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Wir sind inmitten einer historischen Zeitenwende – weltweit! Wirtschaft, Politik, Arbeit, Gesellschaft. Nichts wird so bleiben, wie es ist oder kürzlich noch war. Wir stehen vor großen Verwerfungen und dem größten Vermögenstransfer in der Geschichte der Menschheit. Die Corona-Pandemie ist nicht der Grund der jetzigen Krise, sondern lediglich ein Brandbeschleuniger. Die wahren Ursachen liegen viel tiefer. Wir befinden uns in einem Zyklenwechsel. Wir dürfen nicht vergessen, dass Krisen essenziell für das Voranschreiten der Menschheit sind. Erst durch eine Katharsis ist der Mensch bereit, notwendige Veränderungen in die Wege zu leiten. Krisen sind daher auch Chancen: Jetzt werden Vermögen auf Generationen gemacht oder vernichtet. Der fünffache Spiegel-Bestsellerautor Marc Friedrich zeigt Ihnen mit seinem neuesten und wichtigsten Buch, wie Sie für sich und wir als Menschheit die Krise als einmalige Chance nutzen können. Gekonnt kontrovers, realistisch und verständlich wirft er einen Blick auf die Welt und die bevorstehenden Umwälzungen und zeigt auf, wie Sie sich mental und finanziell darauf vorbereiten können.
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Marc Friedrich
Was wir jetzt aus der Krise lernen müssen und wie Sie vom größten Vermögenstransfer der Menschheit profitieren
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
Originalausgabe, 4. Auflage 2023
Redaktionsschluss: März 2021
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Projektleitung: Georg Hodolitsch, Isabella Steidl
Redaktion: Judith Engst
Korrektorat: Anja Hilgarth; Manuela Kahle
Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt, München
Satz: inpunkt[w]o, Haiger (www.inpunktwo.de); Andreas Linnemann, München
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-95972-457-9
ISBN E-Book (PDF) 978-3-98609-000-5
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Für Sofia (1980–2020)
Krisen sind wichtig! Krisen sind Chancen!
Die Evolution der Menschheit ist geprägt durch Krisen
1. Status quo – Die Zeitenwende hat begonnen
Corona, der Brandbeschleuniger der Krise
Der größte Vermögenstransfer der Geschichte!
Der größte Crash aller Zeiten
Die Krise begann schon vor Corona
Die größte Insolvenzverschleppung in der Geschichte der Menschheit
Digitale Diktatur – Digitalisierung der Währungen
Vorreiter und Vorbild China – der ultimative Überwachungsstaat
Bargeldverbot
2. »It’s the cycles, stupid!« – Wie man die Zukunft vorhersehen kann
Der Geldzyklus – Brot und Spiele
Die Staatsschuldenlüge: 7 Billionen Euro statt 2,3 Billionen Euro
Sound Money – gesundes, stabiles und gedecktes Geld
Warum lernen Menschen nicht aus der Vergangenheit?
Schuldenzyklus
Machtzyklus
Investmentzyklus und Investmentampel
Die Stufen einer Finanzblase
Die finale Blase – was spricht alles für einen Crash?
The Fourth Turning – die Vier-Generationen-Theorie (Strauss-Howe Generationen-Theorie)
In der Revolution steckt die Evolution!
Der Superzyklus: Die langen Wellen der Konjunktur
3. Ausblick – Was auf uns zukommt
Inflation (ist Diebstahl!)
Wahre Inflation
Warum jetzt die Inflation kommt!
Die wahre Krise
Kommt eine Hyperinflation?
Hyperinflation und Staatsbankrott
Mein Szenario
Krisenverlauf
4. Alles wird anders!
Unsere Zukunft nach der Krise
Notwendige Katharsis
Lösungen – Gesellschaft, Arbeit, Alltag
Die Politik ist nicht die Lösung, sie ist oftmals das Problem
Lehren für die Zukunft – was muss im neuen System getan werden
Schuldenerlass und Insolvenzverordnung für Staaten
Implementierung eines neuen Geldsystems
Keine Berufspolitiker! Amtszeiten beschränken!
Politikerhaftung
Die künstliche Intelligenz (KI) ergänzt und überwacht die Politik
Parteien sind obsolet
Radikale Steuerreform
Direkte Demokratie auf Basis der Blockchain
Ein bedingungsloses Grundeinkommen durch die Hoheit über unsere Daten!
Menschlichkeit
5. Was mache ich mit meinem Geld?
Die wilden Zwanziger – eine wilde und goldene Dekade beginnt!
Das Versagen der Politik!
Erst Zombie-, dann Pleitewelle
Unsichtbare Mauern – finanzielle Repression
Attacke auf unser Geld
Keine Krise ungenutzt lassen!
Die Investmentmatrix
Lebensversicherung – halten, stilllegen oder verkaufen?
Automatische Geldvernichtung
Welche Versicherung ist sicher und welche nicht? Die Solvenzquote
Fazit und Rat
Ende des Immobilienbooms?
Was können Sie jetzt tun, wenn Sie Schulden haben?
Gewerbeimmobilien
Sind Depots und Schließfächer sicher?
Treuhandvermögen – und die wichtigen Fälle, in denen der Schutz nicht reicht
Einlagensicherung pro Person oder pro Konto?
Bankenunion und europäische Einlagensicherung (EDIS)
Was noch auf uns zukommt: das Schließfachregister
Bitcoin – die größte Investmentchance unserer Lebzeit!
Wie alles begann: Bitcoin – ein Kind der Krise
Warum wir neue Höchststände sehen werden
»Bitcoin ist eine Tulpenblase und wird auf null fallen.«
»Bitcoin wird verboten!«
Bitcoinpreis sechsstellig? Das Stock-to-Flow-Modell (Update)
Bitcoin ist genial, dezentral, limitiert und grenzenlos
Bitcoin – die größte Revolution aller Zeiten
Rohstoffe – eine goldene Dekade bricht an
Lesen auf eigene Gefahr: Die goldene Strategie
Der Rohstoff-Superzyklus
Edelmetalle
Gold
Silber
Platin
Industriemetalle
Kupfer
Nickel
Zinn
Uran – eine strahlende Zukunft
Die Energiewende – eine kostspielige Fehlentscheidung
Deutschland schaltet ab – alle andere schalten an
Der Uranmarkt – steigende Nachfrage bei sinkendem Angebot
Öl – das schwarze Gold
Die perfekte Vermögenssicherung
Schlusswort: Eine Zukunft mit neuen Werten
Danksagung
Über den Autor
Kontakt
Über den Gastautor
Endnoten
»Es gibt drei Arten von Menschen: diejenigen, die sehen, diejenigen, die sehen, was ihnen gezeigt wird, und diejenigen, die nicht sehen.«
Leonardo da Vinci
»Je größer die Schwierigkeit, die man überwand, desto größer der Sieg.«
Cicero
Das Jahr 2020 wird als Beginn einer nachhaltigen Zeitenwende in die Geschichtsbücher eingehen. Durch die Corona-Pandemie wurde uns allen weltweit schmerzhaft bewusst, wie fragil unser hochkomplexes und fortschrittliches Wirtschafts- und Finanzsystem de facto ist. Innerhalb weniger Tage sind die Just-in-time-Produktionsund Lieferketten eingebrochen oder gar komplett zum Stillstand gekommen – und der Auslöser war ein unsichtbares Virus. Diese Krise hat uns auf harte und bittere Art und Weise deutlich gemacht, dass unser System nicht resilient ist, es hat aufgezeigt, welche Schwächen es hat, wie groß die Klumpenrisiken sind und in welchen gefährlichen Abhängigkeiten wir uns in dieser globalisierten Welt doch befinden. Vielen Menschen wurde klar, dass nichts auf alle Ewigkeit in Stein gemeißelt ist. Gigantische Konjunkturpakete der Staaten und billionenschwere Stützungsprogramme der Notenbanken, maßlos überforderte und kopflos-aktivistische Politiker, aber auch leere Regale, stillgelegte Fließbänder, stark ansteigende Kurzarbeiter- und Arbeitslosenzahlen verdeutlichen das historische Ausmaß.
