Die Chroniken von Azuhr - Die Weiße Königin - Bernhard Hennen - E-Book
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Die Chroniken von Azuhr - Die Weiße Königin E-Book

Bernhard Hennen

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Beschreibung

Deutschlands Fantasy-Autor Nr. 1 setzt seine neue Erfolgsserie über die Welt Azuhr fort! Auf der Insel Cilia eskaliert der Konflikt zwischen der Liga der Stadtstaaten und den Herzögen des Schwertwaldes. Die militärische Übermacht der Liga ist erdrückend, und die Hoffnung der Waldbewohner ruht auf einer alten Sage, dass in der Stunde der größten Not die Weiße Königin, die ehemalige Herrscherin des Waldes, zurückkehren wird. Doch wie groß muss die Not werden, bis sich dies erfüllt? Milan Tomeno versucht, den Wirren des Krieges zu entgehen, denn in seinen Augen kämpft keine von beiden Seiten für eine gerechte Sache. Doch es droht eine weitere Gefahr: Überall auf der Insel erwachen Märengestalten zu neuem Leben. Erst allmählich begreift Milan, wie er dieser magischen Wesen Herr werden – und die Wirklichkeit verändern kann. »Man nennt ihn auch den ›Herrn der Elfen‹: Bernhard Hennen ist der zurzeit erfolgreichste Fantasy-Autor im deutschsprachigen Raum.« Express »Mit seinem 14-bändigen Elfen-Zyklus ist Bernhard Hennen zum Star der Fantasy-Literatur geworden.« Süddeutsche Zeitung

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Seitenzahl: 894

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Bernhard Hennen

Die Chroniken von Azuhr

Die Weiße Königin

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Inhalt

[Widmung][Motto]Westermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde der Schlange, 11. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, östlich des Schwarzforstes, früher Nachmittag, 11. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Huhns, 11. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Hundes, 11. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Ebers, 11. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, früher Morgen, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich der Wolfsmarschen, früher Morgen, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Drachen, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Morgen, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Drachen, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Morgen, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Morgen, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde der Schlange, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Abend, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, später Abend, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde der Ratte, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde der Ratte, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde der Ratte, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Drachen, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Drachen, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, später Morgen, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde der Schlange, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, kurz vor der Mittagsstunde, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Pferdes, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Pferdes, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, kurz nach der Mittagsstunde, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, kurz nach der Mittagsstunde, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Pferdes, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Pferdes, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Pferdes, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Pferdes, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Pferdes, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Pferdes, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, nach der Mittagsstunde, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, nach der Mittagsstunde, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter ThronerhebungWestermark, südlich des Schwarzforstes, nach der Mittagsstunde, 13. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter Thronerhebung18 Jahre späterCilia, südlicher Schwertwald, früher Abend, 11. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, Cantaldo, früher Morgen, 12. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Viertel der Tuchhändler, Stunde des Schafes, 12. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungThouar, Palas der Rosenburg, früher Abend, 12. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Viertel der Tuchhändler, Stunde des Huhns, 12. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, südlicher Schwertwald, früher Abend, 12. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, südlicher Schwertwald, früher Abend, 12. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf der Landzunge vor Thouar, Morgen, 13. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, Ravanuna, später Nachmittag, 13. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, Ravanuna, später Nachmittag, 13. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf der Landzunge vor Thouar, Morgen, 14. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf der Landzunge vor Thouar, Morgen, 14. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, Ravanuna, später Morgen, 14. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, Ravanuna, später Morgen, 14. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, eine Wegstunde östlich von Ravanuna, Mittag, 14. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, in den Hügeln westlich des Matani, Nachmittag, 14. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, in den Hügeln westlich des Matani, später Nachmittag, 14. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, in den Hügeln westlich des Matani, früher Abend, 14. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf der Landzunge vor Thouar, eine Stunde vor dem Morgengrauen, 15. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf der Landzunge vor Thouar, eine Stunde nach Sonnenaufgang, 15. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf dem Wehrgang über dem Stadttor von Thouar, drei Stunden nach Sonnenaufgang, 15. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf dem Wehrgang über dem Stadttor von Thouar, drei Stunden nach Sonnenaufgang, 15. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf dem Wehrgang über dem Stadttor von Thouar, drei Stunden nach Sonnenaufgang, 15. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf der Landzunge vor Thouar, drei Stunden nach Sonnenaufgang, 15. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf der Landzunge vor Thouar, drei Stunden nach Sonnenaufgang, 15. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungIn den Tunneln im Felsen von Thouar, drei Stunden nach Sonnenaufgang, 15. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungIm Knochenfjord, drei Stunden nach Sonnenaufgang, 15. Tag des Weinmondes, im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungIm Knochenfjord, drei Stunden nach Sonnenaufgang, 15. Tag des Weinmondes, im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungHügelland, neun Meilen nördlich der Sternenbrücke, am Westufer des Timeso, Stunde des Huhns, 16. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungGenna, bei der Sternenbrücke, am Ostufer des Timeso, Abend, 16. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungZwei Meilen südlich der Sternenbrücke, in den Hügeln am Ostufer des Timeso, Abend, 16. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungBei der Sternenbrücke am Westufer des Timeso, früher Morgen, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungBei der Sternenbrücke, am Westufer des Timeso, früher Morgen, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungBei der Sternenbrücke, am Ostufer des Timeso, Morgen, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, Ravanuna, Morgen, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungBei der Sternenbrücke, am Westufer des Timeso, Morgen, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungCilia, nordwestlich von Ravanuna, Morgen, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungEine Meile westlich der Sternenbrücke, Stunde der Schlange, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungBei der Sternenbrücke am Westufer des Timeso, später Morgen, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf der Sternenbrücke am Westufer des Timeso, später Morgen, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAusläufer der Mondberge, drei Meilen südwestlich der Sternenbrücke, Mittag, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNahe der Sternenbrücke am Westufer des Timeso, Nachmittag, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungBei der Sternenbrücke am Westufer des Timeso, Nachmittag, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNahe der Sternenbrücke am Westufer des Timeso, Nachmittag, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAusläufer der Mondberge, acht Meilen südwestlich der Sternenbrücke, Abend, 17. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungMondberge, zwölf Meilen westlich der Sternenbrücke, Nachmittag, 18. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungMondberge, zwölf Meilen westlich der Sternenbrücke, später Nachmittag, 18. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungMondberge, zwölf Meilen westlich der Sternenbrücke, später Nachmittag, 18. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf dem Kai von Thouar, Abenddämmerung, 18. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf dem Kai von Thouar, Nacht, 18. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungVor dem Hafenbordell von Thouar, Nacht, 18. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungIm Hafenbordell von Thouar, Nacht, 18. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf der Hafenstraße von Thouar, Vormittag, 19. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungRosenburg, Thouar, Mittag, 19. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungOktagon, Thouar, Nachmittag, 19. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDrei Meilen östlich der Sternenbrücke, Nachmittag, 19. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDrei Meilen östlich der Sternenbrücke, Nachmittag, 19. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungHügelland, etwa drei Meilen östlich der Sternenbrücke, Nachmittag, 19. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungHügelland, etwa sechs Meilen nordöstlich der Sternenbrücke, Abend, 19. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungHügelland, etwa sechs Meilen nordöstlich der Sternenbrücke, Abend, 19. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungHügelland, etwa sechs Meilen nordöstlich der Sternenbrücke, Nacht, 19. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungHügelland, etwa drei Meilen östlich der Sternenbrücke, Nachmittag, 20. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Weißer Berg, kurz vor Mitternacht, 21. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungWeißer Wald, kurz vor Mittag, 22. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungFünf Meilen südlich des Weißen Waldes, kurz vor Mittag, 24. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungFünf Meilen südlich des Weißen Waldes, kurz vor Mittag, 24. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungFünf Meilen südlich des Weißen Waldes, kurz vor Mittag, 24. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNahe dem Weißen Wald, Heerlager der Liga, Abend, 25. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungWeißer Wald, Palast der Weißen Königin, 25. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNah dem Weißen Wald, Heerlager der Liga, Abend, 25. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Weißer Berg, frühe Morgenstunden, 26. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNahe dem Weißen Wald, Heerlager der Liga, Morgen, 26. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf dem Hügelkamm vor dem Weißen Wald, Morgen, 26. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNahe dem Weißen Wald, Morgen, 26. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNah dem Weißen Wald, Heerlager der Liga, Abend, 29. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungWeißer Wald, Palast der Weißen Königin, Nacht, 29. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNahe dem Weißen Wald, Heerlager der Liga, frühe Morgenstunden, 30. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf dem Hügelkamm vor dem Weißen Wald, erstes Morgenlicht, 30. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDritte Schanze, Belagerungsring um den Weißen Wald, erstes Morgenlicht, 30. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNahe der vierten Schanze, Belagerungsring um den Weißen Wald, Morgen, 30. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf dem Hügelkamm vor dem Weißen Wald, Morgen, 30. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNahe dem Weißen Wald, Morgen, 30. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDritte Schanze, Belagerungsring um den Weißen Wald, Morgen, 30. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDritte Schanze, Belagerungsring um den Weißen Wald, Morgen, 30. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNahe dem Weißen Wald, Heerlager der Liga, Nachmittag, 30. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNahe dem Heerlager der Liga, bei der Straße in die Mondberge, Nachmittag, 30. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungNahe dem Heerlager der Liga, bei der Straße in die Mondberge, Nachmittag, 30. Tag des Weinmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungAuf der Großen Schlange, Dahlia, Nachmittag, 4. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungBienengasse, Dahlia, nach Einbruch der Dämmerung, 4. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungKerker der Stadtwache, Dahlia, Nacht, 4. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Weißer Berg, kurz vor Mitternacht, 4. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Fischmarkt, kurz vor Mitternacht, 4. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Seilergasse, kurz vor Mittag, 5. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Platz der Helden, Mittag, 5. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Platz der Helden, Mittag, 5. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Platz der Helden, Mittag, 5. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Platz der Helden, Mittag, 5. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Platz der Helden, Mittag, 5. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, vor den Stadtmauern, Abend, 5. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDahlia, Oktagon, Nacht, 5. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungSeidensee, zweihundertfünfzig Meilen westlich von Cilia, Abenddämmerung, 8. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungWeißer Wald, Palast der Weißen Königin, Abenddämmerung, 8. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungSeidensee, zweihundertfünfzig Meilen westlich von Cilia, Abenddämmerung, 8. Tag des Nebelmondes im Jahr von Sasmiras zweiter ThronerhebungDanksagung

