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Das Erziehen ist eine soziale Praxis mit ihr eigenen Konventionen und Regeln, Methoden und Verfahrensweisen. Um sie zu verstehen und sinnvoll auszuüben, braucht man wie in anderen Praxen ein fundiertes Wissen davon, in welchen Formen, auf welchen Wegen und mit welchen Methoden sich die Aufgaben und Zwecke der Erziehung verwirklichen lassen. Die Formen des pädagogischen Handelns werden in dieser Einführung systematisch erfasst und in ihrer Funktion für unterschiedliche pädagogische Situationen ausgewiesen. Dazu wird zunächst der Begriff des pädagogischen Handelns systematisch geklärt, historisch erläutert und in seiner ihm eigentümlichen Grundform expliziert. Diese Grundform wird dann in den elementaren und den komplexen Formen des pädagogischen Handelns weiter entfaltet; auf das methodisch organisierte pädagogische Handeln wird anschließend ebenso eingegangen wie auf die Großformen der Erziehung.
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Seitenzahl: 376
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Band 692
Band 32
Herausgegeben von Werner Helsper, Jochen Kade, Christian Lüders und Frank-Olaf Radtke
Bereits erschienen:
Band 2
J. Abel/R.Möller/K.P. Treumann
Einführung in die
Empirische Pädagogik
Band 3
I. Diehm/F.-0. Radtke
Erziehung und Migration
Band 4
Christiane Hof
Lebenslanges Lernen
Band 5
Kade/Helsper/Lüders/Egloff/Radtke/Thole
Pädagogisches Wissen
Band 11
J. Kade/D. Nittel/W. Seitter
Einführung in die
Erwachsenenbildung/Weiterbildung
Band 12
R. Tippelt/D. Edelmann/J. Schmidt
Einführung in die Bildungsforschung
in Vorbereitung
Band 13
Ulrich Heimlich
Integrative Pädagogik
Band 14
Roland Reichenbach
Philosophie der Bildung und Erziehung
Band 15
Sigrid Nolda
Pädagogik und Medien
Band 16
Georg Peez
Einführung in die
Kunstpädagogik
Band 17
Franz Hamburger
Einführung in die
Sozialpädagogik
Band 18
Jutta Ecarius
Generation, Erziehung und
Bildung
Band 19
Friedrich Schweitzer
Pädagogik und Religion
Band 20
Walter Herzog
Pädagogik und Psychologie
Band 21
Jörg Zirfas
Pädagogik und Anthropologie
Band 23
Ingo Richter
Recht im Bildungssystem
Band 24
Andreas Wernet
Hermeneutik – Kasuistik – Fallverstehen
Band 25
Klaus Prange
Schlüsselwerke der Pädagogik
Band 1: Von Plato bis Hegel
Band 26
Klaus Prange
Schlüsselwerke der Pädagogik
Band 2: Von Fröbel bis Luhmann
Band 28
Harm Kuper
Evaluation im Bildungssystem
Band 30
Barbara Rendtorff
Erziehung und Geschlecht
Band 32
K. Prange/G. Strobel-Eisele
Die Formen des pädagogischen
Handelns
Band 34
Christel Adick
Vergleichende
Erziehungswissenschaft
Band 35
P. Büchner/A. Brake
Bildung und soziale
Ungleichheit
Band 36
Jörg Dinkelaker
Lernen Erwachsener
in Vorbereitung
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2. Auflage 2015
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-025771-9
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-025772-6
epub: ISBN 978-3-17-025773-3
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Vorwort
1
Einleitende Überlegungen
1.1 Der Begriff des pädagogischen Handelns
1.2 Zur Formengeschichte des pädagogischen Handelns
1.3 Grundformen pädagogischen Handelns
2
Elementare Formen
2.1 Die Grundform: das Zeigen
2.2 Das ostensive Zeigen: die Übung
2.3 Das repräsentative Zeigen: die Darstellung
2.4 Das direktive Zeigen: die Aufforderung
2.5 Das reaktive Zeigen: das Rückmelden
Exkurs I: die Prüfung
3
Komplexe Formen
3.1 Das Arrangieren
3.2 Das Spielen
3.3 Das Arbeiten
3.4 Das Erleben
3.5 Das Strafen
4
Die Methodisierung des pädagogischen Handelns
