Die Erste Klinge - Kelly McCullough - E-Book
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Die Erste Klinge E-Book

Kelly McCullough

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Beschreibung

Als Aral Königsmörder, einst einer der besten Assassinen des Landes, ein nebeliges Abbild seiner früheren Gefährtin Siri Mythenmörderin erscheint, das ihn um Hilfe bittet, zögert er keine Sekunde. Für sie würde er dem Himmel selbst den Krieg erklären. In Begleitung des Finsterlings Triss und der Klingenschülerin Faran reist er ins Sylvani-Reich. Dorthin wurde Siri vor Jahren entsandt, um einen legendären Gott wieder in sein Grab zu bannen - eine Mission, von der sie nie zurückkehrte ...

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Seitenzahl: 529

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Inhalt

Cover

Über den Autor

Titel

Impressum

Widmung

Danksagung

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Anhang

Über den Autor

Kelly McCullough wuchs als Sohn freilaufender Hippies auf. Später besuchte er die Schauspielschule und arbeitete als Improvisationskünstler. Diese Kombination bereitete ihn bestens auf seine gegenwärtige Karriere als Autor und Katzenhüter vor. Er lebt in den USA mit seiner Frau Laura. Kelly besteigt gerne Berge, fährt Rad und genießt ansonsten seine Rolle als selbstheizender Katzensessel.

Kelly McCullough

Die Erste Klinge

Roman

Aus dem amerikanischen Englisch von Frauke Meier

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabedes in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:Copyright © 2014 by Kelly McCulloughTitel der amerikanischen Originalausgabe: »Drawn Blades«Originalverlag: Ace Books, published by The Berkley Publishing GroupAll rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.

This edition published by arrangement with The Berkley Publishing Group, an imprint of Penguin Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC.

Für die deutschsprachige Ausgabe:Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, KölnTitelillustration: © Hrvoje Beslic; shutterstock/AlgolUmschlaggestaltung: Guter Punkt, MünchenE-Book-Produktion: two-up, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-2346-7

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.de

Für Laura.  Mit all meiner Liebe in unserem zwanzigsten Ehejahr,  das zufällig auch das Jahr ist,  in dem ich meinen zwanzigsten Roman schreibe.

Danksagung

Ganz besonderen Dank schulde ich Laura McCullough, Jack Byrne, Anne Sowards, Neil Gaiman, meinem Kartographen Matt Kuchta sowie Cover Artist John Jude Palencar und Cover Designerin Judith Lagerman, die Wunder für mich gewirkt haben.

Vielen Dank auch an die Wyrdsmiths: Lyda, Doug, Naomi, Bill, Eleanor, Sean und Adam. Ben, meinen Webguru. Die Betaleser: Steph, Dave, Sari, Karl, Angie, Sean, Matt, Mandy, April, Becky, Mike, Jason, Jonna und Benjamin. Meine Familie: Carol, Paul und Jane, Lockwood und Darlene, Judy, Lee, Kat, Jean und all die anderen. Meinen erweiterten Unterstützerkreis: Michael, Lynne, Bill, Nancy, Sara, James, Tom, Ann, Mike, Sandy und so viele andere mehr.

Außerdem gilt mein Dank den Leuten von Penguin: Rebecca Brewer, Anne Sowards wunderbare Assistentin; Managing Editor Michelle Kasper; Assistant Production Editor Julia Quinlan; der hausinternen Textdesignerin Laura Corless; Publizistin Nita Basu und meiner Korrektorin Mary Pell.

1

Rauch ohne Feuer.

So fing es an. Mit wirbelnder Finsternis über einer kalten, steinernen Feuerstelle. Vielleicht aber auch nur in einer Taverne mit einer schönen Frau, die ein Problem hatte. Kommt ganz darauf an, wie man die Angelegenheit betrachtet.

Nach monatelanger Abwesenheit war ich nach Tien zurückgekehrt. Nicht um meinetwillen, sondern wegen Faran, meiner Schülerin. Sie brauchte Hilfe in einer Form, wie ich sie ihr nicht bieten konnte – eine feinfühlige, komplizierte magische Heilung –, also hatte ich sie zu einem Freund gebracht, der hierzu in der Lage war. Die Behandlung ging langsam voran und war schmerzhaft für Faran, aber sie schien anzuschlagen. Ihr Sehvermögen war vollständig wiederhergestellt, und die Kopfschmerzen hatten deutlich nachgelassen. Also beschloss ich, sie einen Abend lang allein zu lassen und alte Schlupfwinkel aufzusuchen.

Der Greifenkopf war eine Spelunke übelster Art, voller Verbrecher und anderer düsterer Gestalten. Er war gleichzeitig auch Heimat. Sechs Jahre lang hatte ich in einem winzigen Raum über den Stallungen gehaust. In jener Zeit hatte ich mir meinen Lebensunterhalt als Schattenlöhner verdient, wie man die freiberuflichen Allzweckwaffen der Unterwelt zu nennen pflegte. Das war ein sehr tiefer Absturz, verglichen mit jenen Tagen, in denen ich erstmals Aral Königsmörder genannt worden war und die Mächtigen das Herannahen meines Schattens gefürchtet hatten. Tja, und in letzter Zeit hatten sie wieder angefangen, diesen Namen zu benutzen, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Ich bin ein Assassine oder war es zumindest einmal – zudem einer der besten auf der ganzen Welt –, und mein Schatten ist lebendig. Sein Name ist Triss. Er ist mein Vertrauter, ein Wesen aus elementarer Finsternis und Magie … was mich zu dem Rauch zurückführt.

Triss sah ihn zuerst und flüsterte in meinem Geist: Aral, achte auf die Feuerstelle!

Ich drehte mich auf meinem Stuhl um und sah, wie sich die ersten Rauchkringel über die kahlen Steine erhoben. Und ich war nicht der Einzige. Ein paar Pflasterläufer – eine der hiesigen Banden –, die näher an der Feuerstelle saßen, bemerkten es auch. Hastig sprangen sie auf und wichen vor dem Kamin zurück. Und während der Rauch allmählich dichter wurde, schauten sie zu mir herüber.

Das war nur der Anfang. Binnen weniger Augenblicke konzentrierte sich die allgemeine Aufmerksamkeit in der Taverne auf mich und auf das, was sich in dem Kamin entwickelte. Der Wirt, Jerik, eilte zu mir, als die Rauchwolke die Größe eines knienden Menschen erreicht hatte.

»Aral?«, rief er. »Was hast du dieses Mal in mein Lokal gelockt?«

Ich hätte ihm gern erzählt, dass ich gar nichts hergelockt hatte, aber da stand mir meine eigene Redlichkeit im Weg. Ich wusste zwar nicht, was dieses Ding im Kamin war, oder wo es hergekommen war, doch die Chancen, dass es meinetwegen hier war, standen gut. Mein Leben hatte mich gelehrt, das Zusammentreffen von zu vielen Zufällen anzuzweifeln, und die Wahrscheinlichkeit, dass ein magisches Etwas, das anders war als alles, was ich kannte, rein zufällig gerade an dem Tag im Greifenkopf auftauchte, an dem ich nach einer so langen Abwesenheit wieder hier eingekehrt war … Nun, sagen wir einfach, ich würde kein Geld darauf wetten, und dabei belassen wir es.

»Ich weiß es nicht«, antwortete ich. »Ich …« Ich verstummte, als das Ding aufstand.

Ich spreche von einem »Ding«, obwohl ich es besser als Frau bezeichnen sollte, denn in eine solche verwandelte es sich zusehends. Zu einer Frau aus Rauch. Groß und schlank und überaus vertraut. Sie trug die weite Hose und das Hemd des Ordens, dem ich einst angehört hatte, und die wirbelnden Rauchschwaden spiegelten perfekt die Farbmuster meiner eigenen grauen Kleider wider.

Die Kapuze ihrer Kutte verbarg ihr Gesicht, und der Rauch vernebelte die Züge, sodass ich nicht viel erkennen konnte. Aber die Gestalt und die Art, wie sie sich bewegte, waren sogar bei diesem dunstigen Avatar unverkennbar – eine Erscheinungsform, durch die sie gleichermaßen langsam wie zielstrebig wirkte, ganz so, als wäre sie unter Wasser oder könnte sich jeden Moment in Luft auflösen.

Siri, die Mythenmörderin, Erste Klinge der Namara. Sie erkannte ich auf einer Ebene, die unterhalb von Denken und jenseits aller Zweifel angesiedelt war. Dies war Siri, meine Schwester im Dienste der Gerechtigkeit, mir überlegen in der Kunst der Magie und als Assassinin und vielleicht der einzige Mensch auf der Welt, der mein Leben fordern und erwarten durfte, dass ich es, ohne nachzudenken oder Fragen zu stellen, in seine Hände geben würde. Pflicht und Ehre verlangten danach.

Auf halbem Wege zum Kamin trat ich ihr gegenüber.

»Siri?«

Der Rauch wirbelte unter der Kapuze, und ich sah einen Hauch von Weiß aufblitzen, möglicherweise ein Lächeln, doch die Gestalt sprach kein Wort. Nach einem endlosen Moment nickte sie, eine langsame Bewegung – wie all die anderen auch –, bei der die Ränder ihrer Kapuze zerfaserten.

»Was brauchst du?«, fragte ich.

