Die Farben der Lust - Trish Wylie - E-Book

Die Farben der Lust E-Book

TRISH WYLIE

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Beschreibung

Gold für den Busen, oder doch besser ein dunkles Rot? In einem sexy Spiel lässt sich die Galeristin Angelina von dem attraktiven Gabriel bemalen. Immer erregter wird sie, als er sich plötzlich zurückzieht. Will er sich rächen, weil Angelina ihn einst verschmähte?

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Seitenzahl: 185

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IMPRESSUM

Die Farben der Lust erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2008 by Trish Wylie Originaltitel: „Claimed by the Billionaire Bad Boy“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 273 - 2009 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Rainer Nolden

Umschlagsmotive: Aleksandra Voinova / Shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 09/2022.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751520089

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Sie war wieder zu Hause. Und sie hatte sich in den vergangenen acht Jahren kein bisschen verändert. Oder doch?

Gabriel Burke hatte Angelina Fitzgerald nicht aus den Augen gelassen seit jenem Augenblick, als sie ihren großen Auftritt auf der glanzvollen Party ihrer Eltern hatte. Dafür hatte sie genau den richtigen Zeitpunkt gewählt – nicht zu früh, nicht zu spät. Das blassrosa Abendkleid betonte ihre aufregenden Rundungen. Gedankenvoll betrachtete er sie vom anderen Ende des weitläufigen Saals, während sie sich unentwegt lächelnd einen Weg durch die Menge bahnte. Ihre Augen glänzten genauso wie ihre Juwelen.

Was für ein Anblick.

Sie wirkte gelassener, als er sie in Erinnerung hatte. Aber er wäre jede Wette eingegangen, dass es unter der glanzvollen Oberfläche genauso brodelte wie eh und je.

„Du siehst echt klasse im Smoking aus.“

Gabriel grinste, als Alex, ihr Bruder, sich neben ihn an die Tür stellte. „Hast du nirgendwo eine Freundin, der du beweisen musst, was für ein toller Kerl du bist?“

„Sie unterhält sich gerade mit ihrem Lieblingsrockstar.“

Hochgewachsen, wie er war, konnte Gabriel über die Köpfe der anderen Gäste hinweg Merrow auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes erblicken. Gerade lachte sie über eine Bemerkung des älteren Mannes. „Pass lieber auf. Sie scheint seine Gesellschaft mehr zu genießen als deine.“

„Nee.“ Alex lachte. „Du hast ihn übrigens kennengelernt, als du dich um den Auftrag für die Hotelrenovierung beworben hast. Er ist etwa vierzig Jahre zu alt für sie. Außerdem sehe ich besser aus als er – selbst im Smoking. Warum sollte sie sich verschlechtern?“

„Du solltest ein bisschen forscher rangehen. Schon traurig, dass du in deinem Alter noch immer so schüchtern bist“, meinte Gabriel in väterlichem Tonfall.

Dabei waren beide im selben Monat dreißig geworden.

In einvernehmlichem Schweigen standen sie einige Minuten lang nebeneinander und betrachteten das Treiben im Saal, wobei Gabriel sich zwang, nicht ständig zu Angelina hinüberzublicken. Ihr neues Leben ging ihn nichts an; er brauchte nicht mehr auf sie aufzupassen.

Ausgerechnet in diesem Moment wollte Alex wissen: „Hast du Angelina gesehen?“

„Sie redet gerade mit deinem Cousin Richard.“ Die Antwort kam etwas zu schnell.

„Ich meine, seitdem sie wieder im Lande ist.“

Natürlich hatte er das. Gabriel spitzte den Mund und ließ ein paar Oliven über seine Handfläche rollen. „Nein.“

„Heute Abend sieht sie wirklich gut aus.“

Gut war nicht das Wort, das Gabriel benutzt hätte. Sexy wäre zutreffender gewesen. So wirkte sie auf jeden, der keine Ahnung hatte, was sich unter dieser faszinierenden Oberfläche verbarg. Gabriel wusste es. Und wenn sie noch so attraktiv wäre – sie wäre die Probleme nicht wert, die sie ihm beim letzten Mal beschert hatte. Warum fiel es ihm dann so schwer, sich von ihr abzuwenden? Gerade strich sie sich eine seidige Haarsträhne hinters Ohr.

