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Erfolgreiche Wochen liegen hinter dem deutschen Fußball-Team. Nun wollen sich die Spieler unter der Sonne Kaliforniens auf die Rückrunde vorbereiten. Aber schon bald wird die Harmonie durch merkwürdige Vorgänge erschüttert: Ein Unbekannter treibt in den Mannschaftsräumen sein böses Spiel. Welches Ziel verfolgt er mit dem Zerschneiden der Trikots und dem Aufsprayen geheimnisvoller Symbole? Die drei ??? nehmen die Ermittlungen auf. Doch da wird Justus von unerwarteter Seite bedroht ...
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Seitenzahl: 157
erzählt von Ben Nevis
Kosmos
Umschlagillustration von Aiga Rasch (9.Juli 1941–24.Dezember 2009)
Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage der Gestaltung von Aiga Rasch
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© 1998, 2010, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan
Based on characters by Robert Arthur.
ISBN 978-3-440-12509-0
Produktion: DOPPELPUNKT, Stuttgart
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Gebannt blickte Peter durch die Maschen des Zaunes. Es war ein kalifornisch-warmer Februartag. Die Sonne schien auf den grünen Rasen des Fußballfeldes jenseits der Absperrung. Ganz allein übte dort ein Spieler. Fasziniert beobachtete Peter die Szene. Ein Traumplatz zum Trainieren, diese Anlage des neuen Sporthotels. Peter ließ den Blick schweifen. An das Fußballfeld schlossen sich Tennisplätze und Basketballfelder an. Vereinzelt waren in die hügelige Landschaft Baumgruppen gestreut. Nicht weit vom Hotelgebäude lockte einladend das blaue Wasser eines Swimmingpools. Himmlisch! Für einen begeisterten Sportler wie Peter ein kleines Paradies.
Plötzlich nahm Peter eine kleine Bewegung wahr. Auf der gegenüberliegenden Seite des Fußballplatzes lag ein flaches Gebäude, das zum Umkleiden und Duschen der Spieler diente. Peter sah, wie sich eine der zwei Türen einen Spalt weit öffnete. Ein Kopf tauchte auf, schaute nach allen Seiten und verschwand dann wieder. Offenbar wollte da jemand prüfen, was draußen vor sich ging. Merkwürdig, dachte Peter, während die Tür langsam wieder zugezogen wurde. Dann war alles wieder ruhig. Nur der Spieler auf dem Rasen übte ungestört weiter.
Vielleicht hat der Mann nur jemanden gesucht, dachte Peter und schmunzelte. Als Detektiv sieht man manchmal wirklich Gespenster. Er wandte wieder seine volle Aufmerksamkeit dem Spieler zu. Natürlich hatte er ihn längst erkannt: Es war Julio DaElba, der brasilianische Star des deutschen Teams, das hier im warmen Kalifornien sein Wintertrainingslager hatte. Peter kannte fast alle Spielernamen dieser Mannschaft. Schließlich spielte er selbst begeistert Fußball und verfolgte regelmäßig im Kabelfernsehen das europäische Fußballgeschehen.
DaElba schien den Zuschauer nicht zu bemerken. Selbstversunken spielte er den Ball immer wieder in die Luft. Mit dem rechten Fuß, mit dem linken, mit dem Kopf; immer und immer wieder. Doch das schien DaElba alles zu langweilen. Mehr spielerisch bewegte er den Ball jetzt auch mit dem Rücken, der Brust, ja sogar den Schultern, den Fersen, den Knien. Den ganzen Körper setzte er ein, katzenhaft. Wie von selbst sprang der Ball, Peter konnte den Blick nicht abwenden.
Genauso leicht und unbeschwert wie DaElba mit dem Ball umgeht, so spielt auch die ganze Mannschaft, ging es Peter durch den Kopf. Traumwandlerisch schien der Club in dieser Saison durch die Liga zu spazieren. Seit Wochen schon mit einem sichtbaren Vorsprung auf Platz eins, und auch in den Europacupspielen noch ungeschlagen. Eine echte Überraschungsmannschaft, denn mit dieser Form hatte keiner der Experten gerechnet. Der 1. FC Borussia, einst eine graue Maus der Fußballliga, hatte sich in den letzten Monaten zu einer schillernden Attraktion gewandelt. Das lag nicht zuletzt an dem Trainer, der zwar als medienscheu galt, aber offenbar ein Klima des Erfolgs geschaffen hatte.