Wieder flüsterte Triss in meinem Geist: Sei vorsichtig, Aral. Du kannst nicht sicher sein, dass sie es wirklich ist.

Aber das war ich. Nein. Sie ist es. Ich bin sicher.

Die Gestalt streckte die linke Hand aus, die Handfläche nach oben gedreht. Mit der anderen bedeutete sie mir, ich möge sie ergreifen. Als Fleisch auf Rauch traf, fühlte ich ein schwaches, elektrisierendes Kribbeln wie von einem fernen magischen Blitz, doch mehr spürte ich nicht.

Ihre rechte Hand näherte sich und begann über unseren vereinten Händen mit einem langsamen Tanz der Gesten. Beinahe wäre ich zurückgezuckt, als ich die Bewegungen als jene erkannte, die ein Priester im Zuge einer Hochzeitszeremonie ausführen würde, doch ich zwang mich, stillzuhalten. Ganz gleich, wie eigentümlich die Manifestation auch sein mochte, sie war ein Teil von Siri. Ich konnte es in meiner Seele spüren, und ich schuldete ihr, was sie auch von mir verlangte.

Als sie fertig war, blitzte erneut der weiße Rauch eines Lächelns unter der Kapuze auf. Dann löste sie sich auf, zerfiel in hundert Fähnchen, die vom Wind davongetragen wurden.

»Was hatte das alles zu bedeuten?«, fragte Jerik.

»Ich weiß es nicht«, entgegnete ich. »Aber ich schätze, ich sollte es herausfinden.«

Aral, sprach Triss in meinem Geist, sie hat dir einen Ring zurückgelassen.

Als ich den Blick senkte, sah ich, dass er recht hatte. Da, an meinem Ringfinger, befand sich ein Ring aus Rauch, und erst als ich diesen Ring begutachtete, wurde mir bewusst, dass an all dem kein magisches Leuchten beteiligt war, und die einzigen Zauber, von denen ich wusste, dass sie so funktionierten, entstammten der Magie der Götter.

*

»Wunderbar. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen.« Harad bewegte seine Finger vorsichtig mal in die eine, mal in die andere Richtung, als würde er versuchen, meinen neuen Ring zu drehen. »Er fühlt sich nicht wie Göttermagie an, aber er wurde auch gewiss nicht durch irgendeinen normalen Bann eines Sterblichen geschaffen. Ich habe keine Ahnung, was das ist.«

Ich maß den uralten Bibliothekar mit einem forschenden Blick. »Deshalb müsst Ihr nicht gleich so freudig klingen.«

»Ich bin sechshundert Jahre alt, Aral, fünfhundertfünfzig davon ein Meistermagier. Ich war der Kanzler einer der größten Universitäten der Magierländer und habe mehr Magievarianten studiert, als den meisten Zauberschaffenden auch nur entfernt bekannt sind. Etwas vollkommen Neues zu finden ist für mich ein unbezahlbarer Schatz.« Er unterbrach sich und rieb sich das Kinn. »Allerdings täte es mir wirklich leid, sollte er deine Seele fressen, ehe ich Zeit hatte, ihn zu untersuchen …«

Mein Schatten verdrehte sich und nahm die Gestalt eines kleinen und ziemlich besorgt aussehenden Drachen an. Dann erhob sich Triss vom Boden, um an dem Rauchring zu schnüffeln. »Keine Sorge«, sagte mir der Finsterling. »Wenn er irgendetwas in der Art versucht, beiße ich dir den Finger ab, ehe er eine Chance dazu bekommt.«

»Äh … danke, Triss.« Ich wandte mich wieder an Harad. »Muss ich wirklich mit so etwas rechnen?«

»Das war nur ein kleiner Scherz von meiner Seite, weiter nichts.« Harad legte die Stirn in Falten. »Er scheint aber sein Ziel weit verfehlt zu haben, denn du siehst in Anbetracht derartiger Aussichten nicht annähernd so alarmiert aus, wie ich erwartet hatte. Andererseits bist du schwer einzuschätzen. Düsternis und Ausdruckslosigkeit beherrschst du besser als die meisten.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Das ist nichts, worum ich ein großes Trara veranstalten will, denn auf meiner Seele lastet schon genug. Dank all der Fehltritte, die ich mir nach dem Tod meiner Göttin geleistet habe, und der Gier nach Efik, die mir ein Loch in den Hinterkopf nagt, ist nicht mehr viel übrig, von dem sich noch ein Stück für irgendetwas anderes abschneiden ließe.«

Triss zuckte regelrecht zusammen – weil er besorgt war –, aber er sagte nichts dazu.

»Das Verlangen hat demnach nicht nachgelassen in den Monaten, seit dich die Kitsune gezwungen hat, jene paar Bohnen zu verzehren?« Das war die Frage eines Heilers, der mich als einen seiner Patienten betrachtete. »Ich hatte gehofft, es würde vergehen, aber du scheinst durch Namaras Tod deine Immunität gegenüber der dunklen Seite der Droge verloren zu haben.«

Diese Immunität war nicht alles, was ich verloren hatte, als die Göttin der Gerechtigkeit ermordet worden war. Tatsächlich war die Liste der Verluste lang und grausam. Sie enthielt den größten Teil meiner magischen Absicherung. Mein Heim. Meine Familie. Meine Freunde. Meinen Lebenszweck. Nein, mein Efikproblem schaffte es nicht einmal unter die Top-Fünf, ganz gleich, wie sehr es mir das Leben erschwerte.

Wieder zuckte ich mit den Schultern. »Es gibt gute und schlechte Tage, genau wie beim Suff, aber die Gier nach Efik ist bohrender und hat ihre Klauen tiefer in meine Seele geschlagen. Aber was erwarte ich? Ich habe es erstmals probiert, kurz nachdem ich im Tempel aufgenommen wurde, auch wenn ich es mir erst in der Jugend wirklich angewöhnt habe. Aber ich habe nie auch nur einen Tropfen Alkohol angerührt, bis meine Göttin ermordet wurde.«

»Whiskey ist ein abscheuliches Zeug«, konstatierte eine Mädchenstimme, die aus den Schatten über den nahen Bücherregalen herabwehte.

»Ah, Faran«, sagte ich zu meiner Schülerin. »Ich hatte mich schon gefragt, wann du uns wissen lassen würdest, dass du zugegen bist.«

Sie entließ den Schatten, der sie ummantelt hatte, sprang lautlos zu Boden und landete ein paar Meter hinter Harad. Stumm korrigierte ich mein »Mädchen« und machte »junge Frau« daraus, als sich unsere Blicke trafen. Sie musste jetzt ungefähr achtzehn sein und war im vergangenen Jahr sehr gereift, das musste ich ihr zugestehen. Die Wolke lebendiger Finsternis, die sie auf dem Regal vor unseren Blicken verborgen hatte, schwebte nun ebenfalls herab und nahm die Gestalt eines Phönix an.

Unwillkürlich folgten meine Blicke der Narbe, die sich von ihrer Stirn über das linke Augenlid und die Wange zog. Sie sah besser aus als vor Harads Behandlung, aber ich zuckte innerlich zusammen, wenn ich sie ansah. Diese Narbe hatte sie sich zugezogen, als sie mir den Rücken freigehalten hatte, folglich war ich dafür verantwortlich.

»Du wusstest, dass ich da war?« Wütend warf sie sich das dunkle Haar über die Schulter. »Woher? Meine Form war perfekt, und ich weiß, dass du meine Schattenspur nicht gekreuzt hast. Was hat mich verraten?«

»Dein Gemüt«, entgegnete ich. »Ich kenne dich, und ich weiß, dass du unbedingt dabei sein wolltest, wenn ich Harad aufsuche. Du hast uns nicht begrüßt, als wir eingetreten sind, das bedeutet, dass du dir einen Spaß daraus machen wolltest, uns heimlich zu beobachten.« Ich deutete auf den großen, offenen Lesebereich am Ende der schmalen Bibliotheksregale. »In diesem ganzen Raum gibt es nur einen Ort, an dem du uns belauschen konntest, ohne dass Triss Ssithra wittert, und der ist oben auf den Regalen. Folglich …«

»Gutes Argument.« Faran lächelte und verbeugte sich in Anerkennung ihrer Niederlage. »Jetzt lass mich sehen, was die Aufregung zu bedeuten hat.« Sie streckte die Hand aus, um den Ring an meinem Finger zu berühren, zuckte dann aber zurück. »Hey, er hat mich gebissen!«

Ssithra flatterte mit ihren Schattenflügeln, erhob sich in die Luft und positionierte sich zwischen Faran und meinem Ring.

»Er hat dich gebissen?«, fragte Harad begeistert. »Lass mich mal sehen.«

Nun war Faran diejenige, die den Bibliothekar forschend musterte, als der ihre Hand an sich zog. »Das Ding beißt mich, und Ihr benehmt Euch, als hätte Euch jemand ein verdammtes Winterrundengeschenk gemacht?«

»Still, Kind, ich muss mich konzentrieren. Hmm, kein Blut …« Harad griff mit der freien Hand in ein Loch in der Luft und holte ein kleines Smaragdmonokel aus der Inseldimension, in der er die meisten seiner erleseneren Werkzeuge aufbewahrte. Er hielt die Linse über Farans verletzten Finger. »Höchst interessant.«

Ich schaute ihm über die Schulter. In der kristallinen Linse konnte ich zwei schwarze Flecke an Farans Fingerspitze erkennen – Flecke, die für meinen Magierblick ebenso unsichtbar blieben wie für mein sterbliches Augenlicht. Doch sie blieben nur ein paar Herzschläge lang erhalten, ehe sie aufwogten wie Rauch und von der Luft davongetragen wurden.