„Sie ist Feuer und Flamme für ihre neue Galerie“, fuhr Alex fort. „Du solltest ihr sagen, dass du die Renovierung übernimmst. Grund genug, dass ihr beide wieder miteinander redet.“

Damit hatte Gabriel es ganz und gar nicht eilig. Wenn Alex ihn nicht nachdrücklich um diesen Gefallen gebeten hätte, dann hätte er den verdammten Auftrag überhaupt nicht angenommen. „Das wird sie noch früh genug erfahren.“

Alex nickte. „Na gut, auf der Baustelle werdet ihr euch wohl kaum über den Weg laufen. Dafür hast du schließlich deine Leute. Aber falls ich es noch nicht gesagt habe: Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du den Auftrag noch dazwischengeschoben hast – bei allem, was du zu tun hast. Der Familie liegt viel daran, dass sie zu Hause bleibt, und je eher die Galerie fertig und eröffnet ist, desto besser.“

Wieder zuckte Gabriel mit den Schultern. „Ich werde schon mit anpacken. Ist eine gute Gelegenheit, um zu sehen, ob ich das überhaupt noch hinkriege. Man wirkt nicht gerade überzeugend, wenn man die Leute zusammenstaucht, wenn man selbst seit Jahren kein Werkzeug mehr in die Hand genommen hat.“

„Das ist der Vorteil, wenn man der Boss ist, alter Knabe.“ Grinsend klopfte Alex ihm auf die Schulter.

Manchmal erschien es Gabriel als alles andere denn ein Vorteil, aber das erzählte er Alex lieber nicht, weil dieser ihn vermutlich ohnehin nicht verstehen würde. Alex hatte sich nie selbst die Hände schmutzig gemacht, wie Gabriel zu sagen pflegte. Einen Architekten mochte es befriedigen, wenn er seine Visionen Realität werden sah, aber das war nichts im Vergleich zu dem Gefühl, das zumindest Gabriel empfand, wenn er selbst Hand anlegte.

Alex würde sich nur über ihn lustig machen. Es sei doch nichts anderes als Häuser aus Bauklötzen zusammenzubauen – nur in größerem Umfang. Aber Verhandlungen zu führen und Verträge zu unterschreiben war nach Gabriels Meinung nicht halb so befriedigend. Er liebte es nun mal, selbst anzupacken. „Deine Eltern steuern auf deine Freundin zu.“

Lachend blickte er Alex hinterher, der es auf einmal sehr eilig hatte. Erst als sein Blick auf Arthur Fitzgerald fiel, verdüsterte sich seine Miene. Wo immer das Familienoberhaupt auftauchte, schienen die Umstehenden zur Seite zu weichen, um ihm Platz zu machen.

Fitzgerald sah sich im Saal um – keiner, dachte Gabriel einmal mehr, schafft es, hochmütig und verbindlich zugleich auszusehen. Das Geheimnis seines Erfolgs?

Zähneknirschend musste Gabriel sich eingestehen, dass er dem alten Mann zumindest teilweise auch seinen eigenen Erfolg verdankte. Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Er lehnte sich an den Türrahmen und beobachtete die Reichen und Berühmten in ihrer natürlichen Umgebung. Wie konnten die sich nur in ihrer eleganten Kleidung wohlfühlen, mit einem Glas teuren Champagners in der Hand, während er am liebsten seine Fliege lockern, das Jackett über die nächste Stuhllehne hängen und sich auf die Suche nach einem Bier machen wollte? Das lag vermutlich in seinen Genen.

Wenigstens musste er keinen Small Talk machen, solange er am Rand stand. Das war doch auch schon etwas.

Aber seine Ruhe währte nicht lange. Unwillkürlich richtete er sich auf, als er eine vertraute Stimme hörte, deren Klang sofort ein Ziehen in seiner Lendengegend verursachte.

„War Alex nicht gerade bei dir?“

„Ja.“

„Weißt du, wo er ist?“

Er glaubte, einen Ton von Nervosität in Angelinas Stimme zu hören, und ein Blick aus seinen Augenwinkeln bestätigte seine Vermutung. Offenbar scheute sie sich, ihm ins Gesicht zu sehen. Eins zu null für ihn.

