Die Goldwölfe - Frank Callahan - E-Book

Die Goldwölfe E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Verdammte Höllenbrut! Aus dem Hinterhalt hatten sie mich niedergeschossen und mich für tot liegen gelassen. Irgendwann kam ich zwar wieder zu Bewußtsein, aber große Hoffnung gab es nicht mehr für mich. Die Goldwölfe hatten mich total ausgeraubt. Aber dann geschah ein Wunder, mit dem ich nicht mehr gerechnet hatte. Ein graubärtiger Oldtimer und ein blondes Mädchen retteten mir das Leben. Und als ich wieder halbwegs bei Kräften war, zog ich los, um mir alles zurückzuholen, was mir die Goldwölfe genommen hatten. Die beiden Männer tauchten so plötzlich vor mir auf, daß mein Rapphengst scheute und ich große Mühe hatte, nicht aus dem Sattel geschleudert zu werden. »Laß die Pfoten vom Eisen, Drakestone! Schnall ab!« Ich nickte und tastete langsam mit beiden Händen nach der Schnalle des Revolvergurts. Sekunden später fiel er auf die Erde. »Absteigen!« Die Aufmerksamkeit der beiden Strolche ließ nach. Sie fühlten sich ganz als Herren der Lage, als ich aus dem Sattel sprang und auf der Erde landete. Gleichzeitig riß ich meinen Ersatzcolt aus dem Hosenbund, den ich dort unter der Lederjacke verborgen hatte. Ich feuerte bereits, noch ehe die beiden Kerle so richtig begriffen, daß ich sie reingelegt hatte. Die Banditen taumelten getroffen zur Seite, schrien auf und schossen vor sich in den Boden. Dann aber knickten sie ein, ehe sie wie gefällte Bäume stürzten und regungslos liegenblieben. Ich atmete tief durch, ersetzte die verschossenen Patronen und ging dann nacheinander neben den Gesetzlosen in die Hocke.

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Die großen Western – 298 –

Die Goldwölfe

Frank Callahan

Verdammte Höllenbrut! Aus dem Hinterhalt hatten sie mich niedergeschossen und mich für tot liegen gelassen. Irgendwann kam ich zwar wieder zu Bewußtsein, aber große Hoffnung gab es nicht mehr für mich. Die Goldwölfe hatten mich total ausgeraubt. Aber dann geschah ein Wunder, mit dem ich nicht mehr gerechnet hatte. Ein graubärtiger Oldtimer und ein blondes Mädchen retteten mir das Leben. Und als ich wieder halbwegs bei Kräften war, zog ich los, um mir alles zurückzuholen, was mir die Goldwölfe genommen hatten. Es war ein Trail in die Hölle…

Die beiden Männer tauchten so plötzlich vor mir auf, daß mein Rapphengst scheute und ich große Mühe hatte, nicht aus dem Sattel geschleudert zu werden.

»Laß die Pfoten vom Eisen, Drakestone! Schnall ab!«

Ich nickte und tastete langsam mit beiden Händen nach der Schnalle des Revolvergurts. Sekunden später fiel er auf die Erde.

»Absteigen!«

Die Aufmerksamkeit der beiden Strolche ließ nach. Sie fühlten sich ganz als Herren der Lage, als ich aus dem Sattel sprang und auf der Erde landete.

Gleichzeitig riß ich meinen Ersatzcolt aus dem Hosenbund, den ich dort unter der Lederjacke verborgen hatte.

Ich feuerte bereits, noch ehe die beiden Kerle so richtig begriffen, daß ich sie reingelegt hatte. Die Banditen taumelten getroffen zur Seite, schrien auf und schossen vor sich in den Boden. Dann aber knickten sie ein, ehe sie wie gefällte Bäume stürzten und regungslos liegenblieben.

Ich atmete tief durch, ersetzte die verschossenen Patronen und ging dann nacheinander neben den Gesetzlosen in die Hocke.

Beide Banditen waren tot. Sie hatten den Überfall auf mich mit dem Leben bezahlen müssen. Ich schob den Stetson in den Nacken und zuckte mit den Schultern.

Ich hatte mich nur meiner Haut gewehrt, denn sonst hätten mich die Halunken wohl auf die lange Reise geschickt. Ich wußte nur zu gut, daß die Kerle keine Zeugen zurückließen, wenn sie sich die Goldausbeute vieler Monate unter den Nagel gerissen hatten.

