Die Gefangene des Throns - Jean Plaidy - E-Book
SONDERANGEBOT

Die Gefangene des Throns E-Book

Jean Plaidy

0,0
8,99 €
3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Für ihren Glauben riskiert sie ihr Leben England, 17. Jahrhundert: Mit fünfzehn Jahren wird die französische Prinzessin Maria Henrietta mit dem englischen König Charles I. verheiratet. Doch was als politisches Bündnis beginnt, wird bald zu echter Liebe: Maria ist klug, liebevoll und ungestüm und Charles, ein echter Familienmensch, ist seiner schönen Frau vollkommen ergeben. Aber während ihre Ehe von Liebe und Harmonie geprägt ist, schlägt Maria immer mehr der Hass des Volkes entgegen, denn als fromme Katholikin ist sie im protestantischen England nicht willkommen. Und auch innerhalb der Palastmauern breiten immer mehr Feinde ihr Netz aus Lügen und Intrigen aus. Bald ist Marias Liebe und Loyalität das einzige, das Charles noch vor dem Königsmord bewahren könnte … Ein opulenter historischer Roman, in der eine der vergessenen Königinnen der englischen Geschichte ihre Stimme bekommt. So gut recherchiert wie Hilary Mantel, so mitreißend wie Alison Weir.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 789

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses Buch:

England, 17. Jahrhundert: Mit fünfzehn Jahren wird die französische Prinzessin Maria Henrietta mit dem englischen König Charles I. verheiratet. Doch was als politisches Bündnis beginnt, wird bald zu echter Liebe: Maria ist klug, liebevoll und ungestüm und Charles, ein echter Familienmensch, ist seiner schönen Frau vollkommen ergeben. Aber während ihre Ehe von Liebe und Harmonie geprägt ist, schlägt Maria immer mehr der Hass des Volkes entgegen, denn als fromme Katholikin ist sie im protestantischen England nicht willkommen. Und auch innerhalb der Palastmauern breiten immer mehr Feinde ihr Netz aus Lügen und Intrigen aus. Bald ist Marias Liebe und Loyalität das einzige, das Charles noch vor dem Königsmord bewahren könnte …

Über die Autorin:

Jean Plaidy – wie auch Philippa Carr und Victoria Holt – ist ein Pseudonym der britischen Autorin Eleanor Alice Burford (1906–1993). Schon in ihrer Jugend begann sie, sich für Geschichte zu begeistern: »Ich besuchte Hampton Court Palace mit seiner beeindruckenden Atmosphäre, ging durch dasselbe Tor wie Anne Boleyn und sah die Räume, durch die Katherine Howard gelaufen war. Das hat mich inspiriert, damit begann für mich alles.« 1941 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, dem in den nächsten 50 Jahren zahlreiche folgten, die sich schon zu ihren Lebzeiten über 90 Millionen Mal verkauften. 1989 wurde Eleanor Alice Burford mit dem »Golden Treasure Award« der Romance Writers of America ausgezeichnet.

Jean veröffentlichte bei dotbooks ihre historische Romanreihe »Queens of England« mit den Einzeltiteln »Königreich des Herzens«, »Krone der Liebe«, »Im Schatten der Krone«, »Die Gefangene des Throns« und »Die Tochter der Krone«.

Unter dem Pseudonym Victoria Holt erschien ihr historischer Roman »Das Geheimnis der Engländerin«.

Als Philippa Carr veröffentlichte die Autorin ihren großen neunzehnbändigen Roman-Zyklus »Die Töchter Englands«, die auch in mehreren Sammelbänden erschienen sind.

***

eBook-Neuausgabe August 2024

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 1984 unter dem Originaltitel »Myself My Enemy« bei Putnam Pub Group, New York.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1983 by Jean Plaidy

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1995 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)

ISBN 978-3-98952-424-8

***

dotbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, einem Unternehmen der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13, 4 Millionen Euro unterstützt: www.egmont.com/egmont-foundation. Danke, dass Sie mit dem Kauf dieses eBooks dazu beitragen!

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Sind Sie auf der Suche nach attraktiven Preisschnäppchen, spannenden Neuerscheinungen und Gewinnspielen, bei denen Sie sich auf kostenlose eBooks freuen können? Dann melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an: www.dotbooks.de/newsletter (Unkomplizierte Kündigung-per-Klick jederzeit möglich.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.instagram.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Jean Plaidy

Die Gefangene des Throns

Historischer Roman

Aus dem Englischen von Ute McKechneay

dotbooks.

Die Königinwitwe

So allein hier in meinem Château in Colombes, das mir mein Neffe, der große ruhmreiche Regent, den man den Sonnenkönig nennt, zur Verfügung gestellt hat, lasse ich zuweilen mein bisheriges Leben an mir vorüberziehen. Da blicke ich auf ein Übermaß an Kummer, Sorgen, Demütigungen, Intrigen und Tragödien zurück. Jetzt bin ich alt und spiele keine große Rolle mehr. Obwohl meine Worte kein Gewicht mehr haben, fehlt es mir an nichts; denn schließlich ist nicht nur mein Neffe König, sondern auch mein Sohn. Der Tante bzw. Mutter eines Königs gesteht man ein komfortables Leben zu. Könige und Königinnen sind stets darauf bedacht, allen Menschen von königlichem Geblüt Achtung und Ehrfurcht zu zollen. Eine diesbezügliche Unterlassungssünde könnte ihnen sonst womöglich mit gleicher Münze heimgezahlt werden. Menschen königlichen Geblüts sind einander heilig. Für das Volk gilt das zu meinem großen Leidwesen nicht unbedingt. Ich darf gar nicht daran denken, wie schändlich das englische Volk seinen König behandelt hat, welche entsetzlichen Grausamkeiten und Demütigungen er zu erleiden hatte. Bei dem bloßen Gedanken daran kennt mein Zorn auch jetzt noch keine Grenzen, und es steht zu befürchten, daß ich mir damit einmal sehr schade. Man sollte meinen, ich sei inzwischen alt genug, um mein Temperament zu zügeln. Ich sollte mir vor Augen halten, daß es Menschen gibt, die es mir zum Vorwurf machen, daß der König nicht mehr am Leben ist. Sie stehen auf dem Standpunkt, er könnte noch am Leben sein, wenn er mich nicht zur Frau genommen hätte.

Doch das alles ist schon lange her – vorbei und fast in Vergessenheit geraten. Wir leben jetzt in einer anderen Welt. Auf dem Thron Englands sitzt ein König, England ist wieder eine Monarchie. Nach allem, was man hört, liebt das Volk seinen König. Als ich zuletzt in England weilte, konnte ich mich selbst davon überzeugen. Henriette, mir das liebste von allen meinen Kindern, glüht förmlich vor Begeisterung, wenn sie von ihm spricht. Sie hat ihn schon immer liebgehabt. Es heißt von ihm, er sei geistreich, dem Vergnügen zwar nicht abgeneigt, dafür aber scharfsinnig und ausgesprochen weise. Ganz wie sein Großvater. Er besitzt zweifelsohne Charme, wenn er auch häßlich ist. Er kam schon häßlich auf die Welt, war der häßlichste Säugling, den ich je zu Gesicht bekommen habe. Als ich ihn zum ersten Mal im Arm hielt, konnte ich kaum glauben, daß dieses unansehnliche kleine Wesen unser Kind sein sollte; denn mein Gemahl sah ausgesprochen gut aus, und auch ich galt damals trotz meiner winzigen Statur und meiner äußerlichen Mängel selbst in den Augen meiner Widersacher als recht anziehend.

Haben die Wirren und Unruhen jetzt ein Ende? Ist der Alptraum ausgeträumt, der England all die Jahre überschattet hat? Haben die Menschen eine Lehre daraus gezogen? Bei seiner Rückkehr wurde Charles mit Blumen und lieblicher Musik empfangen. In London und ganz England jubelte ihm das Volk zu. Die schrecklichen Puritaner haben ausgespielt. Hoffentlich endgültig.

Die Monarchie genießt also wieder ihre angestammten Rechte. Mir nutzt das jedoch nichts mehr. Dankbarkeit erfüllt mich, wenn ich an mein schönes kleines Château denke, in dem ich im Sommer lebe. Will ich den Winter in Paris verbringen, stellt mir mein Neffe das wirklich prächtige Hôtel de la Balinière zur Verfügung.

Mein glorreicher Neffe sorgt immer dafür, daß es mir an nichts fehlt. Vermutlich hatte er einmal ein Auge auf meine süße Henriette geworfen. Auch mein Sohn ist gut zu mir. Das war er schon immer – auf diese sorglose, leichtfertige Art, die ahnen läßt, daß ihm zur Wahrung des Friedens jedes Mittel recht ist. Ich hoffe inständig, daß ihm niemand den Thron streitig macht. Ludwig respektiert ihn, obwohl er nur seinem Vergnügen nachzugehen scheint und alles darauf hindeutet, als ginge es ihm nur um das nächste Opfer seiner Verführungskünste.

Als ich das letzte Mal in England weilte, hat mein Sohn jedoch so einsichtig auf mich gewirkt, daß ich ihn angefleht habe, sich um den wahren Glauben zu bemühen. Da hat er mein Gesicht mit beiden Händen fest umschlossen, mich geküßt und mich wie als Knabe ›Mam‹ genannt. »Wenn die Zeit reif dafür ist«, beschied er mich geheimnisvoll.

