Die Fragen-Kollektion - Amelie Funcke - E-Book

Die Fragen-Kollektion E-Book

Amelie Funcke

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Beschreibung

Was ist Ihre Lieblingsfrage? Eines der fundamentalen Werkzeuge in Training und Moderation ist die Fähigkeit, die passenden Fragen zu stellen. Mit Fragen holen Sie Menschen ab, brechen das Eis, stellen einen guten Kontakt her, steigen elegant ins Thema ein, steuern Gruppendynamiken, fördern die Aufmerksamkeit, fordern Einschätzungen ein, geben Verantwortung in die Gruppe zurück, klären Unausgesprochenes, reflektieren, leiten Perspektivwechsel ein, lenken Lernprozesse ... Lassen Sie sich von zwei erfahrenen Kommunikationsprofis die wirksamsten Fragen und Kombinationen für typische Praxissituationen erläutern: Wo gehört die Lieblingsfrage hin? Was ist ihr besonderer Charme, wo ist ihre Grenze? Wie gehen Sie mit den Antworten auf die Frage um? Hier erfahren Sie es.

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Seitenzahl: 188

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Amelie Funcke, Axel Rachow

Die Fragen-Kollektion

Was ist Ihre Lieblingsfrage? Einfache und raffinierte Fragen

für Moderation und Training

© 2016 managerSeminare Verlags GmbH

5. Aufl. 2022

Endenicher Str. 41, D-53115 Bonn

Tel: 0228-977910, Fax: 0228-9779199

[email protected]

www.managerseminare.de/shop

Der Verlag hat sich bemüht, die Copyright-Inhaber aller verwendeten Zitate, Texte, Abbildungen und Illustrationen zu ermitteln. Sollten wir jemanden übersehen haben, so bitten wir den Copyright-Inhaber, sich mit uns in Verbindung zu setzen.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der

Verbreitung sowie der Übersetzung vorbehalten.

ISBN: 978-3-98856-173-2

Herausgeber der Edition Training aktuell:

Ralf Muskatewitz, Jürgen Graf, Nicole Bußmann

Lektorat: Ralf Muskatewitz

Cover: Axel Rachow, Sonja Buske

Fotos und Illustrationen: Axel Rachow, Amelie Funcke, Julia Pieper

Ihre Download-Ressourcen

Begleitend zum Buch stehen Ihnen Arbeitshilfen für die persönliche Verwendung zum Download im Internet zur Verfügung. Sie können die Vorlagen jederzeit in hoher Qualität abrufen und einsetzen.