Wenn es auch viele nicht wahrhaben wollen: Wir sind inmitten eines historischen Paradigmenwechsels. So bitter es für viele auch sein mag, aber wir werden nicht mehr in der alten, gewohnten Welt aufwachen und zu unserem alten Leben zurückkehren. Alles wird sich für immer verändern:
wie wir arbeiten,
wie wir uns in Zukunft fortbewegen,
wie und was wir einkaufen,
wie wir wirtschaften, reisen, denken, leben, bezahlen, investieren,
wie und was wir produzieren.
Solche Punkte in der Geschichte bilden das Fundament und sind die Chance für nachhaltige Veränderungen, die die Menschheit aus Bequemlichkeit und Angst niemals freiwillig initiieren würde. Wer in die Vergangenheit schaut, sieht, dass wahre und tiefgreifende Veränderungen immer durch äußere Umstände erzwungen werden. Durch Krisen wird offensichtlich, was ausgedient hat, Altes wird aussortiert und Neues entsteht. Sowohl im Kleinen wie auch im Großen. Nicht nur unser persönliches Leben ist davon betroffen, sondern ganze Branchen, Gesellschaften, politische Systeme und Länder. Erst durch den Klimawandel sind wir gezwungen worden, nach Alternativen bei der Energieerzeugung zu suchen. Dasselbe gilt für Impfstoffe, Medikamente und technische Entwicklungen. Erst wenn der Mensch machtlos ist und keinen anderen Weg mehr sieht, ist er bereit zu wahrhaftigen Reformen und (R)Evolutionen. Krisen beinhalten extreme Risiken, aber auch phänomenale Chancen.
Ich will Ihnen in diesem Buch eine Anleitung an die Hand geben, wie die Zyklen funktionieren, wo wir stehen, wie Sie sich positionieren können und wie Sie sich finanziell, aber auch mental auf das Kommende vorbereiten können.
Krisen sind essenziell für das Voranschreiten der Menschheit. Der Mensch lernt durch Scheitern – trial and error. Krisen dienen als Sprungbrett für die menschliche Entwicklung. Erst durch eine Katharsis ist die Menschheit bereit, Veränderungen in die Wege zu leiten. Jedem muss klar sein, dass tiefgreifende Transformationen immer mit Verlusten und Wachstumsschmerzen einhergehen. Auch wenn es paradox klingt: Krisen sind wichtig und sie sind große Chancen für die Menschheit. Wir sollten Krisen willkommen heißen und umarmen. Nach jeder Krise hat die Menschheit sich weiterentwickelt und an Wissen und Wohlstand hinzugewonnen. So wird es auch dieses Mal sein. Der Ökonomen Joseph Schumpeter nennt es die kreative Zerstörung. Eine solche Zerstörung ist notwendig, damit Neues entstehen kann. Je größer eine Krise, desto größer die Chancen, die sie mit sich bringt. Aktuell stehen wir vor dem größten Transformationsprozess unserer Lebzeit. Verschiedene Zyklen enden nun und ein neuer, großer Zyklus beginnt. Dies hat sich schon in den letzten Jahren bemerkbar gemacht: Wir waren schon vor Corona im Dauerkrisenmodus. Eine Krise wurde durch eine neue und noch größere Krise abgelöst: Finanzkrise, Eurokrise, Flüchtlingskrise, Klimakrise, Demografiekrise, Autokrise, Wirtschaftsabschwung und Schuldenkrise. Und jetzt kommt gewissermaßen als Brandbeschleuniger noch die Corona-Krise hinzu. Nun sehen wir binnen kurzer Zeit rapide Entwicklungen in vielen Bereichen, und das rund um den Globus. Vor allem Deutschland wird extreme Veränderungen erleben und sollte dies als Erneuerungsprozess begreifen.
Zu sicher fühlen wir uns in unserem perfekt organisierten Alltag mit ständig geöffneten Supermärkten, permanenter Ablenkung, Berieselung und Beschallung durch iPhone, TikTok, Netflix und Freiheiten, die für uns selbstverständlich sind.
Durch die Lockdowns wurde diese sicher geglaubte Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Seitdem sind wir in einer Ausnahmesituation und so gespalten wie schon lange nicht mehr. Die einen haben Angst vor Corona und fürchten um ihre Gesundheit. Die anderen haben Angst vor Arbeitslosigkeit und Insolvenz und fürchten um ihre pure wirtschaftliche Existenz. Wieder andere haben Angst um die Freiheitsrechte und die Demokratie. All diese Ängste sind legitim und verständlich. Sie müssen respektiert und ernst genommen und dürfen nicht ins Lächerliche gezogen werden. Um die Gesellschaft gesunden zu lassen, müssen wir aufeinander zugehen, einander zuhören und andere Meinungen ertragen und respektieren. Leider beobachte ich momentan oftmals genau das Gegenteil: Dass wir uns auseinanderdividieren und Angst voreinander haben – man könnte ja ansteckend sein.
Es ist wichtig, die Fakten objektiv zu betrachten und konstruktive Lösungen aufzuzeigen. Die Politik muss beginnen, uns gegenüber mit der vollen Wahrheit herauszurücken und keine Salamitaktik zu betreiben. Wir wissen bis dato nicht, wie groß der volkswirtschaftliche, aber auch der gesellschaftliche, politische und seelische Schaden ist. Vor allem bei den Jüngsten unserer Gesellschaft dürften die Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung erhebliche Konsequenzen mit sich gebracht haben.
2020 war ein großer Wendepunkt. Die Welt, in der wir in Zukunft leben werden, wird nicht die gleiche sein. Es wird eine komplett neue Zeitrechnung beginnen – unabhängig davon, wie lange uns die Corona-Pandemie noch in Atem hält.
Deutschlands Wirtschaft ist geprägt vom Maschinenbau, von der Automobilindustrie und von anderen Unternehmen des produzierenden Gewerbes. Allgemein bekannt ist, dass unsere Schlüsselindustrien den einen oder anderen Trend schlichtweg verpennt oder gar ignoriert haben. Erst jetzt durch die Häufung der Krisen wird unsere Wirtschaft gezwungen sein, sich neu zu erfinden oder zu scheitern. Volkswagen hat bereits einen neuen Weg eingeschlagen und setzt voll auf Elektromobilität. Andere versuchen sich am Wasserstoff und Car-Sharing. Welche Strategie die richtige sein und wer überleben wird, wird sich zeigen. Fakt ist:Nichts zu tun, ist keine Lösung! Stillstand ist Tod! Bewegung ist Leben! Nur Unternehmen und Branchen werden überleben, die den Wandel umarmen und aktiv gestalten. Das gilt für uns alle! Das große Aussieben hat begonnen. Falls wir jetzt nicht den Mut haben, neue Wege zu beschreiten und uns neu zu erfinden, müssen wir unserem Wohlstand Adieu sagen.
Wie kann man als Unternehmen, als Mensch und als Gesellschaft gestärkt aus Krisen hervorgehen und sich darauf vorbereiten? Hier hilft ein seit jeher bestehender Grundsatz: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Diversifikation, Innovation und dezentrale Systeme sind sinnvoll, um die Abhängigkeiten zu reduzieren.
Parallel sollte man sich nicht zu sehr auf die Politik verlassen, sondern selbst aktiv werden. Wahrer Wandel kommt immer von unten, von uns Menschen. Was in der Politik oftmals fehlt, haben wir nun immer mehr in Form von bahnbrechender Technologie: Erstmalig haben wir große Helfer in Form von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz an unserer Seite. Dies alles birgt eine enorme Chance, um die Krisen zu meistern und gestärkt daraus hervorzugehen. Noch nie hatte die Menschheit diese Möglichkeit. Kleiner Hinweis: Die perfekte, unabhängige und faire KI, wie ich sie mir vorstelle, ist momentan noch nicht verfügbar.
Uns allen muss klar sein: Wenn wir an dem Alten festhalten, so wie es viele Politiker und Entscheidungsträger momentan verzweifelt versuchen und propagieren, wird der Kollateralschaden für uns alle immer größer – wirtschaftlich, monetär, gesellschaftlich und politisch. Dass sich Entwicklungen in Zyklen vollziehen, ist ein Naturgesetz, und diese Zyklen sind nicht zu stoppen. Entweder wir sind bereit, den Fortschritt und die laufende Veränderung anzuerkennen, oder wir werden von ihnen überrollt.
