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Willkommen in Beaumont Bay, Tennessee! Diese Stadt der Country-Superstars hat einiges zu bieten: Familiendramen, Geheimnisse, Skandale – und natürlich Liebe! VERRÜCKT NACH DEINEN HEISSEN KÜSSEN von JULES BENNETT Manch einer würde Will Sutherland beneiden, aber selbst der erfolgreiche Musikproduzent hat es nicht immer leicht. Der Grund dafür? Countrysängerin Hannah Banks! Hannah ist selbstbewusst, leidenschaftlich, sexy – und absolut tabu für den professionellen Will. Die Versuchung treibt ihn noch in den Wahnsinn! Wie soll er sie nur Tag für Tag im Aufnahmestudio sehen, ohne den Verstand zu verlieren – oder sie zu küssen? LOVESONG FÜR DIE EX von JESSICA LEMMON Country-Star Cash Sutherland muss schnellstens sein Bad-Boy-Image loswerden. Bloß wie? Hinter seinem Rücken lädt seine Plattenfirma die erfolgreiche Journalistin Presley Cole zum Interview in ein Luxushotel ein. Dumm nur, dass die rothaarige Schönheit Cashs Ex-Freundin ist! Auch wenn er fürchten muss, dass Presley sich für die Trennung rächen will, knistert es vom ersten Augenblick an heiß zwischen ihnen … SCHEINVERLOBT MIT DEM SEXY EX von JULES BENNETT Cassandra soll sich als seine Verlobte ausgeben, um aufdringliche Verehrerinnen abzuwimmeln? Luke hat ja Nerven! Aber sie nimmt den riskanten Vorschlag ihres sexy Ex an. Denn als Gegenleistung darf sie die Hochzeit seines Bruders organisieren, und damit ist der Erfolg ihrer kleinen Event-Agentur garantiert! Doch die Scheinverlobung mit Luke weckt in Cassandra eine gefährliche Sehnsucht nach einer eigenen Traumhochzeit … HEMMUNGSLOSE LEIDENSCHAFT MIT DIR von JESSICA LEMMON Die brave, schüchterne Hallie will nicht länger im Schatten ihrer berühmten Zwillingsschwester stehen. Aber was weiß sie schon vom Feiern und Spaßhaben? Sie braucht einen Lehrer! Glücklicherweise ist der sexy Bad Boy Gavin Sutherland bereit, ihr zu helfen. In seiner erregenden Nähe verliert Hallie bald alle Hemmungen. Ohne an morgen zu denken, lässt sie sich zu einer leidenschaftlichen Affäre verführen. Mit ungeahnten Folgen …
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Seitenzahl: 805
Cover
Titel
Inhalt
Verrückt nach deinen heißen Küssen
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
15. KAPITEL
16. KAPITEL
17. KAPITEL
18. KAPITEL
EPILOG
Lovesong für die Ex
Cover
Titel
Impressum
PROLOG
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
15. KAPITEL
16. KAPITEL
17. KAPITEL
18. KAPITEL
19. KAPITEL
20. KAPITEL
EPILOG
Scheinverlobt mit dem sexy Ex
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
15. KAPITEL
16. KAPITEL
17. KAPITEL
Hemmungslose Leidenschaft mit dir
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
15. KAPITEL
16. KAPITEL
17. KAPITEL
18. KAPITEL
19. KAPITEL
20. KAPITEL
21. KAPITEL
22. KAPITEL
23. KAPITEL
EPILOG
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Contents
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2021 by Jules Bennett Originaltitel: „Twin Games in Music City“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA , Band 2222 2/2022 Übersetzung: Julia Königs
Abbildungen: Harlequin Books S.A., OrlyDesign / Getty Images alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 2/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck
ISBN 9783751508872
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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Will Sutherland lehnte sich auf der gepolsterten Sitzbank im Rise and Grind zurück. Er beobachtete, wie Hallie Banks durch die Tür trat, sich umsah und dann auf seinen Tisch in der Ecknische zukam.
Er sollte sich nicht jetzt schon über dieses Meeting ärgern, doch das tat er. Will wollte sich eigentlich nicht mit Hallie treffen, sondern mit ihrer Zwillingsschwester Hannah. Aber offenbar hatte Hannah Banks – Country-Star und Amerikas Liebling – es nicht nötig, so alltägliche Dinge wie die Aufnahmen zu ihrem neuen Album oder die Details ihrer nächsten Tour persönlich mit ihm zu besprechen.
Will hatte sie bisher nur ein paar Mal kurz getroffen, bei verschiedenen Branchenevents. Er hatte sie schon immer attraktiv gefunden; er konnte gar nicht anders. Hannah Banks zog einfach alle Blicke auf sich, wohin sie auch ging, und er stellte da keine Ausnahme dar.
Doch dieses offizielle Meeting lief anders als geplant, und das gefiel ihm nicht. Ihre egoistische Einstellung mochte bei ihrem alten Plattenlabel kein Problem gewesen sein, doch nun, da sie bei Elite Records unter Vertrag war, würde sie akzeptieren müssen, dass sie nicht länger das Sagen hatte. Das hatte ab jetzt er.
Hallie schenkte ihm ein sanftes Lächeln und streckte die Hand aus. „Guten Morgen. Warten Sie schon lange?“
Will stand auf und schüttelte ihr die Hand, überrascht darüber, wie sanft und zart sie wirkte. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass ihm Hallies Hände schon mal aufgefallen waren … Und sie sollten ihm auch jetzt nicht auffallen!
Er hatte sich bereits mehrmals dabei ertappt, wie er sich Fantasien hingegeben hatte, mit Hallies Schwester Hannah in der Hauptrolle. Er konnte es nun wirklich nicht gebrauchen, sich gleich für beide Schwestern zu interessieren. Das wäre nicht gut fürs Geschäft; außerdem wäre es unprofessionell, wenn er sich auch nur zu einer der Zwillingsschwestern hingezogen fühlte.
Hallie kleidete sich ein wenig konservativer als ihre Schwester. Vielleicht lag das daran, dass Hallie die Managerin war und hinter den Kulissen arbeitete, in einem ruhigeren Umfeld. Hannahs Stil war im Gegensatz dazu provokativ, glitzernd, übertrieben … Überhaupt nicht die Art Frau, von der er sich angezogen fühlen sollte. Trotzdem fiel ihm sein neuer Star in letzter Zeit allzu häufig ins Auge.
Er musste wirklich seine Gedanken unter Kontrolle bringen. „Ich bin selbst gerade erst eingetroffen.“ Er zeigte auf den Platz ihm gegenüber. „Bitte, setzen Sie sich doch.“
Sie legte ihre Tasche auf einen der freien Stühle, ehe sie sich niederließ. Sofort trat ein Kellner an den Tisch, um ihre Bestellung aufzunehmen, ehe er sie wieder allein ließ.
„Was sagten Sie, wo Hannah ist? Warum hat sie es heute nicht geschafft?“, fragte Will, in der Hoffnung auf eine ehrliche Antwort.
Hallie blinzelte. „Oh, ich hatte noch nichts dazu gesagt. Sie hat mich bloß gebeten, mich mit Ihnen zu treffen. Nach diesem Gespräch werde ich mit ihr den Terminplan durchgehen. Allerdings bittet sie außerdem darum, das Album in ihrem privaten Studio aufnehmen zu dürfen. Das ist das Wichtigste, was ich Ihnen mitteilen soll.“
Natürlich. Das hätte Will nicht weiter überraschen sollen. Vor ein paar Wochen war ein schrecklicher Sturm über Beaumont Bay hinweggezogen, und die Bewohner seines Heimatorts nahe Nashville arbeiteten immer noch fieberhaft daran, ihre teuren Villen zu renovieren, die beschädigt worden waren, und die wenigen Geschäfte wiederaufzubauen.
Doch Beaumont Bay würde nicht lange am Boden bleiben. Diese Gemeinde am See war der Ort, an dem sich die Leute aus Nashville vergnügten, wo sämtliche Deals abgeschlossen wurden, wo die Elite der Countrymusik ihre pikantesten Geheimnisse hütete. Und es war eine Stadt, die der legendären Musikproduzentin Mags Dumond praktisch gehörte – zumindest dachte sie das.
Zugegeben, Mags hatte Beaumont Bay aufgebaut, zusammen mit ihrem verstorbenen Ehemann, dem ehemaligen Bürgermeister. Dank ihrer Weitsicht – und der Tatsache, dass sie jahrelang Partys für die Musikszene gegeben hatte – war ein Haus in der Bay ein absolutes Muss für alle, die es in Nashville zu etwas bringen wollten.
Will war hier geboren, allerdings nicht in eine Countrymusik-Familie hinein. Seine Eltern Travis und Dana Sutherland waren in der Immobilienbranche tätig und besaßen beinahe jedes Haus hier … außer denen, die Mags gehörten.
Doch die Sutherland-Brüder hatten sich einen Namen in der Musikindustrie gemacht, indem sie ein eigenes Label gründeten … und Mags dabei so gut wie möglich aus dem Weg gingen. Die Frau war seiner Familie schon seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge, aber darüber wollte Will jetzt nicht nachdenken. Mit Hannah Banks als neuem Star wollte er das Musikimperium seiner Familie noch weiter vergrößern, während er sich gleichzeitig um die Renovierung des Studios kümmerte, das beschädigt worden war.