Lässig am Türrahmen lehnend, drehte er den Kopf zu ihr und verschränkte die Arme vor der Brust. „Soll ich etwa auf alle Fitzgerald-Kinder aufpassen?“

Ihre haselnussbraunen Augen wurden schmal. „Willst du da weitermachen, wo wir aufgehört haben?“

„Ich lasse mich von dir nur nicht so leicht wie die anderen hier im Raum täuschen, das ist alles …“ Er kam näher und fuhr mit leiser Stimme fort, „… aber schließlich kenne ich dich ja auch besser, oder?“

Sie zögerte kurz, ehe sie die Lippen zusammenpresste und sich im Saal umschaute. Dann trat sie einen Schritt näher und sah durch ihre langen Wimpern zu ihm auf. Der Duft ihres Parfüms stieg ihm in die Nase, während sie mit ebenso leiser Stimme antwortete. „Ja. Aber das werde ich nicht auf der Party meiner Eltern mit dir diskutieren. Vielleicht sollten wir uns aufs Wetter beschränken?“

„Wir sind in Irland. Es hat geregnet.“

Um ihre Mundwinkel zuckte es. „Das hätten wir also abgehakt. Was willst du als Nächstes versuchen – Wirtschaft? Politik? Ich bin da ganz offen …“

„Glaubst du wirklich, dass ich Lust auf Small Talk habe?“

Sie legte den Kopf schräg. Eine dunkelblonde Locke fiel auf ihre Brust. „Du hasst diese Partys noch immer, stimmt’s?“

„Kommt drauf an, mit wem ich rede.“

Sie schnitt eine Grimasse. „Ich habe dich auch vermisst, Gabriel.“

Er stieß sich vom Türrahmen ab. „Hast du schon Alex’ neue Freundin kennengelernt?“

Sie entzog ihm ihren Ellbogen, als er versuchte, sie durch die Menge zu führen. „Du brauchst mich nicht vorzustellen. Das kriege ich schon selbst hin. Ich habe es schließlich oft genug gemacht. Außerdem weiß ich mich zu benehmen.“

„Ich erinnere mich nur an die letzten Partys, wo ich dich immer wegbringen musste, ehe die Polizei anrückte. Woher also soll ich wissen, wie du dich unter Erwachsenen benimmst?“

Angelina seufzte. „Darf ich dich daran erinnern, dass du freiwillig den Helden gespielt hast? Ich habe dich nie darum gebeten …“

Sie unterbrach sich, um mit einigen Frauen zu reden, die sie mit Luftküssen begrüßten – eine Angewohnheit, die Gabriel auf die Nerven fiel. Nachdem er ungefähr ein halbes Dutzend Mal die Wörter „wundervoll“ und „fantastisch“ gehört hatte, reichte es ihm. Als er sah, dass Alex seine Eltern von Merrow fortbugsierte, nutzte er die Gelegenheit.

Erneut umklammerte er Angelina am Ellbogen und empfand eine fast diebische Freude, als sie erschrocken zusammenfuhr, weil er den anderen mit seinem charmantesten Lächeln verkündete: „Ich muss Ihnen Angelina leider für eine Weile entführen.“

Kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, befreite sie sich mit einer ruckartigen Bewegung aus seinem Griff, der heiß auf ihrer weichen Haut brannte. „Du brauchst nicht auf mich aufzupassen – ich schaffe das wirklich allein.“

„Sei nett zu Merrow – dein Bruder wird es dir danken. Es wäre ein Beweis, dass du wirklich erwachsen genug bist, um andere Menschen nicht vor den Kopf zu stoßen.“

Diesmal seufzte Angelina tiefer, und Gabriel versuchte, ihren tiefen Ausschnitt und die vollen Brüste zu ignorieren, deren Spitzen sich gegen den weichen Stoff ihres Kleides abzeichneten. Leider war er weder blind noch ein Eunuch. Der Anblick erregte ihn, worüber er alles andere als erfreut war.

„Das Mädchen mit den kastanienbraunen Haaren und dem umwerfenden Kleid?“, fragte Angelina.

„Wie soll ich das beurteilen? Für mich ist es einfach nur ein Kleid.“ Genau wie das Kleid, das er ein paar Sekunden zu lange betrachtet hatte. Seine Stimme klang gereizt. Er holte tief Luft. „Ja, sie hat kastanienbraunes Haar, wenn dir das weiterhilft.“

Abrupt blieb Angelina stehen, während sie sich umschaute. „Hast du etwa vor, mich den ganzen Abend zu beobachten und den Anstandswauwau zu spielen?“

Er beugte sich zu ihr hinunter. Um nicht auf ihren Ausschnitt zu starren, betrachtete er die Menschen, die um sie herumstanden. „Kommt drauf an. Wenn du wieder in die Bredouille gerätst, werde ich dich natürlich retten – ganz wie in alten Zeiten.“

Als er sich wieder aufrichtete, lächelte Angelina einem Bekannten kurz zu. Dann sah sie Gabriel ins Gesicht. „Ich weiß, dass du keine besonders guten Erinnerungen an mich hast, aber könnten wir nicht wenigstens versuchen …“

„Freunde zu sein?“ In seinem Blick lag verblüffte Ungläubigkeit.