Wir können Krisen nicht vermeiden, wir können sie aber nutzen und daraus lernen. Die Entwicklung der Menschheit ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Aber sie ging immer einher mit Krisen. Krisen sind seit jeher stets Teil der Menschheitsgeschichte gewesen.
Je größer eine Krise, desto größer der Sprung nach vorne, den sie ermöglicht. Die kommende Krise hat das Potenzial, einen kompletten Neustart zu initiieren und uns auf eine neue Bewusstseinsstufe zu katapultieren. Denn dieses Mal handelt es sich nicht nur um eine lokale Krise oder die einer Branche oder eines Landes. Dieses Mal ist es eine globale Krise und wir als Menschheit sind gemeinsam zu ihrer Bewältigung gefordert. Das ist anstrengend und neu, aber essenziell für unsere Entwicklung. Wenn wir jetzt die richtigen Entscheidungen treffen, als Menschheit an einem Strang ziehen, Grabenkämpfe beenden, geistige Grenzen abbauen, die Technologie für uns alle einsetzen und nicht dazu, den Profit einzelner Länder, Unternehmen oder sonstiger Akteure zu maximieren, wenn wir jetzt den Mut haben, die richtigen und unbequemen Entscheidungen zu treffen, neue, unbekannte Pfade zu beschreiten und alte Zöpfe abzuschneiden, dann wird für uns alle ein goldenes Zeitalter beginnen.
Dieses Buch soll Ihnen eine Übersicht und eine Hilfestellung geben. Ich möchte Bezug auf das Einleitungszitat von Leonardo da Vinci nehmen. Ich will, dass Sie sehen! Um dann aktiv werden zu können. Darum:
Packen wir es an und nehmen uns den folgenden Spruch von Johann Wolfgang von Goethe zu Herzen:
»Was immer du tun kannst oder erträumst zu können, beginne es. Kühnheit besitzt Genie, Macht und magische Kraft. Beginne es jetzt.«
Lassen Sie es uns beginnen!
Herzlichst Ihr
Marc Friedrich
Lorch im Remstal, den 03.03.2021
Corona ist nicht der Grund der jetzigen Krise, sondern lediglich der Auslöser. Die wahren Ursachen liegen viel tiefer. Wir befinden uns inmitten eines Zyklenwechsels. Die Erklärung hierfür möchte ich Ihnen im Buch geben: Welcher Zyklus endet, welcher beginnt, was uns erwartet und was Sie tun können!
Corona offenbart vieles und zerstört nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die EU, die Politik und das Vertrauen der Menschen. Wir sehen ein Land und eine EU im Abgesang, wir sehen Politiker die historische Fehlentscheidungen treffen, die chaotisch und kopflos agieren, das alles gepaart mit oftmals purer Inkompetenz und Korruption sowie Machtkämpfen auf allen Ebenen bei dem verzweifelten Versuch, den Lauf der Geschichte aufzuhalten.
Ich habe in Artikeln, in Interviews und auf meinem YouTube-Kanal geduldig prophezeit, dass 2020 ein wildes Jahr werden wird – der Beginn einer Zeitenwende. Der Ausbruch der Pandemie ist ein externer Schock – von vielen als schwarzer Schwan bezeichnet. Ein schwarzer Schwan ist ein völlig überraschendes und unwahrscheinliches Ereignis, das die Menschheit unvorbereitet trifft. Doch eine Pandemie wie Covid-19 kam alles andere als überraschend. Eigentlich war es ein weißer Schwan, eine erwartbare und programmierte Krise. Erstens leben wir in einer globalisierten Welt, und es war klar, dass über Land, Luft oder Wasser jedes Virus, egal wie gefährlich, egal wo entsprungen, es zu uns schaffen würde. Seit Jahrzehnten wissen wir auch aus der Erfahrung, dass jedes Jahr eine neue Grippewelle grassiert – mal heftiger, mal weniger heftig. Immer wieder liest man von seltenen und giftigen Spinnen, die in Bananenkisten um die Welt geschippert werden und dann im Discounter arglose Bürger attackieren. Klar, niemand kann vorhersehen, wann eine Epidemie oder Pandemie eintritt. Es gab aber solide Prognosen, dass eine globale Pandemiewelle eigentlich überfällig sei. Zweitens haben Experten auf breiter Datenbasis vor ein paar Jahren sogar Szenarien simuliert, nach denen dafür ein Virus aus der Corona-Krise verantwortlich sein werde. Hierzu gab es in der Vergangenheit schon durchgespielte Szenarien sowie simulierte Pandemieübungen von verschiedenen Institutionen, die uns jetzt geradezu unheimlich erscheinen, weil sie genau so eingetreten sind, wie in der Simulation vorweggenommen.
Die Rockefeller Foundation hat 2010 vier mögliche Szenarien für die Zukunft von Technologie verfasst.1 Das Szenario »Lock Step« (Gleichschritt) beschreibt eine weltweite Pandemie, ausgelöst durch einen Influenza-Virus, in der das autoritäre China eine Vorbildfunktion einnimmt. Global werden Masken Pflicht und die Freiheitsrechte massiv eingeschränkt beziehungsweise geben die Bürger ihre Rechte wegen des Virus sogar freiwillig ab. Dieses Szenario endet in sozialen Unruhen und Revolutionen. Die Menschen begehren gegen die Unterdrückung und Überwachung auf und stürzen die Regierungen. Die Menschheit strebt eben immer nach Freiheit. Beim besten, aber leider unrealistischen Szenario »Clever Together« löst die Weltgemeinschaft gemeinsam effizient alle Probleme. Genau das Gegenteil beschreibt die Vision »Smart Scramble«. Die Welt arbeitet nicht zusammen, sondern jeder macht sein eigenes Ding. Die Weltengemeinschaft löst sich mehr und mehr auf und lokal werden die eigenen Probleme provisorisch gelöst. Dystopisch ist das »Hack Attack«-Szenario: Staaten werden gehackt, digitale Kriminalität blüht und führt zu Instabilität und wankenden Regierungen. Aus dem Lock-Step-Szenario resultierte wohl auch der Entschluss, gemeinsam mit Microsoft, Accenture und der Impfallianz GAVI bis 2030 jedem Erdenbürger eine transnationale biometrische und digitale Identität zu geben (ID2020)2 sowie das Projekt »Known Traveller Digital Identity« für das papierlose Reisen mit den Partnern Weltwirtschaftsforum in Davos (WEF), der niederländischen und kanadischen Regierung, Accenture und anderen.3 Im Übrigen hat ein hochrangiges Mitglied der Rockefeller Foundation auch die deutsche Bundesregierung zum Thema Pandemie 2017 beraten. Eventuell ist dies auch der Grund, warum der Bundestag die Umsetzung der Steuer-Identifikationsnummer zur einheitlichen Bürgernummer umgesetzt hat. Damit können die Behörden auf alle damit verbundenen Daten zugreifen und diese verknüpfen – und das, obwohl uns 2008 noch hoch und heilig versprochen wurde, dass die Steuer-ID ausschließlich zu steuerlichen Zwecken genutzt werden solle. Anstatt wie bisher nur das Finanzamt können so zukünftig insgesamt 51 Behörden auf die jeweiligen Daten zugreifen. Stimmt man zu, können die Behörden zukünftig persönliche Daten einsehen. So ist die Bürger-ID dann im Melderegister, im Waffenregister, bei Krankenkassen und der Rentenversicherung verfügbar. Jetzt ist jeder Bürger komplett gläsern und der feuchte Traum der Stasi somit Wirklichkeit geworden. Schöne neue Welt!
Aber das ist noch nicht alles. Ein weiteres Resultat dieser Bestrebungen ist der digitale Impfausweis. Dieser soll nun in der EU flächendeckend kommen.4 Zwar widerspricht dies diametral der EU-Datenschutzgrundverordnung, dies wird aber dem größeren Ziel großzügig untergestellt. Damit gibt es zwar keine Impfpflicht, aber ohne Impfung darf man dann nicht mehr fliegen, reisen oder ins Restaurant gehen.