»Was war das?«, fragte ich Triss.

»Er hat sie wirklich gebissen.« Harad legte das Smaragdinstrument zurück in das Loch in der Luft, und es verschwand. »Aber Blut war es nicht, was es gefordert hat.«

»Ich habe doch gesagt, er hat mich gebissen«, verkündete Faran.

»Warum sollte er das tun?«, wollte ich wissen. »Und wie?«

Harad zeigte ein breites Grinsen. »Ich habe keine Ahnung.« Dann setzte er eine nachdenkliche Miene auf. »Das nehme ich zurück. Ich habe keine Ahnung, wie, aber ich glaube, ich kann eine wohlbegründete Vermutung über das Warum anstellen.«

»Die da lautet?«, drängelte Faran.

»Rauch hin oder her, das ist ein Ehering. Es ist eine sehr spezielle und alte Art von Magie. Meine These besagt also, dass er in dir eine potentielle Rivalin in Hinblick auf Arals Zuneigung gesehen hat.«

»Ich … Moment, er hat was?« Faran blinzelte einige Male und lief rot an. Dann schüttelte sie den Kopf. »Das ist idiotisch!«

Harad schmunzelte. »Höchstwahrscheinlich ist es das, aber ich glaube nicht, dass der Ring auch so darüber denkt.«

»Dämlicher Ring«, grummelte Faran. Dann wich ihre ärgerliche Miene einem Ausdruck, der beinahe schockiert wirkte. »Halt mal, wenn das ein Ehering ist, bedeutet das dann, dass Aral und Siri jetzt verheiratet sind, in echt und vor dem Gesetz?«

»Über das Gesetz kann ich nichts sagen«, entgegnete Harad. »Aber magisch und symbolisch sind sie es. Das ist eine Form der Ehe, die inniger ist und tiefgreifender als bloße Gesetze, und sie ist viel schwerer aufzulösen.«

Jetzt stürzte sich Faran auf mich. »Aral, hast du nicht gewusst, dass so etwas passieren würde, als dir die Rauchgestalt den Ring angeboten hat?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Siri hat mir den Ring nicht direkt angeboten, aber sie hat durchaus deutlich gemacht, dass sie meine Teilhabe an so etwas wie einer formellen Eheschließung wünscht, und die Ehe ist das, wozu derlei Zeremonie üblicherweise führt, inklusive Ring und allem. Bedenkt man, dass wir unsere Beziehung auf traditionelle Weise schon vor langer Zeit vollendet haben, hätte ich mir vermutlich über die Folgen im Klaren sein müssen.«

»Und du bist damit einverstanden?«, herrschte sie mich an.

»Natürlich. Hätte Siri mich um mein Leben gebeten, hätte ich es ihr geschenkt. Warum sollte ich mich weigern, sie zu ehelichen, wenn es das ist, was sie von mir verlangt?«

»Du hast seit acht Jahren nichts von Siri gehört oder gesehen!« Faran fing wütend an und steigerte sich hinein. »Dann taucht eine Rauchgestalt auf, die sie repräsentiert oder auch nicht, fordert dich auf, sie zu heiraten, und du sagst einfach Ja, als wäre das gar nichts? Du weißt ja nicht einmal, was für ein Mensch sie heute ist, Aral. Das ist irrsinnig!« Sie sah sich zu Harad um, als erhoffe sie Unterstützung von ihm, doch der Bibliothekar hatte eine noch nichtssagendere Miene aufgesetzt als ich.

»Vielleicht ist es das«, erwiderte ich. »Vielleicht hat sich Siri in den Jahren, seit ich sie zum letzten Mal gesehen habe, zu einem Monster entwickelt. Ich kann es mir nicht vorstellen, aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Meister Kelos den Orden und unsere Göttin je hintergehen würde. All das ändert nichts daran, wer Siri einmal war und dass ich ihr etwas schulde.«

»Wie kannst du so denken?«, schimpfte Faran.

»Weil es bei dem, was ich Siri schulde, nicht um sie geht. Es geht um mich, und meine Pflicht liegt dabei klar auf der Hand.« Ich legte eine lange Pause ein und suchte nach einer Möglichkeit, ihr die Angelegenheit angemessen zu erklären. Faran war meine Schülerin, und wenn das irgendeine Bedeutung haben sollte, dann musste ich ihr meine Art zu denken darlegen. »Von meiner alten Seele ist nicht viel übrig, aber das, was da ist, ist an Namara gebunden, der ich diene, ob sie nun in Gestalt der Göttin selbst in Erscheinung tritt oder in Form ihres Ideals der Gerechtigkeit oder schlicht als das Wort ihrer Ersten Klinge. Ich kann Siri nicht abweisen, wenn ich dem wenigen, was von Aral, der Klinge, übrig ist, treu bleiben will.«

Finster beäugte Faran nun meinen Schatten. »Hast du nichts dazu zu sagen, Triss?«

Der kleine Drache flatterte unverbindlich mit den Schwingen. »Die Art und Weise bereitet mir Kopfzerbrechen. Aber nach dem, was wir von jenen gehört haben, die die Göttin verraten haben, dürfen wir annehmen, dass sogar Kelos Siri für unbestechlich hält. Das ist einer der Hauptgründe dafür, dass er sowohl Aral als auch Siri fortgeschickt hat, als der Sturz des Tempels unmittelbar bevorstand.«

Ach, Kelos, mein Mentor und Meister – ein zweihundert Jahre alter Lord der Assassinen und der Vater, den ich nie hatte. Der Todgänger. Er war vielleicht die größte Klinge, die je gelebt hat, und zweifellos der größte Verräter an unserem Orden. Seine Taten haben wesentlich zum Tod unserer Göttin beigetragen. Ich wusste, dass er ihre Ermordung zutiefst bedauerte, ich wusste aber auch, dass er es unter den gleichen Umständen wiederholen würde, um seine Ziele zu erreichen. Er war brutal und rücksichtslos, und doch hat er Siri und mich verschont, weil er uns einerseits liebte, andererseits unsere Gaben bewahren wollte.

Zum ersten Mal meldete sich Ssithra zu Wort und riss mich aus meinen Betrachtungen. »Siri ist die Mythenmörderin und eine der Legenden unseres Ordens. Ich würde sie heiraten, hätte sie mich gebeten. Oder Kyrissa, ihren Finsterling, wenn wir schon dabei sind. Ich glaube, du würdest das Gleiche tun, hättest du deine Ausbildung abgeschlossen.«

Faran runzelte die Stirn. »Ich … du … ich kann nicht mal … Aral, das ist eine der größten Dummheiten, bei der ich dich je erwischt habe. Und ich habe dich viele Dummheiten machen sehen. Du hast Siri geheiratet, die du seit Jahren nicht mehr gesehen hast, nur, weil sie dich darum gebeten hat. Nein, weil ein … verdammtes Rauchbildnis dich darum gebeten hat. Hast du irgendeine Ahnung, welche magischen Folgen das zeitigen könnte?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«

Knurrend fuchtelte Faran mit beiden Händen in der Luft herum.

»Faran«, versuchte ich es noch ein letztes Mal, »Siri ist meine Schwester im Orden, meine Meisterin in der Kunst der Klingen, meine Freundin und meine Geliebte. Meine Ehre ist ihre Ehre, und es ist meine Pflicht, ihr zu geben, worum sie mich bittet.«

»Augh!« Plötzlich blies sich Ssithra zu einer schwarzen Wolke auf und rollte voran, um Faran gänzlich mit undurchdringlicher Dunkelheit zu ummanteln.

Das war stets eine erstaunliche Transformation, sogar für jemanden, der dergleichen ungefähr so oft praktiziert hatte wie die Nahrungsaufnahme. Im einen Moment war Faran noch da und Ssithra neben ihr, im nächsten war sie eine Art Loch mitten in meinem Blickfeld. Ein einfacher Schattenfleck wäre vor den Lichtern der Bibliothek leicht auszumachen, doch etwas Magie von Seiten der Finsterlinge machte das unendlich viel schwerer, denn sie brachte anstelle eines schlichten dunklen Flecks etwas hervor, das nicht sichtbar war.

Sogar geschulten Augen fiel es nicht leicht, eine ummantelte Klinge zu erkennen. Man musste lernen, nach etwas zu suchen, was man nicht sehen konnte, und das war erstaunlich schwierig. Dieser Mantel aus Schatten war das machtvollste Werkzeug jener von uns, die einst die verborgenen Waffen der Gerechtigkeit dargestellt hatten – Namaras Klingen. Binnen weniger Momente verlor ich Faran und Ssithra aus den Augen, als diese sich hastig entfernten und in einem der Gänge zwischen den Regalen verschwanden.

»Sie kommt mir übertrieben ärgerlich vor«, stellte ich fest. »Hat jemand eine Ahnung, woran das liegen könnte?«

Triss schaute sich über seine Schulter zu mir um und schrumpfte kurz zusammen, was einem verlegenen Achselzucken gleichkam. »Nicht die geringste. Harad?«

»Darüber möchte ich nicht spekulieren«, entgegnete der Angesprochene.

