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"Die Geschichte der Philosophie für Dummies" erklärt anschaulich und humorvoll, was kluge Männer wie Platon, Kant oder Heidegger, aber auch viele weniger bekannte Philosophen erdacht haben. Das Buch geht chronologisch vor und stellt dabei philosophische Theorien der einzelnen Epochen vor. Es bietet Ihnen einen wunderbaren Überblick über die Geschichte der Philosophie von den Anfängen bis zur Gegenwart und zugleich einen dicken Schmöker zum Blättern und Lesen, denn die Philosophie ist voller spannender Geschichten.
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Seitenzahl: 1016
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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Sonderausgabe 2016
© 2016 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
Original French language edition La Philosophie pour les nuls © 2006 by Éditions First, un département d’Édi8, Paris.
All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc. This EBook published under license with the original publisher John Wiley and Sons, Inc.
Copyright der französischsprachigen Originalausgabe La Philosophie pour les nuls © 2006 by Éditions Firstun département d’Édi8, Paris. Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.
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Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: © iStock.com/Anastasios71
Korrektur: Harriet Gehring, Köln
Satz: inmedialo Digital- und Printmedien UG, Plankstadt
Print ISBN: 978-3-527-71230-4ePub ISBN: 978-3-527-80359-0mobi ISBN: 978-3-527-80358-3
Über den Autor
Christian Godin lehrt an der Universität Clermont-Ferrand Philosophie. Er ist Autor zahlreicher Bücher. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen: La Totalité (7 Bände, erschienen zwischen 1997 und 2003), Au bazar du vivant (in Zusammenarbeit mit Jacques Testart, erschienen 2001), das Dictionnaire de philosophie (2004) und Le Nouveau Cours de philosophie (2004).
Widmung
Da ich Widmungen im Allgemeinen für künstlich und überflüssig halte, habe ich mich mit dieser Gattung noch nie anfreunden können. Dieses Mal mache ich jedoch eine Ausnahme.
So widme ich dieses Werk meiner geliebten Schwester Marie-Christine, die im vergangenen Jahr unbegreiflicherweise an Krebs gestorben ist. Sie, die an kritischem und heiterem Denken großen Gefallen fand, hätte auf dieses Werk ihren wohlwollenden Blick geworfen, der mir nun fehlt.
Danksagungen
An dieser Stelle möchte ich Benjamin Arranger von den Éditions générales First Dank sagen, der mich davon überzeugen konnte, dieses Buchprojekt zu einem guten Ende zu bringen. Mit seiner unaufdringlichen Beharrlichkeit half er mir, die Schranken, die ich mir selbst errichtet hatte, eine nach der anderen, umzustürzen.
Mein Dank gilt auch einem langjährigen Freund, der mich als Ersatzautor vorgeschlagen hat, nachdem er selbst das Angebot, die »Große Geschichte der Philosophie für Dummies« zu schreiben, abgelehnt hatte.
Dank sagen möchte ich auch allen bekannten und unbekannten, momentanen, früheren und zukünftigen »Dummies«, denn schließlich habe ich an Sie alle gedacht, als ich diese Geschichte der Philosophie verfasste – ein Abenteuer, in das ich mich ohne Sie niemals gestürzt hätte.
Schließlich sei allen gestrengen Zensoren der Philosophie – den wahren Ayatollahs des Denkens – gedankt: die Vorstellung, sie in Rage zu bringen, hat in mir ein köstliches Wohlbehagen ausgelöst.
Inhaltsverzeichnis
Über den Autor
Widmung
Danksagungen
Einleitung
Über dieses Buch
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Teil I: Die Antike (6. Jahrhundert v. Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.)
Teil II: Das Mittelalter (5. bis 15. Jahrhundert) und die Renaissance (15. bis 16. Jahrhundert)
Teil III: Das klassische Zeitalter (17. bis 18. Jahrhundert)
Teil IV: Die moderne Philosophie (19. Jahrhundert)
Teil V: Die zeitgenössische Philosophie (20. bis 21. Jahrhundert)
Teil VI: Der Top-Ten-Teil
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I Die Antike: (6. Jahrhundert v. Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.)
1 Die Anfänge der Philosophie
Strenger Lehrer und allzu gutmütiger Lehrer
Wer hat »Recht«?
Kopf und Beine
Handarbeit setzt die Gedanken frei
Die Philosophie als Tochter des Staunens
Das Bewusstsein des Todes
Das Reich der Träume
Die Magie der Kunst
Eine sehr lange Geschichte
2 Die Geburt der griechischen Philosophie: die Vorsokratiker
Eine recht schöne Morgenröte
Wozu braucht man philosophisches Denken?
Die Schrift
Die Arbeitsteilung
Die Originalität und die Vielfalt der Philosophie
Die Männer der Kunst
Wer sind die Vorsokratiker?
Universal gebildete Männer
Dichter
Aufgeklärte Geister? Erleuchtete Geister? Oder entfachte Geister?
Thales, der Mann der Lehrsätze
Der erste bekannte Philosoph
Die Macht der Gedanken
Keine Aufmerksamkeit ohne Zerstreuung!
Die erste bekannte Spekulation
Die Kraft des Denkens
Pythagoras, der Mathematiker mit dem goldenen Schenkel
Die Erfindung des Wortes »Philosophie«
Zahlen regieren die Welt
Die Grenzen der Vernunft der Zahlen
Die Harmonie des Ganzen
Die im Takt schwingende Welt
Die Einheit der lebendigen Welt
Heraklit, der Philosoph mit der laufenden Nase
Das universelle Werden
Das Spiel der Gegensätze
Parmenides und die Wahrheit im schönen Runden
Das Sein ist, das Nicht-Sein ist nicht
Das Sein ist rund und der Denker betrunken
Zenon von Elea und das Paradox ohne Komplex
Achilles und die Schildkröte: Überholen unmöglich
Der Pfeil, der sich nie bewegt
Muss man die Paradoxa Zenons ernst nehmen?
Xenophanes von Kolophon und die Götter, die nicht muhen
Empedokles, der Erfinder der vier Elemente
Eine Lehre, die 2000 Jahre überdauerte
Freundschaft und Hass als kosmische Kräfte
Die geistigen Erben von Freundschaft und Hass
Anaxagoras und das heimliche Schwarz des Schnees
Demokrit und die Fröhlichkeit der Atome
Endlich mal ein Spaßvogel als Philosoph!
Der Jubel des Allwissenden
Die Atome mit der Leere drum herum
Die Erfindung des Mikrokosmos
Die Sophisten sind besser als ihr Ruf
Platons Kunstgriff gegen die Sophisten
Platons Vorurteile
Die rehabilitierten Sophisten
Protagoras, bei dem der Mensch das Maß aller Dinge ist
Der Mythos des Prometheus
Gorgias, das nächste Schreckgespenst
Hippias, das Allround-Talent
3 Sokrates: Das Modell wird zum Vorbild
Der Vater der Philosophie
Die sokratische Ironie
Die sokratischen Paradoxa
Der Philosoph und die Essenz der Dinge
Niemand ist freiwillig böse
Die Einheit der Werte
Ist Sokrates so vernünftig, wie man sagt?
Der Prozess des Sokrates
Der Dämon des Sokrates
Der Tod des Sokrates
4 Platon, der Mann der sanften Worte
Kunst und Ideen im Galopp
Der am wenigsten greifbare Philosoph
Platons Esoterik
Ein verhinderter Schriftsteller
Ein verhinderter Politiker
Rückkehr zur Totalität: Ein guter Schüler ist stets ein Verräter
Die Entdeckungen Platons
Das Höhlengleichnis
Man schläft nur in einem von drei Betten
Der Mythos von Gyges
Die ideale Regierung
Das Wahre, das Wirkliche, das Gute
Das Wirkliche ist das Wahre, das Wahre ist das Wirkliche
Eine junge, nackte Frau: ein verführerisches Bild der Wahrheit
Das Gute ist die Sonne, der man nicht entkommt
Das Erbe Platons
Der Platonismus ist realistisch!
Philosophieren heißt, sterben lernen
Ein Gastmahl für die Liebe
Frei zu sein bedeutet, das zu tun, was uns nicht gefällt
Der Erfinder des Kommunismus
Philosophenkönig oder königlicher Teppichknüpfer?
»Nur ein Geometer hat Zutritt«
Platon, der Vatermörder!
Eins, zwei, eins, zwei: der Marsch der Metaphysik
5 Aristoteles, der beste Feind seines Lehrers
Das erste Gymnasium
Ein guter Schüler verrät stets seinen Lehrer (Teil 2)
Ein enzyklopädischer Geist
Der erste Philosoph ohne Mythos
Die Meinungen der anderen tolerieren
Die Rehabilitierung der Sophisten
Das Sein ist vielfältig
Die Wissenschaft ist vielfältig
Ein Denken, das unterscheidet
Die Kategorien: Das Denken kommt nicht darum herum
Wo man erfährt, dass Sokrates gut und schön gestorben ist
Nicht die Form, sondern die Formen
Der erste Theoretiker der Abstraktion
Das Wichtigste ist der Zweck!
Und wo bleibt Gott?
Die beiden Welten
Eine vollkommene Welt
Die Metaphysik
Die drei Seelen
Nur die eine Hand bewegt sich
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile
Die Lehre von den vier Ursachen
Moral und Politik: der gesunde Mittelweg
Wir wollen Glück und nichts weiter!