Es ist mir ein Rätsel, was er damit sagen wollte. Eigentlich habe ich Charles nie verstanden. Eins steht jedoch fest: er weiß die Menschen für sich einzunehmen. Der Charme dieses begnadeten Menschen täuscht über seine Häßlichkeit hinweg. Wenn er ein Kind hätte, wäre es um England gut bestellt – mit Einschränkungen natürlich; denn zu dem wahren Glauben hat er ja noch nicht gefunden. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Die liebe Catherine, Charles’ Gemahlin, ist sanftmütig und fügsam und sehr in ihn verliebt. In meinen Augen grenzt das an ein Wunder; denn er bemüht sich nicht einmal, seine zahlreichen Liebschaften vor ihr geheimzuhalten. Standhaft weigert er sich, dieses Lotterleben aufzugeben – wenn diese Weigerung auch zugegebenermaßen nicht des ihm eigenen Charmes entbehrt.

In England habe ich versucht, ihm ins Gewissen zu reden. Ich muß jedoch gestehen, daß es mir dabei vor allem um religiöse Dinge ging und um einen Thronfolger erst in zweiter Linie. Es muß wohl an Catherine liegen, daß sie noch keine Kinder haben. Charles hat überall in England weiß Gott genug Bastarde gezeugt, denen er großzügig Titel und Ländereien zugesteht. Einer seiner Höflinge hat einmal behauptet, es werde noch dahin kommen, daß selbst in den abgelegensten Gegenden des Landes jeder Engländer von sich sagen werde, er stamme vom König höchstpersönlich ab. Und doch kann Charles sich keines einzigen legitimen Erben rühmen!

Das Leben geht manchmal seltsame Wege. Ich bin nun fast am Ende meines Lebensweges angelangt. Oft denke ich an Charles zurück, meinen lieben Gemahl. Dann halte ich mir seine Güte und himmlische Sanftmut vor Augen, die liebevolle Behandlung, die er mir zuteilwerden ließ. Obwohl es anfänglich häufig zu Unstimmigkeiten kam, haben wir uns lieben gelernt. Ganz zu Anfang hat er sicherlich bereut, daß er sich zu dieser Heirat hatte bringen lassen – obwohl es hieß, daß diese Ehe für beide Länder sehr von Vorteil sei.

Jetzt träume ich von ihm und sehe ihn vor mir, wie er an jenem kalten Januartag hingerichtet wurde. Er soll gebeten haben: »Gebt mir noch ein Hemd. Es ist kalt, ich könnte deshalb vor Kälte zittern. Die Menschen, die gekommen sind, um meiner Hinrichtung beizuwohnen, glauben dann bestimmt, ich zittere vor Angst.«

Aufrecht ging er zum Schafott. So sehe ich ihn im Traum und quäle mich: »Was habe ich getan? Wäre es vielleicht nicht zu der Tragödie, zu diesem Mord gekommen, wenn ich eine andere gewesen wäre?«

Ich möchte alles ganz von vorn aufrollen und mir genau vergegenwärtigen, was geschehen ist. Vielleicht finde ich so die Antwort auf meine vielen Fragen.

Hätte es auch anders kommen können? Hätte sich vermeiden lassen, was geschehen ist?

Man kann den, der das Beil geschmiedet hat, nicht Mörder nennen. Aber wie steht es mit den Männern, die kaltblütig das Todesurteil fällten?

Ich hasse sie, hasse sie über alle Maßen.

Oder trifft mich die Schuld?

Kindheit und Jugend

Ich kam in einer Zeit großer politischer Wirren zur Welt. Mein Vater wurde ermordet, als ich erst fünf Monate alt war. Zum Glück war ich da in meinem Kinderzimmer und bekam nichts davon mit. Doch diese schreckliche Tat soll sich nicht nur auf unsere Familie, sondern auf ganz Frankreich katastrophal ausgewirkt haben.

Ich kannte meinen Vater nur vom Hörensagen, doch ich hielt stets die Augen und Ohren offen, und auch lange nach seinem Tod wurde noch über ihn gesprochen. Durch behutsame Fragen und eine scharfe Beobachtungsgabe erfuhr ich daher mit der Zeit eine Menge über meinen Vater, der mir genommen worden war.

Er war ein großer Mann gewesen. Heinrich von Navarra war der beste König, den Frankreich je gehabt hat. Allerdings werden die Toten im Nachhinein immer glorifiziert. Wer als König einem Mordanschlag zum Opfer fällt, wird sogar zum Märtyrer gemacht. Auch mein lieber Charles ... aber das liegt noch in weiter Ferne. Bevor die größte Tragödie meines Lebens über mich hereinbrach, mußte ich noch viel erdulden.

Mein Vater kam also ganz plötzlich um. Am Tag zuvor war er noch kerngesund gewesen – zumindest so gesund, wie ein Mann von fünfzig Jahren sein kann, der vom Maßhalten nicht viel gehalten hatte –, und am nächsten Tag wurde er tot in den Louvre gebracht und auf sein Bett gelegt. Das ganze Land trauerte um ihn. Der Palast mit uns Königskindern wurde streng bewacht, insbesondere mein Bruder Ludwig, der dann König wurde. Friedlich schlief ich die ganze Zeit in meiner Wiege und ahnte nicht, daß ein Wahnsinniger Frankreich des Königs und mich meines Vaters beraubt hatte.

Zu der Zeit waren wir sieben Kinder. Ludwig, der Dauphin, war der Älteste. Er war acht Jahre alt, als ich zur Welt kam. Nach ihm kam die ein Jahr jüngere Elisabeth. Christine war vier Jahre jünger als Elisabeth. Dann kam ein Kind nach dem anderen. Der kleine Herzog von Orléans starb, bevor man ihm auch nur einen Namen geben konnte. Nach ihm kam Gaston zur Welt und schließlich ich, Henriette Maria.

Meine Mutter ließ sicher in den Augen vieler Menschen so manches vermissen, doch sie bekam ein Kind nach dem anderen, und das ist es ja wohl, was man vor allem von einer Königin erwartet. So sehr die Menschen meinen Vater mochten, so wenig waren sie von meiner Mutter angetan. Das lag auch daran, daß sie aus der Toskana stammte; denn sie war die Tochter von Franz II., und die Franzosen haben Ausländer immer schon abgelehnt. Außerdem war sie sehr korpulent und alles andere als schön. Sie gehörte zu der Familie der Medici. Die Leute erinnerten sich noch gut an Katharina von Medici, die Gemahlin Heinrichs II., die ihnen in tiefster Seele verhaßt war und der sie die alleinige Schuld am Unglück Frankreichs in die Schuhe schoben. Auch die Bartholomäusnacht lasteten sie ihr an und all die Toten, die vergiftet worden waren. Sie war zu einer Legende geworden, einem Schauermärchen – die italienische Giftmischerin nannte man sie. Pech für meine Mutter, daß auch sie eine Medici war.

Doch solange mein Vater noch am Leben war, spielte meine Mutter keine große Rolle. Sie mußte sich mit seiner Untreue abfinden, mit seinen ständigen Affären. Er war ein großer Weiberheld und Schürzenjäger. Der ›unermüdliche Galan‹, so nannte man ihn, und bis zu seinem Tod ließ er nicht von den Frauen ab. Der Herzog von Sully – ein sehr fähiger Minister unter ihm und auch sein Freund – machte ihm oft Vorhaltungen, doch auch das half nichts. Obwohl er der beste König war, den man sich nur denken kann, bestand sein wahrer Lebenszweck darin, den Frauen nachzusteigen. Ohne Frauen konnte er nicht leben. Das ist bei einem König natürlich ein ungeheures Manko, doch die Leute taten diese Schwäche mit einem Achselzucken ab. Oft zollten sie ihm sogar Beifall. »Ein Mann, wie er im Buche steht«, meinten sie augenzwinkernd und lächelten verständnisinnig.

Kurz bevor er umkam, hatte er eine neue leidenschaftliche Affäre. Von Mademoiselle de Montglat erfuhr ich Näheres darüber. Sie war die Tochter unserer Erzieherin. Weil sie um vieles älter war als ich, hatte ihre Mutter mich ihr anvertraut. Ich nannte sie Mamanglat; denn anfänglich war sie wie eine Mutter zu mir und dann wie eine ältere Schwester. An ihr hing ich weit mehr als an irgendeinem anderen Menschen. Aus Mamanglat wurde bald der Kosename Mamie. Für mich blieb sie dann immer Mamie.

Vor Madame de Montglat hatten wir alle große Angst; denn sie betonte immer wieder, sie habe von höchster Stelle die Erlaubnis, uns auszupeitschen, sollten wir uns nicht benehmen, und da wir die Königskinder waren, erwartete man von uns weit mehr als von allen anderen Kindern Frankreichs.

Mamie unterschied sich sehr von ihrer Mutter. Obwohl sie ja auch eine Art Gouvernante war, gehörte sie doch mehr zu uns. Sie lachte gern, erzählte uns immer den neuesten Klatsch und verstand die Unarten zu vertuschen, die Kinder so an sich haben und die Madame de Montglat uns schwer hätte büßen lassen, wenn sie von unseren Schandtaten erfahren hätte.

