Die Farben meiner Hoffnung - Lisa Summer - E-Book
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Die Farben meiner Hoffnung E-Book

Lisa Summer

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Beschreibung

Wenn die Sehnsucht nach Rache auf die wahre Liebe trifft.

Eine Nacht, die dein Leben bestimmt.
Eine Nacht, die alles verändert.
Eine Nacht, die dich zweifeln lässt.

In einer Welt, in der die Männer das sagen haben, muss eine junge Frau nicht nur um ihre Freundin und ihr Kind kämpfen, sondern auch um das Recht aller Frauen.

Für Eliza steht bald die Türkise Nacht an. Jener Abend, bei dem ein Mann entscheidet, welche Frau aus dem Untergrund er heiraten und mit in die moderne Spike nehmen will. Doch dort herrschen andere Regeln: Geburtenkontrollen sind für die Frauen in der Spike völlig normal; Die Entscheidung, die sie treffen müssen, wenn sie ein Mädchen gebären, nicht.
Sie haben die Wahl: Das Kind töten oder mit ihm die Turmstadt verlassen und zurück ins unterirdische System kehren, wo die stumpfen Regeln der Wächterinnen auf sie warten.
Als kurz vor der Hochzeit Elizas Freundin Kyra in der Wüste verschwindet, beginnt für Eliza ein innerer Kampf. Sie muss sie suchen. Aber wie?
Ob ihr Mann ihr helfen wird, die Spike zu verlassen und in der Wüste zurechtzukommen?

Was passiert, wenn man niemandem vertrauen kann?
Wenn einem alles genommen wurde, was man liebte?
Wenn nicht nur das eigene Leben in Gefahr ist, sondern auch jenes, das man schützen will?
Tauche ein in die spannende New Adult Dystopie von Lisa Summer.
Vertrauen, Verrat, Macht.
Kann Eliza ihren eigenen Weg gehen?

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"Er wusste genau, was heute auf dem Spiel stand. Die kommenden Minuten würden darüber entscheiden, ob mein Kind leben durfte oder nicht. Ob wir hierblieben und als Familie älter werden würden, oder ob ich fliehen musste, um mein Kind zu retten."
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Die New Adult Dystopie ist in sich abgeschlossen und ein Einzelband. Achtung: Neues Cover (2024), gleicher Inhalt!
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"Ich lehnte meinen Kopf an Andras Rücken an, der zwar immer noch etwas benommen wirkte, aber ansonsten wieder ganz der Alte war − ein Krieger. Ich war unendlich müde. Wann würde diese schreckliche Nacht vorbeigehen? Ich hatte eine Stadt in Flammen aufgehen sehen. Wir wurden alle niedergestreckt. Verraten von einer Vertrauten. Langsam begriff ich, wieso ich immer so misstrauisch war. Man konnte einfach niemandem vertrauen. Diese Welt war voller Intrigen."
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Weitere Dystopien der Autorin:
Observe - Die neue Welt
Observe - Die andere Seite

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Inhalt

Die Farben meiner Hoffnung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Epilog

Leseprobe

Impressum

Die Farben meiner Hoffnung

Kapitel 1

 

Verflucht! Ich duckte mich zur Seite, um mich weiter an der Wand entlang zu schlängeln. Unter keinen Umständen durfte ich den drei Violetten zu nahekommen, dabei war ich selbst bis vor Kurzem eine von ihnen gewesen – eine Ausgestoßene. Den Rücken an den kalten Felsen gepresst, tastete ich mich bis zum Felsspalt am Ende des Ganges durch die Dunkelheit. Die drei Frauen ließ ich nicht aus den Augen, auch wenn ich nicht mehr als ihre dunklen Silhouetten durch das karge Licht, das über ihnen durch ein Loch in der Höhlendecke fiel, erkannte. Es wäre so viel leichter gewesen, wenn ich ihren Weg hätte kreuzen können, doch das ging nicht. Abgesehen von anderen Ausgestoßenen kam niemand auf die Idee, einer Violetten näherzukommen. Wir hielten uns von ihnen fern, um nicht in den Verdacht zu geraten, etwas Verbotenes zu tun. Und im System war so ziemlich alles verboten – wie zum Beispiel nach dem Glockenschlag auf den Gängen rumzuschleichen. Den Violetten mochten nächtliche Ausflüge nicht mehr viel ausmachen, sie waren bereits bestraft, doch ich konnte mir keine erneuten Vergehen, so kurz vor der Türkisen Nacht, leisten.

Ich erinnerte mich noch gut daran, wie ich mein orangenes Jugendgewand aus reiner Wolle gegen den rauen violetten Stoff getauscht hatte und Maria mich darin eingewickelt hatte. Danach musste ich die Amme fast ein Jahr lang meiden, bis meine Schuld beglichen war.

Von oben tropfte Schlamm auf mein blaues Gewand. Dieses zeigte, dass ich in ein paar Tagen an der Türkisen Nacht teilnehmen würde. Ich wischte ihn mit den violetten Handschuhen, die ich heimlich behalten hatte, weg. Außer den Sünderinnen trug normalerweise niemand Handschuhe, wozu auch?

Nur noch ein paar Meter und ich konnte durch eine Aussparung auf Höhe meines Kopfes herausklettern. Wie sehr ich es hasste, durch die Höhlengänge abseits der gängigen Wege zu kriechen und mich zwischen den schmalen Pfaden der Felsspalten hindurch zu quetschen − wäre Kyra nicht, hätten mich alle mal gekonnt. Nur für sie tat ich das.

Ich bog um die Ecke und die Silhouetten, die ich bis gerade noch beim Gestikulieren beobachten konnte, verschwanden. Dunkelheit hüllte mich ein.

Weit konnte die Aussparung, der Riss im Felsen, nicht sein. Jeden Moment müsste ich mit der linken Schulter gegen die Wand prallen und dann einfach nur zwei, drei Meter nach oben klettern. Wieder dachte ich an die Violetten von eben. Was taten sie so spät auf den Gängen? Hoffentlich wollten sie sich nicht auch rausschleichen, wobei es da einen besseren Weg durch ihren Tunnel gäbe. Eine von ihnen war Kataja, ich kannte sie aus früheren Bildungskursen und hatte in meinen ersten Tagen als Ausgestoßene ein paar Ausflüge an die Oberfläche mit ihr unternommen. Kataja war eine Diebin und Schmugglerin, wie sie im Buche stand. Sie konnte einem alles besorgen und war über alles und jeden informiert − noch ein Grund, wieso ich sie heute Nacht mied. Kurz vor der Türkisen Nacht wollte ich auf keinen Fall mit einer Diebin erwischt werden. Mein heutiges Vorhaben war auch so gefährlich genug.

Endlich berührte mein Arm den schroffen Felsen. Nun begann die weniger angenehme Arbeit. Eine Hand an den rauen Stein links gepresst und eine an jenen vor mir, drückte ich mich die Felsspalte hoch.

Das letzte Mal, dass ich diesen Weg zum nördlichen Ausgang genommen hatte, war sieben Jahre her. Damals war ich noch eine Gelbe, beinahe ein Kind, gewesen. Aber vor allem hatte ich zwanzig Kilo weniger gewogen und mir war das Klettern weitaus leichter gefallen als heute.

Ich brauchte all meine Kraft, um meinen immer noch schlanken, aber inzwischen wesentlich größeren Körper nach oben zu befördern. Das schwache Licht des Mondes schien mir entgegen und ein Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab. Hier oben wurde die Felsspalte breiter. Ich konnte meinen Oberkörper endlich wenden und mich mit beiden Händen an die Aussparung klammern und hochziehen. Wenn mein Kopf heute noch hier durch passte, dann auch der Rest − und er passte, wenn auch gerade so.

Ich presste mich durch den Spalt, wandte mich und ließ mich schließlich kopfüber an der Wand herunterhängen. Nur meine angewinkelten Beine schützen mich davor, mit dem Schädel auf Stein zu landen. Meine zarten Finger, deren Nägel in den letzten paar Minuten enorm gelitten hatten, griffen die Felskante neben den Kniekehlen und ich stieß mich kopfüber nach hinten ab. Mein Körper machte eine Rückwärtsrolle und ich kam sicher auf den Füßen auf. Geschafft!

Ohne zurückzusehen, durchquerte ich den Raum und betrachtete im rötlichen Schein der Notausgangslampe die dreckigen und kaputten Nägel. So kurz vor der Türkisen Nacht würde das Maria überhaupt nicht gefallen und auch Kyra würde mich mit diesen Händen nicht an sich ranlassen. Dabei gab es nichts, wonach ich mich mehr sehnte, als ihren nackten Körper zu berühren.

Ich war schon fast an der vergitterten Luke, die nach draußen führte, angekommen, als ich Stimmen hörte − nicht aus dem Spalt hinter mir, sondern aus jenem Gang, den ich eigentlich hatte nehmen wollen.

»Verdammt«, flüsterte ich. Ich kannte die tiefe Stimme, sie kam von der Obersten Wächterin. Was wollte die Rote hier? Niemand durfte seine Kammer so spät noch verlassen. Nur die Violetten taten es, weil es ihnen egal war. Seit wann brachen die Wächterinnen ihre eigenen Gesetze? Wenn sie mich hier fand, dann war es das mit der Türkisen Nacht und ich würde für immer hier unten festsitzen. Nächstes Jahr würde ich schon zwanzig werden, wer sollte mich dann noch wollen? Es gab kaum eine, die so spät noch einen Mann gefunden hatte und einen vernünftigen Preis bekam. Für mich gab es jetzt nur einen Weg, nämlich weg von der Wächterin und ihrer Begleitung.