www.managerseminare.de/tmdl/b,243371

Inhalt

Fünf Fragen an die Autoren– statt eines geistreichen Vorworts

Fünf Fragen für unsere Leser

I.Unsere Einzelstücke – elegant, raffiniert oder eher schlicht

Fragen, die zurückgreifen

01Die Frage, mit der Sie Menschen abholen

02Die Frage, die mit der Tür ins Haus fällt

03Die Frage, mit der Sie Gefühle ansprechen

04Die Frage, die den Kurs erneuert

05Die reflektierende Frage

06Die Frage, die den Transfer beschleunigt

07Die Frage, mit der Sie Prozesse auswerten

Fragen, die auf die Situation schauen

08Die Frage, mit der Sie den Blick auf andere lenken

09Die Handy-Frage

10Die Frage, mit der Sie sich vergewissern

11Die Frage, mit der Sie checken

12Die Frage, mit der Sie sondieren

13Die Frage, die den Spaß bremst

14Die Frage, die wieder einnorden soll

15Die Frage, mit der Sie … gewinnen

16Die Frage, die Licht ins Dunkel bringt

Fragen, die kreatives Denken anregen

17Die Frage, die über den Tellerrand blickt

18Die Frage, die den Blick öffnet

19Die Frage, mit der Sie Kreativität herausfordern

20Die Frage, die Denkweisen auf den Zahn fühlt

21Die Frage, mit der Sie verrückte Ideen erden

22Die Frage, die Verbindungen knüpft

Fragen, die in die Tiefe gehen

23Die Frage, die den Prozess unterbricht

24Die Frage, die auf den Punkt bringt

25Die Frage, mit der Sie klären

26Die Frage, die zu den Interessen führt

27Die Frage, mit der Sie dahinterschauen

28Die Frage, die zum Sprechen bringt

29Die Frage nach der Angst

30Die Frage, mit der Sie einen Ausgleich schaffen

31Die „Hand aufs Herz“-Frage

Fragen, die nach vorne arbeiten

32Die Frage nach dem Ziel

33Die Frage, mit der Sie den Ball weiterspielen

34Die Frage, die zusammenführt

35Die Abgebe-Frage

36Die Frage, mit der Sie priorisieren

37Die Frage, mit der Sie vorausschauen

38Die Denkanstoß gebende Frage

39Die lösungsorientierte Frage

Fragen, die auf den Punkt bringen

40Die Frage, mit der Sie festschreiben

41Die Frage, die ins Boot holt

42Die Frage, mit der Sie Abstand suchen

43Die Frage, die auf Alternativen zielt

44Die Schuld-Frage

45Die konkretisierende Frage

46Die Frage, die entscheiden hilft

47Die Frage nach dem Unterschied

48Die Frage, die die Beute sichert

II.Die Kombinationen für verschiedene Anlässe

Die Kombinationen

01Das Intro einer Präsentation mit Fragen gestalten

02Mit Skalierungen zu einem Thema im Bilde sein

03Frageketten führen zu Erkenntnissen

04Mit Anweisungsszenarien Gruppen anleiten

05Durch Fragen Kreativität anregen

06Modelle als Fragengeländer

07Mit treffenden Fragen das Ende abrunden

III.Unsere Accessoires – verspielt, frech oder gar verwegen

Die Accessoires

01Die Jagd nach der Antwort

02Eine Frage an den Trainer

03Senf dazugeben

04Fragen, Fragen, Fragen

05Der bayerische Wecker

06Das Schrankspiel

07Fragewand

08Der große Preis

09Tool Repeater

Fünf Fragen an die Autoren– statt eines geistreichen Nachworts

Alle Fragen auf einen Blick

Statt eines geistreichen Vorworts

Fünf Fragen an die Autoren

Zu den Personen, zum Buch, zu einfach allem

1. Wer seid ihr eigentlich, dass ihr Euch hier berufen fühlt?

Wir sind Moderatoren, Trainerinnen, Berater und mit Seminaren, Workshops und Unternehmensveranstaltungen unterwegs. Wir führen Kundengespräche, klären Aufträge, vermitteln Inhalte, gestalten Lernsituationen, moderieren und begleiten Menschen in Prozessen.

Dabei stellen wir ständig Fragen. Und: Ständig begegnen uns Fragen. An der Resonanz merken wir, ob eine Frage „den Nerv getroffen“ hat. Erzielt die Frage die gewünschte Wirkung? Ist sie förderlich, steuert sie ins Ziel? Fragen können Wege ebnen – oder aber ins Nichts führen – dann verfehlen sie ihre Kraft. Es hängt manchmal an winzigen Details! Wir fanden es einfach spannend, unsere Fragenpraxis einmal in den Blick zu nehmen und genauer zu untersuchen.

2. Warum noch dieses Buch, es gibt doch schon so viele?

Das haben wir auch schon bemerkt, gerade noch rechtzeitig. Es gibt tatsächlich einige Bücher – und dazu auch noch sehr gute, vor allem im Coaching-Kontext. Da trifft es sich, dass wir nicht als Coaching-Experten verstanden werden möchten. Uns interessieren Moderation und Training. Coaching-Fragen und damit auch Coaching-Situationen sind nicht Gegenstand dieses Buches. Aber: Es gibt Überschneidungen. Gerade im Coaching, das ja vom Fragen lebt, ist von kompetenten Kolleginnen und Kollegen ein riesiger Fragenpool zusammengestellt worden. Wir beziehen unsere Fragen aber ausschließlich auf Trainings- und Moderationssituationen und werden sie als solche auch darstellen.

