Swedish Kisses - Lisa Summer - E-Book
SONDERANGEBOT

Swedish Kisses E-Book

Lisa Summer

0,0
5,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 5,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Vor ihrem Auslandssemester in Schweden reist Clara für ein paar Wochen nach Stockholm.
Dort trifft sie den gutaussehenden Thore.
Dabei ahnt sie nicht, dass sie sich bald öfter begegnen werden als gedacht.
Für sie ist die Nacht auf dem Partyschiff mit ihm eine einmalige Sache -
denn was auf dem Meer passiert, bleibt auch auf dem Meer.
Doch dann steht sie Thore nur eine Woche später erneut gegenüber -
als seine Studentin.

Jeder Teil der "Wo die Liebe hinzieht ..." Reihe kann unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.

Achtung: Neues Cover (2024), gleicher Inhalt!

Band 1: British Love
Band 2: Swedish Kisses
Band 3: French Desire
Band 4: Italian Feelings
Wo die Liebe hinzieht ... Sammelband

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Lisa Summer

Swedish Kisses

 

Wo die Liebe hinzieht …

 

Für Christiane

 

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Clara

Clara

Kapitel 2

Thore

Clara

Kapitel 3

Thore

Clara

Clara

Kapitel 4

Thore

Clara

Thore

Clara

Kapitel 5

Clara

Thore

Kapitel 6

Clara

Thore

Clara

Kapitel 7

Thore

Thore

Clara

Kapitel 8

Clara

Thore

Kapitel 9

Clara

Kapitel 10

Thore

Clara

Thore

Clara

Kapitel 11

Clara

Clara

Kapitel 12

Clara

Clara

Thore

Kapitel 13

Clara

Clara

Kapitel 14

Clara

Clara

Thore

Kapitel 15

Clara

Kapitel 16

Clara

Thore

Clara

Kapitel 17

Thore

Thore

Clara

Kapitel 18

Clara

Clara

Kapitel 19

Thore

Clara

Kapitel 20

Thore

Thore

Kapitel 21

Clara

Clara

Thore

Kapitel 22

Clara

Thore

Clara

Kapitel 23

Clara

Clara

Thore

Isabelle

Es geht weiter: French Desire

Übersetzung der Titelzitate

Danksagung

Impressum

Kapitel 1

Även den minsta hjärtklappning får mig ur rälsen på ett sådant sätt att jag hellre föredrar att titta på männens värld endast på avstånd.

Clara

 

»Und das machen wirklich alle? Bist du dir da sicher?«

»Ja, Clara. Definitiv. Komm schon, das wird bestimmt Spaß machen. Vielleicht lernen wir dort auch ein paar nette Leute kennen.« Nicole zieht ihre Schultern hoch und lächelt. Sie hat wieder ihren Hundeblick drauf und schaut mich von unten an. Das macht sie immer, wenn sie etwas will – und ich gebe immer nach. Ich habe sie einfach zu lieb, um ihr nicht fast jeden Wunsch zu erfüllen.

»Na gut.« Ich seufze. Meine Lust, den kommenden Tag auf einem Partyschiff zu verbringen, hält sich in Grenzen. Nicole hat jedoch recht. Wir sind seit zwei Wochen in Stockholm und haben außer mit den Hostelgästen noch mit niemandem groß gesprochen. Dabei wollten wir die Zeit nutzen, um das Land, die Leute und deren Gewohnheiten ein bisschen näher kennenzulernen.

»Wann geht die Fahrt morgen los?«, frage ich und räume meine Klamotten zurück in den Koffer. Den Bikini, den ich gesucht habe, habe ich immer noch nicht gefunden. Die letzten zwei Wochen war es nicht so warm wie erwartet und heute scheint die Sonne das erste Mal so, dass es sich lohnt, zum nächsten Strandbad zu fahren.

»Um 16 Uhr laut deren Webseite. Also darf ich die Tickets jetzt buchen?«

Ich nicke und sehe dabei zu, wie Nicole ihre braunen Rehaugen freudestrahlend aufreißt und hastig etwas in ihr Handy tippt. Ich kann nicht anders und muss schmunzeln. Seit wir aus dem Flugzeug ausgestiegen sind, ist sie hibbeliger als ein Wackelpudding. Vielleicht liegt es an ihrem Alter. Meine Schwester ist fünf Jahre jünger als ich und macht erst nächstes Jahr ihr Abitur. Oder es sind ihre Gene. Unsere Mutter ist immer genauso, wenn wir in den Urlaub fahren. Ich komme da eher nach meinem Vater und versuche, alles ruhig und gelassen anzugehen. Nicole hält den Daumen nach oben, dann hat mit der Buchung wohl alles geklappt.

