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RAUS AUS DER FALLE - DIE BEFREIUNG DES MENSCHLICHEN GEISTES! Worin besteht die Falle, wie funktioniert sie und wie können wir ihren Illusionen entkommen? »Lesen Sie dieses Buch, und die Welt wird nie wieder so aussehen wie zuvor. Der Schleier der Illusion wird beiseite gefegt und die erstaunliche Wahrheit, die uns bisher vorenthalten wurde, wird Sie befreien.« Er war englischer Profi-Fußballer und beliebter TV-Moderator. Er war Sprecher der britischen Grünen - und er stieg aus, weil er den Sumpf nicht ertragen konnte, den er zu Gesicht bekommen hatte. Seitdem legt er offen, wer geopolitisch in Politik und Wirtschaft wirklich die Fäden zieht. Er berichtet vom Aufbau und Vorgehen der globalen Elite und zeigt uns in diesem Buch, wie wir unser Bewusstsein in einem Maße ausdehnen, dass wir ihre Kontrolle über unsere Wahrnehmung abschütteln können. Nur so können wir die Matrix, in der wir gefangengehalten werden, sprengen. Aber dazu müssen wir eine persönliche Wahl treffen. David Icke berichtet hier erstmals ausführlich über seinen eigenen Weg, seine Fußballkarriere, seine Zeit als TV-Moderator, Sportreporter und Sprecher der Grünen Partei von Großbritannien. All dies führte zu seinem persönlichen Erwachen, das ihm seine Lebensaufgabe deutlich machte. Es folgte ein Aufenthalt in Peru, bei dem er eine spontane Bewusstseinserweiterung erfuhr, die ihm die Kraft gab, die letzten dreißig Jahre mit der Aufdeckung der weltweiten kriminellen Machenschaften des Globalen Kultes zu verbringen, der noch immer die Richtung der menschlichen Gesellschaft steuert. Jetzt geht es für jeden Einzelnen um die Befreiung seines Geistes! David Ickes klassisches Buch »Das Große Geheimnis«, erstmals 1998 veröffentlicht, wurde in seiner Bedeutung oft mit dem »Stein von Rosette« verglichen. Bei diesem »Stein« handelt es sich um einen archäologischen Fund, das Fragment einer Steintafel, das maßgeblich zur Entschlüsselung der ägyptischen Hieroglyphen beitrug. Die gleiche große Bedeutung wurde Ickes Buch zugeschrieben, weil es in der modernen Aufklärungsliteratur so deutlich die Zusammenhänge und das Wesen der Kräfte aufzeigte, die hinter der Kontrolle der Menschheit stehen. Jetzt geht der britische Bestsellerautor noch einen Schritt weiter ... Es geht um die Offenlegung der Illlusion der Realität - auf dem Weg zur persönlichen Freiheit für jeden Einzelnen! David Icke sagt: »DIE FALLE ist der Stein von Rosette für die Illusion der Realität und öffnet die Tür zur Freiheit in ihrem umfassendsten Sinn. Wenn Sie dieses Buch lesen, wird die Welt für Sie nie mehr so aussehen wie zuvor. Der Schleier der Illusion wird beiseite gefegt und die erstaunliche Wahrheit, die uns allen bisher vorenthalten wurde, wird Sie befreien.« David Icke, geboren in Leicester, England, ist eine der wichtigsten Stimmen unserer Zeit. Er lebt heute in Ryde auf der Isle of Wight vor der Südküste Englands, wo er durch seine jahrzehntelange schriftstellerische Tätigkeit, seine öffentlichen Vorträge und seine Kontroversen zum bekanntesten Einwohner der Insel geworden ist. Seine Erkenntnisse wurden zunächst von vielen mit Unglauben und Spott bedacht – bis seine Voraussagen sich Jahr für Jahr als richtig erwiesen und die Skeptiker zuzuhören begannen.
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DAVID ICKE
WAS SIE IST,WIE SIE FUNKTIONIERT UNDWIE WIR IHREN ILLUSIONEN ENTKOMMEN
Aus dem Englischen vonMichael Görden
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Englische Originalausgabe:
THE TRAP. WHAT IT IS, HOW IT WORKS
AND HOW WE ESCAPE ITS ILLUSIONS
Deutscher Erstdruck im AMRA Verlag
Hotline: + 49 (0) 61 81 – 18 93 92
Service: [email protected]
Herausgeber & Lektor
Michael Nagula
Einbandgestaltung
Intrinsic Corners
Layout & Satz
Birgit Letsch
Innenillustrationen
Neil Hague
Cover & weitere Illus
Gareth Icke
Druck & Bindung
CPI books GmbH
ISBN Printausgabe 978-3-95447-639-8
ISBN eBook 978-3-95447-640-4
First published in August 2022 by ickonic publishing, New
Enterprise House, St Helens Street, Derby DE1 3GY, UK
German edition under license of copyright © by David Icke
Art & Illustrations are protected under the Copyright Act © 1988
German Rights © 2023 by AMRA Verlag & Records, Hanau
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Allen, die sich nicht der Tyrannei beugenund einen offenen Geist haben, der ihnen allein gehört.
Allen, für die das Gleiche gälte,wenn sie sich dafür entscheiden würden.
Christianne van Wijkfür all die faszinierenden Gespräche,die wir miteinander führten.
Life is what happens to youwhile you’re busy making other plans.
Das Leben ist das, was dir widerfährt,während du gerade eifrig andere Pläne schmiedest.
JOHN LENNON
Is this the real life? Is this just fantasy?Caught in a landslide, no escape from reality.Open your eyes, look up to the skies and see.
Ist dies das wahre Leben? Ist es nur Fantasie?
Gefangen in einem Erdrutsch, kein Entkommen vor der Wirklichkeit.
Mach die Augen auf, schau zum Himmel hoch und sehe.
FREDDIE MERCURY
David Icke ist ein visionäres Genie. Jeder, der das in dieser späten Phase des Spiels nicht erkennt, ist verblendet, ignorant oder dumm.
JAMES DELINGPOLE
Wer hätte gedacht, dass inmitten all der Jahrzehnte des Spottes und der Beschimpfungen eines Tages ein angesehener Journalist einmal solche Worte über diesen Irren David Icke schreiben würde? Ich hoffe, dass meine Lebenserfahrung gezeigt hat, wie wichtig es ist, seine Wahrheit zu sagen, wie auch immer die aussehen mag, unabhängig von den Aktionen und Reaktionen anderer. Die Menschheit wurde über Tausende von Jahren hinweg von dem, was wir »Zeit« nennen, in eine Realitätsblase manipuliert, um sich selbst und das Leben in einer so kleinen, mikroskopischen Kurzsichtigkeit zu sehen, dass nur noch die Grundfunktionen des Überlebens die Wahrnehmung des »Lebens« ausmachen. Das ändert sich zwar gerade, da immer mehr Menschen aus ihrer Trance erwachen, aber für große Teile der Menschheitsfamilie ist es nach wie vor so. Daher wird jeder, der sich jenseits dieser Mauern der kurzsichtigen Wahrnehmung zeigt, denkt, fühlt und weiß, mit Spott, Beschimpfungen und Ablehnung von Seiten derjenigen konfrontiert werden, die den erweiterten Sinn der Realität, der vermittelt wird, buchstäblich nicht erfassen oder verstehen können. Dennoch müssen wir unsere Wahrheit aussprechen. Wir müssen. Ohne diese unerschütterliche Entschlossenheit, das festgefahrene Muster der Konventionen in Frage zu stellen, kann sich nichts ändern. Die Wahrnehmungsvortexe drehen sich, während der Rest des Flusses – das Unendliche Potenzial – ungesehen und unerkannt vorbeifließt. Als mein Bewusstsein 1990 erwachte und dann Anfang des folgenden Jahres förmlich explodierte, beschloss ich, meine Wahrheit zu sagen. Keine noch so großen Angriffe und Beleidigungen hätten mich davon abhalten können. Um es in menschlichen Worten auszudrücken: Ich bin ein sturer Bastard. Und zwar so hartnäckig, dass ich wie der Schlussstein eines Torbogens umso stärker werde, je mehr Druck man auf mich ausübt. Diese Stärke ist nicht »menschlich«, sie ist jenseits des Menschlichen. Ich bin nicht menschlich. Und Sie sind es auch nicht. Das »Menschliche« ist die große Illusion und die Grundlage unserer Massenknechtschaft. Wir sind NICHT menschlich. Wir sind ein Bewusstsein, das eine kurze Erfahrung macht, die wir »menschlich« nennen. Es ist diese Offenbarung, die uns befreien wird.