Eine Moral des gesunden Mittelweges
Selbst Räuber haben einen Sinn für Gerechtigkeit
Vielfalt und Widersprüchlichkeit der Tugenden
Moral und Politik der Freundschaft
Gemäßigtes politisches Denken: Aristoteles wählt die Mitte
Weder Gott noch Tier: das von Natur aus soziale Verhalten des Menschen
Eine unerschütterliche Bindung an die Polis
Die Rechtfertigung der Sklaverei: Aristoteles ist politisch nicht korrekt
Ein bedeutsames Erbe
Der allererste Theoretiker des Geldes
Nachahmung ist gut und kann schön sein
Der Schrecken und das Mitleid
Die drei Einheiten
Die außergewöhnliche Nachwelt des Aristoteles
6 Bedeutende philosophische Strömungen während der hellenistischen Epoche
Die Megariker: Streithähne zwar, doch gute Fragesteller
Die megarischen Sophismen
Ein Lügner kann nicht lügen
Der Ernst des Spiels
Die Kyrenaiker: sich lieber arrangieren als sein Leben zu verlieren
Die Kyniker: ein Hundeleben
Es gibt Kynismus und Zynismus
Der Philosoph in der Tonne
Ein freier Denker, der sagt, was er denkt
Die Eitelkeit der Philosophen
Die Natur, nichts als die Natur!
Der Skeptizismus: Alles ist relativ
Gleichgültigkeit und die Zurückhaltung des Urteils
Kleine Argumentationshilfe für den Skeptiker
Antworten auf den Skeptizismus
Der Epikureismus: Pflücke den Tag
Sind die Epikureer Schweine?
Ein für alle offener Garten
Die Atomlehre
Die Stofflichkeit der Seele, der Götter, des Universums und der Empfindungen
Eine Moral des Glücks
Es gibt einmal diese und einmal jene Vergnügen
Die Macht des Denkens
Weise, aber dafür einsam?
Die Stoa: der Ordnung der Dinge folgen
Die ganze Philosophie in einem Ei
Die Logik der Stoa
Das Universum ist ein großes Tier, aber keine Bestie
Das Ende der Welten: das ewige Rad der Zeit
Schicksal und Vorsehung
Zwischen Vernunft und Vernunft
Was in unserer Gewalt steht und was nicht
Typologie der Handlungen
Der Weg ist das Ziel
Der Lobgesang auf die Apathie
Die Beherrschung des Todes
Der Weltbürger findet eine Stadt nach seinem Geschmack
7 Das Ende der Antike und der Beginn des Mittelalters
Die christliche Revolution
Das Unendliche wird vollkommen: Der griechische Geist ist überwunden!
Das Wort als Kraft des Geistes
Der bezwungene Tod
Die Ewigkeit jenseits aller Zeiten
Zum ersten Mal taucht die Liebe auf
Die Moral ersetzt die Ethik
Die Grenzen der Vernunft
Der christliche Pessimismus
Gott und der Kaiser: verschiedene Kragenweiten
Der große Pan ist tot
Die ersten christlichen Salven
Die Apologeten und die Kirchenväter
Das rasche Wachstum der Sekten
Die Zeit der Häresien
Verrückte Gottes: die Gnostiker
Die ekelhafte Welt
Der Manichäismus: der Kampf zwischen Gut und Böse
Das letzte heidnische Zucken: Plotin und der Neuplatonismus
Über allem: das Eine!
Emanation, nicht Kreation!
Es wird noch komplizierter
Von dem Einen zum Anderen: hin und zurück
Ein Schuss Mystik: der Baum des Porphyrios
Der heilige Augustinus, der Erfinder des Ich
Die Bedeutung der Sünde
Die ungehorsame Seele
Die Macht des Neides
Die Trinität in uns
Die beiden Staaten
Teil II Das Mittelalter (5. bis 15. Jahrhundert) und die Renaissance (15. bis 16. Jahrhundert)
8 Zur größten Ehre des christlichen Gottes
Eine neue Welt: der christliche Universalismus
Glaube und Wissen
Soll ein guter Christ alle Bücher lesen?
Die Sünde der Erkenntnis
Die Enzyklopädie des Mittelalters: die freien Künste
Verstehen, um zu glauben, oder glauben, um zu verstehen?
Kann es zwei Wahrheiten geben?
Gott denken: eine philosophische Herausforderung
Kann man von Gott überhaupt in menschlichen Begriffen sprechen?
Die rehabilitierte Materie
Boethius, der Erfinder der Person
Johannes Scotus Eriugena: die Einteilung der Natur
Wer ist Gott?
Ist Gott nicht unendlich faul?
Sind die Ideen ewig oder erschaffen?
Einzig Gott ist unendlich
Das Dilemma von der göttlichen Allmächtigkeit
Selbst Gott muss nicht das Unmögliche tun
Ist Gott verantwortlich für das Böse?
Das Dilemma der göttlichen Allgegenwart
Große Geister im Dienste Gottes
Der heilige Anselm beweist die Existenz Gottes!
Der tragische Herold Abaelard
Der Universalienstreit
Die Scholastiker und ihre Kathedralen der Wörter
Thomas von Aquin, der Doktor Angelicus
Die sieben Todsünden
Roger Bacon, der bewundernswerte Doktor
Duns Scotus, der scharfsinnige Doktor
Wilhelm von Ockham
Philosophen, die sich nach dem Absoluten verzehrten
9 Die Philosophie der beiden anderen monotheistischen Religionen
Richtung Mekka
Ein neuer Universalismus?
Seine Stimme dem Schah geben
Gut, wir reden von der Gemeinschaft, doch von welcher?
Das Siegel der Prophetie
Kann man griechisch denken, wenn man arabisch schreibt?
Glauben und Denken
Die Wahrheit treibt ein doppeltes Spiel
Die Bedeutungsschichten
Welche Freiheit hat man noch angesichts des Schicksals?
Freie Denker im Islam!
Ein Ideal des universalen Wissens
Universalgenies
Eine Sekte, die nicht fanatisch ist: die Brüder der Reinheit
Avicenna, ein kolossaler Geist
Averroes, der zweite Gigant der muslimischen Philosophie
»Ich bin Allah«
Ibn Khaldoun, der letzte Funke
Rückkehr nach Jerusalem
Denken, um zu überleben
Der Talmud: Die Bibel hat auf alles eine Antwort
In alle Richtungen denken
Eine Formel für die späteren Jahrhunderte
Moses Maimonides, der jüdische Averroes
Die Kabbala oder die Kunst, die Probleme in Mysterien zu verwandeln
Die Zahlenmagie
Ein spekulativer Beckenschlag: der Zimzum
Das Verschwinden der Bedeutung
10 Die Renaissance kämpft an zwei Fronten
Von der geschlossenen Welt zur ganzen Erde und zum unendlichen Universum
Nikolaus von Kues: ein neuartiges Denken der Unendlichkeit
Einfalten und Ausfalten!
Die Gegensätze begegnen sich: welch Zu(sammen)fall!
Pico della Mirandola: ein Brunnen mirakulöser Wissenschaft
Was ist Humanismus?
Der Mensch an der Stelle Gottes
Die humanistische Kultur
Universalgenies
Freunde der Welt
Francisco de Vitoria, der Erfinder des Völkerrechts
Machiavelli: Der Zweck rechtfertigt die Mittel
Die schwarze Legende vom florentinischen Denker
Das Spiel des Schicksals und der Tugend
Thomas Morus, der Erfinder der Utopie
Jean Bodin: Republik und Souveränität
La Boëtie: Der Gehorsam bildet die Macht!
Von der protestantischen Revolution zum Geist des Kapitalismus
Montaigne: Was weiß ich und wer bin ich?
Auf der Seite der Träumer
Giordano Bruno: entzündet vom Feuer des Unendlichen
Teil III Das klassische Zeitalter (17. bis 18. Jahrhundert)
11 Die Morgenröte der Moderne: Bacon, Hobbes, Descartes
Francis Bacon: Die Physik wird experimentell sein
Man beherrscht die Natur nur, wenn man ihr gehorcht
Die Einteilung der Wissenschaften
Die Jagd nach den Idolen und den Fakten
Eine andere Logik
Thomas Hobbes: Die politische Wissenschaft wird eine mechanische sein
Die schwarze Legende von Hobbes
Nicht die Wörter mit den Dingen verwechseln
Mechanistisches und artifizialistisches Denken
»Leviathan«
Rechtfertigt die politische Theorie von Hobbes den Despotismus?
Absolutismus ist kein Totalitarismus
Religion und Politik: ein erster Anflug von Laizität
René Descartes, der französische Reiter mit dem schnellen Ritt
Die kartesische Vernunft
Das Tor, das dem Traum weit offen steht
Eine Philosophie der Gewissheit
Die Einheit der Erkenntnis
Die Methode gegen die Enzyklopädie: eine fatale Erkältung
Der »Discours de la méthode« (»Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs«)
Die metaphysischen Meditationen
Der kartesische Mechanismus
Gott ist immer an Ort und Stelle
Die Welt ist eine Fabel
Der seltsame Dialog zwischen Körper und Seele
Weshalb lässt man sich von körperlichen Makeln verführen?
Eine Moral der Großzügigkeit
12 Die unendliche Vernunft: Spinoza oder Leibniz
Spinoza, der Komet am Ideenhimmel
Die schwarze Legende um Spinoza
Die Realität ist vollkommen!
Die Ewigkeit im Hier und Jetzt!
Gott oder Natur (Sie haben die Wahl!)
Jede Bestimmung ist eine Negation
Und wo bleibt der Mensch bei all dem?
Die drei Erkenntnisgattungen
Die Vernunft gegen die Vernunftwesen
Die Seele und der Körper aus der Konserve
Potenz gleich Freude gleich Freiheit
Der Denker der Demokratie
Spinoza als Vorläufer der Laizität
Leibniz, die Sonne aller Welten
Ein eklektischer Philosoph
Eine Philosophie der Integration
Das Labyrinth, der Ozean und das Spiel der Spiegel
Keine Sprünge
Ein Denken der Verknüpfung
Ähnlich ist nicht gleichbedeutend mit identisch
Ganz viele verschiedene Substanzen
Ein Zentrum der Kräfte und der Wahrnehmungen
Die universelle Harmonie
Die Symphonie der Seele und des Körpers
Wahrheit der Vernunft, tatsächliche Wahrheit
Die beste der möglichen Welten
Die Theodizee: Gott ist weder verantwortlich noch schuldig
Der leibnizsche Ökumenismus
13 Gott leistet Widerstand
Die Reaktion der Platoniker von Cambridge
Die Ideen kommen von woanders
Die Natur ist eine Künstlerin
Malebranche: Wer Gott nicht gesehen hat, hat nichts gesehen
Der Anlass ist für vieles zuständig
Jedem Menschen ist es gegeben, in Gott zu sehen!