Für ein Zimmer voller Kerzen in dunkelster Sommernacht

Libenter homines id, quod volunt, credunt.

Die Menschen glauben gerne, was sie wünschen.

(Gaius Julius Caesar, De Bello Gallico)

Westermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde der Schlange, 11. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter Thronerhebung

»Ihr werdet noch Euer Kind umbringen. Ihr solltet das nicht tun.«

»Dieses Kind bedeutet mir nichts.«

Bao Li betrachtete die fremde Kaisertochter mit dem goldenen Haar aus den Augenwinkeln. Noch nie war er einer so kaltherzigen Frau begegnet. Nicht in all den Jahren am Wandernden Hof des Khans, wo Verrat und Intrige das Leben so selbstverständlich prägten wie die strengen Regeln der Teezeremonie.

Prinzessin Marcia saß, obwohl es höchstens noch zwei Wochen bis zu ihrer Niederkunft sein konnten, wie ein Mann im Sattel. Bao hatte darüber gewacht, wie dieses Kind gezeugt worden war. Er hatte den Vater ausgewählt und der Mutter kräftigende Fischbrühe bereitet und einen Sud aus Storchschnabelkraut, der sie dazu bereitmachte, ein Kind zu empfangen.

Als er sich ganz sicher gewesen war, dass sie ein Kind trug, hatte er das Gift gemischt, das dem Erzeuger in einem kleinen Krug mit Reisschnaps gebracht worden war. Alles war gut gewesen, bis der Khan entschieden hatte, dass es für die Mutter und das heranwachsende Kind am Wandernden Hof zu gefährlich war.

Bao blickte die endlose Reiterkolonne entlang. Die Eherne Horde zog nach Osten. Sie würde die roten Städte der Westermark niederbrennen. Städte, die niemals hätten gebaut werden dürfen.

»Dies ist kein Platz für eine Frau«, setzte er noch einmal an. »Inmitten von Heerscharen ungewaschener Mordbrenner, die ihre …«

»Hier sind die Männer das, wonach sie aussehen, und keine in Seide gewandeten Schöngeister, die heimtückisch mit Gift morden, während sie mit einem arglosen Gast über die Schönheit einer neuen Orchideenzüchtung plaudern.«

»Ihr äußert Eure Gedanken ungebührlich direkt, meine Dame«, erwiderte er brüskiert. Die Prinzessin hatte sich sehr verändert, seit sie den Wandernden Hof verlassen hatte. Vor einem halben Jahr noch war Marcia nur eine schüchterne junge Frau gewesen, die es kaum gewagt hatte, ihm direkt in die Augen zu sehen. Jetzt führte sie sich auf, als sei sie eine Herrscherin.

Er bemerkte, dass auch die Männer in ihrer Umgebung ihn mit kalten Augen musterten. Sie hatten Respekt vor der jungen Frau mit dem goldenen Haar, dachte Bao. Sie waren keine Bewacher, sie waren Gefolgsleute. Es war also noch schlimmer, als die Gerüchte, die am Wandernden Hof umliefen, hatten erahnen lassen. Wie hatte General Xiang Yu seinen Khan derart hintergehen können? War das der Beginn einer Revolte?

»Fühlt Ihr Euch nicht wohl, Herr Bao?«

Wie hätte er sich wohlfühlen können, nachdem er die halbe Welt auf dem Rücken eines Pferdes durchquert hatte statt in einer Sänfte, wie es sich für einen Mann seines Ranges geziemte? »Ich bin ein wenig von der Reise erschöpft, meine Dame.«

»Sie ist nicht deine Dame, du Seidenfurz!«, fuhr ihn einer der Reiter aus Marcias Gefolge an. »Nenn die kleine Kaiserin noch einmal so, und dein Kopf wird aus dem Gras zu ihr aufschauen, während dein Arsch noch im Sattel sitzt.« Der Krieger zog seinen breiten Säbel halb aus der Scheide und trieb sein Pferd zwischen ihn und die Prinzessin.

Seinem runden, fast konturlosen Gesicht nach zu urteilen gehörte der Rüpel zum Volk der Kargasen aus der nördlichen Steppe. Er trug abgewetztes Leder und eine pelzgesäumte Kappe. An den Mundwinkeln hingen dünne schwarze Barthaare herab. Einfältig sah er aus und brutal.

»Du sprichst mit Bao Li, dem zweiten Leibarzt des Khans, Leng. Einem Mann von großem Einfluss am Wandernden Hof. Er ist jeden Morgen der Erste, der in das Nachtgeschirr des Khans blicken darf«, bemerkte Marcia spöttisch.

»Nachtgeschirr?« Der einfältige Pferdehüter blickte verwirrt zu seiner Herrin.

»Der Topf, in den der Kaiser sich erleichtert, wenn …«

Leng begann zu prusten. »Du bekommst diese Seidenkleider dafür, dass du Scheiße anglotzt? Ich sollte mein Glück am Wandernden Hof versuchen. Habt ihr das gehört?« Er blickte zu den anderen Leibwächtern, die ebenfalls breit grinsten.

»Du solltest mich wirklich einmal am Wandernden Hof besuchen, Leng«, entgegnete Bao und dachte an die Kammern der gelösten Zungen. Er hatte nur jene Männer und Frauen zu sehen bekommen, die bereit waren, alles zu erzählen. Es war seine Aufgabe gewesen, ihre Wunden zu behandeln und sie so lange am Leben zu erhalten, bis sie auch ihr letztes Wissen preisgegeben hatten. Ihm fehlte es an Vorstellungskraft, um sich auszumalen, was man ihnen angetan hatte. Wunden wie dort hatte er selbst auf den schrecklichsten Schlachtfeldern nicht gesehen. Es läge sicherlich im Rahmen seiner Möglichkeiten, Leng dorthin zu bringen. Und die selbstgefällige Prinzessin mit dem goldenen Haar vielleicht sogar auch, wenn sie noch Fehler machte.

»Der Khan ist in großer Sorge um Euch, edle Dame. Er wünscht sich, dass Ihr an den Wandernden Hof zurückkehrt.«

»Hast du das in seinem Nachttopf gelesen?«, spottete der Kargase.

»Nein, der Khan erweist mir gelegentlich die große Gunst, seine Gedanken mit mir zu teilen.« Bao legte seine Hand auf die schwarzlackierte Kiste, die mit Seidenbändern an seinem Sattel festgebunden war. »Da unserem Herrscher in seiner unermesslichen Weisheit nicht verborgen blieb, dass diese Welt voller Zweifler ist, hat er mir sein persönliches Siegel anvertraut, um es jenen zu zeigen, die nicht glauben wollen, dass meine Zunge seinen Willen verkündet.«

»Und was ist sein Wille?«, fragte ihn die Prinzessin von oben herab.