Bevor ich jetzt ein halbes Jahr nach Karlstad an die Universität mitten in Schweden gehe, habe ich ihr versprochen, den August gemeinsam mit ihr in Stockholm zu verbringen. Das ist sozusagen ihr Geburtstagsgeschenk zum achtzehnten von mir und unseren Eltern.

»Kein Bikini mit«, stelle ich schließlich fest und klappe den Koffer zu. »Hast du ihn zufällig eingepackt?«

»Ne, ich hab’ nur meinen. Dann lass uns doch losgehen und wir kaufen dir einen. Ich brauche auch noch neue Flipflops; bin mit meinen gestern irgendwo hängen geblieben und jetzt ist die Gummisohle eingerissen.«

»Können wir gerne machen. Ich meine, kurz vorm Busbahnhof wäre ein Bademodengeschäft. Schaust du, wie wir zum Bad kommen? Dann packe ich so lange unsere Handtücher ein.«

»Ja, mache ich.« Während Nicole googelt, gehe ich ins Bad und lege alles Wichtige in meine neue Strandtasche. Nicole ist die Organisiertere von uns beiden. Sie ist es, die immer einen Weg findet und mit jedem Plan zurechtkommt. Ich bin dafür viel zu chaotisch.

Als ich wieder in unser kleines Zimmer komme, steht sie bereits mit geschultertem Rucksack da und wartet auf mich. »Hast du alles?«

»Handtücher, Shampoo, Badelatschen und Haarbürste«, zähle ich auf. »Ich denke schon.«

»Gut, ich hab’ meinen Bikini und Sonnencreme mit.«

Sonnencreme, wieder etwas, das ich vergessen hätte. »Dann mal los«, sage ich und öffne die Tür zum langen Flur. Das Hostel liegt in der untersten Preisklasse, mehr konnten wir uns für einen knapp einmonatigen Aufenthalt nicht leisten. Immerhin haben wir ein eigenes Zimmer für uns. Gestern Abend, in der Bar, haben wir uns kurz mit einem Deutschen unterhalten, der mit seinem Kumpel in einem Sechszehnbettzimmer schläft. Das müssen wir uns dann doch nicht antun. Leider sind die beiden heute früh schon wieder abgereist.

Auf der Straße ist für einen Freitagvormittag ziemlich viel los und doch wirkt alles ruhiger und geordneter als in Deutschland. Der Busbahnhof ist ganz in der Nähe und wir brauchen keine zehn Minuten, bis wir vor dem Bademodengeschäft stehen und uns das Schaufenster anschauen. Die Bikinis hier sind nicht gerade günstig. Trotzdem komme ich nach zehn Minuten aus der Umkleide und zeige Nicole das erst beste Stück Stoff an meinem Körper, das mir gefällt und mich nicht ganz arm machen würde. »Und, was sagst du?« Ich schaue an meinen kalkweißen Beinen herunter und drehe mich zur Seite.

»Mir gefallen die rosa Blüten auf dem hellblauen Stoff. Nimmst du ihn? Dann bekommen wir vielleicht sogar noch den nächsten Bus.«

Ich nicke, denn ich bezweifle, dass ich auf die Schnelle einen Besseren für kleines Geld finde. Wirklich blöd, dass ich meinen zuhause vergessen habe.

Wir bringen unsere Sachen zur Kasse: ich den Bikini und Nicole ihre neuen Flipflops, die sie bereits vor dem Laden im Schaufenster entdeckt hat, und bezahlen alles, ehe es zur Bushaltestelle geht.

Verwirrt sehe ich mich auf dem großen Platz um und schaue an den vielen roten und blauen Bussen vorbei, vor denen sich kleine Schlangen an Menschen bilden.