Das war kein Nein, doch ich hatte im Zuge unserer jahrelangen Bekanntschaft gelernt, ihn nicht zu bedrängen. Harad würde mit mir genau das teilen, was er zu teilen wünschte und wann er es wünschte, und es gab nichts, was ich daran hätte ändern können. Also reckte ich meine beringte Hand hoch. »Irgendwelche weiteren Ideen, was ich deswegen unternehmen sollte?«

Er nickte. »Shang sagt, er würde sich die Sache gern mit eigenen Augen ansehen, denn das ist auch für ihn etwas Neues.«

Ich blinzelte einige Male. Triss nahm die Form eines Drachen an. Shang war ein Drache, ein Flussdrache, eine der größten Arten unter den Edeldrachen, eine Weltenmacht und Harads Vertrauter – auch wenn mir der Bibliothekar das erst ein Jahrzehnt nach unserem Kennenlernen anvertraut hatte.

Zwar waren derartige Verbindungen nicht gänzlich unbekannt, aber doch so selten, dass man eher zehn Runden Lin-hua gegen Ping Glitschfinger gewinnen als je tatsächlich so einem Paar begegnen dürfte. Shang war auch der Grund für Harads hohes Alter, da sich die Lebensspanne der Angehörigen einer Vertrautenbindung stets an der des Partners orientiert, dessen Lebensspanne länger ist, und Drachen leben so lange sie wollen.

Normalerweise zog Shang es vor, in seinem Wasserbecken unter der Bibliothek zu schlafen und durch Harads Augen zu sehen. Dass er daran interessiert war, Siris Rauchring mit eigenen Augen zu betrachten, war einerseits eine Ehre und andererseits mehr als nur ein bisschen beängstigend. Es machte die Einzigartigkeit meines neuen Schmucks auf eine Weise deutlich, die Harads kindliche Freude nicht annähernd vermitteln konnte. Shang war ein Drache, und er wollte meinen Ring sehen, weil er so etwas noch nie zuvor erblickt hatte.

Oh. Je.

Ich deutete in die Richtung von Harads Wohnquartier und der geheimen Treppe, die hinunter zu dem ebenso geheimen Unterwassereingang der Bibliothek führte. »Auf jeden Fall. Lasst uns gehen.«

Das an ein Reservoir erinnernde Becken, das Shang als Bett benutzte, lag in einer Kammer mit einem Fassgewölbe unter der Flussseite des Bibliotheksgebäudes. Die Ismere-Bibliothek besitzt die größte private Büchersammlung von Tien, die auch etliche Werke umfasst, die zu dieser oder jener Zeit von der Regierung verboten worden waren. Diese Sammlung vor offiziellen und nicht offiziellen Mächten zu schützen war der Hauptgrund, dass als Leiter nur ein solch mächtiger Magier wie Harad geeignet war. Gegründet wurde die Bibliothek vor vierhundert Jahren von einem Kadeshi-Abenteurer und -Schmuggler. Der Unterwassertunnel, der das Becken mit dem Fluss verband, war vermutlich ein Überbleibsel aus der Branche, in der besagter Gründer vorwiegend tätig gewesen war.

Als wir das Gewölbe betraten, wedelte Harad mit den Händen. Im Gegenzug wurden die blauen und grünen Magierlichter, in deren Schein Zhaniglyphen erkennbar wurden, allmählich heller. Zusammen mit den flackernden Spiegelungen im Wasser und den tiefgrünen Moosen, die viele der Mauersteine bedeckten, schuf das Magierlicht die Illusion, dass der ganze Raum tief unter tropischen Gewässern lag.

Eine Wassersäule erhob sich aus dem Becken, als wir näher traten. Sie stieg weiter auf, drehte sich um die eigene Achse und bildete Beulen und Linien aus, die sich allmählich zu den Zügen eines großen Drachen anordneten. Als das Gesicht Gestalt und Charakter bekam, entstanden dunkle Wirbel wie in einem Tee beim ersten Umrühren. Schuppen, die in der Mitte in zartestem Jadegrün schimmerten, nahmen an den Rändern die Farbe von zu lange gezogenem Seegras an.

Die Veränderung ging von einem Kopf aus, der länger war als meine fünf Fuß, elf Zoll, färbte sodann einen langen, seilartigen Hals und schließlich die vielen verschlungenen Windungen des schlangenartigen Körpers. Shang war groß, maß von der Nase bis zur Schwanzspitze vielleicht hundert Fuß, und doch war er ein Winzling verglichen mit Tien Lung, dem Wächter der Bucht von Tien.

Er beugte sich herab, um mit der Nase die Stirn des alten Mannes zu berühren und lächelte dabei – eine beunruhigende Mimik angesichts entblößter Zähne, die länger waren als mein Unterarm.

Nachdem er seinen Partner begrüßt hatte, wandte er sich mir zu. Dunkelgrüne Augen von der Größe einer gespreizten Hand fixierten mich, und er sprach mit einer tiefen, wässrigen Geiststimme zu mir. Hallo, Aral, in welche Schwierigkeiten hast du dich dieses Mal gebracht?

Ich antwortete auf dieselbe Weise, wie ich mich in Gedanken mit Triss verständigte. Ich muss mich nicht in Schwierigkeiten bringen, die kommen von ganz allein zu mir. Ich hielt die beringte Hand hoch. Dies hat mich gefunden, ohne dass ich es gesucht hätte. Außerdem, wer sagt, dass es Schwierigkeiten beinhaltet?

Shang lachte in meinem Geist. Das ist ein Ehering. Die sind dafür geschaffen, Schwierigkeiten zu bereiten. Ich habe dein Volk zweitausend Jahre lang beobachtet, und doch ist das etwas gänzlich Neues für mich. Wenn so etwas sich auf deiner Hand niederlässt, dann kannst du darauf wetten, dass ihm Schwierigkeiten folgen werden. Darüber hinaus hatte ich angenommen, deine Erfahrungen mit dem Kothmerk und der Sieglerin des Himmels hätten dich gelehrt, solchen Schmuckstücken aus dem Weg zu gehen.

Er hat nicht unrecht, bemerkte Triss ironisch in meinem Kopf. Ringe haben uns bisher kein Glück gebracht.

Dem hatte ich nichts entgegenzusetzen, aber etwas an Shangs Ton sagte mir, dass seine Worte ebenso Neckerei wie Rat waren. Bei Drachen ist der Unterschied schwer auszumachen.

Ich beuge mich Eurer Weisheit, Ehrwürdiger. Was ich ihm bewies, indem ich ihm die volle formelle höfische Version lieferte. Aber ich fürchte, die Dame, die mir dieses Angebot gemacht hat, konnte ich einfach nicht abweisen.

So ist es mit den Frauen, sagte der Drache. Nun denn, lass mich das ausgefallene Stück begutachten. Er beugte sich noch tiefer herab und drehte den Kopf zur Seite, um eines seiner riesigen Augen bis auf wenige Zoll an den Rauchring heranzubringen.

Hmm. Er drehte sich und betrachtete den Ring mit dem anderen Auge. Dann berührte er ihn mit einem seiner langen Barthaare.

Sehr interessant. Halt ihn hoch und lass mich daran riechen. Meine Hand verschwand in einem Nasenloch, das groß genug war, um meinen Kopf aufzunehmen, dennoch konnte ich sie durch sein transparentes Fleisch sehen. Noch ein letzter Test.

Er klappte den Mund auf, und eine Zunge, deren Umfang den meiner Leibesmitte übertraf und die lang genug war, dass zwei von meiner Sorte auf ihr hätten liegen können, schoss hervor. Ehe ich auch nur daran denken konnte, zu einem Protest anzusetzen, hatte Shang mich schon von den Zehen bis zum Scheitel abgeleckt – die beiden Spitzen seiner gespaltenen Zunge hatten mich einfach umfangen wie die Arme eines Liebhabers. Das war ein überaus sonderbares Gefühl, da der Drache aus einem Stoff war, der irgendwo in der Mitte zwischen lebendigem Wasser und sterblichem Fleisch angesiedelt war.

Ich würde nun gern diese Siri sehen, sagte der Drache.

Das ist eine großartige Idee, stimmte ich ein wenig sarkastisch zu. Und habt Ihr auch eine Vorstellung, wie sich das machen ließe?

Er nickte. Zunächst wirst du ein Feuer machen müssen …

»Faran«, sagte ich laut. »Wärst du so nett und würdest etwas Feuerholz aus Harads Quartier holen? Ich glaube, da steht ein Korb neben dem Kamin.«

Ein Schnauben ertönte aus einem ungewöhnlich dunklen Schatten am Fuß des Gewölbes gleich neben der Tür. »Warum ich?«

»Weil niedere Arbeiten dieser Art der Grund dafür sind, dass jemals Schüler eingeführt wurden.« Ich lächelte. »Willst du mich dieses Mal gar nicht fragen, woher ich weiß, dass du hier bist?«

»Nein. Du weißt es aus dem gleichen Grund wie beim letzten Mal, weil du mich kennst. Die Lektionen, die du mir erteilst, mögen mir nicht immer gefallen, aber ich lerne trotzdem dazu. Und ja, ich bin schon unterwegs, um dein Holz zu holen.«

Zwanzig Minuten später flackerte ein nettes kleines Feuer neben dem Wasserbecken. »Was jetzt?«, fragte ich.