Der Wiederaufbau dauerte schon viel zu lange – und das in einer Branche, in der bereits eine Verspätung von einem Tag zu viel war. Er hatte Musik zu produzieren! Von den Sängerinnen, Sängern und Bands, die sich auf ihn verließen und um die er sich kümmern musste, ganz zu schweigen; dazu kam noch die Organisation der Touren, die bereits angekündigt waren, um Alben zu feiern, die bald erscheinen sollten.
Die ganze Situation war ein einziger Albtraum, und Hannah Banks – der Star, den er Mags abgeluchst hatte und den er brauchte, um seine Pläne zu verwirklichen – schaffte es nicht mal, sich die Zeit für ein persönliches Treffen zu nehmen. Es war einfach nicht dasselbe, mit ihrer Zwillingsschwester beziehungsweise Managerin zu sprechen.
„Ich müsste mir Hannahs Studio ansehen, ehe ich dieser Bitte zustimmen kann“, sagte er zu Hallie. „Wir müssen nächste Woche mit der Produktion beginnen, um die Deadlines einhalten zu können. Informieren Sie Hannah, dass ich gleich morgen früh bei ihr vorbeikommen werde, um ihr Studio unter die Lupe zu nehmen.“
Hallie schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. „Morgen früh passt es nicht.“ Sie zog ihr Handy hervor und tippte auf den Bildschirm. „Wie wäre es mit Dienstag um zehn?“
Da heute schon Freitag war, würde er auf keinen Fall bis Dienstag warten. Will atmete tief ein und seufzte. War Hallie genauso kompliziert wie ihre Schwester, die Country-Diva? Ihrem Schmollmund nach zu urteilen, ja. Will spürte eine dunkle Ahnung in sich aufsteigen. Etwas stimmte hier nicht.
„Ich weiß ja nicht, wie die Dinge liefen, als Hannah noch bei Mags und Cheating Hearts unter Vertrag war, aber jetzt, da sie für Elite arbeitet, bestimme ich den Terminplan und sage ihr, wann die Dinge erledigt sein müssen.“
Hallie verengte die Augen. „Ach ja? Tja, vielleicht hätte ich dann doch bei Cheating Hearts bleiben sollen.“
Will beugte sich vor und stützte die Hände auf den Tisch. „Hannah? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“
Sie fluchte leise, und Will presste die Lippen aufeinander. Er hatte gewusst, dass etwas im Busch war, doch er hätte nicht damit gerechnet, dass seine neueste Künstlerin ein so kindisches Spiel mit ihm trieb. Aber ihn konnte sie mit diesem billigen Zwillingstrick nicht hereinlegen. Hannah Banks würde ganz schnell lernen, wer hier das Sagen hatte.
Verdammt! Das hatte ihr eigentlich nicht rausrutschen sollen. Wieso hatte sie sich die Mühe gemacht, sich als ihre Schwester zu verkleiden – sie hatte sogar eine Brille aufgesetzt –, nur um sich dann zu verplappern?
Hannah nahm die Schultern zurück und starrte ihr Gegenüber an. Will Sutherland war verdammt sexy, daran musste es liegen. Er brachte sie so sehr aus dem Konzept, dass sie kaum klar denken konnte. Das war alles seine Schuld.
Wie sollte sie sich auf ihre Tarnung konzentrieren, wenn sie nur daran denken konnte, dass sie ihm mit den Händen durchs Haar fahren wollte. Seine Lippen, jetzt frustriert aufeinandergepresst, wirkten so verführerisch. Ob er wohl gut küssen konnte?
Sie hatte sich schon lange nicht mehr zu irgendeinem Mann hingezogen gefühlt. Warum musste ausgerechnet dieser ihr auffallen? Sie hatte gehofft, die unpassenden Gefühle für ihn unter Kontrolle bringen zu können, indem sie sich als Hallie ausgab. Doch zu ihrem Pech war ihr Plan nicht aufgegangen, und nun war auch noch ihre Tarnung aufgeflogen. Als hätte sie nicht schon genug Probleme.
Sie hatte von vornherein gewusst, welche Schwierigkeiten es mit sich bringen würde, die Plattenfirma zu wechseln, ganz egal, für welche sie sich letztendlich entschied. Mags herrschte über diese Stadt, und Mags war dagegen gewesen, dass Hannah weiterzog. Doch Elite Records – und Will – passten am besten zu ihren Zukunftsplänen. Also hatte sie einfach gehofft, sie könne der Anziehungskraft des attraktivsten Mannes in Beaumont Bay widerstehen.
„Was zur Hölle treiben Sie für ein Spiel?“ Will beugte sich vor und sprach durch zusammengebissene Zähne hindurch.
Oh, diese tiefblauen Augen waren soeben noch einen Farbton dunkler geworden. Wut und Erregung lagen manchmal unheimlich nah beieinander.
Hannah faltete unter dem Tisch die Hände und verdrängte diese Gedanken. Auf keinen Fall durfte sie ihrem Begehren nachgeben. Wohin würde das führen? Wenn Will auf ihre Avancen einging, was dann? Die Medien würden sofort über sie herfallen. Sie würden verbreiten, dass sie sich diesen Deal mit Sex erkauft hatte. All die Arbeit, die sie in ihr neues Image gesteckt hatte – in die Veröffentlichung ihrer eigenen Songs, wäre umsonst gewesen.
Auf keinen Fall würde sie derart ihren Ruf gefährden – oder den von Elite Records. Ihr ganzes Leben drehte sich ums Singen, darum, auf der Bühne zu stehen. Sie hatte bereits beinah alles riskiert, um Cheating Hearts zu verlassen und eine Chance auf etwas Neues zu bekommen. Sie konnte es sich nicht leisten, noch mehr zu riskieren, indem sie einem flüchtigen Verlangen nachgab.
„Ich treibe kein Spiel“, erwiderte sie zuckersüß.
„Warum dann die Verkleidung?“
Der Kellner unterbrach sie kurz und stellte ihre Getränke auf den Tisch, ehe er wieder verschwand. Hannah griff nach ihrem Chai Tee mit einem Schuss Mandelmilch. Perfekt. Ein Hauch Normalität und Vertrautheit in dieser unangenehmen Situation war genau das, was sie brauchte.
„Hannah“, sagte Will fordernd.
Sie erwiderte seinen Blick und zuckte die Schultern, während sie die Hände um die Tasse legte. „Ich wollte wissen, was Sie für ein Mensch sind. Hallie hatte sich bereits mehrfach mit Ihnen getroffen, und dann haben wir alle die Verträge unterzeichnet. Aber ich wollte Sie in einem entspannten Rahmen unter vier Augen treffen, um mir ein Bild von Ihnen zu machen. Und das ohne den Druck, der damit einhergeht, ich zu sein.“
Er sagte nichts, starrte sie bloß weiter an. Diese Augen waren wirklich umwerfend. Ein Muskel in seiner Wange zuckte leicht. Er hatte einen sehr ausgeprägten Kiefer, leicht von dunklen Bartstoppeln bedeckt … Lecker.
Sie musste sich wirklich beruhigen. Er hatte den weiteren Verlauf ihrer Karriere in der Hand. Wenn sie nicht mehr bloß das süße Countrygirl mit den harmlosen Songs sein wollte, brauchte sie Will. Sie brauchte diese Veränderung. Sie wollte raus aus dem Trott, in den Mags sie gezwungen hatte. Und das nächste Kapitel ihrer Karriere hing ganz davon ab, jetzt alles richtig zu machen. Sie konnte sich keine Fehler erlauben, wenn sie ihre Musikkarriere auf das nächste Level bringen und als Songwriterin ernst genommen werden wollte.
„Ich kenne Sie nicht sonderlich gut.“ Sie zwang sich dazu, sich aufs Geschäftliche zu konzentrieren statt auf die Chemie zwischen ihm und ihr. „Aber ich habe eine Menge riskiert, um zu Ihrem Label zu wechseln. Ich wollte mehr darüber erfahren, was für ein Mensch Sie sind, ehe ich als ich selbst mit Ihnen spreche.“
„Das ergibt keinen Sinn“, sagte er. „Lassen Sie die Spielchen bitte von nun an.“
„Ich spiele keine Spielchen“, beharrte sie. „Hier geht es um meine Karriere. Ich versuche bloß, auf mich zu achten.“
Hannah weigerte sich, ihn in ihren Kopf zu lassen. Sie war noch nicht bereit, ihm sämtliche Gründe für ihr Vorgehen zu offenbaren. Man hatte ihm nur gesagt, dass sie sich nicht mit Mags verstanden hatte – das war alles, was er wissen musste.
Mags und Hannahs Großmutter kannten sich schon jahrzehntelang, seit die beiden selbst die Musikszene von Nashville für sich erobert hatten. Hannahs Großmutter war die weltberühmte Eleanor Banks. Sie hatte mehr Country-Platten verkauft als irgendeine andere Frau – Platz da, Dolly!