»Nun, ich soll mit General Xiang Yu darüber sprechen, was zu tun ist, um Eure Blutlinie zu erhalten, meine Dame.«

Es war ihm eine stille Genugtuung zu sehen, wie ihre Selbstgefälligkeit ein Opfer des Schreckens wurde, als sie begriff, dass die Frucht ihres Leibes genügen würde, um genau dafür zu sorgen, und dass ihr Leben von der Gunst des Mannes abhing, der die Ehre hatte, den Inhalt des Nachtgeschirrs des Khans zu begutachten.

Westermark, östlich des Schwarzforstes, früher Nachmittag, 11. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter Thronerhebung

»Sie sind da!«, keuchte der Reiter. Sein Gesicht war rot von der Hitze und dem scharfen Ritt. Seine Hosen und die Flanken des Schecken mit Schaumflocken bedeckt. »Keine zehn Meilen mehr.«

»Wen hast du gesehen?«, fragte Zaneta ruhig.

»Wir sind an ihren Spähern vorbei. Wir waren zu dritt …«, stammelte der junge Reiter atemlos. Sein rabenschwarzes Haar hing ihm in nassen Strähnen in die Stirn. »Ihre Späher haben uns bemerkt, aber wir haben sie gesehen. Die ganze Horde. Ein meilenlanger Reiterzug.«

»Was ist aus deinen Gefährten geworden?«, fragte sie.

»Tot …« Der junge Späher schien geradezu durch sie hindurchzublicken. Sein Gesicht war aschfahl, als durchlebte er den Tod seiner Gefährten ein weiteres Mal. »Ihre Späher kamen aus einem Wald. Diese Hundefresser schießen im Sattel so gut wie unsere besten Schützen zu Fuß … Bratis und Iwo sind ihnen entgegengeprescht, um mir Zeit zu erkaufen …«

»Tapfere Männer.« Zaneta löste einen Lederschlauch von ihrem Sattelhorn und reichte ihn dem jungen Späher. »Trink auf die beiden. Sie sind Helden! Und wir werden dafür sorgen, dass sie sich nicht vergebens geopfert haben.« Sie drückte ihm den Schlauch mit dem Apfelschnaps in die Hand. »Schließ dich den Wagen an. Ich finde dich heute Abend. Dann wirst du mir von Bratis und Iwo erzählen, und wir trinken gemeinsam … Nun geh!«

Der Späher wendete sein Pferd. Mit hängenden Schultern ritt er die Wagenkolonne entlang, bis ihm einer der Kutscher einen Platz auf dem Bock anbot.

»Dein Wille wird also geschehen«, bemerkte ihr Oheim Jan von Tanow, der wie stets an ihrer Seite ritt. »Jetzt können wir ihnen nicht mehr entkommen.«

Sie blickte ihn an. Er war ein kleiner Mann mit einem Pagenschnitt und einem runden Gesicht. Erstes Grau mischte sich in sein schwarzes Haar. Er sah nicht besonders aus, war nicht von stattlicher Gestalt und doch der beste Schwertkämpfer der Westermark. Stets trug er einen bestickten weißen Seidenschal. Immer denselben. Er war ausgefranst, und sein strahlendes Weiß von einst könnte ihm keine Wäscherin der Welt mehr zurückgeben. Solange Zaneta ihren Oheim kannte, begleitete ihn dieser Schal. Sie empfand diese Marotte als schrullig. Doch Jan von Tanow pflegte diese Schrulle. Wer ihn nicht kannte, der machte gern den Fehler, diesen kleinen, verschrobenen Mann zu unterschätzen.

»Ich habe gewollt, dass es so kommt. Es ist nicht die Eherne Horde, die uns überrascht. Ich habe sie gelockt, und sie werden überrascht werden.«

Ihr Oheim schenkte ihr ein schiefes Lächeln und blickte die endlose Kolonne aus Fuhrwerken entlang. Schwerfällige Planwagen, auf den ersten Blick … »Dreihundert Wagen und alles, was von den freien Rittern der Westermark noch übrig ist. Dazu Jäger, bewaffnete Bauern und Holzfäller, ein paar Söldner …«

Er sah über das wellige, von Waldinseln durchsetzte Grasland nach Westen. Das Gras reichte ihm bis zu den Steigbügeln. Die Sommerhitze hatte es golden gefärbt. Wenn der Nordwind darüberstrich, wogte es wie das Meer. »Und irgendwo dort drüben kommt die Eherne Horde, die unlängst auf dem Krähenfeld das Heer der Reichsfürsten niedergemetzelt hat. Deren Heer war zehnmal so stark wie unseres …«

»Sie waren ein Haufen eingebildeter Stutzer«, unterbrach Zaneta ihn, »die das Schlachtfeld mit den Turnierplätzen des Reiches verwechselt haben. Wir wissen, gegen wen wir kämpfen. Wir haben sie schon immer bekämpft …«

»Und wir haben fast immer gegen sie verloren«, bemerkte ihr Oheim spitz.

»Der Orden vom Schwarzen Adler wird uns unterstützen. Ich habe dem Hochmeister Gamrath von Hatzfeld Boten geschickt und ihm den Schlachtplan verraten.« Ihr Blick wanderte über das weite Grasland. Etwa eine Meile entfernt zog sich ein breites, dunkles Band durch das Gold des Hügellands. Der Schwarzforst, das einzige größere Waldstück in dieser Gegend. Etwa eine halbe Wegstunde südlich erhob sich ein großer, flacher Hügel. »Dort werden wir uns stellen.«

Ihr Oheim nickte. »Fällt auf der Rückseite steil ab. Dort fließt die Geiße. Nicht weit dahinter schließen die Marschen an. Kein schlechter Platz. Aber auf die Ordensritter hoffe ich nicht. Wären sie auf dem Krähenfeld gewesen, hätten sie den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausgemacht. Warum sollten sie hier erscheinen?«

Manchmal war ihr Oheim blind für die Welt, dachte Zaneta verärgert. »Die Ordensritter haben natürlich nicht an der Seite der Kaisermörder gekämpft.«

»Dass die Reichsfürsten Kaiser Orelian aus dem Fenster seiner Burg gestürzt haben, ist mehr als zwanzig Jahre her. Wenn wir die alten Feindschaften nicht endlich begraben, dann wird jeder für sich untergehen.«

Zaneta bemerkte weit im Westen drei Reiter. Einer stieg auf seinen Sattel und spähte zu ihnen herüber. »Sie sind da.« Ein Schauder überlief sie. Sie war zuversichtlich, dass sie es besser machen würde als die Reichsfürsten in der Schlacht auf dem Krähenfeld. Aber das würde nicht genügen, wenn die Ordensritter nicht kamen.

Zaneta wendete ihr Pferd und ritt zur Wagenkolonne zurück. »Auf den Hügel!«, rief sie aus Leibeskräften. »Bildet eine Wagenburg auf der Hügelkuppe.«

Westermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Huhns, 11. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter Thronerhebung

Xiang Yu erwartete die Schlacht mit Freude. Er hatte die Horde in etwa einer Meile Abstand zu dem Hügel, auf den sich die Karrenritter zurückgezogen hatten, mehrere Lager aufschlagen lassen. Die Wagen würden ihm nicht mehr entrinnen. Deutlich waren die Planen gegen den dunklen Himmel im Osten auszumachen. Das letzte Abendlicht gab dem Leinen die Farbe zarter Kirschblüten.

Manchmal vermisste er den tiefen Frieden der Parkanlagen des Khans. Es war lange her, dass er mit dem Herrscher zur Falkenjagd geritten war, und so, wie die Dinge standen, war er froh, Tausende Meilen vom Wandernden Hof entfernt zu sein.

Irgendwo im Lager erklang das klagende Lied einer Pferdekopfgeige. Xiang gestattete sich einen Augenblick der Ruhe. Er schloss die Augen und genoss die Musik. Er liebte den Schlachtenlärm nicht, auch wenn ihn seine Erfolge in nur zwölf Jahren von einem einfachen Reiterführer zum General der Ehernen Horde gemacht hatten.

»Xiang?« Ang Min, sein Stellvertreter, trat durch den lockeren Kreis der Wachen, die ihn vor Neugierigen aus dem Lager abschirmten. Ang war noch sehr den Attitüden des Hofes verfallen. Unter seiner geschwärzten Brustplatte trug er ein langes mohnrotes Seidengewand, auf das prachtvolle goldene Phönixe gestickt waren. Sein Haar war straff zurückgekämmt und geölt, so dass es glänzte wie schwarzer Lack. Noch ein Winter in der Westermark, dachte Xiang schmunzelnd, und dieser Glanz würde verlorengehen. Er selbst trug längst nur noch groben Stoff und Leder. Das war angenehmer auf einem Feldzug.