Ich führe ein wundervolles Leben … wundervoll … und ich würde keinen einzigen Tag davon missen wollen – weder die guten noch die schlechten, noch die Tage dazwischen. Wenn ich das täte, würde ich das Wahrnehmungsnetz zerstören, das auf so vielen Ebenen und in so vielen Facetten jene Magie heraufbeschwor, die mich dahin geführt hat, wo ich heute bin. Ich liebe den Ort, an dem ich heute bin. Warum sollte ich also den unglaublichen Erfahrungsschatz, der mich hierher brachte, verändern wollen? Ich würde jedoch gerne viele der Dinge ändern, die mir in einem Leben außergewöhnlicher Synchronizität bewusst geworden sind, seit mein Bewusstsein in den Jahren 1990/91 explodierte, eine Woge des Spottes und der Beschimpfungen über mich hereinbrach und ich mich schließlich, drei Jahrzehnte später, rehabilitiert fand. Wahrscheinlich haben bereits Hunderte von Millionen Menschen auf der ganzen Welt erkannt, wie sehr ich recht habe, und es werden ständig mehr, während es immer noch viele gibt, die versuchen, die krasse Wahrheit zu verdrängen, dass ich bestätigt worden bin. Sie können dies nur durch Selbsttäuschung tun.
Mehr als dreißig Jahre lang habe ich vorhergesagt, dass die aktuellen Ereignisse eintreten würden, und jetzt sind sie da. Die Frage ist: Woher wusste ich das? Warum werden Dinge, die ich gesagt habe und die so weit hergeholt erschienen, zunehmend von Mainstream-Wissenschaftlern unterstützt? Schließlich habe ich die Schule mit fünfzehn Jahren ohne einen Abschluss verlassen, um Profifußballer zu werden. Für den intellektuellen Verstand ist das ein Paradoxon. Wie konnte ich das alles ohne eine angemessene »Ausbildung« wissen? Ich konnte es wissen, weil die »Welt« nicht so ist, wie die Menschen denken oder wie man es ihnen weismachen will. Der intellektuelle Verstand muss der Diener der erweiterten Bewusstseinszustände sein. Doch ganz im Gegenteil ist der Intellekt schon lange der Herr und nicht der Diener. Wenn sich das zeigt, wird die Zellentür zur Weisheit, zum Wissen, zugeschlagen und unsere »Welt« ist das Ergebnis. Ich werde in den ersten Kapiteln Schlüsselmomente aus meinem Leben schildern, um einen »menschlichen« Lebensentwurf zu liefern, mit dem wir die wirklich tiefen Ebenen der Realität vergleichen können, die wir anschließend erforschen werden. Meine Lebenserfahrung wird Ihnen auch den Hintergrund dafür liefern, woher meine Informationen der letzten zweiunddreißig Jahre stammen, nachdem ich jetzt mein siebzigstes »Jahr« im Irrenhaus Erde verbringe.
Ich kam im Erdenjahr 1952 »hier« an und hatte, wie heutzutage viele andere auch, die Mission, die Kontrolle über die menschliche Wahrnehmung den Klauen einer zutiefst bösen (inversen) Macht zu entreißen, die sich auf zahllose verschiedene Arten manifestiert, wie ich noch aufzeigen werde. Das war mir natürlich nicht bewusst, als ich in einer Sozialsiedlung in Leicester, England, aufwuchs, zur Schule ging und eine Karriere im Profifußball machte. Es war mir auch nicht klar, als diese Karriere mit Arthritis endete und ich danach Zeitungs-, Radio- und Fernsehjournalist sowie landesweit bekannter Sportmoderator bei der BBC wurde. Ich wusste es nicht, als ich Ende der 1980er Jahre aus dem Nichts heraus nationaler Sprecher der britischen Grünen wurde. Aber nach einem Besuch bei einem Medium im Jahr 1990 wusste ich es und als mein Realitätssinn 1991 auf einem Hügel in Peru aus den Angeln gehoben wurde. Man spricht von lebensverändernden Momenten. Das erzählt nicht einmal ansatzweise die Geschichte dessen, was mir an jenem Tag widerfuhr. Ich werde all diese Erlebnisse und noch viele mehr im weiteren Verlauf beschreiben. Sie sind ein wesentlicher Grund dafür, warum ich aktuelle Ereignisse vorhersagen konnte und der Mainstream-»Wissenschaft« über drei Jahrzehnte hinweg oft weit voraus war.
Ich habe so viel gelernt (der richtige Begriff wäre »erinnert«, wie wir noch sehen werden), darunter auch, dass es keinen Tod gibt und dass das, was wir Tod nennen, nur ein Übergang zwischen verschiedenen Ausdrucksformen des Lebens ist. Und wir sind weit davon entfernt, nur Spielfiguren im Spiel anderer sein zu müssen. Wir können unsere erlebte Realität kontrollieren, wenn wir wissen, wie wir das anstellen. Aber wenn wir das nicht tun, sind wir Spielfiguren in einem fremden Spiel, und das ist die Situation, in der sich fast jeder von uns befindet. Ich habe gelernt (mich daran erinnert), was für eine psychopathische Kraft hinter all dem steckt, wie sie durch ihre verborgenen Netzwerke agiert und zu welchem Zweck. Das Wissen um dieses »Endziel« hat es mir ermöglicht, aktuelle Ereignisse vorherzusagen. Mir wurde auch gezeigt – damit ich mich erinnern kann –, dass das, was wir die menschliche Welt nennen, eine massiv fortgeschrittene Version eines Computersystems der virtuellen Realität ist, das geschaffen wurde, um unseren Realitätssinn zu fangen und unser niederes Bewusstsein in einer sich ständig wiederholenden Rückkopplungsschleife zwischen verschiedenen Ebenen dieser Simulation oder »Matrix« gefangen zu halten. Das ist der Prozess, den man »Reinkarnation« nennt. Die Physik unserer Realität und der Computerspiele ist dieselbe, wie der Physiker und Kosmologe Max Tegmark am Massachusetts Institute of Technology (MIT) herausstellte. Wer hätte bei der Lawine des Spottes, der einst über mich hereinbrach, gedacht, dass man einmal eine Schlagzeile lesen würden, die lautet: »Wir schulden David Icke … eine Entschuldigung, wenn das Quantenexperiment beweist, dass wir in einer Matrix leben.« Oder dass der Artikel mit der Zeile beginnen würde: »Sagen Sie es lieber nur leise weiter, aber viele angesehene Wissenschaftler und Akademiker sind zunehmend von der Behauptung des linken Provokateurs David Icke überzeugt, dass unsere Realität eine künstliche Simulation ist.« Als ich kurz nach der Jahrtausendwende sagte, dass wir in einer Simulation leben und ihre »Wände« die Lichtgeschwindigkeit sind, wer hätte damals geglaubt, dass zwanzig Jahre später ein Artikel im Mainstream-Magazin Scientific American zu demselben Schluss kommen würde? Wie konnte ich das so viel früher wissen, ohne ein Examen bestanden zu haben oder über eine allgemeine Schulbildung hinaus akademisch geschult worden zu sein? Es wird sich noch zeigen. Der Punkt ist: Zu diesen Erkenntnissen zu gelangen, steht jedem Menschen offen. Es sollte unsere natürliche Gabe sein, das zu begreifen.
Um die Simulation zu verstehen, muss man die menschliche Gesellschaft verstehen, und um die menschliche Gesellschaft zu verstehen, muss man … die Wahrnehmung verstehen. Wir werden noch sehen, dass die Wahrnehmung sowohl die Grundlage der menschlichen Kontrolle ist als auch das Mittel, das uns von dieser Kontrolle befreien kann. Die Simulation oder Matrix manipuliert unsere Wahrnehmung, und derjenige, der hinter der Simulation steht, weiß, dass aus der Wahrnehmung heraus alles – wirklich alles – entsteht. Jedes noch so kleinste Detail der Erfahrung.