Niemand kam an Eleanors Ruhm heran, und Mags war neidisch auf ihren Erfolg gewesen. Irgendwann hatte Mags schließlich geheiratet, und zwar nicht irgendeinen Mann, sondern den Bürgermeister von Beaumont Bay. Er machte Geschäfte in der Immobilienbranche und kaufte ihr letzten Endes eine Plattenfirma, um sie bei Laune zu halten; so blieb sie weiterhin im Geschäft. Bald hatte Mags überall ihre Hände im Spiel und sorgte dafür, dass keine Entscheidung ohne sie getroffen wurde.
Zwei Generationen später hatte Mags’ Neid immer noch nicht nachgelassen – nur deswegen hatte sie vor fast zehn Jahren Hannah unter Vertrag genommen. Und nun, nachdem sie ein Jahrzehnt lang unter Mags’ Fuchtel gestanden hatte, wollte Hannah das niedliche Image loswerden, das ihr aufgezwungen worden war. Sie wollte endlich tiefgründigere, emotionalere Texte schreiben, die ihrem Talent und ihrer Kreativität eher gerecht wurden. Wollte ihre Kunst, ihre Songs, weiterentwickeln und der Welt zeigen, dass sie mehr als nur ihre Stimme zu bieten hatte. Sie glaubte wirklich, dass sie eine Botschaft hatte, und sie wollte sie durch ihre Texte mit der Welt teilen.
Also war sie bei Will unter Vertrag gegangen und hatte der Bedingung zugestimmt, einen Song aus der Feder von Cash Sutherland aufzunehmen. Er war einer von Wills Brüdern und würde bei ihrer nächsten Tour außerdem der Opening-Act sein. Cash hatte in der Branche ein Bad-Boy-Image, und Will war offenbar der Überzeugung, dass die Zusammenarbeit mit Hannah helfen sollte, seinen Ruf aufzupolieren.
„Wir nehmen den Song in meinem Studio auf“, fuhr Hannah fort. Sie hatte von Mags gelernt, dass man sehr bestimmt auftreten musste, um sich durchzusetzen, und das von Anfang an. Sonst wurde man später bloß herumkommandiert. Der Wechsel zu Elite Records war ihre Chance, endlich ihren eigenen Weg zu bestimmen – niemand würde ihr da reinreden. „Sie können gern vorbeikommen und alles inspizieren. Aber mein Studio ist einfach am besten dafür geeignet. Dort fühle ich mich wohl, und die Ausstattung ist auf dem neuesten Stand. Besseres Equipment werden Sie nirgends finden.“
Will zuckte die Achseln. „Wir werden sehen. Wenn mein Studio erst wieder einsatzbereit ist, arbeiten wir dort. Ich gehe davon aus, dass Sie sich bereits mit Cashs Song vertraut gemacht haben? Den, den ich Ihnen über Ihre Schwester habe zukommen lassen?“
Hannah nickte. „Darüber wollte ich auch mit Ihnen sprechen. Ich bin nicht sicher, ob wir diesen Song wirklich als erste Single herausbringen sollten.“
Sie wollte sofort mit einem brandneuen Sound durchstarten, und dabei wäre es wohl kaum förderlich, sich auf die Texte eines anderen zu verlassen. Sie hatte bereits eigene Texte verfasst, sogar genug Material für mehrere Songs, doch bisher war das noch ein Geheimnis. Nicht mal ihre Schwester war eingeweiht.
Sie hatte gehofft, ihre Songs Will vorzustellen und mit diesem Vertragswechsel wirklich ganz neu anfangen zu können. Bisher hatte sie immer nur die Songs anderer Leute aufgenommen. Sie wünschte sich von ganzem Herzen, auf ihrem ersten Album bei Elite endlich ihre eigenen Texte und Kompositionen zu veröffentlichen.
„Cashs Song steht im Vertrag“, erwiderte Will, als kenne sie dieses Schriftstück nicht von vorn bis hinten auswendig. „Das ist nicht verhandelbar.“
Die Art, wie er das sagte, gepaart mit seinem intensiven Blick löste … eine Menge Gefühle in ihr aus. Sie wollte seine dominante Art nicht sexy finden. Sie wollte sich an die Arbeit machen und endlich als Singer-Songwriterin ernst genommen werden. Doch um sich den zweiten Teil dieses Titels zu verdienen, würde sie sich öffnen müssen. Nicht sofort, aber bald.
Der Gedanke war zugleich Furcht einflößend und aufregend. Sie hatte sich noch nie zuvor irgendjemandem gegenüber so angreifbar gemacht. Es war eine Sache, die Worte eines anderen zu singen, aber etwas ganz anderes, ihren Fans ihre persönlichsten Gedanken zu offenbaren.
Auch wenn sie Hannah Banks war – fünffache Gewinnerin des Preises für die beste weibliche Künstlerin und Sängerin des Jahres der letzten sechs Jahre –, so hatte sie doch auch ihre Unsicherheiten. Die Angst vor Ablehnung war allgegenwärtig und könnte ihr viele Möglichkeiten verbauen, wenn sie nicht bald ihren Mut zusammennahm. Doch sie war das Risiko eingegangen, zu Elite zu wechseln; sie würde auch den Mut finden, diesen letzten Schritt zu wagen.
„Ich werde vorbeikommen und mir Ihr Haus anschauen müssen“, sagte Will und unterbrach damit ihre Gedanken.
„Wann?“
„Da es morgen ja nicht passt, gehen wir doch einfach jetzt.“
Hannah lachte. „Jetzt? Ich fürchte, das lässt sich nicht einrichten.“
„Na schön“, knurrte er. „Dann in einer Stunde.“
Seufzend schüttelte Hannah den Kopf. „Das passt leider auch nicht besser.“
Will schob seine Tasse beiseite und beugte sich vor. „Ich weiß ja nicht, wie Ihre Geschäftsbeziehung zu Mags aussah, aber ich bin sehr in die Karrieren meiner Künstler involviert. Ich werde Sie bei jedem Schritt dieses Prozesses begleiten. Mein Name und das Label gehören zusammen, ich werde es also zu keinerlei Fehlern kommen lassen.“
„Glauben Sie etwa, ich will, dass irgendetwas schiefläuft?“, fragte sie, darum bemüht, ihre Verachtung zu verbergen. „Hier geht es um meine Karriere. Es war für mich ein großes Risiko, das Label zu wechseln und Ihren Bruder als einzigen Opener für meine nächste Tour zu engagieren.“
„Entschuldigung.“
Hannah sah auf. An ihrem Tisch stand ein Teenager, ein nervöses Lächeln im Gesicht.
„Tut mir leid“, sagte das Mädchen. „Aber Sie sind meine absolute Lieblingssängerin. Würden Sie mir ein Autogramm geben?“
Hannah wurde es nie müde, Fans kennenzulernen und Autogramme zu verteilen. Diesen Teil ihrer Karriere hatte sie schon immer unheimlich gemocht. Sie erinnerte sich noch daran, wie herzlich ihre Großmutter mit ihren Fans umgegangen war. Gram hatte stets gesagt, ohne Fans gäbe es keine Musikbranche. Dementsprechend war Hannah dankbar für jedes Autogramm und jedes Foto, das sie mit den Menschen schoss, die ihre Musik kauften und ihr dadurch diese Karriere ermöglichten.
„Aber natürlich“, antwortete Hannah lächelnd. „Hast du etwas zu schreiben?“
Das Mädchen biss sich auf die Lippe und wühlte in seiner Handtasche herum.
„Hier.“ Will schnappte sich eine saubere Serviette aus dem Spender und zog einen Stift aus der Tasche. „Ginge das?“
„Perfekt.“ Hannah nahm den Stift zur Hand und sah wieder zu dem Mädchen auf. „Wie heißt du denn?“
„Tasha. Ich höre mir jeden Tag Ihre Musik an, während ich meine Choreografie übe. Sie hat mir wirklich geholfen durchzuhalten, seit meine Eltern sich getrennt haben.“
Hannah signierte die Serviette. Die Leute, die sie um ein Autogramm baten, erzählten ihr immer, warum sie ihre Musik so mochten, und sie liebte jede einzelne Geschichte. Dieser positive Einfluss auf das Leben der Menschen – genau das war es, was sie wollte. Sie hörte immer wieder gern, wie sie jemandem durch schwere Zeiten geholfen hatte.
„Das mit deinen Eltern tut mir wirklich leid“, sagte Hannah und reichte Tasha die Serviette. „Aber es freut mich, dass ich dir ein wenig Trost spenden konnte.“
Tasha betrachtete die Unterschrift, und ihr strahlendes Lächeln kehrte zurück. „Das ist so cool. Meine Freunde werden Augen machen. Danke, wirklich. Danke.“
Hannah schob ihren Stuhl zurück und erhob sich. Sie breitete die Arme aus und umarmte das junge Mädchen. „Das Vergnügen war ganz meinerseits, Tasha. Ich freue mich wirklich, dich kennengelernt zu haben.“
Das Mädchen hüpfte beinahe zum Tresen, wo es sich sein Getränk abholte, ehe es den Laden verließ.
Hannah ließ sich wieder auf den Stuhl sinken und rückte an den Tisch. Sie hielt inne, als sie Wills intensiven Blick bemerkte. „Was?“
„Nicht jeder Star würde sich bei einem Meeting oder einem Date stören lassen, um jemandem ein Autogramm zu geben.“
„Erstens ist das hier kein Date.“ Himmel! Es war, als wüsste er, was ihr an unpassenden Gedanken durch den Kopf geschossen war. „Und zweitens: Falls es Sie stört, dass wir unterbrochen wurden, sollten Sie sich besser daran gewöhnen. Ohne meine Fans hätte ich keine Karriere, und dann könnten Sie mit mir auch kein Geld verdienen.“
Will grinste breit; er konnte also frustrierend und sexy zugleich sein … Das würde garantiert noch Ärger bedeuten.