Die Einwickelung der Keime
Pascal und die ewige Stille der unendlichen Weiten
Das erschreckende Genie
Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen
Die drei Ordnungen
Geist der Geometrie, Geist des Feinsinns
Die beiden Unendlichkeiten und der Mensch in der Mitte
Der Jansenistenstreit
Eitelkeit der Eitelkeiten
14 Der Empirismus: die Rückkehr zur gemeinsamen Realität
Was ist der Empirismus?
Der Empirismus geht analytisch vor
Der Empirismus ist nominalistisch
Der Empirismus ist subjektivistisch
Der Empirismus ist relativistisch
Der Empirismus ist emotivistisch
Locke, der Feind der angeborenen Ideen und der Vater des politischen Liberalismus
Am Anfang war die Erfahrung
Molyneux’ Problem: Ein Blinder wird sehend
Erworben versus angeboren
Die beiden Arten der Ideen
Endlich taucht das Kind auf der Bildoberfläche auf!
Eine Philosophie der Toleranz
Die Rechtfertigung des Privateigentums
Eine individualistische Philosophie
Die drei Gewalten
Berkeley, der kühne Bischof
Sein bedeutet, wahrgenommen zu werden
Die Rebellion des gesunden Menschenverstandes
Teerwasser als Allheilmittel
Hume, der Kant lange Zeit um seinen Schlaf brachte
Die psychischen Atome
Großzügigkeit des Subjekts
Die Assoziation der Ideen
Weshalb schenkt man der Kausalität eine so große Aufmerksamkeit?
Und wenn die Sonne morgen nicht mehr aufginge?
Die Rehabilitierung des Glaubens
Ist die Welt wichtiger als mein Finger?
Ein zwiespältiger Skeptizismus
15 Die Philosophie der Aufklärung: Erleuchtung, Illuminismus oder Blendung?
Was heißt Aufklärung?
Das Jahrhundert der Natur
Die Illusion des weißen Mannes
Welche Funktion hatte diese Vorstellung von der Natur?
Die Geburt der Ästhetik
Die Geburt der Geschichtsphilosophie
Vico gegen Descartes
Eine erweiterte Vorstellung vom Denken
Die drei Zeitalter Vicos
Die Geburt des enzyklopädischen Geistes
Das enzyklopädische Ideal als Gegenentwurf zum System
Der Triumph der Fortschrittsidee
Ein neues Gesetzesdenken
Montesquieu: ein Mann des Gesetzes, dem es nicht an Geist mangelt
Beccaria oder die Intelligenz der Gesetze
Ein neues Gesellschaftsdenken
Die privaten Laster als Quelle des Gemeinwohls
Die unsichtbare Hand: die Vorsorge des Marktes
Die Ordnung der Welt ändern
Woher kommt die Idee der Menschenrechte?
Die revolutionäre Radikalität
Was haben Sie zu deklarieren? Meine Freiheit!
Ein neuer Materialismus
La Mettrie, der Philosoph der Maschine Mensch
Helvetius: Moral als Physik
D’Holbach: ein recht kantiger Baron
Das Streben nach der natürlichen Religion
Deismus und Theismus
Die Geburt einer Tugend: die Toleranz
Die lebendige Kraft der Unvernunft
Man muss wählen: entweder Eingeweihter oder Bürger!
Rousseau oder die Kunst, seine Träumereien in Projekte zu verwandeln
Darstellung als Entstellung
Natur und Gesellschaft
Rousseau war nicht für eine Rückkehr in die Wälder!
Der Gesellschaftsvertrag: Alle Menschen müssen sich in ihm wiederfinden
Wenn der Ursprung der Schlüssel zu allem ist: Wie finden wir ihn?
16 Kant, der Philosoph der Begrenzung und des Universalen
Die Grundlagen
Was ist der Kritizismus?
Was Kant vor seiner Geburt dachte
Das kritische Programm: auf drei Fragen antworten
Die kopernikanische Revolution
Eine Theorie der Erkenntnis
Die Erkenntnis muss stichhaltig und fruchtbar zugleich sein
Universal und notwendig
»Kritik der reinen Vernunft«
Was ist denn nun das Transzendentale?
Die Unklugheit der Klugheit
Ganz schön viel Erfahrung
Phänomen und Ding an sich
Die geglückte Vermählung des Rahmens a priori mit empirischen Inhalten
Die Wahrheit ist keine Sache, sondern eine Eigenschaft
Die Tafel der Kategorien und die Tafel der Urteile
Die Vernunft setzt sich darüber hinweg
Die drei Illusionen der Metaphysik
Wir werden nie die ganze Welt kennen
Gott lässt sich nicht beweisen
Eine Morallehre
Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft
Die praktische Anwendung der Noumena
Die Freiheit des aktiven Subjekts
Der gute Wille ist besser als man denkt
Die Notwendigkeit des Gesetzes
Der kategorische Imperativ
Zuerst kommt die Pflicht, das Glück kommt später!
Ist das Moralgesetz stärker als die Furcht vor dem Tod?
So saubere Hände, dass er schließlich gar keine Hände mehr hat
Kann sich ein Nationalsozialist ernsthaft auf Kant berufen?
Achtung und Würde
Die Grenzen eines Genies
Eine Lehre der Urteilskraft
Bestimmende Urteilskraft und reflektierende Urteilskraft
Das ästhetische Urteil
Die vier Definitionen des Schönen
Aus Liebe zur Kunst: Hören Sie auf, an etwas anderes zu denken!
Das Erhabene: jenseits des Schönen
Das Genie: die erbauliche Geschichte eines kleines römischen Gottes
Die Zweckmäßigkeit in der Natur
Die ungesellige Geselligkeit
Eine idealistische, aber nicht utopische Geschichtsphilosophie
17 Die romantische Generation oder das Absolute in greifbarer Nähe des Geistes
Gegen Kant sind doch alle!
Anti-Kant
Die Revanche des Gefühls
Die Liebe, nichts als die Liebe!
Mit einer Spur Witz!
Die Rückkehr der Schlange: ein und alles
Das, was Kant zerstörte, wieder neu schaffen und die Natur wiederfinden!
Das Maß der Natur
Der Organismus der Natur
Die Metamorphose: Alles ist Raupe, und alles ist Schmetterling
Die Vergeistigung der Materie
Der totale Mensch als Maßstab der Natur
Der Traum von der menschlichen Gemeinschaft
Die Kunst als Religion
Fichte klebt die Stücke der Vase wieder zusammen, die Kant zerbrochen hat
Die Wiederherstellung des absoluten Wissens
Im Anfang war die Tat
Keine Existenz außerhalb des Staates!
Fichte in den Klauen der Nazis
Schelling: In der Nacht sind alle Katzen grau
Polarität und Kompensation
Kann man als Philosoph an Gespenster glauben?
Die Kunst und die Religion
Die Philosophie ist wie das Meer, sie beginnt immer wieder von vorne
Teil IV Die moderne Philosophie (19. Jahrhundert)
18 Hegel: die Totalität als System
Der Kaiser der modernen Philosophie
Ein Kreis der Kreise
Die Vernunft siegt über den Verstand
Landkarte des hegelianischen Systems
Die Geduld des Negativen
Die Beispiele vom Keim und von der Eichel
Der Tod Gottes, ein weiteres dialektisches Beispiel
Es kommt noch besser: Das Sein ist identisch mit dem Nichts
Die Wahrheit gehört in das Schubfach »Irrtum«
Das An-sich-Sein, das Anders-Sein und das An-und-für-sich-Sein
Das Konkrete wird abstrakt und das Abstrakte konkret!
War Hegel ein Romantiker?
Nicht die Natur, sondern die Kultur
Nun endlich: das Absolute
Die Odyssee des Bewusstseins, Sirenen und Zyklopen inbegriffen
»Die Phänomenologie des Geistes«
Das unglückliche Bewusstsein
Die schöne Seele
Die Dialektik von Herr und Knecht
Die Vernunft ist ein Maulwurf
Was vernünftig ist, ist wirklich, und was wirklich ist, ist vernünftig
Die List der Vernunft
Kunst und Geschichte
Die Kunst oder der absolute Geist: zum Greifen nah
Der Tod der Kunst
Die vier Momente der Weltgeschichte
Das Ende der Geschichte
Ist Hegel totalitär?
19 Auguste Comte: von der strengen Wissenschaft zur religiösen Schwärmerei
Der Erfinder des Positivismus
Der Ursprung des Positivismus
Kein Warum mehr! Nur noch das Wie!
Die Klassifikationen des Positivismus
Das Drei-Stadien-Gesetz
Die drei Stadien der Religion
Die Ordnung der Wissenschaften
Wie soll man von der Wissenschaft Gebrauch machen?
Gegen Reduzierung und Vermischung
Die Wissenschaft von der Gesellschaft
Wissenschaft erlaubt Vorhersage, Vorhersage erlaubt Handeln
Außerhalb dieser Zone gilt der Fahrschein nicht mehr
Rettende Ufer und letzte Verirrungen
Ordnung und Fortschritt
Die Religion der Humanität
Eine Religion der Auserwählten
Das weitere Schicksal des Positivismus
20 Kierkegaard, der Lehrmeister der Existentialisten
Das Subjektive als Gegenposition zu Hegel
Philosophische Brosamen statt eines ganzen Brotes
Die Wahl des kleinen Teils gegenüber dem großen Ganzen
Der pathetische Kierkegaard
In dieser Welt nicht zu Haus
Ein Gesicht mit Masken oder mehrere Gesichter?
