Philosophen und Werke für Dummies - Christian Godin - E-Book

Philosophen und Werke für Dummies E-Book

Christian Godin

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Beschreibung

Platon, Hegel, Nietzsche - ihre Namen kennt jeder. Aber längst nicht jeder weiß, welcher Philosoph welche philosophischen Ideen vertreten hat. Und was steht überhaupt drin in Klassikern wie der "Kritik der reinen Vernunft" oder "Sein und Zeit"? Einfach nachschlagen! Dieses Lexikon im Taschenformat informiert Sie schnell und in verständlicher Sprache über alle großen Philosophen und Werke. Machen Sie sich auf die Reise durch den Kanon des Denkens von der Antike über das Mittelalter und die Neuzeit bis in die Gegenwart!

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage 2012

© 2012 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

Original French language edition Dictionnaire de philosophie pour les Nuls © 2010 by Édition First-Gründ, Paris.

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.

Copyright der französischsprachigen Originalausgabe Dictionnaire de philosophie pour les Nuls © 2010 by Édition First-Gründ, Paris.

Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.

Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.

Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.

Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autor und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.

Print ISBN: 978-3-527-70813-0ePub ISBN: 978-3-527-66845-8mobi ISBN: 978-3-527-66846-5

Korrektur: Frauke Wilkens, MünchenFachkorrektur: Annette FörsterSatz: Mitterweger und Partner, Plankstadt

Einführung

Von Achilles und der Schildkröte bis hin zu Zenon von Kition – dieses kleine Lexikon bietet dem Leser so etwas wie »Philosophie zum Anfassen«. Philosophie ist ja bekanntlich die Liebe zur Weisheit, und was man liebt, fasst man immer gerne an.

Der Leser begegnet in diesem Band den wichtigsten Persönlichkeiten der Philosophiegeschichte samt ihren wichtigsten Werken. Natürlich kann es sich dabei nur um eine Auswahl handeln. So manches, was Sie suchen, werden Sie vielleicht nicht finden – dafür aber werden Sie manches finden, was Sie gar nicht gesucht haben, und das macht die Sache wieder wett.

Alle mit einem Pfeil (→) gekennzeichneten Verfassernamen oder Buchtitel verweisen auf einen Lexikonartikel, der Ihnen ausführlichere Informationen darüber liefert – wobei wir mit solchen Querverweisen allerdings eher sparsam umgehen. Schließlich gibt es nichts Schlimmeres, als auf der Suche nach einer Information von einem Büro ins nächste geschickt zu werden.

Viel Spaß bei Ihrem Spaziergang durch die Welt der Philosophen!

A

Abhandlung über die Methode (Discours de la méthode). Ein Werk von René →Descartes, veröffentlicht im Jahre 1637. Der vollständige Titel lautet Abhandlung über die Methode, seine Vernunft gut zu gebrauchen und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen. Das Anliegen des Buches besteht darin, Wissen zu vereinheitlichen und auf eine feste Grundlage zu stellen – und zwar mit einer Methode, die jeder für sich selbst aufgreifen und weiterentwickeln kann.

Der Text besteht aus sechs Teilen. Der erste Teil ist eine Art intellektuelle Autobiografie. Descartes kritisiert die Ausbildung, die er erhalten hatte, und vor allem die Scholastik (das war die Zeit, in der noch keine »Für Dummies«-Bücher auf dem Markt waren). Einzig und allein die Mathematik findet Gnade vor seinen Augen. Im zweiten Teil geht es um die vier Hauptregeln der Methode (die Evidenz (Klarheit), die Analyse, die Rekonstruktion und die Überprüfung auf Vollständigkeit). Der dritte Teil formuliert die Regeln der provisorischen Moral. Das praktische Leben kann, im Gegensatz zur Suche nach der Wahrheit, nicht warten; auch empfiehlt es sich, es gewissen Prinzipien zu unterstellen, von denen man übrigens weiß, dass ihnen nicht die gleiche Gewissheit innewohnt wie dem Wissen: das konformistische Prinzip des Gehorsams gegenüber den Gesetzen und Bräuchen des Landes, in dem man lebt, das Prinzip der Beständigkeit in den eigenen Handlungen, sowie das stoische Prinzip, die allgemeine Weltordnung anzuerkennen. Der vierte Teil handelt von den Fundamenten der Metaphysik: der Seele und Gott. Das Cogito ist das erste nicht anzweifelbare Prinzip, da selbst der größte Zweifel dessen Gewissheit nicht zerstören kann. Die Gewissheit des Cogito ist gleichzeitig prototypisch (also exemplarisch) wie auch archetypisch (also ein Modell) für alle anderen Gewissheiten. Descartes beweist daraufhin die Existenz Gottes dadurch, dass es so etwas wie eine Vorstellung von Perfektion gibt. Nur ein vollkommenes Wesen kann in einem unvollkommenen Wesen die Vorstellung von Perfektion hervorrufen. Im fünften Teil analysiert Descartes die gegensätzlichen Eigenschaften von Geist und Materie. Da Tiere nicht über eine Seele verfügen, sind sie nur Maschinen (diese Theorie der Tier-Maschine ist es, die Descartes heute zum Buhmann aller Hundebesitzer macht). Die Seele besteht aus einer Substanz, die dem Körper fremd ist, und ist somit unsterblich. Im sechsten Teil der Abhandlung schließlich beteuert Descartes seinen Glauben an den Fortschritt des medizinischen und physikalischen Wissens, der es dem Menschen ermöglicht, Herr und Meister über die Natur zu sein.