„Ich habe mich nicht über die Unterbrechung beschwert“, sagte er. „Sie sollten immer mit Ihren Fans reden. Ich habe bloß angemerkt, dass nicht jeder das tun würde.“
Verwirrt und immer noch erregt von seiner dominanten Art schnaubte Hannah leise und schlug die Beine übereinander. Hätte sie sich nicht verplappert, könnte sie einfach weiterhin so tun, als sei sie Hallie. Dann müsste sie sich jetzt keine Sorgen machen. Hallie war stets ruhig, still und entschlossen, und das auf sehr beherrschte Weise. Hannah hingegen kam es allzu oft so vor, als hätte sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle. Als hätte sie sich selbst verloren, weil Mags ihr so viele Jahre lang vorgeschrieben hatte, wie sie in der Öffentlichkeit auftreten sollte. Sie versuchte immer noch, sich selbst zu finden. Und dazu musste sie sich ganz auf diesen entscheidenden Punkt in ihrem Leben und ihrer Karriere konzentrieren.
„Ich will mich nicht streiten“, sagte sie zu Will. „Wenn Sie sich unbedingt mein Haus ansehen wollen, gehen wir doch einfach. Ich habe heute noch andere Dinge vor.“
Dinge, die ihn nichts angingen und von denen sie ihm nicht erzählen wollte. Sie mochte in jeder Zeitschrift abgelichtet sein und in zahllosen Internetartikeln vorkommen, doch auch sie hütete kleine Geheimnisse, die sie für sich behalten wollte. Sie liebte das Leben, das sie sich aufgebaut hatte, doch sie legte auch großen Wert auf ihre Privatsphäre. Und bloß weil Will nun ihre Musik gehörte, hieß das noch lange nicht, dass er jetzt über ihr ganzes Leben herrschte.
Es würde harte Arbeit werden, ihren Fans und der Öffentlichkeit zu beweisen, dass sie nicht die Diva war, als die Mags sie dargestellt hatte. Doch Will kannte weder sie noch ihren Arbeitsstil, und sie hatte nur eine Chance auf einen guten ersten Eindruck.
Ärgerlicherweise musste Hannah sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass sie nur zusammen arbeiteten … mehr nicht. Sie durfte nicht mit ihm flirten. Dieses nächste Kapitel ihrer Karriere musste absolut glattlaufen, damit sie endlich als erwachsene Künstlerin und ernst zu nehmende Songwriterin wahrgenommen wurde.
Und nur, weil sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, wann sie ein Mann das letzte Mal so erregt hatte, hieß das noch lange nicht, dass sie dieser Anziehung nun nachgeben durfte. Dieses unerwünschte Verlangen musste einfach wieder verfliegen, denn sie weigerte sich, alles aufs Spiel zu setzen – schon gar nicht für eine Nacht mit Will Sutherland.
Will ließ sich nicht leicht überraschen, doch er konnte seinen Schock kaum verbergen, während er sich in Hannahs hochmodernem Studio umsah. Mit so viel Platz – und vor allem mit so viel Technik – hatte er in ihrem Haus wirklich nicht gerechnet. Er war davon ausgegangen, dass sie anderer Leute Studios nutzte, statt sich selbst eins zusammenzustellen. Doch er empfand es als sehr erfrischend, dass sie sich selbst um die kleinsten Details ihrer Karriere persönlich kümmerte … als erfrischend und auch irgendwie sexy.
Dabei war dieser Umstand kaum verwunderlich – schließlich war ihre Großmutter Eleanor Banks. Zweifellos hatte Hannah schon von klein auf gelernt, Wert auf Perfektion zu legen und hohe Standards zu setzen. Dennoch war er angenehm überrascht. Angesichts ihres Rufs als Diva, die stets darauf achtete, dass ihr Haar und Make-up perfekt saßen, freute es ihn umso mehr, dass sie offenbar nicht nur eine Fassade aufrechterhielt, sondern tatsächlich für ihre Karriere arbeitete.
„Das sollte ausreichen.“
Hannah lachte. „Wow, werden Sie bloß nicht zu überschwänglich.“
Er wandte sich ihr zu und musste erneut dieses beinahe überwältigende Gefühl der Anziehung niederkämpfen. Hannah hatte sich umgezogen, nachdem sie in ihrem Haus angekommen waren. Nun trug sie ein Paar schwarzer, eng anliegender Jeans, das so tief saß, dass es in manchen Staaten sicher als illegal galt. Dazu hatte sie ein glitzerndes blaues Oberteil übergezogen, dessen Saum mehrere Zentimeter über dem Hosenbund endete. Außerdem hatte sie ihr Make-up aufgefrischt und irgendetwas mit ihren Haaren angestellt.
Wie hatte sie es geschafft, sich in so kurzer Zeit von der Kleinstadt-Hannah in die Countrystar-Hannah zu verwandeln? Kleidete sie sich daheim immer so? Stets ein Superstar, auch in ihrem eigenen Reich? Konnte sie nie einfach sie selbst sein? Oder war sie vielleicht so sehr zu dieser Bühnen-Persönlichkeit geworden, dass sie sich selbst verloren hatte?
Verdammt, er wusste es nicht, und er musste es auch nicht wissen. Das ging ihn nichts an. Solange sie weiterhin Hits produzierte, interessierte ihn nichts anderes. Na schön, momentan interessierte ihn auch der Zustand dieses Studios.
„Ich möchte, dass Cash hier ist, während wir ›Kiss My Heart‹ aufnehmen“, sagte er zu ihr. „Das ist nur fair: Schließlich ist es sein Song, und Sie gehen dann ja später mit ihm auf Tour.“
Ihre Miene ließ mehrere Emotionen vermuten, wechselte jedoch zu schnell, um sie zu deuten. Er hatte keine Ahnung, was ihr durch den Kopf ging, doch er brauchte es auch nicht zu wissen. Er war nicht hier, um ihr näherzukommen; er war hier, um Geld zu verdienen. Hannah Banks war das perfekte Mittel, um den Ruf von Elite und den seines Bruders aufzupolieren.
„Na schön“, sagte sie. „Wird er das Studio ebenfalls nutzen müssen? Wir haben ja noch einen Song, in dem wir ein Duett singen.“
Will schüttelte den Kopf. „Nein, das sollte nicht nötig sein. Er hat vor dem Sturm schon einige Aufnahmen gemacht. Bei ein paar Songs muss er noch einige Zeilen einsingen, aber das kann er in seinem eigenen Studio erledigen. Nur das Duett werden wir definitiv hier einspielen, da mein Studio voraussichtlich erst in drei Wochen fertiggestellt ist.“
Drei Wochen erschienen ihm wie eine Ewigkeit. Hannah und Cash waren nicht die einzigen Künstler, die bei seinem Label unter Vertrag standen; er musste wirklich bald wieder mit der Arbeit anfangen, um die verlorene Zeit aufzuholen. Es gefiel ihm nicht, keine Kontrolle über seinen Arbeitsbereich zu haben.
Und es gefiel ihm beinahe noch weniger, auf Hannah angewiesen zu sein und in ihrem Haus arbeiten zu müssen. Hier roch es nach ihr, blumig und sexy. Ihr Studio war wesentlich femininer eingerichtet als seins. In der Tonkabine lag ein weicher gelber Teppich, und an den Wänden hingen Fotos von ihrer Großmutter auf der Bühne. Zweifellos war Eleanor Banks ihrer Enkelin eine Motivation und Unterstützung.
Eleanor war vor ein paar Jahren nach Beaumont Bay gezogen. Sie hatte eine riesige dreistöckige Villa in den Bergen gekauft – mehr Privatsphäre. Von Zeit zu Zeit trat sie immer noch bei Preisverleihungen auf oder produzierte Duette von Nachwuchskünstlern. Sie war noch immer eine Ikone – und würde es auch immer bleiben. Er hoffte wirklich, dass Hannah die Eleanor Banks ihrer Generation werden würde.
„Cash darf das Studio gern nutzen“, sagte Hannah und unterbrach damit seine Überlegungen. „Ich bin ihm bisher nur flüchtig bei Preisverleihungen begegnet. Da wäre es eigentlich ganz schön, sich ein wenig näher kennenzulernen, ehe wir nächsten Sommer mehrere Monate lang gemeinsam auf Tour gehen.“
Will nickte. „Ich kümmere mich darum. Würde es Ihnen am Montag passen?“
Nachdenklich schürzte sie die Lippen, und Wills Blut geriet bei dem Anblick in Wallung. Diese Frau würde ihn noch in Schwierigkeiten bringen … und zwar in welche, die nichts mit Musik zu tun hatten. Als er sie unter Vertrag genommen hatte, war ihm nicht klar gewesen, welche Wirkung sie auf ihn hatte. Er war davon ausgegangen, dass sie eine kleine Diva war, aber er hatte nie darüber nachgedacht, ob er sie anziehend finden könnte.