Das Pathos der Existenz
Das verratene Christentum
Die drei Stadien der Existenzmöglichkeiten
Das ästhetische Stadium
Der tiefere Sinn der Ironie
Das ethische Stadium
Der tiefere Sinn des Humors
Das religiöse Stadium
21 Marx, ein kapitales Kapitel
Zur Realität zurückfinden
Ein Philosoph unter vielen
Der Idealismus, das ist der Feind!
Die schönen Träume aus der Dunkelkammer der Ideologie
Das Opium des Volkes
Ein sozialer Materialismus
Gesellschaftliche Verhältnisse und Materialismus
Materialismus ja, aber bitte dialektisch!
Die Geburt des Kapitalismus war keine Kleinigkeit
Das Wesen des Kapitalismus und seine Bedeutungen
Der erste Philosoph der Globalisierung
Gründungsideen
Ein Philosoph der Freiheit
Der totale Mensch: Nichts ist ihm zu groß
Der Klassenkampf
Der proletarische Internationalismus gegen den bürgerlichen Universalismus
Was ist der Kommunismus?
Marx und seine Nachwelt
Von Marx zum Marxismus
Ist Marx verantwortlich für den Gulag?
Wir sind nicht verantwortlich für die Dummköpfe, die uns bewundern
22 Schopenhauer: Die Wirklichkeit ist immer schlimmer, als man denkt
Ein radikaler Pessimismus
Ein Meister des Absurden
»Die Welt als Wille und Vorstellung«
Die schlechteste aller möglichen Welten
Ein schwaches moralisches und ästhetisches Heil
Die Stimme Indiens
Ich und der andere: weder zu nah noch zu entfernt
Der Balsam der Kunst
Das Schicksal Schopenhauers
23 Nietzsche, unser erster Zeitgenosse
Also sprach Nietzsche
Riesenschnurrbärte und kleine Ohren
Warum Aphorismen?
Apollon und Dionysos, gegensätzliche Brüder der Kunst
Die Zerstörung der Tempel der Kultur
Gott ist tot
Atheismus ist nicht unbedingt ein gutes Zeichen
Die Diagnostik und Prognostik des Nihilismus
Wie hätten Sie’s denn gern?
Der Wille zur Macht ist überall
Der Wille zur Macht ist keine Armee in Bewegung
Die beiden Willen zur Macht
Der Übermensch ist kein Supermann
Die ewige Wiederkehr ist nicht das Perpetuum mobile
»Zur Genealogie der Moral«
War Nietzsche ein Nazi?
Teil V Die zeitgenössische Philosophie (20. bis 21. Jahrhundert)
24 Die Abenteuer der Wahrheit
Der Zweifel am Absolutheitsanspruch der Wahrheit
Die Schwierigkeiten mit der klassischen Wahrheitsdefinition
Eine typisch amerikanische Philosophie: der Pragmatismus
Die Krise der Grundlagen
Die Mathematiker zanken wie die Kesselflicker
Gödel enttäuscht Hilbert
Zweites Erdbeben: die Quantenrevolution
Die Restauratoren retten das Inventar
Karl Popper: eine mittelmäßige Erkenntnistheorie
Thomas Kuhns Paradigmentheorie
Die Seite der Zerstörer
Ein dadaistischer Erkenntnistheoretiker: Paul Feyerabend
Michel Foucault: Die Wahrheit ist eine Wirkung der Macht
Die Hermeneutik: vom Genuss der Wahrheit zum Vergnügen am Sinn
Jacques Derrida, der erbauliche Dekonstruktivist
25 Die Entdeckung des Unbewussten
Die Entdeckungen Freuds
Die drei narzisstischen Wunden, die einen Menschen verletzen können
Neurose und Psychose
Von der Hypnose zur Methode der freien Assoziation
Das Rätsel der Hysterie
Das Unbewusste, die andere innere Welt
Der Selbstzweifel, der durch den Traum übertragen wird
Ich bin zwei
Das Unbewusste hat seine Gründe, die die Vernunft nicht kennt
Die zentrale Funktion des Ödipuskomplexes
Die Manifestationen des Unbewussten
Der Traum: der Königsweg, um zum Unbewussten vorzudringen
Die Sprache der Symptome
Die Fehlleistungen sind nur für das Bewusstsein verfehlte Handlungen
Die Witze
Die zweite Topik: die Triade des Ich, des Es und des Über-Ich
Woraus setzt sich das Unbewusste zusammen?
Ein Blick auf Freud und die Psychoanalyse
War Freud besessen?
Der Ausbau der Psychoanalyse: Freuds Nachfolger
Das Unbewusste ist wie eine Sprache strukturiert
Sein und denken
Ein radikaler Kritiker der Psychoanalyse: Gilles Deleuze
26 Bewusstsein, Sein, Existenz
Bergson, der Philosoph der schöpferischen Dauer
Ein Vorläufer: Maine de Biran
Die Wissenschaft zieht eine Show ab und drängt sie uns auf!
Die Dauer widersetzt sich der Zeit wie die Intuition der Intelligenz
Die Dauer ist schöpferisch
Die Phänomenologie: die Rückkehr zu den Dingen selbst
Was ist Phänomenologie?
Jedes Bewusstsein ist Bewusstsein von etwas!
Die Erde bewegt sich nicht!
Eine besonders kreative Schule des Denkens
Merleau-Ponty, der Philosoph des Fleisches der Dinge
Paul Ricœur und das gut informierte Bewusstsein
Levinas: von der Phänomenologie zur Ethik
Heidegger: zunächst das Sein und dann nichts anderes
Die Dichtung wird gegen die Wissenschaft ausgespielt
Das Bewusstsein verschwindet, das Dasein erscheint
Ein Beispiel für ein Existential: die Sorge
Die Technik führt zum Triumph der Metaphysik!
Ist die Philosophie Heideggers nationalsozialistisch?
Sartre: ein engagiertes Bewusstsein
Die Angst: die Bewährungsprobe der Freiheit, der Beweis der Freiheit
Das Bewusstsein ist kein Ding, sondern eine Handlung
Die Freiheit ohne Grenzen ist das Wesensmerkmal des Existierenden
Ertragen, was man geworden ist
Die Freiheit ist immer situationsbedingt
Der gekreuzte Blick
Die Hölle, das sind die anderen
War Sartre nur Philosoph?
Hat sich Sartre mehr als andere geirrt?
27 Der linguistic turn der analytischen Philosophie
Man wechselt die Sprache nicht wie ein Hemd
Die Ordnung der Dinge, der Ideen und der Wörter
Hier ist der Feind: Hegel!
Die Extension geht auf Kosten der Intension
Probleme mit der Mengenlehre
Keine Luftschlösser bauen!
Killerbeispiel für eine Schlussfolgerung durch Rekursion
Eine unsinnige Arbeit über den Sinn
Wittgenstein oder das Ende eines vornehmen Tons
Lieber erhellen als klären
Die Frage nach dem zweiten Wittgenstein
Das Gefängnis der Sprache
Die Folgen dieses Sprachdenkens
Ein logischer Empirismus
Die Macht der Sprache
28 Die Gestaltwechsel der Gerechtigkeit
Die letzten Gefechte des Marxismus
Die Frankfurter Schule, ein Zweig am Stamm des Marxismus
Ist die Vernunft zum Schlimmsten fähig?
Marcuse, der Philosoph vom 68er-Campus
Habermas, die Fackel des Universalen
Hannah Arendt denkt den Totalitarismus
Auf liberaler Seite: der Triumph des Utilitarismus
Die großen Ideen Benthams
John Stuart Mill, ein beispielhafter Demokrat
John Rawls begründet eine neue Gerechtigkeitstheorie
Die Fiktion vom Schleier des Nichtwissens
Die Kritik an der Gerechtigkeitstheorie
Hans Jonas, der erste Philosoph der Ökologie
Das Prinzip Verantwortung
Die Heuristik der Furcht
Die Notwendigkeit einer neuen Moral
Die zwischen Universalismus und Differentialismus stehende Welt
29 Tod oder Verklärung: die Philosophie im 21. Jahrhundert
Die Lage der Philosophie
Die Globalisierung der Philosophie
Die Philosophie ist auch auf der Straße
Was wird wohl daraus werden?
Wie kann es mit dem Denken weitergehen?
Wie kann es mit der Gesellschaft weitergehen?
Wie kann es mit der Geschichte weitergehen?
Wie kann es mit Gott weitergehen?
Wie kann es mit dem Menschen weitergehen?
Teil VI Der Top-Ten-Teil
30 Zehn Sophismen
Der Sophismus vom Krokodil
Der Sophismus vom Strohmann (Strohmann-Argument)
Der Sophismus von den mehrfachen Fragen
Der Sophismus vom Kahlköpfigen
Der Sophismus vom Gehörnten
Der Sophismus vom Spieler
Der Sophismus von der Ratte
Der Sophismus vom Haufen
Der naturalistische Sophismus
Der faule Sophismus
31 Zehn Paradoxien
Das Paradox von der Größe: zwischen der Null und dem Unendlichen
Das Paradox von Sancho Pansa: eine Todesversicherung
Das Paradox vom Schauspieler: Je weniger man fühlt, umso mehr lässt man andere fühlen
Das Paradox von der Wahl: denjenigen bevorzugen, den man am wenigsten mag, denjenigen ablehnen, den man bevorzugt!