So leise es ging, lief ich zu der vergitterten Luke und genoss die frische Luft, die mir entgegenschlug, während ich die lose Gitterstange herausnahm, die ich immer nutzte, wenn ich mich mit Kyra traf. Ob die Wächterinnen wussten, dass dieser Weg nach draußen existierte? Wahrscheinlich – und es war ihnen egal, dass er genutzt wurde. Wer die Wüste betrat, war schließlich selbst schuld.

Ich setzte die Stange gerade wieder ein, als der rote Saum eines langen Gewands aufblitzte. Rasch kletterte ich auf den bewachsenen Felsen und verschwand im Dickicht der vertrockneten Sträucher hinter den Sonnenkollektoren, die uns ein paar Stunden Strom am Tag bescherten.

Einen letzten Blick warf ich auf das System, meine Heimat, zurück. Früher haben die Menschen hier nicht unter der Erde gelebt und an einigen Stellen konnte man noch die Ruinen Kongjiacums, aus denen nach dem vierten Weltkrieg das unterirdische System entstanden war, aus den Sandbergen herausragen sehen. Heute nutzten wir die verfallenen Häuser der Stadt nicht mehr. Das System basierte einzig auf den Kanälen und früheren Versorgungsschächten. Das Einzige, was nicht zerbombt wurde, da es zu tief lag.

Nicht weit entfernt streifte ein schmaler Flusslauf, fast schon ein Bach, die mongolische Einöde, unter der ich lebte. Dort zog es mich als Erstes hin.

Mein Blick fiel auf die goldenen Ziffern meiner Uhr, dem einzigen Erbstück, das mir von meiner Familie geblieben war. Bis zum Treffen mit Kyra war noch genügend Zeit, um mich zu waschen. Ich pellte die Gamaschen, die ich unter dem blauen Gewand trug, von den Beinen und stülpte anschließend mein Kleid über den Kopf. Maria hatte erst kürzlich gemeint, dass sich die Männer um meinen Körper reißen würden. Ich fand ihn nicht besonders. Im Gegenteil. Die wenigen Male, bei denen ich während der Türkisen Nacht zugesehen hatte und auf die Männerwelt gestoßen war, hatte ich nicht das Gefühl, mit meinen vernarbten Beinen begehrt zu sein. Die meisten Frauen, auf die viel geboten wurde, waren makellos.

Meine Lippen kräuselten sich und ich betrachtete die hellen Innenflächen meiner honigfarbenen Hände. Immerhin hatte ich den Dreck von ihnen wegbekommen. Ich lächelte mein Spiegelbild im Wasser an, auch wenn ich kaum etwas in der Dunkelheit erkennen konnte.

Nachdem meine Hände sauber waren, fuhr ich mit den Fingern durch die langen, dunklen, gekräuselten Haare und versuchte, so etwas wie eine anständige Frisur hinzubekommen. Erst heute Morgen hatte ich gesehen, wie Maria einem der gelben Mädchen einen wunderschönen Zopf band. Bei meinem dicken Haar hatte sie das noch nie versucht. Meine Hand glitt zu der Brosche, die Maria mir vorletztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte, und die seitdem mein Gewand schmückte, und ich drapierte sie in meinem Haar. Hoffentlich sah ich so weniger wild aus.

An meiner Gamasche steckte noch immer das Messer, das ich mir damals als Violette besorgt hatte. Ich zog es heraus, klappte es auf und säuberte mir mit der Spitze die Fingernägel. Mein Blick glitt erneut auf die Uhr und anschließend zum Mond. Weit in der Ferne war die Sonne bereits hinter den Dünen als rote Kugel verschwunden. Schade, hätten wir uns ein paar Minuten früher verabredet, hätten wir dieses Erlebnis gemeinsam genießen können. Es war komisch, sich vorzustellen, dass die meisten Mädchen in der Spike noch nie den Sonnenuntergang gesehen hatten. Manche erlebten ihn, wenn sie mit fünfzehn das erste Mal bei der Türkisen Nacht zuschauen durften, die draußen stattfand, doch der Großteil der Mädchen hat die Höhlen noch nie verlassen.

Es wurde Zeit, weiterzuziehen. Ich zog mich an und sah in die Ferne. Niemand war hier, wir lebten unter einer weitestgehend trockengelegten Einöde. Der Bewang River, der jährlich schmäler wurde, war unser ganzer Lebensinhalt. Würden die Männer aus der Spike ihn stilllegen, müssten wir vermutlich verdursten. Doch das würden die Wächterinnen nicht zulassen − egal, was man von den weisen Frauen hielt.

Ich kehrte dem Mond den Rücken zu und blickte ins Tal, wo der riesige Turm in den Himmel ragte. Die Spike – Ulanqab, die Stadt der Männer und verheirateten Frauen. Ich wurde dort geboren. Ganze drei Tage durfte ich mit meinen Eltern in der Spike verbringen. Seitdem war die Sonne und die frische Luft der Wüste für mich tabu.

Plötzlich wehte ein heftiger Wind über die Dünen und ich lief los – genoss jeden Moment der süßen Freiheit. Für Gedanken an meine Eltern war keine Zeit, außerdem kannte ich sie nicht.

Neben dem Fluss war die Erde schön braun und feucht, sodass ich gut Halt bekam. Ich liebte die Erde, ganz anders als den Sand, der uns ansonsten umgab. Trotzdem musste ich auch ihn überqueren. Bis zu jener Düne, bei der ich mich mit Kyra treffen würde, waren es nur noch wenige Meter. Ich sprintete durch den Sand, so schnell es ging, und hüpfte über einen der vertrockneten Sträucher, ehe ich ins Straucheln kam, hinfiel und den kleinen Hang hinunterrutschte.

»Das hast du schon mal eleganter geschafft, Eliza«, sagte eine klare Stimme hinter mir, und eine junge Frau im gleichen blauen Gewand wie meines, trat glucksend neben der Düne hervor.

»Kyra, wann hast du mich überholt?« Ich lächelte meine Freundin an.

»Vermutlich gar nicht, ich bin von Norden aus gekommen.« Kyra strich sich das goldblonde Haar hinter die Ohren und half mir hoch.

»Danke. Hast du die Decke mit?«

»Auch«, antwortete Kyra und sah mich gespannt an. Musste sie immer so geheimnisvoll sein?

»Auch?«, fragte ich schließlich, als sie nichts rausrückte. »Was denn noch?«

Ein ausgedehntes Grinsen breitete sich auf Kyras schmalem Gesicht aus und sie zog einen Krug Wein und eine Schale mit Erdbeeren aus ihrem ledernen Rucksack hervor.

Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich machte große Augen. »Wie bist du denn an die rangekommen?« Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Erdbeeren, so etwas Leckeres und Kostbares gab es sonst nur zu ganz besonderen Anlässen, wenn eine neue Wächterin erkoren wurde oder es hieß, ein neuer Herrscher sei geboren worden. Ich schaffte es kaum, meinen Blick von den kräftig rotschimmernden Früchten abzuwenden und wieder meine Freundin anzusehen.

»Komm, hilf mir mit der Decke«, sagte Kyra schließlich. »Dann erzähl ich’s dir.«

Ich sah auf und nahm ein Ende des weichen Stoffes an mich. Gemeinsam breiteten wir unser Liebesnest im Schutz der Dünen aus und ließen uns im Schneidersitz darauf nieder.

»Also, erzähl«, bat ich Kyra, und schob mir genüsslich eine Erdbeere in den Mund. Ich legte mich auf die Seite und stütze den Kopf mit der Hand ab.

»Ist weniger spannend, als du denkst. Kennst du Cathrine?«

»Die kleine Orangene? Die mit den Sommersprossen?«

»Ja genau, die hat sie mir besorgt. Es heißt, sie hätte sie von ihrem Vater. Kannst du dir das vorstellen?«

Niemals! Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Niemand von uns kannte den eigenen Vater, so etwas gab es einfach nicht. »Wie soll das gehen?«

Kyra zuckte die Schultern und griff nach dem Wein. »Keine Ahnung.«

Ob es wirklich stimmte? Konnte dieses junge Mädchen noch Kontakt zu ihrem Vater haben? Cathrine war doch niemand, der verbotene Dinge tat, geschweige denn, sich rausschleichen würde. Und erst recht nicht jemand, der seinen Vater freiwillig suchen würde. Es war uns verboten, Kontakt mit unseren Familien außerhalb des Systems aufzunehmen. Ich hätte auch gar nicht gewusst, wie ich meinen finden sollte. Meine Mutter war schließlich längst tot. Sie würde mir nicht helfen können.

»Eliza?«

Ich schrak hoch.

»Möchtest du?« Kyra hielt mir den Krug hin und ich nickte. Dann nahm ich einen großen Schluck des blau-rötlichen Getränks und grinste Kyra lüstern an. Immerhin hierfür war das System gut. Wir stellten den besten Wein in der Gegend her und den einzigen, der wunderbar bläulich schimmerte, wenn man ihn ins Licht hielt.

