durchstehen zu lassen, aber es musste nun mal sein. Er seufzte kaum merklich.

»Gibt es jemanden hier, der diesen Jungen brauchen könnte?«, fragte er.

Will konnte nicht anders, als den Kopf zu drehen und bittend zu den Zunftmeistern zu schauen und zu beten, dass einer von ihnen nachgäbe und ihn annähme. Einer nach dem anderen schüttelte schweigend den Kopf.

Überraschenderweise war es der Waldläufer, der das lähmende Schweigen brach.

»Es gibt etwas, was Ihr über diesen Jungen wissen solltet, Mylord«, sagte er. Will hatte Walt niemals vorher etwas sagen hören. Seine Stimme war tief und weich, mit einem ganz leichten gälischen Akzent.

Er trat jetzt nach vorn und reichte dem Baron ein doppelt gefaltetes Blatt Papier. Arald öffnete es, las die wenigen Worte und runzelte die Stirn.

»Seid Ihr Euch dessen sicher?«, fragte er.

»Das bin ich, Mylord.«

Der Baron faltete das Papier wieder zusammen und legte es weg. Nachdenklich trommelte er mit den Fingern auf dem Schreibtisch und sagte dann: »Ich werde eine Nacht darüber schlafen.«

Walt nickte und trat einen Schritt zurück. Eigenartigerweise schien er dadurch sofort mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Will starrte ihn durchdringend an und fragte sich, welche Nachricht der geheimnisvolle Waldläufer dem Baron wohl übergeben hatte. Wie die meisten Leute war auch Will mit der Überzeugung aufgewachsen, dass man den Waldläufern am besten aus dem Weg ging. Sie waren eine geheimnisvolle und heimlichtuerische Truppe, die im Verborgenen agierte und von Rätseln und Ungewissheit umgeben war.

Will gefiel der Gedanke nicht, dass Walt etwas über ihn wusste – etwas, was wichtig genug war, um es ausgerechnet heute dem Baron mitzuteilen. Das Papier lag da, vor Wills Nase, verlockend nahe und dennoch unerreichbar weit weg.

Er merkte erst allmählich, dass alle um ihn herum im Aufbruch waren, weil der Baron sie jetzt verabschiedete.

»Ich gratuliere allen, die heute hier ausgewählt wurden. Es ist ein großer Tag für euch, also habt ihr den restlichen Tag frei und dürft euch vergnügen. Die Küche wird für euch ein kleines Festmahl in eurem Quartier herrichten. Morgen werdet ihr euch gleich in der Frühe bei euren neuen Lehrmeistern melden. Und wenn ihr meinen Rat befolgt, seid ihr pünktlich.« Er lächelte den anderen vieren zu, dann sprach er Will mit deutlichem Mitgefühl an. »Will, dich lasse ich morgen wissen, was ich beschlossen habe.« Er drehte sich zu Martin und gab ihm den Wink, die Kinder hinauszuführen. »Vielen Dank an alle«, sagte er und verließ den Raum durch die Tür hinter dem Schreibtisch.

Martin führte die frischgebackenen Lehrlinge zur Tür. Sie unterhielten sich aufgeregt und waren erleichtert und begeistert, dass sie von den gewünschten Zunftmeistern gewählt worden waren.

Will blieb hinter den anderen zurück und zögerte, als er an dem Schreibtisch vorbeikam, wo immer noch das Blatt Papier lag. Er starrte es einen Moment lang an, als ob er irgendwie hindurchsehen und die Worte lesen könnte. Da hatte er das gleiche Gefühl wie vorher schon einmal – dass ihn jemand beobachtete. Er blickte auf

Es war lange nach Mitternacht. Die flackernden Fackeln im Burghof waren bereits einmal ausgewechselt worden und inzwischen schon fast wieder heruntergebrannt. Will hatte seit Stunden geduldig alles beobachtet, hatte auf diesen Moment gewartet – wenn das Licht schwach und die Wache während der letzten Stunde ihrer Schicht müde wurde.

Der vergangene Tag war einer der schlimmsten in seinem Leben gewesen. Während seine Kameraden feierten und ihren freien Tag genossen, war Will in die Stille des Waldes geflüchtet. Dort, in der dunklen grünen Kühle unter den Bäumen hatte er den Nachmittag verbracht und voller Bitterkeit die Ereignisse noch einmal an sich vorbeiziehen lassen. Er kämpfte mit der Enttäuschung und fragte sich immer wieder, was wohl in dem Papier des Waldläufers stand.

Als die Schatten auf den weiten Feldern neben dem Wald länger wurden und der Tag sich zu Ende neigte, war Will zu einer Entscheidung gekommen.

Er musste wissen, was auf dem Papier stand. Und er musste es noch heute Nacht wissen.