Wir warten, bis es vollständig verbrannt ist. Feuer verzehrt seine Beute zur Gänze. Rauch ist der Geist dessen, was es verzehrt hat – Schatten und Flamme. Das Opfer muss völlig verbrannt sein, ehe das wahre Element sich erheben kann.

»Das wird Stunden dauern«, grollte Faran, die ihre Ummantelung wieder hatte fallen lassen, obgleich sich ihre Stimmung offenbar nur leicht gebessert hatte.

»Das muss nicht sein.« Harad trat vor, hielt die Hände über das Feuer, als wollte er sich wärmen, und sprach ein einziges Wort in der Sprache des alten Kadesh.

Ein dünnes magisches Leuchten – unsichtbar für das normale Auge – löste sich aus Harads Händen und verband sie mit einem Punkt zwischen Shangs Augen. Der Drache öffnete den Mund, und eine gewaltige Flut aus magischem Licht stürzte heraus, umhüllte Harad mit einer grünblauen Aura. Als das Licht an Harads Körper herab zu seinen Händen glitt, veränderte sich die Farbe, wurde zu einem scharlachroten Strom, der von seinen Fingern zu den Flammen unter ihnen schoss.

Das alles geschah zwischen zwei Herzschlägen, und im nächsten Moment bullerte und toste das Feuer wie ein einstürzendes, brennendes Gebäude. Für einen kurzen Moment breitete sich eine beinahe unerträgliche Hitze aus, dann erlosch das Feuer bereits wieder und hinterließ weiter nichts als Asche und einen dicken Rauchkringel.

Shang beugte sich vor, berührte den Rauch mit der Spitze seiner Zunge. »Komm«, sagte er nun laut mit einer Stimme, die an die Großen Stromschnellen unterhalb von Kao-li erinnerte.

Der Rauchkringel zog sich zusammen und formte sich zu den groben Umrissen einer menschlichen Gestalt, zog sich dann wieder und wieder zusammen, bis die Rauchverwirbelungen das Aussehen jener Frau hatten, die ich vor so kurzer Zeit geheiratet hatte.

»Siri?«, fragte ich.

Die Gestalt nickte, lieferte mir darüber hinaus aber keine Antwort.

Shang berührte die Gestalt erneut mit der Zunge. »Ich leihe dir meine Stimme, damit du dich äußern kannst.«

Die Rauchfrau verneigte sich vor dem Drachen und sprach in dem sprudelnden Ton eines lebhaft plätschernden Bachs. »Danke, großes Herz, Ihr habt mir stundenlange Pantomime erspart.« Dann drehte sie sich zu mir um. »Hallo, Aral. Du musst in das Sylvani-Reich reisen. Es geht um Seelen und begrabene Götter und eine unerledigte Angelegenheit.«

2

Wenn die Götter Fehler begehen, muss die Welt darben.

Das ist die Geschichte des Sylvani-Reiches. Ganz zu schweigen vom Tempel der Namara, aber das ist wieder eine ganz andere Sache. Lasst mich für den Moment bei den Sylvani bleiben. Wir, die wir in den elf Königreichen leben, sind nicht die ersten Kinder der Götter. Diese »Ehre« gebührt vier verwandten Gattungen von Andersartigen: den Durkoth, den Vesh’An, den Asavi und den Sylvani – die alle einmal ein Volk waren, was sie nun jedoch nicht mehr sind.

Diesen Teil der Geschichte werde ich Euch nun darlegen, denn er ist bedeutsam für alles, was danach kommt, und ich werde ihn auf die Weise erzählen, wie er mir von Meister Kelos dargebracht wurde.

»Es heißt, die Götter hätten die Andersartigen geschaffen, weil sie ein Volk wünschten, mit dem sie die Wunder der Welt teilen konnten, die sie jüngst gestaltet hatten. Dass die ersten Andersartigen ganz ähnlich aussahen und handelten wie jetzt die Sylvani. Dass sie arrogant waren und manchmal auch grausam. Dies trieb einen Keil zwischen sie und die Götter, sodass die Götter gezwungen waren, ihre Magie zu unterbinden und sie auf die Ländereien des Sylvani-Reiches zu beschränken. Dass die Vesh’An und die Durkoth sich geweigert haben, das Angebot der Götter anzunehmen, und darum ihre Magie verloren. Vieles wurde von Priestern verbreitet, die zuerst dem Sohn des Himmels, dann sich selbst und dann den Göttern dienten.

Doch hier, im Tempel der Namara, der Göttin der Gerechtigkeit und Verteidigerin all jener, die sich nicht selbst verteidigen können, wird eine andere Geschichte erzählt. Die Götter hatten die Andersartigen mit unbegrenzter Magie ausgestattet, weil sie mächtige Diener wünschten und überheblich genug waren zu glauben, dass niemand sich ihnen je in den Weg stellen könnte. Doch allzu schnell begannen einige der Andersartigen, mit ihren Meistern zu konkurrieren. Das behagte den Göttern gar nicht, und so brach ein Krieg aus zwischen den Göttern und ihren ersten Kindern, in dem vieles, was wunderbar war auf der Welt, unterging.

Die alten Götter waren mächtiger als ihre Gegner, und sie besiegten die Andersartigen, doch sie bezahlten einen hohen Preis. Viele Götter starben in diesem Krieg, darunter auch der erste Hohe Herrscher des Himmels. All die Großen unter den Andersartigen wurden gestürzt, doch einige unter ihnen waren so mächtig geworden, dass die Götter sie nicht vernichten konnten, ohne dabei selbst den Tod zu finden. Diese mächtigsten Andersartigen wurden in einem Zustand, der auf halbem Wege zwischen Leben und Tod liegt, an die Erde der Sylvani gebunden. Auch die übrigen wurden gebunden, indem ihre Magie mit ihren begrabenen Mächtigen verknüpft wurde.

Die Sylvani und die Asavi haben diese Beschränkungen hingenommen und sich mit niederer Magie und den Ländereien des alten Reiches begnügt. Die Durkoth und die Vesh’An haben sich geweigert, die Magie für die tiefen Orte der Erde und der Ozeane aufzugeben, die sie mehr liebten als Macht. Die Gebundenen … sie haben keinen leichten Schlaf, und sie fügen sich nicht in ihr Schicksal. Sie kämpfen gegen die Ungerechtigkeit der Götter, sind stets bestrebt, sich aus ihren Gräbern zu erheben, um den Himmel erneut herauszufordern.

Namara hat den anderen Göttern nie verziehen, was sie den Andersartigen angetan hatten, hat aber auch keine Anstrengungen unternommen, um die Gefallenen zu befreien. Denn diese waren zu einem Schrecken ganz eigener Art geworden, grausam und stark, begierig, den Krieg gegen den Himmel wieder aufleben zu lassen. Und sie würden die ganze Welt in Stücke reißen, um Rache zu üben. Dieser Tage sind sie als die begrabenen Götter bekannt, und dann und wann befreit sich einer von ihnen aus der Erde und versucht, die Macht, die sie einst innehatten, zurückzuerlangen.«

Die Auseinandersetzung mit einem dieser wiederauferstandenen Götter hatte Siri den Beinamen Mythenmörderin eingetragen. Diese Mission hatte sie zu einer Legende gemacht und mich auf den zweiten Platz der Klingen des Tages verwiesen. Nach diesem Kampf war sie mehr als nur halbtot gewesen, und er hatte ihr viele Narben und ein Leben voller Albträume hinterlassen.

Das ist der Grund, warum ich so überrascht war, als ich erfuhr, dass sie nach Namaras Ermordung den Ländern der Menschen abgeschworen hatte und nach Süden in das Sylvani-Reich gezogen war. Das schien eine … sonderbare Wahl zu sein. Eine, die sogar noch merkwürdiger wäre, sollte sie erneut mit den begrabenen Göttern zusammengestoßen sein. Nichts auf der Welt hätte ich lieber getan, als ihr zu raten, sich aus den Angelegenheiten der Götter herauszuhalten, gleich ob sie tot oder etwas anderes sind. Doch würde Siri mich darum bitten, dann würde ich höchstpersönlich gegen den Himmel in den Krieg ziehen.

»Wie schnell brauchst du mich?«, fragte ich die Rauchgestalt.

»So schnell, wie du über Land zu mir kommen kannst.« Dieses Mal sprach sie mit dem tieferen Ton eines langsam dahinströmenden breiten Flusses.

»Ein Schiff wäre schneller«, wandte ich ein.