»Du wirst mir fehlen, das hier wird mir fehlen.« Ich zeigte auf die Decke, rutschte neben sie und schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, spürte ich ihren heißen Atem dicht bei mir.

Kyra legte sich neben mich und öffnete die Schnalle, die mein Gewand verschloss. Sie krabbelte mit ihrer Hand unter den Stoff. Mit sanften Bewegungen ließ sie ihre Fingerspitzen um meinen Bauchnabel kreisen und ich kicherte. Es kitzelte leicht und die feinen Härchen auf meinem Körper stellten sich auf. Ein wohliger Schauer überkam mich, als Kyras Lippen meinen Bauch berührten und sich ihren Weg hoch zu meinen Brüsten bahnten. Wie sehr ich dieses Gefühl vermisst hatte, für das ich hierherkam – für das ich alle Gefahren außer Acht ließ und mich ihr ganz hingab.

Ich strich Kyra die Strähnen aus dem Gesicht und zog sie an mich. Mit einem Ruck wandten wir uns und ich saß auf ihr, die Lippen auf ihre gepresst und krallte mich in ihr helles Haar.

»Versprich mir, dass du mich nie vergisst«, raunte Kyra und streifte mir das Gewand vom Körper. Obwohl die Temperaturen nach Sonnenuntergang beträchtlich sanken, hatte ich das Gefühl, zu glühen.

»Niemals«, hauchte ich und fuhr mit meiner Nasenspitze über ihren Hals. Ich schloss die Augen. »Niemals«, wiederholte ich und küsste meine Freundin leidenschaftlich. Ganz egal, wie gespannt ich auf die Männerwelt war, ich würde sie nie vergessen.

Zwei Monate war es her, dass ich Kyra das letzte Mal auf dieser Weise genossen hatte. Zwei Monate, in denen Maria mir alles beigebracht hatte, was ich vor der Türkisen Nacht, vor meinem Leben außerhalb der Höhlen in der Spike, in Ulanqab, wissen musste.

Kyra drückte mich auf die Decke und ihr Kopf verschwand in meinem Schritt, bis mir ein spitzes Stöhnen entfuhr und Kyra grinsend aufsah. Die Blondine wusste ganz genau, was mir gefiel und ich genoss das Lustspiel in allen Zügen.

 

Kapitel 2

 

Die Sonne war längst untergegangen, als wir unsere Sachen zusammenpackten und Richtung Fluss liefen, um uns den Sand aus den Haaren zu waschen. Sollte uns bei der Rückkehr jemand erwischen, so würde man wenigstens keine Beweise mehr an unseren Körpern finden, dass wir das System für eine Nacht verlassen hatten und in den Dünen gewesen waren. Trotzdem gäbe es einen kleinen Aufstand und wir würden den Wächterinnen vorstellig werden müssen. Vielleicht würde es als Ausrede reichen, dass wir uns gemeinsam auf die Türkise Nacht vorbereiten wollten. Hauptsache, es käme niemals raus, was wir tatsächlich getan hatten. Denn dieses Mal würde ich sicherlich nicht mit einer einjährigen Strafe als Violette davonkommen − dieses Mal würde man mich für immer in die Wüste verbannen, und dort gab es auf die Dauer kein Überleben. Aber egal. Es tat nie gut, alles schwarzzumalen.

An einer kleinen Mündung, in der sich der Flusslauf für wenige hundert Meter teilte, blieben wir stehen und setzten uns ans Ufer.

»Hast du Angst vor der kommenden Woche?«, fragte ich und beobachtete das plätschernde Wasser, ohne Kyras Hand, die warm in meiner lag und mir Halt gab, loszulassen.

»Ein bisschen. Aber meine Mutter meint, das sei normal. Sie wäre damals auch so nervös gewesen.« Kyras Mutter Astrid war klasse. Selbstbewusst, fürsorglich und nicht zu streng. Aber vor allem akzeptierte sie mich, obwohl ich ausgestoßen wurde. Manchmal erzählte Astrid mir von meiner eigenen Mutter, an die ich keine Erinnerungen hatte. Sie starb wenige Tage nach meiner Geburt an einer Infektion durch die Blutungen, kaum dass wir im System ankamen. Lange hatte ich mir die Schuld dafür gegeben. Wäre ich ein Junge geworden, hätte meine Mutter nie ins System zurückkehren müssen und wäre von den Heilern in der Spike versorgt worden. Bestimmt hätte sie dann überlebt.

Doch jetzt war nicht die Zeit, darüber nachdenken, sondern die letzte Nacht mit Kyra zu genießen. Sollten wir nicht zufällig beide ein Mädchen gebären und deshalb zurückkehren, würden wir uns nach der Türkisen Nacht nur selten sehen. Der Turm war eine Metropole, eine Stadt, die fast bis zum Himmel reichte. Sie war einfach zu groß, um Kontakte zu halten und ich war mir nicht einmal sicher, ob Treffen unter alten Freundinnen erlaubt waren. Wer wusste schon, wie unsere Männer uns behandeln würden? Frauen hatten in Ulanqab noch nie das Sagen. Maria hatte gemeint, das wäre gut so, so müssten wir uns nicht über Belanglosigkeiten, die passierten, ärgern.

Ich ließ nun doch Kyras Hand los und setzte mich aufrecht hin. Würde ich sie tatsächlich wiedersehen, wenn wir beide ein Mädchen bekämen? »Was machst du, wenn es kein Junge wird? Kehrst du zurück, oder ... du weißt schon?« Meine Stimme war belegt. Ich starrte geradeaus auf die Dünen unter dem Nachthimmel.

Kyra schluckte. Sie wollte nicht zurück − niemand wollte zurück. Das war mir klar. Die wenigen Frauen, die gar nicht erst heiraten wollten, die gingen auch nicht zur Türkisen Nacht, sie blieben einfach. Manche von ihnen wurden später Wächterinnen.

»Darüber möchte ich mir noch keine Gedanken machen«, antwortete Kyra leise und griff erneut nach meiner Hand. Das war nicht die Antwort, die ich erhofft hatte.

Ein leiser Seufzer entfuhr mir. »Freust du dich? Auf die Spike und die Ehe und alles?«, fragte ich flüsternd. Keine Ahnung, ob Kyra meine Frage über das Rauschen des Flusses hinweg überhaupt gehört hatte.

Ihre Antwort kam zögerlich. »Ja, ich denke schon. Wir sind dann frei, oder? Wir können in den Gärten der Vorstadt sitzen und die Sonne genießen, die Wüste beobachten, die Sterne anschauen, über den Basar schlendern, ins Theater gehen ... und Erdbeeren essen, so viele wir wollen«, antwortete sie schließlich euphorisch. »Es heißt, dort gibt es allen Luxus der Welt.«

Ich sah Kyra an, die einen verträumten Ausdruck angenommen hatte. »Meinst du denn, du kannst einen Mann lieben? Einen, der dir völlig fremd ist? Vielleicht ist er nicht gut zu dir.«

Kyra zuckte mit den Schultern und legte den Kopf in den Nacken. Wie konnte sie nur alles so leicht hinnehmen? Wenn ich nur daran dachte, erzitterte alles in mir. Es waren nicht mal die Veränderungen, die mir Angst machten, sondern eventuelle Entscheidungen, die ich nicht treffen wollte.

»Eliza, warum fragst du das alles? Lass es doch einfach auf dich zukommen. Es wird gut gehen, da bin ich mir sicher.« Mit diesen Worten beugte Kyra sich vor und gab mir den schönsten Kuss, den ich je gespürt hatte, bis sich alles in mir zusammenkrampfte.

Es passierte binnen des Bruchteils einer Sekunde. Drei Männer umzingelten uns auf ihren Pferden. Ohne nachzudenken, sprang ich auf und packte Kyra am Arm, um sie auf die Beine zu ziehen. Wir hatten keine Chance gegen den schnellen Ritt der Pferde, trotzdem lief ich los und Kyra stolperte hinter mir her.

Die Männer hinter uns lachten schallend − Frauenjäger. Ich hatte von ihnen gehört, als mal eine Violette tot vor den Toren zum System lag. Maria hatte sich damals geradezu verplappert, als sie die Jäger erwähnte.

Hinter uns zischte die Klinge eines Säbels, die durch den Wind schnitt, während die Reiter ihre Pferde antrieben und auf uns zu galoppierten. Ich versuchte, nach vorne zu blicken und mich zu konzentrieren, doch die Versuchung war zu groß. Ich wollte nur wissen, wie weit die Männer noch weg waren, als ich stolperte und Kyras Hand losließ. Die Chance, sie erneut zu greifen, hatte ich vertan, und rutschte unfreiwillig die Düne herunter.

»Kyra, vergiss mich nicht!«, waren die letzten Worte, die ich an meine Freundin richten konnte. Hoffentlich konnte sie fliehen.

Kyra blieb starr vor Schreck stehen und blickte auf mich herab, während ich versuchte, durch den tiefen Sand zu ihr zurückzukehren.