In der Fachliteratur findet man zahlreiche Vorschläge, wie Fragen kategorisiert werden können. Diese verbreiteten, allseits bekannten Ordnungsmuster finden sich in diesem Buch nicht wieder. Stattdessen werden wir alle Fragen – konsequent und etwas zugespitzt – von ihrer übergeordneten, wichtigsten Wirkung her beschreiben und bauen darauf, dass Sie auf diese Weise eine Orientierung und einen guten Nutzen für Ihre praktischen Situationen haben werden.

Eins sagen wir lieber direkt: Es erwarten Sie keine sensationell neuen Fragen. Die, um die es geht, haben Sie eventuell schon einmal so oder ähnlich gehört. Gerade deshalb haben Sie den Weg in dieses Buch gefunden: Sie sind einfach und unspektakulär – und sie wirken.

3. Nun sagt schon: Was wollt ihr zum Thema Fragen unbedingt zum Besten geben?

Grundsätzlich meinen wir: Fragen müssen „einfach“ sein. Wir haben in unseren Trainings und Moderationen genug Komplexes zu bewältigen – wenn die Fragen nun auch noch kompliziert sind, wo kommen wir da hin? Die Frage gehört mit zu den stärksten Werkzeugen, über die wir als Trainer und Moderatorin verfügen.

Wir können mit Fragen fördern – oder auch behindern, sogar zur „Erstarrung“ beitragen. Ein Beispiel dafür ist die unterschiedliche Wirkung einer Warum-Frage im Gegensatz zur Wie-Frage. Das „Warum“ ist vielfach negativ besetzt, es hat eine gewisse Schwere und bringt den Befragten in Stress, während das „Wie“ viel leichter daherkommt und im Kopf ganz andere (fließendere) Denkmuster auslöst. Es sind aber nicht nur die Formulierungen – es ist auch der Ton, der den Charakter einer Frage ausmacht und seine Wirkung mitbestimmt. Dazu kommen die Situation, der Kontext, die Beziehung zum Befragten usw. – all das macht das Fragen zu einer ziemlich diffizilen Angelegenheit.

Uns fällt auf, dass wir über manche Fragen stundenlang, manchmal tagelang immer wieder nachdenken. Mitunter bis in die Nacht. Aufschreiben, verwerfen, umformulieren, feilen. Dabei handelt es sich natürlich um Fragen, die wir vorbereiten können, wie zum Beispiel Arbeitsfragen, mit denen wir in Workshop-Moderationen den Meinungsbildungsprozess initiieren. Oder etwa Fragen, mit denen wir – möglichst zielführend und möglichst interessant – die Gruppe zum Reflektieren oder Auswerten eines Prozesses oder einer Übung anregen wollen.

In solchen Such-Prozessen wird deutlich, was es so schwierig macht, eine einzelne Frage zu formulieren. Es gibt einfach nicht nur DIE EINE Frage – stattdessen gibt es enorme Möglichkeiten. Es sind oft die Kleinigkeiten, die Nuancen, die die Fragerichtung, die Bezogenheit und damit die Wirkung der Frage deutlich verändern. Oft ist das erst auf den zweiten Blick erkennbar. Wir müssen gut wissen, was wir mit der Frage erreichen oder bewirken wollen. Und wir wären sicher nicht so interessiert an dem Thema und würden uns bei der Vorbereitung nicht so ins Zeug legen, wenn wir nicht auch schon gründlich danebengelegen hätten …

Die Erfahrung einer schlecht gewählten Arbeitsfrage vergisst man nicht so leicht. Denn sie kann einen ganzen Prozess in die falsche Richtung und am Ziel vorbeiführen. Es ist aufwendig, dann noch mal dagegenzusteuern.

Manche Situation erlaubt es allerdings auch nicht, alles vorzubereiten. Dann fragen wir spontan, ohne langes Nachdenken. In diesen Fällen sind wir angewiesen auf eine gute Intuition oder wir nutzen bewusst unser Fragen-Repertoire.