In der Countrymusik-Branche wimmelte es nur so von attraktiven Frauen, und das nicht nur unter den Künstlern. Warum fühlte er sich also derart zu Hannah hingezogen? Warum trieb ihn diese Frau – eine Frau, die ihn während der Arbeit garantiert regelmäßig auf die Palme bringen würde – vor Lust in den Wahnsinn?
Wahrscheinlich, weil er sie nicht haben konnte.
Will Sutherland bekam stets das, was er wollte, und zwar genau dann, wann er es wollte. Falls seine Wünsche nicht sofort erfüllt wurden, fand er stets einen Weg, sie doch noch irgendwie zu verwirklichen. Aber eine persönliche Beziehung zu Hannah kam überhaupt nicht infrage. Er hatte schon zu viel in sie investiert – professionell gesehen. Und der Gedanke, dass er nicht haben konnte, was er wollte, irritierte ihn immens.
„Montagmorgen habe ich einen wichtigen persönlichen Termin“, sagte sie. „Aber ich kann spätestens um zwei Uhr wieder hier sein, falls das hilft.“
„Ich habe nachmittags einen Termin mit meiner Bauunternehmerin.“
„Dann schicken Sie Cash doch einfach allein her“, sagte sie schulterzuckend. „Sie müssen ja nicht zwingend bei dem Meeting dabei sein.“
Er würde einen Teufel tun, die beiden miteinander allein zu lassen. Eine für ihn untypische Eifersucht überkam ihn. Auf keinen Fall würde er seinen charmanten Playboy von einem Bruder allein auf Hannah loslassen. Eine heiße Affäre zwischen den beiden war wirklich das Letzte, was sie gebrauchen konnten. Die Presse sollte sich ganz auf Hannahs Neustart und Cashs frisch aufpolierten Ruf konzentrieren. Hannah war tabu … für alle Sutherlands.
Die Sutherland-Brüder waren alle Singles und erfolgreich: Cash war Countrymusiker, Gavin ein Anwalt der Stars und Sternchen, und Luke besaß mehrere exklusive Bars und Restaurants in der Gegend, die unter Promis sehr beliebt waren. Für eine alleinstehende Frau waren sie wohl alle nicht uninteressant. Außer für Hannah. Auf keinen Fall durfte sie eine persönliche Beziehung zu irgendeinem von ihnen aufbauen.
„Ich kann meinen Termin verschieben“, sagte er. „Montagnachmittag sollte passen.“
Sie verengte die Augen und trat einen Schritt auf ihn zu. „Glauben Sie etwa, Cash und ich kämen nicht auch ohne Sie miteinander zurecht? Ich verspreche Ihnen, mich zu benehmen.“
Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das eine Reaktion in ihm auslöste, die in einem professionellen Meeting nichts zu suchen hatte.
„Das fällt mir nach Ihrem kleinen Spielchen eben schwer zu glauben“, sagte er nachdrücklich, in dem Versuch, wieder als der professionelle Plattenfirmenbesitzer aufzutreten, der er war.
Sie neigte den Kopf zur Seite – offenbar wollte sie kokett oder niedlich sein. Er hatte das Gefühl, sie wusste genau, wie sehr sie ihm unter die Haut ging.
„Ach, seien Sie doch nicht immer so ernst“, sagte sie. „Ein paar Spielchen haben noch niemandem geschadet. Was erreicht man schon mit Arbeit allein?“
„Damit verdient man mehr Geld.“
Hannah verdrehte die Augen. „Geld, Geld, Geld. Sie klingen schon genau wie Mags.“
Will reagierte, ohne nachzudenken: Er legte ihr eine Hand auf den Ellbogen. „Vergleichen Sie mich nie wieder mit dieser Frau“, befahl er, und sie riss die Augen auf. „Wir haben nichts gemeinsam.“
Ehe er auch nur begriffen hatte, was er da tat, zog er leicht an ihrem Arm, bis sie ihm gegen die Brust und förmlich in die Arme stolperte. Er hielt sie nicht sonderlich fest, doch eigentlich hatte er sie überhaupt nicht berühren wollen. Jegliche Berührung fachte das Verlangen in ihm bloß noch weiter an … ein Verlangen, das verboten war.
Hannah öffnete leicht den Mund, und ihr Blick wanderte zu seinen Lippen, dann zurück zu seinen Augen. Er erstarrte – und erkannte seinen Fehler. Zu spät. Irgendwie hatte er die Kontrolle über sich verloren; das passierte ihm sonst nie.
Hannah legte ihm die Hände auf die Brust, während sie weiter zu ihm aufsah, und Will bemerkte, dass sie eng aneinandergepresst dastanden, Hannahs perfekter Mund noch immer leicht geöffnet. Erneut senkte sie den Blick auf seine Lippen, und Will ließ sie schnell los, ehe er sich noch an dem Feuer verbrannte, das er entfacht hatte.
„Kein Fan von Mags Dumond?“ Hannah verschränkte die Arme vor der Brust, anscheinend vollkommen unbeeindruckt von diesem kleinen Intermezzo. „Das beruht auf Gegenseitigkeit. Sie betrachtet Sie als Bedrohung.“
„Die bin ich.“
Hannah grinste. Der Gesichtsausdruck ließ sie allzu niedlich wirken, obwohl sie eigentlich sicher frech rüberkommen wollte. „Seit ich ihr Label verlassen habe, steht sie sogar noch mehr unter Druck. Sie wird versuchen, Cash für sich zu gewinnen.“
Will lachte laut auf. „Sie müsste schon sehr dreist sein, um sich an meinen Bruder heranzumachen.“
„Das ist sie“, erwiderte Hannah lachend. „Sie nimmt sich einfach alles, was sie will, ohne Rücksicht auf Tabus.“
„Jeder einzelne Künstler von Elite ist tabu“, knurrte Will. „Besonders Sie und Cash. Ich hoffe, sie versucht es bei ihm. Er wird ihr ins Gesicht lachen und ihr genau sagen, was er von ihrem Angebot hält.“
„Sind Ihre Brüder alle so wie Sie?“
Will zuckte leicht zusammen. „So wie ich? Wie bin ich denn?“
Hannah hob die Achseln. „Direkt, entschlossen, arrogant.“
Will konnte sich nicht helfen: Er lachte erneut. „Danke für das Kompliment.“
„Natürlich müssen Sie das als Kompliment auffassen“, murmelte sie.
Will schob die Hände in die Taschen. „Werden Sie und ich noch oft so aneinandergeraten?“
„Für gewöhnlich komme ich gut mit meinen Mitmenschen aus. Ich meine, Mags und ich sind oft aneinandergeraten, weil ich das Gefühl hatte, dass sie mich kontrollieren und ihre Träume durch mich leben wollte … falls Sie verstehen, was ich meine.“
Oh, das verstand er nur zu gut. Margaret Dumond hatte unbedingt die nächste große Country-Sängerin werden wollen, als sie noch jünger war. Doch Hannahs Großmutter Eleanor hatte sie überschattet. Die beiden waren gleichzeitig ins Business eingestiegen, doch die Fans hatten Eleanor bevorzugt.
Dann hatte Mags Edward Prescott geheiratet, den damaligen Bürgermeister von Beaumont Bay; schon damals war der Ort eine gut betuchte Schlafstadt vor den Toren von Nashville gewesen. Jahrzehnte zuvor hatten Mags’ Vorfahren zu den Gründern der Stadt gezählt, weshalb sie bis heute an ihrem Mädchennamen festhielt.
Edward hatte sie vollkommen vergöttert. Er hatte ihr ein Plattenlabel gekauft, und so war Cheating Hearts entstanden. Offenbar hatte Mags verstanden, dass sie sich mit ihrer Stimme keinen Namen in der Branche machen konnte.
Als sie erst einmal ein eigenes Label und ein paar Künstler unter Vertrag hatte, verlieh ihr das die Macht, den Ruf und das Ego, um Nashvilles Superstars nach Beaumont Bay zu holen. Sie gab sich selbst den Titel der „First Lady von Beaumont Bay“ – und die Branche spielte mit.
„Ich komme auch gut mit meinen Mitmenschen aus“, sagte Will und kehrte damit zu seinem Gespräch mit Hannah zurück. „Vorausgesetzt, Sie tun, was ich sage, und unterlassen in Zukunft jegliche Zwillingstauschspielchen.“
Hannah verdrehte die Augen. „Vergessen Sie das doch endlich. Sie sind wirklich zu süß, um so mürrisch zu sein.“
Süß? Was war er, ein Hundewelpe? „Flirten bringt Sie bei mir nicht weiter.“
Sie neigte den Kopf zur Seite und lächelte, sodass in ihm erneut das Verlangen erwachte. Verdammt! Sie wusste genau, wie sie ihren Sex-Appeal einsetzen musste, doch er durfte sich nicht davon beeindrucken lassen. Hannah Banks konnte jeden haben, den sie wollte … außer ihm. Er wollte nur eins von ihr: Verkaufszahlen, die durch die Decke gingen, und Hilfe dabei, seinen Bruder noch berühmter zu machen.
„Süßer, wenn Sie denken, ich würde gerade mit Ihnen flirten, umgeben Sie sich eindeutig mit den falschen Frauen.“
Warum musste dieser träge Südstaatenakzent auf ihn genauso anziehend wirken wie ein feuriger Bourbon?