Mamie sorgte dafür, daß ich so nach und nach begriff, was um mich herum vorging, was es hieß, eine Königstochter zu sein und was für Fallstricke es zu vermeiden galt. Sie machte mir auch klar, inwiefern meine Stellung von Vorteil und inwiefern sie von Nachteil war. Die Nachteile schienen mir zu überwiegen, und Mamie pflichtete mir darin bei.

»Euer Vater hat seine Kinder sehr geliebt«, erzählte sie mir. »Er pflegte zu sagen, er verstehe gar nicht, wie er zu so schönen Kindern komme. Es erschien ihm unfaßbar, daß er diese Kinder mit seiner Frau gezeugt haben konnte. Ich mußte mich verstecken und heimlich nach Euch schauen; denn meine Mutter hatte mir verboten, vor dem König in Erscheinung zu treten.«

»Aber warum denn?«

»Weil ich noch blutjung war und nicht übel aussah – immerhin so gut, daß ich ihm sicher aufgefallen wäre.«

Mamie bekam einen Lachanfall. »So war der König nun einmal«, erklärte sie.

Da ich noch sehr jung war und natürlich ziemlich unwissend, hätte ich Mamie gern vieles gefragt, doch nahm ich oft Abstand davon, weil ich meine Unwissenheit nicht eingestehen wollte.

»Ihr wart sein Lieblingskind«, versicherte mir Mamie. »Die Jüngste, die ihm auf seine alten Tage noch beschert worden war. Wißt Ihr, er wollte beweisen, daß er noch immer schöne Kinder zeugen konnte. Das hätte er nicht zu beweisen brauchen. Ständig behaupteten irgendwelche Frauen, ihre Kinder seien von ihm. Also, was wollte ich doch gleich wieder sagen? Ach ja ... Ihr wart sein erklärter Liebling. Kleine Mädchen mochte er besonders gern, und Ihr seid nach ihm benannt, soweit sich das bei einem Mädchen eben machen ließ. Henriette Maria. Henriette nach Eurem Vater und Maria nach Eurer Mutter, beides königliche Namen.«

Durch Mamie erfuhr ich auch von dem Klatsch bei Hofe. Sie klärte mich über alle vergangenen und gegenwärtigen Gerüchte auf. Dadurch kam mir so manches zu Ohren, was ich wissen mußte und auch noch alles Mögliche darüber hinaus. So brachte ich zum Beispiel in Erfahrung, daß mein Vater schon einmal verheiratet gewesen war, bevor er meine Mutter zur Frau genommen hatte, und zwar mit Königin Margot bzw. Margarete, der Tochter von Katharina von Medici – einer der bösartigsten und faszinierendsten Frauen, die es in Frankreich je gegeben hatte. Mein Vater hatte seine erste Frau gehaßt. Er hatte sie nicht aus eigenem Antrieb, sondern aus Gründen der Staatsräson geheiratet. Die Leute ergingen sich in finsteren Andeutungen und munkelten, es sei eine Bluthochzeit gewesen; denn während der Hochzeitsfeier kam es zu einem entsetzlichen Massaker, dem Blutbad in der Bartholomäusnacht. Viele Hugenotten hatten in Paris die Hochzeit Heinrichs von Navarra mit Margarete von Valois mitgefeiert. In der Schreckensnacht zum 24. August 1572 wurden in Paris etwa zweitausend Hugenotten ermordet. Auch der Hugenottenführer Coligny kam bei der ›Bluthochzeit‹ um.

Ich dachte mir, daß so ein Massaker Braut und Bräutigam bis an ihr Lebensende verfolgen und nie mehr loslassen würde. Mein Vater konnte von Glück sagen, daß er dem Gemetzel entgangen war. Darin hatte er eigentlich immer großes Geschick bewiesen. Aber schließlich haben ihn die Häscher doch erwischt. Er lebte gefährlich und genoß das Leben. Uneingedenk der Tatsache, daß er der König war, stand er mit seinen Leuten auf sehr vertrautem Fuße. Es ist daher kein Wunder, daß er so beliebt war. Für Frankreich hat er sehr viel getan. Sein Volk lag ihm am Herzen. Er wollte, daß jeder Bauer sonntags ein Huhn im Topf hatte. Außerdem schuf er durch das Edikt von Nantes einen gewissen Ausgleich zwischen Katholiken und Hugenotten, indem er die Rechte der Hugenotten sicherte. Bis dahin war man der Auffassung gewesen, es gäbe keine Lösung für dieses Problem. Mit seinem berühmten Ausspruch ›Paris ist eine Messe wert‹ hatte er vor den Katholiken ein Lippenbekenntnis abgelegt, als er erkannte, daß sich die Stadt einem Protestanten niemals ergeben würde.

Mein Vater war ein wunderbarer Mensch gewesen. Als ich noch jung war, weinte ich Zornestränen um ihn. Warum hatte er sterben müssen, noch bevor ich ihn kennenlernen konnte?

Er war auch ein guter Soldat gewesen, doch ihm wurde nachgesagt, daß er sich bei seinen Liebesaffären niemals stören ließ, nicht einmal dann, wenn es galt, Feinde zu bekämpfen.

Als letzte Frau vor seinem Tode hatte die Tochter des Constable de Montmorency seine Leidenschaft entflammt. Sie war erst sechzehn Jahre alt, doch kaum hatte mein Vater sie zum ersten Mal erblickt, als er schon erklärte, sie müsse seine ›kleine Freundin‹ werden.

Mamie machte es Freude, mir solche Geschichten zu erzählen. Sie besaß ein gewisses schauspielerisches Talent, das sie mir gern demonstrierte. Bei solchen Gelegenheiten schüttelte ich mich oft vor Lachen. Wenn sie etwas Dramatisches erzählte, stellte sie es auch gleich dar. Oft wenn sie mir etwas erzählte, nahm ihre Stimme einen vertraulichen, verschwörerischen Tonfall an.

»Aber bevor der Constable de Montmorency seine Tochter Charlotte bei Hofe einführte, verlobte er sie mit François de Bassompierre, einem großen und wichtigen Mann aus dem Hause Clèves. Der sah nicht nur sehr gut aus, er war auch geistreich und im Übrigen Kammerherr des Königs. Ein sehr gefragter Mann. Monsieur de Montmorency hielt ihn für eine ausgezeichnete Partie.

Doch als die junge Dame bei Hof vorgestellt wurde und der König Gefallen an ihr fand, hatte François de Bassompierre bei ihr verspielt.«

Wie begeistert habe ich ihr zugehört, wenn Mamie ganz in der Rolle aufging, die sie für mich spielte!

»Der König wollte unbedingt verhindern, daß Bassompierre sie bekam; denn der war ein leidenschaftlicher junger Mann und bis über beide Ohren in Charlotte verliebt. Deshalb war nicht damit zu rechnen, daß er die Augen vor der Untreue seiner Frau verschließen würde, wie es die Ehemänner für gewöhnlich taten, mit deren Frauen sich der König abgab. Die meisten dieser Ehemänner räumten stillschweigend das Feld, wenn der König ihre Frauen beehren wollte. Es heißt, daß der König eines Morgens, als er aufstehen wollte, Bassompierre gerufen haben soll. Der war ja sein Kammerherr, wenn Ihr Euch recht erinnert. ›Auf die Knie, Bassompierre!‹ befahl der König. Bassompierre wunderte sich darüber; denn der König legte eigentlich keinen übergroßen Wert auf Förmlichkeiten; aber wenn man einen Vorschlag machen will, von dem man weiß, daß er nicht gerade begeistert aufgenommen werden wird, ist es immer ratsam, denjenigen kleiner zu machen, den man um etwas bringen will, um die eigene Überlegenheit zu demonstrieren. Zwingt man den Widersacher in die Knie, ist man von vornherein im Vorteil.«

Das sah ich ein. Ich nickte.