Im Laufe der Zeit haben sich bei uns Lieblingsfragen herauskristallisiert. Fragen, die immer funktionieren, die einfach sitzen. Interessanterweise haben wir (Autorin und Autor) nicht die gleichen Lieblingsfragen – und so ahnten wir weitere Vielfalt im Kollegenkreis. Auch ändern sich diese Lieblingsformulierungen – sie halten nicht unbedingt ewig, werden abgelöst von anderen.

4. Ist das nicht langweilig – ein ganzes Buch zum Thema „Fragen“?

Nö, das finden wir nicht – im Gegenteil, es hat Spaß gemacht, die Fragen, die wir so täglich stellen, einmal genauer zu untersuchen: Vieles, was wir tun, geschieht ja doch intuitiv sinnvoll oder aus der Erfahrung heraus – so war es interessant, einmal hinzugucken: Was machen wir da eigentlich? (Oh, wieder eine gute Frage.)

Äußerst spannend fanden wir auch: Fragen enthalten eine direkte Botschaft, häufig aber auch einen „Subtext“. Indirekt wird – gewollt oder ungewollt – viel mittransportiert. Hier möchten wir wissen was wir tun … und haben unsere Formulierungen daraufhin genau untersucht.

5. Was weiß ich hinterher, was ich vorher nicht wusste?

Uups – eine ganz böse Frage. Das fragen wir uns auch gerade … Aber gibt’s da nicht diesen guten Spruch „Hinterher ist man immer schlauer …“? :-)

Amelie Funcke & Axel Rachow, Köln

Statt einer geistreichen Einleitung

Fünf Fragen für unsere Leser

Sie helfen Ihnen, Antworten zu finden

1. Warum fragen wir uns durchs Leben?

Zum Menschen gehören Fragen als die Ausdrucksform einer Suchbewegung: Es treibt uns, wir wollen etwas (ver-)ändern, mehr wissen, anderes erfahren oder einfach nur unangenehme Zustände beenden. Um das zu schaffen, nutzen wir unsere Kommunikationsfähigkeit: Wir fragen dabei vielleicht erst einmal uns selbst („Will ich das so, wie es ist?“), dann Menschen, die uns nahestehen („Wie siehst Du das?“), in einem nächsten Schritt weitere Freunde oder Kollegen („Welche Ideen habt Ihr, um das Problem zu lösen?“) bis hin zum Dialog mit möglichen Verantwortlichen („Wie können wir gemeinsam vorgehen?“). Wir entwickeln uns und die Situation, in der wir uns befinden.

Am Anfang vieler Entwicklungsprozesse steht stets die Frage – am Ende findet sich dann ein „Mehr“: mehr Erkenntnis, mehr Klarheit, mehr Sicherheit, mehr Lebensqualität, mehr Glück.

Menschen fragen zum Beispiel, weil …

... sie Angst haben. Die Frage verhilft dann zu Informationen, die dem Fragenden Sicherheit geben. Die Angst kann dann kleiner werden.

... sie ein Ziel vor Augen haben. Fragen helfen, dieses Ziel zu erreichen, denn sie sorgen für unterstützende Informationen und klärende Momente.

... sie Probleme lösen wollen. Fragen helfen, ein Problem einzukreisen und damit die Lösung vorzubereiten.

... sie Missverständnisse ausräumen wollen. Wenn etwas unklar ist, können nur Fragen Klarheit schaffen.

... dadurch aus Fremdem Bekanntes wird. Bekommen wir Fragen verlässlich beantwortet, kann Vertrauen wachsen.

... sie für persönliches Wachstum Orientierung und Bestätigung benötigen. Die Frage bringt uns in den Dialog und erzeugt zwangsläufig Resonanz – allein dadurch, dass sie gestellt wird.

... sie Macht ausüben oder gewinnen wollen. Das Wissen um sich, andere und die Zusammenhänge in der Welt ist seit jeher auch ein Instrument des Herrschens und Beeinflussens. Aktive Fragen helfen gestalten.