4.1 Anstaltserziehung
4.2 Schulerziehung
4.3 Nacherziehung
Exkurs II: die Erziehung zum Erziehen
5
Großformen
5.1 Volks- und Massenerziehung
5.2 Umerziehung
5.3 Die Erziehung der Medien
Support
Literatur
Die Frage nach den Formen pädagogischen Handelns steht in der Regel im Schatten anderer Fragestellungen, die für die Pädagogik wichtig sind. So richtet sich das systematische Interesse eher darauf, die geschichtlichen und ethischen, die soziokulturellen und anthropologischen Voraussetzungen des Erziehens zu klären, während die Frage nach den Formen, in denen Aufgaben verwirklicht und die sozialen, kulturellen und individuellen Lagen pädagogisch bewältigt werden können, an andere Disziplinen wie die Psychologie delegiert wird oder gleich dem Talent und Können der Praktiker vor Ort überlassen bleibt. Die Literatur zum Handwerk des Erziehens gerät leicht in den Verdacht, »nur« Rezepte zu geben oder gar die Pädagogik auf »Technologie« zu reduzieren und darüber ihre Zielsetzungen und ihre sozio-kulturelle Bedeutung zu vergessen.
Gegenüber diesen Vorbehalten werden in diesem Buch die Formen pädagogischen Handelns ins Zentrum gerückt. Wir gehen davon aus, dass es in der Pädagogik entscheidend darum geht, wie erzogen wird. Unsere Frage ist: Welche Möglichkeiten gibt es, die Verwirklichung von programmatisch formulierten Aufgaben wahrscheinlicher zu machen und mit den Gegebenheiten der Erziehung in unterschiedlichen Kontexten fertig zu werden? Tatsächlich hat auch, nicht zuletzt unter dem Eindruck der wenig befriedigenden Testergebnisse von PISA und anderer Schulleistungsvergleiche, diese Seite der pädagogischen Besinnung vermehrt Beachtung gefunden. Das Stichwort dazu lautet »Kompetenzen«. Was haben Erzieherinnen und Erzieher zu können, um das Lernen ihrer Kinder, Klienten, Kursteilnehmer, Schülerinnen und Schüler erfolgreich zu fördern? Die Kompetenzkataloge enthalten ausdrücklich oder unausdrücklich Erwartungen und Forderungen an das erzieherische Können. Ohne ein Repertoire und eine gute Kenntnis pädagogischer Handlungsformen, der Chancen, die sie bieten, und der Grenzen, in denen sie wirksam sind, bleibt die Rede von Kompetenzen Schall und Rauch.
Es wäre allerdings verfehlt, die Formenlehre des pädagogischen Handelns für etwas zu halten, was erst noch erfunden werden müsste. Tatsächlich ist die pädagogische Literatur reich an Hinweisen und Vorschlägen zum erzieherischen Verhalten, wenn auch meist im Zusammenhang mit Überlegungen zur Ethik des Erziehens oder zu seinen anthropologischen Voraussetzungen und zunehmend unter Aspekten seiner Organisation. Seit langem bietet besonders die Schulpädagogik, und zwar sowohl insgesamt wie in der Vielzahl der Fachdidaktiken, eine breite Palette didaktischer Anweisungen und Ratschläge, und mit der Verzweigung der Pädagogik hat sich diese Vielfalt vor allem durch die Erwachsenenbildung und die Sozialpädagogik noch vermehrt, ganz zu schweigen von Neuankömmlingen wie der Medienpädagogik oder Museumspädagogik, der Migrantenpädagogik oder der Altenerziehung. Dabei scheint die Tendenz dahin zu gehen, für jedes Spezialgebiet besondere Handlungsformen anzugeben, so dass aus dem Blick gerät, was das Gemeinsame des pädagogischen Handelns in den verschiedenen Bereichen ist. Deshalb bedarf es einer besonderen Bemühung, das spezifisch Pädagogische pädagogischer Handlungen zu erfassen, wenn man es nicht bei dem unverbundenen Nebeneinander unterschiedlichster Handlungsformen und einer eigenen Terminologie für jedes Teilgebiet und jede Spezialfrage belassen will.