Wenn wir schon bei der zur Abwechslung einmal aktiven Bundesregierung sind: 2012 verfasste die deutsche Bundesregierung – unter Federführung des Robert Koch-Instituts – eine Risikoanalyse mit dem Namen: »Pandemie durch Virus Modi-SARS«.5 In diesem Szenario wird ein »Außergewöhnliches Seuchengeschehen« skizziert. Hier zeigt die Bundesregierung ausnahmsweise eine hohe Trefferquote: Ein Erreger des Typs SARS-Coronavirus (CoV) wird durch einen Patienten übertragen, der nach einem Auslandssemester in China nach Deutschland zurückkehrt. Das Virus stammt aus einem Tiermarkt in China, genauso wie es im Dezember 2019 in der chinesischen Millionenstadt Wuhan tatsächlich geschah.
ZULETZT GAB ES VERMUTUNGEN, DASS DAS VIRUS AUS EINEM LABOR IN WUHAN STAMMT.
Über den Ursprung des Virus ist man sich allgemein einig, nicht jedoch, wo genau es entsprungen ist. Ein deutscher Professor der Universität Hamburg hatte zur Laborthese Indizien zusammengetragen.6 Auch chinesische Forscher hatten diesen Verdacht schon früher geäußert.7 Beweisen konnte es aber bisher niemand zu 100 Prozent. Aber ob nun das Virus von einem Wildtiermarkt oder aus einem Labor in Wuhan kommt, bei einem Lkw-Unfall aus Versehen freigelassen wurde, vom CIA geplant war, um China zu schwächen und die Vormachtstellung der USA zu festigen oder vice versa, ob es ein Konstrukt ist, um unsere Freiheitsrechte zu beschneiden und uns alle mit Bill Gates’ Impfstoff zwangszuimpfen, ob es vom »Deep State« geplant wurde, um eine Weltwirtschaftskrise auszulösen, um Trump die Wahl zu klauen, oder ob es nur eine ganz normale Grippewelle ist, die von den Medien und Politik gezielt gepusht wird, um große Panik zu schüren, damit endlich Dinge implementiert werden können, die unter normalen Umständen nie möglich gewesen wären (Stichwort »The Great Reset«), ist im Grunde genommen Nebensache. Fakt ist, es gibt dieses Virus schon seit Jahrzehnten. Und ja, Sie lesen richtig, all das sind tatsächlich kursierende Theorien zum Virus. Hätte man, wie etwa 1968 bei der Hongkong-Grippe, schlicht gar nichts gemacht, dann hätte die Weltwirtschaft weiter gebrummt. Ich stelle immer die Frage »Cui bono?«, also wem dient es? Momentan wird China als der große Gewinner gehandelt, aber auch westliche Politiker haben einen gefährlichen Gefallen daran gefunden, ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz durchzuregieren – gerne, wie in Deutschland, auch am Parlament vorbei. Für diese Kreise ist die Krise anscheinend ebenso eine große Chance. Fakt ist, die Situation ist nun da und wir müssen damit umgehen. Erst im Rückspiegel der Geschichte werden wir sehen, was tatsächlich die wahre Geschichte hinter der Corona-Krise war. Was sich heute abstrus anhört, kann morgen schon Realität sein. So hatte ich schon im April 2020 in einem Spiegel-Streitgespräch mit dem ehemaligen Wirtschaftsweisen Peter Bofinger vor den jetzigen Entwicklungen gewarnt und die Herdenimmunität favorisiert. Das bedeutet, Risikogruppen und ältere Mitmenschen gehen in freiwillige Quarantäne und die anderen halten die Volkswirtschaft am Laufen. Wie auch immer, mir reicht hier der Befund, dass es bereits vor der Corona-Krise in Deutschland und Europa volkswirtschaftlich nicht gut aussah und die Rezession so oder so gekommen wäre. Durch das Virus lediglich massiv verstärkt. Behalten Sie bitte im Kopf: Die Welt war 2019 schon im Bremsmodus. Italien bereits in der Rezession, Deutschland mit 0 Prozent Wachstum, also Stagnation kurz davor. Ebenso Frankreich, die USA, China und der Rest der Welt. Gerne vergessen wird auch, dass die Notenbanken genau gegen diese Entwicklung 2019 vorgegangen sind – vor Corona! So hat Mario Draghi ein Willkommensgeschenk an die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde gemacht. Mit dem Beginn ihrer Amtszeit wurde die Juristin und Politikerin mit einem stattlichen Aufkaufprogramm von 20 Milliarden Euro pro Monat ausgestattet. Und das nur zehn Monate, nachdem das vorherige Programm, welches seit 2015 Bestand hatte und 2,4 Billionen Euro verschlungen hatte, um das Geldkarussell und den Euro zu retten, wieder installiert werden musste. Läuft anscheinend doch nicht so rund in der Eurozone.
Zu guter Letzt machte noch das »Event 201« der Bill und Melinda Gates Stiftung (die generöser Spender der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Impfallianz GAVI ist), des Weltwirtschaftsforums und der Johns-Hopkins-Universität die Runde.8 Hier wurde ebenfalls in einem Rollenspiel eine Corona-Pandemie durchgespielt.
Nach all diesen Szenarien und Planspielen stellt sich natürlich eine Frage: Wenn die Verantwortlichen diese Szenarien doch bereits national und international mehrfach durchexerziert haben, und das sogar mit dem richtigen Virusstamm, wieso wurden dann keine Vorkehrungen getroffen? Wieso war man dermaßen unvorbereitet? Wieso das kolossale Versagen auf breiter Front? Wieso Analysen machen, wenn man dann daraus keine Konsequenz zieht?
Vulkanologen können auf Basis ihrer Beobachtungsdaten prognostizieren, dass ein Vulkan in naher Zukunft ausbrechen wird – aber nicht, wann genau. Bei schweren Erdbeben infolge der Plattentektonik ist es das Gleiche. Daher ist auch die eigentliche Frage immer die gleiche: Wie gut ist eine Gesellschaft, ist eventuell gar die Menschheit als Ganzes auf die Folgen solcher externen Schocks vorbereitet? Und auch die Antwort ist jedes Mal erschreckend ähnlich: Nicht besonders gut.
Mit diesem Buch möchte ich Sie genau auf ein solches Ereignis vorbereiten. Denn die Frage ist nicht, ob, sondern nur wann ein gravierender Schock eintritt!
Seit die moderne Wissenschaft mit ihren strengen empirischen Methoden arbeitet, betrachten wir Naturkatastrophen zwar nicht mehr als unvorhersehbares Schicksal. Aber unsere Fähigkeit, mehr oder minder präzise Prognosen in unser Denken einzubauen, sie im Rahmen unserer Planungen, gar unseres ganz alltäglichen Verhaltens wenigstens im Hinterkopf zu haben (besser noch: uns auf bestimmte Eventualitäten vorzubereiten), hat mit unseren prognostischen Fähigkeiten nicht Schritt gehalten.
Der Grund hierfür ist unser Gehirn. Wir Menschen können nur linear denken. Wir sind schlichtweg nicht dafür geschaffen, exponentiell zu denken. Solche Krisenereignisse passieren aber oftmals urplötzlich und entwickeln sich exponentiell.
EXPONENTIELLES WACHSTUM
Für uns Menschen ist diese Art des Wachstums nicht fassbar. Wir alle kennen das berühmte indische Schach/Reis-Beispiel. Man fängt mit einem Korn auf dem ersten Feld an und mit jedem Feld wird die Anzahl der Reiskörner verdoppelt. Am Ende liegen dann 9,2 Trillionen Reiskörner auf dem Schachbrett, was 338 Billionen Kilo sind oder 433-mal die gesamte Welternte an Reis pro Jahr.
Anderes Beispiel: Nehmen Sie eine einfache DIN-A4-Seite und falten Sie diese, so oft Sie können, mittig. Mit jedem Faltvorgang verdoppelt sich die Dicke des Blatts. Sie können noch so gut gebaut sein, aber Sie werden diese Seite maximal siebenmal falten können. Danach ist Schluss. Wenn Sie es 42-mal falten würden, würde das Blatt von der Dicke her von unserer Erde bis zum Mond reichen. Sie denken jetzt: »Herr Friedrich spinnt ja komplett!« Dem ist nicht so. Das ist exponentielles Wachstum. In der Natur wächst die Krebszelle, aber auch die Vermehrung von Viren exponentiell. Die Anziehungskraft von Magneten ist ebenso exponentiell. Auch wenn wir wissen, dass diese Anziehungskraft kommt, kann unser Gehirn den richtigen Zeitpunkt nicht einschätzen und beide Magnete rasen mit unglaublicher Kraft und Geschwindigkeit zusammen. So ist auch Hyperinflation exponentiell und kein Mensch kann sie sich vorstellen und die wenigsten bereiten sich darauf vor.