„Da wir es leider nicht vermeiden können, uns bei solchen Anlässen über den Weg zu laufen, sollten wir vielleicht …“

„Hat dir noch niemand gesagt, dass Männer und Frauen nicht befreundet sein können?“

„Das glaubst du wirklich?“

„Ich weiß es aus Erfahrung. Wenn du damit andeuten willst, dass wir uns anderweitig arrangieren sollen …“

Sie wurde rot, und Gabriel lächelte triumphierend. Endlich hatte er ihr’s gegeben, nachdem sie ihm jahrelang überlegen gewesen war. Hinzu kam, dass er nicht länger vom Wohlwollen ihrer Familie abhängig war. Er hatte seine Schulden bezahlt und keinerlei Verpflichtungen ihr noch sonst einem Fitzgerald mehr gegenüber.

Falls sie also vorhatte, sich erneut mit ihm einzulassen, würde sie ganz schön auf Granit beißen …

Er blickte ihr hinterher, als sie mit schwingenden Hüften davonging. Ihr Abendkleid schmiegte sich an ihren Körper. Das lange Haar fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern, und ihre Locken hüpften auf und ab, während sie die Freundin ihres Bruders herzlich begrüßte.

Ja, Angelina war noch immer so, wie er sich an sie erinnerte, aber sie war auch erwachsen geworden, und mehr als das. Unter normalen Umständen hätte ihn eine quirlige, willensstarke und attraktive Frau durchaus gereizt. Und die Aussicht auf Rache war auch nicht zu verachten …

Als er Merrow erreichte, hörte er sie sagen: „Ich bin Angelina Fitzgerald, die Schwester von Alex.“

„Angelina, die Nervensäge“, murmelte er im Vorübergehen in Merrows Ohr.

Dann steckte er sich eine der Oliven in den Mund, die er die ganze Zeit auf seiner Handfläche balanciert hatte, und grinste Angelina provozierend an.

Mit der linken Hand machte sie eine abfällige Geste, während sie mit der rechten Merrows Hand schüttelte. Dabei sprach sie so laut, dass er ihre Worte hören musste. „Tu einfach so, als sei er Luft. Ich habe das jahrelang gemacht.“

Gabriel trat einen Schritt zurück und flüsterte ihr ins Ohr, sodass es kein anderer hören konnte: „Bis auf dieses eine Mal. Ich hatte den Eindruck, dass ich alles andere als Luft für dich war, als du mich geküsst hast. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn deine Freundinnen uns nicht gestört hätten?“

Wieder wurde sie rot, als sie sich zu ihm umdrehte. Der Blick in ihren Augen verhieß nichts Gutes, während Gabriel wie zufällig auf ihren Mund sah. Grimmig flüsterte sie zurück: „Das werden wir nie erfahren. Selbst wenn wir die letzten Menschen auf der Erde wären – so etwas würde nie wieder passieren. Das kannst du mir glauben.“ Sie funkelte ihn wütend an.

Ungerührt ging er weiter. Ob sie sich dessen bewusst war oder nicht – sie hatte ihn mit dem Wort nie herausgefordert. Das würde man ja sehen …

Angelina blieb nicht viel Zeit, eine neue Freundschaft zu schließen, denn kurz darauf kam Gabriel mit einem voll beladenen Teller vom Büffet zurück. Sie holte tief Luft, um ihre Nervosität zu verbergen. Der Duft seines Rasierwassers stieg ihr in die Nase.

„Will sie dich auch für ihre Terror-Kampagne rekrutieren, Merrow? Ich hoffe, du hast einen guten Anwalt.“

Gabriel konnte Angelina noch so sehr provozieren – sie würde keinen Streit vom Zaun brechen, nachdem sie bislang den ganzen Abend Haltung bewahrt hatte. Stattdessen versetzte sie ihm mit dem Ellbogen einen Stoß in den Magen, sodass ein Horsd’œuvre von seinem Teller fiel. „Momentan bräuchte ich einen Anwalt, um eine einstweilige Verfügung zu erwirken, damit du mir vom Leib bleibst.“

Nicht gerade die coolste Art zu beweisen, dass man erwachsen ist, dachte Angelina sofort. Leider war es viel zu einfach, sofort in die Rolle als Gabriels Sparringspartner zurückzufallen, wenn er offenbar glaubte, dass sie sich kein bisschen verändert hatte. Aber kannte er sie überhaupt noch? Über ihn wusste sie nichts – jedenfalls nicht mehr, als dass er während der vergangenen acht Jahre eine glänzende Karriere gemacht hatte, nachdem sie sozusagen bei Nacht und Nebel von zu Hause weggelaufen war.