Ein Geräusch riss Peter aus seinem Gedankenfluss. Ein Auto kam die Auffahrt zum Hotelgelände hochgefahren und hielt an der Pforte, die etwa zweihundert Meter vor dem Hoteltrakt lag. Kameraaugen überwachten den Zufahrtsweg neben dem kleinen Gebäude, an dem ein Mann die Ankömmlinge nun eingehend kontrollierte. Sicherheit wurde hier offenbar großgeschrieben. Allerdings beherbergte das Sporthotel ja auch hoch bezahlte Gäste. Jetzt erst bemerkte Peter, dass entlang des Zaunes weitere Kameras installiert waren. Wahrscheinlich tauchte auch er selbst gerade auf einem der dazugehörigen Monitore auf.
Peter wandte sich wieder der Szene an der Einlasskontrolle zu. Die Entfernung war zu groß, als dass er erkennen konnte, was für Leute im Auto saßen. Jetzt ging die Schranke hoch, und der Wagen fuhr den kleinen Weg entlang zum Hoteleingang. Dann öffneten sich die Wagentüren. Peter traute seinen Augen kaum. Aus dem Auto stiegen sein Freund Bob und dessen Vater, der als Journalist bei der Los Angeles Post arbeitete. Sie warteten kurz, dann schritt ein Mann in dunklem Jackett aus dem Hoteleingang auf die beiden zu und schüttelte ihnen die Hand.
Peter zischte durch die Zähne. Ausgerechnet Bob, der sich für Fußball hundertmal weniger interessierte als er selbst, durfte die großen Stars hautnah kennenlernen. Wahrscheinlich sollte sein Vater für die Zeitung einen Bericht über die Gäste aus Deutschland schreiben und er hatte Bob erlaubt mitzufahren. In ein Gespräch vertieft verschwanden die drei im Hotel.
Julio DaElba spielte seelenruhig weiter, vollkommen unbeeindruckt von der Ankunft der Gäste. Doch bei Peter war der Zauber des Zusehens gebrochen. Er blickte auf die Uhr. Es wurde langsam Zeit, sich auf den Rückweg zu machen. Heute Abend wollte er sich mit Justus und Bob, den beiden anderen Detektiven, auf dem Schrottplatz treffen. Und mit dem Fahrrad würde er eine Weile brauchen. Also schwang er sich auf sein Rad und machte sich auf den gut 15 Meilen langen Weg runter nach Rocky Beach. Etwas grimmig schaute er auf die wundervolle Gegend, die vor ihm lag. Jawohl, mit dem Fahrrad hatte er sich hier hochgequält, nur um aus der Ferne einen Blick auf die Fußballer erhaschen zu können. Und Bob fuhr einfach mit dem Auto vor. In diesem Moment saß sein Freund wahrscheinlich gerade beim Plausch mit Spielern wie Mats Sommer und Klinger, ohne dass er es überhaupt richtig zu schätzen wusste. Peter versuchte seine Eifersucht zu verdrängen, aber es gelang ihm kaum, die wirklich schöne Abfahrt nach Rocky Beach zu genießen.
Justus grüßte seinen Onkel Titus nur kurz von Weitem, legte dann aber einen Schritt zu und bog schnell nach rechts ab. Er hatte jetzt wirklich keine Lust, seinem Onkel zu helfen. Titus bemühte sich gerade, aus einem Autowrack, das mitten auf dem Schrottplatz stand, die letzten Reste von verwertbarem Material herauszuholen. »Hi, Justus! Du kommst mir gerade recht!«, rief er hinüber und zerrte ein Autoradio aus dem Wrack. Ein ganzer Wust von Drähten folgte. »Ich wollte gleich die hintere Stoßstange abmontieren.«
»Och, Onkel Titus!«, erwiderte Justus. »Ich habe noch so viel zu tun. In ein paar Minuten kommen Bob und Peter. Wir wollen endlich mal wieder in unserer Zentrale aufräumen. Eigentlich sollten die beiden schon da sein.«
Als Einsatzzentrale der Detektive diente ein Wohnwagen, der auf dem Schrottplatz zwischen alten Blechen und Stangen vor sich hin rostete. In ihm hatten Justus, Bob und Peter im Laufe der Zeit allerlei technisches Gerät untergebracht. Über Weihnachten und Silvester hatten die drei Freunde ihr Hobby ziemlich schleifen lassen, und heute Abend wollten sie im Büro zusammen nach dem Rechten sehen: alte Akten aussortieren, für Getränkenachschub sorgen und sogar ein wenig sauber machen.