Unsere technische Zivilisation, unsere wirtschaftlichen und sozialen Geflechte, das Spinnennetz globaler Handelswege und Wertschöpfungsketten, unser Geld- und Kreditsystem: All dies hat in den letzten 70 Jahren eine historisch einmalige Komplexität gewonnen. Die meisten Menschen aber glauben, die Welt ließe sich nach wie vor allein mit gesundem Menschenverstand erklären. Dabei nimmt sie sich von diesem – wohlgemerkt ehrenwerten und im normalen Alltag bewährten – Standpunkt aus gesehen oft ziemlich verrückt aus. So kann ich Zuhörer in meinen Vorträgen immer noch mit der Information überraschen, dass das Geld auf ihrem Konto nicht ihnen gehört, sondern der kontoführenden Bank. Es ist eben einfacher, sich Sparschweine vorzustellen als ein Giralgeldsystem, bei dem Geld aus dem Nichts erzeugt wird durch Kredite, welche die Banken vergeben. Jeder weiß, dass Deutschland häufiger Exportweltmeister als Fußballweltmeister ist. Aber wie fein gesponnen und wie anfällig das Netz unserer außenwirtschaftlichen Beziehungen ist, sehen nur Insider. Tatsächlich gibt es – schauen Sie sich die Tabelle des Statistischen Bundesamtes9 ruhig mal an! – buchstäblich keinen Flecken auf der Erde, mit dem Deutschland keinen Handel treibt. Keine Ahnung, was wir 2019 für 1000 Euro von der Weihnachtsinsel importiert, für 10.000 Euro in den pazifischen Inselstaat Tuvalu exportiert haben. Aber irgendjemand ist deswegen hingeschippert oder hingeflogen. Erst ein pandemiebedingter Lockdown führt uns allen vor Augen, dass einige der wichtigsten Zulieferer der deutschen Autobauer in der Lombardei sitzen.
Zwar wohnt ein knappes Drittel der Deutschen in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern, kennt also die Nadelöhre dieser modernen Siedlungs- und Lebensform. Aber viele waren eben noch niemals in New York; um von molochartigen Agglomerationen wie Tokio/ Yokohama (38 Millionen Einwohner), Delhi (26 Millionen), Shanghai (24 Millionen), Kairo/Gizeh (zwischen 16 und 25 Millionen) oder Lagos (14 Millionen) zu schweigen. Mehr als 1,6 Milliarden Menschen, ein Fünftel der Weltbevölkerung, lebt in den 500 Millionenstädten der Erde, davon allein 500 Millionen in Megacitys mit mehr als zehn Millionen Einwohnern. Diesen Menschen, erst recht den dortigen Verantwortungsträgern, ist noch am ehesten klar, wie schnell sich (oft auch noch miserable) Infrastrukturen und Gesundheitssysteme aus den Angeln heben lassen.
Ein bisschen leben wir alle nach dem neapolitanischen Modell. Nein, ich meine jetzt nicht die Mafia! Die Neapolitaner wissen eigentlich ganz genau, dass sie auf einem explosiven Vulkan leben. Aber sie tun so, als würde der Vesuv zu ihren und den Lebzeiten ihrer Kinder und Enkel unter keinen Umständen ausbrechen. Was ja auch durchaus möglich ist. Auch die Bewohner der kalifornischen Küste wissen, dass sie einen der dynamischsten Wirtschaftsräume der USA genau auf die Kante zweier Erdplatten gesetzt haben. Aber es ist eben über 100 Jahre her, dass es da bei einem verheerenden Erdbeben zum letzten Mal so richtig katastrophal gerumpelt hat. Die Verwerfungen unserer Weltwirtschaft, erst recht unserer Finanzsysteme, treten freilich in sehr viel kürzeren Zeitabständen zutage als die Aktivitäten von Vulkanen oder die ruckartigen Verschiebungen in der Plattentektonik. Trotzdem tun wir so, als würde es nie zu Ausbrüchen und Beben kommen.
Wir befinden uns in einer historischen Zeitenwende. Durch die Corona-Krise haben die Staaten und Notenbanken weltweit Billionen ins System gepumpt, um die Rezession abzufedern. Überall wurden innerhalb kürzester Zeit Rettungspakete und Konjunkturpakete historischen Ausmaßes aus dem Boden gestampft.
Ein Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde wäre allen Staaten und Notenbanken sicher! Diese einmaligen globalen Notfallprogramme gepaart mit den seit Jahren im Dauerkrisenmodus aktiven Staaten und Notenbanken haben zu neuen Rekordständen geführt – und das nicht nur bei den Infektions- und Arbeitslosenzahlen, sondern vor allem auch bei den Schulden. Weltweit steigen die Schulden in immer neue Sphären.
Abbildung 1
Die Staatsschulden der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt, den USA, sind auf dem Höchststand mit 31 Billionen Dollar.
Auch die Schulden Deutschlands sind – nach einem kurzen Intermezzo des Abbaus – wieder auf dem Weg zu neuen Höhen. Und das, obwohl sich die Steuereinnahmen von 2010 bis 2019 um 75 Prozent erhöht haben. Seit 2020 stieg die Staatsverschuldung immer weiter: 2020 um 210 Milliarden Euro (+ 11 Prozent) und durch den Gaspreisdeckel und das Inflationsausgleichsgesetz auf ein neues Allzeithoch von über 2,5 Billionen Euro.
Abbildung 2
Die Notenbanken stehen in nichts nach, wie die Bilanz der US-amerikanischen Notenbank Fed (8,8 Billionen Dollar, siehe Abbildung 3) sowie die Bilanz der EZB (8,9 Billionen Euro, siehe Abbildung 4) aufzeigen.
Abbildung 3
Abbildung 4
Allein durch das europäische Corona-Anleihen-Kaufprogramm PEPP hat die EZB 762 Milliarden Euro neue Schulden gemacht. Das Gesamtvolumen des Pakets beläuft sich allerdings auf 1,85 Billionen Euro. Also ist noch einiges an Spielgeld vorhanden, um das Spiel am Laufen zu halten. Zudem ist es flexibel und kann jederzeit »angepasst« werden.
Bisher hat die Geldpolitik jedes Problem im System, ob Finanzkrisen, Konjunkturschwächen oder Sonstiges, mit billigem Geld überdeckt. Bis zu diesem Zeitpunkt war das scheinbar kein Problem (außer, dass es zu einer Vermögenswerte-Inflation kam, die aber erwünscht beziehungsweise geduldet war). Diesmal könnte sich das ändern. Denn die Leistungsfähigkeit und die Produktivität der Volkswirtschaften sinkt deutlich, während die Geldflutung absurde Ausmaße annimmt. Sollten Teile dieses Geldes auf sich einengende Märkte und Angebote treffen, könnte dies aus dem Ruder laufen. Die Inflation wäre dann bei den realen Gütern angekommen. Schon heute sehen wir ein in gewichtigen Teilen dysfunktionales System. Ein Mehr an billigem Geld löst die zugrunde liegenden Probleme nicht. Klar ist: Noch nie wurde eine Krise durch Gelddrucken gelöst!
Überall gibt es also neue Rekordstände, und das in absoluter Rekordzeit. Innerhalb weniger Monate haben die Notenbanken mehr Geld gedruckt und die Staaten mehr Schulden gemacht als in allen anderen Krisen zusammen. In der Zwischenzeit beläuft sich zum Beispiel die Bilanzsumme der EZB auf zirka 84 Prozent des BIP der Eurozone! Das ist eine gefährliche und nicht nachhaltige Entwicklung. Zu beachten ist aber auch, dass die Notenbanken weltweit schon vor der Corona-Krise wieder aufs Gaspedal gedrückt und die Druckerpresse angeschmissen hatten. Denn schon 2019 war eine Rezession sicht- und spürbar. Die Pandemie hat diese lediglich beschleunigt und verschärft. Parallel kam es zu immensen Problemen im US-Bankensystem (REPO), welche nur durch ein starkes Eingreifen der US-Notenbank vorübergehend gelindert werden konnten. Die Ungleichgewichte des gesamten Systems sind tief verankert. Die Grundfeste waren schon lange ins Wanken geraten. Corona war lediglich der Brandbeschleuniger.
