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Zwischen Dunkelheit und Licht - ständiges Wechselspiel und miteinander Verbundensein - Lichtquellen und Finsternis als Herausforderung und Chance - Schatten als Begleiter und Wegweiser zum Licht - modernes Licht und Verdunkelung der Welt
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Seitenzahl: 101
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Begrüßung der Vorsitzenden Petra Rasser
Briefe unserer Ehrenmitglieder Gloria Kaiser und Dietmar Grieser
Editorial des Chefredakteurs
Michael Benaglio: Licht und Dunkelheit. Ein Wechselspiel im Lauf der Geschichte
Redaktionelle Beiträge
Petra Rasser: Verdunkelung und Erleuchtung?
Wentila De La Marre: Licht und Dunkelheit
Wera Köhler: Licht und Dunkelheit!
Susanne Niebler: Mehr Licht!
Michael Benaglio: Ein Enfant Terrible als Literaturpreisträger - Dario Fo
Anton C. Glatz: Dave. Rezension und Essay
Manfred Stangl (Gastautor): Lanzarote
Elisabeth M. Jursa: Interview mit Christian Teissl
Günter Marchner: Jenseits von Traditionalismus und Massenkultur
Mitgliederbeiträge
Alberti Lilo
Benaglio Michael
Boyer von Berghof Helga
De La Marre Wentila
Furtschegger Wanda
Hirzer-Weiß Michaela
Hoch Walter
Jursa Elisabeth M
Koschak Dietwin
Köhler Wera
Leitgeb Norbert
Niebler Susanne
Maier Bernhard Eduard
Pichler Klaus Wolf
Ortner Ingeborg Maria
Pilipp Reinhold
Rasser Petra
Rohrer Peter
Srabotnik Bernd
Strasser Ute Stefanie
Suppan Franz
Svatek Kurt F.
Wildbichler Gerhard Ernst
Woi-Paierl Babsi
Neuerscheinungen der AutorInnen
Zum Nachdenken: Braunbär Sepp (Michael Benaglio)
Von der vergessenen Kunst des Segnens (Susanne Niebler)
Biografische Notizen
Mitgliederliste Steirische AutorInnen
Höhepunkte des vergangenen Vereinsjahres 2022
Wort-Bild-Komposition
Liebe Autorinnen und Autoren!
Liebe Freunde und Freundinnen!
Der Verein der Steirischen Autoren feiert heuer seinen 15. Geburtstag!
Vorigen Sommer hat mich die Gründerin des Vereins der Steirischen Autoren und unsere Ehrenvorsitzende, Wentila De La Marre, gebeten, den Vorsitz des Vereins zu übernehmen, da Birgit Winkler, die ihn für die letzten zwei Jahre innehatte und ihn nicht nur wohlbehalten durch die beiden schwierigen Jahre der Coronazeit gebracht, sondern auch viel Energie für Förderungen und Modernisierung eingesetzt hat, aus privaten Gründen zurücktreten wollte.
Ich möchte an dieser Stelle beiden für ihren großen Einsatz danken, für ihre Hilfe und Anregungen sowie für die Geduld, die sie manchmal doch brauchen, wenn sich unsere Vorgehensweisen unterscheiden.
Ich danke auch meinem Vorstand, der stets tatkräftig hinter mir steht, dem Einsatz der Mitglieder, die für uns lesen, sowie unseren begabten Musikern und dem Federteam.
Besonders möchte ich mich auch bei Herrn Stadtrat Riegler und Herrn Michael Großmann für die Förderungen der Stadt Graz bedanken, die unsere Veranstaltungen möglich machen.
Last but not least danke ich euch allen, unserem Publikum, die ihr wieder zahlreich zu unseren Veranstaltungen kommt und bei unseren Lesungen zuhört!
Ich freue mich auf ein inspiriertes und erfreuliches Lesejahr, möge es ein wenig Licht in die Dunkelheit politischer Wirrnisse und ein wenig erholsame Dunkelheit in das gleißende Licht der technologischen Moderne bringen.