»Komm, wir müssen den dahinten nehmen.« Nicole zieht mich zu einem der roten Nahverkehrsbusse hin und wir reihen uns ordentlich hinter den anderen Fahrgästen ein. Der Zustieg ist hier viel geregelter als in Deutschland und es gibt kaum Gedrängel.

»Wir brauchen noch ein Ticket«, sage ich zu Nicole, als wir uns bereits hingesetzt haben und zeige nach vorne zum Fahrer.

Nicole zückt ihr Handy und wedelt mit dem Smartphone vor meinem Gesicht herum. »Hast du dich denn gar nicht mit diesem Land beschäftigt?«, fragt sie und grinst mich an, sodass ich lachen muss. Natürlich habe ich das, gefühlt habe ich nichts Anderes in den letzten Wochen gemacht. »Ich hab’ uns die Tickets in der App gekauft.«

»Danke, dafür geht dann aber nachher das Eis auf mich.«

Nicole strahlt. Ich weiß, dass sie es liebt, eingeladen zu werden, wer tut das auch nicht?

Hier im Bus ist es schön kühl, obwohl die Sonne direkt durch das Fenster neben uns knallt. Ich spiele mit meiner Pilotensonnenbrille herum und stülpe sie schließlich nach hinten über mein langes blondes Haar, das offen auf meine Schultern fällt und streiche ein paar der Haarsträhnen hinter mein Ohr. An uns zieht die Skyline Stockholms vorbei: das Stadshus, die Riddarholmskyrkan, eine imposante Kirche, die wir in unserer ersten Woche hier besichtigt haben und schließlich fahren wir durch die Altstadt von Skinnarviksberget.

»Hoffentlich ist es nachher nicht zu voll«, sage ich nachdenklich.

»Gehst du denn ins Wasser?«

Ich zucke mit den Schultern. »Ja, ich denke schon. Zumindest mal kurz, um mich vom Sonnetanken abzukühlen. Hast du gesehen, wie weiß ich bin?« Ein bisschen neidisch schaue ich auf Nicoles gebräuntes Gesicht, das von hüftlangen braunen Haaren umrahmt wird. Auch das hat sie von unserer Mutter.

Nicole lacht auf und ich lache mit. Es wird wirklich Zeit, mal ein bisschen lockerer zu werden, nach allem, was in den letzten paar Wochen passiert ist.

»Du denkst gerade wieder an sie, oder?« Offenbar wurde meine Miene ernster als beabsichtig.

»Ja, mir tut das alles so leid, dass ich ausgerechnet jetzt fahren musste, als es ihrem Vater wieder so schlecht ging. Bin ich deswegen eine schlechte Freundin? Sei ehrlich.«

Nicole seufzt und lehnt ihren Kopf gegen die Scheibe. »Nein, und das weißt du auch. Linda war das letzte halbe Jahr schließlich auch weg. Außerdem dachte ich, ihrem Vater ginge es inzwischen besser.«

»Na ja, schon – ein bisschen. Trotzdem sieht es nicht so aus, als könne er noch gesundwerden.«

»Hast du denn noch einmal mit ihr telefoniert, seit wir hier sind?«

Ich senke den Blick. »Nur eine kurze Sprachnachricht, nachdem wir gelandet sind. Ich weiß auch nicht, wieso mich das alles so fertigmacht. Es ist einfach komisch, sie monatelang nicht gesehen zu haben und dann selbst gleich wieder wegzugehen. Ich weiß nicht einmal, ob sie gerade in Deutschland oder wieder in London bei ihm ist.« Seit meine beste Freundin Linda mit ihrem Chef Harvey zusammen ist, den sie auf der Suche nach ihrer Halbschwester in England kennengelernt hatte, haben wir kaum Zeit miteinander verbracht. Zwei Mal war ich mit ihr im Krankenhaus und einmal abends im Kino, das war es. Mir fehlt meine beste Freundin, gerade jetzt, wo ich so weit von Zuhause weg bin. Linda ist viel selbstbewusster als ich − ein bisschen wie Nicole − und meistert die Entfernung zu ihrer Familie, wenn sie bei ihrem Freund ist, immer super.

»Kopf hoch, Schwesterherz. Ich werde dich heute schon noch ablenken.« Ablenken, bestimmt will sie deshalb mit mir auf dieses komische Partyboot morgen und nach Finnland fahren. Dieses Mal ist mein Lächeln nur schwach.