Onkel Titus war gnädig. »Na gut, Justus, wenn ihr aufräumen wollt, finde ich das in Ordnung.«
Tante Mathilda steckte den Kopf aus dem Küchenfenster. »Aber wirklich aufräumen«, rief sie Justus hinterher. »Nicht, dass ihr wieder nur herumsitzt und euch die Köpfe heißredet! So endet das doch immer.«
Justus stöhnte. Natürlich hatte seine Tante wieder jedes Wort mitbekommen. Und sie hatte im Grunde sogar recht. Er drehte sich zu ihr um und hob zum Schwur die Hand. »Ich verspreche es.«
Dann schloss er den Wohnwagen auf und ließ sich in den Sessel fallen, der direkt neben dem Anrufbeantworter stand. Er drückte auf den Wiedergabeknopf. Bobs Stimme ließ sich vernehmen. »Hi, Justus, hi, Peter. Mein Vater will mich heute Nachmittag überraschend auf einen Zeitungstermin mitnehmen. Ich erzähl’s euch heute Abend. Ich komme also etwas später. Fangt ruhig schon mal ohne mich mit dem Aufräumen an. Tschüüs!«
Es knackste. Regungslos saß Justus im Sessel. Ein weiterer Anruf folgte. Peters Stimme. »Hi, Justus, hi, Bob. Ich habe heute gehört, dass eine berühmte deutsche Fußballmannschaft in der Nähe trainiert. Jetzt bin ich mit dem Fahrrad dorthin unterwegs und es ist weiter weg, als ich dachte. Tut mir leid, ich werde wohl etwas später zu euch stoßen. Fangt mit dem Aufräumen schon mal an. Bis nachher!« Es knackste. Auf dem Band waren keine weiteren Nachrichten.
»Bob hat einen Termin und Peter denkt nur an Fußball«, stöhnte Justus. »Faule Bande. Ich soll wohl alleine rumrödeln. Freunde, da könnt ihr lange warten.« Grummelnd stand er auf und verließ den Wohnwagen. »Onkel Titus«, rief er über den Platz, »warte, ich helfe dir ein bisschen.«
Mit vom Wind zerzaustem Haar erreichte Peter das Tor zum Schrottplatz. Er schwang sich gerade vom Fahrrad, als Mr Andrews’ Wagen um die Ecke bog, langsam ausrollte und ebenfalls vor dem Eingangstor stehen blieb. Bob stieg aus und lief zu Peter. »Hi, Peter. Was macht Justus denn da?«
Peter grüßte kurz und blickte hinüber. Justus war gerade dabei, mit Onkel Titus eine Autositzbank über den Platz zu tragen. Dass sich Justus so auf dem Schrottplatz engagierte, hatten Peter und Bob in letzter Zeit selten erlebt.
Justus wandte ihnen kurz den Kopf zu. »Wenn ihr zwei Schlafmützen glaubt, dass ihr euren Ersten Detektiv alleine zum Aufräumen des Büros abstellen könnt, dann habt ihr euch getäuscht«, rief er über den Platz. »Aufräumen, putzen, Staub wischen! Geht einfach schon mal vor und fangt an. Ich komme dann später nach.«
Bob stieß Peter mit dem Ellenbogen an und grinste. »Unser Boss ist sauer, weil wir zu spät sind, wie?«
»Lass das«, blaffte Peter zurück. »Du lässt dich hier schick herumkutschieren, während ich mir auf dem Fahrrad einen abstrample.«
Bob wich einen Schritt zurück. »Meine Güte, auch bei dir dicke Luft? Was kann ich denn dafür, wenn du dauernd durch die Gegend radelst? Ich dachte, das ist deine Lieblingsbeschäftigung.« Er zuckte mit den Schultern und ging zum Wohnwagen. Peter folgte ihm. Wenig später kam auch Justus, der sich offenbar bereits abreagiert hatte.