Eure Petra Rasser
Als stellvertretende Vorsitzende und vor allem als Schriftführerin des Vereins erhalte ich immer wieder Zuschriften und möchte die äußerst charmante Post unserer Ehrenmitglieder hiermit allen zugänglich machen:
Frau Prof. Gloria Kaiser hat geschrieben:
Liebe Frau Jursa,
Ohne lange Einleitung komme ich zum Punkt:
Bitte nehmen Sie mich aus der Liste der Lesenden.
In meiner beruflichen Tätigkeit hat sich vor etwa 4 Jahren ein Paradigmenwechsel ergeben; meine beiden Hauptthemen haben sich zum Wissenschaftlichen geweitet. Das ist für mich Freude, bedingt aber auch einen anderen Zeitplan.
Deshalb, ich kann und werde keinen Lesetermin wahrnehmen.
Gleichzeitig ist es mir ein aufrichtiges Anliegen zu sagen - die "Steirischen Autoren" sind eine wichtige Plattform für literarisch Schaffende. Fortsetzung möge das Credo bleiben!
Für das Jahr 2023 wünsche ich Ihnen Gesundheit und Inspiration, und natürlich Energie und Begeisterung für all Ihre Tätigkeiten.
Mit liebem Gruß, Gloria Kaiser
Herr Prof. Dietmar Grieser hat geschrieben:
Editorial des Chefredakteurs Michael Benaglio
Archaische Stammeskulturen integrierten sowohl die Dunkelheit als auch das Licht in ihr Weltbild und gesellschaftliches Leben. Tag und Nacht gehörten zusammen, konnten losgelöst nicht existieren. Mythen und Legenden rankten sich um die lichte wie die dunkle Seite der Schöpfung und des Alltags. In diesen Kulturen spielten Muttergottheiten, erotische Göttinnen und magische Erdwesen eine wichtige Rolle. Mit der patriarchalen Revolution, die lange Jahrhunderte vor den Römern einsetzte, begann eine zunehmende Spaltung zwischen den dunklen und lichten Bereichen der Existenz. Allmählich wurden in einem langen historischen Prozess der Dunkelheit und damit verbundenen mythologischen Wesen – der Mondgöttin, Hexen aller Schattierungen, der Erdgöttin etc. – negative Merkmale zugeordnet, während ein männlicher Sonnengott zum Alleinherrscher und Inbegriff des Guten avancierte. Waren diese Trennungen in der Antike in vielen Kulturen noch relativ fließend, so etablierte sich im christlichen Mittelalter und in islamischen Kulturen eine scharfe Trennung zwischen Licht und Dunkelheit, wobei der letzteren neben dem Teufel auch die Frau zugeordnet wurde. Aus dieser Polarisierung entstanden, mythologisch betrachtet, verwerfliche Strömungen wie Inquisition und Hexenverfolgung (die natürlich politischen Interessen dienten).
Die Verdrängung des Dunklen und mit ihr die Tabuisierung von Eros, Sexus und Natur bildete den tiefen psychologischen Nährboden für so manche fanatische politische Bewegung, die darauf abzielte, das absolut böse Dunkle „aus dem Volkskörper zu eliminieren“.
Diese lebensfeindliche, zutiefst undemokratische Geisteshaltung treffen wir auch in politischen Strömungen der Gegenwart an.
Mit der Frauenemanzipation glättete sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen die scharfe Trennung zwischen Licht und Dunkelheit. Weibliche Gottheiten gewannen neue Popularität in verschiedenen neuen spirituellen Strömungen. Nicht zuletzt wurden „Erde“ und „Natur“ aus ihren ideologischen Folterkammern befreit und gelten heute als neue „heilige“ Begriffe, um die sich zahlreiche Schutzbewegungen scharen.
In der Literatur wurde in Laufe der Geschichte immer wieder das „Schöne“, „Edle“ hervorgehoben. Die Romantik verhalf der verdrängten Natur und der Dunkelheit zu neuen Ehren. Das Dunkle wurde dann in Moderne und Postmoderne im Menschen und in der Gesellschaft geortet. Viele schriftstellerische Werke thematisierten die dunkle Seite der menschlichen Seele, die allmählich fast alleinige Beachtung fand, während das „Schöne“ als altvaterisches Gebräu diskriminiert wurde. Zeitgenössische Literatur steht meiner Ansicht nach u.a. vor der Aufgabe, Licht und Dunkelheit wieder in einer konstruktiven Synthese zu vereinen und so der Ganzheitlichkeit des Lebens und des natürlichen Universums Ausdruck zu verleihen.