Harad beugte sich vor. »Und es gibt Banne, die dich noch schneller bis zu den Mauern des Sylvani-Reiches tragen könnten.«

»Nein, es muss über Land geschehen, oder die Verbindung wird ausfallen.« Die Gestalt schüttelte den Kopf – eine schnellere Bewegung als alle, die sie bisher gemacht hatte; schnell genug, dass ihre Züge verschwammen, weil der Luftstrom den Rauch verwirbelte. »Die Logik des Rauchs erfordert es.«

»Die Logik des Rauchs?« Faran zog eine Braue hoch. »Wie das?«

»Ich habe keine Zeit für Erklärungen«, sagte Siri. »Schon jetzt spüre ich, dass der Geist des Feuers erlahmt. Die nötige Magie ist … kompliziert. Unnötig zu sagen, dass die Kraft des Ringes nur unter ganz bestimmten Bedingungen wirkt.«

Harad räusperte sich. »Wie genau äußert sich diese Kraft?«

»Noch wichtiger«, schloss sich Faran an, »was passiert, wenn die Kraft versagt?« Sie bedachte mich mit einem strengen Blick. »Das gefällt mir überhaupt nicht.«

Ssithra flatterte mit den Flügeln und erhob sich in die Luft. Ihre Aufregung schlug sich in zerzaustem Schattengefieder und einem steifen Hals nieder. »Kind, nur einmal im Leben: Hab Respekt vor den Älteren. Du redest hier mit der Mythenmörderin, und sie ist in Eile.«

»Phönix«, stellte Siri fest. »Das bedeutet Ssithra, und du musst Faran sein.« Sie richtete ihre Rauchaugen auf die jüngere Frau. »Du warst ein cleveres Mädchen und äußerst vielversprechend. Ich bin froh, dass du dem Untergang entronnen bist. Bitte glaub mir, dass Arals Hilfe von höchster Wichtigkeit ist.«

Faran nickte widerstrebend, senkte den Kopf und trat zurück.

»Wo befindest du dich jetzt?«, fragte ich.

»Südlich von Tavan in der Nähe …« Ihre Stimme verstummte. Und dann, mit einem leisen Puff, fiel der Rauch in sich zusammen, und Siri war fort.

»Beim nächsten Mal«, sagte ich so freundlich, wie es mein Missmut zuließ, zu Faran, »spar dir deine Einwände auf, bis die wichtigen Fragen alle gestellt und beantwortet sind.«

Sie fixierte ihre Füße, nickte aber.

»Wann reisen wir ab?«, erkundigte sich Triss.

Ich dachte einen Moment darüber nach. »Wir müssen erst zum Lagerhaus, um all die Dinge zu holen, die wir für die Reise brauchen, ehe wir die Straße des Westens nehmen können. Das wird eine Weile dauern. Wir sollten binnen einer Viertelstunde hier aufbrechen, wenn wir die Stadt noch heute Abend verlassen wollen.«

»Ich gehe mit«, verkündete Faran.

Ich war ihr in diesem Moment nicht allzu wohlgesonnen und schüttelte umgehend den Kopf. »Nein, du bleibst hier. Du musst deine Behandlung bei Harad abschließen.«

»Schau«, wandte Faran ein, »darüber können wir uns streiten, und du wirst vielleicht sogar gewinnen. Aber danach werde ich mich hinausschleichen und dir folgen, genau wie beim letzten Mal, also wäre es besser, wenn du gleich zustimmen würdest. Außerdem sagt Harad sowieso, dass die Behandlung unterbrochen werden muss, also passt der Zeitpunkt perfekt.«

Ich schaute Harad an.

Der breitete unverbindlich die Hände aus. »Was ich sagte, war, dass wir eine Pause machen sollten, damit du dich ausruhen kannst und wir sehen, wie die Heilung verläuft. Ein Zweitausendmeilen-Dauerlauf über die Ostgrenze der elf Königreiche ist nicht so ganz das, was mir dabei vorgeschwebt hat …«

Faran setzte eine trotzige Miene auf. »Das wird für mich viel erholsamer, als hierzubleiben. Ich würde nur vor Sorge verrückt werden wegen all der Schwierigkeiten, in die Aral sich bringen wird, wenn er niemanden hat, der ihm den Rücken freihält.«

»Hey!« Triss schlug verärgert mit den Flügeln.

»Du weißt, wie ich das meine, Triss«, sagte Faran. »In Anbetracht der Schwierigkeiten, die so ein begrabener Gott vermutlich aufwerfen wird, kannst du da aufrichtig behaupten, ihr würdet nicht alle Hilfe brauchen, die ihr kriegen könnt?«

»Das ist ein Argument«, stimmte Triss zögernd zu. »Aber ich nehme dich nicht mit, solange Ssithra und Shang nicht eingewilligt haben.«

Ssithra zog sich kurz zu einem Achselzucken zusammen. »Ich habe schon vor Jahren aufgegeben, mit ihr zu diskutieren, wenn sie diesen Ton am Leib hat. Aber du hast recht, wenn Shang meint, das wäre keine gute Idee, dann gehen wir nicht mit.«

In diesem Moment richteten sich alle Augen auf den Flussdrachen. Zwar war formell Harad für Farans Behandlung zuständig, doch Shang war derjenige, der am Ende für ihre Fortschritte verantwortlich zeichnete. Die Heilkräfte der großen Wasserdrachen waren unvergleichlich – die meisten Heilquellen der Legenden verdankten ihre Magie einem ortsansässigen Drachen.

Shang senkte den gewaltigen Kopf und schob die Nase bis auf wenige Zoll an Faran heran. Dann, weitaus sanfter als bei mir, streckte er seine Zungenspitzen aus und berührte beide Seiten von Farans Stirn. So verharrte er vollkommen reglos für mehrere Minuten, ehe er sich schließlich zurückzog und den Kopf zur Seite legte, um ihr mit einem seiner Augen in die ihren zu sehen.

»Ich weiß, dass deine Sehkraft sich erheblich gebessert hat, aber sie wird nie mehr perfekt werden. Doch sag mir die Wahrheit, Kind, wie steht es um deine Kopfschmerzen?«

»Schlimm«, erwiderte Faran kleinlaut. »Aber sie sind nicht annähernd so häufig wie zu Beginn und auch nicht mehr so schrecklich, dass ich darüber nachdenke, mich selbst umzubringen.«

Der Drache seufzte. Dann nickte er. »Ich glaube nicht, dass du einen Rückfall erleiden wirst, wenn du mitgehst, aber gesünder wirst du dabei auch nicht. Es stimmt, dass du eine Pause von meiner Heilbehandlung brauchst, damit wir feststellen können, wie weit wir gekommen sind. Aber wenn du dich nicht schonst, kann sich deine Genesung über Monate hinziehen. Mindestens. Und ich werde nicht da sein, um deinen Schmerz zu lindern.«

Faran verzog das Gesicht. »Das weiß ich, aber ich wäre hier nicht eine Sekunde beruhigt, wenn ich nicht mit Aral ginge. Ich würde mit Ssithra hier festsitzen und vor Sorge verrückt werden, genau wie damals, als er allein losgezogen ist, um dem Sohn des Himmels entgegenzutreten. Er ist einfach zu gutmütig, und das wird ihn eines Tages das Leben kosten.«

Nun richtete Shang sein anderes Auge auf mich. »Der gutmütige Assassine – na, das ist doch mal eine interessante Wendung. Wie denkst du darüber, Aral?«

Da war etwas im Ton des Drachen, das keine Heuchelei zuließ. »Faran hat recht, wenn sie sagt, dass ich es vorziehe, niemanden zu töten, wenn ich die Wahl habe«, entgegnete ich. »Aber ich bin nicht so gutmütig, wie ich es war, als Faran und ich gemeinsam auf die Jagd gegangen sind. Meine Einschätzung, wer den Tod verdient … hat sich seit unserem Besuch in den Magierländern im letzten Jahr ein wenig ausgeweitet.«

»Wirklich?« Faran maß mich mit einem zweifelnden Blick – sie war gerade neun geworden, als der Untergang des Tempels sie ganz allein auf der Welt zurückgelassen hatte. Das hatte sie auf eine Weise hart gemacht, von der ich annahm, dass sie nicht wirklich gesund für sie war. Sie tötete mit einer vergnügten Unbarmherzigkeit, die nicht zu einer Person passen wollte, die dazu erzogen wurde, eine Kämpferin für die Gerechtigkeit zu werden.

Aber Triss nickte. »Er macht sich wirklich ganz gut.« Wie die meisten Finsterlinge hatte Triss nie davor zurückgescheut, jeden zu töten, dessen Tod er für notwendig hielt, und er hatte mich oft dafür gerügt, dass ich zu viele lose Enden weiteratmen ließ.

»Was hat sich verändert?«, fragte Faran.

»Ich habe mich daran erinnert, was ich bin«, sagte ich. »Als ich jünger war, habe ich mein Gewissen Namara anvertraut und getötet, wenn sie es verlangt hat, denn ich wusste, dass ich der Gerechtigkeit damit ebenso diene wie ihrer Göttin, und damit war ich zufrieden. Dann starb Namara. Und ich war eine sehr lange Zeit einfach verloren. Aber schließlich wurde mir klar, dass der Tod der Göttin der Gerechtigkeit mich nicht von meiner Pflicht gegenüber der Gerechtigkeit befreit hatte. Es gibt viele Monster auf dieser Welt, und für einige bringt nur der Tod Gerechtigkeit. Das ist das, wozu ich geboren und ausgebildet wurde. Am Ende ist der Tod das, was ich bin.«

»Der Tod«, wiederholte Faran und nickte. »Das ist zwar ein bisschen düster für deine Verhältnisse, aber ich glaube, es gefällt mir.« Sie lächelte. »Wenn ich zum Haus gehe und du in die Zuflucht, können wir eine ganze Stunde Zeit sparen. Treffen wir uns an der Brücke, wo die Große Straße des Westens den Tien kreuzt?«

»Gemacht.«

*

Sachen holen und los. Eine einfache Aufgabe, aber wichtig. Viele der Werkzeuge meiner Branche kann man nur selbst anfertigen. Eckhellen, Ohrgeläute, mit Opium und Efik gefüllte Eier zum Ausschalten der Wachhunde, die Rohlinge zur Anfertigung von Schwarzbannen … die Liste ist endlos lang. Andere Dinge sind schwer zu bekommen oder kostspielig, Augschauen beispielsweise, gute Seidenstricke, Ersatzkleidung für Klingen und vieles mehr. Und wenn auch Dinge wie Bettzeug und Seidenzelte auf den meisten größeren Märkten zu finden sind, geht es doch viel schneller und einfacher, wenn man derlei Dinge bereits besitzt und nur aus ihrem Versteck holen muss.