Durch den Lockdown und die verzweifelten Maßnahmen der Staaten und Notenbanken hat auch das Fieberthermometer der Eurokrise einen neuen Höchststand erreicht. Die Target2-Forderungen der Deutschen Bundesbank sind auf über 1 Billion Euro angeschwollen.
TARGET2-SALDO
Target2-Salden entstehen im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr innerhalb der Eurozone via Target2-System und beinhalten Leistungsbilanz (Waren, Güter, Dienstleistungen) und Kapitalbilanz (Finanztransaktionen). Überweisungen mittels Target2 werden nur über Zentralbankgeld (ZBG) abgewickelt. Fließt in einem Bankensystem einer Volkswirtschaft der Eurozone mehr ZBG über das Target2-Zahlungssystem zu als ab, entsteht ein positiver Target2-Saldo. Fließt mehr ZBG ab als zu, ein negativer Target2-Saldo.
Diese historische Marke wurde im Juli 2020 überschritten, nach dem die Forderungen der Bundesbank gegenüber anderen Notenbanken (vor allem der von Italien und Spanien) um 59 Milliarden Euro gegenüber dem Vormonat angestiegen sind. Im Dezember 2020 kamen 75,73 Milliarden hinzu. Dadurch stiegen die deutschen Forderungen auf insgesamt 1,2 Billionen Euro! Siehe Abbildung 5.
Diese Entwicklung zeigt wieder einmal die Dysfunktionalität der Eurozone. Während die Forderungen Deutschlands exponentiell steigen, explodieren auch die Verbindlichkeiten der Gegenseite, vor allem in den Pleiteländern Spanien und Italien. Rückzahlung? Unrealistisch!
Weiteres Ungemach droht den beiden Südländern, weil die Tourismusbranche durch Corona massiv eingebrochen ist. So sank alleine im Reisemonat Juli die Anzahl der Touristen in Spanien um katastrophale 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr! Die Reiselust war auch im Ferienmonat August sowie im September nicht erheblich größer. Im Gesamtjahr 2020 ging die Zahl der Touristenankünfte um spektakuläre 76,8 Prozent zurück.10 Dies ist der niedrigste Stand seit Beginn der Datenerhebung. Pleiten und Arbeitslosigkeit sowie weitere Rettungspakete sind damit vorprogrammiert. Somit klaffen auch die Target2-Salden weiter auseinander, welche die Ungleichgewichte innerhalb des Systems verdeutlichen. Passend hierzu noch ein kleiner Einschub:
DER EURO WIRD SCHEITERN!
Währungsunionen von unterschiedlich starken Volkswirtschaften haben in der Vergangenheit noch nie funktioniert; sie sind immer gescheitert! Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch der Euro scheitert, nachdem er schon seit Jahren auf der Intensivstation liegt und stetig wiederbelebt und beatmet werden muss.
Abbildung 5
Die angesprochenen Ungleichgewichte zeigen sich auch darin, dass nun gegen Grundsätze verstoßen und Verträge gebrochen wurden: Die EU ist inzwischen eine Transfer- und Schuldenunion geworden. Die stigmatisierten Kritiker der ersten Stunden und ich haben genau vor dieser Entwicklung gewarnt. Leider ist auch meine Prognose eingetreten: Die EU kann jetzt Schulden machen wie ein souveräner Staat. Doch kommen wir zurück zu den Target2-Salden.
In den ersten Jahren des Währungsexperiments Euro (bis 2006) lagen die Forderungen Deutschlands im Schnitt lediglich bei 1,6 Milliarden Euro im Monat. Dem deutschen Nettoexport von Waren, Gütern und Dienstleistungen in die Länder der Eurozone lag ein adäquater privater deutscher Nettokapitalexport vor, der für ausgeglichene Salden sorgte. Der folgende Chart zeigt, dass die Forderungen seit der Finanzkrise außer Rand und Band sind:
Abbildung 6
Außer Rand und Band ist auch die Vermögensverteilung. Die schier unerschöpfliche Liquidität treibt die Asset Inflation (Vermögenswerte) in immer neue Höhen. Ob das nun Aktien, Immobilien, Oldtimer oder Uhren betrifft: Alles verteuert sich immens. Für Reiche ist das Notenbankprogramm eine Art bedingungsloses Grundeinkommen. Die Notenbanken sind in der Zwickmühle und können von ihrem fatalen Kurs nicht abweichen. Ansonsten würden Zombie-Firmen und sogar Zombie-Staaten kollabieren. Das bedeutet: Auf der anderen Seite wird die Inflationierung weitergehen und damit auch die Übertreibung an den Finanz- und Immobilienmärkten. Es gibt aber noch Werte, die unterbewertet sind und Assets wie Aktien und Immobilien outperformen, sich also besser entwickeln werden.
Allein ein Blick auf die Preisentwicklungen in Werten wie Gold, Silber, Minenaktien, Rohstoffen, Diamanten, Bitcoin und anderen Sachwerten zeigt, dass immer mehr Menschen das Vertrauen in das Geldsystem und die Institutionen verlieren. Leider zu Recht. Rette sich, wer kann. Noch ist Zeit dafür, aber das Zeitfenster wird jeden Tag kleiner.
Fakt ist:Wir stehen vor dem größten Vermögenstransfer der Geschichte! Wenn Sie sich jetzt richtig positionieren und die richtigen Investments tätigen, werden Sie Vermögen für Generationen schaffen, wenn nicht, Vermögen vernichten.
Noch können Sie sich schützen und agieren. Werden Sie aktiv!
»Das Wachstum ist langsam, der Weg zum Ruin aber ist schnell.«
Seneca, römischer Philosoph
Es ist kein Wunder, dass der Ausbruch der Corona-Pandemie und die nahezu weltweit beschlossenen Gegenmaßnahmen als externer Schock auch die Finanzmärkte erst mal kräftig durchgeschüttelt haben. War das jetzt schon der größte Crash aller Zeiten, den ich im letzten Buch in Aussicht gestellt habe? Nein, leider nicht. Mit dem größten Crash aller Zeiten meine ich nämlich nicht nur einen ordinären Börsencrash, sondern tatsächlich einen kompletten Systemcrash. Diesen Crash haben wir noch vor uns, und wir werden ihn in allen Bereichen sehen: in Politik, Gesellschaft, Geldsystem, Finanzen, in der Art, wie wir leben, reisen und arbeiten.
Abbildung 7
Aus diesem Grund muss man bei der Analyse auch zu Superlativen greifen. Denn die immer neuen Maßnahmen und Phänomene sind wahrlich einmalig und rekordverdächtig: Noch nie sind die Schulden innerhalb kurzer Zeit stärker gestiegen als zuletzt (siehe Abbildung 7). Noch nie waren mehr Schulden im System (zirka 298 Billionen Dollar oder zirka 360 Prozent des weltweiten BIP).
Noch nie haben die Notenbanken stärker ins System eingegriffen und mehr Geld ins System gepumpt als im Jahr 2020, mehr als bei allen anderen bisherigen Krisen zusammen (9,2 Billionen Dollar; bis Ende 2021 werden es mindestens 12 Billionen Dollar sein). Noch nie ist die Wirtschaft global seit dem Zweiten Weltkrieg stärker eingebrochen als 2020 (–3,5 Prozent), und trotzdem stehen die Aktienmärkte und Immobilienpreise höher als je zuvor (befeuert durch die Liquiditätsflut der Notenbanken). Noch nie müssen mehr Staatsanleihen innerhalb eines Jahres neu finanziert werden wie 2021. Noch nie mussten die Staaten der Welt tiefer in die Tasche greifen, um die Wirtschaft zu stimulieren und Konjunkturpakete zu verabschieden. Noch nie waren die Zinsen global tiefer als jetzt. Noch nie sind so viele Staatsanleihen mit negativen Zinsen emittiert worden (18 Billionen Dollar Volumen). Vor allem aber gilt: Noch nie hat die gesamte Welt ihre Wirtschaft de facto dicht gemacht, denn noch nie hatten wir so viele Lockdowns – und das weltweit!