Die Paradoxien des Unendlichen: Wir können damit rechnen
Das Paradox vom Barbier
Das Paradox von der Selbstbezüglichkeit: Es ist dasjenige, das sagt, dass es dies nicht ist
Das Paradox von den Zwillingen von Langevin
Das Paradox von der Lotterie oder: wie man die Risiken zu verlieren herabsetzen kann
Das Paradox von der Verletzung des inneren Gesetzes
Stichwortverzeichnis
Stellen wir uns einen Mann in einem Restaurant vor. Man bringt ihm die Speisekarte. Er fängt an zu lesen und stellt fest, dass in der Zeile mit den Hühnerfiletröllchen das Wort Broccoli falsch geschrieben ist, nämlich nur mit einem c. Er betrachtet aufmerksam die Schrift und die benutzte Tinte, denkt über die Magie der Speisenbezeichnungen, die ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen, nach, und schließlich sinnt er über das schöne mehrdeutige Wort »Menü« nach, das auf der Oberfläche des Kunstleders eingeprägt ist. Als der Kellner die Bestellung aufnehmen möchte, bleibt unser Denker stumm, weil es ihm die Sprache verschlagen hat und er über seinen Betrachtungen der Speisenkreationen und deren symbolischen Gehalt ganz vergessen hat, dass er eigentlich zum Essen hier ist.
Glauben wir nur nicht, dass dieser Gast ein Einzelfall seiner Spezies ist. Er ähnelt sehr unseren Philosophieprofessoren, die nichts lieber tun, als eine Sache an und für sich zu vergessen und vergessen zu lassen zugunsten einer Betrachtung ihrer jeweiligen Umstände und Bedingungen. Es ist einfach zu sagen, dass ihre Gedanken sie nicht satt machen und sie damit unsere Erwartungen enttäuschen (manche glauben ja, dass sie sich aus der Affäre ziehen können, indem sie uns damit auf die Nerven gehen …). Die große Schar der Neugierigen hat ein Bedürfnis nach Philosophie, das die Kenner der Materie nicht gestillt haben.
Platon glaubte, dass der Geist jedes Menschen, sei er auch Sklave, bereits das gesamte mögliche Wissen enthielte und die Mühe des Dialogs darin bestünde, dieses Wissen zu aktualisieren (ans Tageslicht zu bringen). Descartes verfasste seinen Discoursdelaméthode(Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung) auf Französisch und nicht auf Latein, der Sprache der Gelehrten in dieser Epoche, damit sein Werk sogar von Frauen gelesen und verstanden werden konnte. Leibniz, der mit Newton zusammen das produktivste Hirn seiner Zeit war, traute sich zu, die wichtigsten Züge seines Denkens (obgleich sie durchaus komplex waren), jedem aufnahmebereiten Zuhörer in einer Viertelstunde zu erläutern.
Das vergangene Jahrhundert scheint den folgenden Merksatz vergessen zu haben: Ein Gedanke kann nur dann wirklich existieren, wenn er auch verstanden worden ist. Da die Naturwissenschaft der Philosophie nach und nach all jene Wissensbereiche abnahm, die diese seit den Griechen zur Wissenschaft der Erkenntnis par excellence machten, reagierte sie darauf häufig mit einer Flucht in das Dunkel der Abstraktionen. Mit einer ganz besonderen Sorgfalt kultivierte sie geradezu die Sucht nach dem Negativen. Das Unmögliche in all seinen Erscheinungsformen (das Unverständliche, das Unvermittelbare, das Unübersetzbare …) wurde zu ihrem Leitmotiv, zu dem Ziel, das dem Gedanken zugrunde liegt.
Doch muss man gegen dieses Vorurteil des Unmöglichen (das ja wie die unerbittlichste Zensur überhaupt wirkt, denn auch in totalitären Regimes wird das freie Denken unmöglich gemacht) immer wieder ins Felde führen, dass die Philosophie – wie im Übrigen auch die Musik und die Liebe, mit denen sie so viel gemeinsam hat – alle Menschen etwas angeht. Die Erkenntnis, der Genuss, der Sinn des Lebens, die politische Gemeinschaft, die Schönheit des Lebendigen, die Unvorhersehbarkeit der Ereignisse, das Scheitern, der Tod und die Hoffnung: Man muss nicht unbedingt zehn Jahre lang studiert haben und auch nicht französisch oder griechisch sprechen können, um eine Vorstellung von dem zu bekommen, was uns die bedeutendsten Philosophen der Geschichte über all diese Themen sagen und schreiben konnten.
Das Universum der Philosophie, dessen Urknall sich vor 2500 Jahren fast zur gleichen Zeit sowohl in Griechenland wie auch in Indien und China ereignete, ist weit davon entfernt, eine geschlossene Einheit zu bilden. Wenn es auch mit dem physikalischen Universum die Eigenschaft der Ausbreitung teilt, so verteilt sich das Universum der Philosophie jedoch rasch auf voneinander abgegrenzte Stätten, die praktisch nicht miteinander im Austausch sind. Menschen und Lehrsätze unterscheiden sich nicht nur: Sie widersprechen sich sogar. Wer wird wohl jemals die Wahrheit über die Kunst, die Gefühle, die Herrschaftsform der Menschen oder den religiösen Glauben aussprechen? All dies sind Fragen, die der Mensch sich immer stellen wird, auch wenn er sie nicht definitiv beantworten kann – und hier sind wir auch schon im Raum des Symbolischen, in den sich die Welt der Philosophie vertieft.
Über dieses Buch
Wir laden Sie ein, sich auf dieses großartige Abenteuer einzulassen, das von grundlegender Bedeutung für den Gang der Weltgeschichte war. Dieses Buch erhebt nicht den Anspruch, eine ganz persönliche oder gar originelle Sichtweise der Philosophie und ihrer Geschichte vorzulegen. Denn es existieren bereits viele Arbeiten namhafter Fachleute, die eine solche Aufgabe mehr oder weniger gut bewältigt haben.
Die Geschichte der Philosophie für Dummies hat den Ehrgeiz, dem Leser in einer allgemein verständlichen Sprache einen Zugang zur Philosophie zu verschaffen, indem sie ihn auf eine Reise durch deren Geschichte mitnimmt. Sie weist, zumindest hoffe ich das, alle Vorzüge eines panoramahaften Überblicks auf (die weitreichende Sicht und die Freude am kurzen Verweilen), aber auch dessen Begrenzung: das Verallgemeinern der wichtigsten Aspekte, was die Details ein wenig in den Hintergrund treten lässt.
Wir werden daher zweieinhalbtausend Jahre der Geschichte des philosophischen Denkens durchschreiten, jedoch nicht, wie es die vielen auf ihr eigenes Gebiet spezialisierten Forscher tun, die sich jeweils nur mit einem einzigen Philosophen befassen und denen die jeweiligen Vorläufer und Nachfolger gleichgültig sind. Aber auch nicht wie jene, die mit Lichtgeschwindigkeit ihre Themen nur überfliegen und dabei so tun, als beantworteten sie sämtliche Fragen mit ihren oberflächlichen Kurzinformationen. Wir werden vielmehr versuchen, die großen philosophischen Denkrichtungen von ihrem Ursprung her zu beleuchten und möglichst einfach darzustellen.
In dieser Geschichte der Philosophie für Dummies spielen Bilder und Vergleiche eine wichtige Rolle: Mit ihrer Hilfe gewinnen die philosophischen Ideen an Konturen. Deshalb sollte man sich nicht wundern, wenn man hier Buridans Esel wirklich »IA« krächzen hört oder wenn man Kants Taube tatsächlich wegfliegen sieht. Und weil Philosophen keine reinen Geister ohne Körper sind und man den Namen auch nicht vom Leben eines Menschen trennen kann und es außerdem häufig lehrreich oder amüsant ist, sich das eine oder andere Detail ihres Lebensweges oder ihres Charakters wieder in Erinnerung zu rufen, haben wir außerdem den Denkern einen wichtigen Platz eingeräumt.
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Dieses Buch besteht aus 31 Kapiteln. Es ist in sechs Teile gegliedert, von denen die ersten fünf chronologisch geordnet sind und mit dem Neandertaler beginnen, mit einem Menschen also, der zwar schon denkt, jedoch noch nicht daran denkt, das, was er denkt, aufzuschreiben. Den Schluss bilden die Philosophen von heute und von morgen, für die es noch vieles zu tun gibt, wie wir gleich sehen werden.
Teil I: Die Antike (6. Jahrhundert v. Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.)
Ein ganzes Jahrtausend auf einen Blick! Natürlich werden wir dieses Tempo nicht bis zum Ende durchhalten! Doch die Philosophen der Antike leben ja auch nicht in derselben Zeit wie die späteren Denker: Ein zehn Jahre alter Computer ist schon sehr alt, ein Gedanke, der 250 Jahre älter ist, kann dagegen äußerst aktuell sein!
Die ersten Philosophen – übrigens jene, die den Begriff Philosophie prägten – sind die Vorsokratiker, die man deshalb so nennt, weil sie vor Sokrates gelebt hatten. Sokrates stellt einen Wendepunkt in der Art des Denkens dar: Er war es nämlich, der seine Reflexion auf die praktischen Probleme des Guten und der Gerechtigkeit lenkte und der sich damit von den kosmologischen Spekulationen löste, denen sich all seine Vorläufer gewidmet hatten.
Teil II: Das Mittelalter (5. bis 15. Jahrhundert) und die Renaissance (15. bis 16. Jahrhundert)
Die Geschichtswissenschaftler setzen das Ende der Antike und den Beginn des Mittelalters mit dem Niedergang Roms an. Der Fall von Byzanz im Jahre 1453 stellt für sie den Endpunkt des Mittelalters dar. Anfang und Ende des tausendjährigen Mittelalters werden also jeweils vom Zusammenbruch der beiden Hauptstädte des Imperiums begrenzt. Die zeitliche Einteilung der Philosophen behält zwar diese Epochenbezeichnungen bei (Antike, Mittelalter usw.), orientiert sich jedoch auch noch an anderen Ereignissen. Für die Philosophen sind es nicht die sogenannten Barbaren, die der Antike ein Ende setzten, sondern … die Christen! Natürlich schlug das philosophische Denken mit der Existenz eines Schöpfergottes, mit dem Glauben, der Hoffnung, der Nächstenliebe, der Sünde und der Erlösung eine ganz andere Richtung ein. Denn dabei handelt es sich um Begrifflichkeiten, für die man schwerlich genaue Entsprechungen bei Platon oder Aristoteles finden dürfte.