»Komm«, sagt sie und tippt mich an, sodass ich aus meiner Starre erwache, »wir sind gleich da.«

Ich folge ihr aus dem Bus. Hier, in der Nähe des Wassers, weht ein stärkerer Wind als in der Innenstadt. Nach wenigen Minuten kommen wir am Tanto Strandbad an. Es ist nicht wirklich so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Irgendwie hatte ich mehr Badesee und weniger Isarfeeling im Kopf. Wir breiten unsere Handtücher neben einer Trauerweide aus und beobachten ein paar Jungs dabei, wie sie vom Badesteg ins Wasser springen und so die Enten verjagen.

»Ganz schön protzig die Typen«, sagt Nicole, während ich gedankenverloren vom Wasser auf und zurück zum Steg schaue.

Der jüngste der Jungs kippt gerade eine Dose Bier in sich hinein und schmeißt sie anschließend ins Wasser. So ein Idiot. Jetzt gibt ihm einer der Älteren einen Klapps auf den Hinterkopf und zeigt auf die treibende Dose. Na geht doch. Ich setze mich auf und beobachte den älteren Blonden mit der dunkelblauen Shorts, der seinen durchtrainierten Körper kopfüber ins Wasser befördert und kurz darauf die Dose in seiner Hand zerdrückt, ehe er sich am Steg raufzieht und seine nassschimmernden Muskeln im Sonnenschein aufblitzen lässt. Mit der Dose in der Hand stapft er in unsere Richtung zu einem Mülleimer.

»Der scheint doch ganz vernünftig zu sein«, gebe ich zu, lehne mich zurück und ziehe Stolz und Vorurteil aus meiner Tasche.

»Ja, sieht schon nicht schlecht aus«, murmelt Nicole neben mir.

»Ich mag ja Männer mit Bart, ein bisschen hat er was von einem Wikinger. Ein surfender Wikinger oder so, findest du nicht auch?«

Nicole zuckt mit den Schultern. »Komm«, sagt sie plötzlich und macht Anstalten, aufzustehen.

Ich greife nach ihrem Arm und halte sie fest. Ich kann mir denken, was sie vorhat. »Lass uns die Typen ansprechen, wir wollen doch Leute kennenlernen, oder nicht?«

Das Buch hoch vor die Sonne haltend schüttle ich den Kopf. »Morgen«, antworte ich. »Versprochen.« Sie weiß ganz genau, dass ich nicht der Typ Frau bin, der einfach losgeht und Männer anquatscht.

Nicole seufzt. »Dann lass mich wenigstens los, damit ich ins Wasser gehen kann. Du kannst ja nachkommen. Aber wer weiß, ob nicht einer von ihnen dein Mr. Darcy gewesen wäre.« Augenrollend senke ich den Arm und lehne mich wieder zurück. Ja, wer weiß das schon.

 

 

Clara

 

Irgendwann stehe ich auf, schnappe mir mein Portemonnaie und laufe zu dem kleinen Eiswagen, der noch nicht lange hier stehen kann. Zumindest habe ich ihn nicht gesehen, als wir ankamen.

»Eine Kugel Vanille und Stracciatella bitte«, sage ich auf Schwedisch und hoffe, dass ich die Sorten richtig ausgesprochen habe. »Und dann noch einen Becher mit Kokos und Pistazie.« Das ist Nicoles Lieblingseis.

Der junge Mann im gestreiften Shirt nickt mir zu und reicht mir das Hörnchen und den Becher.

Als ich mich umdrehe, passiert es dann. »Hey! Se dig för!« Ich starre den Dosenretter von eben an, der sich mit dem Zeigefinger mein Eis vom Shirt kratzt und ihn anschließend ableckt. »Sorry. Ähm, ursäkta«, murmle ich. Na toll, peinlicher geht es natürlich nicht. Ich fühle mich wie in einer dieser klischeehaften Lovestorys.

»Ein ganzes Eis wäre mir lieber gewesen«, antwortet er auf Englisch und zwinkert mir zu, ehe er an meinem verdatterten Gesicht vorbeigeht und an den Eiswagenfahrer herantritt. Er spricht so schnell auf Schwedisch mit ihm, dass ich kein Wort verstehe.