Petra Rasser
In früheren Zeiten war die Nacht dunkel. Es war gefährlich draußen, wo sich oft lichtscheues Gesindel mit bösen Absichten herumtrieb, man Räuber, Wölfe oder gar Vampire fürchten musste. Das Unbekannte machte Angst und trieb die Herde nah zusammen. Wer die Einsamkeit schätzte und sich - Gott behüte – nächtens in die Natur wagte, machte sich verdächtig, selbst kein ehrbarer Bürger zu sein, vielleicht sogar mit „dunklen Mächten“ in Verbindung zu stehen.
Doch längst hat die Moderne Licht ins Dunkel gebracht, seit etwa 200 Jahren, da es elektrisches Licht gibt, sind zumindest die Großstädte des Nachts hell erleuchtet. Während man am Land wenigstens in der Nacht einige Stunden die Straßenlaternen ausschaltet, bleibt die Stadt hell:
Straßenbeleuchtung, Geschäfts- und Bürofassaden nehmen zu, gerade zur Weihnachtszeit erstrahlen überall die Lichterketten, denen Strompreise und Energiekrisenüberlegungen sichtlich genauso egal sind wie den Menschen, die sie anbrachten.
Wer jemals erfahren hat, wie wohltuend es sein kann, nicht dauernd der nächtlichen Lichtverschmutzung ausgesetzt zu sein, und gemerkt hat, dass sich die Augen dann erholen und sogar Symptome wie Nachtblindheit verschwinden, sieht das Dunkel mit neuen Augen.
So kann die allgemeine Illumination auch zur Verblendung führen und das allzu helle Licht macht genauso blind wie völlige Dunkelheit.
Es hilft halt nicht immer, sich für eine Seite zu entscheiden, oft zählt nur das rechte Mischungsverhältnis, zählen die Zwischentöne.
Deshalb haben wir der neuen Feder diesmal den Arbeitstitel: „Zwischen der Dunkelheit und dem Licht“ gegeben, ich hoffe, er ist so frei, viel Platz für Zwischenräume und Töne, Graustufen und Farben zu lassen und die Kreativität anzuregen.
In neuen Welten ist manches möglich:
Vielleicht gibt es bald eine neue Art von Vampiren, die bei Neonlicht aufblühen, steht uns eine Neo- Romantik des Künstlichen bevor? Ich lade euch ein, mit eurer Fantasie nicht einmal vor dem guten Geschmack halt zu machen, dann geht ihr mit der Zeit....
Wentila De La Marre
Ja, es gibt sie, die immerwährende Dunkelheit und das immerwährende Licht. Wir Menschen kennen es nicht anders, denn beide sind uns seit Anfang unseres Seins vertraut. Sie sind Teil unseres Lebens. Wahrhaftiges Sein einer Offenbarung, die so alt ist wie die Menschheit selbst und älter als die Gezeiten. Ja, älter als das Universum, um das sich alles rankt. Das Licht und die Dunkelheit sind sich ebenbürtig, denn beide wissen um ihre eigene Stärke, aber auch um die Stärke des anderen. Eng sind sie miteinander verbunden.
Das Gute, das Böse, diese Begriffe berühren sie nicht, denn sie kommen und gehen, wie sie es immer getan haben, kurzum, sie wechseln einander ab. Was täten wir ohne die Dunkelheit, was täten wir ohne das Licht? Fragen über Fragen und dazwischen die Dämmerung und in ihr das keimende Licht, Atem des Lebens. Das Kommen der Dunkelheit, die sich ausbreitet und Ruhe wie auch Geborgenheit schenkt. Und der Schlaf lässt uns neue Kräfte sammeln für das Hier und das Jetzt.