Ich wurde am 29. April 1952 in einem Innenstadt-Viertel von Leicester in den englischen East Midlands geboren (siehe Abbildung 1 und Abbildung 2). Unser Reihenhaus befand sich in der Lead Street, die in die Wharf Street mündete (siehe Abbildung 3). Die Lead Street wurde schon bald nach meiner Geburt im Rahmen eines Stadtsanierungsprogramms abgerissen. Meine früheste Erinnerung ist, dass ich in einem kargen Raum an einem trostlosen, leeren Tisch saß, auf dem nur eine Flasche sterilisierter Milch stand, die mit einem Deckel versehen war, wie man ihn von Bierflaschen kennt. Sie hielt sich länger als normale Milch und war daher billiger, was angesichts der Tatsache, dass wir knapp bei Kasse waren, ziemlich wichtig gewesen ist. Ich meine wirklich knapp bei Kasse, richtig arm. Meine zweite Erinnerung – nur eine flüchtige – war der Gang zum Bus, um in eine neue Sozialbausiedlung zu ziehen, die in den 1950er Jahren am Stadtrand von Leicester errichtet wurde. Sie sollte mein Zuhause sein, bis ich 1967 wegzog, um Profifußball zu spielen. Auch später lebte ich da für kurze Zeit, und mein jüngerer Bruder Paul wohnt nach wie vor dort. Ich habe auch noch einen älteren Bruder, Trevor. Paul und ich teilten nach seiner Ankunft das gleiche kleine Schlafzimmer und haben glücklicherweise bis heute den gleichen Sinn für Humor. Es dauert nie lange, bis wir anfangen zusammen zu lachen. Mein Vater Beric wurde 1907 geboren und hatte ein schwieriges Leben. Er wuchs während des Ersten Weltkriegs auf und kämpfte dann darum, die Große Depression der 1930er Jahre zu überleben (siehe Abbildung 4). Während der Depression wanderte er vierhundert Kilometer von London nach Blackpool im Nordwesten Englands und schlief jede Nacht auf der Suche nach Sommerarbeit auf der »Goldenen Meile« an der Strandpromenade von Blackpool. Arbeit konnte er trotzdem keine finden und lief weitere dreißig Kilometer nach Preston, wo er einen Job in einer Fabrik bekam.
Abb. 1. Hallo Welt! Habe ich mich freiwillig für das hier gemeldet?
Abb. 2. Ich bin mir nicht sicher, ob es mir hier gefällt
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Abb. 3. Lead Street, Leicester, im Jahr 1952 – mein erstes Zuhause, bevor es im Zuge der Slumbeseitigung wegsaniert wurde
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Bald begann der Zweite Weltkrieg, und mein Vater meldete sich freiwillig zum Medical Corp. Er wollte immer Arzt werden, aber sein finanzieller und sozialer Hintergrund machte dies in einem Großbritannien, das von Klassenunterschieden geprägt war, unmöglich. Dennoch war er ein brillanter autodidaktischer »Arzt«. Wir hatten einen offiziellen Arzt namens Redizch oder so ähnlich, den wir, ob richtig oder falsch, Rediski aussprachen. Er stellte seine Rezepte aus, bevor man überhaupt gesagt hatte, wie man sich fühlte. Immer wieder erzählte ich meinem Vater von Redizchs Diagnosen und er antwortete, der habe sich geirrt. Die medizinischen Diagnosen meines Vaters erwiesen sich stets als richtig. Er diente während des Krieges im Nahen Osten und in Nordafrika und kam dann über Italien nach Nordeuropa, was ihn für den Rest seines Lebens sehr prägte. Er erzählte mir immer wieder von seinen Erlebnissen und wie er sich endgültig von der Religion abwandte, als er Familien und Kinder sah, die in bitterer Armut an Orten wie Neapel lebten, umgeben von prächtigen Kirchen, in denen die Geistlichen die Armen obendrein noch um Geld baten.
Mein Vater war im Herzen ein Rebell und sehr misstrauisch gegenüber Autoritäten. Es fiel ihm schwer, Ungerechtigkeit zu ertragen, und er verlor viele Jobs, weil er sie nicht hinnehmen wollte. In einem Londoner Pub wurde er gefeuert, weil er den Besitzer, der einen jungen Angestellten schlecht behandelte, zu Boden schlug, was dann zu seiner Migration nach Blackpool führte. Später wurde er von Arbeitskollegen in einer Schuhfabrik gedrängt, sie wegen der schlechten Behandlung durch die Chefs zu repräsentieren, und als er ihre Vertretung übernahm, wurde er auf der Stelle entlassen. Er erzählte mir, wie er einige Sachen von seinem Arbeitsplatz abholte und all diejenigen, die ihn gedrängt hatten, ihr Sprecher zu sein – weil sie sich selbst nicht trauten – mit gesenktem Kopf dasaßen und an ihm vorbeisahen, als er ohne Job abziehen musste. Das hat ihn gelehrt, wie meine eigenen Erfahrungen es mich gelehrt haben, nie etwas aus der Motivation zu tun, anderen helfen zu wollen. Halten Sie sich fern von dieser Motivation. Wenn Sie diese Motivation haben, werden Sie enttäuscht und verletzt sein, wenn sich dieselben Menschen, für die Sie sich eingesetzt haben, gegen Sie wenden. Tun Sie stattdessen das, von dem Sie wissen, dass es richtig ist, und dadurch wird den Menschen geholfen. Wenn die sich dann gegen Sie wenden, ist die Dynamik eine andere. Sie haben es nicht für sie getan. Sie haben es getan, weil Sie wussten, dass es das Richtige war. Sie haben keine Beziehung zu einzelnen Personen, sondern tun, was richtig, gerecht und fair ist, weil es richtig, gerecht und fair ist, unabhängig von den beteiligten Personen. So lebe ich mein Leben bis zum heutigen Tag.
Mein Vater blieb auch beim Militär ein Rebell und kam mit vielem davon. Er war bereit, Dinge zu tun, die andere nicht tun wollten. Dazu gehörte, Leichenteile von in Stücke gesprengten Soldaten aufzusammeln und sie in Särgen nach Hause zu schicken, die mit Zusatzgewichten beschwert waren, damit ihre Familien glaubten, sie enthielten einen ganzen Körper, obwohl es nur ein paar Teile davon waren. Die Behörden brauchten ihn, und das hat er ausgenutzt. Er beteiligte sich zum Beispiel daran, bei einem hochgradig gefährlichen Offizier, dessen Idiotie zahlreiche Todesopfer forderte, fälschlicherweise Tuberkulose zu diagnostizieren. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass der Offizier nach England zurückgeschickt wurde und nicht mehr in der Lage war, sein tödliches Befehlschaos anzurichten. Als mein Vater die British Empire Medal für die Rettung von Piloten und Besatzungsmitgliedern aus einem abgestürzten, brennenden Flugzeug auf dem Flugplatz Chipping Warden in Oxfordshire erhielt, wurde er so gut wie unantastbar. Man holte ihn abends aus den örtlichen Kneipen ab, verfrachtete ihn in einen Lastwagen, warf ihn ins Bett und brachte ihn am nächsten Morgen wieder zur Arbeit. Es wurde nie etwas gegen ihn unternommen. Er war einfach unbezahlbar, und die Medaille war sein Schutz. Die ganze Familie Icke hat den Rebellen in ihrer DNA. Aber seine Schwierigkeiten und Lebenserfahrungen machten ihn nicht zu einem Mann, mit dem es sich gut zusammenleben ließ. Er war wütend und frustriert über die Welt und konnte schnell aufbrausend werden. Dahinter steckte jedoch ein Sinn für Anstand, und er weinte leicht beim Anblick von Ungerechtigkeit. Ich bin das genaue Gegenteil. Ungerechtigkeit bringt mich nicht zum Weinen. Meine Reaktion ist der Wunsch, es wieder gut zu machen. Was mich (sehr leicht) zum Weinen bringt, sind Freundlichkeit und Menschen, die sich freuen und glücklich sind. Ich habe eine Schwäche für weinerliche Filme mit Happy End. Ich bin in einer Atmosphäre aufgewachsen, in der ich Autoritäten in Frage gestellt und niemals aufgegeben habe. Mein Vater sagte mir schon in jungen Jahren: »Du bist erst dann erledigt, wenn du dir selbst sagst, dass du am Ende bist. Es spielt keine Rolle, was andere sagen.« Das hat mir sehr geholfen, als ich 1991 mit einer Flut von Spott und Hohn überzogen wurde.