In diesem Moment waren es die Männer, die schneller waren und sie vor mir erreichten. Einer der Jäger, ein braungebrannter Mann mit Schnauzbart, packte Kyra an der Hüfte und zog sie auf sein Pferd − dann verschwand er mit ihr und ich konnte nichts tun. Mein Atem ging schnell, während ich ihr nachsah und noch ihren erstickten Schrei hörte. Die anderen beiden Reiter kamen auf mich zu und umzingelten mich.

»Wo bringt er sie hin?« Wieder das schallende Lachen, das an gackernde Hühner in einer der unterirdischen Ställe erinnerte.

»Wenn sie Glück hat, dort, wo du auch hinkommst.« Der größere der beiden Jäger sprang vom Pferd und kam auf mich zu. Er trug eine weite braune Hose und ein ausgebeultes weißes Hemd, das gewaschen gehörte. Ich starrte sein schmutziges Gesicht an. Kampflos würde ich mich nicht geschlagen geben.

Ich zückte das Messer aus meinem Riemen an der Gamasche und ließ es im Mondschein aufblitzen. Die Männer lachten erneut. Es interessierte sie nicht einmal, dass ich bewaffnet war. Mein Herz raste. Ich konnte mich kaum konzentrieren. Einer der Männer griff nach seinem Säbel. Die Klinge schimmerte silbrig. Noch nie war ich einem Mann so nah gewesen. Es gab nur eine Möglichkeit, lebend hier rauszukommen. Und es war die, die ich am meisten hasste: Weglaufen. Ich duckte mich und lief kurzerhand an einem der perplex dreinsehenden Männer vorbei und die Düne hoch. Wenn ich Glück hatte, würden die Männer erst aufsitzen und dann versuchen, den rieselnden Sand mit den Pferden zu durchqueren. So einfach kamen die Tiere die Düne sicherlich nicht hoch.

Dieses Mal wollte ich keinen Fehler machen und blickte nicht zurück. Das hätte ich besser getan, stellte ich im nächsten Moment fest, als eine Schlinge aus Stahl meinen Körper umschlang und niederwarf. Das würde mein Ende sein.

Ich versuchte, den Sand von meinen feuchten Lippen mit der Schulter zu wischen. Sand war so gar nicht das, was ich unter einem guten Nachtmahl verstand.

Der kleinere Mann kam auf mich zu, beugte sich runter und grinste mir frech ins Gesicht. Schmierige Zahnlücken zierten seine dumme Fratze. Ohne zu zögern, riss er mich an den Haaren hoch und ich schrie auf. Schmerz schoss durch meinen Kopf und trieb mir Tränen in die Augen, während der andere Mann das Seil über die Winde enger zog und meine Hände festband. Ich war gefangen.

Sie brachten die Pferde zu mir und hievten mich auf einen der Hengste. Der Stahl des Seils schnitt in meine Brust. Wenn ich das überlebte, würden meine bisherigen Narben nicht mehr die einzigen bleiben. »Lasst mich runter!«

»Klappe, Kleines.« Ohne Vorwarnung stieß das Arschloch mir seinen Säbel in die Oberschenkel und ich zog scharf die Luft ein.

Mein Herz raste. Ich sah mich um. Vielleicht sollte ich während des Ritts einfach zur Seite kippen, wobei mir das vermutlich mehr als nur blaue Flecken bringen würde. Mein Blick schweifte über die Dünen in die Ferne. Das System war nur eine Viertelstunde entfernt. Ich konnte die Kollektoren in den Dünen im Mondschein schimmern sehen. Doch der Wind und die vielen Sandhügel würden meine Schreie einfach schlucken. Ich musste mir das letzte bisschen Kraft gut aufbewahren und durfte nicht durchdrehen. Ich wehrte mich nicht mehr und wir ritten stur geradeaus. Weg vom Fluss, weg vom System.

Es war immer noch dunkel, nur die Lichter der fernen Stadt und der matte Schein des Mondes gaben eine ungefähre Orientierung, wo wir waren. Von Kyra und dem dritten Jäger fehlte jede Spur. Wenn ich meine Freundin finden wollte, musste ich mit den Männern mitkommen, wo auch immer sie mich hinbringen würden.

Die Stadtmauern, die den Turm von Ulanqab umgaben, kamen in Sicht. »Sagt mir bitte, wo meine Freundin ist.« Ich musste all meinen Mut zusammennehmen, um überhaupt einen Laut herauszubringen. Jeder Ton brachte einen unsäglichen Schmerz hervor. Wahrscheinlich hatte ich mir den Kiefer verletzt, als ich die Dünen hinabgestürzt war und mit dem Kopf aufgeschlagen bin. Die restlichen Schmerzen machten es nicht besser.

»Wenn sie Glück hat, tot.« Wieder lachte der Mann, der Atari hieß, wie ich inzwischen herausgehört hatte. »Jazar hat sie, der Schlächter, wahrscheinlich hat er sie gefickt und dann entsorgt. Ich würde dich auch gerne durchnehmen, aber dann bist du nicht mehr viel wert und ich brauche das Geld. Stehst kurz vor der Türkisen Nacht, was? Mal schauen, wie viel die Männer der Allianz für dich bieten werden. Mit Sicherheit mehr als die Dumpfbacken aus der Spike.«

Ich schluckte. Tränen liefen über meine trockenen Lippen. Jazar und Atari, diese Namen würden sich für immer in mein Gedächtnis brennen. Ich musste hier weg. Niemand durfte mich verschachern. Mit aller Kraft begann ich zu strampeln. Ich wollte runter von diesem verdammten Pferd und zurück zum System. Die Wächterinnen mussten Bescheid wissen. Nur sie konnten einen Suchtrupp hinausschicken, jene Soldatinnen, die sonst nur innerhalb des Systems für Ordnung sorgten. Und was würde Astrid sagen? Wie sollte ich es Kyras Mutter erklären? Was hatte ich nur getan? Wie konnte ich nur so kurz vor der Türkisen Nacht auf die törichte Idee kommen, mich heimlich mit Kyra in der Wüste zu treffen? Die ganze Sache konnte doch nur schiefgehen, aber so? Ich hatte immer nur damit gerechnet, dass eine der Soldatinnen oder Wächterinnen uns erwischte, aber dass Männer uns jagen würden? Dass Kyra in Lebensgefahr steckte und ich unter der Hand verkauft werden sollte?

Ataris Finger bohrten sich in mein Bein und ich wurde ruhig vor Schmerz. »Still Mädchen, wenn du nicht auf der Stelle sterben willst. Wir sind gleich da.«

Ich brauchte all meine Kraft, um den Krampf im Bein, den sein Druck ausgelöst hatte, zu ignorieren und mich zu entspannen. Wie sollte ich mich überhaupt jemals wieder entspannen? Meinetwegen war Kyra vermutlich tot. Es ist alles meine Schuld! Hätte ich mich nur nicht umgesehen und wäre einfach weitergelaufen, wie die Violetten es mir damals beigebracht hatten. Oder besser, hätte ich einfach die Finger von ihr gelassen, wie es unsere Gesetze verlangten! Vor zwei Jahren hatte ich sie bereits beinahe ins Verderben gezogen. Es war mehr als Glück, dass sie meinetwegen nicht auch ausgestoßen wurde.

Vor uns thronte die Stadtmauer auf und Atari stieg ab. Er sprach ein paar Worte mit einem der Männer vor dem Tor, dann wurden wir eingelassen. Die Spike direkt vor mir zu haben, war ungewohnt. Sie ragte hoch in den Himmel auf und ließ den Palast vor uns wie ein mickriges Gartenhäuschen aussehen. Kein anderes Gebäude in dieser verdammten Wüste war so hoch wie dieses und mir klappte die Kinnlade runter.

Wie es wohl war, hier zu leben? In ein paar Tagen hätte ich es erfahren sollen, doch nun war meine Zukunft nicht mehr als ein blasser Schleier im undurchsichtigen Nebel.

Während wir das Stadttor von unserer Hauptstadt Ulanqab passierten, konnte ich nur noch an Kyra denken. Daran, wie sie schmutzig und nackt vor den Toren des Systems, so wie jene Violette damals, lag. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und ich begann zu zittern. Das glühende Prickeln unserer gemeinsamen Nacht war erloschen und ich spürte die Kälte des kommenden Herbstes.

Die Pferde scharrten und rissen mich aus den Gedanken. Wir blieben vor den sandsteinernen Mauern des Palastes stehen.

»Absteigen, Mädchen, wir sind da.«

 

Kapitel 3

 

Ich blickte mich um, während einer der Jäger mir vom Pferd half. Unsanft kam ich auf dem Boden auf und hoffte innerlich, dass Kyra irgendwo hier war. Doch nirgends gab es ein Lebenszeichen von ihr.

Unter lautem Knarzen öffnete sich ein weiteres schmiedeeisernes Tor und wir betraten den prächtigsten Garten, den ich mir nicht einmal in meinen schönsten Träumen hätte vorstellen können. Wenn die Blumen hier schon so wundervoll blühten, wie musste es dann erst in der Spike sein? Und wo nahmen sie all das Wasser her? Kein Wunder, dass sich der Fluss zunehmend zu einem Bach schmälerte. Vermutlich ging ein Drittel des Wassers für die Bewässerung der abertausenden Pflanzen drauf, die selbst in der Dunkelheit noch eine elegante Schönheit versprühten.