Was der Grund dafür war, dass ich in das längst vergessene Lagerhaus zurückgehen musste. Das aus Mauerziegeln und Holz errichtete Gebäude stand an einer der engen Gassen, die von der nahen Kanalstraße abzweigten, doch irgendwann hatte jemand den Weg zu beiden Seiten zugemauert, um ein neues Bauwerk zu erstellen, und das alte Lagerhaus einfach von dem geschäftigen Lebenssaft abgeschnitten, den der Kanal zu bieten hatte. Das war wahrscheinlich auch der Zeitpunkt, zu dem der Haupteingang mit einer Ziegelmauer verschlossen wurde, aber das hätte auch schon zehn Jahre früher passiert sein können. Oder fünfzig.

Wer wann ein Loch von der Größe einer Tür in eine Seitenwand gebrochen hatte, die zu einer Sackgasse führte, welche kaum breiter war als meine Schultern, war eine offene Frage. Allerdings hatte dieser jemand gewiss geplant, das modrige alte Gebäude als Steckweg für geschmuggelte oder gestohlene Güter zu benutzen. Zu diesem Schluss war zumindest ich gekommen in Anbetracht der Sorgfalt, mit der die Geheimtür eingebaut worden war.

Noch später war auch diese Sackgasse zugemauert worden, vermutlich im Zuge von Reparaturen nach einem der vielen Feuer, die sich über die Jahre durch dieses Viertel gefressen hatten. Von da an war der Weg in das alte Lagerhaus und wieder heraus entweder eine Kletterei über die Dächer und von dort aus durch ein Loch hinab in die Gasse oder Schwerstarbeit mit Hammer und Säge. Großartig, um sich selbst oder seine Ausrüstung dort zu verstecken, weniger geeignet, um schnell hinein- oder herauszugelangen, und ein echtes Problem, nun, da mir etwas in mein Versteck gefolgt war.

Zum ersten Mal hatte ich es in der Gasse hinter mir gehört, als ich gerade durch die verborgene Tür in das Lagerhaus schlüpfte. Ich legte den schweren Riegel vor. Das Etwas brach dennoch Augenblicke später durch die Tür. Bis dahin war ich auf der Galerie angelangt, hatte es aber nicht zu dem versteckten Dachboden geschafft, auf dem meine Ausrüstung gelagert war.

Die Kreatur hatte die Farbe und Fellzeichnung eines Tigers, bewegte sich aber eher wie ein Hund. Groß, etwa wie ein Bär, vielleicht sechshundert Pfund schwer. Sie kam langsam und mit gesenktem Kopf zur Tür herein und schnüffelte sich an der Duftspur entlang, die ich hinterlassen hatte. Ich konnte sehen, dass sie dem Weg folgte, den ich nach dem Eintreten genommen hatte, aber ich wusste nicht, wie gut ihr Sehvermögen war. Eigentlich wusste ich auch sonst nichts über das Biest. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen, und es stank förmlich nach Magie. Und da wir schon dabei sind: Nichts, was derart groß und offensichtlich gefährlich war, sollte jemals so tief in eine Stadt von der Größe Tiens vordringen können. Also musste es sich um eine Art Fremdkörper handeln – einer, der vermutlich direkt in die Gasse beschworen worden war.

Ich ummantelte mich mit Triss’ Substanz, zog mein rechtes Schwert und sprang leichtfüßig auf das Geländer, das die Galerie begrenzte. Als das Ding unter mir vorbeigegangen war, sprang ich hinunter, landete neben dem Kopf des Biestes und holte zu einem Enthauptungshieb aus. Die kurze, gekrümmte Klinge wurde kaum langsamer, als sie in seinen dicken Hals eindrang – eine Folge der von der Göttin geschmiedeten Banne.

Einen Moment später spießte ich den Kopf auf das Schwert und hob ihn hoch, um ihn genauer zu betrachten. Er war schwer, sogar für einen einzelnen Kopf, und hässlich – ein Albtraum mit einem Übermaß an Zähnen und Hauern –, und er hätte mir beinahe einen Beinbruch beschert. Ich war so damit beschäftigt, ihn in Augenschein zu nehmen, dass ich beinahe übersehen hätte, wie der Leib mit der rechten Vorderpfote nach mir schlug – beinahe.

Die langen Klauen zertrümmerten eine Kiste, als ich wie eine Krähe aus dem Weg hüpfte – mehr brachte ich mit dem schweren Kopf auf meinem Schwert schlicht nicht zustande. Rasch befreite ich meine Klinge, drehte mich um und zog auch mein zweites Schwert. Das Biest starrte mich direkt an – wenn irgendetwas ohne Kopf starren kann. Die klaffende Wunde von einem Hals, aus der langsam das Blut troff, zeigte jedenfalls geradewegs auf mein Herz. Schwerfällig wankte der kopflose Körper einen Schritt auf mich zu. Ich wich erneut zurück, und das Ding folgte mir.

Also, was jetzt? Normalerweise pflegte etwas, das ich geköpft hatte, nicht mehr hinter mir herzulaufen. Ganz besonders, wenn ich dazu die von meiner Göttin geschmiedeten Schwerter benutzte. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich ein Ding töten sollte, das imstande war, so etwas einfach abzuschütteln.

Triss?, fragte ich stumm.

Keine Ahnung.

Ich hatte ein Problem. Ein großes, hässliches, magisches Problem. Etwa an dem Punkt versiegte der Blutfluss aus dem offenen Hals, und … ich … begriff, dass ich ein großes, hässliches, sich erneuerndes magisches Problem hatte. Während ich es beobachtete, ließ sich das Ding einen neuen Kopf wachsen. Ich betrachtete mein Schwert, sah nach, ob es vielleicht irgendjemand geschafft hatte, meine Klinge gegen eine Waffe aus gewöhnlichem Stahl auszutauschen.

Aber nein, der Licht aufsaugende schwarze Stahl der Göttin war mir so vertraut wie die Hand, die ihn hielt. Mehr noch, Fleisch konnte durch die passende Magie in eine neue Form gebracht werden, während Namaras Stahl unveränderlich und beinahe unzerbrechlich war. Aber eben diese Klinge göttlichen Ursprungs hätte die Wunde eigentlich magisch abtöten und jegliches Nachwachsen verhindern müssen. Und sie hätte auch jeden vorstellbaren Bann brechen müssen, der das Ding am Leben hielt. Sie hätte es töten müssen, auch wenn die bloße Enthauptung dazu nicht reichte.

Das Ding schlug erneut mit der Pranke nach mir. Ich war in Versuchung, sie abzuhacken, doch da kam mir ein erschreckender Gedanke, und ich wich einfach zur Seite aus. Dann sah ich mich nach dem Kopf um und stellte fest, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, denn der hatte sich inzwischen einen Hals wachsen lassen – dem, ausreichend Zeit vorausgesetzt, vermutlich ein vollständiger Körper folgen würde. Während ich einen der Stützpfeiler der Galerie zwischen mich und das Biest brachte, teilte ich Triss meine Erkenntnis auf geistigem Wege mit.

Wir brauchen einen Plan, dachte ich zu ihm. Vorzugsweise gestern. Ich nehme an, du kannst das Ding nicht ins Immerfinster schicken?

Nicht innerhalb eines halbwegs vernünftigen Zeitrahmens. Es ist zu groß und zu magisch. Vielleicht, wenn du es dazu bringen könntest, eine Stunde stillzuhalten oder zwei …

Irgendwie glaube ich nicht, dass es da mitspielen wird.

Wieder schlug das Ding nach mir und zertrümmerte einen dicken Holzpfeiler. Bruchstücke flogen in alle Richtungen durch die Luft. Ein dicker Splitter bohrte sich schmerzhaft in meinen Handrücken, und ich knurrte eine wütende Verwünschung. Als ich ihn mit den Zähnen herausriss, lieferte mir der Geschmack geteerten Eichenholzes den ersten Hauch einer Idee, doch ich brauchte noch ein bisschen mehr Zeit, um sie heranwachsen zu lassen.

Ich glitt zur Seite und hielt eines meiner Schwerter bereit, um weitere plötzliche Angriffe abzuwehren. Als ich den nächsten Pfeiler erreicht hatte, schälte ich ein langes Stück von der Ecke ab und erhielt so einen kurzen, hölzernen Speer.