»Der König war ein listenreicher Mann und wußte, wie man so etwas deichselte. Er war ein guter Menschenkenner, und auch in den schwierigsten Fällen gelang es ihm, alles so zu arrangieren, wie es seinen Vorstellungen entsprach.« Mamie hatte sich auf mein Bett geworfen und eine königliche Miene aufgesetzt. »›Bassompierre‹, sagte der König. ›Ich habe gründlich über Euch nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß es an der Zeit ist, Euch zu verheiraten.«‹ Mamie sprang mit einem Satz vom Bett und kniete sich davor. »›Sire‹, erwiderte Bassompierre ›ich wäre sicher schon verheiratet, wenn die Gicht des Constables sich in letzter Zeit nicht so verschlimmert hätte. Deshalb haben wir die Hochzeit zunächst einmal verschobene« Gleich darauf thronte Mamie wieder mit hoheitsvoller Miene auf meinem Bett. »›Bassompierre, ich weiß eine Braut für Euch. Was haltet Ihr von Madame d’Aumale? Wenn Ihr sie heiratet, gehört Euch das Herzogtum Aumale.‹ ›Sire‹, sagte Bassompierre erschrocken »kann ein Mann in Frankreich neuerdings zwei Frauen heiraten? Ich kenne kein Gesetz, das das besagt.‹« Mamie begab sich wieder in das Bett. »›Nein, François, wo denkst du hin? Es gibt kein derartiges Gesetz. Ein Mann hat ja auch mit einer Frau schon mehr als genug zu tun. Aber ich will Euch ehrlich sagen, wie es um mich steht. Mir ist bekannt, daß Ihr sehr an Mademoiselle de Montmorency hängt. Nun ist es aber so, daß ich mich selbst unsterblich in sie verliebt habe. Heiratet Ihr sie, so seid Ihr mir sicher bald verhaßt. Vor allem, wenn ich mitansehen müßte, daß sie Euch echte Zuneigung entgegenbringt. Nun mag ich Euch aber, Bassompierre, und ich bin mir sicher, daß Ihr keinen Keil zwischen uns treiben wollt. Also seht Ihr ja wohl ein, daß Ihr dieses Mädchen nicht ehelichen könnt. Ich will sie meinem Neffen Condé zur Frau geben. Dann gehört sie zur Familie, lebt in meiner Nähe und ist mir ein Trost auf meine alten Tage. Condé gibt sich ohnehin nicht gern mit Frauen ab und geht am liebsten auf die Jagd. Zum Dank will ich ihm eine Apanage zahlen, und er überläßt mir dieses entzückende Geschöpf.‹«

Mamie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie war ein wenig außer Atem, was ja kein Wunder ist, wenn man zwei Rollen spielt und ständig hin und her springt.

»Der arme Bassompierre!« Nun war sie wieder ganz sie selbst, die weise Geschichtenerzählerin. »Er sah ein, daß es nicht anging, sich den Wünschen des Königs zu widersetzen. Als er Mademoiselle de Montmorency erzählte, was dem König vorschwebte, rief sie aus: »Um Himmels willen, der König muß den Verstand verloren haben!« Doch sie gewöhnte sich schon sehr bald an den Gedanken, und nach einer Weile sagte ihr das sogar zu. Bald war es in aller Munde, daß ihr Bräutigam gegen einen anderen ausgetauscht werden sollte. Schon bald wurde aus Mademoiselle de Montmorency die Prinzessin von Condé.

Daraus ergaben sich allerdings andere Komplikationen. Die Königin fand sich zwar damit ab, daß der König ständig Geliebte hatte, doch es war ihr gar nicht recht, daß eine so großen Einfluß auf ihn hatte. Sie war nicht zur Königin gekrönt worden. Ein Monarch oder eine Monarchin fühlt sich ungekrönt nicht sicher, sondern erst nach der feierlichen Krönungszeremonie. ›Ich will gekrönt werden!‹ verlangte die Königin. Den König plagten Schuldgefühle wegen Mademoiselle de Montmorency. Bisher hatte er von der Krönung der Königin nichts wissen wollen, doch die Anschuldigungen wurden immer schlimmer, so daß er sich schließlich geschlagen geben mußte. Zudem trat etwas ein, womit der König nicht gerechnet hatte: der Prinz von Condé verliebte sich unsterblich in seine Frau und beschloß, dem König nicht mehr den Vortritt zu lassen. Schließlich handelte es sich um seine Frau. Heimlich verschwand er mit der frischgebackenen Prinzessin in die Picardie. Das war ihm aber immer noch nicht weit genug, da brachte er Charlotte nach Brüssel.

Der König war untröstlich. Der Kummer lastete schwer auf ihm, und er drohte, ihr zu folgen. Ein König kann aber kaum einen Schritt tun, ohne daß es jeder weiß. Niemand wollte so recht glauben, daß ein König, der bisher immer mit vielen Frauen gleichzeitig auf gutem Fuß gestanden hatte, sich wegen einer einzelnen so echauffieren sollte. Die Leute munkelten, daß er insgeheim vorhabe, Krieg zu führen. Es kam zu einer Kontroverse um den König. Der Herzog von Sully machte sich große Sorgen und gab dem König zu verstehen, daß sein Verhalten im Zusammenhang mit der Prinzessin von Condé seinem Ruf sehr schade. Nicht etwa seinem Ruf als Lebemann. Das spiele keine Rolle, daran sei sowieso nichts mehr zu ändern. Aber es sei gefährlich, Liebesabenteuer und Staatskunst miteinander zu verflechten.

Aufgrund dieser Affäre war die Königin störrisch und widerspenstig wie noch nie. Sie bestand jetzt auf der Krönung. Der König hatte selber das Gefühl, daß er ihr etwas schuldig war und erklärte sich schließlich mit der Krönung einverstanden.

Dabei hatte der König ein ungutes Gefühl. Böse Vorahnungen quälten ihn. Könige schweben wohl ständig in Lebensgefahr, daher ist es kein Wunder, wenn er sich Sorgen machte. Vor geraumer Zeit war dem König zu Ohren gekommen, er werde nach der Krönung der Königin nur noch ein paar Tage leben. Unter anderem hatte er sich der Krönung der Königin auch deshalb immer widersetzt. Hätten ihn nicht Schuldgefühle wegen der Prinzessin von Condé geplagt, so hätte er sich gewiß nicht umstimmen lassen. Doch nachdem er sein Einverständnis dazu gegeben hatte, fühlte er die Katastrophe deutlich nahen. Er zweifelte nicht mehr daran, daß seine Tage gezählt waren. Er suchte den Herzog von Sully auf, um sich ihm anzuvertrauen. Das zeigt, wie sehr die Angst schon an ihm nagte; denn zu dem Herzog wäre normalerweise nicht einmal der König gegangen, wie sehr die Sorgen ihn auch drücken mochten.

Der König begab sich also in das Arsenal, wo die Waffen des Landes lagerten und der Herzog von Sully wohnte.« Mamie agierte wieder als Schauspielerin. Wieder spielte sie zwei Rollen – die des Königs und die des Herzogs. »›Ich begreife es ja selbst nicht, Herzog, aber ich fühle tief im Innersten, daß der Tod schon die Hand nach mir ausstreckt.‹ ›Aber Sire, wie ist das möglich? Ihr macht mir Angst. Euch fehlt doch nichts, Ihr seid gesund und munter.‹ Der Herzog von Sully hatte extra einen Sessel für den König zimmern lassen. Da konnte der König sitzen, wenn er ihn besuchte. Es war ein prächtiger, ziemlich niedriger Sessel. Der König saß also in seinem Sessel und sagte mit todernster Miene: ›Es ist mir prophezeit worden, daß ich in Paris ums Leben komme. Ich fühle den Tod schon nahen.‹«

»Waren das wirklich seine Worte?« erkundigte ich mich. »Oder hast du dir das ausgedacht?«

»Nein, das ist die reine Wahrheit«, versicherte mir Mamie.

»Wenn mein Vater in die Zukunft sehen konnte, muß er ein sehr kluger Mann gewesen sein.«

»Ja, er war sehr klug, doch mit Klugheit hat das nichts zu tun. Es handelt sich vielmehr um eine seltene Gabe, die einen voraussehen läßt, was die Zukunft bringen wird. Zauberer und Hexenmeister hatten prophezeit, daß der König in Paris vom Schicksal ereilt werde. Wenn die Königin gekrönt werde, nehme das Schicksal seinen Lauf.«

»Aber warum hat er es dann zugelassen, daß meine Mutter gekrönt wurde?«

»Weil sie ihm keine Ruhe ließ, bis es soweit war. Auch fühlte er sich schuldig wegen der Prinzessin von Condé. Es widerstrebte ihm zudem, einer Frau etwas abzuschlagen – das galt auch für die Königin. Er dachte sich: ›Wenn die Königin erst einmal gekrönt ist – und das ist ja wohl ihr größter Wunsch – wird sie mich in Ruhe lassen, und ich kann meinem Herzen folgen.‹«

»Aber wie konnte er mit der Prinzessin von Condé glücklich werden, wenn die Prophezeiung sich bewahrheitete?«

»Ich kann Euch nur berichten, was sich abgespielt hat. Der Herzog von Sully war so betroffen, daß er erklärte, er wolle die Vorbereitungen für die Krönung sofort einstellen lassen, wenn der Gedanke daran dem König so böse Vorahnungen eingab. Der König pflichtete ihm bei: ›Ja, laßt die Vorbereitungen abbrechen; denn ich habe erfahren, daß ich in einer Equipage sterben soll, und das läßt sich ja wohl in dem Durcheinander und Massenauftrieb bei derartigen Feierlichkeiten am ehesten bewerkstelligen‹ Der Herzog von Sully sah den König mit ernster Miene an. ›Das erklärt natürlich so manches‹, meinte er. ›Es ist mir schon häufig aufgefallen, daß Ihr Euch in der Equipage kleinmacht und zusammenkauert, wenn Ihr durch bestimmte Gegenden fahrt, doch ich weiß auch, daß Ihr Euch furchtlos in die Schlacht stürzt. In ganz Frankreich gibt es keinen tapfereren Mann‹«

»Aber die Krönung ist doch nicht abgesagt worden«, warf ich ein. »Meine Mutter ist zur Königin von Frankreich gekrönt worden.«

Mamie fuhr mit ihrer Erzählung fort. »Die Königin war außer sich vor Zorn, als ihr zu Ohren kam, daß die Krönung nun doch nicht stattfinden sollte.« Mamie versuchte gar nicht erst, meine Mutter nachzuäffen. Dazu fehlte es ihr an Mut. So weit wollte sie nun doch nicht gehen. Aber ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie wütend meine Mutter war.