Vor uns öffnete sich ein kleineres Portal und wir wurden in den Palast hereingebeten. Was machten wir hier? Atari sprach doch von Händlern? Die konnten nicht hier ... Ein Schauer überkam mich. Offenbar wusste man im Palast ganz genau von der grauenhaften Jagd auf Frauen und davon, dass ich nun verkauft werden sollte.

Ein gut gekleideter Mann, der bestimmt doppelt so alt war wie ich, bat uns in eine von innen vergoldete Halle hinein. Wir sollten dort warten. Plötzlich ging eine seitliche Tür auf und ein Mann um die fünfzig, mit spitzem Gesicht und leuchtend blauen Augen, trat auf uns zu und musterte erst mich, dann Atari und schließlich den anderen Jäger.

»Du hättest sie nicht herbringen sollen«, sagte er mit ruhiger, aber bestimmter Stimme.

»Aber Herr, Ihr wolltet doch neues Frischfleisch für die Händler. Seht doch, sie ist wunderschön. Wir hatten ewig keine so Hübsche mehr. Außerdem steht sie kurz vor der Türkisen Nacht. Sie wird viel Geld bringen, da bin ich mir sicher.«

Der Mann schritt um mich herum. Ich hätte ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt. Er musterte mich wie Seide auf dem Basar. »Sportlich, nicht zu klein, aber die Haare.« Er griff in meine Locken, blieb aber in den krausen Strähnen hängen, sodass es wehtat. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich ihm die Hand vor meinem Gesicht weggeschlagen, doch das ging dank der Fesseln nicht. Also knurrte ich ihn stattdessen an. »Oh, hier muss wohl jemand gezähmt werden.«

Der Mistkerl gab mir einen leichten Klaps auf die Wange und ich drehte rasch den Kopf weg. In dem Moment sah ich die Spitze eines ledernen Schuhs neben einem der hohen Tonkrüge hervorlugen. Da war noch jemand im Raum und er beobachtete uns heimlich.

Ehe ich mich ihm bemerkbar machen konnte, packte mich der eklige Kerl am Kinn und sah mir in die Augen. »Bring sie zu den anderen. Und sieh zu, dass euch niemand sieht.«

»Jawohl, Herr.« Atari und der andere Jäger, der mich festhielt, verbeugten sich tief vor dem Mann. Ich war mir sicher, dass er nicht der Khan war. Der sah anders aus, definitiv. Ehe ich ein Wort verlieren konnte, zerrte Atari an meinen Fesseln und führte mich nach draußen.

»Wer war das?«, fragte ich, als man mich die Treppe hinunter bugsierte. Während wir gingen, schaffte ich es endlich, meine Fesseln ein wenig zu lockern. Jetzt, wo wir nicht mehr auf dem Pferd saßen, war es leichter, die Hände hinter dem Rücken so aneinander zu reiben, dass sich etwas am Seil tat.

»Das eben?«, fragte Atari. »Ihr bekommt da unten aber auch nichts mit. Ich verstehe überhaupt nicht, was die Männer an euch finden, dass sie so viel bieten. Ihr habt doch überhaupt keine Ahnung vom Leben und seid mit euren achtzehn oder neunzehn Jahren noch wie Kinder.«

Stimmte das? Wusste ich tatsächlich nichts vom Leben, nur weil ich den Dreckskerl eben nicht erkannt hatte? Aber im Grunde musste es wahr sein, ich hatte keine Ahnung, wie die Welt hier draußen tickte. Für mich hatte es immer nur das System mit seinen kahlen Felsen und den Wächterinnen, die über alles herrschten, gegeben. Nie hatte ich daran gedacht, dass ich nach der Türkisen Nacht womöglich nicht mehr zurechtkam. Ich dachte immer, Maria hätte mich auf alles vorbereitet, auf die Männer, die Spike ... doch da lag ich offenbar falsch, denn das hier war nie Thema unserer Gespräche gewesen.

»Das war Emir Burka, die rechte Hand des Khans, um deine Neugierde zu stillen. Glaub mir, bald wird sie dir vergehen, dann willst du gar nicht mehr wissen, was um dich herum passiert.« Wieder zeigte er sein süffisantes Grinsen und die fiesen Lücken zwischen seinen dunklen Zähnen.

Atari packte mich fester am Arm und ich unterdrückte ein Aufheulen. Er zog mich über den flachen Weg, vorbei an einer Böschung und auf das goldene Palasttor zu. In der Ferne leuchtete der Mond uns den Weg, der sich hinter uns in den gläsernen Wänden des Turms spiegelte. Es musste jetzt kurz nach Mitternacht sein.

Der andere Jäger trottete hinter uns her und stupste mich ständig mit seinem beknackten Säbel in den Rücken, wenn ich auch nur einen Ticken langsamer wurde. Kurz überlegte ich, beim nächsten Mal die Hände zu heben, in der Hoffnung, dass der Säbel genau auf die Fesseln traf. Doch so wie ich mich kannte, würde ich dabei eher ein paar Finger, als die Fesseln, verlieren. Außerdem konnte er den Stahl vermutlich eh nicht durchtrennen. Dann erduldete ich doch lieber die Sticheleien.

Wir gingen dicht an der Mauer entlang, versteckt hinter der prächtigen Fauna des Gartens. Nicht weit vor uns war ein Abgang. Er wirkte wie der schmale Eingang zu einem Bunker, so wie das System sie teilweise hatte. Wenn ich fliehen wollte, musste ich es jetzt tun, denn gleich würde es keine Chance mehr geben. Ruckartig blieb ich stehen und trat dem Jäger hinter mir so heftig auf den Fuß, dass der seinen Säbel fallen ließ, der surrend gegen die Mauer stieß. Ohne zu zögern, schnappte ich die Winde und lockerte die Fesseln. Wie gut es tat, seine Handgelenke wieder zu spüren. Ich war frei ... für mindestens zwei Sekunden. Dann packte Atari mich und stieß mich zu Boden. Keuchend kam ich auf dem sandigen Steinweg auf. Im nächsten Moment prallte sein schwerer Körper auf mich und schien mich zu erdrücken. Mir blieb die Luft weg. Ich hustete und versuchte, irgendwie seinen ekligen, offenbar leblosen Körper von mir zu schieben. Was war gerade passiert? Als ich es endlich schaffte und aufstand, lag sein komischer Kompagnon reglos im Gebüsch. Waren sie tot? Aber wer?

Kopfschüttelnd sah ich mich nach meinem Retter um, doch es war niemand zu sehen. Ich betrachtete die beiden Körper. Sie waren nur bewusstlos. Jetzt sah ich, wie sich ihre Oberkörper hoben und senkten. Ohne auf ein weiteres Zeichen zu warten, kletterte ich über die Mauer und lief zurück zur Grenze. Unentschlossen blieb ich im Schatten des Turms stehen und lugte um die Ecke. Der Palast und der Wolkenkratzer dahinter schienen immer noch wie ausgestorben. Nur der Wachturm an der riesigen Mauer neben dem Eingangstor war besetzt. Ob man mich durchließ, wenn ich einfach hinging und freundlich drum bat? Vermutlich nicht. Durfte ich als Frau überhaupt alleine unterwegs sein? Wenn jemand erfuhr, dass ich das System verlassen hatte, würde es schließlich mehr als nur Ärger geben.

Ich atmete erschöpft aus und wollte gerade umkehren, um einen anderen Weg aus der Stadt zu suchen, als irgendwo ein Baby schrie. Plötzlich ging im Fenster neben mir das Licht an. Erst jetzt nahm ich die kleinen Häuschen entlang der Stadtmauer wirklich wahr. Das musste die Vorstadt sein. Jene Häuser, die den Krieg der Allianzstaaten überstanden hatten. Diese Häuser hier passten so gar nicht zur modernen Spike. Sie sahen kümmerlicher aus als die Höhlen, in der wir lebten. Plötzlich trat eine Frau ans Fenster, das Baby dicht an sich gedrückt und sah mich an.

»Martha?«, flüsterte ich und starrte erstaunt auf ihr rundliches Gesicht.

Marthas blonder Haarschopf zuckte Richtung Haustür, dann legte sie den Zeigefinger auf ihre Lippen.

Ich senkte den Kopf und schlich durch die dunkle Gasse. Das Licht im Fenster war schon wieder erloschen.

Die Tür knarzte leise, als sie geöffnet wurde. »Was machst du hier?«, fragte Martha mit leiser Stimme und wippte ihren Sohn im Arm. Es konnte nur ein Junge sein, sonst wäre sie längst zurück ins System gekehrt. Martha öffnete die Tür einen weiteren Spalt und blickte ängstlich die Gasse hinab.

Ich seufzte. »Ich hab’ mich mit Kyra in den Dünen getroffen.« Kyra, an sie hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Sobald ich zurück war, musste sie gesucht werden.

»Du dummes Mädchen«, fluchte sie.

Ich wusste, dass sie recht hatte. »Ein Jäger Trio hat uns entdeckt und gefangen genommen.«

Wieder sah Martha sich in der Gasse um. »Wo ist deine Freundin?« Dieses Mal klang Sorge in ihrer Stimme mit. Martha kannte Kyra, wir alle hatten als Kinder miteinander gespielt.