In der Abenddämmerung machte er sich auf den Weg zurück zur Burg. Er ging Dorf- und Burgbewohnern gleichermaßen aus dem Weg und versteckte sich wieder in den Ästen des Feigenbaumes. Unterwegs war er noch unbemerkt in die Küche geschlüpft und hatte sich Brot, Käse und Äpfel geholt. Missmutig verzehrte er das Essen und schmeckte es kaum, während der Abend vorbeiging und die Burgbewohner sich auf die Nacht vorbereiteten.

Will beobachtete die Wachen und wusste genau, wann sie ihre Runden drehten. Zusätzlich zu den Patrouillen gab es noch einen Wachposten an der Pforte des Turms, in dem sich Baron Aralds Gemächer befanden. Aber der Mann war träge und schläfrig und stellte für Will wohl kaum ein Risiko dar. Außerdem hatte Will sowieso nicht vor, die Tür oder die Treppe zu benutzen.

Über die Jahre hinweg hatte seine unstillbare Neugierde und seine Vorliebe für Orte, wo er nicht hingehörte, dazu geführt, dass er sich sogar ohne Deckung in freiem Gelände unbemerkt bewegen konnte.

Als der Wind durch die Zweige fuhr, bewegten sich auch die Schatten, die sie im Mondlicht warfen – und diese Schatten nutzte Will jetzt aus. Er passte seine Bewegungen dem Rhythmus der Bäume an, fügte sich genau in das Lichtmuster im Hof ein und wurde geradezu ein Teil davon. Auf gewisse Weise machte der Mangel an Deckung seine Aufgabe sogar ein wenig leichter. Der fette Wachposten erwartete nicht, dass sich irgendjemand über den offenen Hof wagte. Weil er niemanden dort zu sehen erwartete, sah er auch niemanden.

Atemlos drückte Will sich gegen den rauen Stein der Turmmauer. Der Wachposten war kaum fünf Meter entfernt und Will konnte seine schweren Atemzüge hören. Nur ein kleiner Vorsprung in der Mauer verdeckte ihn vor dem Blick des Mannes. Will legte den Kopf in den Nacken. Das Fenster des Studierzimmers war sehr weit oben und ein Stück weiter, beinahe auf der anderen Seite des Turms. Um es zu erreichen, musste er erst nach oben, dann zur Seite und noch weiter nach oben klettern. Will fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. Anders als im Inneren des Turms, wo die Wände ziemlich glatt waren, gab es zwischen den mächtigen Steinblöcken der Außenmauer große Spalten. Sie zu erklettern war nicht allzu schwer. Es gab genug Ritzen, wohin Will seine Hände und Füße setzten konnte. An manchen Stellen war der Stein unter dem Einfluss der Witterung über die Jahre glatt geworden, das wusste er, da musste er vorsichtig sein. Aber in der Vergangenheit hatte er bereits jeden der anderen drei Türme erklettert und so erwartete er auch bei diesem keine echten Schwierigkeiten.

Doch wenn man ihn diesmal erwischte, könnte er das Ganze nicht als Streich abtun. Er war im Begriff, mitten in der Nacht einen Teil der Burg zu erklettern, dessen Zutritt verboten war. Schließlich postierte der Baron die Wachposten hier nicht zum Spaß, sondern um ungebetene Gäste fernzuhalten.

Will rieb nervös die Hände aneinander. Was konnten sie ihm denn schon tun? Er war am Wahltag bereits übergangen worden. Niemand wollte ihn. Er war zur Arbeit auf den Feldern verdammt. Was konnte noch schlimmer sein?

Dennoch zögerte er. Eine schwache Hoffnung glimmte immer noch in ihm. Wenn er am Morgen den Baron daran erinnerte, dass sein Vater ein Held gewesen war, und ihm erklärte, wie wichtig es für ihn war, in die Heeresschule zu gehen, vielleicht gab es dann ja doch noch eine Chance für ihn. Andererseits, wenn er in den nächsten Minuten erwischt würde, war alles verloren. Er hatte keine Ahnung, was man mit ihm machen würde, wenn man ihn ertappte, aber ganz sicher käme er nicht zur Belohnung an die Heeresschule.

Er zögerte, so als fehlte ihm der letzte Anstoß. Es war der dicke Wachposten, der ihn gleich darauf lieferte. Will hörte den Mann tief einatmen und dann seufzend aufstehen, während er sich für eine unplanmäßige Runde rüstete. Normalerweise bedeutete das, dass er rechts und links von der Tür ein paar Meter um den Turm herumging und dann wieder zu seinem ursprünglichen Standort zurückkehrte. Er tat es wohl mehr, um wach zu bleiben, aber Will war klar, dass der Wachposten innerhalb der nächsten Sekunden auf ihn stoßen würde, wenn er nicht rasch handelte.

Schnell und geschmeidig begann er wie eine riesige, vierbeinige Spinne die Mauer hochzuklettern. Sobald er die schweren Schritte direkt unter sich hörte, verharrte er bewegungslos, um den Wachposten auch nicht mit dem kleinsten Geräusch zu alarmieren.