»Unsere Zentrale hat es wirklich nötig«, sagte Bob und fegte mit der Hand über den Computer, auf dem sich eine dicke Staubschicht angesammelt hatte. Locker schwang er sich in einen der Sessel und strahlte Justus und Peter an. Er war sichtlich in Hochstimmung.
»Also fang an, dahinten liegt das Staubtuch«, forderte Justus ihn auf.
»Wollt ihr denn nicht vorher wissen, wo ich heute war?«, fragte Bob und schaute seine beiden Freunde herausfordernd an.
Peter war klar, dass Bob jetzt die große Nummer einleiten wollte, allein schon, um ihn zu ärgern: Bob auf Du und Du mit Klinger und Sommer, den großen Fußballstars, und er, Peter, sollte vor Eifersucht platzen. Da wollte er Bob ruhig noch ein bisschen zappeln lassen. »Ist doch egal, wo du warst«, sagte er zu Bob. »Die Sauberkeit des Büros ist im Moment wichtiger.«
Justus begriff sofort, dass sich da ein kleines Spiel zwischen Bob und Peter entwickelte, und drückte Bob mit einem erwartungsvollen Lächeln ein Staubtuch in die Hand. Dieser nahm es zwar entgegen, rührte sich jedoch nicht vom Platz.
»Klinger …«, begann Bob und grinste Peter an. Ein Bein hatte er lässig über die Armlehne geschwungen.
»Um Fußball kümmere ich mich morgen wieder«, entgegnete Peter und rieb äußerst konzentriert den Anrufbeantworter ab. Schon längst war kein Staubkorn mehr auf ihm zu entdecken. »Jetzt wird Staub gewischt!«
»Mats Sommer …«, lockte Bob noch einmal.
Peter reagierte nicht und putzte kräftig weiter. Justus musste grinsen. Da haben ja selbst Killerbakterien keine Überlebenschance, stellte er für sich fest. Er wandte sich an Bob. »Los, komm in die Gänge. Deine Hand schläft ja gleich ein.«
»1. FC Borussia …«, sang Bob jetzt und wiegte den Kopf.
Peter baute sich vor ihm auf. »Bob, würdest du bitte die Freundlichkeit haben, dich von dem Sessel zu erheben. Ich würde ihn gerne abstauben.«
»Ich glaube, Bob ist dort festgewachsen«, feixte Justus. »Du musst ihn wohl oder übel mit abstauben.«
Peter wedelte mit dem Lappen vor Bobs Gesicht herum. Bob nieste laut. »Mensch, Peter, lass das!« Dann platzte er heraus. »Stellt euch vor, ich war heute bei 1. FC Borussia aus Deutschland! Die sind hier, und ich habe mit Klinger und Sommer gesprochen. Ich persönlich! Sind übrigens echt nette Typen!«
»Na, dann wissen wir ja Bescheid«, erwiderte Peter, ohne eine Miene zu verziehen. »Könntest du uns jetzt bitte endlich helfen?«
Bob sah ihn überrascht an. Keine Nachfragen?
»Bob, das ist doch alles nichts Neues für Peter«, mischte sich Justus ein.