Abhandlung über die Verbesserung des Verstandes. Unvollendetes Werk von →Spinoza, das dessen Abhandlung über die Methode darstellt. Die von den Menschen angestrebten Ziele (Ehre, Reichtum, Vergnügen) sind vergänglich. Im Besitz der Wahrheit zu sein ist es, was zu ewiger Glückseligkeit führt. Spinoza unterscheidet vier Arten des Wissens (in seiner →Ethik in leicht abgewandelter Form dargestellt): das Wissen, das auf Hörensagen beruht; das Wissen, das auf nicht näher bestimmbarer Erfahrung beruht; das rationale Wissen, das Wirkungen auf ihre Ursachen zurückführt; sowie das intuitive Wissen. Nur Letzteres ermöglicht es uns, das eigentliche Wesen der Dinge ohne die Gefahr von Irrtümern zu erfassen.

Achilles und die Schildkröte. Eine Beweisführung, die →Zenon von Elea, Schüler des →Parmenides (Leiter der eleatischen Schule) anwandte, um den nicht erfassbaren Charakter von Bewegung aufzuzeigen. Achilles (der Held aus Homers »Ilias«, der als ein besonders schneller Läufer galt) rennt mit einer Schildkröte um die Wette, der jedoch ein gewisser Vorsprung eingeräumt wurde. Er wird sie niemals einholen können, denn sobald er den Punkt erreicht hat, an dem die Schildkröte sich befand, ist sie bereits wieder ein kleines Stück vorangekommen. Das Gleiche gilt auch für diesen neuen Standort der Schildkröte: Wenn Achilles dort ankommt, hat sie sich schon wieder ein Stück entfernt, und so weiter, ad infinitum. Natürlich wird die Distanz zwischen Achilles und der Schildkröte immer kleiner, aber sie wird auch nie auf null schrumpfen. Aus einer unendlichen Anzahl von Distanzen kann niemals eine endliche Distanz werden. So jedenfalls lautet die Argumentation des Zenon von Elea.

Zu dieser Beweiskette gibt es drei verschiedene Widerlegungen. Diogenes der Kyniker soll sich, nachdem er von dieser Argumentation gehört hatte, vor Ärger im Kreis gedreht haben. Wie heißt es doch? »Was Bewegung ist, begreift man am besten, indem man läuft.« Bei seiner Entwicklung der mathematischen Analysis zeigt →Leibniz auf, dass eine unendliche Reihe von Elementen zu einer endlichen Summe führen kann (die sogenannte konvergente Reihe). →Bergson schließlich versucht Zenons Argument zu widerlegen, indem er darauf hinweist, dass Bewegung unteilbar ist und nicht mit dem durchlaufenen Raum verwechselt werden darf. Einen Bewegungsvorgang in immer kleinere Abschnitte zu zerlegen bedeutet für ihn, den kontinuierlichen und dynamischen Charakter eines Zeitraums zugunsten einer intellektuellen Präsentation zu leugnen. Das Denken unterliegt laut Bergson einem kinematografischen Mechanismus. Es reduziert die bewegte Realität auf eine bestimmte Anzahl von Vorstellungen und zwangsläufig unbewegten Wörtern und erweckt somit nur den Anschein, die Realität widerzuspiegeln.

Also sprach Zarathustra. Werk von Friedrich →Nietzsche, geschrieben in einem Zustand höchster Verzückung angesichts seiner Vision von der ewigen Wiederkehr des Gleichen beim Anblick der Gletscher im Schweizer Engadin. Zarathustra ist die deutsche Bezeichnung für Zoroaster, einen Propheten im alten Persien im 6. Jahrhundert vor Christus, der eine manichäische Religion begründete, derzufolge das Universum Schlachtfeld ist für den Kampf zwischen Gut und Böse. Ironischerweise erwählte Nietzsche ihn zum Fürsprecher für die ewige Wiederkehr und den Übermenschen, der jenseits von Gut und Böse ist.