Als der Fahrer ihm einen Becher Eiskaffee überreicht, quetsche ich mich schnell dazwischen. »Das übernehme ich«, bestehe ich und halte dem Eismann die Kronen hin.

»Danke, doch das brauchst du wirklich nicht, es war ja keine Absicht und das Shirt ist auch schon wieder sauber.« Mein Blick fällt auf den hellen Fleck auf seinem schwarzen T-Shirt. Sauber ist relativ.

»Das ist das Mindeste«, antworte ich mit einem Lächeln auf den Lippen und winke Nicole zu, ehe ich an meinem Eis lecke, damit es nicht schmilzt. Er hat wirklich etwas von einem Wikinger. Eine Mischung aus Surferboy und Holzfäller.

»Du bist nicht von hier«, stellt er fest und folgt mir Richtung Steg, zu dem Nicole gerade schwimmt.

»Nein«, antworte ich schließlich. »Meine Schwester und ich sind nur diesen Monat im Urlaub in Stockholm.« Ich nicke zu Nicole, die sich am Steg hochzieht und gerade vor uns aufsteht, als wir sie erreichen.

»Na, wen hast du denn mitgebracht? Ich dachte, du wolltest dich bloß sonnen.« Sie kann sich das Grinsen offenbar nicht verkneifen und zwinkert mir schelmisch zu.

Ich zucke mit den Schultern und reiche ihr das Eis. »Ich habe gedacht, wir könnten beide eine Abkühlung gebrauchen.«

»Wenn das so ist ...« Sie reicht dem blonden Wikinger die Hand. »Nicole.«

»Thore«, antwortet er. Er hat tatsächlich etwas vom Donnergott. Das passt gut zu ihm.

Dann fällt mir plötzlich auf, dass ich mich selbst gar nicht vorgestellt habe. »Ich bin Clara«, sage ich schnell und proste den beiden mit meinem Eis zu, ehe ich genüsslich daran lecke.

»Wo kommt ihr her? Holland, Deutschland, England?«, fragt er auf Englisch mit seinem charmanten, schwedischen Akzent. Die schwedische Sprache hat einfach etwas Besonderes an sich. Sie klingt ein bisschen lustig und gleichzeitig oft härter und männlicher als Deutsch, vielleicht finde ich sie deshalb so anziehend.

»Deutschland«, antwortet Nicole, ehe ich etwas sagen kann, und reißt mich aus meiner Schwärmerei.

Thore fährt sich mit seinen Fingern durch sein schulterlanges Haar, sodass sein Bizeps deutlich hervortritt. Clara, ermahne ich mich, du bist doch nicht hier, um ihn anzuschmachten.

»Ich liebe Deutschland, da ist das Bier so günstig.« Ich beiße mir auf die Lippen. Sein Akzent bringt mich zum Kichern und ich schaue verlegen zur Seite. Wenn es ums Flirten geht, ist Nicole trotz ihres jungen Alters einfach viel besser als ich. Mich bringt schon das leiseste Herzklopfen so aus der Bahn, dass ich die Männerwelt lieber nur aus der Ferne betrachte.

Deswegen bin ich ganz froh, dass sie wieder einmal das Reden übernimmt. »Stellst du uns deinen Freunden vor?« Nicoles Kopf nickt zu den anderen Jungs, die sich eine Leine als provisorisches Netz an zwei Bäumen gesponnen haben und dort Volleyball spielen.

Thore pfeift und winkt seinen Kumpels zu. Einer von ihnen, der Umweltsünder, lacht hämisch. Ich kann ihn jetzt schon nicht sonderlich leiden. »Björn, Lasse, Leif, das ist Clara, meine Eislady und ihre Schwester Nicole.« Ich ziehe eine Braue fragend nach oben. Hat er mich gerade ernsthaft seine Eislady genannt?

Von den vielen neuen Namen überrumpelt, gebe ich jedem die Hand. Der protzige, junge Umweltverschmutzer ist Björn, Thores Cousin. Die anderen beiden sind nur etwas jünger als ich und auch irgendwie mit ihm verwandt. Die Jungs laden uns auf eine Partie Volleyball ein, die wir pflichtbewusst annehmen. Thore spielt bei uns mit. Er spielt gut, aber nicht so gut wie wir beide.