2. Was kennzeichnet eine Frage?

Als Trainer und Moderatorinnen sind wir Begleiter von Menschen und Organisationen in Veränderungssituationen: Wir sind gefragt und werden angefragt, weil wir fragen können! Wenn wir klug sind, „antworten“ wir erst mal mit einer Kaskade weiterführender Fragen: „Worum geht es denn genau? Was haben Sie sich vorgestellt? Was ist das Ziel? Was möchten Sie bewirken? Wer wird beteiligt sein? Wer wird es unterstützen? Was darf es kosten?“

Fragen sind in unserer Arbeit allgegenwärtig und in vielen Momenten das zentrale Tool unseres Wirkens. Schon eine einzelne, treffend gestellte Frage kann ihre Stärke zeigen und Menschen bewegen. Professionelle Fragen und Frage-Designs können einen hohen Wirkungsgrad entfalten. Sie sind Bestandteil vieler Trainings- und Moderationsmethoden und dadurch mit die stärksten Unterstützer unserer Arbeit.

„Eine Frage ist eine Aufforderung“, sagen wir mit Andreas Patrzek (A. Patrzek, 2008) und mehr noch, sie

kann an sich selbst oder an andere gerichtet sein,

kann verbal oder nonverbal gestellt werden,

kann bewusst oder unbewusst geäußert werden,

bezieht sich auf eine Sache,

erwartet eine Antwort,

kann verbal oder nonverbal beantwortet werden und

lässt die Reaktion offen.

3. Welche Funktion hat die Frage in unserer Arbeit als Trainer, Beraterin oder Moderator?

Für uns als professionelle Gesprächsführer hat die Arbeit mit Fragen noch ganz andere, strategische Funktionen. Denn wir setzen sie bewusst ein: Die Frage ist „die gute Freundin“ auf dem Weg zur Veränderung.

Wir arbeiten professionell mit Fragen, weil …

... Suchen und Untersuchen zu unserem Job gehört. Und dabei kann die distanziert-fragende Haltung ein großer Gewinn für die Situation sein.

... Fragen ein neurologischer Scheinwerfer (Grochowiak/Heiligtag, 2002) sein können. Sie leuchten auf einen bestimmten Punkt, das Denken kann sich nicht entziehen.

... Fragen klären und Ergebnisse ermöglichen. Durch gute Fragen wird die Gruppe systematisch auf den Weg zur Lösung geführt.

... Fragen achtsam wirken. Gut gestellt, regen sie an, verletzen aber nicht – und kommen der Person nicht schädlich nahe.

... Fragen so genial in alle Richtungen arbeiten können. Egal, welchen Entwicklungsauftrag wir in einer Gruppe oder einem Unternehmen übernommen haben, Fragen sind das zentrale Tool, um uns in Situationen und Organisationen gescheit zu bewegen.

... Fragen stets aktivieren. Ist die Frage gestellt, wird damit das Gegenüber (auf-)gefordert.

... Fragen uns Steuerung ermöglichen. Mit Fragen haben wir alle Möglichkeiten in der Hand, um die Komplexität zu erhöhen, zu verringern, zu bremsen oder zu beschleunigen.

4. Die fragende Haltung – Was genau ist das?

Von der fragenden Haltung profitiert eine gute Moderation. Ebenso ist sie sehr wertvoll und förderlich für eine gute Beziehung vom Trainer zu den Teilnehmern. Sie ist außerdem die Basis für wirksames Fragen. Sie ist aber auch ein verdammt hoher Anspruch!

Fragende Rolle und fragende Haltung unterscheiden sich.

Hier möchten wir eine Unterscheidung treffen: Eine „fragende Rolle“ einzunehmen und eine „fragende Haltung“ zu leben, das ist für uns nicht das Gleiche. Ein Polizist, der einen Verdächtigen verhört, ist in der Rolle des Fragenden, ebenso ein Staatsanwalt bei der Zeugenbefragung, ein Lehrer im sogenannten Lehrgespräch oder ein Quizmaster in seiner Fernsehsendung. Das ist alles nicht das, was wir meinen, wenn wir von „Haltung“ sprechen.