Tatsächlich schien es, als hätte der etwas gehört. Er blieb direkt unter der Stelle stehen, wo Will an der Mauer hing, und spähte auf die sich bewegenden Schatten der Bäume. Doch wie Will schon in der Nacht zuvor bemerkt hatte: Die Leute sahen selten nach oben. Der Wachposten war schließlich davon überzeugt, dass er nichts Wichtiges gehört hatte, und marschierte weiter langsam um den Turm.

Das war die Gelegenheit, die Will brauchte. Jetzt konnte er zur Seite klettern, bis er direkt unter dem Fenster war, durch das er einsteigen wollte. Seine Hände und Füße fanden problemlos Halt, und Will bewegte sich fast so schnell, wie ein normaler Mensch laufen konnte.

Einmal machte er den Fehler, nach unten zu sehen. Obwohl er schwindelfrei war, wurde ihm doch mulmig zumute, als er sah, wie weit er gekommen war und wie weit weg unter ihm die harten Pflastersteine des Burghofs waren. Der Wachposten kam nun wieder in Sicht – aus dieser Höhe eine winzige Gestalt. Will blinzelte das Schwindelgefühl weg und kletterte weiter, jetzt vielleicht etwas langsamer und vorsichtiger als vorher.

Es gab einen Moment, in dem ihm fast das Herz stehen blieb – als er seinen rechten Fuß zu einem neuen Vorsprung ausstreckte, sein linker Fuß an dem glatten Steinblock abrutschte und er nur noch an seinen Händen hing, während er verzweifelt nach einem Vorsprung für seine Füße suchte. Dann fand er Halt und kletterte weiter.

Erleichtert atmete er auf, als seine Finger sich schließlich um den steinernen Fenstersims schlossen und er sich hochziehen konnte. Er schwang seine Beine über das Fensterbrett und sprang leichtfüßig ins Zimmer.

Der Raum war natürlich menschenleer. Das Licht des zu drei Viertel vollen Mondes strömte durch das große Fenster herein.

Und dort auf dem Schreibtisch lag das Stück Papier, das die Antwort auf die Frage nach Wills Zukunft enthielt. Genau dort, wo der Baron es liegen gelassen hatte. Nervös blickte Will sich um. Der riesige Lehnstuhl des Barons ragte wie ein stiller Wachposten hinter dem Schreibtisch auf. Die anderen Möbelstücke waren nur in Umrissen zu erkennen. Von einem Porträt an der Wand starrte ihn ein Vorfahre des Barons vorwurfsvoll an.

Will schüttelte diese albernen Gedanken ab und durchquerte schnell das Zimmer. Seine weichen Stiefel machten kein Geräusch auf den Dielenbrettern. Das Stück Papier, strahlend weiß im Mondlicht, befand sich nun in seiner Reichweite. Nur einen Blick darauf werfen, es lesen und wieder verschwinden, sagte sich Will. Das war alles, was er tun musste. Er streckte seine Hand danach aus.

Seine Finger berührten es.

Da schoss eine Hand aus dem Nichts und packte ihn am Handgelenk!

Will schrie vor Schreck laut auf. Das Herz rutschte ihm in die Hosentaschen und er sah in die kühl blickenden Augen von Walt, dem Waldläufer.

Woher war der nur gekommen? Will war überzeugt gewesen, dass niemand sonst im Raum war. Und er hatte auch kein Geräusch einer sich öffnenden Tür gehört. Dann erinnerte er sich daran, wie der Waldläufer sich in diesen merkwürdigen graugrünen Umhang hüllen und anscheinend mit dem Hintergrund völlig verschmelzen konnte, bis er praktisch unsichtbar war.

Nicht dass es darauf ankam, wie Walt es gemacht hatte. Das eigentliche Problem war, dass er Will hier im Studierzimmer des Barons erwischt hatte. Und das war das Ende jeglicher Hoffnungen, die Will je gehabt hatte.

»Dachte mir schon, dass du so etwas versuchen würdest«, sagte der Waldläufer leise.

Will, dessen Herz immer noch vor Schreck raste, sagte nichts. Er ließ beschämt den Kopf hängen.

»Hast du irgendetwas zu sagen?«, fragte Walt. Will schüttelte den Kopf. Er wollte nicht aufsehen und diesem dunklen, durchdringenden Blick begegnen. Walts nächste Worte bestätigten Wills schlimmste Befürchtungen.

»Nun, dann wollen wir mal sehen, was der Baron davon hält.«

»Bitte … nicht …« Doch Will verstummte sofort wieder. Es gab keine Entschuldigung für das, was er getan hatte, und das Wenigste, was er tun konnte, war, seine Bestrafung wie ein Mann auf sich zu nehmen. Wie ein Krieger. Wie sein Vater!

Der Waldläufer betrachtete ihn einen Moment lang. Will meinte, ein kurzes Aufflackern von… was? … etwa Anerkennung? … zu sehen. Dann wurde Walts Blick wieder ausdruckslos.

»Nicht was?«, fragte er kurz nach. Will schüttelte den Kopf.

»Nichts.«