Und er umgab sich überhaupt nicht mit Frauen – außer bei der Arbeit. Will konzentrierte all seine Energie darauf, dass Elite das beste Plattenlabel blieb – und das schon, seit er es im Alter von nur siebenundzwanzig Jahren übernommen hatte. Seine Eltern waren beide Makler für Luxusvillen und Gewerbeimmobilien, sodass er ein gutes Angebot für das Gebäude bekommen hatte.
Ihm gefiel einfach alles an der Branche; schon während seiner Kindheit in Beaumont Bay hatte er sich ganz und gar in die Countrymusik verliebt. Nashville konnte dieser kleinen Stadt am See einfach nicht das Wasser reichen. Hier kamen die Prominenten her, um sich zu vergnügen, der Öffentlichkeit zu entfliehen und ein ruhiges, relaxtes und luxuriöses Leben zu führen. Hier kamen sie her, um ganz sie selbst zu sein, sich in den örtlichen Bars zu entspannen, zu ihren Wurzeln zurückzukehren und einfach nur zum Spaß Musik zu machen – ganz ohne die lästigen Einschränkungen irgendwelcher Verträge.
Will wohnte nicht weit von Hannah entfernt, doch er hatte ihr Haus noch nie zuvor besucht. Sie hatten sich einmal in seinem Studio getroffen, kurz vor dem Sturm. Und dann hatte es noch ein Meeting mit ihrer Managerin und Schwester Hallie gegeben; mit ihr hatte er in seinem Haus den Großteil der Verhandlungen geführt. Während dieser Treffen mit Hannahs Zwilling hatte er nie das Begehren verspürt, das er für Hannah empfand – kein einziges Mal. Das, was Hannah nun mit ihm anstellte, war völliges Neuland.
Wenn Hannah mit ihm flirtete, würde sie zweifellos versuchen, auch mit Cash zu flirten. Will liebte seine Brüder von ganzem Herzen, doch Cash und Gavin waren beide notorische Frauenhelden – es gehörte einfach zu ihrem Lebensstil. Will und Luke waren ein wenig ruhiger. Sie arbeiteten alle schwer und gönnten sich kaum freie Zeit; nur deshalb waren sie so erfolgreich.
„Was ich in meiner Freizeit tue, geht Sie nichts an“, konterte er schließlich.
„Es mag mich nichts angehen, aber die Presse ist auf Bilder von uns beiden scharf. Und ich muss Ihnen leider mitteilen, dass die Frau, mit der Sie vor ein paar Wochen ausgegangen sind, nicht sonderlich nett ist.“
Will konnte sich das Lachen nicht verkneifen. „Nicht sonderlich nett? Wo sind wir hier, im Kindergarten?“
„Man hat mich dazu erzogen, ehrlich meine Meinung zu äußern, aber ich habe trotzdem die guten Manieren der Südstaaten. Was ich wirklich denke, behalte ich für mich.“
Fasziniert verschränkte Will die Arme vor der Brust. Er würde nur zu gern hören, was Hannah über sein Date mit Bethany zu sagen hatte. Er hatte sich zu Tode gelangweilt, doch das würde er ihr garantiert nicht unter die Nase reiben. Bethany war sein erstes Date seit Monaten gewesen, und da sie sich seitdem nicht mehr bei ihm gemeldet hatte, ging er davon aus, dass auch sie keinen Grund zur Wiederholung sah.
„Glauben Sie mir einfach, wenn ich sage, dass sie eine ziemliche Klatschtante ist“, fuhr Hannah fort. „Sie hat früher für eine Promi-Website geschrieben. Wahrscheinlich war sie also nur auf neues Material aus.“
Leicht beleidigt ließ er die Arme wieder sinken und trat einen Schritt auf sie zu, sodass sie den Kopf heben musste, um den Blickkontakt zu halten. Warum kam er ihr immer wieder so nah? Warum quälte er sich mit dieser Versuchung?
Ihm war noch nie etwas verwehrt worden; vielleicht verspürte er gerade einfach den Kitzel der Herausforderung. Was es auch war, Hannah hatte etwas an sich, das in ihm das Bedürfnis auslöste, sie genauer zu erkunden. Er wollte die Frau hinter der Fassade kennenlernen, die Frau, die die Öffentlichkeit nicht zu Gesicht bekam.
„Wollen Sie damit etwa sagen, sie ist nicht mit mir ausgegangen, weil ich so charmant und gut aussehend bin?“, fragte er und konnte sich gerade noch das Lächeln verkneifen.
Hannah klopfte ihm auf die Wange. „Seien Sie nicht enttäuscht. Sie fand Ihre griesgrämige Art bestimmt sexy. Aber sie ist ganz sicher mehr auf eine neue Stelle als Klatschkolumnistin aus … Zumindest hat mir das ein Vögelchen gezwitschert.“
„Welche Ironie.“
Hannahs Lächeln wurde breiter. „Stimmt.“
Dieses Lächeln, diese Augen … Verdammt, einfach alles an ihr wirkte verführerisch auf ihn. Dabei hatte er sich doch gerade vorgenommen, nicht zuzulassen, dass sie ihm unter die Haut ging.
Will trat einen Schritt zurück; zu seiner Überraschung wirkte Hannah beinahe enttäuscht. Ihr Lächeln verblasste, und sie ließ plötzlich leicht die Schultern hängen. Hätte er sie nicht angestarrt wie ein Narr, wäre es ihm glatt entgangen.
Wenn diese Anziehung auf Gegenseitigkeit beruhte, waren sie direkt auf dem Weg in eine Katastrophe. Was würde die Öffentlichkeit zu einer Affäre zwischen ihnen sagen? Würde man munkeln, Hannah hätte das Label gewechselt, weil er sie verführt hatte? Auf keinen Fall würde er derart ihren Namen besudeln – oder seinen.
„Ich komme Montag mit Cash wieder“, sagte er. „Zwei Uhr.“
Er wartete nicht ab, ob sie widersprechen oder vielleicht wieder mit ihm flirten wollte. Je länger er in ihrer Nähe blieb, desto öfter musste er sich ermahnen, dass sie keine private Beziehung miteinander führen konnten.
Elite war dafür bekannt, einige der besten Künstler des Genres zu vertreten, doch Hannah würde der Firma ganz neue Türen öffnen. Die Welt liebte Hannah Banks. Will erwog sogar, ihre Tour zu verlängern, um ein paar internationale Konzerte hinzuzufügen.
Rasch drehte er sich um und verließ das Studio, ehe er den Fehler beging, sie zu berühren … Oder, schlimmer noch, sie zu küssen. Stattdessen dachte er darüber nach, wie er ihr zu noch größerer Bekanntheit verhelfen und ihre Musik am besten bewerben könnte – nur darauf sollte er sich konzentrieren. Denn hier ging es auch um Cash. Wenn er und Hannah eine Grenze überschritten, würde auch Cash darunter leiden.
Will legte eine Hand um den kühlen Bierkrug und lehnte sich in dem Sessel vor der gläsernen Wand zurück. Das Cheshire, die Dachbar, die seinem Bruder Luke gehörte, war stets gut besucht. Doch jetzt, nachdem um zwei Uhr morgens die letzten Gäste gegangen waren, war es hier angenehm ruhig, sodass er und seine Brüder sich entspannen konnten. Nach dem Meeting mit Hannah am Vortag brauchte Will unbedingt eine Auszeit und ein hier am Ort gebrautes Craft Beer.
„Warum guckst du so grimmig?“
Sein anderer Bruder Gavin saß ihm gegenüber, ebenfalls ein Bier in der Hand. Gavins Haare waren völlig zerzaust, weil er ständig mit den Händen hindurchfuhr, doch der Look stand ihm. Er war der beste Anwalt, den Will kannte, und gehörte der Rechtsabteilung von Elite Records an.
„Ich gucke nicht grimmig“, erwiderte Will. „Ich genieße die Ruhe.“ Von der Straße schallten Gelächter und ein Hupkonzert herauf, als wollte man ihn verspotten. Er nahm einen Schluck Bier und bereute es, vorher keinen Schluck zur Probe genommen zu haben, ehe er sich ein großes Glas bestellt hatte. Diese Sorte war nicht ganz sein Geschmack.
Das Cheshire gehörte zu den beliebtesten Bars der Stadt – und das war nur logisch, wenn man bedachte, dass es sich auf dem Dach des vornehmsten Hotels der Stadt befand, dem Beaumont. Das Hotel wurde nur von ausgewählten Gästen frequentiert, doch das Cheshire hieß jeden willkommen – von den Reichen und Schönen bis zu denen, die es nur gern wären. Luke öffnete die Türen all seiner Bars für alle, die sich amüsieren wollten.