Abb. 4. Mein Vater Beric, ein durch und durch anständiger Mann, der allerdings schnell aufbrausend werden konnte
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Meine Mutter Barbara war ganz anders. Als sie aufwuchs, wurde sie von meinem Großvater von Ort zu Ort und von Haus zu Haus geschleppt. Sie bekam nie das, was man eine Erziehung nennen würde. Mein Vater sagte einmal zu mir: »Du hast das Aussehen deiner Mutter und den Verstand deines Vaters und Gott sei Dank ist es nicht umgekehrt.« In keiner Weise eine Akademikerin, war sie doch in vielen Dingen sehr klug. Mein Vater brauchte sie mehr als umgekehrt. Sie war unglaublich loyal und die Art von Frau, die man an seiner Seite haben möchte, wenn es hart auf hart kommt, was in meiner Kindheit so gut wie immer der Fall war (siehe Abbildung 5). Ich ging mit ihr donnerstagmittags zur Gents Clock Factory in der St. Saviour’s Road in Leicester, wo mein Vater mit seiner Lohntüte wartete, damit wir am Abend essen konnten. Sie beschwerte sich nie und zog einfach ihr Ding durch. Wir Kinder haben uns auch nicht beschwert. Wir kannten es nicht anders. Man vermisst nichts, was man nie hatte – anders als in der Zeit nach dem Massenkonsum durch die Manipulationen der Werbung, dem die nachfolgenden Generationen ausgesetzt waren.
An Weihnachten fuhr meine Mutter mit mir im Kinderwagen zu den Geschäften und lieferte dort das Spielzeug ab, das mein Vater gebastelt hatte, um die Haushaltskasse aufzubessern. Er benutzte runde Kuchenformen, um Spielzeugbanjos zu bauen, und das erste Weihnachtsgeschenk, an das ich mich erinnere, war ein großer Holzbus, den er für mich gemacht hatte. Meine Mutter erzählte den Geschäftsinhabern, dass sie mit einem Kinderwagen auslieferte, weil der Lieferwagen eine Panne habe – ein Lieferwagen, den wir nie hatten. Und dann gab es da noch die vielen Male, als der Kassierer der Gemeindekasse wegen der Miete an die Tür klopfte und meine Mutter zu mir sagte: »Pssst!« Zuerst wusste ich nicht, was los war, aber dann lernte ich, dass der Gemeindekassierer, wenn er keine Antwort bekam (was bei Leuten, die die Miete in der betreffenden Woche nicht bezahlen konnten, oft der Fall war), durchs Fenster spähte. Wenn wir uns im vorderen Zimmer aufhielten, versteckten wir uns schnell hinter der Couch. Meine Eltern waren ein tolles Gespann, wenn auch nicht immer in Harmonie miteinander, um es vorsichtig auszudrücken. Er war eher der Wütende, der sehr aggressiv werden konnte, und sie war die weibliche Ruhe selbst, die er so dringend brauchte. Als ich noch klein war, sang sie immer, wenn sie den Steinboden putzte oder die Haustürschwelle polierte, was eine Obsession der Frauen der Arbeiterklasse jener Zeit zu sein schien. Eines ihrer regelmäßigen Lieder zur Weihnachtszeit war »The Little Boy That Santa Claus Forgot« (»Der kleine Junge, den der Weihnachtsmann vergessen hatte«), das vor allem durch die Gesangslegende Vera Lynn aus dem Krieg bekannt war. Das Lied handelte davon, dass ein kleiner Junge zu Weihnachten kein Spielzeug erhielt, während alle anderen etwas bekamen. Ich folgte meiner Mom beim Putzen und sagte ihr, dass der kleine Junge meins haben könne! Es treibt mir immer noch Tränen in die Augen, wenn ich nur daran denke. Spielen Sie mir bloß nicht dieses Lied vor.
Abb. 5. Meine Mutter war für mich wie ein Kumpel. Sie hatte immer ein wachsames Auge auf mich
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Ein weiterer wichtiger Aspekt meiner Kindheit ist, dass sie kurz nach ihrem Beginn schon fast zu Ende gegangen wäre. Ich war noch sehr klein, als ich vor Caister-on-Sea unweit von Great Yarmouth, Grafschaft Norfolk, in der Nordsee herumpaddelte. Mein Kanu fiel um und ich ging unter. Während ich dies schreibe, erinnere ich mich deutlich daran, wie ich auf dem Rücken lag und durch das Wasser in den Himmel schaute. Ich machte keinerlei Anstalten, nach oben zu gelangen. Alles war so ruhig und ich war damit zufrieden, einfach nur zu erleben, wie schön das alles ist. Dann sah ich das Gesicht meines Bruders Trevor über mir, und sein Arm tauchte ein und zog mich herauf. Das Nächste, was ich wusste, war, dass ich bäuchlings auf dem Strand lag und Wasser hustete. Ich habe mich oft gefragt, ob ich dort vielleicht einfach liegen geblieben wäre, aber dank Trevor war es nicht so, und ich habe es nie herausgefunden. Wie gut, dass er nach mir geschaut und mitbekommen hatte, wie ich untergegangen bin. Seltsam war nur, dass ich, obwohl mich das Erlebnis in dem Moment nicht beunruhigte, durch das Aushusten des Wassers und das Ringen nach Luft einen Großteil meiner Kindheit lang Angst vor Wasser hatte. Um dem Schwimmunterricht in der Schule zu entgehen, behauptete ich, meine Badehose vergessen zu haben, und lernte erst in meinen Dreißigern schwimmen. Eine weitere Angst, die ich als Kind hatte, waren Hunde. Wenn ich irgendwo spazieren ging, schienen sie mich immer zum Ziel ihrer Aufmerksamkeit zu machen und zu bellen. Als ich erkannte, wie Realität funktioniert, verstand ich warum. Sie nahmen die Energie auf, die ich ausstrahlte. Heute liebe ich Hunde. Ihre Augen und Gesichter sind magisch.
Wenn ich auf mein Leben und alles, was geschehen ist, zurückblicke, kam ich symbolisch gesprochen mit »Laufschuhen« aus dem Mutterleib, um von Erfahrung zu Erfahrung und von Emotion zu Emotion zu sprinten und so schnell wie möglich so viel Wissen wie möglich zu sammeln. Dabei ging es darum, wie es denn ist und was es eigentlich bedeutet, »menschlich« zu sein und wie die »menschliche« Welt kontrolliert wird. Natürlich wusste ich damals nicht, warum diese Erfahrungen nötig waren. Sie waren jedoch wesentlich für das, von dem meine höheren Bewusstseinsebenen bereits wussten, dass es noch kommen würde. Andere, die ebenfalls eindeutig auf diese Welt gelangt sind, um die Kontrolle über die Menschheit zu brechen, werden meine Achterbahnerfahrung zweifellos wiedererkennen. Wissen Sie, um zu verstehen, wie das Spiel gespielt wird, müssen Sie alle wichtigen Teile des Spiels erleben! Ich saß einmal in einem Kreis von Menschen aus allen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten, und als sie ihre persönlichen Geschichten erzählten, dachte ich: »Wow, das ist mir auch passiert«, »Ja, ich weiß genau, wie sich das anfühlt« und »Mensch, das habe ich auch gemacht.« Das ist es, was ich mit Laufschuhen meine.
Ich spreche und schreibe viel über das »kleine Ich«, eine Mentalität, durch die sich die Menschen als machtlos betrachten, ihr Leben zu beeinflussen. Sie sind Mitläufer und Reagierer, keine Anführer und Einflussnehmer. Das »kleine Ich« ist die Grundlage der Mentalität in der Matrix-Simulation und für die Wenigen, die die Vielen kontrollieren, von entscheidender Bedeutung. Ich habe Verständnis für das »kleine Ich«. Ich kenne es aus eigener Erfahrung. In meinen frühen Jahren und als ich zur Schule ging, habe ich mich immer zurückgezogen und ein Leben als Außenseiter geführt, weil ich dachte, dass es mein Schicksal sei, ein Außenseiter zu sein.