Jetzt war es an Peter, seinen Freund erstaunt anzublicken. »Woher weißt du das denn?«
»Kombiniert«, sagte Justus. »Peter, du hast mir doch auf dem Anrufbeantworter mitgeteilt, dass du mit dem Fahrrad dorthin unterwegs bist. Bob hinterließ die Nachricht, dass er mit seinem Vater zu einem Termin fährt. Und aus eurem Verhalten eben, Peter und Bob, ging glasklar hervor, dass du, Peter, ihn dort gesehen hast und Bob dich nicht. Du wolltest ihm seinen Triumph nicht gönnen. Sonst hättest du doch darauf gebrannt, etwas vom 1. FC Borussia zu hören.«
»Unser Erster Detektiv«, sagte Peter und grinste Bob an, »wie er leibt und lebt. Genauso war es. Ich stand hinter dem Zaun und habe deinen Vater und dich ankommen gesehen.«
Damit war das Eis gebrochen. Während die drei Freunde den Wohnwagen aufräumten, berichtete Bob ausführlich von dem Besuch im Sporthotel. »Der 1. FC Borussia hält hier sein Wintertrainingslager ab. Zehn Tage werden sie in Kalifornien bleiben. Mein Vater soll einen kleinen Bericht schreiben, für die L.A. Post«, erzählte Bob. »Er hat von Fußball keine Ahnung und hat mich spontan mitgenommen.«
»Als ob du Ahnung hättest«, brummelte Peter und fragte dann: »Wo erscheint denn der Bericht?«
»Leider nur auf Seite drei im Lokalteil«, antwortete Bob.
»Fußball interessiert hier in Amerika ja auch kaum jemanden. Es ist einfach nicht so populär«, unterbrach ihn Justus. »Vom 1. FC Borussia haben die meisten hier noch nie was gehört. Wenn wir Peter nicht hätten und unsere fußballbegeisterten Freundinnen, dann würde ich noch nicht einmal die Spielregeln kennen.«
»In Europa ist die Mannschaft zurzeit aber top«, entgegnete Peter. »Sie führen als Herbstmeister die Tabelle mit 37 Punkten an.«
»Und mit 51 geschossenen Toren«, ergänzte Justus. Den Ersten Detektiv interessierte Fußball zwar nicht sonderlich, aber alles, was mit Zahlen und Fakten zu tun hatte, speicherte er unwillkürlich in seinem Gehirn ab.
»Außerdem spielen sie nicht nur erfolgreich, sondern auch besonders schön. Das wird auch unsere Freundinnen interessieren«, sagte Peter. »Obwohl Kelly eher eine Anhängerin von Mailand ist.«
»Und Lys steht zurzeit auf Barcelona«, ergänzte Justus.
Nun war es an Bob, seine Freundin ebenfalls ins Spiel zu bringen. »Dafür kennt sich Elizabeth bestens beim Frauenfußball aus. Und der ist in Amerika viel populärer als in Europa.«
Doch Peter wollte jetzt noch mehr über das Trainingslager erfahren. »Nun erzähl mal von eurem Besuch«, bohrte er.
Darauf hatte Bob gewartet. »Zuerst hat uns Mr Toll, ein Mitarbeiter des Hotels, empfangen.«
»Der mit dem dunklen Jackett«, unterbrach ihn Peter. »Schwarze kurze Haare, vielleicht so Mitte dreißig.«
»Ja genau, er sagte, er sei vom Hotelmarketing. Er fragte uns zunächst ein wenig über unsere Absichten aus und führte uns dann in einen Presseraum, wo wir Mats Sommer und Jürg Klinger trafen. Später kam auch noch der Trainer dazu, Jochen Franke.«
»Und über was habt ihr geredet? Über diese geniale Dreierkette?«
»Dreierwas?« Bob sah Peter stirnrunzelnd an. Ihm sagte dieser Begriff nichts. »Nein, wir haben hauptsächlich darüber gesprochen, warum solche Stars ausgerechnet in Kalifornien ihr Quartier aufschlagen.«
»Weil sie Kalifornien lieben«, sagte Justus. »Zum Beispiel wegen des milden Wetters.«
»Ja, natürlich auch wegen des Wetters. Aber vor allem, weil sie sich hier freier bewegen können. In Deutschland, sogar in ganz Europa können sie nicht auf die Straße treten, ohne angesprochen zu werden. Das ist hier anders, wo sie kaum einer kennt. Und dann spielt auch noch eine Rolle, dass die besondere Harmonie in ihrer Mannschaft ganz entscheidend zu ihrem Erfolg beiträgt. Das ist ihre Stärke, der Teamgeist, trotz einiger gefeierter Stars. Diese Stärke wollen sie auf jeden Fall in die Rückrunde hinüberretten. Und dafür gibt es hier wohl die besten Voraussetzungen, meinte der Trainer.«
Peter stimmte zu. »Es wäre ihnen wirklich zu gönnen, dass sie Meister werden. Allein schon, weil der Club nicht bei jeder kleinen Krise den Trainer gefeuert hat, sondern immer zu ihm stand. Immerhin hat Franke dieses harmonische Team geformt und er hat ihnen den modernen Fußball beigebracht. Und das alles ohne das ganz große Geld. Viele Konkurrenten lauern natürlich auf ihren Absturz.«
»Aber mit der Harmonie ist das so eine Sache«, meinte Bob.