»Xiang!« Der zweite General hatte es unangemessen eilig, an seine Seite zu gelangen. Er sollte sich mäßigen. Solche Auftritte sorgten für Gerüchte.

»Was ist? Sind die Ordensritter erschienen?«

»Nein. Sie sind immer noch jenseits der Wolfsmarschen. Sie werden fünf oder sechs Tagesritte brauchen, um die Sümpfe zu umgehen. Es ist Bao Li …« Ang senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Er trägt das Jadesiegel des Khans. Er hat es mir gezeigt. Und wahrscheinlich auch schon anderen Anführern. Der Alte ist ungehalten und verlangt, dich zu sprechen. Du solltest ihn empfangen. Vielleicht …«

Xiang ließ seine Reitgerte in seine offene Hand klatschen. Er wusste, was der zweite Leibarzt des Khans wollte. Ihm war klargeworden, dass der Khan einen Boten schicken würde. Allerdings war der Leibarzt nicht der Mann, mit dem er gerechnet hatte. Er hätte eher einen Onkel des Khans erwartet.

»Lass ihn durch«, befahl er. Große Müdigkeit überkam ihn. Er wusste, welchen Fehler er begangen hatte und dass seine Lage aussichtslos war. Außer vielleicht, er entschied sich zu offener Rebellion …

Ang Min sah ihn fragend an. Wie alle in der Ehernen Horde wusste auch er, was Xiang getan hatte. Es war im Siegestaumel nach der Schlacht auf dem Krähenfeld geschehen. Marcia war genauso glücklich gewesen wie alle in der Horde, dass sie das Heer der Reichsritter besiegt hatten. Sie war über das Schlachtfeld geschritten und hatte in die Gesichter der Toten geblickt, die einst ihren Vater aus dem Fenster seiner Burg gestürzt hatten.

Xiang war neben ihr gegangen. Hatte sie die Namen nennen hören. Namen von Männern, die ihre Mutter und Schwestern geschändet hatten. Männern, die ihre Brüder vor ihren Augen mit Keulen totgeprügelt hatten. Männern, die zuletzt auch sie aus dem Turmfenster geworfen hatten. Sie war auf die Toten und Sterbenden ihrer Familie gefallen. Auf manche, die gleich ihr den Fenstersturz überlebt hatten, nur um ein weiteres Mal ihren Peinigern in die Augen zu sehen.

In dieser Nacht der Genugtuung, dass altes Unrecht endlich gesühnt war, war geschehen, was niemals hätte sein dürfen.

»Wie du wünschst«, sagte Ang leise und zog sich zurück.

Xiang straffte sich. Lieber würde er noch einmal an der Spitze der Ehernen Horde gegen die Lanzen der Reichsfürsten anreiten, als auf diesen Leibarzt des Khans zu warten. Marcia hatte ihm bereits von ihrem Gespräch mit Bao berichtet.

Der Leibarzt trat durch die Reihen der Krieger. Er trug eine kleine Kiste aus schwarzem Lack. Abgesehen von ihrem goldenen Verschluss, war sie schmucklos.

Xiang überragte ihn um Haupteslänge. Bao war ein kahler Mann, dem ein dünner weißer Bart vom Kinn hing. Fein wie Seidenfäden waren die Haare. Große schwarze Augen musterten Xiang. Bao hatte keine Angst vor ihm.

»Ehrenwerter Meister Li.« Xiang verbeugte sich. Er war sich nicht ganz sicher, wer von ihnen in der Hierarchie des Wandernden Hofes höher stand. Eigentlich sollte er, der niemals auf dem Schlachtfeld besiegt worden war und ein Heer von Dreißigtausend führte, der Bedeutendere sein. Aber Bao gehörte offensichtlich zu dem sehr kleinen Kreis der engsten Vertrauten des Khans. Eine Ehre, die Xiang eingebüßt hatte.

»Ehrenwerter General Yu.« Bao verbeugte sich ebenfalls.

Xiang entging nicht, dass diese Verbeugung weniger tief war als seine.

»Das Licht des Himmels hat mich gesandt, ehrenwerter General Yu.«

Licht des Himmels war einer von mehr als einem Dutzend Ehrentiteln, die der Khan führte. Xiang hatte für diesen verschwenderischen Umgang mit rühmenden Worten keinen Sinn. Er war der Einzige unter den Befehlshabern des Khans, der Titel ablehnte, obwohl er zugleich der mit den meisten Siegen war. Diese Einstellung war einer der Gründe, warum er den Wandernden Hof hatte verlassen müssen, denn alle anderen Generäle des Khans – Männer mit so klingenden Ehrentiteln wie Geißel des Nordens oder Städtezerstörer – hatten sich durch ihn brüskiert gefühlt.

»Bitte seht, was ich Euch mitgebracht habe, General Yu.« Der Leibarzt reichte ihm das Kästchen. Es war ungewöhnlich schwer. Wie es die Etikette erforderte, öffnete Xiang es, auch wenn er wusste, was er darin sehen würde: Ein Jadeblock, groß wie ein Mauerstein, füllte das Lackkästchen fast vollständig aus. Ein Phönix und ein schlangenhafter Drache entwuchsen der Oberfläche des rechteckigen Jadeblocks. Sie konnten als Griff genutzt werden. Xiang kannte das Siegel. Er wusste um die Inschrift auf der Unterseite: Frieden und Ruhe unter den Schwingen weiser Herrschaft.

»Ihr versteht die Botschaft, die der Khan Euch schickt, General Yu?«

Xiang räusperte sich. Er nahm sich Zeit, die Lage zu überdenken. Bao hatte das Siegel schon einigen seiner Befehlshaber gezeigt. Wer es gesehen hatte und sich dennoch auf Xiangs Seite stellte, beging Verrat am Willen des Khans. Was also war die Botschaft? Dass jeder Widerstand zwecklos war? So schnell würde er sich nicht geschlagen geben!

»Ich fürchte, Ihr werdet mir weiterhelfen müssen, ehrenwerter Meister Li. Ich begreife nicht ganz …«

Der Leibarzt bedachte ihn mit einem frostigen Blick. Offensichtlich war er ein Mann, der es liebte, im Nebel des Unausgesprochenen verborgen zu stehen. »Ihr seid Euch, so hoffe ich, bewusst, auf welch infame Weise Ihr den Khan hintergangen habt. Prinzessin Marcia steht unter seinem Schutz. Er gab sie in Eure Obhut, um sie vor Schaden zu bewahren. Damit sie in Sicherheit ihr Kind austragen kann.«

Xiang schenkte ihm ein schmallippiges Lächeln. »Ich hoffe, Euch ist der Widersinn dieses Wunsches bewusst, Meister Li.« Er machte eine weit ausholende Bewegung zum Nachtlager der Truppen. »Prinzessin Marcia befindet sich inmitten eines marschierenden Heeres in einem Krieg. Ich glaube, im Reich des Khans gibt es viele Orte, die sicherer sind.«

Der Leibarzt hob verärgert eine Braue. »Darf ich daraus schließen, dass Ihr die Weisheit der Entscheidungen des Khans in Frage stellt, General Yu?«

»Schenken wir uns doch die Spitzfindigkeiten, Li. Man schickt niemanden in einen Krieg, dessen Sicherheit man wünscht!«

»Nehmt es als Hinweis auf das grenzenlose Vertrauen, das der Khan in Euch, seinen liebsten General, gesetzt hat.«

Xiang klappte das Kästchen mit dem Siegel zu und reichte es dem Leibarzt, der es jedoch nicht entgegennahm, sondern ihn weiterhin tadelnd ansah. »Könnt Ihr Euch das Ausmaß der Enttäuschung des Lichts des Himmels vorstellen, als Euer Verrat ruchbar wurde, da der Khan erfuhr, dass Ihr jener Frau beiwohnt, die einzig und allein den Interessen des Herrschers dienen darf und nicht der Befriedigung Eurer Gelüste?«

Xiang war überrascht, dass der Leibarzt doch so deutlich geworden war. »Und was schließe ich daraus, dass Ihr als Bote geschickt wurdet, ehrenwerter Meister Li, und nicht ein anderer General, der mich hinrichten lässt, um dann mein Kommando zu übernehmen?«