»Drei Tage wurde über dieses Thema diskutiert. ›Die Krönung findet statt.‹ ›Nein, die Krönung findet nicht statt!‹ Als die Königin nicht locker ließ, gab der König schließlich nach. Die Krönung sollte in St. Denis stattfinden und wurde auf den 13. Mai festgesetzt.«

»Am dreizehnten«, murmelte ich, und ein Schauer überlief mich. »Das bringt doch Unglück.«

»Ja, auf manche trifft das zu«, sprach Mamie mit unheilverkündender Stimme. »Die Königin wurde also gekrönt. Am sechzehnten Mai sollte sie Einzug in Paris halten. Dann ...«

Mamie verstummte. Ich sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Diese Geschichte hatte ich schon oft gehört. Nur der dramatische Höhepunkt stand jetzt noch aus.

»Am Freitag, dem 14. Mai, verkündete der König, er wolle zum Herzog von Sully ins Arsenal. Das heißt, er war sich nicht so sicher, ob er hinfahren sollte oder nicht, konnte sich nicht recht entschließen. Er behauptete, er wolle fahren und widerrief das schon im nächsten Augenblick wieder. Schließlich fuhr er doch. Er wollte dem Herzog nur einen kurzen Besuch abstatten. ›Ich bin bald wieder da‹, versprach er. Als er in die Kutsche steigen wollte, trat Monsieur de Praslin auf ihn zu, der Gardehauptmann, der ihn auch auf der kleinsten Fahrt begleitete. Doch der König winkte ab. ›Nicht nötig‹, beschied er ihn. Mit einer gebieterischen Geste winkte Mamie ab. »›Heute brauche ich keine Begleitung. Ich fahre nur ganz kurz ins Arsenal‹ Er bestieg die Kutsche. Nur wenige seiner Männer fuhren mit, etwa ein halbes Dutzend, den Marquis de Mirabeau und den Kutscher, der vorn auf dem Kutschbock saß, nicht mitgerechnet.

Und damit nahm das Drama seinen Anfang. Als die Kutsche des Königs in die Rue de Ferronnerie in der Nähe der Rue St. Honoré einbog, blockierte ein Karren die Straße. Der Kutscher sah sich daher gezwungen, dicht an dem Laden eines Eisenwarenhändlers auf der Seite von St. Innocent vorbeizufahren. Als die Kutsche die Fahrt verlangsamte, kam ein Mann auf das Gefährt zugestürzt, schwang sich hinauf und stach mit einem Messer auf den König ein. An dieser Stelle ist es eingedrungen ...« Sie wies auf ihre linke Seite. »Es drang zwischen den Rippen ein und durchtrennte eine Arterie. Die Herren in der Kutsche schrien entsetzt auf, als das Blut nur so herausspritzte. ›Das ist nichts weiter‹, behauptete der König. Dann wiederholte er das noch einmal, doch so leise, daß ihn kaum jemand verstand. Die Kutsche wendete und raste zurück zum Louvre. Der König wurde auf sein Bett gelegt, ein Ärztegremium herbeizitiert, doch es war schon zu spät. Der König starb, und ganz Frankreich trauerte um ihn.«

Diese Geschichte hatte ich schon oft gehört. Trotzdem brachte sie mich immer wieder zum Weinen. Ich wußte auch, daß der Herzog von Sully von allen erwartete, daß sie meinem Bruder Treue schworen. Das ganze Land weinte um meinen Vater. Der wahnsinnige Mönch Ravaillac wurde geschnappt. Man band ihn an vier wilden Pferden fest, die in vier verschiedene Richtungen davonstoben und ihn in Stücke rissen.

Ich wußte, daß meine Mutter die Regentschaft übernommen hatte; denn mein Bruder war ja erst neun Jahre alt und damit zum Regieren noch zu jung.

Alles wäre ganz anders gekommen, hätte mein Vater den Mordanschlag überlebt. So tobten Zwist und Hader in dem Land, in dem ich meine Kindheit verbrachte.

Ich nahm an vielen Festlichkeiten teil, ohne mir dessen bewußt zu sein. Mamie erzählte mir später davon. Manchmal versuchte ich mir einzureden, daß ich mich selbst noch daran erinnerte. Doch das konnte gar nicht sein, ich war ja noch ein kleines Kind.

Ganz Frankreich war untröstlich, als mein Vater umkam. Man schwor dem Mörder Rache. Vermutlich war die Erkenntnis tröstlich, daß es sich um einen Irren handelte und kein revolutionärer Staatsstreich geplant gewesen war.

Frankreich war schon zu Lebzeiten des Königs zufrieden mit ihm gewesen. Als er ermordet wurde, machte ihn das Volk zum Heiligen. Mein Bruder war damals noch ein kleiner Junge. Ihm gereichte das zum Vorteil. Ministern sind Könige im Kindesalter nicht geheuer; denn viele Machtbesessene scharen sich um so ein ahnungsloses Kind.

Zusammen mit meinen Geschwistern nahm ich an der Trauerfeier teil. Als die Menschen unserer ansichtig wurden, brachen sie in Tränen aus, erzählte man mir später. Eben diese Wirkung hatte der Herzog von Sully damit erzielen wollen. Er war einer der größten Staatsmänner Frankreichs. Deshalb hatte mein Vater auch so große Stücke auf ihn gehalten. Jetzt stand der Herzog meinem Bruder treu zur Seite, der vom Kronprinzen zum König avanciert war.

Es macht mich rasend, daß ich mich nicht selbst an die Vorgänge erinnern kann und mich auf das verlassen mußte, was Mamie mir erzählte. Sie hat mir alles ausführlich geschildert; aber natürlich konnte ich nicht wissen, ob wirklich alles so verlaufen war. Es war nun einmal so üblich, daß auch die kleinsten Kinder bei der Beisetzung ihrer Eltern zugegen waren. Also mußte natürlich auch ich als Königskind dabei sein. »In der Kutsche hat meine Mutter Euch im Arm gehalten«, erzählte mir Mamie. Ich konnte mir gut vorstellen, wie Madame de Montglat mich mit eiserner Miene fest umklammert hielt. Später trug sie mich zu der Bahre, auf der mein Vater lag. Sicher hatte Madame de Montglat auch meine Hand geführt, damit ich meinem Vater Weihwasser ins Gesicht spritzen konnte. Hoffentlich hatte ich es nicht an der Würde fehlen lassen, die bei einem solchen Anlaß unerläßlich war. Auf dem Arm von Madame de Montglat war das bestimmt keine Kleinigkeit. Vermutlich habe ich mich nicht zur Wehr gesetzt. Mehr kann man von einem Säugling schlecht verlangen.

Mein nächster öffentlicher Auftritt erfolgte bei der Krönung meines Bruders. Auch daran kann ich mich nicht erinnern, weil ich erst elf Monate alt war. Die Krönungsfeierlichkeiten in der Kathedrale von Reims müssen sehr eindrucksvoll gewesen sein. Mein Bruder war ein Knabe von neun Jahren. Ein so blutjunger König wirkt immer ausgesprochen rührend. Ich hatte keine Gelegenheit mehr, ihn besser kennenzulernen; denn nachdem er zum König gekrönt worden war, teilte er das Kinderzimmer nicht mehr mit uns anderen Kindern. Selbst meine ältere Schwester Elisabeth war mir ganz fremd. Eine Weile wuchs ich mit Christine zusammen auf, aber Gaston stand mir von meinen Geschwistern am nächsten, weil er etwa im gleichen Alter war wie ich.

Mamie erzählte mir später, daß mich die Prinzessin von Condé bei der Krönung auf dem Arm trug. Sobald der König gestorben war, gestattete ihr Gatte ihr, an den Hof zurückzukehren.

Diese großen Ereignisse fanden also statt, als ich noch so klein war, daß ich gar nichts davon mitbekam. Ich ärgerte mich noch im Nachhinein, mir sagen zu müssen, daß ich zwar dabei war, jedoch nicht die leiseste Erinnerung daran habe.

Aber ein Säugling blieb ich ja nicht ewig. Ich wuchs in dem Kindertrakt heran, den ich mit Gaston und Christine teilte. Madame de Montglat führte dort ein strenges Regiment; doch zum Ausgleich sorgte Mamie dafür, daß es auch oft etwas zu lachen gab.

Meine früheste Kindheitserinnerung ist die große, von meiner Mutter angeführte Kavalkade nach Bordeaux, die dem Zweck diente, meine älteste Schwester Elisabeth zum König von Spanien zu bringen, dessen Sohn und Erben sie ehelichen sollte. Gleichzeitig sollte sie Anna von Österreich empfangen, die Tochter des spanischen Königs. Anna war damals dreizehn Jahre alt und war meinem gleichaltrigen Bruder Ludwig zur Frau bestimmt. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, wie wichtig diese Begegnung war. Doch für mich, ein Mädchen von sechs Jahren, war das nichts als ein erregendes Abenteuer. Natürlich konnte ich damals noch nicht wissen, daß es in Spanien zu der Zeit kriselte und schwelte.