Bei der Philosophie des Mittelalters handelt es sich aber auch um ein ganzes Bündel philosophischer Reflexionen, die keinen direkten Zusammenhang mit irgendwelchem religiösen Schnickschnack erkennen lassen: Die bedeutenden christlichen, jüdischen und muslimischen Philosophen sind Männer, die sich für buchstäblich alles interessieren und die auch fast alles wissen, was man zu ihrer Zeit wissen konnte. Übrigens hatten sie fast alle Ärger mit den religiösen Autoritäten. Kurz gesagt: Wir sollten nicht meinen, dass diese zehn Jahrhunderte, die das Ende der Antike vom Beginn der Renaissance trennen, ein einziger langer dunkler Tunnel seien – schließlich war es das Jahrhundert der Aufklärung, das diesen Mythos von einem finsteren Mittelalter prägte und in die Welt setzte.
Wir haben uns dazu entschieden, die beiden Jahrhunderte der Renaissance (15. und 16. Jahrhundert) dem Mittelalter anzugliedern. Natürlich ist eine solche Entscheidung anfechtbar, eben weil sie den von der Renaissance herbeigeführten Bruch ein wenig abschwächt – doch die Philosophie, die ja im Verhältnis zu anderen Bereichen stets im Rückstand ist (diese Bemerkung stammt übrigens von Hegel), vollzieht ihre Revolution eben erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts. So originell die Philosophen der Renaissance auch waren, sie verlängerten mit ihrem Denken dennoch eher das Mittelalter, als dass sie mit ihm brachen.
Teil III: Das klassische Zeitalter (17. bis 18. Jahrhundert)
Drei Männer prägen den Einstieg der Philosophie in die Neuzeit, die die Renaissance beschließt – Descartes, ein Franzose, und Francis Bacon und Thomas Hobbes, zwei Engländer. Aus historischer Sicht sind sie die Zeugen von Umbrüchen, die sie zum Teil (nur zum Teil, weil man sich in Bezug auf die Ideengeschichte vor zu starken Vereinfachungen hüten muss) in ihre Philosophie übersetzen: das Auftreten des freien Individuums, das Aufkommen echter Naturwissenschaften, die auf der Beobachtung und dem Experiment beruhen (und nicht nur auf Spekulation), die Souveränität des Staates und der Aufbau einer Gesellschaft auf anderen als religiösen Fundamenten … also die allgemeinen Rahmenbedingungen, die auch heute noch für unsere Welt gelten. Dieses klassische Zeitalter, das man oft ein wenig zu schnell mit der unveränderlichen Ordnung der königlichen Schlösser und Gärten in Zusammenhang bringt, ist auch das der Revolutionen auf den Gebieten der Wissenschaften, der Moral, der Politik. Es ist schließlich kein Zufall, dass die Revolutionäre von 1793 in Descartes und Bacon ihre Brüder wiedererkannten.
Teil IV: Die moderne Philosophie (19. Jahrhundert)
Vor ungefähr hundert Jahren schrieb ein Schriftsteller ein Buch über das »dumme 19. Jahrhundert«, wie er es nannte. Für Philosophen ist dieses Jahrhundert jedoch eines der bedeutendsten überhaupt. Es reicht von Hegel über Auguste Comte, Kierkegaard, Marx und Schopenhauer bis zu Nietzsche. Offensichtlich haben diese Denker unsere Zeit weitaus unmittelbarer geprägt als ihre Vorgänger. Bezeichnenderweise sind dies auch die ersten Philosophen, von denen Fotos (und nicht nur gemalte) existieren. Diese Philosophen sind schon fast unsere Zeitgenossen. Wenn man genau hinschaut, hat kein einziger Philosoph des 20. Jahrhunderts, sei er noch so bedeutend wie Bergson oder Husserl, einen so großen Einfluss ausgeübt wie Auguste Comte, Marx oder Nietzsche. Ein geniales 19. Jahrhundert!
Teil V: Die zeitgenössische Philosophie (20. bis 21. Jahrhundert)
Ein Zeitgenosse ist jemand, den man sehen und hören kann. Doch wird er uns durch seine zeitliche Nähe nicht unbedingt vertrauter. Auch wenn es noch zu früh sein sollte, eine abschließende Bilanz über das schreckliche 20. Jahrhundert zu ziehen, so ist es doch zumindest möglich, eine Vorstellung der Ideenwelt zu vermitteln, die Philosophen wie Bergson, Husserl, Sartre, Merleau-Ponty oder Derrida bewegte. Doch alles in allem gibt es keinen Fortschritt: Die Philosophie ist kein Marsch durch die Wüste, und an ihrem Ende erwartet uns auch keine Oase.
Unsere Philosophiegeschichte läuft daher nicht auf eine Erleuchtung, sondern auf eine Fragestellung hinaus: Passt unsere Zeit noch zur Philosophie? Soll man dieses Abenteuer, das mit den Weisen Griechenlands, Indiens und Palästinas seinen Anfang nahm, als eine bereits abgeschlossene Geschichte auffassen, soll man es wie ein Museum, wie ein Erbe bewundern oder kann es vielleicht in uns, und vor allen Dingen durch uns, weiterleben? Entscheiden Sie selbst!
Teil VI: Der Top-Ten-Teil
Die Leser, die unsere Reihe bereits kennen und verrückt nach ihr sind, kennen diesen Top-Ten-Teil schon recht gut, denn er ist ja sozusagen das Markenzeichen der Dummies-Reihe. Es handelt sich dabei nicht um eine Zusammenfassung des bisher Gesagten, sondern eher um eine Art des Wiederaufgreifens: Es werden darin Namen und Ideen behandelt, die in den vorhergehenden Kapiteln keinen Platz fanden. Wissen Sie, was das Strohmann-Argument oder das Zwillingsparadoxon von Langevin ist? Nein? Nun gut, aber bald, denn dieses Buch wird Ihnen eine Antwort darauf geben.
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
In der Philosophie geht es nicht wie in einem Slapstickfilm zu, wir bewerfen uns hier nicht mit Sahnetorten, sondern höchstens mit Argumenten. Die Philosophie ist auch keine trostlose und karge Hochebene, wie uns manche mit ihren trockenen Schriften zuweilen glauben machen wollen. Ganz im Gegenteil: Thales fällt in einen Brunnen, Sokrates lehnt es ab, aus dem Gefängnis zu entkommen, und Aristoteles reitet auf einer Prostituierten – und das sind nur einige wenige der vielen, die uns die Geschichte der Philosophie zu unserer Überraschung bereithält.
Eine Schildkröte, ein Esel, eine Lerche, eine Taube, ein Löwe – wenn man einmal vom Waschbären Préverts absieht, könnte die Philosophie fast schon als ein kompletter Zoo auftreten. Glauben Sie nicht, dass die Philosophen nur mit abstrakten Vorstellungen umgehen: Gerne nehmen sie Symbole zu Hilfe, um ihre Ideen etwas zugänglicher zu gestalten. Verwenden wir also ihre Symbole ebenfalls und machen wir sie uns zunutze!
Man sagt, Zitate seien wie die Diamanten in einer Krone. Wer hat noch nie Lust verspürt, kluge Aussprüche zu zitieren? Wir haben die schönsten und repräsentativsten herausgesucht: Sie sind zwar nicht immer unbedingt die bekanntesten, aber Sie werden dabei sicher auf den einen oder anderen berühmten Ausspruch stoßen. Vielleicht möchten Sie auch gerne manche Zitate auswendig lernen. Unsere Kultur ist zwar nicht mehr eine reine Buchkultur, trotzdem verfehlt ein passendes Zitat, geschickt in einem geschriebenen Text oder einem gepflegten Gespräch platziert, gewiss nicht seine Wirkung! Haben Sie keine falsche Scham! Plündern Sie dieses Buch ruhig geistig aus!
Wussten Sie, dass es Aristoteles war, von dem uns das Sprichwort von der Schwalbe, die noch keinen Sommer macht, überliefert ist? Dass der Apfel durch ein reines Wortspiel zur Sündenfrucht geworden ist? Dass Kant der Urheber des Ausdrucks »Völkerbund« war? Und dass Auguste Comte den Begriff der Soziologie erfunden hat? Man findet die Philosophie oft auch dort, wo man sie eigentlich gar nicht erwartet!
Die Theologische Summe des Thomas von Aquin, Kants Kritik der reinen Vernunft, Nietzsches Zur Genealogie der Moral – die großen Klassiker der Philosophie sind oft dicke Wälzer, die auch noch schwer verständlich und schwer verdaulich sind. Doch dank der Geschichte der Philosophie für Dummies lichtet sich das Dunkel! Wir garantieren Ihnen ein großes und lang anhaltendes Vergnügen: das Vergnügen, durchzublicken!
Möchten Sie wissen, wie Sokrates aussah? Und weshalb Spinoza sein Leben damit zubrachte, Gläser zu polieren? Sind die Philosophen wirklich so verrückt, wie man immer sagt? Hier erfahren Sie mehr!
Geduld und Zähigkeit helfen uns in schlimmen Tagen viel mehr als Kraft und Raserei, sagte einmal ein berühmter Fabeldichter, der für seine Weisheit bekannt ist: La Fontaine. Gegenüber der Mathematik wie auch gegenüber Romanen und Filmen besitzt die Philosophie den Vorteil, dass man ruhig auch einmal ein Kapitel auslassen kann, ohne gleich den Faden der ganzen Geschichte zu verlieren. Erstens, weil es keine durchgehende Geschichte, und zweitens, weil es viele einzelne Fäden gibt (Sie können aber sicher sein, immer mindestens einen in der Hand zu halten). Neben diesem Symbol finden Sie weiter gehende Informationen zum Thema, die vielleicht mancher Dummie lieber überspringt. Wenn Sie also nicht unbedingt etwas über den Unterschied zwischen bestimmender und reflektierender Urteilskraft erfahren möchten, dann lassen Sie diesen Abschnitt einfach aus! Doch wenn Sie mehr wissen wollen, dann lesen Sie auch diese Abschnitte. Denn so leicht werden Sie uns nicht davonkommen! Diese Anmerkungen führen Sie jedenfalls noch tiefer in das philosophische Geschehen hinein, aber es ist auch keine Schande, wenn Sie erst einmal darüber hinweglesen und vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder dorthin zurückkehren.