Nach einer knappen Stunde lassen sich die anderen drei Jungs erschöpft auf ihre Handtücher fallen. Wir haben mehr als verdient gewonnen. Ob wir ihnen sagen sollen, dass wir jahrelang im Verein gespielt haben?

»Morgen um dieselbe Zeit?«, fragt Thore uns plötzlich und wischt sich mit seinem Handtuch das verschwitze Gesicht ab.

Ich schaue flehend rüber zu Nicole, die nur den Kopf schüttelt. »Abgemacht ist abgemacht«, wirft sie mir entgegen. Ein weiteres Volleyballspiel mit Thore wäre mir tausendmal lieber als diese Sauffahrt. Wieso kann ich ihr nur nichts abschlagen? Ich seufze.

»Tut mir leid, wir fahren morgen Nachmittag mit so einem Partyschiff nach Finnland«, erkläre ich den Jungs und gebe Thore dafür meine Nummer.

»Schade, aber wir werden uns bestimmt bald wiedersehen. Wie lange seid ihr noch in der Stadt?« Er sieht eigentlich nicht aus, wie der Typ Mann, der eine Frau zurückruft, aber vielleicht habe ich ja Glück.

»Eine knappe Woche«, antworte ich selbstbewusst. »Melde dich, wenn du deine Kumpels noch einmal mit uns fertigmachen willst.«

Lasse und Björn beginnen zu Grölen, während sich auf Thores Gesicht ein breites Grinsen abzeichnet.

»Das werde ich, Clara. Sollen wir euch zum Hotel fahren?«

Ich werfe Nicole einen fragenden Blick zu. Sie ist genauso wenig der Typ Frau wie ich, der einfach so bei anderen mit ins Auto einsteigt; daher möchte ich das nicht alleine entscheiden, auch wenn Thore und seine Kumpels nicht den Eindruck machen, dass sie uns irgendetwas antun wollen.

Nicole schüttelt kurz den Kopf. »Nein, danke«, sage ich und beginne langsam, meine Sachen zusammenzupacken.

Wir verabschieden uns von den Jungs und gehen zurück Richtung Bushaltestelle.

»Jetzt warst du doch nicht schwimmen«, erwidert Nicole, während sie den Fahrplan studiert.

»Nicht meine Schuld. Dafür hab’ ich gesorgt, dass wir endlich ein paar Einheimische kennenlernen.«

Lachend sieht Nicole mich an. »Dafür gesorgt? Du bist in ihn reingerammt und hast ihn mit Eis vollgeschmiert, Eislady.«

Ich zucke mit den Schultern. Also hat sie es gesehen. »Und? Dafür gesorgt, ist gesorgt«, sage ich schnippisch und wir müssen beide Lachen.

»Der hat dir gefallen, oder? Thore.«

»Sagen wir, ich fand ihn ganz attraktiv und würde ihn wohl nicht von der Bettkante stoßen. Aber dazu wird es eh niemals kommen. Also lass uns lieber über morgen sprechen, wenn du mich mit deinen Schifffahrtsplänen schon um ein Date mit meinem Wikinger bringen musstest«, scherze ich und sie hakt sich bei mir ein, während wir zur nächsten Bank schlendern und auf den Bus warten.

 

Kapitel 2

Om det fortsätter så, kommer jag aldrig att bli svärmor.

Thore

 

Der Rasierapparat gleitet über mein Kinn und hinterlässt einen gut gestutzten Bart. Mit der Hand fahre ich über die blonden Haare und lege sie mir zurecht. Auch wenn sie es noch nicht weiß, habe ich heute ein Date. In zwei Stunden legt die Fähre am Hafen ab. Heute geht nur ein Saufschiff nach Finnland und ich bin mir sicher, dass Clara und Nicole dieses nehmen werden. Und wer weiß? Vielleicht teilt Clara heute Nacht sogar eine Kabine mit mir. Grinsend rüge ich mich selbst für diesen Gedanken und packe meine Sachen für die Überfahrt zusammen, als es klopft und die Tür sich ohne Umschweife öffnet.

»Thore, bist du bereit?« Lasse steht im Türrahmen des Badezimmers und sieht mich dämlich grinsend an. So lange ich während der Semesterferien in Stockholm bin, penne ich bei seiner Familie. Nächste Woche geht es jedoch zurück nach Karlstad.