Peter blickte ihn fragend an.
»Kurz bevor wir zurückgefahren sind, gab es einige Aufregung. Einem Spieler ist das Trikot zerschnitten worden. Er kam ganz erzürnt mit den Fetzen in der Hand in den Raum gestürzt und wollte sofort den Trainer sprechen. Wir mussten dann leider gehen.«
»In der Tat ein merkwürdiger Streich in einem angeblich so harmonischen Team«, murmelte Justus. »Weißt du, wer es war?«
»Keine Ahnung, wie er heißt. Aber warte, die aufgedruckte Nummer am Ärmel war noch lesbar. Es war die Elf.«
»Julio DaElba«, sagten Peter und Justus wie aus einem Mund.
Justus’ Interesse war erwacht. »Wo hat DaElba das Trikot gefunden?«, wollte er wissen.
»Beim Öffnen seines Waschspinds sind ihm die Fetzen entgegengefallen«, antwortete Bob. »Zum Glück hat DaElba das auf Englisch berichtet, sonst hätte ich kaum ein Wort verstanden. Aber vielleicht kann er ja auch kein Deutsch.«
»Oder er war zu aufgeregt dazu«, meinte Justus. »Viel Deutsch wird er aber auch noch nicht sprechen, er spielt schließlich erst seit einem Jahr dort.«
Peter schaute Justus überrascht an. Dafür, dass sich der Erste Detektiv nicht für Fußball interessierte, wusste er ziemlich gut Bescheid. Dass er vorhin die Zahl der von Borussia erzielten Tore kannte, war bei Justus ja noch nicht so erstaunlich. Das lag an seinem Faible für Statistiken, die sich ihm sofort einprägten. Aber dass er nun auch noch den Namen und die Nummer von DaElba kannte und jetzt sogar beiläufig bemerkte, wie lange dieser schon in Deutschland spielte, das hätte Peter selbst Justus’ Superhirn nicht zugetraut.
Justus, der Peters verblüfften Gesichtsausdruck richtig deutete, fügte erläuternd hinzu: »Lys findet DaElba so süß. Seitdem sie ihn mir mal im Fernsehen gezeigt hat, habe ich ein Auge auf ihn geworfen.«
Peter schmunzelte. Bob hing derweil ungestört seinen Gedanken nach. »Vielleicht nicht, aber vielleicht auch doch«, murmelte er vor sich hin.
»Bob, du sprichst in Rätseln«, sagte Justus.
»Vielleicht haben wir den Trikot-Zipfel eines neuen Falls in der Hand«, erwiderte Bob.
»Das könnte ich mir auch vorstellen«, meinte Peter und erinnerte sich an die kleine, unscheinbare Szene bei dem Mannschaftsgebäude, der er zunächst keine besondere Bedeutung beigemessen hatte. »Da drückte sich einer in den Umkleideräumen herum, der nicht entdeckt werden wollte. Vielleicht war es der Trainer Franke, aber die Entfernung war zu groß, um das mit Sicherheit sagen zu können.«
Justus wollte gerade etwas einwerfen, da ging die Tür des Wohnwagens auf. Die drei ??? wandten sich um. Tante Mathilda erschien mit einem Tablett in den Händen. »Hab ich es doch gewusst«, rief sie triumphierend. »Nichts mit Aufräumen. Sie sitzen herum und reden sich die Köpfe heiß. Haben die drei Herren schon wieder ein neues Rätsel? Und haben die Herren zwischendrin noch Zeit für ein paar Sandwiches und etwas Saft?«