»Nehmt es als Zeichen dafür, wie hoch Ihr einmal in der Gunst des Khans standet. Das Licht des Himmels überlässt es Euch, zwischen einem von zwei Wegen zu wählen.« Der Leibarzt senkte den Blick. »Es ist ein großes Glück, dass die Prinzessin bereits mit einer Frucht des Leibes gesegnet ist, so dass Euer brünstiges Verhalten keinen Schaden anrichten konnte. Allerdings glaube ich, dass es jede Stunde zur Niederkunft kommen kann. Da sie reitet, statt zu ruhen, gefährdet sie sich und das Kind. Und ich habe den Befehl, sobald die Prinzessin das Kind gebiert, Eure sofortige Hinrichtung anzuordnen, General Yu. Es sei denn, Ihr seid den anderen Weg gegangen, den der Khan Euch in seiner grenzenlosen Großmut gewährt.«

»Ihr steht mitten unter meinen Männern und droht mir, Bao Li?«

»Ich bin mit dem Siegel des Khans geschickt worden, was belegt, dass meine Worte seine Wünsche tragen. Seid Ihr Euch Eurer Männer ganz sicher, ehrenwerter General Yu? Glaubt Ihr, sie würden ihre Schwerter gegen mich richten? Das wäre, als würden sie die Klingen gegen den Khan selbst führen. Werden sie das tun?«

»Ihr spracht von einem anderen Weg …« Xiang war sich in der Tat nicht sicher. Die einfachen Krieger liebten ihn, weil er wie einer von ihnen war. Aber konnte er sich auf Männer wie Ang Min verlassen, wenn es hart auf hart kam?

»Damit wären wir bei dem Grund, warum der Khan mich als Boten geschickt hat …« Der Leibarzt sah ihn immer noch nicht direkt an. »Wenn der Khan sich für immer sicher sein könnte, dass Ihr keine Kinder mehr zeugen könnt …«

Xiang ließ das Kästchen mit dem Siegel fallen.

»Er … er hat Euch geschickt, um mich zu entmannen?«, keuchte er.

»Wenn Ihr bereit seid, dieses Opfer zu bringen, dann dürft Ihr weiter über die Prinzessin wachen, und alles, was Ihr getan habt, wird Euch vergeben sein. Es muss allerdings schnell geschehen.«

Siebenmal war Xiang in seinen Kämpfen für den Khan ernsthaft verwundet worden. Oft folgte auf eine Verletzung eine gewisse Taubheit. Der Schmerz kam erst später … So empfand er auch jetzt. Er musste ein Mann sein, um diese Horde wilder Barbaren zu führen. Einem Eunuchen würden sie nicht folgen. Sie würden nicht länger auf das Glück eines Anführers vertrauen, der sein Yang aufgegeben hatte. Die Kraft zu siegen!

»Geht!«, fuhr er den Leibarzt an. »Schnell! Aus meinen Augen! Was Ihr verlangt, ist unmöglich!«

Jetzt sah ihm der Leibarzt wieder in die Augen. »Ich bedauere, dass Ihr Euch so entschieden habt, General Yu.« Er hob das Kästchen mit dem Siegel auf und verbeugte sich knapp.

Xiang fühlte sich immer noch wie betäubt. Er durfte an der Seite der Frau bleiben, die er liebte, wenn er für immer darauf verzichtete, seine Liebe vollziehen zu können? Wie konnte der Khan das von ihm verlangen?

Er sah dem Leibarzt nach, der sich, kaum dass er den Kreis der Wachen durchschritten hatte, an Ang Min wandte, um, wie es schien, etwas mit ihm zu besprechen …

Westermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Hundes, 11. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter Thronerhebung

Marcias Küsse brannten noch auf seinen Lippen.

»Du willst ihn noch einmal treffen?«, fragte sie besorgt.

Er strich über ihre Brüste. Ihr Geruch hatte sich in den letzten Wochen verändert. Er mochte es, ihren Nacken zu küssen, ihr langes goldenes Haar auf seinem Gesicht zu spüren und tief einzuatmen. Sie ganz in sich aufzunehmen. So wie jetzt. Seine Hände lagen unter ihrem Bauch.

Die Glut im kleinen Feuerkreis knisterte leise. Eigentlich war es zu warm, um in der Jurte auch noch ein Feuer zu haben, aber Marcia liebte es, mit ihm Tee aus den kostbaren Schalen zu trinken, die sie zu diesem Anlass stets mitbrachte. Fast sechzehn Jahre hatte sie am Wandernden Hof verbracht. Mehr als doppelt so lang wie am Kaiserhof ihres Vaters. Sie war die letzte Überlebende aus dem Geschlecht derer von Greifenberg, und doch hatte die Kultur des fernen Westens sie tiefer geprägt als die ihres eigenen Volkes.

Xiang genoss den Augenblick der Harmonie. Er spürte den Pulsschlag in ihrem Bauch. Sein Herz schlug im gleichen Rhythmus. Sie waren eins. Osten und Westen in Frieden vereint. Der Traum des Khans. Warum nur konnte im Großen nicht Wirklichkeit werden, was zwischen ihnen so selbstverständlich geworden war?

Wieder strich er über die glatte, warme Haut ihres Bauchs. Erst seit kurzem sah man Marcia an, dass sie ein Kind unter dem Herzen trug. Selbst jetzt wirkte sie noch sehr schlank, wenn er sie von hinten betrachtete. Sie hatte knabenhaft schmale Hüften. »Ich freue mich auf unser Kind«, hauchte er in ihren Nacken.

»Es ist nicht unser Kind«, sagte sie leise. »Nicht dieses. Aber ich verspreche es dir, bald … Ein Jahr, und du wirst deinen ersten Sohn in den Armen halten.«

Seine Hände glitten behutsam über ihren Bauch. Er konnte spüren, wie sich das Kind bewegte. »Fühlst du, wie es tritt?«

»Besser als du«, entgegnete sie lachend und wollte sich umdrehen. Doch er hielt sie fest. Er wollte verweilen, wollte ihren Duft mit sich nehmen. Für immer. Er wusste nicht, was die Welt für ihn künftig noch bereithalten mochte.

»Was ist los mit dir?«

»Nur melancholische Stimmungen am Abend vor einer Schlacht …«, flüsterte er in ihr Haar.

»Was hat Bao Li von dir gewollt?« Sie löste sich mit Kraft aus seiner Umarmung. »Was?« Ihre wunderschönen himmelblauen Augen funkelten vor Zorn. »Ich werde Leng schicken, um ihm die Kehle durchzuschneiden!«

»Nein, Marcia. Das wird nicht helfen. Er trägt das Siegel des Khans und hat es bereits unter meinen Reiterführern herumgezeigt … Sie können das nicht ignorieren. Wenn er getötet wird, dann wird es zu Kämpfen kommen. Nicht alle werden mir folgen, wenn das bedeutet, sich gegen den Khan zu stellen.«

»Und was werden wir tun?«

Es gefiel ihm, wie sie immerzu wir sagte. Sie war eine starke Frau. Er hatte sie völlig falsch eingeschätzt, als der Khan sie seiner Obhut unterstellt hatte.

»Was ich immer vor einer Schlacht tue. Ich werde eine Nacht gut schlafen und gründlich darüber nachdenken, wie ich siege. Morgen nehme ich dann den Kampf auf.« Er lächelte breit.

Sie ging nicht darauf ein, sondern blieb ernst. »Du hast also zwei Schlachten zu schlagen. Die eine gegen den zweiten Leibarzt des Khans, die andere gegen die Wagenburg.«

»Die zweite bereitet mir keine großen Sorgen. Sie werden nicht gegen uns bestehen können …«

Marcia nickte. Sie wirkte bedrückt.

»Was ist?«

»Die Wappen«, sagte sie. »Etliche Planen der Wagen sind mit Wappen geschmückt. Viele freie Ritter begleiten den Zug. Männer, die sich geweigert haben, den Reichsfürsten, die meine Familie ermordet haben, die Treue zu schwören. Sie mussten mit ihren Familien aus dem Reich fliehen. Sie haben für ihre Treue alles aufgegeben. Es ist anders als vor der Schlacht auf dem Krähenfeld … Sie sollten nicht sterben.«

Xiang war überrascht, sie so reden zu hören. Zugleich war er dankbar, dass sie nicht mehr über diesen verfluchten Leibarzt sprachen. »Ich werde mit ihnen verhandeln, bevor wir angreifen. Sie sollen Gelegenheit haben, diesen aussichtslosen Kampf zu vermeiden, ohne ihr Gesicht zu verlieren.«

Marcia war sichtlich erleichtert. Sie sammelte ihre Kleider von den Teppichen auf, mit denen die Jurte ausgelegt war. Xiang mochte die Jurten mit den dicken Filzwänden nicht. Vor allem im Sommer war es heiß und stickig hier drinnen. Er zog es vor, unter freiem Himmel zu schlafen, so wie seine Krieger.