Das Gute, das Böse werden sehr oft dem Licht und der Dunkelheit zugeordnet. Es gibt viele Beispiele dafür. Lesen wir darüber in der Thora, der Bibel, dem Koran und vielen anderen Schriften. Das Licht und die Dunkelheit sind immer zugegen und werden oft als das Gute und das Böse benannt. – Das Licht von der Hoffnung, dem Glauben und der Liebe getragen, das Dunkel böse und schlecht. Aber lässt sich das alles so leicht definieren? Ich glaube nicht! – Was glauben Sie?
All diese vielen Fragen und wie lauten dann all die Antworten darauf? Zerbrechen wir uns darüber nicht den Kopf, denn ändern können wir es meist doch nicht und wenn, dann nur selten. Doch unser Hirn bietet uns einige Überraschungen, die wir heute noch nicht erkennen. Aber haben wir noch ein wenig Geduld, dann wird uns manches klarer und unser Blickwinkel erweitert sich …
Ich liebe das Licht, aber ich mag auch die Dunkelheit, denn beide bieten so vieles. Zum Beispiel einen wunderschönen Sonnenaufgang, ein wärmendes Licht oder einen Nachthimmel übersät mit tausenden Sternen – Ruhe und Schlaf. Ich will mir das Schöne bewahren, die das Licht und die Dunkelheit in sich tragen, all die Vollkommenheit ihrer selbst. – Wie steht es mit Ihnen? Was sagen Sie dazu? - Jeder von uns sieht, hört und spürt etwas anderes und das ist gut so. Wir sind Individuen und sollen es bleiben. Ich wünsche Ihnen im Erahnen, im Erspüren und Sichten des Lichts und der Dunkelheit die Wachsamkeit Ihres Seins und viel Glück.
Wera Köhler
Wo Licht ist, ist auch Schatten, ein geflügeltes Wort, das auf JOHANN WOLFGANG VON GOETHE zurückgeht. „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten“, ein Zitat aus „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“, 1773, welches Goethe Götz zu Weislingen im 1. Akt in den Mund legt. Das Prinzip dabei, Gegensätze bedingen einander, es ist das gleichzeitige Nebeneinander von beiden. Es gibt keinen Schatten ohne Licht, wo Schatten ist, ist auch Licht, das sollte uns klar sein. Alles hat zwei Seiten, kein Nachteil ohne Vorteil, keine Rose ohne Dorn, wo gehobelt wird, fallen Späne. Schatten bedeutet, dass es irgendwo Licht gibt, nach dem es sich zu suchen lohnt. ANTOINE DE SAINT-EXUPERY lässt im „Kleinen Prinz“ die Rose beim Abschied vom kleinen Prinzen erkennen, dass sie fortan, trotz seiner Warnung, auch ohne Schutz der Glasglocke bleiben kann und entgegnet ihm tapfer: „Ich muss wohl zwei oder drei Raupen aushalten, wenn ich die Schmetterlinge kennen lernen will. Auch das scheint sehr schön zu sein. Wer wird mich sonst besuchen?“
Die Koexistenz von gleichzeitiger Gegensätzlichkeit umspannt unser gesamtes Dasein. Das spannendste Material im Universum, das Licht und sein „dunkler Bruder“. LEO TOLSTOI sagt: „Die ganze Mannigfaltigkeit, der ganze Reiz und die ganze Schönheit des Lebens setzt sich aus Licht und Schatten zusammen.“ Und KONFUZIUS meint: „Es ist besser, ein einziges, kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“ Steckt in der Tiefe dieser beiden Zitate vielleicht doch ein wenig Zuversicht für ein besseres Morgen?
Schatten, ein Begriff, der fest in unserem Sprachgebrauch verwurzelt ist, in Metaphern verpackt, in Lebensweisheiten eingeflochten:
+ Wenn du deinem Schatten folgst, wirst du die Sonne niemals sehen.
+ Schaue immer in Richtung Sonne und alle Schatten werden hinter dich fallen.
+ Wo die Sonne nicht scheint, gibt es keinen Schatten, denn er wird aus dem Licht geboren.