Außerdem sah er noch besser aus als damals. Als sie ihn unter all den zahlreichen Partygästen entdeckte, hatte sie den Atem angehalten, und während des ganzen Abends hatte sie ihn unentwegt verstohlen beobachtet. Was nicht schwer gewesen war; denn er hatte unübersehbar an der Tür gestanden und so ausgesehen, als wäre er auf dem Weg zu einer anderen, amüsanteren Party mit interessanteren Gästen. Natürlich trug auch der Smoking zu seinem umwerfenden Aussehen bei, aber selbst in T-Shirt und Jeans machte er eine ausgezeichnete Figur. Er sah einfach klasse aus, und er war so verflucht …

„Ah, der Kampf geht weiter.“ Ihr Bruder legte den Arm um die Taille seiner Freundin und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe er einige Happen von Gabriels Teller stibitzte. „Kaum zu glauben, dass sie sich acht Jahre lang nicht gesehen haben, was?“

Gabriel hielt seinen Teller außer Reichweite. „Hol dir selbst etwas, Kleiner. Das Büfett ist das drüben.“

Angelina musste unwillkürlich lachen. Das war vertrautes Gelände und vor allem kein vermintes. Sie dachte daran, wie schön es früher gewesen war. Dabei war nicht zu übersehen, dass Gabriel Burke zu den beiden Fitzgerald-Kindern Beziehungen hatte, die so unterschiedlich waren wie Tag und Nacht. Andererseits, wenn sie hartnäckig genug blieb … Mit hochgezogenen Brauen betrachtete sie Gabriels beladenen Teller. „Hast du wirklich noch etwas für ihn übrig gelassen?“

„Ich bin in der Wachstumsphase.“

„Wenn du noch größer wirst, müssen die Decken erhöht werden.“

Ein Witz angesichts der hohen Räume in dem jahrhundertealten Haus. Aber dieser Mann war wirklich sehr groß – mindestens ein Meter neunzig. Und selbst der gut geschnittene Smoking konnte die Muskelpakete nicht verbergen. Dazu sein strubbeliges schwarzes Haar, strahlend blaue Augen und die Andeutung eines Lächelns, das seine vollen Lippen umspielte … kein Wunder, dass ihr bei seinem Anblick der Atem gestockt hatte.

Angelina war sich seiner Anwesenheit sehr bewusst, und das erklärte auch, warum ihre Handflächen plötzlich feucht waren, ihr Puls schneller schlug und es im Saal auf einmal einige Grade wärmer geworden war.

Aber vielleicht machte sie dieses Wiedersehen einfach nur nervös? Schließlich konnte sie ihm seine Abneigung ihr gegenüber kaum verübeln.

„Von guten Dingen kann man nicht genug kriegen. Manchmal spielt die Menge eben doch eine Rolle.“

Angelina sah ihm in die Augen, die amüsiert funkelten. Auch sie musste lachen, nachdem sie sich mit einem Blick zu ihrem Bruder und Merrow vergewissert hatte, ob sie seine anzügliche Bemerkung auch gehört hatten. Aber sie waren viel zu sehr miteinander beschäftigt, um auf ihre Umgebung zu achten.

„Ich dachte immer, es hieße, Größe spiele keine Rolle“, sagte Angelina. Und wurde sofort knallrot.

Ungerührt kaute er weiter. „Damit trösten die Frauen nur ihre Männer, wenn gewisse Dinge zu kurz geraten sind …“

Mit offenem Mund starrte Angelina ihn an. „Ich kann nicht glauben, dass du das in aller Öffentlichkeit gesagt hast.“

„Hab ich auch nicht. Ich rede nur mit dir.“

Angelina blickte sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand ihre Unterhaltung mitbekam. Den ganzen Abend über hatte sie darauf geachtet, sich standesgemäß zu benehmen und keinen Fauxpas zu begehen, wofür sie geradezu berüchtigt war. Vielleicht wäre es doch sicherer, das Thema wieder auf Wirtschaft und Politik zu bringen. Doch sie konnte dem Köder nicht widerstehen. „Ach ja? Und du weißt das, weil …“

„Na ja, du müsstest besser darüber Bescheid wissen als ich …“ Er schluckte, lächelte und lud seine Gabel erneut voll, „… wenn man bedenkt, mit welchen Jungs du ausgegangen bist, als du noch hier warst. Der letzte hat seine Defizite ja mehr wettgemacht, als dir lieb sein konnte, oder?“

Ihr Unterkiefer fiel noch tiefer herunter. „Du verd…“ Das abrupte Ende von Merrows und Alex’ Gespräch hielt sie davon ab, ihren Satz zu beenden.