Die „fragende Haltung“ bedeutet mehr, als Menschen Fragen zu stellen. Es ist eine gelebte Grundeinstellung, die wir uns erarbeiten müssen. Dazu gehören:

Ein Auftreten, geprägt von „Nichtwissen“

Eine emphatische, unterstützende Herangehensweise

Wirkliche (ehrliche) Neugierde auf das, was andere denken, fühlen, sagen, ausdrücken wollen

Unbedingte Offenheit für das, was kommt

Wertschätzung und Respekt gegenüber dem Gefragten

Vertrauen in die Fähigkeiten und die Kompetenz der Einzelnen und der Gruppe

Geduld haben und (sich) Zeit geben

Ein Auftreten, geprägt von „Nichtwissen“

Fragen stellen setzt Ehrlichkeit (auch mit sich selbst) voraus. Es soll ja nicht darum gehen, sich durch Fragen nur das bestätigen zu lassen, was man sich eh schon gedacht hat. Denn dann wird es schwierig, dem Gesprächspartner glaubwürdig „Nichtwissen“ zu vermitteln. Es sei denn, Sie legen offen, dass die Frage Ihnen zur Vergewisserung oder Bestätigung dient.

„Nichtwissen“ ist natürlich schwieriger, wenn Sie selber ein Bestandteil des Systems sind, z.B. wenn Sie als Kollegin oder Vorgesetzter einen Workshop moderieren. Dann geht es natürlich nicht darum, sich dumm zu stellen, sondern die eigene Kompetenz und Betroffenheit erst einmal hinter den Antworten der Gruppe zurückzustellen und den eigenen Beitrag nicht als Gesetz, sondern als den anderen gleichwertig einzubringen.

Eine emphatische, unterstützende Herangehensweise

Zur Haltung gehört ein gewisses Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl. Wir möchten mit Fragen nicht peinlich berühren oder jemanden bloßstellen, sondern etwas Konstruktives voranbringen.

Das entscheidende Zeichen setzen Sie gleich zu Beginn. Sobald auf Ihre Frage die erste Antwort geliefert wurde, beobachtet die Gruppe Ihre Reaktion: Wird wertschätzend mit der Antwort umgegangen? Darf ich hier alles sagen? Werden ich und die anderen ermutigt? Oder gibt es Reaktionen, die die Lust an der Antwort vernichten? Vom „versteinerten Gesichtsausdruck“ bis zum „Nicht-ausreden-Lassen“ ist die Bandbreite der nonverbalen Signale oder direkt blockierenden Äußerungen groß. Die Teilnehmer haben feine Antennen für einen empathischen Umgang und damit eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Wirkliche (ehrliche) Neugierde auf das, was andere denken, fühlen, sagen, ausdrücken wollen

Feine Antennen haben die Teilnehmer einer Gruppe auch für das wirklich ehrliche Interesse des Fragenden. Hier geht es um Ihre professionelle Präsenz, also das, was die anderen von Ihnen wahrnehmen:

Sind Sie voll auf den Moment und die handelnden Personen konzentriert?

Zeigen Sie Achtsamkeit und Aufmerksamkeit, auch für versteckte Signale?

Neugierig sein fällt dann leichter, wenn es gelingt, sich relativ frei zu machen von Erwartungen, Vorannahmen und eingefahrenen Denkmustern.

Unbedingte Offenheit für das, was kommt

Während die Frage zu unseren Gesprächspartnern hinüberschwebt, treffen wir innerlich schon unsere Annahmen bezüglich der Antwort. Wenige Augenblicke später kommt die Bestätigung: „Ja, sie antworten genauso, wie ich es angenommen habe …“. Oder: „Das ist ja ganz anders …“

Der empathisch Fragende ist gleichzeitig „mittendrin“ und „auch am Rand“.