In dieser Einführung machen wir den Versuch, die Eigenart pädagogischen Handelns in allgemeiner Weise zu beschreiben und zu bestimmen. Das geschieht aus zwei Gründen: einem systematischen und einem curricularen. Der erste betrifft die disziplinäre Einheit der Pädagogik; sie löst sich auf und verliert sich ohne eine allgemein ausgeführte Didaktik in eine Vielzahl von Erziehungswissenschaften, die nur noch dem Namen nach und in organisatorischer Hinsicht miteinander verbunden sind. Der zweite und für diese Schrift wichtigere Grund betrifft das Studium der Pädagogik. Es wird zu einer Chimäre, wenn sich nicht sagen lässt und nicht mit hinreichender Bestimmtheit gesagt wird, was die Eigenart des pädagogischen Handelns kennzeichnet und von anderen Handlungsformen wie z. B. denen der Therapie oder der Politik, des wirtschaftlichen Handelns oder der künstlerischen Produktion unterscheidet.
Überzeugt davon, dass eine solche Formenlehre des Erziehens nicht nur wünschenswert, sondern auch möglich ist, gehen wir so vor, dass zuerst der Begriff des pädagogischen Handelns geklärt, dann eine Skizze seiner Vorgeschichte und schließlich ein Überblick über aktuelle Vorschläge zur Formenlehre gegeben werden (Kap. 1). Darnach gehen wir erst auf die elementaren und dann auf die komplexen Formen des pädagogischen Handelns ein (Kap. 2 und 3). Die beiden letzten Kapitel befassen sich mit der Methodisierung und schließlich mit den Großformen des pädagogischen Handelns (Kap. 4 und 5).
Außerdem sind zwei Exkurse eingefügt. In dem ersten geht es um die Prüfung als einer Randform des pädagogischen Handelns, auch wenn sie von vielen als zentral für die Erziehung erlebt und angesehen wird. Im zweiten Exkurs wird die Frage der Vermittlung der pädagogischen Kompetenz erörtert. Dieser Punkt erscheint uns besonders wichtig. Eine Allgemeine Didaktik wäre unvollständig, wenn sie nicht auch die Didaktik der Pädagogik enthielte und sagte, wie pädagogische Handlungsformen nicht nur erkannt und beschrieben, sondern wie sie vermittelt und erlernt werden. Das ist gewissermaßen die Probe darauf, ob und in welcher Weise das Erziehen selber gelernt werden kann. Schließlich haben wir einen »Support« angefügt, in dem wir zu den in den einzelnen Kapiteln und Abschnitten maßgebenden Stichworten weiterführende Literatur angeben, die im Text nicht erwähnt worden ist.
Unsere Voraussetzung ist, dass die Pädagogik vor allem eine operativ-technologisch orientierte Disziplin ist. Das Wissen steht im Dienst der erzieherischen Praxen, um sie zu stützen, um fällige Anpassungen an neue Aufgaben und Gegebenheiten zu ermöglichen und um mögliche Neuerungen vorzubereiten. Diese Praxisorientierung bedeutet allerdings nicht, dass sich hier für jedes Erziehungsproblem eine bündige Antwort angegeben findet. Zwischen der Reflexion auf die Formen pädagogischen Handelns und ihrer konkreten Anwendung bleibt eine nicht aufhebbare Differenz bestehen. Sie wird durch das Erziehen selbst im Vollzug von Handlungen bewältigt, für die sich in theoretischer Einstellung nicht mehr als der strukturelle Rahmen vorzeichnen lässt. Er stellt insofern eine notwendige, aber keine zureichende Bedingung für das aktuelle Handeln im besonderen Fall dar. Es bedarf immer noch des »pädagogischen Taktes«, der Situation und Reflexion vermittelt, aber eben nur dann, wenn es ein Wissen davon gibt, was pädagogisches Handeln ausmacht. Dieses Wissen zu artikulieren, haben wir hier versucht.
Mit dieser zweiten Auflage legen wir diesen Versuch erneut vor. Abgesehen von einigen Präzisierungen und Ergänzungen zum Text ist er im Wesentlichen unverändert geblieben. In dem »Support« weisen wir auf weitere Arbeiten hin, die inzwischen erschienen sind und uns geeignet erscheinen, die Gesichtspunkte und Überlegungen im Haupttext zu vertiefen und zu erweitern.