Rasch steckte ich das linke Schwert wieder in die Scheide auf meinem Rücken, schob den Fuß unter das Stück Holz und schleuderte es mir in die Hand. Gerade rechtzeitig, denn die Bestie griff wieder an, und ich war gezwungen, mich radschlagend in Sicherheit zu bringen, um einem bösartigen Vorstoß frisch nachgewachsener Hauer zu entgehen. Rasch glitt ich hinter das Biest, rammte ihm den Speer durch eine Hinterpfote und in eine Lücke zwischen den Pflastersteinen. Das würde das Ding nicht lange aufhalten, aber es sollte …«

»Ach, Mist«, schimpfte ich lauthals, als das Ding einfach weiterlief, ohne auch nur langsamer zu werden. Sicher, das Hinterbein zog sich kurz in die Länge wie ein Tentakel ohne Knochen, doch dann teilte sich die Pfote einfach rund um den Holzstachel herum und wuchs anschließend wieder zusammen. Es war, als würde man ein Messer durch Wasser ziehen.

Das ist nicht gut, teilte mir Triss seine Besorgnis mit.

Nein, ich glaube, wir müssen zu drastischeren Maßnahmen greifen.

Hast du auch schon eine Idee, wie die aussehen könnte?

Vielleicht, ja, aber das ist ziemlich gefährlich. Du musst dich eine Weile schlafen legen, während ich ein Feuer entzünde. Feuer als Waffe einzusetzen war mir zuwider, aber angesichts der Unzerstörbarkeit dieses Dings sah ich keine andere Möglichkeit.

Hinter mir erklang ein leises Knurren, das mir verriet, dass der abgeschlagene Kopf mir schon bald einen zweiten Gegner bescheren würde, um den ich mich würde kümmern müssen. Ich musste der Sache ein Ende machen, schnell, und ich sah nur einen Weg. Stumm verabschiedete ich mich von meiner Ausrüstung, die zu holen ich noch keine Zeit gehabt hatte, und machte mich daran, meinen Plan in die Tat umzusetzen.

Zunächst übernahm ich Triss, der sich in einen Traumzustand versetzt hatte, welcher es mir erlaubte, seine Fähigkeiten und Sinne zu benutzen wie meine eigenen.

Das Ding schien mich eher zu wittern, als mich zu sehen, was bedeutete, dass es wenig Sinn hatte, mich zu ummanteln, aber jede aufwendigere Magie erforderte zwingend, dass nur einer von uns die Zügel führte. Ehrlich gesagt, ich glaube, Triss wäre der bessere Magier, könnten wir nur die Rollen tauschen. Aber so funktioniert die Magier-Vertrauten-Beziehung nun einmal nicht, sieht man von der bemerkenswert bizarren Ausnahme der Dyaden ab.

Magie hat viel Ähnlichkeit mit dem Schwertkampf, wobei der Magier die Rolle der Hand am Heft übernimmt und der Vertraute die Klinge spielt. Ich zog meinen Schatten vom Boden und über meine Haut, formte Triss’ Substanz ganz nach meinen Vorstellungen zu einer Hülle, die dünner war als das feinste Haar.

Als er mein Gesicht und meinen Kopf bedeckte, weiteten sich meine Sinne auf eine Weise, die in menschlicher Sprache schwer zu beschreiben ist, auf das Reich der Schatten aus. Dunkelheit erhielt Geschmack und Struktur, wie sie keine sterbliche Zunge je gekostet, keine sterblichen Augen je gesehen hatten – Licht heulte, Farben verschwanden.

Als ich mich das erste Mal in Triss’ Substanz gewickelt hatte, hatte mich das verwirrende Durcheinander aus Wahrnehmungen in die Knie gezwungen. Diese Flut neuer Eindrücke sinnvoll umzusetzen erfordert jahrelange Übung.

Ich schob mich wieder vor das Ding, was mir nicht schwerfiel, denn offenbar hatte mein Verfolger es nicht eilig, mir den Garaus zu machen. Das war von Vorteil, aber auch besorgniserregend. Wenn jemand versucht, einen auf so eine gemächliche Art zu töten, liegt das üblicherweise daran, dass er nicht ansatzweise befürchtet, man könnte entkommen. Mir blieb nur die Hoffnung, dass das Biest ganz einfach nicht wusste, wer ich war und wozu ich imstande war, aber irgendwie konnte ich das nicht glauben.

Ich zerstörte die Pfosten, die die Galerie im Bereich der geheimen Tür stützten – und schloss sie damit endgültig. Das schränkte meine Fluchtmöglichkeiten erheblich ein, zumal der Haupteingang schon vor Jahren zugemauert worden war.

So schnell ich nur konnte, arbeitete ich mich an den Außenmauern des Gebäudes entlang. Die Notwendigkeit, ein Schwert hinter mir herzuschleifen, um eine durchgehende Linie über die Pflastersteine zu ziehen, hielt mich stärker auf, als mir lieb war. Das gab dem Ding und seinem geringfügig kleineren Zwilling eine Menge Zeit, um zu mir aufzuschließen, noch bevor ich meinen Schutzkreis zu Ende bringen konnte. Ich sprach gerade einen Abschluss- und Bindungszauber und führte das Ende der Linie an ihren Anfang heran, auf dass sie sich selbst in den Schwanz bisse, als sie von beiden Seiten angriffen.

Auch die ausgefallenste Beinarbeit reichte kaum, mich in Sicherheit zu bringen, als ich im Laufschritt die Wand hinaufrannte und, gestützt auf die Schwertspitzen, einen Salto schlug. Das Manöver hätte noch vor ein oder zwei Jahren aller Wahrscheinlichkeit nach zur Folge gehabt, dass ich mir den verdammten Hals gebrochen hätte, und es hätte garantiert die einfacheren Schwerter zerbrochen, die ich damals geführt hatte. Nun hielt ich zumindest mit Mühe stand, als zunächst die Erschütterung der ersten, dann der anderen Klinge beim Aufprall auf die Steine durch meinen Körper raste, während ich durch die schmale Lücke zwischen den beiden Monstern flog. Meine Hände und Unterarme fühlten sich an, als hätte sie jemand mit einem Hammer bearbeitet.

Während ich in die Mitte des Lagerhauses lief, steckte ich meine Schwerter weg und reckte die Hände der Decke entgegen. Triss wimmerte im Schlaf, als magisches Feuer von meinen Handflächen emporschoss – der Kontakt zu elementarem Feuer war schmerzhaft für Finsterlinge, doch das war der einzige Plan, den ich hatte, und mir lief die Zeit davon. Binnen weniger Momente erblühten die Fachwerkbalken in leuchtendem Rot und Gold, und ich schloss die Fäuste – erstickte die magischen Feuer. Das Gebäude stand in Flammen. Bald würde es einstürzen.

Nun musste ich nur noch raus …

3

Die Flamme, die Gebeine verbrennt. Nennt es Zweckfeuer, wenn es Euch beliebt. Oder benutzt den älteren und ehrlicheren Begriff des Beinfeuers. Wie Ihr es auch bezeichnet, ein brennendes Skelett ist von schauriger Schönheit.

Ob es von einem Menschen stammt oder von einem Haus, das älter ist als jeder Sterbliche, das Ergebnis bleibt weitgehend das Gleiche. Ein alles verschlingendes Chaos fordert ein neues Opfer. Von außen betrachtet kann das wundervoll sein, sogar reinigend. Von innen ist nur von Interesse, sich davor irgendwie in Sicherheit zu bringen.

Ich hatte den zentralen Stützpfeiler des Lagerhauses aus gutem Grund nicht angerührt, als ich die magischen Feuer herbeirief. Doch ehe ich auch nur damit anfangen konnte, den Pfeiler hochzuklettern, gingen die Kreatur und ihr nicht minder böser Zwilling schon wieder auf mich los. Sie näherten sich ohne jede Raffinesse, was immerhin eine kleine Gnade war, denn so kamen sie von vorn auf mich zu. Doch mir blieb keine Zeit, meine Schwerter erneut zu ziehen, und ich hatte es auch nicht vor, denn bisher waren sie mir nicht gerade von Nutzen gewesen.

Magie hätte mir vielleicht bessere Dienste leisten können, doch ich bin nicht Siri, nicht einmal Faran. Die Feinheiten der Zauberei haben sich mir von jeher entzogen. Darüber hinaus stellten die Flammen, von denen ich gehofft hatte, sie würden mich retten, für meine schattenzentrierte Magie nun ein ebenso unüberwindbares Hindernis dar wie Ketten und Eisenstäbe für weniger ausgefallene Maßnahmen.

Also vertraute ich auf mein Glück und meinen festen Griff, wo ein anderer aus meinem Orden vielleicht zu extravaganten Schwertstreichen oder einem korrekt aufgebauten Bann gegriffen hätte, und sprang einfach an dem Pfeiler hoch, so hoch ich konnte, wickelte Arme und Beine fest um ihn herum und hoffte, es würde reichen.

Als das Monsterpärchen zuschlug und die unteren sechs Fuß des Pfeilers zertrümmerte, hätte mir die Erschütterung beinahe den Rest gegeben. Das alte Eichenholz, einen Fuß dick und eisenhart, wie es war, explodierte förmlich, als die gewaltigen Bestien es rammten. Splitter bohrten sich tief in meine Füße, die plötzlich nur noch leere Luft umklammerten. Die Decke sackte einen guten Meter ab, und ich mit ihr, und die Reste des Pfeilers hingen an der Querstrebe, die sie eigentlich stützen sollten.