Unsere Annahmen sind das eine – wir versuchen, sie nicht in den Vordergrund zu stellen. Unsere sichtbare Reaktion ist der andere Teil dieses Moments. Unglücklich finden wir es, wenn beim Teilnehmer der Eindruck entsteht, er ist zum bloßen Wortgehilfen der Trainermeinung geworden. Vielmehr braucht es die Bereitschaft, sich überraschen zu lassen. Das ist ein hoher Anspruch, denn gleichzeitig sind wir als Fragende mittendrin (involviert) und stehen auch (beobachtend) am Rand.

Wertschätzung und Respekt gegenüber dem Gefragten und der Sache

Diese beiden Kriterien führen zu einer „Augenhöhe“ in der Kommunikation und treffen ein essenzielles menschliches Bedürfnis: Wir wollen von unseren Gesprächspartnern anerkannt werden. Als Person und auch in unseren Aussagen.

Das bedeutet nicht, dass man als Fragender unbedingt die Standpunkte der Teilnehmer einnehmen muss. Es gilt vielmehr, sie in der ganzen Breite zuzulassen und in arbeitsfähige Positionen zu transformieren.

Die „fragende Haltung“ ergründet, greift auf, unterstreicht und sucht Möglichkeiten, stimmige Antworten zu finden.

Vertrauen in die Fähigkeiten und die Kompetenz der Einzelnen und der Gruppe

Wer ehrlich mit Fragen arbeitet, bringt viel Vertrauen mit: Die Beteiligten werden mir schon Antworten geben. Und diese Einstellung wird auch sofort belohnt, wenn es gelingt, mit der gut formulierten Frage den Nerv zu treffen. Darauf vertrauen wir und lassen uns von den Antworten überraschen und beeindrucken.

Als Fragenstellende rücken Sie hier mit Ihrer Persönlichkeit in den Fokus: Können Sie eigene Vorstellungen loslassen? Gelingt es Ihnen, auf Offenheit zu schalten? Besitzen Sie die tiefe Überzeugung, dass schon alles gut gehen und werden wird?

Eins ist in der Arbeit mit Menschen nahezu sicher: Wenn die „Bühne“ die richtige ist und der Ton stimmt, stellen sich Interesse und Mitarbeit wie zwangsläufig ein. Denn dann wollen die Menschen sich mitteilen und mit Ihrer (fragenden) Führung gerne mitgehen.

Geduld haben und (sich) Zeit geben

Wer fragt, signalisiert damit, dass er Antworten bekommen möchte. Bei geschlossenen Fragen (typisch: Ja/Nein-Antworten), rechnen Sie mit kurzen Antwortzeiten. Offene Fragen hingegen suggerieren von vorneherein, dass es einen größeren Zeitraum für die mögliche Antwort gibt.

Bevor Sie Ihre Frage stellen, muss (Ihnen) deutlich sein, welchen Raum Sie den Antworten geben wollen.

Die Form der Frage setzt also schon das erste Zeichen – Ihr Umgang mit den Antworten ein weiteres: Wollen Sie mehr? Sind Antworten von allen gewünscht? War es vielleicht nur rhetorisch gemeint? Brauchen Sie nur einen Stichwortgeber? Wie ernst war es Ihnen überhaupt mit der Frage?

Das gilt besonders bei Fragen, die den Zuhörer dazu auffordern, sein bisheriges Gedankenkonzept vollkommen zu verlassen. Unsere Frage „Wie lange gelingt es Ihnen, Menschen zu beobachten, ohne sie zu bewerten?“ (S. 94 f.) ist beispielsweise schon fast ein Tagesprogramm. Die Teilnehmenden brauchen erst einmal Zeit, über die Frage nachzudenken und dann noch einmal für die Formulierung von Antworten, die bei dieser nicht alltäglichen Frage bestimmt nicht schnell und spontan kommen.