„Du guckst schon so düster, seit du hier eingetroffen bist“, meldete sich Luke zu Wort und trat mit einem eigenen Drink in der Hand an den Tisch. „Probleme bei der Arbeit? Oder mit einer Frau?“
Beides … und das verärgerte Will maßlos. Zwischen Beruf und Privatleben zog er eine Grenze, und die hatte er nie überschritten. Er würde auch jetzt ganz sicher nicht damit anfangen. Er war stolz auf seine Professionalität und würde auf keinen Fall zulassen, dass sein Ruf diesbezüglich gefährdet wurde. „Hannah Banks.“
Der Name allein reichte, und sein Bruder Cash stöhnte auf. „Sie ist bestimmt die reinste Diva, oder?“ Cash stand mit seinem Bier hinter Wills Sessel. „So sexy, wie sie ist, und so perfekt, wie sie singen kann, werde ich mit ihr garantiert alle Hände voll zu tun haben.“
Will schüttelte den Kopf. „Nein, ich denke nicht. Sie ist bloß … frustrierend.“
Luke lachte und beugte sich in seinem Sessel leicht vor. „Du arbeitest in der Musikbranche. Da sind alle frustrierend.“
Nicht so wie Hannah. Schon jetzt spukte sie Will ständig im Kopf herum, und das in Bereichen, in denen er sie gar nicht haben wollte. Vergangene Nacht hatte er von ihr geträumt, und die erotischen Szenen hatten ihn auch noch den Tag über verfolgt. Nun war er sexuell frustriert, und das hatte er nur sich selbst vorzuwerfen. Diese Frau besaß schon jetzt allzu viel Macht über ihn, dabei hatte ihre Zusammenarbeit noch gar nicht richtig begonnen.
„Bleibt es bei Montag?“, fragte Cash. „Ich kann es gar nicht abwarten, mit ihr zusammenzuarbeiten.“
Arbeiten, genau. Nur darauf sollte er sich konzentrieren. Seine dringendsten Aufgaben bestanden momentan darin, Hannah zu einem guten Start bei Elite zu verhelfen und Cashs Ruf in der Unterhaltungsbranche zu verbessern. „Ja, es bleibt bei Montag“, sagte Will. „Ihr Tonstudio ist wirklich erstklassig. Ich war beeindruckt.“
„Und das will was heißen“, sagte Gavin. „Du bist ein ziemlicher Snob.“
Will trank einen weiteren Schluck Bier und seufzte. „Ich bin kein Snob. Ich weigere mich bloß, unter suboptimalen Bedingungen zu arbeiten. Das ist ein Unterschied.“
Doch streng genommen hatte sein Bruder recht. Er bemühte sich in allen Bereichen seines Lebens um Perfektion – sowohl beruflich als auch privat. Vielleicht hatte er sich deswegen nie häuslich niedergelassen … Nicht, dass er das unbedingt wollte. Die Führung von Elite war mehr als ein Vollzeitjob, besonders, wenn die persönlichen Krisen seiner unzähligen Künstler ihn mal wieder in Atem hielten. Er verschwendete kaum je einen Gedanken daran, dass er nachts in ein einsames Haus zurückkehrte.
In seinem Haus, ganz für sich allein, hatte Will sein Schicksal selbst in der Hand. Das war für ihn wichtiger als alles andere. Mit zwanzig war er von einer Plattenfirma in Nashville gefeuert worden, nachdem ihm im Job ein Fehler unterlaufen war. Seitdem weigerte er sich, an irgendetwas zu scheitern oder irgendwem die Kontrolle über seine Zukunft zu überlassen. Und das galt für sein ganzes Leben, sowohl für die geschäftliche als auch die private Seite.
„Ich kann’s gar nicht abwarten, Hannah meinen Song singen zu hören“, sagte Cash. „Ich wusste schon, als ich ihn geschrieben habe, dass eine Frau ihn singen muss. Und Hannahs Tonlage und Ausstrahlung sind für den Text wie gemacht.“
„Eröffnet ihr eure Tour hier in Beaumont Bay?“, fragte Luke. „Ich kenne da nämlich zufällig den perfekten Laden.“
Will lachte. „Da wollte ich tatsächlich noch mit dir drüber sprechen.“
„An welche Bar hattest du gedacht?“, fragte Cash.
Luke besaß mehrere Luxusbars in der Gegend, alle äußerst beliebt, doch Will hatte schon immer das Cheshire bevorzugt. Er sah sich in dem großen Raum mit dem Tresen auf der einen und der Bühne und der Tanzfläche auf der anderen Seite um. In der Mitte standen einige gepolsterte Hocker zum Sitzen, darum herum ein paar verstreute Stehtische.
„An diese Bar“, erwiderte Luke. „Ein paar meiner VIP-Gäste würden sich wirklich sehr über ein Exklusivkonzert freuen. Ich veranstalte sie ein paar Mal im Jahr, ohne vorher anzukündigen, wer auftreten wird. Hannah hat vor Jahren schon mal hier gesungen, aber ich hätte niemanden lieber hier auf der Bühne als meinen eigenen Bruder.“
Cash lächelte, und Will schwoll vor Stolz auf seinen kleinen Bruder die Brust.
Die vier Sutherland-Brüder mochten unterschiedliche Richtungen eingeschlagen haben, doch sie waren stets füreinander da. Ihre Karrieren waren alle miteinander verknüpft, und ihre Stärken ergänzten sich perfekt, was ihre Bindung zueinander nur noch vertiefte.
„Warum ist es eigentlich bei dem einen Auftritt von Hannah geblieben?“
Luke schüttelte den Kopf. „Ich habe ein paar Mal versucht, ein weiteres Konzert zu arrangieren, aber jedes Mal bin ich mit Mags aneinandergeraten. Die Frau ist wirklich anstrengend, und ich hatte irgendwann keine Lust mehr auf ihr Geflirte.“
Will verschluckte sich an seinem Bier. „Sie hat mit dir geflirtet?“
Gavin und Cash lachten beide auf, doch Luke wirkte wenig amüsiert. Er presste die Lippen aufeinander. Mags war ziemlich schwierig, das war allseits bekannt – in Beaumont Bay, in Nashville, in der Musikbranche. Will konnte sich kaum vorstellen, wie sie mit jemandem flirtete.
„Nichts an dieser Frau ist zum Lachen“, knurrte Luke. „Sie zieht mich jedes Mal mit den Augen aus, wenn wir uns begegnen.“
„Ihr ist es egal, mit wem sie flirtet“, sagte Gavin. „Sie glaubt ehrlich, alle Welt würde sie anhimmeln, bloß weil ihre Familie Beaumont Bay gegründet hat und sie die letzte noch lebende Dumond ist.“
„Ich glaube nicht, dass sie so denkt“, erwiderte Will. „Aber sie ist unheimlich arrogant, also wer weiß das schon.“
Will wollte nicht mehr mit der Frau zu tun haben als unbedingt nötig. Sie fuhr in ihrem großen weißen SUV durch die Stadt, als würde sie ihr gehören … und auf gewisse Art stimmte das auch. Dank ihrem Ehemann war sie die „First Lady“, doch Cheating Hearts Records war Mags’ Baby. Sie prahlte allzu gern mit ihrem Geld – und ihrer Macht. Sie hatte es nicht zum großen Star geschafft, als sie noch jung war, also versuchte sie nun, das auszugleichen, indem sie ganz nach ihrem Belieben über die Stadt und die Karrieren ihrer Künstler herrschte.
Will bevorzugte es, seinen Künstlern beratend zur Seite zu stehen und die Dinge mit ihnen zu diskutieren, statt sie ihnen vorzuschreiben. Er hatte die Macht darüber, wie sein Geschäft lief, doch ihre Karrieren durften seine Künstler selbst gestalten. Lieber ließ er ihre Verkaufszahlen und Auszeichnungen für sich sprechen. Die Stars, die er hervorbrachte, waren kein Grund, arrogant zu werden.
Er leerte sein Bier, stellte den Krug auf den Tisch und stand auf. „Ich sollte nach Hause gehen.“
„Warum?“, fragte Luke. „Dort wartet doch nichts auf dich.“
„Ich muss schon früh mit einem Klienten telefonieren, der in Übersee unterwegs ist“, erklärte Will und wandte sich dann an Cash. „Wir treffen uns Montag bei Hannah. Warte vor dem Tor, dann bringe ich uns rein.“
Cash nickte. „Ich werde da sein.“
„Sind wir alle eingeladen?“, fragte Luke.
Gavin lachte. „Ich bin beschäftigt, aber ich komme gern ein anderes Mal.“
Will schüttelte den Kopf. „Ich kann euch nicht alle zu ihr einladen. Ihr könnt sie sehen, wenn sie hier auftritt.“
Gavin verdrehte die Augen. „Du willst sie doch bloß für dich behalten.“
Niemals hätte Will zugegeben, dass er Hannah von seinen Brüdern fernhalten wollte. Aber sie müsste nur einmal mit den Wimpern klimpern, und schon läge ihr einer von ihnen zu Füßen – wenn nicht gleich alle drei.
Es war wirklich vollkommen absurd, wie seine Gedanken ständig mit seinem gesunden Menschenverstand rangen. Eifersucht war etwas völlig Neues für ihn, und es gefiel ihm nicht, wie sehr sie ihn beeinflusste.
„Glaub mir“, sagte Will. „Ich fange garantiert nichts mit Hannah Banks an. Es ist schon schwierig genug, beruflich mit ihr zu tun zu haben. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das privat aussähe. Davon mal abgesehen halten romantische Beziehungen in dieser Branche meist nicht sonderlich lang.“
Das hatte er schon oft genug erlebt. Neue Künstler verliebten sich in erfahrene Stars, schrieben unzählige Liebeslieder, ihre Touren waren ausverkauft – und kaum drehte man sich um, kamen auch schon die Schlagzeilen über die Trennung, gefolgt vom nächsten Hit. Und er wollte nun wirklich nicht in den Schlagzeilen landen – außer es ginge darum, dass er der beste verdammte Produzent der Branche war.