»Soll ich nicht doch bleiben?«, fragte Marcia plötzlich.

Nichts wäre ihm lieber! Doch ihm stand anderes bevor.

»Nein«, sagte er entschieden. »Du weißt, wenn die Karrenritter mein Angebot, sich zu ergeben, nicht annehmen, werde ich an der Seite meiner Männer kämpfen. Ich muss ausgeruht und bei Kräften sein …« Er betrachtete den gewölbten Bauch und ihre Brüste, die sich deutlich üppiger als sonst unter dem blassblauen Seidenkleid abzeichneten. »Ich bin ein schwacher Mann. Wenn du hier bist, werde ich den Verlockungen nicht widerstehen und dich die ganze Nacht liebkosen und mich mit dir unseren Träumen hingeben.«

Ihre Augen strahlten wie der Sommerhimmel. »Ich weiß«, entgegnete sie mit einem sinnlichen Lächeln, und es war, als versuchte sie, ihn allein kraft ihres Lächelns zu verführen.

So gern hätte er ihr nachgegeben.

Schließlich bückte sie sich und schlug die beiden kostbaren Trinkschalen aus hauchzartem dunkelblauem Porzellan in ein Seidentuch ein. Sie waren ein Geschenk des Khans. Rotgoldene Greifen waren auf die Schalen gemalt, die Wappentiere des Hauses von Greifenberg.

»Danke«, sagte er leise und bereute es sofort. Seine Stimme hatte zu melancholisch geklungen!

Marcia sah zu ihm auf. »Wofür?«

»Für diesen Augenblick des Friedens. Dafür, dass ich erst durch dich weiß, was das Ziel meines Lebens ist.«

»Du hast also beschlossen, mein Diener zu sein?« Sie bedachte ihn mit ihrem wenig damenhaften breiten Grinsen.

»Jetzt und für immer!«, sagte er ernst. »Ich werde dich beschützen, und wenn die Westermark unterworfen ist, werde ich weiter ins Reich mit dir ziehen und erst ruhen, wenn du wieder auf dem Thron sitzt, der einst deinem Vater gehörte.«

»Der Khan wird das nicht gestatten …«

»Der Khan träumt davon, dass Westen und Osten in immerwährendem Frieden vereint sind«, entgegnete Xiang entschieden. »Könnten wir einen besseren Weg zu diesem Ziel beschreiten, als dich wieder auf den Thron zu heben, der dir dank deines Blutes gehört?«

Sie sah ihn traurig an. »Wer groß träumt, schreitet am Rande des Abgrunds, sagt man in meinem Volk. Du allein genügst mir, General Xiang. Du hast die Leere meines Lebens mit Liebe gefüllt. Ich brauche kein Reich. Ich habe mein Glück schon gefunden. Vergiss das nicht, wenn du deine Schlachten planst.« Sie hob den Filzvorhang am Eingang und verließ die Jurte.

Xiang blickte in die Glut des Feuers. Wie hätte er ihr sagen können, dass in dieser Nacht ihre Zukunft enden würde?

Westermark, südlich des Schwarzforstes, Stunde des Ebers, 11. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter Thronerhebung

Bao Li war überrascht, den General nackt zu sehen, als er mitten in der Nacht in dessen Jurte trat. Es gab weder Frauen noch Wein in der Jurte. Xiang Yu gab sich keinen Vergnügungen hin, sondern saß im Lotussitz und wirkte tief in Gedanken versunken.

Einige Zeit wartete Bao schweigend ab. Nach einer Weile wagte er es, sich leise zu räuspern.

»Sprechen wir«, sagte der General in ruhigem Tonfall.

Bao schwitzte. Nicht weit von Xiang Yu lehnte ein blank gezogener Säbel an einem der Pfosten der Jurte. »Wie Ihr schon sagtet, seid Ihr ein Freund offener Worte, General Yu. Wenn Ihr kein Rebell sein wollt, dann werde ich Euch nun die Hoden entfernen müssen. Ich werde sie in einem Gefäß mit Alkohol konservieren und dem Khan vorzeigen, wenn ich an den Wandernden Hof zurückkehre.«

»Morgen werden sehr viele Hoden verfügbar sein, wenn wir die Wagenburg erobern …«

»Wollt Ihr mir nahelegen, den Khan zu hintergehen, General Yu?«, fragte Bao beklommen.

»Wisst Ihr, wie ich Schlachten gewinne, ehrenwerter Meister Li?«

»Ich weiß, wie man Leben bewahrt, General, nicht, wie man sie in großem Stil auslöscht.« Bao hielt es für klüger, ein wenig offensiv aufzutreten, vor allem in Anbetracht der tatsächlichen Befehle des Khans.

»Ich denke schon, dass es eine unmittelbare Verbindung zwischen meinen Hoden und der Bewahrung oder Auslöschung vieler Menschenleben gibt.« Der General blieb auf beängstigende Weise gelassen. Im Lotussitz, ganz nackt, mit geschlossenen Augen und seinem überaus eindrucksvollen, bis weit über die Brust reichenden schwarzen Bart, erinnerte er eher an einen entrückten Mönch denn an einen Krieger. Freilich verrieten die Narben an seinem Körper überdeutlich, dass sein Leben der Gewalt und nicht friedlicher Meditation gewidmet war.

»Doch kehren wir zurück zu meiner Frage, Meister Li. Ich siege, weil ich versuche, mich in meine Feinde hineinzuversetzen. Ich bedenke ihre Möglichkeiten und Ziele. Dann wäge ich meine Möglichkeiten und Ziele ab. Heute habe ich zwei Schlachten zu schlagen. Der Kampf gegen die Karrenritter sollte leicht zu gewinnen sein. Ihr seid es, Meister Li, der mir Sorge bereitet.«

Bao räusperte sich. Plötzlich wurde ihm bewusst, wie unglaublich stickig es war. Die Kehle wurde ihm eng. »Ich fürchte, ich vermag Euch nicht zu folgen, General.«

»Ich unterstelle, dass Ihr es auf Eurem Gebiet mindestens ebenso gut versteht, mit der Klinge umzugehen, wie ich auf meinem. Was dies angeht, seid also beruhigt.«

Das war er nicht, dachte Bao. Immer noch hielt Xiang Yu die Augen geschlossen. »Was sollte mich also beunruhigen?« Seine Worte waren eine Winzigkeit zu scharf gesprochen. Er wünschte, er könnte sich ebenso gelassen geben wie der General.

»Ich denke, dass der Khan mich als Bedrohung sieht und Ihr, ehrenwerter Meister Li, das Werkzeug sein sollt, das diese Bedrohung beseitigt. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass es unter meinen Anführern nur drei gibt, die vom Siegel des Khans so beeindruckt sein könnten, dass sie sich gegen mich stellen würden. Ich habe dafür gesorgt, dass sie morgen während der Kämpfe Gelegenheit haben werden, den Heldentod zu sterben.«

Bao rang mit der absurden Vorstellung, dass sich eine Schlinge um seinen Hals zuzog. Sein Atem ging keuchend, ein wahrer Sturzbach von Schweiß rann seinen Rücken hinab. »Es muss sehr beruhigend sein, sich seiner Gefolgsleute so sicher zu sein.«

»Ich hingegen befürchte, dies ist der Grund, warum ich sterben soll.«

»Das seht Ihr falsch, ehrenwerter General. Es ist die Prinzessin … Wenn es keinen Grund zu der Sorge mehr gibt, dass Ihr mit ihr Kinder zeugt …«

»Ich gestehe, das habe ich Euch bei unserem ersten Gespräch geglaubt, Meister Li.« Jetzt öffnete der General die Augen. Eine Klinge am Hals zu spüren konnte nicht schrecklicher sein, als diesen Augen ausgeliefert zu sein. Sie waren unerbittlich. Ihnen entging nichts. »Es ist in der Tat sehr warm in der Jurte«, bemerkte der General.

»Ja …« Boa hatte sich immer für einen redegewandten Mann gehalten, doch die Worte erstarben ihm in der Kehle, lange bevor sie ihm über die Lippen kommen konnten.