Es waren mehr als dreißig hartgesottene Höllenhunde, die gnadenlos über die Goldgräber herfielen, wenn diese die Golden Gulch in den Black Hills verlassen wollten.

Golden Gulch war eine riesige Schlucht, fast schon ein Tal, die sich über zehn Meilen tief in einen Bergzug der Schwarzen Berge hineinfraß. Und dort suchten mehr als tausend Goldgräber nach dem gelben Metall und träumten davon, als reiche Männer davonzureiten und irgendwo in Saus und Braus leben zu können.

Bis jetzt war es aber kaum einem Digger gelungen, die Schlucht zu verlassen. In den letzten Wochen hatten die Goldbanditen immer wieder zugeschlagen und die Gulch gesperrt.

Die Angst ging in der Schlucht und auch in der kleinen Ortschaft um, die sich Nugget Town nannte und am Ende des tiefen Bergeinschnitts lag.

In Nugget Town konnten die Goldgräber alles zu überteuerten Preisen kaufen, was sie zum Überleben brauchten. Die Stadt wurde von einem Mann beherrscht, der dort groß absahnte und niemanden neben sich duldete.

John Hanson war sein Name.

Ich war nur einmal in den letzten drei Monaten in Nugget Town gewesen und war schnell wieder meines Weges geritten, denn die Stadt behagte mir nicht. Nun aber wollte ich der Gulch den Rücken kehren und nach Texas heimkehren. In meinen Satteltaschen befand sich Gold im Wert von ungefähr zwanzigtausend Dollar. Das würde genügen, um mir im Land der grünen Hügel eine Ranch zu kaufen und einen neuen Anfang zu wagen.

Nach Lage der Dinge hatte ich den Sperriegel der Goldbanditen durchbrochen. Ich blickte nochmals auf die beiden Toten und kletterte dann in den Sattel des Rapphengstes, um meinen Trail fortzusetzen.

Sekunden später brach die Hölle über mich herein.

Hinter einem Felsbrocken zuckten Feuerlanzen auf. Schüsse peitschten, und ich spürte erst einen harten Schlag gegen den linken Oberarm, und dann schien etwas meinen Schädel zu spalten.

Ich merkte noch, daß mein Pferd zusammenbrach und ich aus dem Sattel geschleudert wurde. Danach hatte ich nur noch das Gefühl, in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen, aus dem es kein Entkommen mehr gab.

*

Mein Erwachen war alles andere als erfreulich. Und doch durchströmte mich ein Glücksgefühl, daß ich überhaupt noch am Leben war.

Mein Schädel schien bersten zu wollen. Ein greller Schmerz wütete in ihm, als stocherte dort irgend jemand mit einem glühenden Messer herum. Und von meinem linken Oberarm ging ein dumpfes Pochen aus, das meine ganze Seite zu lähmen schien.

Ich fühlte einen bitteren Geschmack im Mund und hatte dann das Gefühl, als würde sich mein Magen umstülpen. Ich wuchtete den Oberkörper in die Höhe, beugte mich zur Seite und mußte mich keuchend erbrechen.

Dunkelheit umgab mich. Nur die silberne Scheibe des Mondes und die fernen Sterne spendeten ein wenig Licht. Nicht weit von mir entfernt lag mein Pferd und rührte sich nicht mehr.

Der Schmerz in meinem Kopf wurde noch stärker. Ein heiseres Stöhnen entwich meiner Kehle. Ich tastete hoch zum Schädel und fühlte Blut an meinen Händen. Mir wurde schnell klar, daß mich die Kugel nur gestreift und mir einen Scheitel gezogen hatte.

Minuten vergingen.

Es ging mir langsam ein wenig besser. Ich quälte mich auf die Beine und wankte zu dem toten Rapphengst. Nachdem ich die Wasserflasche vom Boden aufgehoben hatte, trank ich einige Schlucke und sah dann nach meinem linken Arm.

Eine Kugel hatte ihn glatt durchschlagen, ohne aber den Knochen oder Sehnen zu verletzen.

Die Satteltaschen lagen neben dem Kadaver des Pferdes. Alles Gold war aus ihnen verschwunden. Ich fand Verbandszeug und verband die Schuß­wunden, nachdem ich sie gesäubert hatte.

Danach fühlte ich mich so erschöpft, daß ich mich erst einige Minuten hinsetzte, um mich auszuruhen.