Eine Gruppe freut sich bei Ihren Fragen über eindeutige Signale. Wenn Sie fragen und dann keine Zeit für Antworten ist, stimmt etwas nicht …

5. Wie stelle ich Fragen?

Die folgenden Tipps werden Sie dabei unterstützen,

die Ansprüche an eine fragende Haltung umzusetzen,

sie für den anderen erlebbar zu machen,

Fragen sinnvoll und zielführend zu formulieren.

Der Warnhinweis gleich vorab: Die Situationen, in denen wir fragen, sind so vielfältig und unterschiedlich, dass es uns nicht möglich ist, hier für alle Lebenslagen gleich zutreffende „Tipps zum Wie“ zu geben. Sie finden hier deshalb eher eine Sammlung von Gedanken, die situativ bedeutsam sein können – oder vielleicht auch gar nicht passen. Dies einzuschätzen, legen wir ganz vertrauensvoll in Ihre Hände.

Überprüfen Sie die „Augenhöhe“. Gemeint ist hier eher die metaphorische Bedeutung des Begriffs. Vermeiden Sie ein Gefälle – so, wie es viele Menschen mit dem Lehrer-Schüler-Verhältnis assoziieren. Das weckt alte, oft nicht angenehme Erinnerungen und belastet die Situation. Ein Gefälle in der Augenhöhe entsteht aber auch ganz konkret, sobald Sie stehen, der Gesprächspartner jedoch sitzt. Diese Lesart möchten wir ausdrücklich nicht zur Regel erheben. Es gibt für Trainer und Moderatoren viele solcher Steh-Sitz-Situationen, die trotzdem von „Augenhöhe“ geprägt sind.

Fragen Sie – aber fragen Sie Ihren Gesprächspartner nicht aus. Von Menschen, die sich ausgefragt fühlen, werden Sie wahrscheinlich Widerstand ernten. Auch hier kommen möglicherweise Erfahrungen aus Kindheit und Jugend ins Spiel: Wo warst Du? Hast Du Deine Schularbeiten gemacht? Warum kommst Du erst jetzt nach Hause?

Erläutern Sie den Hintergrund Ihrer Frage. Wenn Sie Ihrem Gegenüber erklären, welches Motiv Sie haben und warum Sie diese Frage stellen („Das interessiert mich, weil …“), zeigen Sie etwas von Ihrer Persönlichkeit – und der Gesprächspartner kann sich besser auf Sie einstellen und gezielter antworten.

Wer Behauptungen aufstellt, legt sich fest. Wer Fragen stellt, geht in einen offenen Prozess.

Bleiben Sie fragend – rutschen Sie nicht ab ins Behaupten. Wenn Sie ein paar Fragen stellen und dann doch von hinten durch die Brust ins Auge mit Ihrer vorgefassten Meinung aufwarten, werden Ihre Fragen im Nachhinein unglaubwürdig. Wer Behauptungen aufstellt, legt sich fest. Er muss diese gut begründen, sonst ist das Gespräch schnell zu Ende. Wer Fragen stellt, geht in einen offenen Prozess. Er gibt den Ball ab, denn nun ist der andere am Zug. Der andere erhält damit einen Spielraum und einen gewissen Einfluss, aber auch eine Verantwortung.

Bleiben Sie anständig und transparent. Versuchen Sie nicht, Fragen als manipulatives Instrument zu missbrauchen. In den allermeisten Fällen merkt es Ihr Gesprächspartner ohnehin.

Gerade und ganz besonders in Workshop-Situationen gilt:

Als Trainerinnen oder Moderatoren arbeiten wir oft mit Ablaufplänen. Die Fragen, die wir den Teilnehmenden stellen wollen, formulieren wir schon in unserem Trainerleitfaden aus. Das hat vielfachen Charme:

• Wir merken beim Aufschreiben, welche Formulierung wirklich greift.

• Schwachstellen werden deutlich.

• Die Fragen werden kürzer.

• Bei der nächsten ähnlichen Gelegenheit haben wir arbeitssparend eine funktionierende Frage dokumentiert (statt z.B. den unkonkreten Hinweis „Teilnehmer fragen“ zu notieren).