»Hast du meine Krawatte gesehen?«, frage ich ihn, ohne auf seine letzte Frage zu antworten.

Eine seiner Brauen wandert nach oben und mustert mich. »Du willst doch nicht ernsthaft einen Anzug heute Abend tragen.«

»Die Ladys stehen auf Anzüge, schon vergessen? Jede Frau steht da drauf.« Mit verdrehten Augen blicke ich auf seine viel zu tiefhängende Hose herunter. So gehe ich bestimmt nicht auf ein Schiff − oder überhaupt vor die Tür.

Aus Lasses Mund ertönt ein Schnauben. »Du bist hier nicht der Herr Professor von der Uni. Es sind Ferien. Zieh dir ein ordentliches Hemd und ’ne Jeans an, wenn du nicht wie ein Lackaffe aussehen willst.«

Ich drehe mich um und gehe zu meinem Koffer. Hemd und Jeans, ob er recht hat? Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass ich längst aus dem Alter raus bin, in dem man eine solche Schiffsfahrt angehen sollte. Seufzend ziehe ich ein dunkelrotes Hemd hervor und halte es mir vor die Brust. »Ist das genehm, der Herr?« Jetzt ist es Lasse, der die Augen verdreht und mir dann aber ein okay gibt. Ich streife mir das alte Shirt über den Kopf und schlüpfe in das Hemd hinein. Zugegeben, es sieht gar nicht mal so schlecht aus. Es liegt eng genug an, dass man meine Bauchmuskeln erahnen kann und ist gleichzeitig weit genug, sodass ich nicht darin schwitzen dürfte. Ich schmeiße meinen Kulturbeutel sowie meine Badehose, falls es einen Pool gibt, und ein paar Klamotten für morgen früh in meinen Rucksack und stecke die beiden Fahrkarten, die ich eben erst ausgedruckt habe, in mein Portemonnaie.

»Und du? Willst du so gehen?«, kritisch begutachte ich seine Baggy und bin froh, als er den Kopf schüttelt.

»Ne, das sind bloß meine Werkstadt Klamotten, ich zieh mich noch schnell um.« Ein Glück. Er und diese alte Vespa. Ständig schraubt er an dem Teil herum. Bevor er geht, dreht er sich noch einmal zu mir um. »Du sollst so lange zu Mum kommen. Die will noch mit uns Kaffee trinken.«

Meine Tante backt die besten Kuchen, die ich je gegessen habe, also halte ich mich nicht weiter hier oben auf und gehe runter zu ihr in die Küche, während Lasse in seinem Zimmer verschwindet. Bereits auf der Treppe schlägt mir der Duft ihrer Kanelbullar in die Nase und ich lecke mir die Lippen beim Gedanken an die köstlichen Zimtschnecken. Für die Fika ist es zwar bereits zu spät, doch das hindert Ida nicht daran, sich nachmittags noch einmal in die Küche zu stellen und zu backen.

Als ich unten ankomme und mich auf die weiße Bank hinter dem großen Tisch in der Essecke niederlasse, drapiert sie bereits die kleinen Schnecken um einen gutaussehenden Zitronenkuchen herum. Da werde selbst ich bärtiger, alter Mann schwach.

»Was ist mit Lasse, kommt er gleich?«, fragt sie und stellt den Kuchenteller vor mir ab. Gleich darauf folgt ein Stapel kleiner Teller und Gabeln.

»Ja, er zieht sich noch um.« Ich stehe auf und gehe ihr zur Hand. Gemeinsam decken wir den Tisch.

»Er meinte, dass ihr heute woanders übernachtet. Also seid ihr nicht zum Abendessen wieder hier?«

»Nein Tante Ida, wir …« Ich zögere kurz. Ich glaube nicht, dass sie viel davon halten würde, dass ihr Sohn mit mir auf eine Sauffahrt geht. Auch wenn Lasse schon zwanzig ist, ist er für sie immer noch ihr kleiner Junge. »Wir treffen uns mit ein paar Freundinnen«, sage ich schließlich und gieße uns beiden Kaffee ein.