Es kam mir nie in den Sinn, dass jemals etwas Besonderes passieren würde. Besonders, anders und erfolgreich waren nur die anderen. Meine Lebenserfahrung in den 1950er und frühen 1960er Jahren, bei der ich von der Hand in den Mund leben musste, bestätigte nur, dass meine Gegenwart meine Zukunft sein würde. Es ist eine lebenslange Eigenschaft von mir, mich zurückzuziehen, Zeit allein zu verbringen und meine Privatsphäre zu genießen. Das ist ziemlich ironisch, wenn man bedenkt, dass fast alles, was ich getan habe, seit ich fünfzehn Jahre alt war, in irgendeiner Weise in der Öffentlichkeit stattfand. Der Grund, warum ich die Einsamkeit suche, hat sich jedoch geändert. Heute ziehe ich mich zurück, um zwischen den Auftritten auf der öffentlichen Bühne meine Ruhe zu finden. Als Kind habe ich mich einfach vor der Welt versteckt. Ich war extrem schüchtern, hatte wenig zu sagen und meine Mutter lachte über mich, weil ich auf die andere Straßenseite auswich, um einer Begrüßung aus dem Weg zu gehen. Wenn ich schüchtern sage, dann meine ich das wirklich so. Ich weiß, dass der erste Tag in der Whitehall Infant School, der Vorschule unseres Städtchens, ein Albtraum für mich war. Ich rannte zur Mittagszeit nach Hause, um meiner Mutter zu sagen, dass ich die Schule nicht mochte und nicht wieder hingehen wollte. Als sie mir sagte, dass ich aber hingehen müsse, brach es mir das Herz. Ich hatte jeden Tag Angst.
Abb. 6. Auf dem Matschweg zur Vorschule, an der Hand meiner Mutter. Wir sind gleich hinter den ersten drei links zu sehen – ich mit meinem dunklen Mantel, der Mütze und den Gummistiefeln. Das Bild wurde 1957 aufgenommen, als ich fünf Jahre alt war und gerade eingeschult wurde
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Meine größte Angst war jedoch der Zahnarzt. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mit meiner Mutter zum Zahnziehen in eine Schulzahnklinik ging. Wenn wir den Zahnarzt aufsuchten, fragte ich meine Mutter stets, ob ich auf dem Weg dorthin etwas zu essen haben könnte. Ich wusste, wenn sie »nein« sagte, würde ich mit »dem Gas« betäubt und mir ein Zahn gezogen werden. Das hat sie mir immer erst einmal verschwiegen. Sie wusste, dass ich sonst abhauen würde, und an dem Tag tat ich das auch. Der Zahnarzt führte die Gasmaske auf mein Gesicht und in letzter Sekunde schlug ich ihm gegen die Brust, sprang auf, machte einen Hechtsprung um ihn herum und rannte in einem Irrsinnstempo aus dem Behandlungsraum, durch das Wartezimmer und auf die Straße hinaus. Ich rannte immer weiter, während meine Mutter, wie stets die Einkaufstasche am Arm, aus der Ferne rief: »David, David! Komm zurück!« Ich drehte mich um und sah, wie sie hinter mir herlief, und mir wurde klar, dass es keinen Ausweg mehr gab. Ich hatte Zahnschmerzen und die würden erst verschwinden, wenn ich zurückging. Am nächsten Tag erzählte mir eines der Kinder in der Schule, dass es im Wartezimmer gesessen hatte, als ich vorbeirannte. Na, großartig! Wieder einer von diesen unendlich vielen schlechten Tagen für mein Selbstwertgefühl.
In den Jahren, nachdem wir aus dem Slum in der Lead Street in ein neues Haus in einer neuen Siedlung gezogen waren, war die Straße zur Whitehall Infant School noch ein Feldweg. Ich glaube mich zu erinnern, dass sie im Volksmund als »Halsabschneider-Gasse« bekannt war. Mein Vater setzte sich dafür ein, dass der Weg asphaltiert wurde, und Jahrzehnte später fand ich einen Artikel mit Foto aus der damaligen Lokalzeitung, der über seine Bemühungen berichtete. Auf dem Foto ist meine Mutter gleich neben mir zu sehen – wobei ich die Mütze trage, die man als Schüler der Whitehall Infant School eben trug (siehe Abbildung 6).
Ungefähr zur gleichen Zeit – vielleicht 1958 – hatte ich in der Vorschule ein Erlebnis, das einerseits für mich in dieser Zeit typisch war, aber auch einen unheimlichen Vorgeschmack darauf gab, wohin mein Leben später führen sollte. Ich nahm an einer Schulaufführung teil (Schulaufführungen haben in meinem Leben eine große Rolle gespielt, wie wir noch sehen werden), und natürlich hatte ich eine Starrolle. Ich war ein Baum. Graham Glover, der Liebling des Lehrers, war der Prinz in unserer Aufführung von Dornröschen, und ich wünschte ihm nur das Beste. Schon der Gedanke, in der Öffentlichkeit einen Text zu sprechen, wäre für mich eine Katastrophe gewesen. Ich stand in einer Gruppe von anderen Jungs mit braunen Hosen, grünen Oberteilen und etwas auf dem Kopf, das Äste symbolisieren sollte. Die Idee war, dass der Prinz die Bäume mit seiner fiktiven Sense fällen sollte und wir umfallen würden, wenn er vorbeikam. Ich war ganz bei der Sache, aber Graham Glover kam nie in meine Nähe, also dachte ich, wie kann ich fallen, wenn er so weit weg ist? Das wäre doch albern. Alle anderen Bäume fielen um, egal wo er war, und ich blieb allein stehen. Das Publikum aus Eltern und Lehrern begann zu kichern und dann zu lachen. Ich stand da und dachte: »Warum lachen die denn? Er hat sich mir nicht genähert, wie kann ich dann umfallen?« Die Symbolik, dass ich mich weigerte umzufallen, während alle über mich lachten, war ein Hinweis darauf, was in meinem Leben noch folgen sollte.
Anderntags wurde ich von der Schulleiterin, Miss Wilkinson, aus der Klasse gerufen. Stellen Sie sich eine klassische Schuldirektorin der 1950er Jahre vor – das ist sie! Groß, kräftig, Tweedrock und Tweedjacke; ihre Schultern waren so breit, dass man meinte, sie trüge Schulterpolster, bevor die überhaupt in Mode kamen. Sie beugte sich über mich wie diese grausige Cruella De Vil in 101 Dalmatiner und schimpfte darüber, wie ich das Stück, die Schule und mich selbst nur dermaßen lächerlich machen könne. Mit schriller Stimme zog sie mich zur Rechenschaft: »Du hast mich im Stich gelassen, du hast die Schule im Stich gelassen, und am schlimmsten ist, dass du dich selbst im Stich gelassen hast.« Nun, ich habe trotzdem gelacht. Miss Wilkinson und das Theaterstück waren zwar ein weiterer Schlag für mein Selbstwertgefühl, aber – was für ein Vorbote und eine Vorbereitung auf das, was noch kommen sollte!
Inzwischen ging ich auf die Whitehall Junior School nebenan, die Grundschule, und mein Leben und mein Benehmen änderten sich dank des Fußballs. Der asphaltierte Spielplatz lag an einer leichten Steigung und wir spielten ein Spiel, das wir »Uppers and Downers« nannten. Jemand kickte einen Plastikfußball in die Luft, rief »Aufwärts und Abwärts« und jeder wählte aus, für welches Team er spielen wollte – für die Aufwärtsoder die Abwärtsseite. Die Teams konnten dadurch sehr ungleichmäßig sein, aber es hat irgendwie funktioniert. Ich war von Anfang an von der Position des Torwarts angetan, für die sich kaum jemand interessierte. Die meisten Kinder wollten Tore schießen, während ich welche halten wollte. Der Spielplatz ist immer noch da, ebenso wie die Aula der Vorschule, in der mein Baum nicht fallen wollte.