»Ich weiß es nicht. Jazar hat sie, so heißt er. Mich hat man zum Palast gebracht, aber ich konnte fliehen. Jetzt weiß ich nicht, wie ich die Stadt verlassen soll.«

»Jazar, dieser Name ist sehr bekannt unter den Männern hier.« Plötzlich verstummte sie und ich schrak auf. Im Haus stieg jemand die Treppe runter.

»Mein Mann«, sagte Martha schnell. »Geh die Gasse runter, dann nach links, rechts, links und du müsstest an der Zweigung einen Durchschlupf in der Mauer finden. Lass dich nicht fangen. Man beobachtet die Vorstadt von der Spike aus. Pass auf dich auf. Die Götter des Horizonts seien mit dir.«

Hinter ihr öffnete sich eine Tür, als ich loslaufen wollte. Im Hintergrund fragte jemand mit tiefer Stimme, warum die Tür offenstehe und Martha meinte, dass sie mit ihrem Sohn die Sterne sehen wolle, damit er aufhöre zu weinen.

Was für eine schlechte Ausrede, wo die herausragenden Dachtraufen und der riesige Turm den Himmel über uns versteckten. Dennoch schien sie zu funktionieren, denn niemand trat mehr hinaus, um sich umzusehen.

Ich lief, so leise ich konnte, über den sandigen Weg, bog erst links, dann rechts und an der nächsten Gabelung wieder links ab, bis ich schließlich an einem Abzweig loses Mauerwerk auf dem Boden fand. Es war noch immer dunkel. Doch nicht mehr lange, und das geschäftige Treiben, das ich aus den vielen Erzählungen der Zurückgekehrten kannte, würde einbrechen. Ich musste mich beeilen und irgendwie durch das schmale Loch hindurchkommen. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, ob ich wirklich hindurch passte, legte ich mich flach auf den Rücken, streckte die Arme durch das Loch, griff die Steinkante und zog mich nach vorne, bis mein Kopf statt des sandigen Steinbodens nur noch auf weichem Sand gebettet war. Ich hatte es geschafft und atmete erleichtert aus. Mit einem weiteren Ruck war auch der Rest meines Körpers auf der anderen Seite angelangt und ich rappelte mich auf. Laut meiner Uhr, die einen tiefen Kratzer abbekommen hatte, war es kurz nach ein Uhr nachts. Ab jetzt mussten mir die Sterne zeigen, wo ich hinmusste. Wie weit war das System von der Spike entfernt? Fünfzehn bis zwanzig Kilometer? Auf dem Hinweg hatten wir einen kurzen Teil der alten Straße passiert. Viele Wege gab es nicht mehr im Wüstenreich Ulanqab. Die meisten Handelswege hatte sich die Natur zurückerobert und sie mit Sand geflutet.

Ich hatte Durst, unbändigen Durst und meine Gelenke schmerzten sehr. Die einzige Hoffnung, die ich noch in mir trug, war, vor sieben Uhr da zu sein, wenn alle aufstanden und zum Unterricht oder der Arbeit gingen. Niemand durfte mich so, wie ich jetzt aussah, sehen: dreckig, geschunden und mit zerrissener und durchlöcherter Kleidung. Immerhin hatte der Schmerz in meinem Kiefer nachgelassen.

Die Sonne ging allmählich auf. Vor mir erkannte ich endlich die Dünen, bei denen man uns verschleppt hatte. Nun war es nicht mehr weit. Ich lief zum Fluss, trank und wusch mich kurz. Von Kyra waren keine Spuren mehr zu finden. Selbst die Abdrücke unserer Schuhe und der Pferde waren im Sand verweht.

Ich kehrte zurück zu jenem Ausgang, durch den ich gestern Abend abgehauen war, entfernte die Stäbe und schlüpfte blitzschnell durch die Ritze im Felsspalt. Dann nahm ich den Weg zurück, den ich eigentlich schon gestern Abend nehmen wollte. Den ganzen Weg über betete ich, dass alles gut gehen und niemand mich erwischen würde; doch wirklich aufatmen konnte ich erst, als ich nur fünf Minuten vor dem großen Gong − dem Zeichen, dass alle ihre Nischen verlassen durften − in meiner Kammer ankam und völlig kaputt und geschunden ins Bett fiel.

 

Kapitel 4

 

Es war bereits Mittag, als jemand an meine Tür klopfte. Ich schrak hoch und bemerkte, dass ich immer noch das dreckige blaue Gewand trug. Es wurde in der Nacht stark in Mitleidenschaft gezogen. Meine ledernen Schuhe und die Gamaschen, die meine Beine vom Sand und der Kälte schützten, versauten mir das Bett. Überall war Sand auf dem Laken.

»Eliza, Liebes, du warst gar nicht bei der morgendlichen Ansprache, geht es dir nicht gut?« Maria steckte ihren Kopf zwischen den Türrahmen hindurch und lugte durch das kleine, karg eingerichtete Zimmer zu meinem Bett.

Musste sie ausgerechnet jetzt reinplatzen, wo ich so schlimm aussah? Ich zog die Decke bis zum Kinn, damit meine Amme meinen geschundenen Körper und die zerschlissenen Kleider nicht sah. »Alles gut, Maria. Ich hatte ziemlich starke Kopfschmerzen heute Morgen und habe mich wieder hingelegt.« Ich schluckte. Wenn es etwas gab, was ich hasste, dann war es, meine engste Vertraute belügen zu müssen. Doch was blieb mir anderes übrig? Würde ich Maria die Wahrheit sagen, so wäre sie gezwungen, es den Wächterinnen zu erzählen und in diese missliche Lage wollte ich eine Freundin nicht bringen. Außerdem hatte ich ihr Vertrauen schon zu oft missbraucht und ihr versprochen, mich an die Regeln zu halten.

Maria war wie eine Mutter für mich. Sie hatte mich großgezogen und mich immer wie ihre eigene Tochter behandelt. Wenn sie erfahren würde, was ich in der Nacht getan hatte, würde sie sich sicherlich vor den Kopf gestoßen fühlen. Maria hatte mich damals, als ich zur Violetten wurde, eindringlich gewarnt. Doch obwohl ich ein Jahr lang wie eine Ausgestoßene behandelt wurde, hatte sie mich gleich nach Abschluss des Sündenjahrs in die Arme geschlossen.

»Soll ich dir dein Mittagessen aufs Zimmer bringen?«

»Das wäre sehr lieb. Danke dir, Maria. Und könntest du mir wohl auch ein frisches Gewand hinlegen?« Eigentlich mochte ich es nicht, Maria darum zu bitten. Sie war schließlich nicht meine Dienerin. Doch so, wie ich jetzt aussah, konnte ich unmöglich durch die Gänge des Systems schleichen, um mir frische Kleidung aus der Wäscherei zu holen.

»Natürlich Liebes. Ich lasse dir auch etwas gegen die Kopfschmerzen zusammenrühren. Bis gleich.«

Meine Amme schloss leise die Tür und ich atmete erleichtert aus. Dann stieg ich aus dem Bett und zog die schmutzigen Sachen aus, ging hinüber zu der Nasszelle an der Wand und wusch mich. Erst jetzt fielen mir die vielen blauen und grünen Male auf der geröteten Haut auf. Ich hatte zwar vermutet, dass ich ein paar blaue Flecken haben würde, aber dass meine Haut wie ein buntes Mosaik aussah, überraschte mich nun doch. Ein breiter Striemen zog sich um mein Becken an der Stelle, an der mir gestern das Stahlseil ins Fleisch geschnitten hatte. An jenen Partien, die nicht blau gemasert waren, funkelten blutrote Striemen auf der geschürften Haut.

Die würden doch nie wieder weggehen. Wie sollte ich so an der Türkisen Nacht teilnehmen? Ich schüttelte den Kopf. Wollte ich das überhaupt noch? Langsam kamen die Erinnerungen an gestern Abend zurück. An Kyra, die mich küsste und streichelte. An die Männer, die uns umzingelten. An Jazar, der Kyra packte und wegschleppte. Mir stiegen Tränen in die Augen, die ich rasch wegwischte. Jeden Moment konnte Maria wiederkommen und ich wollte nicht, dass sie mich weinen sah und unnötige Fragen stellte. Dennoch musste ich mit jemandem reden. Wie sollten die Wächterinnen sonst erfahren, dass man Kyra suchen musste?

Ich band mir gerade noch rechtzeitig ein Handtuch um die schmerzenden Hüften, als es abermals klopfte und Maria eintrat, um mir das saubere Gewand und das Tablett mit der Suppe und dem Tee zu bringen. »Hier Kind. Ruh dich noch ein wenig aus und komm bloß heute Abend zum Appell. Ich glaube nicht, dass dir die Wächterinnen ein weiteres Fehlen verzeihen werden. Außerdem sollen nachher alle Details wegen Sonntag geklärt werden. Ich habe dir übrigens ein paar hübsche Kleider rausgesucht. Du kannst sie später anprobieren.« Maria legte das frische Gewand aufs Bett und stellte das Tablett auf den schmalen Tisch, der neben der Nasszelle stand, ab.

»Danke, Maria.«

»Soll ich die alte Kleidung mit zur Wäscherei nehmen?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das mache ich später. Ab nächster Woche muss ich mich schließlich auch selbst um alles kümmern.«

Maria lächelte beherzt und streichelte mir über das krause Haar. Wie ich diese Geste vermissen würde. »Wir können es glätten am Sonntag, wenn du willst.«

»Ja, mal schauen«, antwortete ich betrübt. Meine Lust, immer noch an der Türkisen Nacht teilzunehmen, begann sich in Luft aufzulösen.