»Wie es scheint, hat der Khan sein Vertrauen in mich verloren«, fuhr der General fort. »Glaubt Ihr, dies sei ein Leiden, das Ihr heilen könnt, Meister Li?«

Bao setzte die kleine Kiste mit den Instrumenten und Tinkturen, die er unter dem Arm trug, neben der Feuerstelle ab und ließ sich dem General gegenüber nieder. Den Lotussitz nahm er nicht ein, das erlaubten seine müden Gelenke schon lange nicht mehr. »Wart nicht Ihr derjenige, der zuerst das Vertrauen gebrochen hat? Ihr solltet Prinzessin Marcia behüten und nicht auf Euer Lager zerren.«

»Bildet Ihr Euch häufig Eure Meinung aufgrund von Hörensagen, werter Meister Li?«

Bao überging diese Bemerkung. »Berichtigt mich, wenn ich mich irre, doch ich glaube, Ihr seid ein Mann, dem eine Frau angetraut ist. Seid Ihr Euch bewusst, dass Ihr durch diese Ehe die Prinzessin zu Eurer Konkubine macht?«

»Gestattet, dass ich die Basis, auf der Eure Meinung ruht, ein wenig erweitere, Meister Li. Ich war sieben Jahre alt, als meine Eltern entschieden, ein Eheversprechen zu geben, dessen einziges Ziel es war, ein Bündnis zwischen zwei einflussreichen Familien zu stärken, damit sie einander halfen, die Ränkespiele am Wandernden Hof zu überleben. Als ich fünfzehn war, wurde die Ehe vollzogen. Ich zeugte drei Kinder mit meiner Frau. Liebe war dabei nie im Spiel. Heute kann ich sagen, meine Gemahlin fühlt sich nur dann wirklich wohl, wenn ich mindestens tausend Meilen entfernt bin und an der Spitze eines Heeres reite, so dass die begründete Hoffnung besteht, dass ich vor der Zeit gewaltsam aus dem Leben gerissen werde.«

Das klang fast wie seine eigene Geschichte, dachte Bao. »So werden Ehen eben geschlossen«, bemerkte er trocken. »Glaubt Ihr, Euch habe ein besonders hartes Schicksal getroffen, General?«

»Wart Ihr jemals verliebt, Meister Li?«

Bao wedelte mit der Hand. Solche Gedanken musste man wie eine Pferdebremse verscheuchen. »Liebe ist nur ein Strohfeuer. Weise ist es, eine Ehe auf Vernunft zu gründen.«

Der General lächelte milde. »Das wären genau meine Worte gewesen, bevor mir die Liebe begegnete. Sie lässt das Leben auf eine Art golden werden, die man sich nicht vorstellen kann, wenn man sie nicht kennt. Sie ist ein Gewürz, das jeden Augenblick des Seins veredelt.«

Bao war erschüttert. Der bedeutendste General des Khanats redete wie ein verwirrter Jüngling, und er war zutiefst überzeugt von dem Unsinn, den er von sich gab. Ihm die Hoden zu nehmen würde vielleicht die Fesseln lösen, in die seine Wollust seinen Verstand geschlagen hatte. Es wäre von Interesse, das als Arzt zu beobachten. Aber dazu würde es nicht kommen.

»Soweit ich sehe«, sagte der General nun wieder deutlich nüchterner, »kann der Khan nur meinen Tod wollen. Lässt er mich hinrichten, könnte das eine Rebellion auslösen, denn meine Krieger dulden meinen Umgang mit Marcia, und auch ohne Hoden kann ich eine Armee gegen den Khan führen. Insofern bringt, was Ihr hier tun wollt, dem Khan keinen Nutzen. Es sei denn, Ihr verabreicht mir ein schleichendes Gift.« Xiang Yus Blick wurde stählern. »Sterbe ich auf eine Art, die man mit Euch in Verbindung bringt, dann werden meine Männer mich rächen. Was also gedenkt Ihr zu tun, Meister Li?«

»Ich werde tun, was einem treuen Diener des Khans zu tun gebührt. Ich werde die Befehle meines Herrschers ausführen.«

Der General erhob sich und griff nach dem Säbel, der an dem Stützpfosten lehnte.

»Ihr seid ein mutiger Mann, Meister Li.« Mit diesen Worten hob er die Lederscheide des Säbels auf und schob die Waffe hinein.

Bao beobachtete ihn misstrauisch. Er zweifelte nicht daran, dass der General ihn auch mit bloßen Händen töten konnte.

Xiang Yu legte die Waffe weg und blickte auf ihn hinab. Der Leib des Generals war mit Narben bedeckt. Manche waren nur noch feine weiße Linien, andere wulstige rote Wucherungen. Diese alten Wunden zu sehen und sich vorzustellen, wie sie geschlagen und danach behandelt worden waren, lenkte Bao vom Unvermeidlichen ab. Der General war mehrfach in die Hände entsetzlicher Stümper gefallen, so viel war sicher. Erstaunlich, dass er immer noch lebte.

»Wie werdet Ihr vorgehen, Meister Li?«

»Was meint Ihr …« Bao konnte Xiang Yu nicht ganz folgen.

»Wenn Ihr mich entmannt. Wie soll es vonstattengehen? Auf welche Art …« Der General stockte. »Wie werdet Ihr meine Hoden entfernen?«

»Ihr lasst mich meine Arbeit tun?«

»Ich habe die Freiheit zu entscheiden, was ich bin. Ein Rebell gegen den Khan war ich nie. Ich bin es nicht einmal jetzt, da er mir ein grausames Unrecht tut.«

Bao sah ihn verständnislos an. War das eine Falle?

Der General legte sich auf die Matten im Zelt. »Fangt an! Der Khan hat die Macht, mich töten zu lassen, aber ich schenke ihm nicht die Macht, mich zu jemandem zu machen, der ich nicht sein will. Nur eines muss ich wissen: Bleiben mir noch ein paar Stunden?«

»Ihr werdet ganz gewiss nicht daran sterben, dass ich Euch die Hoden entferne«, sagte Bao beruhigend und schämte sich für seine Worte, die keine Lüge waren, jedoch die Wahrheit verbargen. Er öffnete den kleinen Kasten, nahm das Messer mit dem Elfenbeingriff und ein Seidentuch. »Es ist nur ein Schnitt in den Hautbeutel, in dem sie liegen. Ich werde die Stränge durchtrennen, an denen sie hängen. Ihr seid oft schwerer in Eurem Leben verwundet worden, General. Wenn Ihr Euch jetzt eine der Nackenrollen dort vorn unter Eure Hüfte schieben könntet? Das würde mir meine Arbeit erleichtern.«

Xiang Yu befolgte seine Anweisung. »Ich muss noch einen Tag leben«, beharrte er.

»Ich bin Leibarzt und kein Scharfrichter«, log Bao. Er nahm ein kristallenes Fläschchen aus dem Kistchen und träufelte ein wenig Drachenwurzelsud auf die Klinge. Einen Sud, dem er noch eine Kleinigkeit hinzugefügt hatte.

Der General beobachtete ihn misstrauisch. So oft, wie sein Fleisch wieder zusammengenäht worden war, musste ihm eigentlich vertraut sein, dass ein guter Leibarzt seine Werkzeuge reinigte, bevor er sie nutzte.

»Es wird ein erlesener Schmerz sein, wie Ihr ihn noch nicht kennt, General. Ich könnte Euch eine Traumkugel …«

»Ich habe morgen eine Schlacht zu schlagen, Meister Li, sofern ich unsere Gegner nicht überzeugen kann, sich zu ergeben. Ich brauche einen scharfen Verstand, wenn ich Blutvergießen vermeiden will. Es kommt für mich nicht in Frage, meine Sinne zu vernebeln. Ich werde über den Schmerz triumphieren.«

Heroischer Unsinn, dachte Bao. Über Schmerz triumphierte man nicht. Bestenfalls schaffte man es, Schmerzenslaute zu unterdrücken.

Er würde den General vergiften. Und es war ihm zuwider! Dieser Xiang Yu hatte mehr von einem Khan an sich als der Mann, auf dessen Befehl er hier war. Der Khan hatte entschieden, seinem General alles zu nehmen. Am Ende würden es die Männer der Ehernen Horde sein, die ihren Feldherrn töteten.

Westermark, südlich des Schwarzforstes, früher Morgen, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter Thronerhebung

»Das ist eine Falle!«, beharrte Jan von Tanow. Ihr Oheim hielt ihr Pferd am Zügel zurück.