In diesem Abschnitt geht es um die Antwort auf drei Fragen:
1. Wie kann man den Begriff des pädagogischen Handelns bilden?
2. Wie ist er in der Geschichte der Pädagogik ausgelegt worden?
3. Gibt es eine oder mehrere Grundformen des pädagogischen Handelns?
Mit diesen Fragen wird die Darstellung erst der elementaren und dann der komplexen Formen des pädagogischen Handelns vorbereitet. Sie lassen sich nicht übergehen, um gleich zur Sache zu kommen; denn was hier »Sache« ist, hängt wesentlich davon ab, wie sie sich uns zeigt und wie wir sie auffassen (Frage 1). Auch stehen wir in Überlieferungen, die wir weder übergehen noch unbefragt fortsetzen wollen; also sind sie vor Augen zu rücken (Frage 2); und schließlich erscheint es sinnvoll, sich die Frage vorzulegen, wie weit sich die Reduktion des Begriffs der pädagogischen Handlungsformen treiben und sich eine oder mehrere Grundformen angeben lassen (Frage 3).
Der Ausdruck »pädagogisches Handeln« hat sich weithin eingebürgert, um jedwede Form erzieherischer Tätigkeiten zu bezeichnen. Er hat die Stelle eingenommen, die in der Tradition von dem Ausdruck »Erziehung« besetzt war. Das dürfte damit zusammenhängen, dass mit »Erziehung« vielfach nur der Fall der moralischen Erziehung gemeint ist, der dann der »bloße« Unterricht und das Training, die Beratung und andere Einzelformen des pädagogischen Handelns zur Seite oder gegenüber gestellt werden. Demgegenüber soll hier »pädagogisches Handeln« alles umfassen, was dadurch eine erzieherische Bedeutung hat, dass es sich auf Lernen bezieht. Wir werden dabei im Folgenden aus Gründen, die noch darzulegen sind, die Ausdrücke »pädagogisches Handeln« und »Erziehen« synonym verwenden. Doch auf Worte kommt es hier wie auch sonst gar nicht an, sondern darauf, was wir mit ihnen meinen. Der Begriff ist das, was mit einem Ausdruck, Zeichen oder Wort gemeint ist.
Also: Was meinen wir, wenn wir von pädagogischen Handlungen sprechen? Die Antwort scheint nicht schwer zu finden zu sein. Es gibt eine unabsehbare Zahl von Handlungen, Verhaltensweisen und Arrangements, die wir ohne zu zögern als pädagogisch bezeichnen können. Eltern zeigen ihren Kindern, wie man sich beim Essen verhält, wie man Löffel, Gabel und Messer benutzt, wie man die Schuhe mit einer Schleife zubindet und den Mantel zuknöpft. Sie geben den Dingen einen Namen und erzählen ihnen Geschichten, versorgen und beruhigen sie, wenn sie krank sind; und sie schimpfen, wenn sie ihr Zimmer nicht aufgeräumt haben oder zu spät zum Essen kommen. Pestalozzi hat für diesen Umgang der Eltern mit ihrem Kind von »Allbesorgung« gesprochen. Das Pädagogische tritt noch gar nicht gesondert hervor wie dann später vor allem in der Schule, sondern alles, was mit den Kindern geschieht, was ihnen gewährt und vorenthalten, wie mit ihnen verfahren und eben »umgegangen« wird, hat eine Bedeutung für ihr Lernen: die Essens- und Schlafgewohnheiten, das Spielzeug und all die Gelegenheiten, die ihnen für eigene und angeleitete Aktivitäten angeboten werden. In seiner »Erziehlehre«, die Jean Paul zuerst im Jahre 1807 unter dem Titel »Levana« herausgebracht hat, sagt er in der Vorrede: »Über die Erziehung schreiben, heißt beinahe über alles auf einmal schreiben, da sie die Entwicklungen einer ganzen, obwohl verkleinerten Welt im kleinen (eines Mikrokosmos des Mikrokosmos) zu besorgen und zu bewachen hat.«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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