Verdammt, man sagte mir nach, daß ich ein harter Brocken war, doch jetzt fühlte ich mich irgendwie hilflos wie ein Baby.

Die Schmerzen in meinem Schädel tobten weiter, und auch die Schuß­wunde am linken Oberarm machte mir mächtig zu schaffen. Ich hatte eine Menge Blut verloren, und doch war ich heilfroh, die Schüsse aus dem Hinterhalt so einigermaßen überstanden zu haben.

Ich hatte großes Glück im Unglück gehabt.

Natürlich war ich mein Gold los.

Daran war vorerst nichts zu ändern, obwohl ich mir in diesen Sekunden schwor, es der Banditenbrut mit Zins und Zinseszins zurückzuzahlen.

Ich war nun einmal ein Bursche, dem noch niemand im Leben auch nur einen Hosenknopf ungestraft weggenommen hatte. Das hatte ich mehr als einmal bewiesen. Lange Zeit trug ich das Marshalabzeichen in wilden Grenzstädten oder kämpfte auf der Seite der Schwachen und Schutzlosen, um irgendeinen größenwahnsinnigen Big Boß in die Schranken zu weisen.

Irgendwann hatte ich aber die Nase voll gehabt von Pulverdampf und Blei und sehnte mich nach einem ruhigeren Leben. Mir fehlten aber die notwendigen Dollars, um selbst etwas auf die Beine zu stellen.

Als ich von den Goldfunden hier in den Black Hills hörte, beschloß ich, die Ärmel hochzukrempeln und mein Glück zu versuchen.

Alles lief großartig. Ich schuftete wie ein Wilder und rang meinem Claim auch einiges an Gold ab. Nun aber war alles umsonst gewesen.

Diese und ähnliche Gedanken gingen mir durch den Sinn, während ich dalag, um mich zu erholen. Mir ging es nur langsam besser.

Mir wurde auch klar, daß ich zur Golden Gulch zurückkehren mußte. Ohne Pferd und Ausrüstung hatte ich keine Chance, die Schwarzen Berge zu verlassen. Dafür würden schon die Indianer sorgen, die in den Hügeln lauerten und immer wieder weiße Eindringlinge umbrachten.

Ich mußte eingeschlafen sein, denn Hufschlag riß mich aus meinem leichten Schlummer. Die Schmerzen in Kopf und Arm wurden mir wieder schlagartig bewußt, als ich mich aufrichtete und nach dem Revolver tastete.

Den Gurt hatte ich mir wieder umgeschnallt, nachdem ich meine Wunden verbunden hatte. Der hinterhältige Mordbrenner war nur an meinem Gold interessiert gewesen und hatte den Waffengurt liegen lassen.

Ich erhob mich langsam und spürte schon wieder einen faden Geschmack im Mund. Mein Magen schien erneut rebellieren zu wollen.

Der Hufschlag wurde lauter.

Ich wankte auf einen der Felsbrocken zu, die den schmalen Pfad säumten, und ging dahinter in Deckung. Es dauerte nicht lange, dann erkannte ich zwei Reiter, die heranritten und deren Silhouetten sich deutlich gegen das hellere Firmament abhoben.

Kehrten die Banditen an den Ort des Überfalls zurück, oder handelte es sich um Goldgräber, die auf dem Weg zur Golden Gulch waren, um dort die große Chance ihres Lebens zu suchen?

Die beiden Reiter zügelten ihre Pferde, als sie den toten Vierbeiner vor sich sahen. Einer der beiden zog eine Parker Gun aus dem Scabbard. Und mit solch einer Bleispritze konnte man einen Menschen aus nächster Distanz in zwei Teile zerlegen. Das war mir klar.

Nachdem ich mich hinter dem Felsbrocken aufgerichtet hatte, zielte ich mit dem Revolver auf die beiden Reiter.

»Ganz ruhig bleiben, Leute!« krächzte ich wie ein alter Rabe. »Wenn ihr vernünftig seid und die Hände hochhebt, geht’s vielleicht ohne Blutvergießen ab. Laß schon die Schrotflinte fallen!«

Nun klang meine Stimme etwas deutlicher, doch ein erfahrener Mann würde wohl heraushören, daß ich so ziemlich am Ende meiner Kräfte angelangt war.

Die beiden Reiter waren zusammengezuckt und hockten wie erstarrt im Sattel. Dann blickten sie zu mir hinüber.