»Ich komm da schon raus«, entgegnete Zaneta zuversichtlich. »Die beiden sind die einzigen Reiter. Was sollte mir schon geschehen?«

»Sie halten sich außer Reichweite unserer Armbrustschützen! Das allein sagt …«

»Das täte ich auch, wenn ich an ihrer Stelle wäre.« Sie legte die Hand auf die mit Flugrost bedeckte Brustplatte, die sie über dem schweren Kettenhemd trug. »Wir sehen aus, als wären wir Feiglinge, wenn wir darauf nicht eingehen. Der Kerl in der Seidenrobe hält die Standarte des Feldherrn. Und der andere, das könnte Xiang Yu höchstselbst sein.«

Ihr Oheim nickte sichtlich widerstrebend. »Ein Mann in der einfachen Lederrüstung eines Steppenreiters und mit üppigem Bart. Das könnte er sein. Aber es könnte auch irgendein Meuchler sein. Beim Herrn des Himmels, du führst die Karrenritter an. Willst du es dem Gegner so leichtmachen, dich umzubringen?«

»Ich habe auch dein Pferd satteln lassen, Oheim. Ich könnte mir keinen besseren Leibwächter vorstellen.«

»Sehe ich irgendwie verrückt aus?«

Zaneta machte eine vage Geste. Im hellen Sonnenlicht sah man deutlicher die feinen Fältchen, die sein Gesicht durchzogen, und der Nordwind zupfte an seinem schwarzen Haar und dem Seidenschal, der lose um seinen Hals geschlungen war.

»Verdammt! Also schön. Ich lasse dich nicht allein gehen!«

Sie hob den Arm, und aus dem inneren Wagenkreis wurde das gesattelte Schlachtross ihres Oheims herbeigeführt.

»Du warst dir sicher, dass ich mitkommen würde?«

Zaneta entschied, dass es klüger wäre, darauf nicht zu antworten, und lächelte nur.

Seite an Seite ritten sie den Hügel hinab. Die beiden fremden Reiter verharrten indes bewegungslos auf ihren Steppenponys. Als sie auf fünf Schritt heran waren, zügelte Zaneta ihr Pferd. Die beiden Männer, die sie erwarteten, hätten unterschiedlicher nicht sein können. Der Standartenträger war glattrasiert. Er trug ein mohnrotes Seidengewand mit goldenen Stickereien. Sein Sattel und Zaumzeug waren mit Gold beschlagen. Kleine Glöckchen hingen an seinen Zügeln. Sein Haar war streng zurückgekämmt. Kein Stäubchen lag auf seinen Kleidern.

Ganz anders der Mann an seiner Seite. Der trug eine verschrammte lederne Brustplatte. Ein wilder schwarzer Bart reichte ihm bis weit über die Brust. Seine Kleider waren abgetragen. Dunkle Schweißränder waren unter den Achseln zu sehen. Er wirkte, als fühle er sich unwohl im Sattel. Dabei hieß es von den Steppenreitern des Khanats doch immer, sie würden reiten lernen, bevor sie laufen lernten.

»Ich …«, begann sie in der zungenbrechenden Sprache des fernen Westens und zeigte dabei mit der Rechten auf ihre Brust. »Ich Zaneta von der Birkenau. Ich …«

»Wir können uns gern in Eurer Sprache unterhalten. Ang Min und ich sprechen sie ganz gut, Ritterin«, unterbrach sie der Bärtige.

»Und Ihr seid?«

»General Yu«, antwortete der Glattrasierte anstelle des Bärtigen.

Zaneta maß den Befehlshaber mit Blicken. Ihr Pferd war wesentlich größer als seines. Wenn sie beide absteigen würden, sollte sie ihn fast um Haupteslänge überragen. Er musste zu ihr aufschauen. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er wirkte angespannt.

»Was gibt es zu besprechen, General?«

»Ich denke über meine Gegner lange nach …« Er deutete zu der Wagenburg auf der Hügelkuppe. »Ich gehe davon aus, dass Ihr einen zweiten inneren Wagenkreis aufgestellt habt, auf den Eure Männer zurückfallen können, wenn wir den Hügel stürmen.«

Zaneta verbarg ihren Ärger über die geplatzte Überraschung hinter einem Lächeln. »Das wäre wohl möglich, General.«

»Ich bezweifele nicht, dass Ihr tapfer kämpfen werdet. Die Karrenritter haben sich einen Namen gemacht …« Der General deutete auf die verschiedenen Feldlager seiner Armee im weiten Grasland. »Dennoch ist unsere Übermacht so erdrückend, dass es keinen Zweifel am Ausgang dieser Schlacht geben kann. Deshalb biete ich Euch an, Euch zu ergeben. Ich mag es nicht, wenn tapfere Männer und Frauen sinnlos ihr Leben fortwerfen.«

Mit einem solchen Angebot hatte Zaneta nicht gerechnet. Sie stutzte, schüttelte dann aber den Kopf. »Wir sind nicht in die Westermark gekommen, um uns dem Khan zu unterwerfen. Wir leben in Freiheit. Ohne Herren, vor denen wir das Knie beugen!«

»Und wenn die rechtmäßige Kaiserin Marcia aus dem Geschlecht derer von Greifenberg Euch darum bitten würde?«

Zaneta fühlte sich vollends überrumpelt. Sie blickte zu ihrem Oheim, der ärgerlich den Kopf schüttelte. »Ich weiß nicht, was für ein übles Spiel Ihr treibt, General Yu. Das Geschlecht derer von Greifenberg wurde ausgelöscht. Es gibt keine Überlebenden. Die Reichsfürsten waren überaus gründlich!«

»Ihr irrt, werter Ritter. Nach Eurer Gestalt zu urteilen müsst Ihr Jan von Tanow sein. Ihr habt das Reich bereist und einst als bester Schwertkämpfer in dem berühmten Kaiserturnier gesiegt. Ihr kennt gewiss viele Geschichten. Habt Ihr nie von der Magd gehört, die zwischen den Toten und Sterbenden am Fuß des Palastturms ein Mädchen hervorgezogen hat, das noch lebte? Die siebenjährige Prinzessin Marcia …«

Ihr Oheim hob abwehrend die Hände. »Das ist nur eine Mär!«

»Es ist im Interesse der Reichsfürsten, dass man das glaubt«, entgegnete der General ruhig. »Marcias lange Flucht endete am Wandernden Hof, als sie elf Jahre alt war. Sie ist ein Mündel des Khans.«

»Davon habe ich noch nie gehört! Ihr seid einer Hochstaplerin aufgesessen, General Yu!«

»Folgt uns in mein Lager. Ich biete Euch und Eurem Oheim freies Geleit, Ritterin«, erwiderte der General und wandte sich an ihren Oheim: »Ihr müsst den kaiserlichen Hof noch mit eigenen Augen gesehen haben, als Ihr ein junger Ritter wart, Jan von Tanow.«

»Nein!«, sagte Zaneta entschieden. »Wenn Euch daran gelegen ist, Frieden zu schließen und uns zu überzeugen, was hindert Euch dann daran, die Kaiserin hierher, zwischen unsere Lager, zu führen?«

»Unterstellt Ihr mir, ich würde mein Wort nicht halten?« Die Andeutung eines Unwohlseins war aus den Zügen des Feldherrn verschwunden. Seine dunklen Augen blickten kalt zu ihr empor. »Ich wollte Euch die Hand reichen, Ihr habt sie ausgeschlagen. Nun beginnt das Sterben! In einer Stunde greifen wir an. Sprecht Eure letzten Gebete an den Herrn des Himmels!« Er wendete sein Pferd und ritt mit seinem Begleiter davon.

»Glaubst du seine Geschichte, Oheim?«, fragte Zaneta beklommen. Hatte sie die Männer und Frauen, die ihr folgten, leichtfertig zum Untergang verdammt?

»Nein! Es ist nur eine Mär. Die Wahrheit ist, dass die Reichsfürsten bei ihrem Massaker an der Kaiserfamilie dafür gesorgt haben, dass es keine Überlebenden gab.«

Auch Zaneta wendete ihr schweres Schlachtross. Sie hatte das Gefühl, einen ganzen Berg auf ihren Schultern zu tragen, als sie zur Wagenburg auf dem Hügel hinaufblickte. »Manchmal wünschte ich mir, Mären könnten wahr werden.«

Westermark, südlich der Wolfsmarschen, früher Morgen, 12. Tag des Erntemondes, 18. Jahr vor Sasmiras zweiter Thronerhebung

»Das ist nicht zu schaffen!« Er hieb wütend mit der Faust auf den Tisch. »Sie hätte weiter nach Osten ausweichen sollen!«

Einige Herzschläge lang herrschte Schweigen in dem großen weißen Zelt. Niemand wagte es, ihm, Gamrath von Hatzfeld, dem Hochmeister des Ordens vom Schwarzen Adler, unmittelbar zu widersprechen.

»Man sollte Harnischweibern, die noch grün hinter den Ohren sind, keine Befehlsgewalt übertragen«, grollte er weiter.

»Sie wurde gewählt, Hochmeister«, bemerkte der junge Ritter, den Zaneta geschickt hatte.

»Jaroslaw von Naklow, richtig?«

Der junge Ritter nickte.