Solche Ereignisse waren ganz nach meinem Geschmack. Bei all dem Pomp und Prunk und in kostbaren Gewändern fühlte ich mich in meinem Element, wenn diese Prachtroben auch oft sehr unbequem waren. Ich weiß noch, daß sich mein Bruder Gaston oft die Halskrause abriß und weinte, weil sie so kratzte. Madame de Montglat versetzte ihm dann eine fürchterliche Tracht Prügel und zwang ihn, eine noch viel sperrigere Halskrause zu tragen, um ihn auch damit noch zu strafen. Jeder Mensch hat sich an Zucht und Ordnung zu gewöhnen, lautete die Begründung, vor allem aber Prinzen und Prinzessinnen.

Der arme Gaston! In diesem Alter war er wirklich aufsässig, aber ich war noch viel schlimmer. Hatte ich einen meiner Wutanfälle, so schrie ich, trat um mich und biß jeden in die Hand, der sich mir näherte. Ich warf mich auf den Boden und war kaum zu bändigen.

»Ein schändliches Benehmen«, rügte uns Madame de Montglat. »Was die Königin wohl dazu sagen würde?«

Bei diesen Worten kamen wir sofort wieder zur Vernunft. »Ich fürchte, daß ich der Königin Bericht erstatten muß«, pflegte Madame de Montglat uns anzudrohen, »wenn dieses schändliche Benehmen sich nicht bessert.«

Die Königin begab sich nur selten in den Kindertrakt. Dadurch wurden diese Besuche immer zum Ereignis. Mir erschien sie riesig wie ein uneinnehmbares Schlachtschiff. Bei ihrem Anblick wußte man sofort, daß sie die Königin war. Niemand war mehr wiederzuerkennen, wenn sie in Erscheinung trat. Selbst in Madame de Montglat ging eine Wandlung vor. Alle waren auf der Hut und achteten genauestens darauf, daß sie den Regeln der Etikette vollauf genügten. Nicht einen Augenblick vergaßen sie, daß die Königin zugegen war. Das hätte sie sich auch verbeten. Gaston und ich pflegten vor sie hinzutreten und uns tief vor ihr zu verneigen. Dann neigte sie den Kopf, überzeugte sich von unserer ehrerbietigen Haltung und nahm uns schließlich auf ihren breiten ausladenden Schoß, um uns zu küssen.

Manchmal gelangten wir zu der Überzeugung, daß sie uns von ganzem Herzen liebte. Sie erkundigte sich nach unserem Unterricht und bat uns, nie zu vergessen, daß wir vom Glück begünstigt waren, weil wir im katholischen Glauben erzogen wurden. Später erfuhr ich, daß es zwischen den Katholiken und den Hugenotten in Frankreich starke Differenzen gab. Zu Lebzeiten meines Vaters hatte dieser beide Seiten noch einigermaßen in Schach gehalten. Doch seit seinem Tode ließ man die Hogenotten nicht mehr gewähren. Meine Mutter verstand nicht so gut zu regieren. Daher ging es mit dem Wohlstand des Landes stetig bergab. Bald zeigte sich, daß es zu einer Krise kommen mußte.

Aber was wußte ein sechsjähriges Mädchen schon von solchen Dingen, das wohlbehütet aufwuchs?

Wenn unsere Mutter uns besuchte, wetteiferten Gaston und ich um ihre Anerkennung. Wenn sie wieder ging, sprachen wir noch tagelang von ihr. Jedes Mal wenn Besuch angekündigt wurde, hofften wir, daß unsere Mutter uns besuchen kam, doch irgendwann gaben wir diese Hoffnung auf. Ich habe meine Mutter nie begriffen. Für mich stand fest, daß sie uns liebte, doch ich war mir nicht sicher, ob sie ihre Kinder liebte oder die französischen Königskinder. Jedenfalls war ich fasziniert von ihr, und das galt auch für Gaston. Sie war nicht nur Königin, sondern auch unsere Mutter. Wir sahen ja, wie ehrfürchtig und unterwürfig alle bei ihrem Erscheinen reagierten und hätten uns auch gewünscht, daß sich die Menschen ehrfürchtig vor uns verneigten.

Wir wurden immer wieder darauf hingewiesen, daß wir Königskinder waren, die Nachkommen des französischen Königs. Daher könne man von uns erwarten, daß wir bis ans Ende unseres Lebens königliche Würde demonstrierten. Uns wurde auch ständig nahegelegt, nicht zu vergessen, daß wir katholisch waren und dem wahren Glauben immer die Ehre geben müßten, wo wir uns auch befanden.

»Ein König ist wichtiger als eine Königin«, behauptete Gaston. »In Frankreich kann eine Königin nicht die Regentschaft übernehmen, weil das Salische Gesetz Frauen von der Thronfolge ausschließt.«

Das konnte ich nicht auf sich beruhen lassen.

»Die Königin ist wichtiger!« schrie ich.

»Nein!«

Ich sah nur noch rot. Manchmal war mir Gaston verhaßt. Madame de Montglat hielt mir vor, ich müsse mich darin üben, mein Temperament zu zügeln. Meine Wutanfälle hätten etwas Selbstzerstörerisches. Ich geriet ins Grübeln. Wie mochte es wohl sein, vernichtet und zerstört zu werden?

Aus Madames Mund klang das erschreckend. Wenn ich an ihre Worte dachte, ernüchterten sie mich auf der Stelle – doch das hielt nie lange an. Ich konnte dem Vergnügen niemals widerstehen, mich in einen Wutanfall hineinzusteigern. Nur so konnte ich mir Luft machen.

In diesem ganz speziellen Fall konnte ich unwiderlegbare Beweise anführen und dachte nicht daran, mich zu bezähmen. »Und was ist mit unserer Mutter? Sie ist Königin und der wichtigste Mensch in Frankreich. Sie ist größer und wichtiger als der Herzog von Sully, der früher so ein großer Mann war und das jetzt nicht mehr ist. Und warum nicht? Weil Mutter ihn nicht mag. Eine Königin kann genauso groß sein wie ein König ... vielleicht sogar noch größer. Und was ist mit der verruchten Königin Elisabeth von England, die den Sieg über die spanische Armada davongetragen hat?«

»Sprich doch nicht von ihr! Sie war eine ...«, er flüsterte mir das unaussprechliche Wort ins Ohr, »Ketzerin!«

»Eine Königin nimmt es mit einem König auf. Das ist mein Thron. Du mußt vor mir auf die Knie fallen, oder du landest in der Folterkammer. Aber vorher erzähle ich Mutter noch, daß du glaubst, Königinnen hätten nichts zu melden.«

Es wäre wohl vernünftiger gewesen, Drittenabschlagen oder Blindekuh zu spielen.

Doch obwohl wir uns immer wieder in die Haare gerieten, mochten wir uns sehr.

Jeden Morgen kam Monsieur de Brèves, ein sehr gelehrter Mann, um uns zu unterrichten. Eigentlich nur meine älteren Schwestern Elisabeth und Christine, doch Gaston und ich nahmen auch am Unterricht teil. Entweder war Monsieur de Brèves zu gelehrt, um Verständnis für kleine Kinder aufzubringen, oder Gaston und ich konnten uns nicht lange genug auf eine Sache konzentrieren. Meine Schwester Elisabeth behauptete, verstandesmäßig seien wir wie Schmetterlinge, die hierhin und dorthin flattern und nicht imstande sind, an einer Stelle länger zu verweilen. So könnten wir uns auf nichts lange genug konzentrieren, um es wirklich in uns aufzunehmen. Jedenfalls hatten Gaston und ich für das Lernen nicht viel übrig. Wir saßen da, hörten Monsieur de Breves zu und bemühten uns vergebens, uns den Aufgaben zu stellen. Wir sehnten das Ende des Unterrichts herbei und freuten uns auf die daran anschließende Tanzstunde.

Im Gegensatz zu Monsieur de Brèves war unser Tanzlehrer sehr mit uns zufrieden, insbesondere mit mir. »Ach, Madame Henriette«, rief er aus, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte verzückt zur Decke hoch, »das war wunderschön, wirklich einzigartig. Meine liebe Prinzessin, Ihr werdet bei Hofe alle verzaubern.«

Für mich gab es kaum etwas schöneres als den Tanz – höchstens den Gesang.

Eines Tages saß ich im Unterrichtszimmer und hörte Monsieur de Brèves zu, oder ich bemühte mich zumindest, mir nichts entgehen zu lassen. Dabei ging mir durch den Kopf, was Christine doch für ein schönes Kleid anhatte. Ich nahm mir vor, Madame de Montglat zu fragen, ob ich auch so ein Kleid haben könnte. Plötzlich fiel mir auf, daß Elisabeth unendlich traurig und bekümmert aussah. Sie schien Monsieur de Brèves überhaupt nicht zuzuhören.