Eines Tages sah ich in der Schule einen Aushang an der Tür, auf dem alle, die an einem Probetraining für die Fußballmannschaft des dritten Schuljahres interessiert waren, gebeten wurden, ihren Namen einzutragen. Ich dachte keine Sekunde lang daran, das zu tun. Für die Schulmannschaft spielen? Ich würde nie reinkommen, was sollte das also bringen? Kurz darauf – ich war auf dem Nachhauseweg – lief ein Junge lief hinter mir her. Er rief, ich möge stehen bleiben. Er sagte, der Fußballlehrer Mr. Rickard (so sprach man seinen Namen jedenfalls aus) wolle, dass ich am nächsten Tag zum Probetraining für die Mannschaft komme. Er sagte, er habe mich auf dem Spielplatz im Tor spielen sehen. Ich rannte aufgeregt nach Hause, um es meinem Vater zu erzählen. Dann dämmerte mir, dass ich gar keine Fußballschuhe hatte. Wir hatten auch kein Geld für Fußballschuhe, die bisher ja überhaupt nicht nötig gewesen waren. Und die Geschäfte wären ohnehin geschlossen, wenn mein Vater von der Arbeit heimkam. Damals hatten die Geschäfte strenge Öffnungszeiten. Es gab keine Supermärkte, die Tag und Nacht offen hatten. Es gab überhaupt keine Supermärkte, punktum. Doch als mein Vater kam, ging ich mit ihm zu den nächstgelegenen Läden, in denen es vielleicht eine Chance gab, Fußballschuhe zu ergattern, in der Hoffnung, dass einer zufällig noch geöffnet war. Die Hoffnung war vergebens. Wir fanden schließlich einen winzigen Laden in der Green Lane Road in Leicester, der Krimskrams verkaufte. Im Schaufenster lag ein Paar Fußballschuhe,und er hatte noch offen. Das Problem war nur, dass man den Fund kaum als »Fußballschuhe« bezeichnen konnte. Ja, es waren Stiefel, und ja, man konnte mit ihnen einen Ball kicken. Aber da hörte der Vergleich auch schon auf. Zunächst einmal waren es kolossale Erwachsenenstiefel, die viel zu groß für mich waren und vielleicht um 1915 herum auf dem neuesten Stand des Schuhdesigns gewesen waren. Sie hätten gut zu einem Taucher jener Zeit gepasst mit so einem großen Metallhelm, der die Schuhe trug, um das Abtauchen zu erleichtern. Sie hatten eine riesige Zehenkappe aus Metall und kosteten sieben Shilling und sechs Pence, was heute etwa 38 Pence – rund 44 Cent – entspricht. Für damalige Verhältnisse waren sie völlig überteuert.
Abb. 7. Meine erste Fußballmannschaft mit Mr. »Rickard«. Ich bin der Vierte von links hinten
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Am nächsten Tag ging ich mit meinen Stiefeln zum Probetraining als Torwart und sorgte für große Heiterkeit. Ein anderer Junge wurde als Torwart ausgewählt und ich musste irgendwie im Außenfeld spielen, um in die Mannschaft zu kommen. Für diese letzte Position waren nur noch ich und ein anderer Junge übrig. Mr. Rickard entschied, dass wir beide auf das Tor schießen sollten und derjenige mit dem kräftigeren Schuss reinkommen würde. Nun, es sollte kein echter Wettbewerb werden. Ich hatte Stiefel mit Zehenkappen, mit denen man Raketen hätte abschießen können. Ich schoss den Ball mit der Stahlspitze, der förmlich um Gnade flehte, als ich zutrat. Er war drin!! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel Selbstvertrauen das einem kleinen Jungen gab, der bis dahin keines hatte. Ich habe heute noch Tränen in den Augen, wenn ich daran denke. Mein Gott, ich kann etwas.
Abb. 8. Whitehall School, Pokalsieger von Leicester 1963. Ich bin der Vierte von links hinten
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In meinem ersten Spiel für die Schule habe ich dann ein Tor geschossen, das mein Vater verpasste. Er neigte dazu, das Haus zu verlassen, wenn er eigentlich schon woanders ankommen sollte. Als er schließlich eintraf, rannte ich zu ihm und rief: »Ich habe ein Tor geschossen, ich habe ein Tor geschossen!« Allerdings war das keine so große Leistung, wenn man bedenkt, dass wir 16:0 gegen eine katholische Schule namens The Newry gewonnen hatten, die für Fußball das war, was Bill Gates für den menschlichen Anstand ist. Kurz darauf wechselte der Torwart, der statt meiner ausgewählt worden war, in die Mannschaft des vierten Jahrgangs, und nun stand ich im Tor (siehe Abbildung 7). Ich beschloss sofort, was ich werden wollte – Profifußballer. Was für ein Ehrgeiz für einen Jungen, der zwei Wochen zuvor noch dachte, er würde es nie zu etwas bringen. In der nächsten Saison spielte ich für die Mannschaft der vierten Klasse und wir gewannen einen Pokal-Wettbewerb, an dem alle Schulen in Leicester teilnehmen konnten. Das war eine unglaubliche Leistung – vielleicht ist dieser Icke-Junge ja doch nicht so ein Versager (siehe Abbildung 8).
In diesem Zusammenhang sollte ich noch etwas anderes erwähnen. Ich hatte bis dahin zwar ein geringes Selbstwertgefühl und rechnete ganz und gar nicht damit, es zu etwas zu bringen, aber es gab da etwas, was dazu im Widerspruch stand. Irgendwo tief in meinem Innern hatte ich von klein auf das Gefühl, dass ich dazu bestimmt war, »meine Aufgabe zu erfüllen«. Als hätte das Schicksal, wenn Sie so wollen, etwas mit mir vor. Das kam aus einer anderen Ecke als mein fehlender Glaube an mich selbst. Es war mehr ein Gefühl als ein Gedanke. Das Gefühl kam und ging. Als ich mir das Ziel setzte, Fußballer zu werden, dachte ich, dass dies die »Bestimmung« sein könnte, von der ich spürte, dass sie auf mich wartete.
Es gab noch ein paar andere Ereignisse in der Whitehall Junior School, die mir in Erinnerung geblieben sind, und wenn ich zurückblicke, waren sie nicht zufällig. Sie führten mich durch das Labyrinth des Lebens und aktivierten Eigenschaften in mir, von denen ich bis dahin nicht gewusst hatte, dass ich sie überhaupt besaß, und die in meinem Leben noch von entscheidender Bedeutung sein sollten. Andere Ebenen von mir wussten jedoch davon. Das, was ich als Körper-Geist bezeichne – im Grunde die fünf Sinne –, sind nur ein Teil unseres multidimensionalen Bewusstseins. Wir sind viel mehr als das, wenn wir unseren Geist für erweiterte Bewusstseinszustände öffnen. Tun wir das nicht, bleibt unsere Wahrnehmung in der Kurzsichtigkeit der fünf Sinne gefangen und wir sind traumhaft leicht manipulierbar. Körper und Geist sind wie ein Mensch, der in einem Kanu den Fluss hinunter paddelt. Die Grenze seiner Sicht und seines Bewusstseins ist die nächste Biegung des Flusses. Unser erweitertes Bewusstsein jenseits der Simulation, jenseits der Wahrnehmung durch die fünf Sinne, kann den ganzen Fluss von der Quelle bis zum Meer sehen. Was für den Körper-Geist eine Sache bedeutet, bedeutet für das erweiterte Bewusstsein etwas ganz anderes. Zum Beispiel könnte das Kanu ein Leck haben und Sie paddeln zum Ufer, wütend über Ihr »Pech«. Dann kommt jemand zu Ihnen und sagt: »Mein Gott, haben Sie ein Glück! Hinter der nächsten Ecke ist ein riesiger Wasserfall!« Solche Situationen sind mir mein ganzes Leben lang passiert, auch schon vor meinem bewussten Erwachen im Jahr 1990. Ich begann sie erst danach zu erkennen, aber sie widerfuhren mir schon, seit ich ein kleines Kind war. Es schienen einfach nur Zufälle und »Glücksfälle« zu sein, bis ich bewusst genug wurde, um das Muster zu erkennen und zu begreifen, dass etwas Seltsames geschah, das nicht durch bloße »Zufälle« erklärt werden konnte. Diese Enthüllung sollte jedoch noch Jahrzehnte auf sich warten lassen, während ich erstmal meinen Weg durch das Schulsystem suchte.
Abb. 9. Meine Abschlussklasse an der Whitehall Junior School mit dem »Schiefer«-Lehrer. Ich bin wieder der Vierte von links hinten – meine übliche Position!