Mondlicht fiel auf das bärtige und zerknitterte Gesicht eines Oldtimers. Bei dem anderen Reiter handelte es sich um eine junge Frau. Erst jetzt sah ich die langen blonden Haare, die unter dem Stetson hervorquollen.

»Mach mal ’nen Punkt, Mister«, sagte der Alte. »Bei uns gibt’s nichts zu holen, Mister. Falls du zu der Banditenbrut gehörst, dann hast du mächtig in die… äh… danebengegriffen. Falls du aber selbst von den Hundesöhnen überfallen worden bist – und das tote Pferd deutet darauf hin – dann solltest du vernünftig mit uns reden. Meine Enkelin und ich sind gern bereit, dir zu helfen.«

»Laß die Parker fallen, Oldman!« befahl ich.

Der Graubärtige zuckte mit den Schultern und ließ die Schrotflinte los, die polternd auf der Erde aufschlug.

»Zufrieden, Mister?«

»Absteigen! Das Girl auch. Keine Tricks, sonst endet das übel für euch. Habt ihr verstanden…?«

»Ich bin zwar nicht mehr der jüngste, doch ich höre noch verdammt gut«, brummte der Oldtimer. »Wir riskieren nichts. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, daß du auf eine Frau schießen würdest.«

Da hatte er recht.

Mir war auch langsam klargeworden, daß die beiden wohl kaum zu der Banditenbrut gehören konnten. Ich blieb aber nach wie vor wachsam.

Der Oldman und die junge Frau kletterten von den Pferderücken und blieben mit erhobenen Händen vor dem Felsen stehen, hinter dem ich mich befand. Dann mußte ich meine ganze Kraft zusammennehmen, um den beiden entgegenzutreten.

»Du bist wohl unter die Räuber geraten«, murmelte der Alte und musterte mich forschend. »Dich hat’s übel erwischt. Es wurde mich nicht wundern, wenn du gleich aus den Stiefeln kippen würdest.«

Ich stöhnte, obwohl ich es zu verhindern versuchte. Der Revolver in meiner Faust wackelte bedenklich.

»Laß es gut sein, Mister«, meinte der Oldtimer. »Uns gehört ein Claim in der Golden Gulch. Nancy und ich sind unterwegs gewesen, um zu jagen, doch leider kehren wir mit leeren Händen zurück. Dich haben wohl die verdammten Goldbanditen erwischt, als du mit deiner Goldausbeute abhauen wolltest?«

Ich nickte und schob den Colt ins Leder.

Der hämmernde Schmerz in meinem Schädel war in den letzten Minuten wieder schlimmer geworden, und auch die Schußverletzung am Arm bereitete mir die Hölle. Ich konnte mich wirklich kaum noch auf den Beinen halten.

»Ich bin Old Patty, und das ist Nancy, wie ich bereits schon sagte. Wer bist du, Mister?«

»Malcom Drakestone«, ächzte ich und berichtete in wenigen Worten, was sich vor ungefähr zwei oder drei Stunden ereignet hatte.

»Hast du etwas dagegen, wenn sich Nancy die beiden Wunden ansieht?« fragte Old Patty. »Sie versteht eine Menge von Wundheilung – vielleicht mehr als so mancher Halunke, der sich Doc schimpft.«

Ich hatte nichts dagegen.

Nancy wusch die Wunden nochmals aus und schmierte eine Heilsalbe darauf, die sie aus einer Satteltasche geholt hatte. Danach legte sie mir zwei straffe Verbände an und nickte mir zu.

»Das wär’s wohl gewesen, Malcom. Du hattest eine Menge Glück. Ich denke, daß du schon bald wieder auf dem Posten sein wirst.«

Ich lächelte mühsam.

»Das sind nicht die ersten Schuß­verletzungen, die ich auszukurieren habe. Ich bin hart im Nehmen und habe eine gute Heilhaut.«

Bei diesen Worten blickte ich düster auf mein totes Pferd, das mitten auf dem schmalen Pfad lag. Es würde wohl nicht lange dauern, bis sich die ersten Aasfresser einstellen würden.

»Mir bleibt keine andere Wahl, als in die Schlucht zurückzukehren«, sagte ich dann. »Ich muß mir dort ein Pferd beschaffen, sonst gibt es keine Chance, die Black Hills zu verlassen.«

»Wir könnten gemeinsam auf meinem Pferd zur Gulch reiten«, sagte Nancy. »Der Braune schafft das ohne weiteres.«

Old Patty nickte.