Will verabschiedete sich von seinen Brüdern und machte sich auf den Weg zum Fahrstuhl. Er traf sich wirklich gern mit ihnen, aber gerade wünschte er sich nichts mehr als ein paar Stunden Schlaf. Vielleicht würde er heute Nacht ja nicht erneut von einer gewissen zierlichen Frau träumen, die sang wie ein Engel und ihn mit Blicken auszog wie eine Sünderin.
The heart knows … The heart …
Hannah stöhnte auf. Die Worte wollten einfach nicht kommen. Sie hatte diese tolle Idee im Kopf, doch sobald sie versuchte, sie in Worte zu fassen und aufzuschreiben, klang es beinahe kindisch – und genau das wollte sie nicht.
Sie saß auf dem Boden ihres Studios, überflog ihre Notizen und riss das Blatt heraus. Sie knüllte es zusammen und warf es beiseite, ehe sie ihren Gitarrengurt zurechtrückte und es erneut versuchte. Sie spielte einige Akkorde, schrieb dann ein paar Zeilen auf.
An manchen Tagen kannte ihre Kreativität keine Grenzen, doch an anderen – heute zum Beispiel – bekam sie den Kopf nicht frei und die Musik nicht zu fassen.
Sie gab ihrem heißen neuen Musikproduzenten Will Sutherland die Schuld. Nur seinetwegen konnte sie heute keinen klaren Gedanken fassen. Sie hatte sich zu schnell zu sehr zu ihm hingezogen gefühlt. Ihre Fantasie war völlig außer Kontrolle. Attraktive, einflussreiche Männer waren in Beaumont Bay eigentlich keine Seltenheit; hier wimmelte es geradezu von schönen Menschen. Aber Will stellte etwas mit ihr an, das sie schon sehr lange nicht mehr erlebt hatte.
Doch nichts davon war wichtig. Ihre Wünsche und Sehnsüchte, die nichts mit ihrer Karriere zu tun hatten, waren für den Moment auf Eis gelegt. Sie musste unbedingt dafür sorgen, dass alles so lief wie geplant. Es war eine ziemlich große Sache, das Label zu wechseln, und sie wollte unbedingt ernst genommen werden. Warum zur Hölle hatte sie also gedacht, sie könne mit Will flirten? Sie war keine zwanzigjährige Newcomerin mehr, die lächelnd davon ausging, sämtliche Türen würden sich ihr einfach öffnen. Nein, nun war sie eine unabhängige Frau, die die guten und schlechten Seiten der Branche kannte, die es auf die nächste Ebene schaffen wollte – mit ihrer eigenen Musik, ihrem eigenen Stil.
Laut ihrem Vertrag hätte sie künftig zwar mehr Kontrolle über die Musik, die sie spielte, doch sie hatte mit Will immer noch nicht über ihre eigenen Stücke gesprochen. Ihr ganzes Notizbuch war voller Songs, doch keiner davon war perfekt und zeitlos genug, um ihn Will zu präsentieren. Sie war gerade einfach nicht in der richtigen Verfassung.
Sie hatte nicht mehr viel Zeit, bis Will und Cash hier waren, und sie musste sich vorher noch stylen. Manchmal kleidete sie sich ein wenig unauffälliger, so wie ihre Zwillingsschwester Hallie, doch Hannah hatte immer das Gefühl, dass die Leute einen gewissen Look von ihr erwarteten.
Sie legte die Gitarre beiseite und stand auf. Nachdem sie alles weggeräumt hatte, schnappte sie sich ihr Notizbuch und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Sie legte die Notizen auf den Nachttisch. Hier bewahrte sie das Notizbuch immer auf, wenn sie nicht gerade an den Songs arbeitete, und sie griff nachts oft zu Stift und Papier, um sich zu entspannen.
Sorgfältig durchsuchte sie ihren begehbaren Kleiderschrank. Welches Outfit wäre für das erste offizielle Treffen mit Cash Sutherland wohl am besten geeignet? Sie hatte ihn zwar schon bei verschiedenen Preisverleihungen und unterwegs in der Stadt gesehen, aber das hier war etwas anderes. Jetzt, wo sie beide beim selben Label unter Vertrag waren und an einem Duett arbeiteten, würden sie ziemlich viel Zeit miteinander verbringen – ganz zu schweigen von der großen Tour, die sie bald zusammen antreten sollten.
Cash war definitiv ein aufstrebender Star; er hatte bereits einige Auszeichnungen erhalten, und seine Fans liebten ihn. Er hatte sich bei seinen bisherigen Auftritten bloß oft ein wenig zu ungehobelt verhalten, und er äußerte gegenüber den Medien allzu unverblümt seine Meinung.
Doch er sah teuflisch gut aus, hatte ein charmantes Lächeln und darüber hinaus eine Stimme, die jeden dazu verleiten konnte, die Lautstärke höher zu drehen und mit dem Fuß den Takt zu klopfen. Außerdem war er in diesem perfekten Alter, in dem Mütter und ihre Teenie-Töchter einer Meinung waren: Er war wirklich rattenscharf.
Aber es war nicht Cash, den Hannah unbedingt beeindrucken wollte. Aus Gründen, die sie sich selbst nicht eingestehen mochte, wollte sie Will ganz und gar verzaubern. Ihr gefiel diese ruhige Dominanz, die er ausstrahlte. Es war falsch, all diese heißen Gefühle, die in ihr hochkochten, aber sie konnte sich nicht helfen.
Hannah griff nach einem roten Neckholder-Jumpsuit, zog sich um und setzte sich dann an den Schminktisch, um ihren Look zu vollenden. Was sollte schon passieren, wenn sie Wills Aufmerksamkeit erregen konnte, nur heute? Es würde wohl kaum in einer Katastrophe enden …
Oder?
Beinahe hätte Will sich verschluckt, als Hannah die Tür öffnete. Wer hätte gedacht, dass Rot seine Lieblingsfarbe war? Und wer hätte gedacht, dass Hannah selbst in ihrem eigenen Heim so umwerfende Outfits trug?
„Kommt rein.“ Strahlend winkte sie sie herein. Ihr Lippenstift passte farblich perfekt zu diesem verdammten Jumpsuit. „Ich freue mich, dich endlich in einem etwas privateren und persönlicheren Rahmen kennenzulernen, Cash.“
„Das Vergnügen liegt ganz bei mir, Ma’am“, erwiderte Cash, offenbar von seiner neuen Tour-Partnerin ganz angetan.
„Nenn mich ruhig Hannah.“ Ihr Lächeln wurde noch breiter, und Will knirschte mit den Zähnen. „Gehen wir doch ins Studio. Kann ich euch etwas zu trinken anbieten?“
„Wir brauchen nichts“, sagte Will. „Wir sollten gleich loslegen.“
Hannah sah zu Cash. „Ist er immer so mürrisch?“
„Er konzentriert sich eben ganz aufs Geschäft“, erwiderte Cash lachend. „Man gewöhnt sich dran.“
Will ließ sich von den beiden nicht einwickeln. Je schneller sie mit der Arbeit begannen, desto besser. Er und Cash folgten Hannah die Treppe hinauf.
Als sie sie schließlich in ihr Studio führte, stieß Cash einen leisen Pfiff aus. „Mann, das ist echt der Wahnsinn.“
Hannah strahlte vor Stolz. „Danke. Meine Großmutter hat mir alles beigebracht, was ich weiß.“
„Sie mag dir alles über das richtige Equipment und die Branche beigebracht haben, aber deine Stimme hast du allein dir selbst zu verdanken“, erwiderte Cash.
„Das ist lieb von dir.“
Hannahs Südstaatenakzent schien stärker zu werden, wenn sie lächelte und mit den Wimpern klimperte. Die Frau verstand sich wirklich darauf, ihren Charme spielen zu lassen. Kein Wunder, dass die Leute ihr so schnell verfielen.
„Hast du je darüber nachgedacht, ein Duett mit Eleanor aufzunehmen?“, fragte Cash.
Will horchte auf. Warum war ihm diese Idee nicht gekommen? Die Hormone hatten ihm wirklich den Verstand vernebelt. Ein Duett mit ihrer Großmutter wäre sicher ein Riesenhit!
„Wir singen ständig zusammen“, gab Hannah zu. „Aber nur auf ihrer Veranda, an Sonntagnachmittagen. Hallie kommt auch immer mit, und dann singen wir zu dritt Grams alte Songs oder Kirchenlieder. Das machen wir schon, seit ich noch klein war.“
Eine Neuaufnahme von Eleanors alten Songs mit ihrer berühmten Enkelin würde garantiert astronomische Summen einspielen. Will beschloss, die Idee im Hinterkopf zu behalten. „Traditionen sind wichtig“, sagte er. „Aber ich habe deine Schwester noch nie singen hören.“
Hannah lachte. „Das würde sie auch niemals zulassen. Sie steht nicht gern im Mittelpunkt. Dabei ist sie echt gut. Ich habe schon mehrmals versucht, sie zu überreden, mit auf die Bühne zu kommen oder den Hintergrundgesang für mich einzuspielen. Aber sie weigert sich.“