»Gut, ich lass dich jetzt alleine. Du weißt ja, wo du mich findest.«

Ich nickte und rieb meine Zunge über die trockenen Lippen. Es schmeckte immer noch alles nach Sand.

Dann verschwand sie durch die Tür.

Ich seufzte und begann, mich anzuziehen. Die rote Brosche, die ich extra für Kyra getragen hatte, pulte ich aus dem Haar und steckte sie an den blauen Stoff. Dann betrachtete ich den Sprung auf meiner goldenen Uhr, die ich so sehr liebte. Bestimmt war es passiert, als ich gestürzt war. Sobald ich in der Turmstadt wäre, musste ich sie reparieren lassen. Der Gedanke an das riesige Glasgebäude, die schimmernden Goldveredelungen und die beiden ineinander verschlungenen Spitzen, die in den Wolken verschwanden, trieben mir eine Gänsehaut über den Körper.

Mein Leben lang hatte ich davon geträumt, eines Tages einen tollen Mann aus der Spike zu heiraten. Vielleicht einen Heiler, oder einen Ingenieur. Eigentlich war es mir egal, welchen Beruf er hatte, solange er mich liebte. Diese Traumblase war zerplatzt. Wie konnte ich denken, dass die Männer so etwas wie Heilige wären? Dass sie uns Frauen lieben und gut behandeln würden? Und wer garantierte überhaupt, dass ich in den Turm kam? Martha lebte schließlich auch nur in einer mickrigen Steinhütte in der Vorstadt, statt in einem der prächtigen Appartements, von denen die zurückgekehrten Frauen immer so schwärmten. Ich hatte von den anderen Frauen nur Gutes über die Männer gehört und dass es zum Schutz aller geschehe, dass wir hier, im System, aufwuchsen. Es hieß, zu viele Frauen in der Stadt hätten die Männer krank gemacht. Beinahe wären so viele gestorben, dass es keine Männer mehr gegeben hätte. Deswegen fingen sie an, die Geburten zu kontrollieren. Nur noch die Söhne sollten leben, um das Gleichgewicht der Geschlechter wiederherzustellen. Nicht alle Frauen wollten das hinnehmen und verließen die Stadt. Sie haben sich ein paar Beduininnen angeschlossen und gründeten das System. Angeblich wäre es gut für alle, wenn wir getrennt aufwüchsen. So würden wir jungen Frauen keine Gier in den Männern wecken und die Gefahr, dass wir die Männer ansteckten, sank. Als damals mehr und mehr Frauen die Stadt verlassen hatten und die Sterberate der Männer rückläufig wurde, wurde irgendwann die Türkise Nacht ins Leben gerufen. Angeblich hätten die jungen Männer es sattgehabt, alleine alt zu werden, weil es keine Frauen mehr in ihrem Alter gab. Tja, und ich hatte jetzt schon die Männerwelt satt. Es gab nur eine Person, nach der ich mich sehnte, und das war ganz sicherlich kein Mann − Kyra. Niemand hatte mich bisher nach ihr gefragt. Niemand lief schreiend durch die Gänge, weil sie tot vor den Toren lag.

Ich ließ mich erschöpft aufs Bett fallen. Allmählich war ich meiner eigenen Gedanken müde. Ich wollte etwas tun. Ich musste ihr doch irgendwie helfen. Stattdessen lag ich hier und schmollte, weil ich unsicher war, ob ich immer noch an der Feierlichkeit teilnehmen wollte. Dabei gab es nur eines, was ich tun konnte, um ihr zu helfen. Und das war, den Wächterinnen alles zu gestehen − oder wenigstens einen Teil von allem. Ich sprang auf und geriet kurz ins Taumeln, als mir der Schmerz in die Rippen schoss. Fluchend drückte ich die Hand auf die gerissene Haut unter meinem Gewand und beugte mich keuchend nach vorne.

»Eliza, alles in Ordnung?« Ich schrak hoch. Und wieder presste ich vor Schmerzen die Lippen zusammen. Wer wollte denn heute noch alles bei mir hereinplatzen?

»Ja, geht schon«, murmelte ich und versuchte, eine aufrechte Haltung einzunehmen.

Auf Astrids Stirn traten Sorgenfalten. »Du siehst nicht gut aus. Ich habe dich auch bei der Ansprache nicht gesehen.«

»Kopfschmerzen«, presste ich hervor und vermied es, Kyras Mutter in die Augen zu sehen. Eigentlich war es Quatsch, denn sie konnte mir noch am ehesten helfen. Immerhin ging es um ihre Tochter und sie wusste als Einzige, dass wir verbotenerweise etwas miteinander hatten.

»Hmm«, murmelte Astrid. »Hast du Kyra gesehen? Ich suche sie schon den ganzen Morgen. Sie war nicht in ihrem Zimmer und wir wollten heute das Kleid für Sonntag aussuchen.«

Wieder wurden meine Augen beim Hören ihres Namens feucht. Konnte ich Astrid sagen, was passiert war? War ich es ihr nicht schuldig? Sie musste doch wissen, dass ihre Tochter nicht wiederkam. Außerdem hatte ihre Mutter so viel bessere Kontakte zu den Wächterinnen als ich.

Ich nickte zum Bett hin, schloss die Tür und setzte mich. Meine Stimme zitterte, als ich zu sprechen begann. Ich musste tief Luft holen, um mich zu überwinden. »Astrid, Kyra wurde entführt«, presste ich zwischen den Lippen hervor.

Astrid sah mich erschrocken an. »Wie soll sie jemand entführt haben? Hier kommt niemand rein! Wovon redest du?« Sie schien völlig verwirrt, als sie neben mich sank und mir die Hand an die Stirn hielt, als glaubte sie, dass ich halluzinierte. Na danke.

Ich streifte die Hand weg und sah sie ernst an. Wie sollte ich ihr erklären, dass wir uns schon wieder rausgeschlichen hatten?

Ein metallischer Geschmack trat in meinen Mund. Hatte ich die ganze Zeit auf meinen Lippen herumgekaut? Ich senkte meinen Kopf und starrte auf die hölzerne Kante des Bettes. »Sie ... wir ... wir waren draußen.«

Astrid zog scharf die Luft ein und sprang auf. »Nein!« Mehr brachte sie nicht hervor. Ihre Augen waren geweitet, während sie mich anstarrte. Offenbar wusste sie ganz genau, was es bedeutete, wenn man draußen entführt wurde.

Ich nickte abermals und zog Astrid an ihrer Hand herunter, um sie in den Arm zu nehmen. »Es tut mir so leid«, flüsterte ich und drückte sie trotz Schmerzen an mich. Sie vergrub ihr kurzes, verstrubbeltes Haar in meiner Schulter. »Wir waren dumm. Wir waren so dumm!«

»Und ob ihr das wart. Wie ist es passiert?« Offenbar hatte Astrid ihre Stimme wiedergefunden. Sie drückte mich ein Stück weit von sich weg und sah mich mit geweiteten Augen an.

»Wir waren gerade am Fluss gewesen und wollten zurück zum System laufen, da kamen sie. Drei Reiter, bewaffnet. Sie folgten uns und trieben uns auseinander. Der eine, Jazar, er griff sich Kyra und zog sie von mir weg. Ich wollte ihr helfen ... Die anderen beiden Männer schlangen ein Stahlseil um mich. Sie brachten mich zum Palast. Ich stand direkt vorm Turm. Das war un-« Ich schüttelte den Kopf. »Sie wollten mich versklaven, kannst du dir das vorstellen? Ich sollte an diesen schmierigen Emir übergeben werden und der wollte mich sonst wohin verkaufen.« Tränen liefen meine glühenden Wangen herunter. »Ich konnte fliehen. Ich weiß nicht wie. Martha hab’ ich auch gesehen. Kennst du sie noch?«

Astrid schien nicht mehr richtig zuzuhören, denn sie antwortete nicht.

»Du musst es den Wächterinnen sagen, Astrid, nur bitte verrate mich nicht«, flehte ich und sah die Mutter meiner verschwundenen Freundin an. Sie hatte dieselben grünen Augen wie ihre Tochter, dieselbe breite Nase und die vollen Lippen. Kyra war eine jüngere Version ihrer schönen Mutter. »Sie müssen sie retten.«

Astrid schüttelte den Kopf und stand auf. »Wenn die Jäger sie haben, ist sie verloren.«

Das war nicht ihr Ernst! Sie wollte jetzt einfach gehen? Ich sprang auf. »Was soll das heißen? Du musst den Wächterinnen sagen, dass sie verschwunden ist. Sie müssen sie suchen lassen!«

»Das werden sie nicht. Sie werden lediglich dich bestrafen, weil du sie verführt hast.« Astrid sah mich traurig an.

»Wie bitte? Ich habe sie nicht verführt! Sie wollte das genauso.«

»Mag sein. Eliza, du warst mal eine Violette, sie werden es so auslegen. Das weißt du.«

Ich schüttelte den Kopf und vergrub das Gesicht in den Händen. Das konnte nicht ihr Ernst sein! »Astrid, bitte! Sie ist deine Tochter!« Meine Stimme wurde lauter als beabsichtigt. Hoffentlich hat uns niemand auf dem Gang gehört.