Sie sehen also, ich übertreibe in keinerlei Art und Weise. Wir betreten gerade absolutes Neuland, und zwar finanziell, politisch, aber vor allem auch gesellschaftlich. Wir steuern mit Vollgas auf den Abgrund zu; und selbst wenn wir jetzt eine Vollbremsung machen würden, wäre es zu spät. Es wird immer klarer: Es gibt im bestehenden System keine Lösung.
Ären, Zivilisationen und Imperien gehen immer zu Ende. Das ist der Lauf der Dinge und ein natürlicher, immer wiederkehrender Zyklus (siehe Kapitel »It’s the cycles, stupid!«).
Wir werden nicht nur monetär und wirtschaftlich Einbußen erleiden, sondern auch gesellschaftlich Schaden nehmen. Schon jetzt muss jedem klar sein, dass viele Tausende, wenn nicht sogar Millionen Menschen da draußen traumatisiert sind – teilweise schwer. Millionen Menschen haben ihren Job verloren – innerhalb von wenigen Wochen. Der Aufschwung der letzten Jahre an den US-Arbeitsmärkten wurde innerhalb weniger Wochen komplett zunichte gemacht. Unter Trump und Obama hatten 22 Millionen Menschen Arbeit gefunden – und innerhalb von vier Wochen sind knapp 25 Millionen Menschen arbeitslos geworden. Bis Dezember 2020 stellten fast 70 Millionen US-Amerikaner einen Antrag auf Arbeitslosengeld.
Abbildung 8
Das heißt, wir sehen hier gerade wirklich dramatische Entwicklungen in ganz kurzer, komprimierter Zeit. Das wird das bestehende System für immer verändern, auch politisch. Wir werden künftig ganz andere Strukturen in der Politik sehen. Mehr Sezessionen, Blöcke werden zerbrechen (EU), Staaten sich auflösen, Währungen scheitern (Euro), neue Staaten und neue Gesellschaftsformen entstehen. All das habe ich in meinem letzten Buch schon prognostiziert, und ich habe immer wieder aufgezeigt, dass wir diesen Paradigmenwechsel, gerade live erleben. Und dieser ist nicht zu stoppen, auch nicht mit der Geldpresse. Das sind normale Zyklen. Und jetzt kommt der aktuell bestehende Zyklus an sein Ende. Wir hatten jetzt elf Jahre lang Wachstum in der Weltwirtschaft. Seit elf Jahren, über 128 Monate, sind die USA als wichtigste Volkswirtschaft gewachsen, und das ist unnatürlich (historischer Durchschnitt 58,4 Monate). Nach vier bis fünf Jahren kommt üblicherweise eine Rezession. Da muss das System durchatmen. Die vergangene Dekade war die erste Dekade in der Geschichte der USA, in der es keine Rezession gab.11 Es war die längste, aber auch die schwächste Expansionsphase seit 70 Jahren mit durchschnittlich nur 2,3 Prozent Wirtschaftswachstum pro Jahr. Generell ist zu bemerken, dass das Wirtschaftswachstum in den USA seit den 1970er-Jahren auf einem absteigenden Ast ist.
Abbildung 9
Es sollte jedem klar sein, dass wir gerade versuchen, die Mathematik zu überlisten. Das wird aber nicht gelingen, sondern grandios scheitern – und leider mit Kollateralschäden einhergehen, die wir uns gar nicht ausmalen können. Meine Recherchen, Analysen, Modelle zeigen auf, dass es leider keinen Aus- oder Umweg und keine Lösung mehr gibt. Das System wird mit einem Knall enden. Man kann sich vielleicht nochmal ein, zwei Jahre erkaufen, aber das wird die Probleme nicht lösen, sondern sie lediglich in die Zukunft verschieben, wo sie sich dann zu noch größeren Problemen potenzieren. Irgendwann werden wir den Absturz erleben. Und wie gesagt: Mit jedem Tag, an dem wir in diesem System hängen bleiben, wird die Fallhöhe größer und damit der Aufprall härter. Nach wie vor gehe ich davon aus, dass wir das Ende des jetzigen Systems sehen werden. Auflösungserscheinungen sind jetzt schon weltweit zu sehen. Ob es am Ende der finale Kollaps sein wird, wie ich ihn kommen sehe, das wird sich dann herausstellen.
Wir haben gesehen, dass es ziemlich einfach ist, große Teile einzelner Volkswirtschaften quasi auf Knopfdruck herunterzufahren. Wir haben ebenfalls gesehen, dass es weit schwieriger ist, über Wochen oder gar Monate lahmgelegte Wirtschaftszweige wieder hochzufahren. Gewiss, eine Pandemie ist kein Krieg, kein Erdbeben, kein Vulkanausbruch, kein Tsunami. Sie richtet keine Sachschäden an. Keine Fabrik, kein Kaufhaus, kein Kindergarten, keine Kneipe ist kaputt. Aber Wirtschaft ist eben weit mehr als Sachvermögen. Anders als die »Hardware« jeder Ökonomie ist ihre »Software« (etwa Belegschaften, Kapital- und Organisationsstrukturen, Finanzierungs- und Lieferwege, Einkommenserwartungen oder Konsumneigungen) nicht nur viel bedeutender, sondern auch viel empfindlicher. Zahlungsunfähige Betreiber werden eben nicht per Regierungsbeschluss über Nacht wieder liquide. Einmal gekündigte Mitarbeiter lassen sich nicht mit einem Anruf oder einer WhatsApp-Nachricht (oder besser über Signal oder Threema versendeten Botschaft, zwei Nachrichtendienste, die ich Ihnen wärmstens empfehle – Big Brother is watching you) zurückbeordern. Einmal gerissene Lieferketten lassen sich nicht ruckzuck per Mail reparieren. Bildlich gesprochen: In der Corona-Krise wurde vielleicht kein Porzellan zerschlagen – aber Tonnen von Geschirr stehen am Straßenrand, weil es die Haushalte nicht mehr gibt, denen es vor Kurzem noch gehörte.
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass das Virus »besiegt« wird oder wie durch ein Wunder verschwindet (wie offensichtlich jetzt die Grippe). Die Mutanten des Virus sind schon auf dem Vormarsch und die Regierungen der Welt übertrumpfen sich in kopflosen Entscheidungen und sind dabei, ihre Bürger dadurch zu verlieren. Klar ist nur: Ob Impfstoffentwicklung und -verteilung, Durchimpfung oder – schreckliches Wort! – »Herdenimmunität«: Bis Besserung eintritt, brauchen wir vor allem eines: Geduld. Vielleicht einige Monate, vielleicht ein Jahr, wahrscheinlich aber sogar länger. In jedem Fall wird es länger anhalten, als ganze Volkswirtschaften, ganze Branchen, erst recht einzelne Unternehmen, Selbstständige, Kurzarbeiter oder Arbeitslose im Stillstand oder in einer Art Zeitlupen-Ökonomie überdauern können. Dass die immense Liquidität, die Regierungen und Notenbanken noch einmal mobilisiert haben, den Schock komplett kuriert, ist höchst unwahrscheinlich. Ob sie ihn so weit gemildert hat, dass er bald überwunden sein wird, glaube ich auch nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall: volkswirtschaftliche Schadensmaximierung. Was wir erleben, ist ein historisches Wirtschaftsexperiment, eine gigantische Insolvenzverschleppung, die staatlich legitimiert ist – mit offenem Ausgang. Ich finde keine überzeugenden Argumente dafür, dass das ein gutes Ende nehmen könnte. Und auf ein ungutes Ende sollte man vorbereitet sein – monetär und mental! Ich muss dies immer wieder erwähnen, um die Wichtigkeit zu unterstreichen! Mein Spanisch-Professor sagte immer: »Verdeutlichung durch Wiederholung«.
Ich gehe davon aus, dass es wie in allen Krisen seit Mitte der 1990er-Jahre sein wird: Mit Schulden wurde mal wieder Zeit gekauft – ein Spiel auf Zeit. Und die Lösung lange aufgestauter Probleme und Strukturdefizite wurde einmal mehr auf einen ungewissen Zeitpunkt in der Zukunft verschoben – bestenfalls bis zur nächsten Wahl. Meines Erachtens geht da nicht nur ein Krug so lange zum Brunnen, bis er bricht, sondern ganze Wagenladungen auf Pump gekaufter Krüge. Und am Ende werden nicht die Krüge brechen, sondern die Brunnen versiegen.