Ich weiß noch, daß ich dachte: ›Sie hat ja geweint!‹

Merkwürdig! Elisabeth war sieben Jahre älter als ich. Christine und sie standen sich sehr nahe, obwohl Christine viel jünger war. Elisabeth hatte Gaston und mich immer liebevoll und nachsichtig behandelt. Sie hatte immer den Anschein erweckt, als sei sie haushoch überlegen – beinahe schon erwachsen. Unvorstellbar, daß sie geweint haben sollte. Und doch ließ es sich nicht leugnen. Ihre Augen waren rot. Irgendetwas mußte vorgefallen sein. Aber was?

Monsieur de Brèves trat zu mir und griff nach dem Blatt Papier, auf das ich etwas hätte schreiben sollen. Ich wußte nicht einmal was und machte mir solche Sorgen um Elisabeth, daß ich nicht daran gedacht hatte, von Gaston abzuschreiben. Allerdings wäre auch das riskant gewesen; denn sein Geschreibsel zeugte allenfalls davon, daß er ebenso unwissend war wie ich.

»Ach, Madame la Princesse ...« Monsieur de Brèves schüttelte traurig den Kopf. »Ich fürchte, es wird mir nie gelingen, eine gebildete Frau aus Euch zu machen.«

Ich sah lächelnd zu ihm auf. Seit geraumer Zeit wußte ich, daß es mir bei einer ganzen Reihe von Menschen gelang, mit einem Lächeln Wut oder Enttäuschung wegzuzaubern. Bei meiner Mutter und Madame de Montglat wirkte das leider nicht.

»Nein, Monsieur de Brèves, wohl kaum«, erwiderte ich »aber mein Tanzlehrer sagt, daß ich bei Hofe alle verzaubern werde, wenn ich tanze.«

Er verzog das Gesicht zu einem milden Lächeln und legte mir kurz die Hand auf die Schulter. Das war alles. Kein einziges Wort des Vorwurfs. Was ein Lächeln doch zuwegebrachte! Wenn mir das doch auch bei Madame de Montglat gelänge.

Meine Gedanken wanderten wieder zu Elisabeth zurück. Später traf ich sie dann allein an.

Sie war in den Unterrichtsraum zurückgekehrt, zweifellos in der Hoffnung, dort um diese Zeit niemanden anzutreffen. Elisabeth saß am Fenster, die Hände vors Gesicht geschlagen.

Ich hatte mich nicht getäuscht, sie weinte wirklich.

Voller Mitleid legte ich die Arme um sie und gab ihr einen Kuß.

»Elisabeth, liebe, liebe Schwester, was quält dich denn so?« fragte ich sie. »Erzähl es deiner Henriette.«

Angespanntes Schweigen. Ich begann schon zu befürchten, sie könne mich wütend wegjagen, doch mein gewinnendes Lächeln bewirkte, daß sie mich plötzlich in die Arme riß und an sich drückte.

»Siehst du«, sagte ich. Beruhigend klopfte ich ihr auf den Rücken. Irgendwie erschien es mir grotesk, daß ich als Allerkleinste meine große Schwester trösten sollte.

»Meine liebe Kleine«, murmelte Elisabeth so zärtlich, wie sie noch nie mit mir gesprochen hatte. Zwar war sie nie unfreundlich zu mir gewesen – sie schien mich einfach gar nicht wahrzunehmen. Ich hatte bisher für sie nicht existiert.

»Du bist unglücklich, wie ich sehe. Was ist denn geschehen?«

»Ach, das verstehst du nicht.«

»O doch, ich würde es bestimmt verstehen.«

Elisabeth seufzte abgrundtief. »Ich muß fort von hier, weg von euch allen.«

»Du mußt fort? Aber warum denn? Und wohin?«

»Nach Spanien.«

»Aber was sollst du denn in Spanien?«

»Den Sohn des Königs heiraten.«

»Den spanischen Kronprinzen! Dann bist du ja Königin von Spanien, wenn der König stirbt!«

»Wundert dich das denn?«

»Nein«, gab ich zurück. »Ich weiß ja, daß wir alle gezwungen sind zu heiraten. Ich wundere mich nur darüber, daß dich der Gedanke, eines Tages Königin von Spanien zu werden, nicht erregt.«

»Glaubst du wirklich, daß es sich lohnt, dafür alles aufzugeben?«

»Ich stelle es mir herrlich vor, Königin zu sein.«

»Aber Henriette, und was ist mit meiner Familie? Stell dir einmal vor, du müßtest fort und uns alle zurücklassen ... in ein Land gehen, das dir völlig fremd ist ...«

Ich überlegte. Mich von allen trennen – von Mamie, Gaston, Madame de Montglat, meinen Schwestern, meiner Mutter – und all das für eine Krone?

»Du bist noch zu klein, um das zu begreifen, Henriette«, fuhr meine große Schwester fort. »Eines Tages wirst du es verstehen. Dir blüht ja das gleiche Schicksal.«

»Wann ist es denn soweit?«

»Ach, bei dir zieht sich das noch eine Weile hin. Wie alt bist du jetzt? Sechs Jahre. Ich bin sieben Jahre älter. In sieben Jahren ergeht es dir genauso.«

Noch sieben Jahre! Das lag in so ferner Zukunft, daß ich es mir gar nicht vorstellen konnte. Bis dahin war es ja noch länger, als ich schon auf der Welt war.

»Ludwig muß auch eine Frau nehmen«, erklärte Elisabeth. »Aber er hat Glück, er braucht nicht fort von hier.«

»Ist es denn so schlimm für dich, von hier fortzumüssen?«

»Ja, ich möchte nicht von zu Hause fort. Wer weiß, was mich in der Fremde erwartet? Ich habe Angst, Henriette. Dir wird es nicht so schwerfallen fortzugehen. Du erlebst das ja bei mir schon mit und bald auch bei Christine. Das nimmt der Trennung viel von ihren Schrecken.«

Sie setzte mich wieder ab. Tapfer verkniff sie sich die Tränen.

»Verrate niemanden, daß du mich so angetroffen hast.

Nicht einmal Mamie und Gaston dürfen das erfahren.«

Ich gelobte Stillschweigen.

»Mutter wäre nämlich sonst sehr aufgebracht. Es erfüllt sie mit Stolz, diese Heirat arrangiert zu haben. Es gibt allerdings auch Menschen, die davon nicht begeistert sind.«

»Wer hat etwas dagegen einzuwenden?«

»Die Hugenotten.«

»Die Hugenotten? Ich wüßte nicht, was sie das angeht.«

Da nahm meine Schwester mein Gesicht in beide Hände und gab mir einen Kuß. So eine Zärtlichkeit war mir von ihr nicht oft zuteilgeworden.

»Du bist noch ein kleines Mädchen«, sagte sie. »Du weißt noch nicht, was vorgeht.«

»Was wo vorgeht?«

»Auf der Welt. Außerhalb der Mauern unseres Schlosses. Aber das schadet nichts. Mit der Zeit erfährst du es schon noch.«

Elisabeth stand auf, strich sich das Kleid glatt und wurde wieder zu der großen Schwester, die ich so gut kannte und die dazu neigte, die Kleine herablassend zu behandeln.

»Nun lauf schon, meine Kleine«, verabschiedete sie mich, »und denk nicht mehr an meine Worte.«

Natürlich merkte ich mir alles ganz genau. Oft war ich drauf und dran, mich Mamie oder Gaston anzuvertrauen. Es fiel mir entsetzlich schwer, mich zu bezwingen; denn ich hätte mich in dem herrlichen Gefühl der Überlegenheit gesonnt, weil ich endlich einmal etwas wußte, was selbst ihnen nicht bekannt war. Doch ich hielt mich an mein Versprechen.

Lange brauchte ich das Geheimnis jedoch nicht für mich zu behalten. Ein paar Tage nach dem vertraulichen Gespräch mit Elisabeth erschien Mutter plötzlich im Kinderzimmer. Gaston und ich verneigten uns nach allen Regeln des höfischen Zeremoniells. Als sie uns die Hand hinstreckte, richteten wir uns wieder auf, gingen auf sie zu und stellten uns rechts und links neben sie. Ich konnte nicht anders, als ständig auf ihren Busen zu starren. Der hatte mich schon immer fasziniert. Einen so ungeheuren Busen bekam man nicht oft zu sehen. Madame de Montglat zum Beispiel hatte keinen nennenswerten Busen.

»Liebe Kinder«, sagte Mutter, »ich komme mit einer guten Nachricht zu euch. Euer lieber Bruder, der König, wird nämlich bald heiraten.«

Ich schnappte nach Luft und konnte mich gerade noch bezähmen. Beinahe wäre mir herausgerutscht: »Aber ich dachte, Ihr wolltet Elisabeth verheiraten.«

Unseren Bruder Ludwig bekamen wir kaum noch zu Gesicht. Als König konnte man ihn nicht im allgemeinen Kinderzimmer lassen. Er war jetzt zu Höherem berufen und bekam gesondert Unterricht.