Wie es weitergeht
Eine chronologische Ordnung schien uns für diese Geschichte der Philosophie für Dummies die eingängigste Darstellung zu sein: Sie können dadurch die Ideen der Philosophiegeschichte so wie in einer großen Galerie der Denker nacheinander abschreiten. Doch der rote Faden, dem Sie dabei folgen, ist weder besonders straff gespannt noch verläuft er durchgehend, so dass Sie sich von Anfang bis Ende an ihm festklammern könnten. Ihnen wird die Freiheit gelassen, eine Reise durch diese Philosophiegeschichte zu unternehmen. Dabei können Sie durchaus auch ein wenig von der Reiseroute abweichen und vagabundieren.
Um das Bild eines Mahls vom Beginn dieser Einführung noch einmal aufzugreifen: Alle Speisen werden wie bei einem großen Büffet, von dem Sie sich ganz nach Lust und Laune bedienen können, präsentiert. Sie können gleich zum Fisch greifen und die Vorspeise auslassen. Die Philosophiegeschichte ähnelt einer Partie Schach: Man kann an irgendeiner Stelle des Spiels dazukommen und es verstehen, es reicht dabei aus, das Schachfeld anzuschauen und die Regeln zu beherrschen.
Teil I
Die Antike: (6. Jahrhundert v. Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.)
In diesem Teil . . .
werden Sie die Geburtsstunde der Philosophie unmittelbar miterleben und sie dann während ihrer Kindheit – die bereits bemerkenswerte Zeichen der Reife aufweist – begleiten. Die Realität bewirkt einen Schockzustand im Gehirn des Menschen, ein Funke glimmt heftig auf: das Denken. Und seit diesem Augenblick, in dem dieses Denken – vor allem dank der Erfindung der Schrift, die den Ideen zugleich Leben und Unsterblichkeit verleiht – ein zusammenhängendes Ensemble bildet, kann man von der Philosophie sprechen. Dieses Wunder vollzieht sich gleich vier Mal, in Griechenland, in Indien, China und Palästina. In diesem Buch beschäftigen wir uns hauptsächlich mit dem Ursprung der Philosophie des Abendlandes, doch ist die Weisheit das Leitmotiv aller Philosophien des Altertums, die sich über ein ganzes Jahrtausend erstreckt. Viele Wege führen zu ihr, viele Wege vermischen sich in ihr. Dies dauert solange an, bis die Vorstellung eines einzigen und absoluten Gottes das Nachdenken auf andere Wege führt …
1
Die Anfänge der Philosophie
In diesem Kapitel
Die Geburtsstunde der Philosophie
Das Denken kommt in Bewegung
Die große Bedeutung von Tod und Traum
Trieb der Neandertaler schon Philosophie? Von dieser Frage wird die Definition abhängen, mit der man den Begriff Philosophie erklärt.
Wenn die Formulierung »Philosophie treiben« bedeutet, in den Schulen oder an der Universität Philosophie nach Plan zu lehren, Aufsätze oder Bücher wie Geschichte der Philosophie für Dummies zu schreiben oder auch von seiner eigenen Existenz ausgehend zur Auslegung der großen alten Denker (Platon, Descartes, Kant) vorzudringen, dann muss man natürlich sagen, dass der Neandertaler noch keine Philosophie betrieb.
Wenn »Philosophie treiben« jedoch darin besteht, über die großen Probleme des Daseins, über das Leben und das Jenseits, das Tier und den Menschen, über die Geburt und den Schmerz nachzudenken, ja dann gibt es natürlich keinen Grund, einem Menschen, der seine Toten in Gräbern bestattete und sich als ein großer Künstler entpuppte, die Fähigkeit abzusprechen, »Philosophie zu treiben«.
Strenger Lehrer und allzu gutmütiger Lehrer
Jede Definition der Philosophie schwankt zwischen einer strengen Richtung (Strenge, die Gefahr läuft, zur Rigidität zu werden) und einer offenen Richtung (Toleranz, die Gefahr läuft, zur Gleichgültigkeit zu werden). Die meisten Philosophie-Experten wenden sich heute eher der strengen Richtung zu: Für sie ist die Philosophie des Cafés eine Philosophie der Straße. Stellen Sie sich dann einmal eine Philosophie aus der Zeit der Vorgeschichte vor! Einer Zeit also, in der es noch nicht einmal Cafés gab!
Schon seit langem bezeichnet man die Griechen im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. als die Erfinder der Philosophie und zwar, weil man ihnen die Erfindung der Rationalität zuschrieb. Im Gegensatz zum Mythos, der sich in das Universum des Wunderbaren und Nicht-Nachprüfbaren stürzt und lediglich den Glauben daran voraussetzt, analysiert und kritisiert die Vernunft, versucht sie zu überzeugen und nicht bloß zu überreden. Nach einer fortschrittlichen Auffassung der Geschichte fängt der Mensch bei den Mythen an und landet schließlich bei der vernunftgemäßen Erkenntnis. Ist dies nicht auch der Weg, den das Individuum von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter einschlägt? Es beginnt mit den Ammenmärchen und endet bei der Differential- und Integralrechnung.
Wenn man bei diesem Bild der »Wanderung«, die zu mehr Vernunft hinführt, bleibt, wurde das Kind und der prähistorische Mensch analog zum heutigen sogenannten primitiven Menschen gesehen: Noch vor Kurzem hielt man die Ureinwohner von Neuguinea oder von Amazonien sowohl für Kinder als auch für in der Entwicklung stark zurückgebliebene Repräsentanten der Steinzeitmenschen. Die Philosophie ist eine zu ernste und zu komplexe Angelegenheit, als dass sie von denjenigen kultiviert werden könnte, die man eben für kulturlos hielt. Doch dieses Argument, dass die Menschen der Vorgeschichte keine Philosophie betrieben, weil sie noch nicht die Stufe des vernünftigen Denkens erlangt hatten, ist heutzutage nicht mehr zulässig. Es scheint nur ein Vorurteil zu sein.
Wer hat »Recht«?
Zunächst sollte man dem Mythos ein echtes Denken zubilligen und die Mythologien als echtes Denksystem betrachten. Der Mythos ist in der Tat ein fruchtbares Chaos, wie Ernst Cassirer meint, aus dem sich nach und nach die Sprache, die Magie, die Kunst, die Wissenschaft, die Medizin, die Sitten und Gebräuche, die Moral und die Religionen herauskristallisieren. Er ist sozusagen eine Art symbolische Ursuppe, wie es eine Ursuppe des Universums gab, aus der dessen Strukturen hervorgegangen sind.
Muss man denn nicht schon seinen Verstand benutzen, um Gruppenjagden zu organisieren, selbst mit geringen Verständigungsmöglichkeiten zusammenzuleben, sich gegenseitig verständlich zu machen und zu erraten, was der andere gerade im Sinn hat? Kann man sich überhaupt ausmalen, wie viel Intelligenz es bereits darstellt, unter Hunderten meist giftiger Pflanzen die wenigen ess- und genießbaren auszuwählen? Die Erfindung der Nadel mit Nadelöhr vor ungefähr zwanzigtausend Jahren war neben einer der wichtigsten zugleich eine der fabelhaftesten der Menschheitsgeschichte. In der täglichen Erfahrung des Menschen gab es nichts, was ein Vorläufer zu dieser Erfindung hätte sein können. Dieser Genius, der typisch für den Menschen ist, ist das Werk des Denkens.
Seit einem Jahrhundert zeigt die Anthropologie, dass die Menschen überall auf der Welt, sogar an den abgelegensten und verstecktesten Orten der Erde, die Dinge und die Lebewesen nach logischen Prinzipien (Gott/Mensch, Mann/Frau, Natur/Kultur, Himmel/Erde usw.) eingeteilt und in eine Rangordnung gebracht haben und dass sie überall versucht haben, sich in ihren Mythen und ihren Ritualen der Gesamtheit des Existierenden bewusst zu werden. Es ist nicht übertrieben, wenn man von ihrer geistigen Verfassung als System spricht, da man bei ihr bereits zwei Charakterzüge der Philosophie wiederfindet: die Kategorisierung (die Zusammenfassung der unendlichen Verschiedenheit der Lebewesen und Dinge in bestimmten voneinander getrennten Klassen) und der Wille zur Ganzheit.
Natürlich sind die Eingeborenen keine Steinzeitmenschen, dennoch muss es bestimmte Charakterzüge der Erstgenannten auch bei den Letzteren gegeben haben.
Kopf und Beine
Nach einer heute unter Fachleuten allgemein akzeptierten Vorstellung sind die gesprochene Sprache und das damit verbundene Denken aus einer spezifischen Entwicklung des Gehirns hervorgegangen, das selbst wiederum zum großen Teil ein indirektes Ergebnis des vom Homo erectus – einer unserer entfernten Vorfahren – übernommenen aufrechten Ganges ist. Der aufrechte Gang nun, den der Mensch als Einziges aller Säugetiere erworben hat, ist daher möglicherweise jene körperliche Besonderheit, die letztlich dazu geführt hat, dass aus einem bestimmten Primaten ein sprechendes, intelligentes und somit philosophierendes Wesen geworden ist.