Wie lässt sich die christliche Moral überwinden? Die ewige Wiederkehr ist die Erprobung dieser Grenzüberschreitung, der Übermensch ihre Verkörperung. Jesus hatte den lebendigen Gott verkündet, Zarathustra verkündete Gottes Tod. Mit dem Tod Gottes werden sämtliche alten Werte hinfällig: das Gute und das Böse, die Tugend und das Laster.

Also sprach Zarathustra, im poetischen Stil verfasst, ist mit seinen symbolischen Tieren (Adler, Schlange) und seiner Vielzahl an Charakteren als Parodie auf die Evangelien gedacht.

Apologie des Sokrates. Werk von →Platon, erster Teil der Trilogie, die sich mit dem Prozess gegen →Sokrates und seinem Tod beschäftigt (die anderen beiden Teile sind Kriton und →Phaidon).

Die Apologie ist eine Verteidigungsschrift. Im Verlauf seines Prozesses verteidigt sich Sokrates gegen die drei gegen ihn vorgebrachten Hauptanklagepunkte: Missachtung der athenischen Stadtgötter (Gotteslästerung); die Absicht, neue Gottheiten einzuführen (Anspielung auf den Dämon (Daimonion), der dem Philosophen einflüsterte, nicht zu handeln, wenn die Versuchung des Bösen stark sei) und das Verderben der Jugend. Platon zeichnet das Porträt eines Weisen, der angesichts seiner Verleumdung Mut und einen starken Willen beweist. Nachdem die Mehrzahl der Geschworenen ihn für schuldig befunden hat, bietet man Sokrates an, die Art seiner Strafe selbst festzulegen. Ungeniert bittet der Philosoph darum, den Rest seiner Tage in einem Altersheim verbringen zu dürfen. Die Richter empfanden dies als Provokation und verurteilten ihn daraufhin mit großer Mehrheit zum Tode. Platons Werk endet mit der sokratischen Auffassung vom Tod als Erlösung: Die Seele ist im Körper gefangen, und erst mit dem Tod kann sie ihrem Gefängnis entkommen (ein Argument, dessen sich die Kriminellen selbst nur selten bedienten).

ARENDT, HANNAH. Deutsche Philosophin (1906 bis 1975), die in die USA auswanderte. Sie rehabilitiert die Politik in einer Epoche, die den Menschen durch barbarischen Totalitarismus vernichtet oder ihn auf sanfte Weise durch eine liberale Demokratie auslöscht, die auf oberflächlichem Massenkonsum gründet. Weder mit Arbeit noch mit Muße lässt sich das für die Politik typische weltlich Gemeinsame herstellen, jener Raum für Austausch und Kommunikation, in der Ideen und Worte einen höheren Stellenwert einnehmen als Interessen und Güter.

Hannah Arendt war in ihrer Jugend die Schülerin und Geliebte von →Heidegger, und die Anerkennung, die sie ihm zollte, war erstaunlich, denn obwohl sie jüdischer Herkunft war (sie war nach der Machtergreifung Hitlers aus Deutschland geflohen), verlor sie über Heidegger, der sich engagiert für den Nationalsozialismus eingesetzt hatte, nie ein Wort der Kritik.

Hauptwerke: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Vom tätigen Leben, Eichmann in Jerusalem.

ARISTOTELES. Griechischer Philosoph (384 bis 322 v. Chr.). Einer der einflussreichsten Philosophen überhaupt, vor allem im Mittelalter, sowohl bei den Juden als auch bei den Moslems und Christen.

In seiner Jugend folgte Aristoteles dem Weg des →Platon, dessen Schüler er war, ehe er sich von ihm lossagte (die Geschichte der Philosophie ist wie die der Kunst auch immer eine Geschichte der Treulosigkeit). Er war der Hauslehrer von Alexander, dem Sohn des Königs von Makedonien, der zur Eroberung Asiens aufbrach und als Alexander der Große in die Geschichte einging.

Als der erste große Enzyklopädist unter den Philosophen, der sich für alle Wissensgebiete interessierte (von den Kategorien der Logik bis hin zur Biologie), gründete Aristoteles eine Schule, das sogenannte Lykeion (was unseren höheren Bildungsstätten zu der Bezeichnung Lyzeum verhalf).

Die Ideenlehre des Platon lehnt Aristoteles entschieden ab. Für ihn sind Begrifflichkeiten (wie »das Werkzeug«, »der Mensch«, »die Gerechtigkeit« und so weiter) keine Idealmodelle der mit dem Verstand erfassbaren Welt, zu denen die Seele mittels Intuition Zugang hat, sondern logische Kategorien, zwischen denen ihrerseits logische Beziehungen bestehen. Aristoteles’ Gedanken zu diesem Thema galten bis zum 19. Jahrhundert (als die mathematische Logik geboren wurde) als vollendete Wissenschaft der Logik.

Hauptwerke: →Physik, →Metaphysik, →Nikomachische Ethik.