Im dritten Jahr in Whitehall wurde mir vom Fußballlehrer der vierten Klasse gesagt, ich möge meinen Klassenlehrer um Erlaubnis bitten, am wöchentlichen Fußballtraining teilnehmen zu dürfen, das für die Jungen der vierten Klasse auf dem Lehrplan stand. Ich fragte ihn also in der ersten Woche und er sagte ja. In der zweiten Woche, als ich im Tor spielte, kam ein Junge aus meiner Klasse und sagte, ich solle sofort zurückkommen. Als ich das tat, wurde ich vor allen von einem mürrischen Arschloch von Lehrer gedemütigt. Ich dachte, er hätte mir die Erlaubnis gegeben, jede Woche zum Training zu gehen. Hatte er aber nicht. Es folgte etwas Unerklärliches. Ich setzte mich an mein Pult, und er diktierte einen Rechtschreibtest für die Klasse. Heutzutage bin ich recht gut in Rechtschreibung – durch jahrzehntelanges Üben – und es gibt ja noch die Rechtschreibkontrolle des Schreibprogramms. In meiner Schulzeit war ich eine Niete. Am Ende der Stunde verkündete der Lehrer die Ergebnisse des Rechtschreibtests. Irgendwie – irgendwie – war ich Klassenbester geworden. Wie bitte? Ich? In Rechtschreibung? Ich muss schon sagen, ich habe seine Verlegenheit echt genossen, während ich selbst es kaum glauben konnte, als er mir mitteilte, dass der Junge, den er gerade noch vor allen anderen beschimpft hatte und von dem er glaubte, dass er minderbegabt war, den Test gewonnen hatte. Von da an entwickelte ich eine »Fick dich«-Einstellung gegenüber allen, die versuchten, mich herabzusetzen und zu beleidigen. Das kam mir nach 1990 sehr gelegen. Im selben Jahr wurde ich mit demselben Lehrer zum einzigen Mal in meinem Leben Klassenbester bei den Abschlussprüfungen. Das war der einzige Punkt in meiner Schullaufbahn, an dem ich mich wirklich angestrengt hatte. Ich wollte Profifußballer werden – das wusste ich –, also wozu brauchte ich dann diesen ganzen Schulmist? Tatsächlich gab es noch einen anderen Grund, den ich damals nicht kannte: Wozu brauche ich diese ganze Wahrnehmungsprogrammierung?
Der andere Vorfall, an den ich mich erinnere, ereignete sich in meinem letzten Jahr in Whitehall, als ich einen Lehrer hatte, der mir etwas Respekt entgegenbrachte. Er ließ ein sehr zerbrechliches Stück Schiefer in der Klasse herumgehen. Als der Junge vor mir es mir gab, zerbrach ich es aus Versehen in zwei Teile, als ich ausprobieren wollte, wie stark es war. O nein! Ich sah zu, wie die beiden Stücke ihre Reise zurück zum Lehrer fortsetzten, der wütend war, als er zwei Stücke statt einem bekam. »Wer hat die Schiefertafel zerbrochen?«, rief er. Es folgte Stille. Konnte ich damit durchkommen? Das dachte ich, bis er in der Klasse herumging und jedes Kind fragte, ob die Schiefertafel schon zerbrochen war, als sie bei ihm ankam. Mir war klar, dass ich nur dann überleben würde, wenn ich sagte, dass sie kaputt war, als ich sie erhielt, und damit dem Jungen vor mir die Schuld in die Schuhe schob. Das konnte ich nicht tun – und so war ich meinem Schicksal ausgeliefert. Der Lehrer, ein anständiger Mann, wurde nicht wütend. Er sagte, wie enttäuscht er war, dass ich es nicht sofort zugegeben hatte. Das tat mehr weh als jede Tracht Prügel. Das Gute daran war, dass ich mich weigerte, mich selbst zu schützen, indem ich jemand anderem die Schuld gab, was ich auch hätte tun können. Diese Einstellung hat mich seither nicht mehr verlassen. Es ist wirklich erstaunlich, wie scheinbar zufällige »kleine« Vorfälle und Entscheidungen, vor allem in der Kindheit, einen tiefgreifenden Einfluss auf das Leben haben können (siehe Abbildung 9).
Ein Fußballprofi zu werden war alles, was für mich zählte, als ich 1963 von Whitehall auf eine weiterführende Schule, die Crown Hills Secondary Modern, wechselte. Whitehall gibt es immer noch, so wie sie einst war, während in Crown Hills eine Schule des gleichen Namen am früheren Ort steht, allerdings mit einem grausam hässlichen Gebäude, das das einzigartige Bauwerk, das ich kannte, jetzt ersetzt. Ich sollte von Whitehall auf eine andere Schule namens Spencefield gehen, auf der Rugby und nicht Fußball gespielt wurde. Eine Gruppe von uns bekam dann aber die Erlaubnis, auf die Crown Hills zu wechseln, die in vielerlei Hinsicht absolut spitzenmäßig war. Zur gleichen Zeit, als ich ankam, gab es einen großen Personalwechsel, und obwohl die Schule nie meine Priorität war (um es gelinde auszudrücken), hatte ich dort fantastische vier Jahre (siehe Abbildung 10). Die große Mehrheit des Lehrkörpers war brillant und ich kann mich noch immer an ihre Namen erinnern: Mr. Danvers, Stone, Jay, Hartley, Duggan, Woodcock und Jones. Der staatliche Lehrplan war natürlich darauf ausgerichtet, junge Menschen so zu formen, wie sie dem Staat passten, aber er hatte nicht annähernd das Ausmaß an Wahrnehmungsprogrammierung, das wir heute erleben. Die Lehrer in Crown Hills erlaubten eine Freiheit des Denkens und der Meinungsäußerung, die die Jugendlichen der heutigen Generationen kaum glauben würden. Sie waren auch großartige Persönlichkeiten, oft sehr lustig, und sie haben sich besonders ins Zeug gelegt, um den Schülern zu helfen und sie zu unterstützen, auch wenn sie es gar nicht mussten. Es war eine andere Zeit und eine bessere.
Abb. 10. Die Crown Hills School in der Gwendolen Road in den 1960er Jahren. (Mit freundlicher Genehmigung von Tony Danvers.)
Abb. 11. Ein Schulfoto von der Crown Hills, 1966, als ich vierzehn war. Ich bin der im Kreis, der gerade mal wieder vor sich hindöst (tagträumt)
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Inzwischen war ich ein wenig rebellisch geworden. Die Lernerei langweilte mich und ich konnte nicht erkennen, was davon in dem Leben, das mir vorschwebte, jemals von Nutzen sein sollte. Gleichzeitig war es eine Freude, mit meinen Freunden in der Schule zu sein und in dieser unvergesslichen Atmosphäre zu lernen. Meine Französischlehrerin, eine reizende Dame namens »Madame Barwood«, machte es sich zu Beginn jeder Unterrichtsstunde zur obersten Priorität, eine Ausrede zu finden, um mich auf den Flur zu verweisen – besonders am späten Freitag. Sie wusste, dass ich kein Interesse daran hatte, Französisch zu lernen, und so zog sie anscheinend die Schlussfolgerung, was ich davon denn schon hätte. Ich mochte sie trotzdem und als ich ihr Jahre nach meinem Abgang einmal auf der Straße begegnete, haben wir uns köstlich über damals amüsiert. Bis heute ist der einzige französische Satz, an den ich mich erinnere: »Quelle heure est-il?« Wenn Sie jemals in Paris sind und wissen wollen, wie spät es ist, bin ich Ihr Mann. Der Schuldirektor, ein Typ namens Oldfield, den ich nicht wirklich mochte, unterrichtete freitags eine Klasse nebenan und kam oft heraus, um einen Anruf entgegenzunehmen und mir einen Blick zuzuwerfen, wenn ich allein auf dem Flur stand. Was, du schon wieder? Ich war kein übellauniger Rebell – ein Rebell auf der Suche nach einem Grund – es war nur so, dass mich das meiste, was man mir beizubringen versuchte, einfach nicht interessierte. Ich wusste instinktiv, dass ich das meiste davon niemals brauchen würde, und so war es dann auch. Das meiste von dem, für das ich mich interessierte – wie das Fach Geschichte –, habe ich jahrzehntelang wieder verlernen müssen, weil es einfach nicht oder zumindest nur teilweise stimmte.