»Das wollte ich auch vorschlagen«, sagte er. »Hast du deinen Claim verkauft, oder kannst du an den Schürfplatz zurückkehren?«

»Verkauft«, sagte ich. »Zum Henker, ich besitze nun keinen lausigen Dollar mehr. Noch vor einigen Stunden hatte ich das Gefühl, das große Los gezogen zu haben.«

»So ist es nun mal im Leben«, beschwichtigte der Oldtimer mich. »Du kommst erst mal mit zu uns. Dann sehen wir weiter. Kommst du allein in den Sattel, oder soll ich dir helfen?«

Ich biß die Zähne fest aufeinander, als ich mich auf den Pferderücken zog, und mußte mich dann am Sattelhorn festhalten, um nicht herunterzufallen.

Nancy nahm hinter mir Platz und umklammerte mich mit beiden Armen, als ahnte sie, daß ich so ziemlich am Ende meiner Kräfte angelangt war. Dann ritten wir los.

*

Als ich die Augen öffnete, wußte ich im ersten Moment nicht, wo ich mich befand. Nachdem ich den Oberkörper aufgerichtet hatte, wurde mir klar, daß ich in Old Pattys Hütte auf einer Schlafpritsche lag.

Der hämmernde Schmerz in meinem Schädel hatte beträchtlich nachgelassen, und auch die Schußverletzung am linken Oberarm schmerzte nicht mehr so sehr. Mir ging es bedeutend besser, und ich verspürte sogar ein nagendes Hungergefühl in meinem Magen.

Sonnenlicht sickerte durch ein Fenster der Blockhütte. Irgendwo wieherten Pferde, und dann erklangen näherkommende Schritte.

Kurze Zeit später trat Nancy an mein Lager und nickte mir lächelnd zu.

»Ausgeschlafen, Malcom? Es wird auch höchste Zeit. Ich muß deine Wunden neu verbinden. Hoffentlich fühlst du dich besser. Der Ritt hatte dich ganz schön geschafft.«

»Ich fühle mich fast wie neugeboren«, antwortete ich.

Die blondhaarige Schöne sah mich zweifelnd an.

»Auf jeden Fall geht es mir besser. Wie lange habe ich geschlafen? Ich habe Hunger wie ein Wolf.«

»Du hast weit über vierundzwanzig Stunden geschlafen«, erklärte Nancy. »Zu essen gibt es aber erst, wenn ich dich verarztet habe.«

Nancy erneuerte die beiden Verbände und nickte mir dann zufrieden zu.

»Alles bestens«, sagte sie. »Ich konnte keine Anzeichen einer Blutvergiftung feststellen. Du wirst schon sehr bald wieder auf den Beinen sein.«

»Danke, Nancy«, erwiderte ich. »Ich werde es gleich ausprobieren und mich an den Tisch setzen. Dort kann ich besser essen. Du und dein Großvater habt mir sehr geholfen. Wo ist Old Patty eigentlich?«

»Er ist nach Nugget Town geritten, um ein Pferd für dich zu besorgen. Außerdem benötigen wir Lebensmittel, nachdem wir auf der Jagd kein Wild erlegen konnten. Großvater wird gegen Abend zurück sein.«

»Ich bin pleite«, sagte ich und schwang meine Beine über die Bettkante. »Im Moment weiß ich nicht, wie ich meine Schulden zurückzahlen kann. Ein Pferd wird eine Menge in dieser verdammten Goldgräberstadt kosten.«

Ich stand auf, ging zum Tisch hinüber und setzte mich. Die Schmerzen der Schußverletzungen wurden kaum stärker.

»Mach dir darüber keine Sorgen«, sagte das hübsche Mädchen, das mir immer besser gefiel. Die Lewishose lag wie eine zweite Haut um ihre Hüften, und auch was unter ihrer Bluse verborgen war, ließ mein Herz schneller schlagen.

Nancy mußte meinen Blick bemerkt haben, denn ich sah, wie sie rot wurde. »Ich bringe dir dein Essen«, sagte sie schnell und lief in die kleine Küche, aus der es köstlich duftete. Mein Magen gab schon wieder knurrende Laute von sich, als stritten sich dort einige Wölfe um eine Beute.

Eine Viertelstunde später schob ich den leeren Teller zurück und wischte mit dem Handrücken über den Mund.