AUGUSTINUS. Christlicher Philosoph (354 bis 430), geboren im heutigen Algerien, bekannt als Heiliger Augustinus. Nach einer ausschweifenden Jugend konvertierte er zum Christentum, um fortan als Bischof und Theologe zu wirken. Sein sehr umfangreiches Werk ist sowohl polemischer Natur (und richtet sich gegen die verschiedenen Häresien, die für die neue Kirche eine Bedrohung darstellten) als auch apologetischer Natur (indem es das Christentum verherrlicht).

Auf philosophischem Gebiet gilt Augustinus als Erfinder der Subjektivität in der heutigen Wortbedeutung, das heißt der intimen Seite des Menschen, von der die Griechen und Römer, die den Menschen auf der Grundlage seiner äußeren Beziehungen definierten, nichts wissen wollten.

Gleichzeitig führt Augustinus auch den Begriff der Zeitlichkeit in die abendländische Philosophie ein. Vor ihm sahen so gut wie alle philosophischen Bewegungen in der Zeit ein Hindernis, eine Quelle der Verdorbenheit und Mangelhaftigkeit. Bei Augustinus wird die Zeit zum Rahmen der Existenz selbst. Aufgrund seiner Auffassung von Subjektivität, die durch Angst (für Augustinus das Gefühl des Getrenntseins von Gott) entsteht, sowie seines Zeitlichkeitsbegriffs wird Augustinus zu einer sehr frühen Quelle des heutigen Existenzialismus.

Zu guter Letzt war Augustinus auch der Erste, der sich mit einem spekulativen Problem auseinandersetzte, das während des gesamten Mittelalters von hoher Wichtigkeit blieb – nämlich der Frage nach der Beziehung zwischen Glaube (religiöser Offenbarung) und Verstand. Der Verstand findet, wonach der Glaube sucht, und er bewahrt den Glauben (der nach wie vor im Recht bleibt) davor, zu einem blinden Glauben zu werden.

Der heilige Augustinus gehört nicht zu den Denkern der Versöhnung. Die beiden »Städte« – die irdische, die Gott vergisst, sowie die himmlische, die von ihm erfüllt ist – gehören (obwohl nicht scharf voneinander getrennt) zwei verschiedenen Welten an. Die mit der Ursünde behaftete Kreatur bedarf der göttlichen Gnade, um Heil zu erlangen. Dieser Punkt der augustinischen Lehre hat sich bis in den Lutheranismus und Jansenismus hinein bewahrt.

Hauptwerke: →Bekenntnisse, Der Gottesstaat.

B

BACHELARD, GASTON. Französischer Philosoph (1884 bis 1962). Sein Werk lässt sich in zwei Kategorien aufteilen: die Schriften zum Thema Epistemologie (→Der neue wissenschaftliche Geist, →Die Bildung des wissenschaftlichen Geistes) sowie seine späteren Schriften, in denen er eine Analyse der Poetik vornimmt (Die Psychoanalyse des Feuers, Das Wasser und die Träume, Die Erde und die Träumereien des Willens).

Bachelards Epistemologie sieht in der Diskontinuität ein Merkmal wissenschaftlicher Tätigkeit. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind nur spontane Präsentationen von Ergebnissen (Meinungen), die so nicht wahr sein können und von früheren Stufen des Wissens nicht zu trennen sind. Das ist es, was man als »epistemologischen Bruch« bezeichnet (ein Horoskop zu erstellen ist eine Sache, den Lauf der Gestirne zu studieren eine andere). Der epistemologische Bruch wird somit gewissermaßen zum Bindeglied zwischen neuen und alten wissenschaftlichen Vorstellungen. Wissenschaftliches Tun prallt stets auf Trägheitsmomente und Gegensätze, die Bachelard als »Erkenntnishindernisse« bezeichnet: Während das Alltagserleben um Einfachheit bemüht ist, wird die Wissenschaft immer komplexer und abstrakter.

Die zweite Kategorie von Bachelards Werk beschäftigt sich mit der Imagination (Einbildungskraft) als Produktionsstätte mentaler Bilder, die sich am überzeugendsten in die Bilderwelt der Literatur übertragen lassen. In den vier traditionellen Elementen (Feuer, Erde, Luft und Wasser) sieht Bachelard das diesen Bildern zugrunde liegende Material, das sich in mannigfachen Variationen manifestieren kann.

BACON, FRANCIS. Englischer Philosoph (1561 bis 1626). Er war Lordkanzler des Königs (vergleichbar dem Posten eines Premierministers) und ging in die Philosophiegeschichte als der erste große Denker ein, der experimentelle Forschungen betrieb. Dem Formalismus der aristotelischen Logik bot er heftigst die Stirn und plädierte für ein neues Werkzeug des Denkens, das aufgrund der methodischen Untersuchung von Fakten zur Erkenntnis führen sollte.