Auslöser wie diese Pandemie beschleunigen Entwicklungen in ungeheurem Tempo, aber sie sind nicht deren Ursache. Das ist ganz wichtig zu wissen, denn es wird uns andauernd anders verkauft und propagiert. Man muss jetzt Billionen drucken und die Schulden vergemeinschaften wegen des bösen, unsichtbaren Virus. Nicht die Unfähigkeit und den Unwillen, Reformen durchzuführen, nicht die Inkompetenz der Politik der letzten Jahre, ja gar Jahrzehnte ist schuld an den tiefen strukturellen Problemen, die sich jetzt deutlichst zeigen – nein! –, sondern das Virus. Die Pandemie kommt den verzweifelten Politikern wie gerufen in einem System, das ohnehin schon am Ende ist. Sie ist fast schon ein Geschenk des Himmels. Hätte es Corona nicht gegeben, hätte man die Krankheit erfinden müssen. Endlich hat die Politik einen Sündenbock, dem sie alle nicht gelösten Probleme der letzten Jahre in die Schuhe schieben kann. Unter dem Deckmantel und im Schatten der Pandemie können nun lang ersehnte Pläne durchgeführt werden, die unter normalen Umständen niemals hätten realisiert werden können.
Wenn demnächst sämtliche Schulden-, Vermögens- und Finanzblasen platzen, die sich vorher über Dekaden gebildet haben, dann hat das deutlich tiefer liegende Gründe. Vieles davon habe ich in Büchern, Videos und Artikeln immer wieder aufgezeigt. Durch die permanenten, seit fast 20 Jahren verabreichten Liquiditätsspritzen der Notenbanken haben sich gigantische Blasen an den Finanzmärkten gebildet. Ja, die Nachfrage nach Wohnraum in Ballungsgebieten wäre auch gestiegen, wenn Fed, EZB & Co. bloß für die Versorgung der Märkte mit Tulpenzwiebeln zuständig wären. Aber Preisblasen, wie sie die Zocker bei Immobilien in München, Stuttgart, Berlin Mitte, Paris, New York und anderen Metropolen aufgepumpt haben, haben nichts mit normalen Angebotsmängeln zu tun. Das ist nicht zuletzt daran zu erkennen, dass in den letzten zehn Jahren quer über alle Marktsegmente Wohnhäuser hochgezogen wurden, die die Finanziers dieser Immobilien (oder deren auf Preissteigerungen wettende Käufer) überhaupt nicht vermieten. Klingt seltsam, ist aber so. Denn wenn die Immobilienpreise durch die Decke gehen, dann refinanzieren Mieter keine Investitionen. Sie produzieren dann bloß hässliche Kosten – weil sie die Wohnungen eben langsam verschleißen, und weil es schwieriger ist, sie wieder loszuwerden, als die Bude leer an den nächstgrößeren Idioten weiterzuverkaufen. Die Zeche zahlen Normal- und sogar Gutverdiener, die sich eine adäquate Wohnung in den genannten Städten und in deren Umland kaum noch leisten können. Da ist der Markt völlig aus den Fugen geraten.
Wenn der wirtschaftliche Shutdown nicht bald endet, wenn wir weiterhin nächtliche Ausgangssperren in den wichtigsten Volkswirtschaften der Welt erleben, wie in Deutschland, den USA, Großbritannien, Frankreich oder auch Italien, wenn sich die Pleiten häufen und die Verbraucher vor lauter Sorgen um ihre Arbeitsplätze und Einkommen weiter nur das Nötigste kaufen, dann wird das genau jetzt der größte Crash aller Zeiten. Denn die Ungleichgewichte waren einfach schon länger da, sind seit Jahrzehnten im System verankert und wurden auch nie bereinigt, weil man nie den Mut hatte, neue Wege zu gehen.
Machen wir uns nichts vor: Kein Thema entzündet derzeit mehr Diskussionen, spaltet stärker als das Coronavirus. Es ist vergleichbar mit der Finanz- und Euro- und Flüchtlingskrise. Die Fronten werden immer härter, und kaum noch jemand ist bereit, anderen zuzuhören und eine andere Meinung zu akzeptieren.
Dies ist generell ein Problem unserer Zeit, an dem unsere Gesellschaft krankt. Die Spaltung nimmt zu, man ist entweder für eine Sache oder dagegen, schwarz oder weiß, es gibt nichts mehr dazwischen. Der demokratische Diskurs ist komplett unter die Räder gekommen. Sobald jemand eine andere, vielleicht kontroverse Meinung vertritt, wird der oder die Betreffende diffamiert und stigmatisiert. Es ist kein Miteinander mehr, sondern ein Nebeneinander und leider immer mehr ein Gegeneinander. So auch bei Corona: Die einen haben Angst vor dem Virus und die anderen haben Angst um ihre Existenz oder Angst, ihre Freiheitsrechte zu verlieren durch immer drastischere Maßnahmen der Regierungen. Wir sollten uns nicht spalten lassen, denn das hat noch nie zu etwas Gutem geführt. Leider wird viel Angst über die Medien und die Politik kolportiert. Für die Politik ist seit jeher eine Krise immer eine willkommene Chance, um ungeliebte Maßnahmen unter dem Deckmantel der Angst endlich durchzudrücken. Ganz nach dem Motto von Winston Churchill:
»Never let a good crisis go to waste.«
Gleichgültig, wie man zur Corona-Pandemie steht: Ich gehe davon aus, dass die Maßnahmen und auch das Virus uns leider noch lange erhalten bleiben. Bis zu einer Immunitätsrate in der Bevölkerung, die der der Grippe entspricht, kann es Jahre dauern. Weitere Ausbrüche pandemischen Ausmaßes sind nicht auszuschließen. Schon jetzt sind wir in der dritten Welle und bald sogar könnten Befürchtungen auf eine andauernde Welle um sich greifen. Wann es ausreichend Impfstoffe geben wird und – viel interessanter! – ob diese wirken, auch gegen Mutationen, ob sie Nebenwirkungen haben und von der Bevölkerung überhaupt angenommen werden, ist derzeit völlig offen. So offen wie die Frage, welche Einschränkungen des öffentlichen Lebens die Ausbreitung des Virus wirklich gebremst haben und welche nicht. Gewissheit herrscht einstweilen nur über das, was man den Ischgl-Faktor nennen kann: Wenn mehrere Hundert Leute, die entweder nicht wissen oder die Tatsache ignorieren, dass sie sich ein gefährliches neues Virus eingefangen haben, in schlecht klimatisierten Kneipen zusammen tanzen, herumgrölen, saufen und schwitzen, dann hat man den perfekten Seuchenherd. Mit Abstufungen gilt das auch für Karnevalssitzungen oder Gottesdienste in Gemeinden mit größerem Einzugskreis. Sehr überspitzt gesagt: Es gilt für alle längeren Zusammenkünfte vieler Menschen in geschlossenen Räumen, deren Absage für die Beteiligten bedauerlich sein mag, aber selbst über Monate, notfalls Jahre, eines gewiss nicht produziert: nennenswerten volkswirtschaftlichen Schaden. Dafür gibt es aber sozialen und seelischen Schaden – teilweise irreparabel. Im Falle der Schließung von Kindertagesstätten, Schulen und Universitäten, Geschäften, Hotels und Restaurants dagegen sehen wir jetzt schon die gewaltigen Bremsspuren. Ob der wirtschaftliche und soziale Verkehrsinfarkt tatsächlich einen Infarkt unseres Gesundheitssystems verhindert hat, ob Länder mit besonders strikten oder mit begrenzten Einschränkungen des öffentlichen Lebens besser dastehen, das wird sich erst gegen Ende des Weges zeigen.
Doch wie auch immer sich all das entwickelt – es heißt nicht, dass der große Crash dann abgeblasen ist. Ganz im Gegenteil. Dann werden wir einfach noch ein, zwei, maximal drei Jahre warten müssen. Das Einzige, was bis dahin noch passiert, ist eine Fortsetzung der Insolvenzverschleppung durch die Notenbanken, die versuchen, das System nochmals mit einem letzten und gigantischen Aufbäumen zu stützen.