Säugetiere leben nicht nur in der Nähe des Erdbodens, sie sind ihm quasi verhaftet. Nur der Mensch wendet sein Antlitz der Welt um ihn herum zu und kann diese wie einen Gegenstand betrachten, den er verstehen und als Herausforderung annehmen kann. Die artikulierte Sprache – das heißt die Fähigkeit, Laute auszusenden, die Vokale und Konsonanten derart miteinander kombinieren, dass aus ihnen die Wörter eines Satzes und die Sätze einer Rede gebildet werden, ist eine Fähigkeit, die einzig der Mensch beherrscht. Sie wäre wahrscheinlich niemals in Erscheinung getreten, wenn das Gehirn nicht bestimmte spezialisierte Bereiche dafür freigehalten hätte. Nun ist diese Spezialisierung das Ergebnis einer ganzen Reihe von physiologischen Mechanismen, deren Nutznießer, aber natürlich nicht deren Urheber, der Mensch gewesen ist.
Handarbeit setzt die Gedanken frei
Der aufrechte Gang hat nicht nur den Kopf freigesetzt, sondern auch die Hand frei gegeben. Der vorsokratische Anaxagoras sagte, der Mensch sei das intelligenteste Tier, weil er über eine Hand verfügt. Worauf Aristoteles, stets darauf bedacht, Phänomene von ihrem Zweck her zu erklären, erwiderte, dass der Mensch deshalb eine Hand habe, weil er das intelligenteste Tier sei. Heutige Forscher würden dagegen eher Anaxagoras Recht geben als Aristoteles. Die Intelligenz ist ein allgemeiner und abstrakter Begriff, den man nicht an einer spezifischen Tätigkeit festmachen kann.
Dagegen ist die Hand ein Organ, das Arbeit und Technik symbolisiert, weil sie dafür das unmittelbare Instrument ist. Die Hand mit dem den übrigen Fingern gegenüberliegenden Daumen (die Affen besitzen zwar auch Hände, jedoch ohne gegenüberliegenden Daumen) ist ein vielseitiges Werkzeug, das sowohl schlagen als auch streicheln, bohren und polieren, ausreißen und eingraben usw. kann. Künstliche Werkzeuge werden zunächst als Verlängerungen der Hand oder als Prothesen entwickelt, die stärker, wirksamer und genauer arbeiten. Zwischen dem Denken und dem Tun des Körpers besteht ein Verhältnis, das man als dialektisch, das heißt als bilateral bezeichnen kann: Ohne vorheriges Denken gibt es kein Tun, und folglich, sozusagen als logische Schlussfolgerung, wird das Denken in dem und durch das Tun angeregt.
Die Philosophie als Tochter des Staunens
Sokrates, sein Schüler Platon und später auch dessen Schüler Aristoteles sagten mehrfach, die Philosophie sei die Tochter des Staunens. Es ist bezeichnend, dass die Bücher und Filme, die sich bemühen – gewiss in betont schematischer Weise –, das Leben unserer prähistorischen Vorfahren darzustellen, deren Erstaunen aufzeigen, weil dieses Erstaunen einen spektakulären und pathetischen Charakter hat (in der klassischen Sprache hatte dieser Begriff die Bedeutung eines radikalen Umbruchs), und dies war eben ihre grundsätzliche geistige Erfahrung: Staunen vor dem brennenden Feuer, Staunen vor dem Wechsel von Tag und Nacht, Staunen vor Geburt und Tod (die Leiche, die sich nicht mehr bewegt) usw. Das Tun bringt die Reflexion in Gang. Was ist hier los? Warum passiert das? Hier und jetzt?
Das Bewusstsein des Todes
Eines der grundsätzlichsten Kennzeichen der Menschheit, und auch eines der ältesten, ist ihr Verhalten im Angesicht des Todes. »Der Tod« ist ein recht allgemeiner und recht abstrakter Begriff, und es ist gar nicht einmal so sicher, dass der Homo sapiens sapiens, der letzte Abkömmling der Familie Homo, sich bereits umfassend eine Vorstellung vom »Tod« gemacht hätte. Sicher wissen wir jedoch – dank der Gräber, deren Überreste aufgefunden werden konnten –, dass der Homo sapiens sapiens vor ungefähr hunderttausend Jahren der Erste war, der sich ganz besonders um die Körper der Verstorbenen kümmerte.
Diese Fürsorge und Sorgfalt finden wir bei den Tieren nicht. Die »Friedhöfe« der Elefanten gehören in das Reich der Legende, und selbst wenn es wahr sein sollte, dass Tiere ein gewisses Vorgefühl auf ihren eigenen Tod haben könnten, so haben wir doch noch niemals welche gesehen, die sich um den leblosen Körper ihrer Artgenossen gekümmert hätten. Eine Haltung der Ehrfurcht und des Respekts angesichts der Leichen (wie sollte man sonst die Begräbnisrituale deuten?) ist wahrscheinlich mit metaphysischen Glaubensvorstellungen verbunden, über die wir, mangels schriftlicher Hinterlassenschaften, nichts Genaues wissen können. So ist die Annahme, dass der Mensch vor ungefähr hunderttausend Jahren an eine unsichtbare Welt glaubte, durchaus plausibel.
Martin Heidegger sagte, der Mensch sei das Wesen der Weiten: der Weiten im Raum (unsere Vorfahren legten beträchtliche Entfernungen zurück: Tausende, ja sogar Zehntausende von Kilometern), der Weiten in der Zeit (er kann dank des Gedächtnisses rückwirkend in die Vergangenheit denken und dank der Vorstellungskraft an die Zukunft denken). Im Unterschied zum Tier ist der Mensch tatsächlich dasjenige Lebewesen, das sich nicht damit zufrieden gibt, dem Augenblick verhaftet an Ort und Stelle zu bleiben.
Das Reich der Träume
Auch hier sind wir auf Vermutungen angewiesen. Denn stellen wir uns einmal das Erstaunen unserer Vorfahren angesichts des Phänomens der Träume vor, von dem wir wissen, dass es bei allen Menschen auftritt. Eine Spaltung der Realität, die aus der Welt der Nacht, wenn der Schlafende in diese abtaucht, eine ebenso wirklich existierende Welt entstehen lässt, wie jene, die er im Moment des Einschlummerns verlassen hat. Die Paradoxien der Dichter und die Argumente der Philosophen (da wir den Traum als Realität erleben, könnte es gut sein, dass unsere Realität nur ein Traum ist) waren wahrscheinlich auch schon im Geiste unserer Vorfahren, der Bisonjäger, präsent. Die Frage nach der Wirklichkeit, nach der wahren Natur der Dinge, ist die Frage, die bei der Philosophie an erster Stelle steht. Es ist daher anzunehmen, dass sich die Angehörigen der Spezies Homo sapiens, die sich so sehr mit dem Phänomen des Todes beschäftigten und mit einer derart großen künstlerischen Begabung zeichnen konnten, auch diese Frage gestellt haben.
Wagen wir noch zwei sinnvolle Annahmen. Es ist gut möglich, dass die Erfahrung des Träumens den Menschen zu der letztlich erstaunlichen Vorstellung geführt hat, dass diese Welt nicht die einzige sei und vielleicht auch nicht die »realste«. Es ist außerdem möglich, dass diese Erfahrung die Idee der Existenz der Seele befördert hat – der Seele, die sowohl einem Lebensprinzip als auch einer unteilbaren Zweiheit entspricht. Von einem Verstorbenen zu träumen, bedeutet ja, dass man ihn wahrhaft sieht in seiner körperlichen Präsenz, obwohl diese immateriell ist. Es muss sich dabei also um etwas anderes handeln als um seinen realen Körper, von dem man ja weiß, dass er bereits unter der Erde ist, wenn er nicht von einem wilden Tier längst aufgefressen wurde.
Die Magie der Kunst
Den Begriff der Kunst gab es in prähistorischen Zeiten noch nicht.
Neben materiellen Überresten (Skelette und vor allem Knochenfragmente) sind Zeichnungen, Wandgemälde und Skulpturen die einzigen Zeugen, die uns die Menschen der Vorzeit hinterließen. Die Fachleute stellten zahlreiche Hypothesen darüber auf, welche Bedeutung diese Gegenstände und Kunstwerke haben könnten. Dabei ist es gar nicht notwendig, eine Auswahl unter diesen Hypothesen treffen zu müssen. Verschiedene Theorien können durchaus nebeneinander stehen bleiben und sich ergänzen statt sich auszuschließen.
Schon sehr früh, nämlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts und damit ungefähr 50 Jahre nach ersten archäologischen Funden, wurden diese ältesten Zeugnisse der ästhetischen Genialität der Menschheit im Zusammenhang mit mutmaßlichen Glaubensvorstellungen und magischen Praktiken gedeutet. Die an Felswände gemalten Pferde, Bisons und Mammuts wurden als eine Art von Bannungs- und Zauberritual begriffen: So wie ein Voodoo-Zauberer eine den Feind darstellende Puppe mit Nadeln durchbohrt, um den Tod des Feindes heraufzubeschwören, so glaubten auch die Steinzeitjäger, ihre Beute zum Stehen bringen zu können, indem sie sie an den Innenwänden ihrer Höhlen festhielten. Somit erklärt sich auch, dass etliche dieser Abbildungen mit Strichen gespickt sind.
Eine weitere Theorie deutet diese Bilder nicht als Opfergestus eines darauf folgenden Jagdrituals, sondern als Apotropäum, als Abwehrzauber, eines bereits vollendeten Jagdrituals. Ein Bison oder ein Pferd zu töten, war für den Jäger sicher kein harmloses Unterfangen, nicht nur wegen der Gefährlichkeit der Aktion selbst, sondern vor allem wegen der geheimnisumwitterten und gleichsam heiligen Macht, die man dem wilden Tier zuschrieb. Insofern hätten die Zeichnungen und Malereien Mittel sein können, um sich auf magische Weise gegen die möglicherweise noch immer selbst vom toten Tier – das heißt von seinem Geist – ausgehende Rache zu schützen.
Eine dritte Theorie bewahrt eine magische und religiöse Bedeutung dieser Abbildungen, interpretiert sie jedoch im Zusammenhang eines Initiationsrituals.