Die Königin fuhr fort: »Seine liebe kleine Frau kommt zu uns und wird eine Weile mit euch zusammenleben ... aber nur, bis sie alt genug ist, um mit ihrem Mann zu leben. Wir reisen nach Bordeaux, um die frischgebackene kleine Königin von Frankreich in Empfang zu nehmen. Ihr Vater vertraut uns seine kleine Tochter an. Euer Bruder nimmt sie zur Frau. Wahrscheinlich trauert der König von Spanien seiner Tochter nach. Damit er sie nicht allzusehr vermißt, geben wir ihm dafür unsere Prinzessin Elisabeth. Sie soll den spanischen Kronprinzen heiraten. Ihr beide wart bei der Zeremonie zugegen, als der Ehevertrag ausgehandelt wurde. Doch daran werdet ihr euch wohl kaum mehr erinnern, weil ihr noch zu klein wart. Das war vor drei Jahren im Palais Royal. Da warst du erst vier, Gaston, und du erst drei, Henriette.«

»Ich kann mich noch gut daran erinnern«, versicherte Gaston. »Ein festliches Bankett fand statt, und es wurde getanzt ...«

»Das weiß ich auch noch«, warf ich ein, obwohl das gar nicht stimmte, aber ich konnte es nicht ertragen, von meinem Bruder übertrumpft zu werden.

»Das freut mich«, sagte Mutter. »Jetzt findet die Hochzeit wirklich statt. Zu diesem Zweck begeben wir uns nach Bordeaux. Euch Kindern wird das auch sehr guttun, deshalb kommt ihr mit.«

Mutter trat einen Schritt zurück, um uns zu betrachten.

Ich sah Gaston an, daß ihn viele Fragen drückten, doch meine Mutter wirkte einschüchternd auf ihn. In ihrer Gegenwart wagte er den Mund nicht aufzumachen.

Die Königin fuhr fort: »Es ist ein freudiger Anlaß. Dadurch kommt ein Bündnis mit Spanien zustande. Die Tochter des spanischen Königs wird Königin von Frankreich und unsere Tochter Königin von Spanien. Das ist doch ein fairer Tausch, findet ihr nicht auch? Spanien wird unser Verbündeter, und meine Tochter Königin von Spanien. Sie macht eine glänzende Partie. Aber was mich ebenso begeistert wie die Krone, ist die beglückende Tatsache, daß Spanien ein katholisches Land ist.«

Ich befürchtete schon, meine Mutter könne sich danach erkundigen, wie es um unsere religiöse Unterweisung stand; denn darauf konnte ich mich ebensowenig konzentrieren wie auf irgendetwas anderes.

Doch zum Glück kam sie nicht darauf zu sprechen. Sie konnte an nichts anderes denken als an die von ihr arrangierten Ehen. Sie war sehr mit sich zufrieden.

»Es gilt noch viele Vorbereitungen zu treffen«, meinte sie. »Ihr müßt von Kopf bis Fuß neu eingekleidet werden.«

Vor Freude klatschte ich in die Hände. Für Kleidung interessierte ich mich sehr. Bei diesen Prunkhochzeiten würde unsere Gewandung prachtvoll sein. Davon war ich überzeugt.

Die Vorbereitungen für diesen so überaus wichtigen Anlaß wollten kein Ende nehmen. Hinterher erfuhr ich, daß das Volk auf der Straße murrte und meiner Mutter gern Widerstand geleistet hätte, doch damals ahnte ich das nicht.

Auf das Maßnehmen folgten zahlreiche Anproben. Gaston kam mir in seinem scharlachroten Wams aus Samt und seinem breitrandigen Biberbarett irgendwie lachhaft vor. Ich selbst kam mir wie eine Hofdame vor in meinen Ärmelpuffern, meinen gerafften, mit Spitze und Bändern geschmückten Roben. Alle bei Hofe kamen zu uns, um uns ihre Bewunderung auszusprechen. Wir waren begeistert von unseren neuen Prachtgewändern. Nur die unvermeidlichen Halskrausen machten uns sehr zu schaffen. »An diese Halskrausen werde ich mich nie gewöhnen«, klagte ich. Gaston litt sogar noch mehr darunter.

Für Elisabeth wurde eine Staatsrobe entworfen und geschneidert, wie ich noch nie eine gesehen hatte. Ich hörte meine Mutter sagen, man müsse die Spanier mit unserem ungleich besseren Geschmack beeindrucken. Die arme Elisabeth! Obwohl sie in einem katholischen Land Königin werden durfte, ließ sie es mit undurchdringlicher, gleichgültiger Miene über sich ergehen, daß ihr die prächtigsten Roben angemessen und auf den Leib geschneidert wurden, ohne daß auch nur eine Spur von Freude in ihr aufkam. Nie werde ich vergessen, wie traurig sie inmitten all dieses Pomps aussah.

Als die Zeit gekommen war, machten wir uns auf den Weg. Unterwegs ritten Gaston und ich manchmal neben unserer Mutter.

Ich belauschte die geflüsterte Unterhaltung von zwei Leuten, wahrscheinlich niederen Bediensteten. »Sie glaubt wohl, diese beiden hübschen Kinder werden dem Volk so gut gefallen, daß es seine Abneigung gegen sie selbst vergißt.«

Es bestand kein Zweifel daran, daß wir den Leuten sehr gefielen. Lächelnd hob ich die Hand, wenn mir zugejubelt wurde – wie man es mich gelehrt hatte.

Das Volk jubelte auch Ludwig zu. Schließlich war er der König. Ich hörte mit an, wie Elisabeth zu Christine sagte, Ludwig sei noch viel zu jung, um irgendetwas zu tun, was den Leuten mißfiel.

»Sie sind nur gegen Mutter und den Maréchal d’Ancre«, meinte Elisabeth.

Ich wollte mehr darüber in Erfahrung bringen. Was hatten die Leute meiner Mutter vorzuwerfen, und wer war der Maréchal d’Ancre, dieser Concino Concini, über den die Leute hinter vorgehaltener Hand munkelten?

Obwohl ich dem Unterricht nichts abgewinnen konnte, wollte ich genauestens Bescheid wissen über alles, was um mich herum vorging. Das Fatale ist nur, daß einen niemand ernst nimmt, wenn man erst sechs Jahre ist. Niemand fand sich dazu bereit, mich über das Geschehen aufzuklären.

Auf dem Weg nach Bordeaux wohnten wir in Schlössern und Palästen, wo wir großartig empfangen und üppig bewirtet wurden. Manchmal durften Gaston und ich tanzen. Es kam auch vor, daß es mir gestattet wurde zu singen. Darauf verstand ich mich. Mein Gesangslehrer behauptete, meine Stimme könne sich mit der einer Nachtigall messen.

Mutter war sehr mit uns zufrieden. Ich fragte mich immer wieder, ob sie uns ganz uneigennützig liebte, wie eine Mutter eben ihre Kinder liebt oder weil sie sich gezwungen sah, den Leuten stolz zu demonstrieren, wie viele Kinder sie dem Volk geschenkt hatte. Vielleicht wollte sie damit bewirken, daß das Volk vergaß, womit sie es ergrimmt und verärgert hatte.

Doch diese Selbsteinkehr war weder Gaston noch mir gegeben. Das kann man von einem Siebenjährigen und einer Sechsjährigen auch nicht verlangen. Wir wollten uns vor allem amüsieren und jede Lustbarkeit genießen.

»Was für ein aufregendes Leben!« äußerte ich mich Gaston gegenüber, und er stimmte mir von ganzem Herzen zu.

Wir erreichten Bordeaux wie geplant.

Bei dem wichtigen Zeremoniell, bei dem die beiden Prinzessinnen übergeben wurden, waren wir nicht zugegen, doch wir tanzten auf dem Fest im Anschluß an die Übergabe. Als wir Bordeaux dann den Rücken kehrten, ließen wir meine Schwester Elisabeth zurück, doch dafür nahmen wir meine neue Schwägerin Anna von Österreich mit, die Gemahlin meines Bruders Ludwig und neue Königin von Frankreich.

Unsere Rückkehr nach Paris wurde zu einem erregenden Schauspiel. Wir mußten Anna von Österreich und ihrem Hofstaat beweisen, daß Frankreich sehr viel mehr Kultur besaß als Spanien.

Bei unserem Einzug in die Stadt säumten unzählige Menschen die Straßen und engen Gäßchen. Alle wollten in dem Gedränge einen Blick auf die frischgebackene Königin erhaschen. Niemand liebt festliche Aufzüge und Prachtentfaltung so wie die Pariser. Anna schien ihnen zu gefallen. An Ludwigs Seite ritt sie an der Spitze der Kavalkade durch Paris. Anna war ein hochgewachsenes Mädchen mit einer tadellosen Figur und auffallend hellem Haar. Außerdem war sie blutjung, genau wie Ludwig. Sie hatte wunderschöne Hände, die sie zur Geltung brachte, wann immer sich das machen ließ, und sie wirkte ausgesprochen selbstsicher. Ich war davon überzeugt, daß wir gut miteinander auskommen würden; denn ich hatte schon erkannt, daß sie dem Lernen nichts abgewinnen konnte, aber ebenso gern sang und tanzte wie ich selbst.

Wir kamen an dem neuen Palast an der Place Royale vorbei und ließen die Place Dauphine hinter uns, die mein Vater hatte anlegen lassen. Ich ließ Anna nicht aus den Augen, um zu sehen, ob sie von unserer prachtvollen Stadt auch hinreichend beeindruckt war. Mein Vater hatte Paris herrlich ausbauen lassen und damit verschönert.