Zu Beginn eines jeden Schuljahres stand ich in der Warteschlange vor dem neuen Klassenzimmer immer ganz vorne, damit ich meinen Platz für das Jahr neben den Fenstern mit Blick auf den Sportplatz bekommen konnte. Ich verbrachte viele Stunden damit, verträumt aus dem Fenster zu schauen, so wie ich auch heute noch einen großen Teil meines Lebens mit Tagträumen verbringe (siehe Abbildung 11). Tagträumen ist meine Form der Meditation, bei der ich meinen Gedanken einfach freien Lauf lasse, ganz ohne ohne sie zu begrenzen. »Icke, schau nach vorn!« und »Icke, hör auf zu träumen!« lauteten die regelmäßigen Rufe der Lehrer, die versuchten, meinen Kopf mit Mathe (igitt!) oder was auch immer zu füllen. Ich war nur in Englisch (Schreiben, nicht der Rest), Geschichte und Erdkunde bei der Sache. Alles andere ging an mir vorbei. Ach ja, und dann war da noch Kunst mit einem Spitzenlehrer, Tony Danvers. Er ermutigte die Kinder immer, kreativ zu sein, auch wenn man nicht zeichnen oder malen konnte (wie ich). Mit Tonys Ermutigung habe ich eine symbolische Darstellung des großen englischen Torwarts Gordon Banks, meines damaligen Helden, aus Gips und Draht angefertigt. Tony gab das Werk in eine Kunstausstellung – das einzige Mal in meinem Leben, dass ich an einer teilnahm, denn ich bin künstlerisch ein Vollversager. »Gordon« war nicht besonders gut, um ehrlich zu sein, und ließ Banks wie den Gewinner eines Kuchenessens aussehen. Aber Tony war ein hervorragender Lehrer und machte Kunst zu dem, was sie sein sollte – Spaß! Es war eine Freude, wieder mit ihm in Verbindung zu treten, als ich mit dem Schreiben dieses Buches begann, und er hat mir einige der Fotos, die Sie hier sehen, zur Verfügung gestellt (siehe Abbildung 12).
Abb. 12. Ich spiele irgendwas in einem Crown-Hills-Stück in meinem letzten Schuljahr. Ich bin der zweite von links mit dem Speer. (Mit freundlicher Genehmigung von Tony Danvers.)
Ich erinnere mich noch an vieles aus meiner Zeit an dieser Schule und meistens denke ich gerne daran zurück. Aber auch hier gab es im Nachhinein Schlüsselmomente, die mich tief berührten und auf das vorbereiteten, was kommen sollte. So gab es dort einen Schulschläger, der wie alle Tyrannen die Menschen mit der Angst vor den Folgen unterwarf, was ihnen geschähe, wenn sie nicht tun, was er sagt. Die Folgen mussten nicht unbedingt eintreten – der Gedanke an sie reichte schon aus (siehe die Menschheit seit Tausenden von Jahren). Eines Tages hörten er und die Gruppe der Jungen um ihn herum, allesamt Feiglinge, auf, mit mir zu sprechen und ein verbales Mobbing setzte ein, das wochenlang andauerte. Ich war damals dreizehn Jahre alt. Der Obermobber drohte mir oft, mich zu verprügeln. Mein Vater sah, dass ich unglücklich war, und fragte mich, was denn los sei. Als ich ihm davon erzählte, meinte er: »Gut, geh in die Schule, such dir den Hauptverantwortlichen heraus und sag ihm, dass du es mit ihm aufnehmen wirst.« Die Botschaft war: Wenn du ein Problem hast, blick ihm ins Auge und geh es an! Wenn Sie einen Schikanierer haben, lassen Sie sich nicht einschüchtern und fügen Sie sich nicht! Und dann, am nächsten Schultag, kam der Schläger mit seiner Bande zu mir und sagte, ich möge nach der Schule auf den Jungen-Toiletten auf ihn warten. Er wolle mich, ja, »verprügeln«. Ich sehe noch sein Gesicht vor mir, als ich entgegnete: »Okay, ich werde da sein.« Das war nicht die Antwort, die er erwartet hatte. Und nachdem alle anderen Kinder nach Hause gegangen waren, wartete ich allein auf der Toilette. Der Mobber kam mit seiner »Gang« herein und verbrachte die nächsten fünfzehn Minuten damit, nach mir zu schlagen, ohne einen einzigen Treffer zu landen. Was auch immer er versuchte, ich blockte ihn ab. Es war wie eine Zeitlupe von Neo in Matrix! Dann ging ich auf ihn zu und es sah so aus, als wollte ich ihn schlagen (was ich gar nicht vorhatte, aber das wusste er ja nicht) – er wich zurück wie ein verängstigtes Kaninchen. Oh, das war also der große, böse Schläger, wenn sein Bluff aufflog! Er zog ab, seine Bande im Schlepptau, ohne einen einzigen Schlag gelandet zu haben. Anderntags fingen sie alle wieder an, mit mir zu reden, und das Mobbing hörte auf. Bis heute weigere ich mich, mich einem Tyrannen zu beugen, ganz gleich, wer es auch sein mag, ein Beamter in einer Leuchtweste oder ein Psychopath, der hinter der Massenkontrolle von Menschen steht. Dies war ein weiteres scheinbar beiläufiges Kindheitserlebnis, das mich tiefgreifend geprägt hat.
Drei Jahre lang spielte ich für die Crown-Hills-Fußballmannschaften – in den ersten beiden Jahren oft auf dem Feld –, und meine Chancen, Fußballer zu werden, schwanden zusehends dahin. Um von den Scouts der Profiklubs gesehen zu werden, musste man für die Auswahlmannschaft seiner Stadt spielen. Der Gedanke dahinter war, dass man nicht gut genug sein konnte, um für Fußballvereine interessant zu sein, wenn man es nicht in die Stadtmannschaft schaffte. Ich war weit davon entfernt, das zu schaffen.
Dann kam mein Durchbruch – und er führte mich zurück auf den Weg des Ehrgeizes, der mich Jahre zuvor mit den riesigen Stiefeln, die mein Vater mir spendierte, gepackt hatte. Es gab ein Probetraining für die U14-Mannschaft der Leicester Schools und mein Sportlehrer, ein toller Kerl namens Mr. Stone, schickte mich zusammen mit ein paar anderen hin. Der Haken an der Sache war, dass er mich als Feldspieler schickte. Es war selbstverständlich, dass der ausgewiesene Torwart ein Junge namens Dave Vallance sein würde. Er spielte bereits ein Jahr höher in der U15-Mannschaft der Leicester Schools und würde natürlich auch für seine eigene Altersgruppe ausgewählt werden. Und so erschien ich denn eines kalten und nebligen Morgens auf einem taufeuchten Rasen, der heute als Ellis Meadows bekannt ist und damals wohl zu der alten John Ellis School gehörte. Es wurden halbstündige Spiele mit verschiedenen Gruppen von Testspielern abgehalten. Ich war auf diesem Niveau als Feldspieler ziemlich unbrauchbar und nicht mit dem Herzen bei der Sache. Ich war Torwart und das war alles, was ich jemals sein wollte. Der verantwortliche Lehrer sagte etwa vieren von uns, wir sollten in einem Bereich abseits des Spielfelds etwas herumkicken, er würde uns rufen, wenn er uns wieder brauche. Das war eindeutig ein »Danke, das war’s dann«. Ich dachte darüber nach, wie es mit meinem Ehrgeiz wohl weitergehen sollte. Etwa fünf Minuten später hörte ich in der Ferne einen Ruf des Lehrers: »He, spielt einer von euch Jungs im Tor?« Ich rannte blitzschnell zu ihm – »Ja, ich«! Der andere Torwart, der mit Vallance zusammenspielte, hatte sich verletzt und ich übernahm das Tor. Ich habe mich gut geschlagen und der Lehrer sagte mir hinterher, ich solle zum nächsten Testspiel kommen, denn »wir brauchen einen Ersatztorwart für Dave Vallance«. Na immerhin …
Abb. 13. Die U15-Mannschaft der Leicester-Schulen im Jahr 1967, als sich die Scouts der Profivereine für sie interessierten. Diesmal bin ich der Dritte von links hinten
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Das nächste Testspiel fand in Form eines vollständigen Spiels zwischen zwei Mannschaften der überlebenden Testspieler statt und die Auswahl ergab eine Mannschaft, die weitaus talentierter war als die andere – mit mir in der anderen. Während des gesamten Spiels wurde ich mit Schüssen aus allen Richtungen bombardiert und es war einer dieser Tage, an denen der Ball mich irgendwie selbst dann noch getroffen hätte, wenn ich in die falsche Richtung gehechtet wäre. Mein Tor war unter Dauerbeschuss, aber nur ein Schuss ging ins Netz. Das war die beste Leistung meines Lebens, genau zum richtigen Zeitpunkt. Der Trainer sagte fairerweise, dass er mich für die Mannschaft auswählen müsse, weil ich im Testspiel so gut gehalten hatte.