»Eliza, mach jetzt nichts Dummes! Meinst du nicht, du hast schon genug Schande verursacht? Wenn es tatsächlich Jazar ist, der sie hat, dann ist ihr nicht mehr zu helfen! Wahrscheinlich ist sie längst tot. Du musst das realistisch sehen. Tamalya wird niemanden in die Wüste schicken, um ein totes Mädchen zu suchen.«

»Woher willst du das wissen?«, fragte ich unter Tränen.

»Jeder in Ulanqab kennt seinen Namen. Jede der älteren Frauen hier kennt ihn, seit dieses arme Ding damals draußen gefunden wurde. Wenn ich den Wächterinnen sage, dass sie verschwunden ist und sie tatsächlich einen Suchtrupp rausschicken, dann werden die Jäger diesen vermutlich genauso einfangen.«

Ich starrte sie mit aufgerissenen Augen an. »Aber ... wieso jagen sie uns überhaupt?«

»Glaubst du wirklich, dass alle Männer da draußen gut sind?« Astrid schüttelte den Kopf. Sie sah dabei aus wie eine Besessene. »Nein, Kind, Männer sind getrieben von ihren Gelüsten. Was glaubst du, warum wir hier sind? Damit sie mit uns nicht von klein auf machen, was sie wollen. Der Turm hält sie zurück. Darin leben nur verheiratete Frauen und die verlassen ohne ihren Mann selten ihr Heim. Die Unverheirateten würden doch sonst über sie herfallen wie Tiere. Deswegen bieten sie doch auch so viel für uns. Sie wollen das jüngste, das hübscheste Ding für sich selbst haben.« Astrid stoppte und sah mich nervös an. »Ich wollte dir keine Angst so kurz vor der Türkisen Nacht machen«, betonte sie nun ruhig.

»Das haben die Männer, die uns entführt haben, schon getan«, antwortete ich mit rauer Stimme.

»Nicht alle Männer sind so. Kyras Vater war ein guter Mann, ebenso dein Vater. Zumindest sagte deine Mutter das vor ihrem Tod. Aber es gibt auch die anderen, und Jazar soll der Schlimmste sein. Er wurde deswegen vom Khan verbannt. Ich habe damals die Oberste Wächterin mit einem der Boten des Khans über ihn sprechen gehört. Ich liebe meine Tochter, Eliza. Das musst du mir glauben. Aber ich liebe auch dich. Für Kyra kann ich nichts mehr tun, doch dich kann ich vor den Strafen der Wächterinnen schützen. Schau, dass du am Sonntag einen guten Mann bekommst. Zieh dir etwas Schickes an und lächle, wenn du nach vorne trittst. Du bist eine hübsche und kluge Frau, da wirst du sicherlich den Passenden finden. Bestimmt bieten sie viel auf dich.«

Ich hob die Hand und unterbrach sie. »Wie soll ich denn jetzt noch in die Spike ziehen, nach dem, was du mir gerade erzählt hast? Nach allem, was heute Nacht passiert ist? Ich werde meinem Mann niemals vertrauen können.«

Astrid lachte. »Doch, das wirst du. Das haben wir Frauen alle irgendwann getan. Tu mir einfach den Gefallen und behalte das mit Kyra für dich.«

»Die Wächterinnen werden es merken, wenn sie am Sonntag nicht auftaucht.«

»Dann sage ich ihnen, dass sie aus Angst weggelaufen sein muss. Reisende Frauen soll man nicht aufhalten.«

Das hat sie nicht gesagt! Ich konnte einfach nicht glauben, was Astrid mir gerade erzählt hatte. Wie konnte sie ihre Tochter so verraten? Nur ihretwegen war sie nach ihrer Geburt ins System zurückgekehrt. Sie kam hierher, verließ ihren Mann und den Luxus im Turm, um Kyra zu retten. Um ihr das Leben zu schenken − und nun lag ihr nichts daran, sie zu finden? Das durfte nicht sein! Bisher wurde niemand tot vor den Toren gefunden, also war sie sicherlich noch am Leben. Ich klammerte mich an diesen Gedanken. Vielleicht hatte Jazar tatsächlich Schreckliches mit ihr angestellt, doch wer sagte, dass er sie danach nicht ebenfalls zum Palast gebracht hatte? Offenbar gab es viel Geld für entlaufene Frauen. Geld, das, anders als jenes während der Versteigerung, nicht ins System floss, damit wir auch weiterhin sauberes Wasser und reichlich zu essen hatten. Ob der Khan wusste, was der Emir trieb?

»Geh jetzt bitte«, bat ich höflich.

Astrid sah mich mitleidsvoll an, nickte und trat zur Tür. »Ich liebe sie. Doch wir können sie nicht retten, wenn es stimmt, was du erzählst. Pass auf dich auf, Eliza und such nicht nach ihr. Das wird dich nur dein eigenes Leben kosten.«

Als die Tür verschlossen war, schmiss ich die dreckigen Klamotten in den Müll und verkroch mich im Bett. Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Ich dachte, wer, wenn nicht Kyras Mutter, würde sie retten wollen und könnte tatsächlich etwas bewirken, ohne mich tiefer mit hineinzuziehen? Tief in meinem Innersten wusste ich jedoch, dass Astrid recht hatte. Die Wächterinnen würden sie nicht suchen, wenn ich mich an sie wandte. Dafür würden sie mich für unser Vergehen bestrafen. Ich vergrub das Gesicht im Kissen und bekam zu spät mit, dass sich die Tür erneut geöffnet hatte.

»Eliza, geht es dir besser? Ich habe gesehen, wie Astrid aus deinem Zimmer kam. Was wollte sie?«

»Kyra ist verschwunden«, antwortete ich ohne Umschweife und biss mir auf die Lippen. Als ich mich zu Maria umdrehte, sah die Amme mich unschlüssig an.

»Bestimmt hat sie nur Muffensausen wegen Sonntag. Wie geht es dir inzwischen? Vielleicht kommen die Kopfschmerzen ja auch von der Aufregung. Hast du den ... Du hast das Essen ja gar nicht angerührt.«

Ich hatte das Tablett auf dem Tisch vollkommen vergessen. »Tut mir leid«, murmelte ich und ging zum Tisch, um mir einen Löffel Suppe nach der andern reinzuschaufeln, ohne groß auf meine Manieren zu achten.

Maria schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Beim Fest isst du bitte gediegener!«

»’Tschuldigung. Ich hatte bloß so Hunger.«

»Also sind die Kopfschmerzen verschwunden?«

»Ja, ich glaube schon.« Ich zögerte. »Maria, vermisst du deine Tochter?«

Die Augen meiner Amme schienen bei meiner Frage zu leuchten und das alte, dunkelhäutige Gesicht wirkte plötzlich um einige Jahre jünger. Mir fiel auf, dass sie einen neuen Ohrring an der linken Seite trug. Ein kleiner goldener Ring. Ob sie ihn auf dem Basar gekauft hatte?

»Natürlich vermisse ich sie. Gleichzeitig bin ich um jeden Tag froh, den sie nicht hier ist. So weiß ich, dass sie nie vor der Entscheidung stand, sich für ihren Mann oder ihr Kind entscheiden zu müssen.«

Ich runzelte die Stirn. »Woher willst du das wissen? Sie könnte doch-«

»Tsch, Mädchen. Red’ nicht so einen Stuss. Ameliana würde nie ...« Maria verfiel in Schweigen, was ich nachvollziehen konnte. Jede der Frauen hier hatte sich für die eigene Tochter und gegen den Rest der Familie und den Luxus der Spike in Ulanqab entschieden. Niemand konnte verstehen, wie andere Frauen ihre Töchter töten ließen, nur um selbst weiterhin die Freiheit dort draußen genießen zu dürfen. Hätte Ameliana ein Mädchen geboren, wäre sie sicherlich zurückgekehrt – wie ihre Mutter damals.

»Wenn du wüsstest, dass ihr etwas passiert wäre. Dass ... sie entführt wurde oder so. Was würdest du tun?«

»Wieso fragst du das?«

»Nur so. Würdest du andere um Hilfe bitten?«

Maria zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Wahrscheinlich würde ich mich selbst auf die Suche begeben. Glaubst du, Kyra wurde entführt?«

Verdammt! Maria kannte mich zu gut. »Keine Ahnung. Ich habe sie gestern Abend gesehen, wie sie zu einem der verbotenen Ausgänge ging. Und offenbar ist sie noch nicht wiedergekommen«, verdrehte ich die Wahrheit. Das war nun schon das zweite Mal, dass ich die derzeit wichtigste Person in meinem Leben anlog. Wieso konnte ich zu ihr nicht einfach genauso ehrlich sein wie zu Astrid?

»Soll ich den Wächterinnen Bescheid geben?«

»Das würdest du tun?« Ich lächelte das erste Mal an diesem Tag.

»Natürlich, sie können die Soldatinnen rausschicken. Keine Angst, dich erwähne ich nicht.«

Hoffnung keimte in mir auf. Ich schloss Maria in die Arme und atmete den vertrauten Duft nach Kamille ein. »Dankeschön.«