Sie beäugt mich kritisch. »Na wird ja auch mal Zeit, dass du jemanden findest. Meine Schwester würde sich im Grabe rumdrehen, wenn sie wüsste, dass du mit deinen achtundzwanzig Jahren immer noch Single bist. So werde ich doch nie Patenoma.«

»Ida!«, rufe ich empört. »Ich habe nie gesagt, dass es ein Date ist. Wir gehen bloß etwas trinken. Außerdem sind die beiden nur im Urlaub hier.«

»Das sieht doch jeder, dass du dich schick gemacht hast. Als würdest du das nur für ein paar Drinks tun. Und, ist es ein Doppeldate? Wenn das so weitergeht, komme ich nie in den Genuss, Schwiegermutter zu werden. Selbst Heddas Sohn hat inzwischen eine Frau gefunden; die beiden sind sogar schon verlobt.«

Ich beiße in die Zimtschnecke und verschlucke mich beinahe. Erwartet sie jetzt etwa, dass Lasse und ich auch heiraten? Das kann sie vergessen. »Das ist nicht mal ein richtiges Date heute«, wiederhole ich und greife nach dem Messer, um mir ein Stück Zitronenkuchen abzuschneiden.

Ich bin jetzt schon gespannt, wie die beiden Mädels nachher reagieren, wenn sie uns sehen. Hoffentlich finden wir uns auf dem großen Schiff.

Mein Blick schweift auf die Uhr über der Küchentür. Wenn sich Lasse nicht langsam beeilt, kommen wir zu spät.

»Ach, du wirst schon deinen Weg gehen. Du bist doch ein stattlicher Mann − wie dein Vater früher.« Sie klopft mir auf die Schulter und setzt sich hin. Kurz danach kommt Lasse rein und lässt sich neben mich auf die hellblauen Polster der Sitzbank fallen und genehmigt sich ohne ein Wort an seine Mutter oder mich eine Zimtschnecke. Sie verwöhnt ihn einfach viel zu sehr, ich hätte ihn an ihrer Stelle längst auf eigenen Beinen stehen lassen.

»Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen«, sage ich zu ihm und nicke zur Uhr. Er greift nach einem weiteren Teilchen und schiebt sich das Zimtgebäck in den Mund.

»Also?«, hake ich nach.

»Ja, ja. Ich geh ja schon«, antwortet er mit vollem Mund und steht auf, damit auch ich von der Bank rücken kann.

Eigentlich hatte ich vor, mit dem Auto hinzufahren, doch so wie ich die Parksituation am Hafen kenne, sind wir mit dem Bus schneller.

Als wir am Hafen ankommen, ist keine Spur von Clara oder ihrer Schwester zu sehen. Hoffentlich habe ich richtig geschaut und es gibt wirklich nur diese Fähre, die heute ausläuft. Wir drängen uns vorbei an Passanten und gehen geradewegs auf das große Passagierschiff zu, das heute Nacht unsere Heimat sein wird.

Entgegen meinen Erwartungen, sind es nicht nur Studenten und Touristen die einchecken, sondern auch einige kleine Familien und ein paar Männer im Anzug, die offensichtlich geschäftlich überfahren. Nur meine schöne blonde Eislady ist noch nirgends zu sehen. Vielleicht sind sie schon drinnen.

Lasse und ich sind relativ spät dran und die Deutschen sollen schließlich immer so pünktlich sein. Da würde es mich nicht wundern, wenn die Zwei inzwischen an Bord sind. Spätestens heute Abend beim Buffet oder auf der Tanzfläche werde ich sie sicherlich sehen.

 

Clara

 

Die Kabine, die Nicole und ich uns heute teilen, ist ziemlich klein, aber mit dem Wichtigsten ausgestattet. Beige Möbel, die an ein Krankenhaus erinnern und hässliche rote Polster zieren unseren Schlafplatz. Ich lasse mich auf das rechte Bett fallen und schiebe meinen Rucksack unter den kleinen Tisch, der zwischen uns steht. Darüber hängt ein Spiegel − aufgemacht wie ein Fenster zur eigenen Seele − zwischen zwei fleischroten Vorhängen. Tageslicht wäre mir lieber gewesen und so wie Nicole schaut, ihr auch. Jetzt gerade spiegelt er jedoch nur die schmale Kabinentür und die winzige Nasszelle daneben wieder.

---ENDE DER LESEPROBE---