„Ich überrede deine Schwester gerade dazu, mir jedes noch so peinliche Detail aus deiner Kindheit zu erzählen – nur damit du’s weißt.“

Alex schlug sich vor die Brust. „Meine Kindheit? Na dann viel Spaß. Ich war ein Musterknabe.“

Gabriel grinste. Angelina sandte ihm einen warnenden Blick zu, ehe sie zu Merrow sagte: „Entsetzlich kommt der Wahrheit viel näher.“

„Du warst der Ausgleich.“

Sie ignorierte die spitze Bemerkung. „Aber ich kann dir sehr viele peinliche Bilder zeigen, wenn du möchtest.“

Angelina würde alles tun, um von diesem ungehobelten Kerl wegzukommen. Den ganzen Abend bemühte sie sich, den Erwartungen ihres Vaters zu entsprechen, und dieser Mann neben ihr erinnerte sie permanent daran, was für eine Enttäuschung sie für ihre Familie gewesen war. Sie hatte ständig gelächelt und sich so elegant wie möglich in diesem unbequemen Kleid bewegt, das sie am liebsten sofort gegen Jeans und ein schlabberiges T-Shirt getauscht hätte, in denen sie sich wie befreit fühlen würde.

Und wenn sie so leben könnte, wie sie wollte, hätte sie ihren Entschluss, aus Frankreich zurückzukehren, wo sie zum ersten Mal sie selbst sein konnte, im Nachhinein nicht bereut.

Gabriel Burke mochte sich äußerlich verändert haben, aber im Prinzip war er immer noch derselbe geblieben, der sie in null Komma nichts auf die Palme bringen konnte. Gerade hatte er es wieder einmal bewiesen. Aber sie würde sich nicht mehr provozieren lassen. Sollte er doch zur Hölle fahren! Sie hatte versucht, nett zu sein und sich zivilisiert mit ihm zu unterhalten, doch er hatte den Kampf sofort wieder aufgenommen.

Wie an jenem Tag, der ihre Freundschaft für immer verändert hatte. Als er einundzwanzig und sie siebzehn war. Damals waren sie auf einer Party gewesen, und er hatte sie dabei erwischt, wie sie im Park einen Jungen küsste, an den sie sich kaum noch erinnern konnte.

Doch sie hatte nie vergessen, was danach passiert war …

2. KAPITEL

Sie hatten sich gestritten, während Gabriel sie über den Rasen zerrte. „Aber ich liebe ihn“, hatte sie protestiert.

„Du bist gerade mal siebzehn, verdammt noch mal. Was weißt du schon von Liebe?“

„Er liebt mich!“

Gabriel umklammerte ihre zierliche Hand. „Ihm geht es nicht um Liebe, Angelina. Das kannst du mir glauben.“

Angelina bohrte die Fersen in den Rasen, doch ungerührt zog er sie weiter. Fast wäre sie dabei hingefallen. „Du hast doch keine Ahnung. Du hast ja noch nicht mal eine Freundin.“

Im nächsten Moment prallte sie gegen seinen Rücken. Er wirbelte sie herum und hob sie einfach hoch. Ihr blieb die Luft weg. Sein Gesicht war undeutlich, nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Sie verabscheute ihn abgrundtief. Welches Recht hatte er, ihr vorzuschreiben, was sie zu tun oder zu lassen hatte? Sie fühlte sich unendlich gedemütigt, weil er Miles aus ihren Armen gerissen und vertrieben hatte.

Das war ihr Leben! Und er war gerade dabei, es zu zerstören.

„Ich habe keine Zeit für eine Freundin. Einige Menschen müssen schließlich arbeiten, um Geld zu verdienen. Und außerdem muss ich ständig auf dich aufpassen, damit du keine Dummheiten machst.“

Er klang wirklich wütend. Aber das war ihr egal. „Lass mich runter.“

„Nein.“

„Sofort.“